06.01.2021
„Mama, der Märchenfilm fängt an!“
„Du kannst schon mal alleine gucken, ich mach noch
schnell die Suppe“
„Das Kind ist ganz allein im Wald… das darf ich
nicht … Mama, können Pilze wirklich Tote wieder
lebendig machen?“
„Nein“
„Aber wenn, das wär doch was für Oma … Mama, laufen
Wurzeln weg, wenn man sie essen will?“
„Unsere Karotten nicht“
„Aber schimpfen Karotten? Und rauchen? Und fliegen?“
„Nee… was für einen Quatsch redest Du da“
„Mama, wenn ein Kind von einer Schlange gebissen
wird, kommt dann ganz viel Blut?“
„Hä?“
„Und hilft dann eine Wurzel?“
„Naja vielleicht kann man aus irgendeiner Wurzel so
Schlangengiftpillen machen…“
„Nein Mama, hilft die Wurzel, wenn sie herkommt,
raucht und sich auf einen legt?“
„WAS?“
„Und Mama, wenn die Wurzel doch hilft, warum wollen
dann die Männer mit den komischen Gesichtern die
jetzt mit Schwertern kleinhacken? Ist das vielleicht
weil sie so gruselig aussieht? Aber warum will die
Prinzessin dann trotzdem mit ihr schmusen? Mama, ich
versteh den Film nicht…“
„Ich komm ja gleich“
„Jetzt zieht die Prinzessin sich aus, damit sie
besser mit den Männern kämpfen kann … und das stimmt
mit den Toten! Die kommen aus der Erde, wenn jemand
ein Stückchen von der redenden Wurzel abreisst und
das auf den Boden fällt … oje, jetzt will der die
anderen fressen“
„Mäuschen, bist Du Dir sicher, dass das so ähnlich
ist wie Die Unendliche Geschichte?“
„Aber Mama, das stand doch im Programm, nur halt aus
einem anderen Land“
„Stimmt, Taiwan war das … hat der Papa nicht neulich
auch so einen Film von da gesehen? Irgendwas mit
einer Frau, die bei Wölfen aufgewachsen ist?“
„Ja, die musste auch ganz viel kämpfen hat er gesagt
… so wie die gerade … ui, jetzt ist die Mama
gebissen worden von dem Toten“
„War da nicht in Papas Film auch was mit einer
Wurzel? Ginseng oder so?“
„Ja, Ginseng heisst die hier auch! Und ist 1000
Jahre alt!“
„Ach was, die 1000 Jahre alte Ginseng Wurzel hat die
Frau in dem Film von Papa doch gegessen aus
versehen… autsch, heiss die Karotten“
„Hier will die Wurzel nicht gegessen werden Mama… da
ist fast so viel Nebel wie bei Dir in der Küche …
nur dunkler und bunter“
„Schatzi, hier ist kein Nebel, das ist Dampf vom
Kochen“
„Mama, wenn wir die Karottensuppe essen werden wir
dann auch so stark wie der tote Mann? Der hat eben
die Suppe getrunken mit einem Stück vom Bart des
Ginseng drin und ...“
„Mach diesen Quatsch jetzt aus, dann werden wir das
ja sehen“
„Aber Mama, jetzt wird es noch spannender, der Mönch
steckt so lange Nadeln in den toten Mann“
„Jetzt reichts aber, ich mach das aus … was, da ist
ja erst eine halbe Stunde um? Den Rest kannst Du
später mit Papa gucken.“
Mi, 13.01.2021
"Dear all:
Ein KLASSE Film erwartet uns am Mittwoch.
Wie KLASSE? Etwa fünfzehn Jahre KLASSER als der
Klassiker DIE KLASSE VON 1984.
Class of 1999
USA 1990, R: Mark L. Lester
Die Welt mal wieder am Abgrund. Chaos regiert in
den Großstädten. No Go Areas, in die sich kein
Gesetzeshüter mehr freiwillig hinein traut.
Mittendrin eine kleine Schule, hoffnungslos
isoliert und terrorisiert von bildungsfernen
Letzte- und Allerletzte-Bank-Lümmel*Innen. Der
überforderte Lehrkörper, sich trotz der miserablen
Arbeitsbedingungen immer noch dem Bildungsauftrag
verpflichtet fühlend: restlos am Ende mit den
Nerven...
So kann es nun wirklich nicht weitergehen. Hat
jemand eine Idee? Jep, Sie dahinten, Herr Keach!
Hören Sie auf, an Ihrem dämlichen weißem
Rattenschwanz-Zopf herumzufummeln und sagen Sie,
wie man auf vernünftige Weise Herr*In der Lage
werden kann!
Selbstverständlich hat der Man of Science eine
streng wissenschaftlich-pädagogisch wertvolle
Lösung parat:
Ausgemusterte Kampf-Androiden als
Aushilfslehrkräfte.
Hilarity ensues.
Nach seinem nicht minder pädagogisch wertvollem
Sozialbildungsdrama Class of 1984 hat Regisseur
Mark L. Lester offenbar erst einmal einen Haufen
Filme wie Terminator, Escape from New York,
Mad Max 2 und The Class of Nuke em High
in seinen ganz persönlichen Lehrplan aufgenommen
und kam zu dem Schluss, dass es an der Zeit sei,
den Themenkomplex Gewalt, Drogen und Anarchie im
amerikanischen Bildungssystem der nahen Zukunft
einer neuen Jugend als bizarres Lehrstück
aufzubereiten und das Ergebnis mit Schmackes auf
die Netzhäute der lethargischen MTV Generation zu
semmeln.
Stacy „American History X“ Keach, Malcolm
„Alex“ McDonald und Pam „Coffy – die Raubkatze“
Grier geben alles und overacten sich bestens
gelaunt durch diesen „Club der mausetoten
Dichter“. Eine Molotov-Cocktail-Feuerzangen Bowle
aus der fernen Zukunft des Jahres 1999, die sich
nun sooo sehr auch nicht von unserer Gegenwart
unterscheidet (Naja, mehr Roboter halt), inklusive
Mad Max Fahrschulstunde und
Fashion-Workshop als freiwillige außerschulische
Aktivität, erwarten Euch. Wer zu spät kommt erhält
einen Eintrag ins Klassenbuch – geschrieben mit
seinem EIGENEN BLUT!
Fack yuh Eisenschtain, dräschmuviNait is in se
Schulhaus!
ab 19 Uhr: Party like it`s 1999!
ab 20 Uhr: Nachsitzen
J+F+A"
Mi, 20.01.2021
"Liebe Gemeinde,
was hat ein sehr angetanes Publikum letzte Woche
nicht alles lernen können!
Wurde doch schon 1999 demonstriert, was dabei
herauskommt, wenn psychisch instabile Großmäuler
mit kurzer Zündschnur und der geistigen Reife von
Vorschulkindern unbeschränkten Zugang zu Waffen,
billigen Drogen und albernen Outfits bekommen:
erhabene weiße Gebäude werden zur Krawallkirmes,
Bildungsferne zum Fashion Statement, Chaos und
dumme Ideen spießen wohin man schaut, und am
Schluss ist es mit besenrein Fegen nicht getan.
Man hätte also einiges sehen kommen können in den
US of A, aber selbst wir hatten diesen warnenden
Klassiker lange nicht auf dem Radar.
Solcher Ahnungslosigkeit sei künftig vorgebeugt.
Unserem Bildungsauftrag entsprechend betreiben wir
weitere kulturanthropologische Studien und schauen
uns heuer außerhalb der „Free Fire Zone“ um. Auf
der anderen Seite der Stadt, in der wohlbetuchten
und gediegen sedierten Vorstadt haust die
SOCIETY
von Brian Yuzna
USA 1989
Weniger Rauch, leisere Autos, andere
Haarpflegeprodukte, weniger Nieten aus Metall,
aber genauso viele auf zwei Beinen. Statt
Punksimulanten beim großflächigen Losen
zuzuschauen, wohnen wir den Irrungen und Wirrungen
windelweicher Popper bei. Jedoch haben wir es
nicht etwa mit einer grausig aseptischen
spätachziger Highschoolromanze oder gar -komödie
zu tun, sondern geraten in eine seltsam sicke
Angelegenheit, die jedwede Form von „Social
Awkwardness“ mehr als angemessen erscheinen lässt.
Hat man in der letzten Woche an jungen Leuten
gekratzt, kam Blut. Bei Erwachsenen, Metall. In
SOCIETY liegen ganz andere Sachen unter den
Oberflächen, den Gesichtern, den Konventionen, den
Seelchen. Lassen wir sie raus!
See you
F&J&A"
Mi, 27.01.2021
"Liebe Alle,
und schon geht’s weiter!
Mit
L'invenzione di Morel
Italien 1974, R: Emidio Greco
Nachdem Herr Yuzna uns letzte Woche drastisch vor
Augen geführt hat, dass es die High Society einem
mitunter außerordentlich schwierig machen kann, auf
konstruktive Weise in einen fairen klassen-basierten
Diskurs einzusteigen, begeben wir uns diesmal
beherzt in die Siebziger Jahre, streng genommen
sogar die Vierziger, sehr streng genommen gar die
20er, um die komplexen Spielweisen einer gänzlich
anders gepolten, ebenfalls eher distanzierten
Gemeinschaft privilegierter Gesellschafter durch die
Brille eines geflüchteten Sträflings, den es an eine
wundersame Küste irgendwo im Nirgendwo verschlagen
hat, unter die Lupe zu nehmen. Der Entflohene stellt
alsbald fest, dass seine Angst vor Entdeckung noch
das geringste Problem ist, mit dem er sich auf
diesem geheimnisvollen Stückchen Ort, Raum und Zeit
herumschlagen muss. Dabei bewegt sich der Film
zuweilen mit der Geschwindigkeit eines
hypnotisierten Gletschers voran. Ein Genuss in
dieser ereignissüberladenden Highspeed-Zeit.
Trashmovienite in „Zeit-Loop-e“ sozusagen.
Der Science Fiction Roman des argentinischen Autoren
Adolfo Bioy Casares "La invención de Morel“
aus dem Jahr 1940 wurde bereits mehrfach verfilmt.
Wir führen uns die italienische Fassung von 1974 zu
Gemüte, nicht zuletzt, weil die ruhige, glasklare
und ästhetisch ausgesprochen stilsichere Verfilmung
eine interessante Schnittmenge von Franks
Faszination für Mode, Stil und Habitus des
italienischen 70er Kinos und meine Begeisterung für
mysteriöses Retro-SciFi-Zeugs bildet.
Rasante Achterbahnfahrten quer durch den
Trash-Gemüsegartenfreizeitpark werden die geneigten
Trashnite-Conniseure diesmal nicht geboten bekommen.
Hier wird entschleunigt, dass die Bremsen qualmen.
Uns erwartet ein nahezu schweigsam-meditativer,
konzentrierter Reigen aus Beobachtungen,
gescheiterten Interaktionsversuchen und bizarren
phantastisch-technischen Gedankenspielen, gefilmt in
eher sonnig entlegenem, stylish bebauten und von
vorzüglich gekleideten geheimnisvollen Akteuren
bevölkerten Ambiente. Gesprochen wird wenig, dafür
umso genauer beobachtet und gezeigt.
Es sei schon mal vorweggenommen, dass diesmal ein
beherzter Schlag in die Fresse der degenerierten
Hoch-Gesellschaft nicht zur Auflösung des
gesellschaftlichen Konstruktes beitragen wird.
Und dennoch…
Nun, lassen wir uns überraschen.
"Wechsel von Glibber auf Sand hält geistig
beweglich"
(Brain in seiner Antwort-email auf den
Filmvorschlag).
19 Uhr Konspiration
20 Uhr Kontemplation
J+F+A"
Mi, 03.02.2021
"Liebe Gemeinde,
letzte Woche endete unsere Miniserie „Schiffbrüchige,
die auf Inseln geraten, die von irren Doktoren mit
M im Nachnamen und deren fragwürdigen Erfindungen
heimgesucht sind“, und das gibt uns Raum Neues
zu erkunden.
Wie lange lag man uns schon in den Ohren, doch
endlich mal einen estnischen Film zu zeigen.
Möglichst einen, der in Kasachstan gedreht ist!
Unser Zieren soll ein Ende habe, diese Woche ist es
soweit. Wir checken ein ins
"Hukkunud Alpinisti“ hotell
Sein Haus „Hotel zum verunglückten Alpinisten“ zu
nennen wäre vielleicht nicht die allerklügste Wahl,
wollte man dick ins Geschäft als
Kuschelwellnessresort in den Bergen einsteigen. Da
die literarische Vorlage unseres Films jedoch 1970
hinter dem eisernen Vorhang verfasst wurde und die
Handlung wiederum im Westen spielt, kann gemutmaßt
werden, dass man dem Klassenfeind schlichtweg jeden
Unfug zutraute.
Die merkwürdigen Ereignisse in den Alpen anzusiedeln
kann als ein ebenso notwendiger wie fadenscheiniger
Move interpretiert werden, um eine Geschichte
aufzutischen, die in keinen Fünfjahresplan gepasst
hätte. So soll es also kein aufrechter sowjetischer
Kriminalkomissar sein, der sich durch den zunehmend
delirösen Plot knurrt – obwohl er aus westlicher
Sicht verdächtig viele Züge eines eben solchen
aufweist: Die Sturheit eines Kolchosentraktors,
leistungsfähige Leber, sprödes Sozialverhalten und
einbetonierte Dienstanweisungen. Ob gerade letztere
in einer Situation helfen können, die sich von einem
scheinbaren kriminologischen Fehlalarm über eine
Film-Noir-artige Angelegenheit ins komplett
Unerwartbare wandelt, werden wir sehen.
Einmal mehr können wir uns auf die Suche begeben
nach Querbezügen scheinbar völlig unverwandter
Filme, Morel vs. Hotell – mangels Double Feature nun
wochenübergreifend, aber zwei so sperrige Dinger
hintereinander wären ohnehin zuviel des Guten
gewesen. Freuen wir uns also auf
„Outlaw auf der Flucht“ vs. „Kommissar tritt zum
Dienst an“,
„Eingeschlossen vom Meer“ vs. „Eingeschlossen von
Lawine“,
„Rätselhafte Gestalten mit Kommunikationsdefiziten“
vs. „Rätselhafte Gestalten mit
Kommunikationsdefiziten“ und noch viel mehr.
Estnischen Prog-Rock etwa.
Die Autoren Arkadi und Boris Strugazki konnten ihr
Talent für beschwingte Unterhaltung etwa zeitgleich
in ähnlichem Maße bei Stalker unter Beweis
stellen, bei dem sie ebenso wie beim Hotell
intensiv am Drehbuch mitarbeiteten.
Wie Jörg dazu anmerkte: "Unbedingt zeigen!!! Und
dann diese hunderte von genialen
oldschool-filmpostern, die die Googlelowski
Maschine hierzu ausspuckt. Hachikowski!!!
Toptoptop!!!!!"
Und in der Tat, wir veneigen uns vor der klassischen
Ostblock-Grafikerkunst und kleben eine Auswahl
Originalposter an – es gibt Dinge, die kann nicht
mal ein Trashnite-Logo besser machen. Wenige.
See you!
F&J&A"
(in der Online-Lobby bearbeitetes Originalposter)
Mi, 10.02.2021
"Liebe Alle,
heute machen wir kurzen Prozess bzw. kurzes
Programm.
Nachdem wir letzte Woche Estland abgehakt haben,
wird nun eine weitere Leerstelle in unserer Playlist
planiert – der erste Titel, der mit einem X beginnt,
steht an!
Und zwar
XTRO
England 1982
Mussten wir zuletzt in den kasachischen Bergen
miterleben, wie eher planlose Außerirdische
bankräubernden Terroristen aus interplanetarer
Gutmütigkeit behilflich waren, nur um letztlich
Undankbarkeit in Form von Luft-Boden-Raketen zu
ernten, erwartet uns diesmal recht hartgesottenes
Material aus dem All. Triggerwarnung für
Alienparanoiagefährdete!
Ihr mögt Lasergeballer und techniklastige
Science-Fiction? Fehlanzeige – statt dessen gibt’s
Sicko-Fiction: alptraumhaftes Dräuen, WTF-Momente
wohin man schaut und eine Flatrate ekliger Ideen.
Komprimiert in schlanke 82 Minuten.
All das fühlt sich sehr wenig nach Hollywood an, und
sorgte bei den britischen Kuturbehörden für
Stirnrunzeln. Der Versuch des Verschwindenlassens im
„Video Nasty“ Gilftschrank erwies sich – wenig
überraschend – als äußerst effektive
Marketingkampagne, so dass XTRO in Folge viele Jahre
als „Geheimtipp“ in den Videotheken lauerte (für den
jedoch die wenigsten Dankbarkeit empfanden).
Pesonen aus der überschaubaren Gruppe hartnäckiger
Fans ("I have probably seen Xtro more than any
other film -- twice or three times a year since
1983. You do the math.“), möchte man keine
harten Widerworte geben, aber auch nicht länger den
Rücken zuwenden.
Warum also anschauen?
„Maybe that is what some people like about the
film … that it is such an extraordinary mess“
Harry Bromley-Davenport, Regisseur
Log in & find out!
In glorious HD.
See you
F&J&A"
Mi, 17.02.2021
"Dear All,
unabhängig voneinander fragten uns zwei Männer, ob
wir nicht diesen von einem Mann gedrehten Film
zeigen wollen, in dem es um zwei Männer geht. Und
solange es gerade gendermäßig so schon unkompliziert
ist, geschehe es!
Dem Anlass angemessen hatten wir beide Herren um
jeweils eine Einladung & Poster gebeten, jedoch
nur eine erhalten – fangen die Rätsel schon an? Oder
nur die zeitvergessene Eigenbrötlerei, was wohl auch
passend zum Programm wäre? Am Mittwoch wird sich
alles aufklären, sonst Kielholen.
Leinen los!
+++
Ahoi ihr Steamsratten*innen,
Nachdem die letzten Events im Sternkreiszeichen
Synthesizer Aszendent Schulterpolstersakko standen,
gibt es diesmal etwas Bodenständiges mit noch nicht
abgelaufenem Verfallsdatum.
Der Film THE LIGHTHOUSE ist von 2019 und für
Trash-Movie-Verhältnisse etwas feucht hinter den
Ohren und wäre eigentlich gar nicht meine Wahl
gewesen, wenn nicht noch ein anderes Mitglied
unserer Selbsthilfegruppe und ein Teil des
selbsternannten Kuratorenstabes der Meinung gewesen
wären, dass es doch ”voll gut wäre den mal zu
zeigen”. Na, wenn Beuys sagt, alles ist Kunst,
dann ist wohl auch jedes Movie Trash *augenrollendes
Emoji*.
Um den Erschaffer dieses Streifens, Robert Eggers,
zu zitieren: "Nothing good can happen when two
men are trapped alone in a giant phallus."
beschreibt auch ziemlich genau die Zielsetzung des
Filmes und seine Handlung: Lockdown-Männer-WG tut
was Lockdown-Männer-WG so tut: saufen, sich heimlich
den Lachs buttern, häkeln (yup, Willem Dafoe hat für
den Film extra häkeln gelernt), Streit über
Haustiere, Körperhygiene vernachlässigen und sich
zunehmend immer mehr auf den Sack gehen bis es auf’s
Maul gibt.
Natürlich wäre es so alleine kein Material für
unsere Therapiesitzungen, wenn er das nicht auf sehr
visuell ansprechende Art tun würde: mit 35mm Film
und klaustrophobem 1.19:1 Seitenverhältnis.
Die Schauspieler Willem Dafoe und Robert Pattinson
machen ihre Sache auch ganz anständig, Willem Dafoe
sieht einfach so aus, als wäre er schon immer
Leuchtturmwärter gewesen, sein Kollege Robert
Pattinson hingegen schafft es zusehends sich von
seinem Image als Teenieschwarm aus der
Highschool-Vampierschmonzette “Twilight - Biss
zum Morgengrauen (Wortwitz-Alarm und wirklich
Trashmoviematerial)” zu entfernen. Auch zu empfehlen
mit Robert Pattinson: The Rover von 2014,
meiner Meinung nach der Beste Mad Max Film (was ja
auch keine Kunst ist).
In diesem Sinne, nich lang schnacken, Kopp in
Nacken.
TheRealAminW"
Kunst aus der Lobby und für alle die es genau wissen
wollen der Chat
Mi, 24.02.2021
"… und weiter gehts, liebe Leute!
Ganz im Sinne unseres diesjährigen inoffiziellen
Themenkomplexes „Fragwürdige Methoden
außer-gesellschaftlichen Miteinanders“ haben wir
schon einige male das Vergnügen gehabt, den
unterschiedlichsten Gruppierungen mehr oder minder
besonnener ZeitgenossInnen beim
Selbstfindungstreiben und völliger Auflösung über
die Schulter schauen zu dürfen.
Gut gemeint ist leider selten gut gemacht, und
Reibereien sind vorprogrammiert, wenn
gesellschaftliche Grenzen gewaltsam verengt oder auf
Kosten Anderer erweitert werden, unabhängig davon,
ob sich die Gewalt gegen das Außen oder das Innen
oder die Leber richtet.
Eyes of Fire
USA 1983
R.: Avery Crounse
Für die kleine Gruppe religiöser Querdenker und
Siedler, die aus Ihrer Stadt den Rückzug in die
amerikanische Wildnis von 1700ebbes antreten, um mal
so richtig das eigene Ding (Polygamie, ein wenig
Zauberei, viel puritanisch-christliches
„entitlement“) zu machen, gerät die Suche nach dem
Christlich-Westpießer-Utopia zu einem verworrenen
folkloristisch-mystizistischem Americana-Alptraum.
Der polygame Priester (viel blabla, aber nix machen,
kennt man ja) als Anführer kann von Glück sagen,
dass ihm eine wunderliche Hexe (redet wenig,
versucht mit Ihren Methoden wenigstens zu retten,
was nicht zu retten ist) tatkräftig zur Seite steht.
Ob`s was nützt?
Wer aber in Konfliktsituationen mit einer mäßig gut
gelaunten indigenen Bevölkerung auf die saudumme
Idee kommt, ausgerechnet dieses eine für die
Einheimischen verbotene, magische Tal sei ein prima
Ort, eine kleine neue Sekten-Siedlung zu errichten
und gleich noch ein Kind von „denen“ zu bekehren
(wozu eigentlich? Den werten christlicher
okay-i-sierter Bigamie?), muss sich nun wirklich
nicht wundern, wenn da der ein oder andere Geist ein
Wörtchen mitzureden hat und die Sache schneller aus
dem Ruder läuft, als man „Missionarischer
Kolonialismus“ sagen kann.
Eyes of Fire von Avery Crounse ist einer der
recht raren Vertreter des „Colonial Horror Movie“
Subgenres ( „The VVitch“ vom „Lighthouse“-Regisseur,
den wir letzte Woche gesehen haben, schöpft hier
deutlich Insperation) und der Erstling des
Regisseurs. Und wie so viele ambitionierte
Jungfilmemacher hat er sich einiges, vieles,
womöglich hier und da zuviel, vorgenommen: fast
schon dokumentarisch-historischer Beobachtungsduktus
tanzt mit effektlastigem Psychedelik-Mystizismus und
Western-Folk-Horror einen fröhlichen
Anything-Goes-Mashup-Shuffle. Sehr viel rohe, pure
Lust am Filmemachen bestimmt allenthalben das
Geschehen.
„Es gibt Indianer, Siedler, Pfeile und so
Matschleute, und die Bäume sind auch komisch...“
(der kleine Melanie, 13 Jahre, Produkt meiner
Phantasie). Munteres Chaos zum Staunen und Wundern,
gar mitten im Walde falleralla.
Schade, dass es ausgerechnet von diesem Film bisher
keine DVD oder Blueray-Neuveröffentlichung gibt.
Gut, dass wir trotzdem eine der besseren schlechten
Versionen für euch vom Indianerfriedhof ausgebuddelt
haben.
Vorderlader gestopft, Rosenkranz gefuttert und los
geht’s!
19 Uhr Waldeslust
20 Uhr Waldesfrust
See you, J&F&A"
Mi, 03.03.2021
"Italien, Mitte der 1960er Jahre.
Farbfilm wird bezahlbar. Und weil es geht: warum
nicht deutlich bunter werden als die Wirklichkeit?
Und wenn Abschied vom Realen, warum nur beim Look?
Man beginnt zu Eskapieren, dass es eine Art hat.
Aber wohin? Das Publikum ist ein wenig auf
Duce-Entzug und anfällig für Superhelden. Statt
amerikanischer Comics wird zunächst altbewährte
Kulturgeschichte geplündert – die große Zeit des
Sandalenfilms. Gladiatoren, Tataren, Spartaner und
andere Heerscharen purzeln nur so übereinander und
crashen die letzte Party in Pompeii. Nächste
Eskalationsstufe: mythische Helden und Einspannen
der Götterwelt. Romulus & Remus vs. Odysseus vs.
Maciste vs. Goliath vs. Herkules in der Unterwelt.
Heranwachsende, die sich ins Kino schummeln, kommen
aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Italien, Ende der 1960er Jahre.
Ehemals Heranwachsende ziehen in die große Stadt, in
eine WG und den ersten durch. Zuckerwürfel und
Löschpapier werden gereicht. Junger Mensch staunt
mehr als je zuvor und beginnt, was Kreatives zu
studieren.
Italien, Anfang der 1980er Jahre.
Studium abgebrochen oder abgeschlossen, irgendwie
gelang der Einstieg ins Filmgeschäft. Die
Karriereleiter in Cinecitta so weit hochgeklettert,
dass man endlich was entscheiden darf als
Ausstatterin, Kameramann, Beleuchterperson. Und hei,
da sind die ganzen güldenen Erinnerungen an
verstaunte Nachmittage mit Farben für die es keine
Namen gab und Mythisches, das sich ins Kosmische
steigern ließe – warum nicht die alte Gang
zusammentrommeln und mal so richtig einen
rauslassen? Die Sterne stehen günstig!
Denn es sind die Zeiten, in denen Kindsköpfe auf dem
Regiestuhl unbeschwert mit Darstellern hantieren
dürfen als seien sie fleischgewordene Actionfiguren,
Böse nichts sein müssen als böse und Gute gut, Happy
Ends erlaubt sind, jedwede Tricktechnik der
Filmgeschichte angewendet werden möchte (sofern
nicht zu teuer), und Männer riesige Brüste haben
können ohne nachdenken zu müssen, welche
Genderidentität ihnen das einbrockt.
Hauptverantwortlich für den auf geradezu
herzerwärmende Weise in mehrfacher Hinsicht aus der
Zeit gefallenen HERCULES zeichnet Luigi Cozzi alias
Lewis Coates, der uns bereits den hochverehrten STAR
CRASH bescherte und dessen Alien-Ripoff
CONTAMINATION wir eventuell bei passender
Gelegenheit nachreichen.
Seinen Stil fasst Wikipedia in einem einzigen Satz
zusammen:
Most of Cozzi's films become "increasingly silly
and strange" as their plot goes on.
You bet.
Bei den vorbereitenden Arbeiten für das Poster
tauchte http://ultimatehercules.blogspot.com/ auf,
und damit war entschieden: Hut ziehen und bedienen.
Besser wird's nicht.
See you!
F&J&A"
Mi, 10.03.2021
"Hochverehrtes Publikum,
es geht weiter Schlag auf Schlag, diesmal wieder mit
Stammgastprogrammgestaltung – zeig’s uns, Bernd!
+++
Von Zeus zu Seuss.
The 5,000 Fingers of Dr. T.
"Dieser [Film] ist nicht nur in seinen Symbolen
und in seiner umfangreichen Ausarbeitung von
Träumereien abstrus, sondern es fehlt ihm auch der
Humor oder die Verzauberung, die ein solcher
Gegenstand enthalten sollte." Bosley
Crowther
Dieses Zitat eines zeitgenössischen Filmkritikers
ist so ziemlich das Gegenteil von dem was uns bei
diesem wunderbaren Film erwartet. Fantastische
Kulissen die uns an deutsche Filme der 20er Jahre
denken lassen, knallbunte Farben und, ja, tolle
Musik.
Erwähnt habe ich dabei noch nicht einmal die
fantastischen Kostüme die es alleine schon wert
wären den gesamten Film mehrmals hintereinander zu
schauen.....
Egal.
Erwähnte ich schon das das ganze natürlich ein 50er
Jahre Musical ist? Das Dr. Seuss die Geschichte und
die Texte der Songs geschrieben hat?
Na dann... FILM AB!
See you
B&F&A&J"
Mi, 17.03.2021
"Heute als Ausnahme ausnahmsweise ein
Ausnahmeprogramm:
Anlässlich des pandemiebedingten Ausfalls der
Geburtstagsfestivitäten eines der Kuratoren gibt es
eine Art virtuelle Cineastenkindergeburtstagsparty,
natürlich inklusive Geschenklein für die lieben
Kleinen (Euch) in Form eines Zusatzprogramms.
Den Auftakt macht ein Überraschungsfilm, nicht zu
gut und nicht zu schlecht, nicht zu kompetent und
nicht zu hässlich anzusehen, stabil und mittig, edel
und schlecht frisiert, wie der große rundliche
Kurator, dessen Nachname ein kleiner Hinweis auf das
Thema des Golan Globus Schusselstreifens sein mag.
Was erwartet uns?
- Kackfrisuren
- Erste Liga Weltstars die glitzern (funkel,
schimmer, irritier)
- Bezirksoberligastars die "Wallen" (resp. deren
"Frisuren")
- Öliges Muskelgeflexe (glitsch, tröpfel,
verspann)
- David Prowser, keine Vampire jagend und keinen
Todesstern steuernd (grimm, grummel, grantel),
- Metal auf Metal (klang! Klack! Hack!)
- Kopfgerolle (kuller, padauz, staun, wunder)
- Mensch zu Fuß (latsch taumel stolper) und zu
Pferd (Galoppel hoppel popoppel),
- Gezauber und Bezauber (hex, schmacht, sülz,
plapper, quak)
- Hoch fragwürdige Essgewohnheiten (mampf, hey,
ist der Zahnstocher wirklich groß genug für die
Hufe zwischen meinen Zähnen?) und noch so
eiiiniges mehr.
Lasst euch in eine erstaunlich inkompetent das
Potential der Star Riege in den Matsch semmelnden
Historienfilmwelt entführen, wie bei Menahem und
Yoram üblich mit viel Desinteresse an Dramaturgie,
exzessiv laxem Umgang mit Hau und Stichwerkzeugen
und rein pekuniärer Zielsetzung. Das launige, wie in
den Achtzigern nicht unüblich im trüben Gewässer
zwischen Drama und
"alles-nicht-so-ganz-ernst-nehmen" langsam aber
sicher leckschlagende Starvehikelschiff ist schon
der zweite Anlauf des Regisseurs, einen schon mal
vergeigten Stoff irgendwie mit anderen Leuten in den
Griff zu bekommen. Mit eher mäßigem Erfolg, soviel
sei verraten.
Im Anschluss feiern wir die Premiere der ersten
handverlesenen Trash-Trailer-Compilation, die
eindrucksvoll demonstrieren wird, dass nicht nur das
Synchronteam um Herrn Rainer Brandt
(Spencer/Hill/Die Zwei etc.) im Stande ist,
haarsträubenden Unfug beim freien Übertragen
fremdsprachiger Inhalte ohnehin schon reichlich
fragwürdiger Trailer, zu fabrizieren. Die ganze
Vielfalt und Schönheit der Trailer-Übersetzerkunst.
Nicht dabei, aber das Gemeinte hübsch illustrierend,
diese formschöne Textperle: "Es könnte das
Paradies sein - doch es ist: DIE HÖLLE."
19:00 Aufbruch ins Abenteuer
20:00 Tappsen im Dunklen
22:00 Heilloses Durcheinander
See you! J&F&A"
(gegeben ward SWORD OF THE VALIANT: THE LEGEND OF
SIR GAWAIN AND THE GREEN KNIGHT, eine selbst für
Trasniteverhältnisse herausragend wirre
Angelegenheit)
Mi, 24.03.2021
"Liebe Alle,
ganz kurz waren wir davor, das in letzter Zeit doch
recht fantasylastige Ruder komplett herumzureissen,
und einen Super8-Film ins Programm zu nehmen, in dem
es um einen notgeilen Staubsauger geht. Vom Mars.
Gerettet haben Euch keinesfalls Bedenken,
nachhaltige Verstörung oder Empörung auszulösen oder
Skrupel, den Restruf bezüglich unseres
Urteilsvermögen zu ruinieren, ja nicht einmal die
99%ige Wahrscheinlichkeit, mit „träshig gemeint“
erneut zu scheitern – nein, es war Dr. Albanistans
letztwöchentlicher, aus Fassungslosigkeit und
Respekt amalgamierter Kommentar „Golan-Globus 4
life“ , der zu denken gab.
Wobei in allerletzter Minute die Entscheidung fiel,
doch kein weiteres Meisterwerk aus der
Cannon-Schmiede aufzuführen – denn auch wenn die
Herren bis zu 40 Filme pro Jahr produzierten, ist
die Verarbeitung derselben eine andere Sache, und
daher wird der schon startklare Barbarenfilm durch
einen anderen Barbarenfilm ersetzt.
Eine zwingende Logik bekommt dieser Move durch
Kongruenz des Haarvolumens unseres dieswöchentlichen
Protagonisten mit jenem der letzten Woche UND die
Tatsache, dass es beiden Blondis an ikonischem
Starpotenzial derart mangelte, dass nur
großflächiger, möglichst unerklärlicher Krawall
davon ablenken konnte.
Seid bereit für ein desorientierendes Oszillieren
zwischen Deja-Vu und Never-Vu, angerichtet von einem
Großmeister dieser Disziplin – Antonio Margheriti,
seineszeichens dermaßen souverän, dass er über seine
zweifelhafte, kommerziell krachend gescheitere
Schöpfung bemerken konnte „Ich habe immer eine
Menge Spaß, wenn ich mir den Film nochmals ansehe,
wirklich ein perfekter Partystreifen und so habe
ich ihn eigentlich auch immer eingestuft.“
Oh, und es ist der erste Titel in unserer 456 Filme
langen Playlist, mit einem Y beginnt. In glorious
HD. Don’t miss.
See you!
F&J&A"
Mi, 31.03.2021
"Nachdem wir uns in den vergangenen Wochen ausgiebig
mit dem Thema „Barbarei: Damals, Heute, Morgen“
bzw.: “Alle möglichen Unmöglichen Frisuren“
beschäftigt haben, gilt es nun, die
Realitäts-Check-Brillen zu desinfizieren und sich
mit der gelebten Sozial-Barberei unseres eigenen
wonnigen Heimatlandes, präziser: den besonders
keimig-tröpfeligen Eckchen der Hansestadt H-Burg des
Jahres 1973, zu stellen.
Supermarkt
R.: Roland Klick
BRD 1973
An Barbarei ist Roland „Deadlock“ Klicks
Sozialactiondrama wahrlich nicht arm: Barbarische
Frisuren Marke Vokuhila plus dünnem Schnauzer,
Marius Müller-Westernhagen als Synchronstimme von
Herrn Wierzejewski und Titelsongkomponist, Udo
Lindenberg als Mann für das Gedudel im Hintergrund,
auch irgendwie nicht zivilisiert, hochbarbarische
Polizistenschnauzer und flächendeckende allgemeine
Sozialumgangsbarbarei stehen auf dem Programm.
Antiheld Willi latscht von einer Arschgeige zur
nächsten, taumelnd, er „tut lieber allein“, aber
wenn man eben nicht in Ruhe gelassen wird, dann
passiert halt nur Mist, nichts klappt, keinem kann
man trauen, alles Kaggä, alles immer in Bewegung.
Klicks Kameramann Jost Vacanos lässt sich nicht
lumpen und filmt souverän den rasanten Absturz aus
der Hüfte, bis hin zum frenetischen Finale, das in
der deutschen „Action-Film Geschichte“ (pfffhihihi)
den Autorenfilmerkollegas ziemlich ruppig zeigt, wo
der Hammer hängt. Herrlich untypisch für den
sperrigen Film der deutschen Siebziger – sehr
stringent, gradlinig, gar actionorientiert und,
Rainer Werner Herzog von Trotta bewahre:
...Unterhaltsam!!!
Na denn man tau Ihr Lüdden, Koän und n Bieä
eingepackt, eine gute Pfeife Seegras gestopft, etwas
Benzin und Jägermeister unter die Axeln geschmiert
und mit uns abgetaucht in die Verliererwelt von
Willi von der Waterkante!
Kleine Triggäwarnung was die Darstellung des
Homosexuellen-Milieus angeht, Schnuckis.
19:00: Lungern vor dem Supermarkt
20:00: Ausverkauf
Mi, 07.04.2021
"Liebe Gemeinde,
Bereits während der online Nachbereitung von
SUPERMARKT – die unter erschwerten Bedingungen
stattfand, da letzte Woche nur Textchat möglich war
und olala, wer kann zu vorgerückter Stunde noch
gerade tippen – wurde entschieden, dass auf einen
blonden 70er Burschi, der auf ganzer Strecke versagt
am besten ein blonder 70er Bursche folgt, der
einfach ALLES im Griff hat. Haben wir im Angebot:
Christian Anders alias Mr. „Es fährt ein Zug
nach Nirgendwo“.
Über die bis in jüngste Tage sich fortsetzenden
Irrlichtereien des Hr. Anders könnt ihr Euch online
trefflich informieren. Denn so gerne wir jemanden
sympathisch finden würden, der geniale Albumtitel
wie „Love, das ist die Antwort“ ersann, so
wenig Lust haben wir, eine weitere Biografie auf
seinen vom Nebel des Irrsinns umflorten Egoberg zu
schaufeln.
Für ein Filmvergnügen taugt es aber allemal, wenn
ein Schlagersänger im Tandem mit einem verkrachten
spanischen Leihregisseur inszeniert, wie er Bruce
Lee inkarniert. Im Kampf u.v.a. gegen einen „größenwahnsinnigen
Zwerg“ (VHS Klappentext).
Zwar müssen wir auf die deutsche Tonspur verzichten
(die auch im Original schon nachsynchronisiert war
aufgrund der babylonischen Sprachverwirrung am Set,
die deutliche Spuren in Konsistenz und
Schauspielerführung zeitigte), aber immerhin sehen
wir die ggü. der Kinofassung geschlagene 12 Minuten
längere Spezialversion in HD, for better or worse –
you decide, morgen!"
Mi, 14.04.2021
"Eher vermuten wir nicht, dass ihr um Olympia bangt
– sollte dies dennoch der Fall sein, bieten wir
vorauseilend Trost in Form eines Recyclingvorschlags
für unausgelastete Spitzenathleten.
*** Approved by TMN Martial Arts Consultant
Pierre ***
----
Hallo Ihr da Zuhause!
Damit beim Schauen keine Verwirrung aufkommt, gleich
vorab die Handlung unseres nächsten Features Gymkata
von 1985.
Ein Turner, unser Held, wird vom Geheimdienst
rekrutiert, um in Parmistan “The Game” – ein
tödliches Parcour-Rennen zu gewinnen. Als Gewinner
hat er einen Wunsch frei – und dieser ist Mitte der
80er selbstverständlich, dass Parmistan den USA den
Aufbau einer Satellitenweltraumabwehr gegen die
bösen Raketen der bösen Russen, gewährt.
Menschen die sich trauten den Film zur Gänze
anzusehen ließen verlautbaren, dass hier seltsamste
Settings und Prämissen verwendet wurden, und deren
filmische Umsetzung einer unfreiwilligen Komik nicht
entbehrt. Der Film war entsprechend für viele
“Worst-of”-Preise nominiert, doch gibt es unter
anständigen Filmliebhabern echte Fans - Red Letter
Media sei hier erwähnt. Uns erwartet ein
spektakuläres Crossover von Turnergymnastik mit
Martial Arts und Ninjas in fiktiven
Sowjetsatellitenstaaten. Familendrama und
Love-Interest runden das Drama ab.
Sowohl der Regisseur Robert Clouse (Enter the
Dragon) als auch der Hauptdarsteller Kurt
Thomas (einer der erfolgreichsten Gymnasten
überhaupt) standen nach großen Erfolgen an einem
Scheidepunkt ihrer Karrieren. Was liegt da näher als
das Martial Arts Movie Genre und die eigene Karriere
zu revitalisieren, wenn nicht gar zu
revolutionieren, indem ein ganz neuer Kampfstil
Gymkata erfunden wird? Was die Chinesen mit der
Peking Oper konnten, dass kann in den 80er die USA
viel besser. What could possibly go wrong?
Lasst uns also schauen wie das gelungen ist,
selbstverständlich hat sich euer Gastkurator selbst
den Film noch nicht angeschaut. Ein Vorurteil soll
nicht durch Kenntnis des Gegenstands verfälscht
werden.
Erwartungsschwanger,
Pierre"
Mi, 21.04.2021
"Liebe aussterbende Spezies,
genug Zeit haben wir jetzt auf den letzten Metern
unseres kümmerlichen Daseins mit dem Genuss
eskapistischen Quatsches verbracht. Ein harter
Realitäts-Check tut Not.
The Hellstrom Chronicles
USA 1971
R.: Walon Green, Ed Spiegel
Siebzigerjahre Regisseure: den Schalk im Nacken.
Oder Substanzen im Hals bzw. Hirn. Oder Beides.
Herr Walon Green jedenfalls hatte augenscheinlich
nach seinem ebenfalls aus dem Jahr 1971 stammenden,
schon reichlich traumatisierendem Kinderfilm „Willy
Wonka & the Chocolate Factory“, so richtig
Bock, mal eine Schippe drauf zu legen und jetzt was
für die studentische Stonerjugend zu tun, indem er
mit seinem weggetretenen
Sozio-Ökohorror-Mokumentary-Dokumentarfilm den
druffen Studentlein ein bischen ultrabrutale
Wissenschaftsparanoia in die beeinträchtigten Hirne
pumpte. Ihm zur Seite: Drehbuchautor David Selzer.
DerSelbiger, ebenfalls grade frisch vom Aufpeppen
des an grotesken, vage (Kinder-) menschenfeindlichen
Schrullen nicht armen Willy Wonka Drehbuchs kommend
(und auf dem Weg zu seinem Omen Skript wohl schon
mal Anlauf nehmend), zieht vom Ökokalypsen-Leder und
lässt einen gewissen Querwissenschaftler Hellstrom
(von der wissenschaftlichen Community gedisst,
ausgebuht und nicht für Voll genommen) mit
gelassenem Salon-Nihilismus die Schauermär vom
großen Jahrmillionen währendem Insektenkrieg
erzählen, in dem wir Deppen nicht die geringste
Chance haben werden, Weil: Menschheit Summa
Summmmmmmm Sumarum Wissenschaftikum eben Scheiße
ist! Mensch balzt zu kompliziert, bummst zu selten,
ist auch Umwelt-mäßig auf jedem möglichen
Holzwurmweg, und hat er auch „Herz und Seele“, so
gereicht ihm das im großen Krabbelkrieg nur zum
Nachteil.
„We earlier established that the insect has no
heart. Now let it be known that he has no soul.“
stellt Helstrom passiv-aggressiv grinsend und fern
ab jeder Wissenschaftlichkeit, fest, dabei
mindestens so entrückt und jenseitig-druff den Blick
schweifen lassend wie weiland Wilders Willy Wonka.
Ach, und die Kamera! Helmuth, Ken und Vilis
schwelgen in Insekten-Action, Farb- und Formenwelt
der kleinen Kribbelkrabbelkiller knattern in nie
dagewesener Detailfreude auf die Netzhaut, dass es
eine Pracht ist. Da wird metamorpht, gefressen,
Insektensegsualität (sic) gemacht, zerrissen,
gebissen und verhackstückt, das die Fühler fliegen!
Ein fürstliches Mikro-Makro-Massacker. Lalo „Mission
Impossible“ Schifre reißt die Pforten zur
Jazz-und Atonal-Horror-Filmscore Hölle auf und
schafft es, sogar die Balzversuche zweier
gewöhnlicher Motten in ein pures Alptraumszenario zu
wandeln. Chaos.
Ein Internet-Kollege resümiert trefflich:
„...we realize why this documentary was so
popular on college campuses in the 1970s; you can
almost see the clouds of pot smoke rising up in
front of the five-foot tall black beetles with
their jutting horns silhouetted against the
sunrise, and hear the low murmurs of “far out,
man.” "
Machen wir uns also auf in eine Fake-und
Somewhat-Real-News Wissenschafts-Buchstabensuppe mit
einem tüchtigen Schuß Lysergsäure und
Insektozied-Snuff-Einlagen, schnappen uns einen
butterigen Mehlwurm-Snack und genießen wir die paar
Jahre, die uns auf diesem Planeten noch vergönnt
sind.
„If you dare think this is lunacy,” hisses
Dr. Hellstrom, “I invite you to learn the
inevitable destiny of ignorance.”
„We for one welcome our Insect Overlords“.
(Kent Brokman, H.G. Wells und Frank, Amin und Jörg)
19 Uhr: Verpuppen
20 Uhr: Ausschwärmen"
Mi, 28.04.2021
"Hochverehrtes Publikum,
letzte Woche wurde uns in den HELLSTROM CHRONICLES
unmissverständlich klargemacht: der/die/das Mensch
hat's komplett vermasselt, insbesondere im Vergleich
zum Erfolgsmodell Insektentum.
Nach dieser „Doku“ aus dem Jahr 1971 drehen wir
einen Looping, um wiederum in einer „Doku“ aus just
demselben Jahr zu landen, diesmal allerdings mit
vollem Fokus auf die Conditio Humana:
W.R.: Mysteries of the Organism
Im Zentrum der Ereignisse steht erneut ein
Wissenschaftler, jedoch kein cordjackentragender
Zyniker diesmal, sondern Wilhelm Reich himself,
seines Zeichens abtrünniger Freud-Schüler, Sexual-
und Wetterforscher und zum Zeitpunkt der
Dreharbeiten bereits 14 Jahre tot. Zeit genug, um
Verschwörungstheorien zur Entfaltung zu bringen, die
den Namen noch verdienten und die nicht nur kreuz
und quer durch die Popkultur*, sondern bis zum
heutigen Tage nachhallen. Ausnahmsweise sei auf den
Wikipedia Artikel zu Reich verwiesen, der ein Leben
und Werk skizziert, das für sich allein schon
schwindelerregend wirkt und Stoff genug für mehrere
Staffeln was-auch-immer wäre.
Aber wie wir letzte Woche gelernt haben: der Mensch
macht es gern noch komplizierter, als er selbst
schon ist.
Auftritt Dušan Makavejev, der uns bereits 2008 mit
seinem surrealen 1974er Politik-Performance-Cocktail
SWEET MOVIE mehr als ein Rätsel aufgab und nun unter
Beweis stellt, dass er drei Jahre zuvor schon volle
Flughöhe erreicht hatte. In geringeren Händen wäre
es vllt. bei einer halbwegs konventionellen
Darstellung einer unkonventionellen Biografie
geblieben, aber da Hr. Makavejev wie auch immer
die Verantwortlichen des
jugoslawisch-staatlichen Filmfonds bequatschen
konnte, ihm nicht nur eine Doku über Reich zu
finanzieren, sondern auch noch eine Reise in die USA
für On-Location-Shots an dessen letzter
Wirkungsstätte (ländliches Maine, of all places),
wurde flugs die Gelegenheit ergriffen, auf
unbekannten Wegen Kontakt mit diversen New Yorkern
Off-Culture-Weirdos herzustellen. Und die Kamera
laufen zu lassen beim Sightseeing durch allerlei
zwielichtige Viertel und Lebenskonzepte.
In ihrer Ratlosigkeit und Verzweiflung mögen die
Apparatschiks versucht haben, Kritik am Klassenfeind
herauszulesen – als Startrampe konnte halbwegs die
skandalöse US-geheimdienstliche Schikaniererei
Reichs dienen, und der bunte Reigen genderfluider
Wirrköpfe ließ sich noch irgendwie als Schilderung
kapitalistischer Dekadenzkultur interpretieren –
aber dass all das noch kombiniert wurde mit einem
poststalinistischen Sexualdrama, in dem ein leninesk
benannter Eiskunstläufer Köpfe rollen lässt, war
dann doch zuviel. Aufführungsverbot und Ausweisung
aus der Sozialistischen Föderativen Republik.
Angesichts dieses Wirrwarrs würden Termiten Köpfe
schütteln, ginge ihnen das nicht alles sowieso am
kollektiven Arsch vorbei. Sexualität? Da kümmert
sich die Königin drum, man hat anderes zu tun.
Individualität? Führt zu nichts als Scherereien.
Politik? Die Systemfrage wurde vor 200 Millionen
Jahren gelöst. Geheimnisvolle Lebensenergie? Das,
was man fressen kann.
Da wir jedoch ein paar Beinchen weniger haben, ist
das alles hochinteressant für uns. Also richten wir
uns gemütlich ein in unserer trägen und
komplizierten Biologie und beschäftigen das
überdimensionierte Oberstübchen mit einer neuen
Runde ungeahnter Fragen, auf die es keine Antwort
geben wird.
See you!
F&J&A
* eines der bizarreren Beispiele ist ein Musikstück
samt Video, inspiriert durch die Memoiren von
Reichs Sohn Peter, welches durch die notorische
Kifferei der Fr. Bush nur notdürftig
gerechtfertigt erscheint.
Mi, 05.05.2021
Liebes Cineastenchapter,
nach unserer aufwühlenden Reise durch das
biologisch-/psychologisch-/politologische
Zelluloid-Unterholz der Herren Makavejev und Reich
(W R: Mysteries of the Organism) ist womöglich ein
gewisser Appetit auf weitere alternative
Lebensentwürfe geweckt geworden. Steht euch der Sinn
nach etwas handfesterem als postkommunistischem
Ringelpiez mit Anfassen? Ja? Nein? Vielleicht? Gibt
es da auch gute Musik? Wird es feucht und heiß
unnerum, auch wenn der Film diesmal von Herrn Ritter
kuratiert wird?
Let's find out und tauschen wir einfach den Lehr-
gegen einen Feuerstuhl, das
sozialistisch-dauerrallige Jungmenschengehirn gegen
eine von Suff, Benzin und LSD berauschtes
ebensolches und versuchen, die bange Frage zu
beantworten: ist es nicht im Grunde ausreichend,
eine kraftvolle Maschine zwischen den Beinen,
allerlei Substanzen im Blut und den Satan im Herzen
zu haben, um das erfüllte Leben einer freien
Gemeinschaft Gleichgesinnter führen zu können? Die
Antwort könnte ein aufheulender Motor, ein
donnernder Rülpser, ein verblödetes Acid-Grinsen
liefern - oder eben ein Film, der "Das alles und
noch viel mehr" (R. Reiser) in knappe 98 Minuten
kompaktet.*
STONE
Australien 1974
R.: Sandy Har(d)butt
Klar, dass ein eloquent durchgeführter, stabiler
Gegengesellschaftsentwurf Neider und Krisengewinnler
auf den schlecht erinnerten Plan ruft.
Motorsport-Enthusiasten für sinistere Zwecke
missbrauchen, das hat was. Vom Motorradfahrer zum
Mordradkümmerling via Sniper-Wumme, von 80 Sachen
auf Null entschleunigen, steht auf dem Fahrplan
eines undurchsichtige Politkomplotts. Eigentlich
schon reichlich unerfreulich für die aufrechten
Motorsalonsatanisten von Haarhausen an der
Zottelbartstraße.
Dergleichen kann durchaus mal einen unangepassten
Bullen, der sich auch seiner Frisur ein wenig
schämen könnte, auf den Plan rufen: rücksichtslos
auf dem zarten Pflänzchen des selbstbestimmten
Mobilitäts-und Konsum-Utopias herumtrampeln und
harmlos vor sich hin trippende, motorisierte
Zweiradfahrer von wunderlicher Aufmachung und querem
Wuchs einfach so aus der Landschaft befördern, da
wird es sogar dem mit sämtlichen Out- und
Inback-Wassern gewaschenen Polizisten STONE zu bunt.
Der schon quo Namensgebung nicht grade auf der
Seidenseite der Empathie-Stulle gebutterte
Vokuhila-Cop wird ins Zweirad-Rennen auf Leben und
Tod geschickt, sich eifrig mit den Biker-Boys (und
der ein oder anderen dazugehörigen Accessoire-Dame)
fraternisierend und dem Treiben der undurchsichtigen
Politmörderbande mit allen ihm zur Verfügung
stehenden, mäßig bis gar nicht legalen Mitteln, ein
Ende zu setzen suchend. Packen wir noch Hughes
"Toecutter/Immortan Joe" Keays-Byrne an seine Seite,
schon feuert der Mad Max Vorläufer auf allen
Zylindern.
STONE ("Sie nannten ihn Stone"), zeitweise übrigens
quatschig beworben als "Nachfolger" von Mad Max
("After "Mad Max" comes Stone" heißt es auf einer
VHS Kassettenhülle, kaum möglich, da der Film glatte
5 Jahre früher gedreht wurde und Herrn Miller
überhaupt erst zu seinem Meisterwerk inspirierte),
ist ein fetziger Australien-very-low-Budget Klopper,
einer der erfolgreichsten Filme, den dieses an
kruden Überraschungen nicht arme Filmland in den
siebzigern zustande gebracht hat und der unter
Bikerfreunden einen hervorragenden Ruf genießt, was
immer das für uns Sofasurfer im Moment bedeuten
mag...
Mit tatkräftiger Unterstützung diverser "Chapters"
der haarigen Australischen Bikergemeinde und einer
schon fast unübersichtlichen Menge hübscher
motorbetriebener Penisersatzfahrzeuge schusselt sich
Regisseur Sandy (der es sich nicht nehmen lies, als
"The Undertaker" höchstselbst durch die motorisierte
Fetthaarhölle der schlecht gekleidetsten Menschen
des Kontinentes zu taumeln) durch sämtliche Tropen
des klassischen Biker- und Stonerfilms, lässt nix
aus, treibt unser Gehör mit zeitgenössischer
Acidrock-Krachmusik der 70er an die Grenzen und die
todesverachtenden Stuntleute deutlich darüber
hinaus. Hier wird so mancher Stunt "...halt mal eben
so..." von den mutmaßlich dauer-druffen
Motorradfahrern ab- und durchgezogen, für den
heutzutage allein die Versicherungskosten mehr als
das Doppelte des kargen 1974er-Budgets verschlungen
hätten.
Ein umtriebiger, überbordender, auf seine
verstrahlt-versoffene Weise bizarr-realistischer
Australia-Exploitation-Kracher, als antithetischer
Kommentar zu den retro-sozialistisch-erotizistischen
Schrullen unseres letztwöchigen Filmes mit massig
Alk und chemischem Blödsinn zu genießen!
Die Modellentwürfe für gemeinschaftliches
irgendwie-sich-einen-Planeten-teilen-müssen liegen
für Euch, werte Zuschauerschaft, b(e)reit. Ihr süßt
nur noch zugreifen bzw. zusehen.
19:00 Mofaführerschein
20:00 Feldweg zur Hölle
See you!
J&F
*Der Film lief im Kino in einer etwa 132 Minuten
langen Fassung, die, scheints, Herrn Harbutt
selbst ein wenig anödete. Wir gutieren den
"Directors Cut", der seit 1985 kursiert und den
Segen des Regisseurs hat.
Mi, 12.05.2021
Morgen Kinder wird was geben,
und zwar einmal mehr einen Lieblingsgeheimtipp aus
dem Fundus eines Lieblingsstammgasts, caramba.
Herr Thiele, übernehmen Sie!
+++
Ich könnte jetzt ein bisschen über den Regiesseur
Ted Kotcheff schreiben, darüber das seine Filme nach
Rambo nicht mehr so rund und schön waren, das
Kotcheff sich offenbar für Action- die auch immer
Männer-filme (eigentlich Filme über Männlichkeit und
Männerbilder) interessiert hat, aber das könnt ihr
viel besser im Internet nachschlagen. Auch müsste
ich jetzt, da ich die Gleichung Actionfilm = Film
über Männerbilder aufgemacht habe, ausholen und über
Kathryn Bigelow schreiben. Oder ich mache schnell
eine weitere Gleichung auf. Eine über Tanzfilme die
immer, auch wenn sie noch so scheiße sind, Filme
über den (sozialen) Aufstieg sind. (Also Tanzfilm =
Film über Aufstieg) Aber ich will ja nicht
abschweifen und über
WAKE IN FRIGHT von 1971
schreiben.
Da wir in der letzten Woche schon einges an
Motorengeheul erlebt haben, wird es stiller und
heulen tun diesmal andere. Wie schrieb ein besserer
Autor als ich vor zwei Wochen so schön: "der Mensch
macht es gern noch komplizierter, als er selbst
schon ist."
Wake in Fright, den Film den wir am Mittwoch sehen,
spielt in Australien, besser im Outback. Es geht
also in den Sand und scheinbar mag ich Filme mit
Sand, den auch Deadlock gehört ja zu meinen
heimlichen Lieblingen. Sowieso ist Deadlock in
vielen Punkten diesem Film nicht unähnlich. Damit
meine ich nicht nur die Mischung aus Hitze, Sand und
zu viele Männer in zu dreckigen Klamotten. Den auch
Roland Klick guckt sich gern den Mann an. Wir haben
das auch schon vor einigen Wochen im schönen Film
Supermarkt erlebt. Aber zurück zu Wake in Fright.
Offensichtlich führt diese Mischung aus Hitze und zu
vielen Männern zu Filmen, in denen Männlichkeit
verhandelt und gedeutet wird. Also "Wo Männer noch
Männer sind", nebenbei bemerkt auch ein sehr schöner
Film der im Original den hübschen Titel "Pardners"
trägt und uns auch in eine Welt des Sandes führt.
Aber sehr 50er Jahre lustig, schließlich spielen
Jerry Lewis und Dean Martin die Hauptrollen.....
ZURÜCK ZUM THEMA.....
Wir tauchen wir also ein in eine Welt der Männer,
eine Welt in der Mann sich die Zeit mit Spielen und
dem trinken von Alkohol vertreibt, und beim mixen
von zuviel Testosteron, Alkohol und Langeweile
explosives bastelt.
Wir können ja in unserer (hauptsächlich aus Männern
bestehenden) Trash Movie Gruppe nachher darüber
reden. (^_^)
Mi, 19.05.2021
Liebe Kulturbeflissenen,
nachdem wir uns in den letzten Wochen ein wenig im
Jahres des Herrn 1971 verheddert haben, läge nichts
näher, als die Serie mit dem 50jährigen Jubiläum
einer weiteren Produktion fortzuspinnen. Der Griff
ging schon in Richtung eines belgischen Vampirfilms
(mit generösen Schmuddeleinlagen, versteht sich)*,
als eine kurze Sichtung ein Quentchen zu viel
Schwermut andeutet und nach letzter Woche braucht’s
vllt. doch etwas Aufmunterndes.
Daher fällt auch ein ebenfalls erwogener blutiger
Kirmesausflug ins Jahr 1973 durchs Raster, obwohl
dieser mit mannigfaltiger menschlicher Niedertracht
für programmatische Kontinuität gesorgt hätte.
Ein italienisch-nordkoreanischer (!) Actionfilm aus
dem Jahre 88 hätte, ja hätte, hinreichenden
Eskapismus bieten können, erweist sich jedoch als
ebenso langatmig wie beklemmend, und muss als
Feldstudie verschoben werden, bis wir dereinst mal
wieder Filmstudentchen am Schlafittchen haben.
In Momenten großer Ratlosigkeit sollte man sich
erinnern, dass es Menschen gibt, die von keinerlei
Selbstzweifeln beirrt einfach mal was raushauen:
Menahem Golan und Yoram Globus zum Beispiel. Also
nehmen wir uns ein Beispiel, fackeln nicht länger
und präsentieren eine weitere Produktion der
couragierten Cousins, und zwar schon wieder
einen Barbarenfilm!
Kann man zu viele Barbarenfilme sehen? Nein, allein
schon wegen der sympathischen Grundprämisse, dass
diese auch ein Publikum nicht abhängen, das etwas
langsamer im Kopf ist. Dies beginnt im vorliegenden
Fall mit dem dankenswert eindeutigen Titel THE
BARBARIANS und setzt sich u.a. fort durch ein
assistierendes Voice-Over, welches eine Handlung
erklärt, die auf einem Bierdeckel reichlich Raum
ließe für wichtigeres. Für dieses filmische
Äquivalent von „Einfacher Sprache“ zeichnet Ruggero
Deodato verantwortlich, der in der TMN bereits mit
ATLANTIS INFERNO und CANNIBAL HOLOCAUST seine
inszenatorische Sensibilität unter Beweis stellte
und sich hier eine kunterbunte Verschnaufpause vor
dem nächsten Schlitzerfilm gönnte.
Ebenfalls umsichtig: Damit die Zuschauenden Zeit
haben, sich das hauptdarstellende Gesicht zu merken,
gibt es dieses gleich zwei Mal – in Form der
Zwillinge Peter Paul und David Paul. Klingt
irgendwie nach vier Personen, sind aber nur zwei,
die aber so breit sind wie vier. Da es hier schon
bedenklich kompliziert wird für das
durchschnittliche Barbarenfilmpublikum, und weitere
Informationen verwirren könnten (etwa, dass Deodato
eine Nebenrolle im komplett nutzlosen MACHO MAN 2
absolvierte), beschränken wir uns auf ein
herzliches...
See you!
F&J&A
----
* es gibt sogar zwei belgische Vampirfilme
aus dem Jahre 71, so dass Euch irgendwann ein Double
Feature mit ausgesprochen morbider Erotik blühen
könnte. Hehehe.
Mi, 26.05.2021
Liebe Gemeinde,
nicht am Mittwoch, sondern schon heute, am 24. Mai,
jährt sich ein Ereignis, das bereits als geradezu
historisch angesehen werden kann – die erste
Trashnite-Vorläuferveranstaltung! Diese gilt als
solche, weil wir sie kurzerhand dazu erklärt haben,
und zwar aus guten Gründen, die nachzulesen
empfohlen sei:
https://www.trashmovie.com/pages/playlist/1991.html
Es sind also nun unglaublicher- und
staunenswerterweise schon 30 Jahre, die im
Dunstkreis der HfG – zumindest aber in Offenbach –
von uns Unglaubliches und Staunenswertes serviert
wird. Hätte man uns das damals prophezeit, an jenem
denkwürdigen und bedenklichen Abend, oder auch
„erst“ ab der offiziellen Betitelung als Trash Movie
Night spätestens anno 95 (als das von Julian
erschaffene TMN-Logo eingeführt wurde), wir hätten's
nicht geglaubt oder nervös gekichert angesichts der
sich daraus ergebenden Verpflichtung, die kommenden
Jahrzehnte immer wieder neuen Schund auszugraben und
auszuhalten. Eine kleine Stoner-Paranoia hätt's
einem wohl sicher eingebracht.
Eine angemessene Jubiläumsveranstaltung würde eine
echte Herausforderung darstellen und lässt sich im
Onlineformat schlicht nicht unterbringen – hätten
wir etwa Pappen per Post versenden sollen? Dieser
Kelch geht also an Euch vorüber, gottseidank oder
leider, je nach persönlicher Neigung.
Da aber ein Ende der TMN weder geplant noch absehbar
ist, sich das eine oder andere noch jähren wird und
sich sowieso Anlässe finden lassen (aktuell 270
Veranstaltungen, 471 Filme and counting), blüht Euch
möglicherweise – sobald es wieder geht – das eine
oder andere Sonderformat, bei dem es dann allerhand
nachzuholen gilt.
Nun aber zum Mittwoch: DIE TODESHAND DES GELBEN
ADLERS hätten wir schon ganz gerne gezeigt, waren
dann aber zu geizig, um in eine Disc mit deutscher
Synchro zu investieren. Ersatzweise muss Barry Prima
ran, der uns schon vor Jahren mit seinem 81er THE
WARRIOR in die bizarre Welt Indonesischer
Mystik-Action einführte. Im WARRIOR lag der Fokus
noch auf postkolonialistischem Empowerment (=
„Holländer“-Bashing mittels Magie), auf solch
komplizierte Messages wird in THE DEVILS SWORD
kurzum verzichtet, um mehr Raum zu lassen für … so
ziemlich alles andere.
What the film lacks in pacing consistency it
makes up for in psychedelic intensity, a facet
that extends to its surrealistic sex scenes
including... (usw.)
Aufmerksame Zuschauerinnen, Zuschauer, Zuschaux und
Zuschaudernde werden interessante Querverbindungen
zu allerlei Filmen der letzten Zeit entdecken – der
Wahnsinn ist doch eine verblüffend universelle
Sprache.
In diesem Sinne – see you!
F&J&A
Mi, 03.06.2021
"Erst wenn der letzte Köttbolar hinter
schwedischen Gardinen verschwunden ist und das
letzte Schwedenkraut geraucht, werdet ihr
feststellen, dass man diese wässerigen Hotdogs im
Ikea nicht essen kann".
Und dann ist es Zeit, diese deprimierend vor sich
hin zerfallende Welt zu verlassen, um sein Glück
woanders zu finden, sagen wir: auf dem Mars. Schnell
ist ein Raumschiff mit Siedlern vollgestopft und los
geht die Reise. Jedoch:
Wie so oft hat Mensch die "Bill" ohne den "Värt"
gemacht und "det stolta rymdskeppet" kommt schneller
vom Kurs ab, als man "Was um der Liebe Einsteins
Willen soll denn ein 'Äppelkaka' sein und wie
vermeidet man sowas?" sagen kann. Los geht die
kosmische Odyssee des quengeligen Schwedenhaufens,
einem nur bei sehr großzügiger Betrachtung
"ungewissen" Schicksal entgegen. Dabei hat die Crew
und die glücklose Siedlergemeinschaft sattsam Zeit,
über absolut Alles und Jeden ein fein Liedelein zu
schmettern.
Aniara
Schweden 1961
R.: Arne Arnbom
...die mir einzige bekannte
(Fernseh-)Film-Weltraumoper, die Ihren Namen
wirklich verdient und fast schon den Soll
übererfüllt: ist das noch Trash (höre ich es hier
und da herum maulen)?
Nein, das ist SPART…
äh TRASHMOVIE HARDCORE, ein beim letzten
Vorglühen endgültig aus der Taufe gehobenes (oder
als Kind mit dem Bade direkt in die Lava
geschüttetes) neues Spezialformat, in welchem wir
versuchen, Euch ab und zu mal Kost vorzusetzen, die
man sich wirklich nur als hartgesottenster*in
TMN-PROFI-MENSCH reinzieht. Und Ihr seid diese
unzerrüttbaren Wesen, liebe TMN Gang! Geht mit uns
durch das Feuer der (Schluck) verschrobenen
Hochkulturentgleisung des Schwedenjahres 1961!
Ersonnen hat diese kosmische Trübsinnigkeit der
schwedische Dichter Harry Martinson. Satte 4 Jahre
brauchte er, um sein 103 canti (Gesänge) schwere
Weltraum-Meditation über alles, was so schief gehen
kann, wenn man mal ganz weit draußen falsch
abgebogen ist, zu Papier zu bringen.
1959 vertonte Karl-Birger Blomdahl den Stoff und
brachte seine Oper, die mit Fug und Recht "Space
Opera" genannt werden kann, unter anderem sogar in
Darmstadt, Hessen, (Erde) zur Aufführung.
Menschheit: Im Arsch?
Für die 1961 Fernsehverfilmung, die wir uns heute
Abend in bedrückendem 4/3 und hoffnungslosem
Schwarz/Weiß zu Gemüte führen werden, steuerte er
ebenfalls die Musik bei.
Irgendwie zündete der Stoff und führt seitdem ein
interessantes Eigenleben, das bis zu einer
(allerdings gesanglosen) Hightech-Neuverfilmung im
Jahr 2018 führte (näheres auf Wikipedia).
Wir zeigen Euch natürlich, um die Fallhöhe noch
weiter zu forcieren, auch den Trailer zu dieser
aufwändigen Neuproduktion - VOR dem Abstieg in die
TV-Sauna der farblosen 60ger - nichts zu danken :-)
Und weil wir schon mal beim Thema Vorfilm und
Hardcore sind, packen wir sogar noch den thematisch
irgendwie nur durch die Erwähnung des Wortes
"Schweden" schräg um die Ecke dazu-asoziierten
Arthouse-Schocker "Schwedinnen wischen feucht" von
TMN Veteran C.Frisch ins Programm, der mit
stattlichen 45 Sekunden (bei einem
Entstehungszeitraum von "1996-1999") eigentlich alle
Fragen wegwischen bzw. beseitigen sollte und ein
formidables Einstiegserlebnis in diesen unseren
ersten (und womöglich auch letzten) Opernfilm in der
Geschichte der Trashmovienight bietet.
Weil das facking kurz und nun auch schon alles egal
ist, zeigen wir DAVOR auch noch den Videoclip "Ett
Fönster" der leidlich unopernhaften Band
"TODESMAGNET" aus gleicher Bilderschmiede, weil:
Musik und Schweden und wasweißich, Gründe eben.
Für die eigene Seelenrettung ist diesmal jeder
selbst verantwortlich, wir empfehlen: ALLES, nur
STARK GENUG sollte es sein.
"The well-known American science fiction writer,
Theodore Sturgeon, in reviewing a 1964 American
edition for a genre audience, stated that
"Martinson's achievement here is an inexpressible,
immeasurable sadness. [It] [t]ranscends panic and
terror and even despair [and] leaves you in the
quiet immensities, with the feeling that you have
spent time, and have been permanently tinted, by
and with an impersonal larger-than-God force."
19:00 Ikea Bauanleitung, Vorfreude, Schwedentrunk.
20:00 Teile fehlen, Schwermut, saufen um zu
vergessen.
Mi, 10.06.2021
Liebe Gemeinde,
versammelt euch nun mit uns um diese brennende
Benzinpfütze und höret die traurige Ballade eines
gebeutelt(ier)ten Regisseurs, der Australiens
größten Science Fiction Film der achtziger
unverschuldet im Outback versenkte und mit diesem,
seinem ersten und letzten Spielfilm, so vollständig
und restlos baden ging, wie man im australischem
Hinterland eigentlich ohne eine, sagen wir,
Alp-Traumzeit große Bierdose (5000 Liter?) gar nicht
baden gehen kann.
The Time Guardian
Australien 1987
R.: Brian Hannant
Oder stopp, lest einfach diesen famosen,
ausführlichen Artikel,
der die ganze traurige Saga von zwei Idealisten, die
auszogen, eine bescheidenen SF-Lovestory zu
verfilmen und in den Wirren einer überambitionierten
und gleichzeitig irgendwo im Niemandsland zwischen
Gier, Doofheit, Selbstüberschätzung, Inkompetenz und
Knauserigkeit mäandernden Filmindustrie-Realität der
80er Aussi-Jahre, restlos zermalmt wurden, in
rührender Schreibe mit hübschen Bildern
eindrucksvoll und detailliert erzählt.
Noch besser: Lest den Artikel erst NACH Betrachtung
des Films, sonst quält einen ein
was-hätte-das-nicht-feines-werden-können-Gefühl und
bringt uns um das rohe Vergnügen, frisch und
unbedarft dieses im Lasergewitter von beknackten,
Dr-Who-artigen Mensch/Maschinenroboterwesen,
zeitreisenden Städten (hustXANADUhust), jeder Menge
billiger Terminator-Plagiate, hübschen jungen
Australierinnen in Tümpeln, famos explodierenden
Tankstellen (ohne Benzinverschwendung geht’s einfach
nicht in Australien) spektakulär implodierende
SF-Trash-Känguru-Köttelchen, in seiner vollen Pracht
beim Scheitern genießen zu dürfen. Denn eins muss
man dem bedauernswerten Herren Bennet lassen: der
Co-Autor von Mad Max: Road Warrior geht mit einer
verzweifelten Energie ans Werk, die beste
verschrobene Aussi-Action-weirdness, wie wir sie
schon das eine oder andere mal goutieren durften,
garantiert.
Kaum mit von der Partie: eine kaum vorhandenen
Prinzessin „Schneeia Organa“ (Carrie Fischer) und
Herr Dean „Blue Velvet“ Stockwell, der irgendwie
auch nix zu tun hat.
Außerdem bemerkenswert: diesmal werden unsere
friedlichen Beuteltierfreunde in Ruhe gelassen.
Ebenfalls garantiert.
„With a script ‘in progress’ and a thirteen-week
shoot cut down to nine, Hannant was trapped in an
increasingly nightmarish situation… as Ginnane
made his usual presence felt with pages of the
script being dropped during filming. The director
was faced with fifteen set-ups per day which led
to numerous night shoots and a final sequence
which was apparently never shot.
‘It was like watching the Titanic going
down’, said Hannant.“
J&F&A
Mi, 16.06.2021
Hochverehrtes Publikum,
wenn ein Ehepaar es sich in farbenfrohen
Synthetik-Schlafanzügen und seinem hypermodernen
Wohnzimmer gemütlich macht um bei CLOCKWORK ORANGE
zu entspannen, der Fernsehabend aber leider
unerfreulicher verläuft als das, was auf der
Mattscheibe zu sehen ist, dann sind wir wohl
gelandet in
UNA GOTA DE SANGRE PARA MORIR AMANDO
aka
TO LOVE, PERHAPS TO DIE
aka
MURDER IN A BLUE WORLD
aka
CLOCKWORK TERROR
Angesichts dieses – sagen wir: ungewöhnlichen –
Werks muss sich selbst Wikipedia kurz sortieren und
die Kategorie Spanish-French science fiction
crime horror film einführen. Zu verdanken
haben wir dieses ambitionierte Vorhaben Eloy de la
Iglesia, der es (ungeachtet seines kaum zu
überbietenden Provo-Profils als schwuler
sozialistischer Baske) ausgerechnet im
spätfranquistischen Spanien anno `73 schaffte, ein
ganzes Œuvre von Filmen zu produzieren, für die das
Prädikat „gesellschaftskritisch“ monumental
untertrieben wäre. Auf Krawall gebürstet war Iglesia
allemal: Den ollen Kubrik nur zwei Jahre nach
CLOCKWORK zur historischen TV-Unterhaltung zu
degradieren und en passant die Darstellerin aus
dessen LOLITA in einen mental instabilen Todesengel
umzuwidmen, das zeugt von Cochones.
Bereits bei diesen ersten dürren Informationen
schlug unsere Weirdness-Wünschelrute aus, um nicht
mehr zur Ruhe zu kommen: Drehbuch von José Luis „La
Cabina“ Garci (siehe TMN Kindertrauma
Special), vor der Kamera Chris Mitchum (der
nichtsnutzige Sohn des sympathischen Stoners Robert,
der hier möglicherweise aus reinem Zufall ein
Engagement mit Anspruch absolvierte, bevor er sich
vermittels asiatischem Söldner-Schrott à la H-BOMBE
in unser Herz stümperte), als Arthouse-Querschläger
Jean „Belle de Jour“ Sorel, sowie Irrungen und
Wirrungen, die im europäischen Kino sonst
bestenfalls italienische Giallos zustande brachten.
Für cinephile Checklistenfetischisten gibt es die
vermutlich erste Darstellung einer Gay Bar im
spanischen Kino abzuhaken. Angeblich hat dieses
obskure Nischenprodukt Paul Verhoeven beeinflusst,
was plausibel wäre, wenn er es denn gesehen haben
mag – denn: wer könnte unbeeinflusst bleiben?
Wer jetzt noch nicht überzeugt ist und sexuell
deviante Krankenschwestern, fadenscheinige
Psychologisiererei, Drag Kings ohne Bartstoppeln
(aber mit Lippenstift), psychedelische
Innenarchitektur und so manch ultrabrutales
einfordert, bekommt auch das zugesichert und ist am
Mittwoch bei uns richtig. Trashnite halt!
See you
F&J&A
Mi, 23.06.2021
... uuuuuuuuund weiter gehts:
Das Auge
Regie: Claude Miller
F. 1983
Liebe Gemeinde:
Wir schreiben das Jahr 1983. Der französische
„Anspruchsfilm“ in steht voll im Cineastensaft.
Mittelalte weiße Meisterregisseure, die blutjunge
Schauspielerinnen durch verquere Pubertäts- und
Mordfantasien hetzen, immer ein zerknautschtes
Alter-Ego in Form eines zähen, zynischen
Lebemannbullens der alten Schule an die Seite
gestellt, bestimmen den Ton in der Arthouse-Kinos.
Die Devise lautete: wenn es aus Frankreich kommt,
muss es eine Schippe besser sein als, naja, alles
Andere. Und obzwar diese naive Faustregel in den
achtziger noch einigermaßen greift, ist hier schon
das unangenehm versnobt-verquastete Filmverständnis
in die Jahre gekommener Studenten*innen zu erkennen,
die einen soliden, ehrlichen Trashfilm nicht mal mit
dem ausgesessenen Hinterteil angucken würden (und
uns dann endlose Reigen todlangweiliger „Der gute
Film Open Air Festivals“ bescherten, die in ihrer
risikounfreudige Gutgemeintheit bis zum heutigen Tag
die Wiesen und Felder in und um unsere Metropolen
verschandeln). No Risk, no respekt, no fun. Die
Trashmovienightmacher lehnen dankend ab. Sorry,
Brettschneider und Co ;-)
Lino Ventura, auf dem Höhepunkt seines
überskeptisch-bulldoggigen Shticks, verhört in
Monsieur Claude Millers intensivem Kammerspiel „Das
Verhör“ von 1981 Michel Serrault, der, direkt von
seinem Erfolg „Ein Käfig voller Narren“ resp. „Noch
ein Käfig voller Narren“ kommend, einen
Industriellen spielt, der des Mordes an zwei Mädchen
überführt werden soll. Es mag ironisch anmuten, dass
Miller mit Sereault nur zwei Jahr Später einen
Thriller vorlegt, in welchem Serrault einen
Detektiven spielt, der die Morde einer (bzw. zweier)
junger Frauen aufklären soll und, zunächst nur
beobachtend, dann in recht fragwürdiger Manie aktiv
in das Geschehen eingreifend, in ein ziemliches
Schlamassel gerät. Seine Odyssee führt ihn auf den
Spuren der schwarzen Witwe Isabelle Adjani und auf
der Flucht vor den finsteren Schatten seiner eigenen
tragischen Vergangenheit quer durch Europa, einmal
mit Karacho in die eigene depressive Obsessionswelt
und dann geradewegs in Richtung Hölle. Was zum Geier
soll das denn nun wieder mit „Trashfilm“ zu tun
haben, hören wir die Profi-Skeptiker unseres
elitären Cineastenzerstörungszirkels rufen.
Nun, zunächst einmal hat Herr Claude Miller nichts,
aber auch gar nichts mit Herrn Ritters heimlichen
Regisseur-Crush George „Mad Max“ Miller gemein. Das
hört sich vielleicht argumentativ nicht besonders
logisch an, ist aber keineswegs selbstverständlich.
Der Autor dieser Zeilen will nur darauf hinweisen,
dass in jedem ernstzunehmenden Film ein kleines
bisschen MILLER nicht schaden kann.
Vielmehr handelt es sich bei „Das Auge“ um einen der
erklärten Lieblingsfilme der
2-Personen-Trashmovienite-Vorläufer-Crew C. Nogay
und J. Ritter. In den undurchsichtigen und sehr
schlecht erinnerten neunziger Jahren trafen sich die
beiden Filmstudenten oft im spartanisch
eingerichteten WG Zimmer Nogays, um auf einer am
Boden liegenden Matratze und umringt von diversen
bis zum bersten mit dubiosen VHS Kassetten gefüllten
Regalen wunderliche Irr- und Wirrläufer der
Filmgeschichte zu goutieren. Oft traf man sich auch
in der HFG, wo ein auf Rollen befestigter
„Medienschrank“, bestehend aus VHS Recordern und
Fernsehgerät, gerne mal in unabgeschlossenen Räumen
und manchmal sogar einfach auf den Schulgängen
herumstand, der dann einfach in den nächstbesten
Stromkreis eingestöpselt und unter den mitunter sehr
skeptischen Blicken der Mitstudent*innen in Betrieb
genommen wurde. Bald war das gemeinsame Schauen von
eher abseitigem Filmgut in der HfG eine liebe
Gewohnheit und andere Freunde des Schräglage-Kinos
(E. Corsano) gesellten sich hinzu, wenn – damals
komplett ohne Plakate oder sonstigen modischen
Firlefanz – einfach irgendwo eine der raren, gehütet
und gepflegten Trashperlen durch die leeren
Uni-Gänge schallte und flackerte. So oder so ähnlich
jedenfalls. Über diese Phase der prä-TMN soll an
anderer Stelle noch detaillierter berichtet werden,
wenn Herr Ritter mal wieder die Gelegenheit bekommt,
das mit Sicherheit nicht so arg vernachlässigte
Gedächtniszentrum des Herren Nogay anzuzapfen, um
das ein oder andere verschüttete Erinnerungsfragment
zu revitalisieren.
Das Auge jedenfalls bietet eine famos aufgelegten
Schauschpieler*innen Truppe, rasante, geschliffene
und ungemein witzige Dialogmomente, eine Top Kamera
und jede Menge 80er-noir-flair, einen erfreulich
hohen Bodycount und eine grundsolide fatalistische
Gesamthaltung, die die heitere Seite von Psychose,
Obsession, Mord und Totschlag mit fragwürdigen
Folgen für alle Beteiligten, aufs vorzüglichste zur
Geltung bringt. Wir zeigen den Film in deutscher
Synchronfassung, weil er nebenbei eines der raren
Beispiele für eine rundum gelungene sprachliche
Übertragung eines nicht deutschsprachigen Filmes
ist, der unsere Verwunderung über den Umstand
befeuert, das es dem deutschen Film nicht möglich zu
sein scheint, leichtfüßig-elegant-komplexe Dialoge,
für die man sich nicht vor aller Welt schämen muss,
hervorzubringen.
19:00 Pastis und süße Teilchen
20:00 Nicoise mit Tränendressing
See you!
J&F&A
Mi, 30.06.2021
Liebe Gemeinde,
und schon ist es wieder später Montag und ein
Programm möchte ins Leben gerufen werden. Also los!
Nun ließe sich sicher in fachkundigstem Abwägen ein
Film finden, der allerlei Anknüpfungspunkte an zuvor
Gesehenes hat, aufs prächtigste unterhält, genau das
richtige Tempo bietet und die rechte Balance
zwischen allen Ansprüchen, die man berechtigterweise
an uns herantragen mag. Macht aber Mühe und dauert
am Ende gar bis Dienstag.
Da kommt es Zupass, dass es ein langsam, aber stetig
wachsendes Reservoir an Titeln gibt, die immer mal
wieder in Betracht gezogen wurden, jedoch ebenso
häufig wieder kopfschüttelnd verworfen. Und zwar,
weil sie zwar das eine oder andere haben, das sie
für eine TMN Aufführung prädestiniert, andererseits
jedoch
sperriger/langatmiger/dämlicher/deprimierender/sonstwie-abseitiger
sind als selbst die Ausreißer in unserem Portfolio.
Schwierige Fälle also. Aber wer soll ein Herz dafür
haben, wenn nicht wir?
Eröffnen wir also neben TMN HARDCORE (letzthin
glanzvoll eingeführt mit schwedisch-schwarzweißer
Weltraumoper) ein weiteres Subsegment und nennen es
TMN ODDBALL. Als allerersten Beitrag servieren wir
BELLADONNA OF SADNESS
Japan 1973
über den hier gar nicht allzuviel gesagt sein soll,
außer dass es sich um einen „nicht animierten
Animationsfilm“ handelt, der für gelinde gesagt
zwiespältige Reaktionen verantwortlich ist. In den
Entstehungsjahren noch mit einem gewissen Wohlwollen
ob der visuellen Opulenz aufgenommen (Berlinale,
aber kommerziell gefloppt), wird er aus
aktueller Perspektive (anlässlich restauriertem
Rerelease) teils ratlos bewundert als Meisterwerk
mit emanzipatorischer Botschaft, teils glutvoll
gehasst als misogyner Mist. Sicher ist nur: das
Erkennungszeichen japanischer Regisseure – eine
chronische Vollmeise in Bezug aufs Weibliche – ist
auch hier in voller Pracht zu bewundern.
Mit „Finger weg“ würden wir es uns aber zu leicht
machen, denn da gibt es noch allerlei anderes zu
entdecken und eigene Meinungen zu bilden. Etwa über
die Validität der Einschätzung "der Soundtrack
des japanischen Rockpioniers Masahiko Sato klingt
immer noch wie eine psychedelische
Gehirnoperation“
See you!
F&J&A
Mi, 07.07.2021
Buddha bei die Fäuste!
The Boxer's Omen
R: Kuei Chih-hung
HK 1983
Als Boxer Chan Hungs Brudi im Rahmen eines
sportlichen Kräftemessens irgendwo downtown Thailand
brutal in den Ringboden gestampft wird, schwört Hung
(Phillip Ko), es dem Babo Ba Bo (gespielt von Bolo
Yueng) auf Hongkongdollar (港元 ) und Baht (บาท)
heimzuzahlen.
Soweit, so Sportfilm.
Die Angelegenheit verkompliziert sich allerdings im
Quadrat, als sich herausstellt, dass besagter Ba Bo
mit sinistren satanischen Mächten im Bunde ist, die
ihm den nötigen magisch-manischen Killer-Wupp und
als Bonus einen Schleichweg zur Unsterblichkeit
bieten.Da hilft natürlich nur "gute" Magie, und
Buddha-Buddie / Mönch / Coach Elvis (Tsui) setzt
alles daran, aus seinem neugewonnenen Magie-Azubi
die Sorte von Buddhistisch gestählter ein-Mann
und-Zig-Dämonen-Zauber-Kampfmaschine zu machen, die
dem finsteren Treiben der Bad Babos endgültig ein
Ende zu setzen imstande ist.
Auch in Team Buddah ist jeder scharf auf
Unsterblichkeit, was zunächst irgendwie naheliegend
erscheint, bei all dem ultra-brutal-psychedelischen
Durcheinander, welches das Dasein als
dauergestresster
Magier-Boxer-Killer-wasweissich-Mönch so tagein,
tagaus mit sich bringt, dann aber doch einiges an
Attraktivität einbüßt. Merke: Entscheidungen von
Tragweite besser bei einem entspannenden Thai Stick
überdenken, bevor man sich überambitioniert und
unterinformiert in magische Box-Schlamassel stürzt.
Und was abseitig-grellbunte Hardcoreaction und
höchst fragwürdige, explizite Darstellungen
unappetitlicher Wandlungen von Mensch zu Tier zu Tot
zu Dämon und querwärts wieder zurück ins glibberige
Dasein angeht, liefert Kuei Chih-hung kompromisslos,
korrekt, krass und konkret. Triggerwarnungen können
wir uns eigentlich nahezu schenken - der Film ist
ein einziger (Cosmic) Trigger! Aalgekotze,
Augenpiercing, magisch-misogyner Mischmasch,
trippige Viecher, trippigere Optik.
Keine Bremse an der Rikscha ins Delirium.
Warum wir diesen 1983er Schundfuzius-Streifen aus
dem eigentlich eher auf Ballet-Fu und Wire-Dresche
spezialisierten Shawn Brothers Studios, der als
einer der Wegbereiter der ein paar Jahre später in
Hongkong eingeführten Kategorie 3 Klassifizierung
(Gucken erst ab 18, keine Ausnahme, Freibrief für
abseitigsten Stuss und Scheiß) betrachtet werden
kann, bisher noch nicht auf dem Radar hatten, ist so
rätselhaft wie verständlich, bedenkt man die
mysteriös/mystisch-biochemikalischen
Begleiterscheinungen, die den Blick des gestählten
Trashmovienight-Veteran-Menschen mitunter etwas
ziellos ins Hedonistisch-Unaufmerksame verlagern.
Aber Torschuss in der Verlängerung hat noch immer
gezählt, und Buddha hasst Klugscheißer, deshalb:
Thai-Sticks aus dem Eisfach geholt und ein
gepflegtes Blue Girl Bier angesteckt! Willkommen auf
dem TrashWeg, der das Movienight-Ziel ist.
19:00 Erleuchtung / Dharma Spiegelung
20:00 Verdunkelung / Dharmatologischer Befund
J&F&A
Mi, 15.07.2021
Er so: Gibts am Mittwoch keine Trashmovienight?
Wir so: Nee, diesmal am DONNERSTAG
Sie so: Reichlich schpät, euerne Ahlaadung!
Ritter so: …
Er und Sie so: Was gibts denn?
Wir so: Schnecken.
Er, sie und * so: Come again, Boomer?
Wir so: Schnecken, die beißen.
Alle so: Schnecken. Die. Beißen.
Wir so: ...yep, beißen und töten.
Alle so: Wir hatten doch schon Würmer, die töten!
Wir so: Yep. Und jetzt Schnecken.
Irgendwer so: Geht was in die Luft?
Wir so: Yo.
Alle so: Na dann.
Wir so: Na dann.
Slugs, muerte viscosa
Spanien/USA 1988
R.: Juan Piquer Simón
Mi, 22.07.2021
Es ist mal wieder soweit!
Weltuntergang!
Erfreulicherweise ist dieser dank Stock-Atompilzerei
schnell vorbei, so dass wir uns subito der
unterhaltsamen Zeit danach widmen können. Mit allem,
was eben so dazugehört: Mutanten in abgewickelten
Fabrikgeländen, Herumgefahre in Kiesgruben,
unbeholfen marodierenden Milizen und verschwitzen
Männern, die das alles in Ordnung bzw. den Orkus
bringen müssen.
Nachdem Regisseur Tonino Ricci ein Jahr zuvor einen
Mann namens RUSH durch die Endzeit scheuchte, ließ
setzte er 1984 noch einen drauf bzw. drunter mit A
MAN CALLED RAGE, der in Deutschland als RUSH 2
vermarktet wurde, aber mit diesem nichts zu tun hat.
Egal!
Zugegebenermaßen sieht die Postapokalyse dieses mal
noch etwas ausgelaugter aus als bei anderen
italienischen Produktionen jener Zeit –
möglicherweise können wir hier jenen Film
identifizieren, der das untere Ende des damals noch
eben für vertretbar gehaltenen Budgets markiert, und
das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Die ausgesprochene Schäbigkeit von RAGE führte
allerdings zu einem Nischenstatus im Nischengenre,
einhergehend mit nur leidlicher Verfügbarkeit. Eine
nicht unbeträchtliche Investition in die vergriffene
DVD haben wir uns verkniffen, statt dessen gibt es
einen fast nostalgisch stimmenden schlimmen VHS RIP
(mit norwegischen Untertiteln). Dennoch: Euer Leben
könnte schlimmer sein, z.B. so wie im Film.
Things I learned about our future military
uniforms from this film:
- Epaulets are to be worn on the chest, not
the shoulder.
- All women in the military will be issued
Daisy Dukes and tied-off half tees.
- Motocross guys get to bring their own
uniforms, bright colors encouraged so you’ll
make a better target.
- Ponchos can protect you from radiation.
See you!
F&J&A
Mi, 28.07.2021
Regisseur:
„Du weisst ja: Ich hab bisher nur Pornos gedreht, so
richtig Kunst! Aber dann immer dieses Gemaule: Alle
wollen sich nur einen von der Palme wedeln und
schaffen es nicht, die Deppen! Als ob es nicht geil
wäre, wenn da reichlich Dialog ist und
Höhlenmenschen in Babykleidern, die mit Knochen
trommeln, während ein Maus-Mann 69 mit einer
Stripperin macht! Oder die Sache mit dem
Riesenbleistift, der vor einem Flipchart vögelt! Du
kennst ja CAFE FLESH. 1982 war das, vor sieben
Jahren. Perlen vor die Säue, sag ich Dir.
Ich will die Sache jetzt anders angehen: wir lassen
das Hardcorezeugs weg. Damit hat keiner mehr ne
Ausrede, den Film blöd zu finden. Genial, oder? Wir
landen einen Hit! Kann ich Kohle dafür bekommen?“
Finanzier:
„Ok. Aber nur, wenn CALIGARI im Titel vorkommt.
Alles andere ist mir egal.“
Drehbuchautor:
„Ich hab da schon länger diese Spitzenstory liegen
über eine Privatpsychiatrie, in der „Nympholepsie“
behandelt wird. Ja, ich weiss… von mir aus lassen
wir dann eben die Bumserei diesmal weg, wir können
ja statt dessen surrealistisches Zeug einbauen, um
auf sagen wir 78 Minuten zu kommen. Ach so, expressionistisch
soll es sein? Was war noch mal der Unterschied?“
Art Director:
„Hmmm CALIGARI … wenn die Expressionisten heute
Filme machen würden, sähe es aus wie Memphis Design.
Oder Miami Vice in einem schwarzen Kasperltheater.
Mit Ton. Ganz sicher.“
Special Effects:
„Ich ruf an wegen den Brüsten. Also einen Meter
Zwanzig lang, korrekt? Ich wollte nur sicher gehen.“
Schauspieler:
„Natürlich bin ich dabei! WIZARD OF OZ ist mein
Lieblingsfilm! Ich wollte immer schon die
Vogelscheuche sein. Immer, immer. Jede Menge Stroh
in der Hose haben! In dem man rumwühlen kann! Bis es
brennt! Das war doch so, oder?"
Schauspielerin:
„Also gut, ich zieh mich in diesem CALI-Dings aus.
Von mir aus ein paar mal. Also ständig. Aber nur,
weil ich in die Zukunft sehen kann und weiss, dass
ich danach bis mindestens 2021 im Filmgeschäft
bleiben kann. Als Stuntfrau.“
Das Internet:
„Not every movie about involuntary neurosurgery
performed on cannibals by German dominatrixes
seeking world domination has to be dark and
brooding."
Trashnite Team:
„ODDBALL. Film ab.“
See you!
F&J&A
(gegeben ward DR. CALIGARI, in der "Fassung" von
1989 versteht sich)
Do, 05.08.2021
Liebe Trashmovienight-Menschen, liebe türkische
Mitbürger:innen, liebe vierbeinigen Freunde.
Heute gibt es seit einiger Zeit mal wieder einen
Cineastischen Doppeldöner mit Hundeeinlage zu
bestaunen und irgendwie zu verdauen. So sind die
Ferien!
Gassi! Party! Istanbul!
Den Auftakt macht
Killing in Istanbul
(Kilink İstanbul'da’ )
Türkei 1967
R: Yılmaz Atadeniz
Kilink, der Meisterverbrecher, der scheint's einer
unheilsamen Liaison von Fantomas, morbidem
Straßenpantomimen und Diabolik (die hartgesotteneren
TM Freunde werden sich erinnern, alle Anderen gucken
rasch hier
nach) entsprungen und ins abstrakte Leinwand-Leben
geworfen zu sein scheint, hat einen kühnen Plan: Er
will eine Formel, mit deren Hilfe Krebs besiegt
werden kann, stehlen, um einen Tödeslaser zu bauen.
So weit, so schlüssig.
Klar wirft dieser Plan einiges an Fragen und
Problemen auf und ist in der Durchführung
überraschend komplizierter als gehofft. Als auch
noch das schöne Töchterlein des Professors in einem
winzigen Fölterkeller zum „Reden“ gebracht werden
soll, wird es dem Superman/Batman/SHAZAM Klon Uçan
Adam (fliegender Mann) zu bünt und ein bizarres
hin-und-her quer durch Istanbul hebt an. Ganz in der
Tradition des „Turkploitation“-Subgenres spart man
wieder an allen Ecken und Enden, Soundtracks aus
wesentlich erfolgreicheren Filmen werden gebörekt
bzw.: geborgt, überhaupt wird hier bei minimalem
Talenteinsatz und maximalem Överücting einiges an
Querfeldein-assoziativem Quatsch-Ayran
zusammengebraut.
Ruckelige „Klischee-Explöitation-Üction“, kurze
Laufdauer, Schwarz/Weiß, soll es das etwa für Heute
gewesen sein? Ist das Leben, zumal als
Trashmovie-Connisseur, wirklich so kurz und
schrecklich? Ist nicht überhaupt irgendwie ALLES
Schrecklich?
Eine Frage, die von den Erzeugern unseres zweiten
Films unverzüglich mit einem JA bejaht werden würde,
handelt es sich bei den Filmemachern doch um das
umtriebige Video-Editoren-auf-Acid-und-VHS-Kollektiv
„EVERYTHING IS TERRIBLE“, welches uns mit „The Great
Satan“ ja schon gezeigt haben, wo die Messlatte im
nihilistischen
Massen-VHS-Schundfilmschnipsel-Speedcore-Editing
liegt.
Niemand hat vor, Euch wie die Hunde vor die Tür in
den Starkregen zu jagen (geschweige denn eine Mauer
zu bauen), wir gönnen euch:
Doggiewoggiez! Poochiewoochiez!
EVERYTHING IS TERRIBLE
USA 2012
Ging es im Killing-Film noch vergleichsweise
farblich bescheiden und diszpliniert zu Werke, lässt
die „Neuverfilmung“ des psychedelischen
Jodorowski-Klassikers „The Holy Mountain“ unsere
schon ein wenig strapazierten Sinne in einem
hochschräglagigem Assoziationsgewitter in
flackerige, bunte Bilderschnippsel zerbersten.
Sagte ich schon, dass Everything is Terrible den
Film komplett aus Hundefilmszenen jedweder (!)
Herkunft, Quelle und Qualität nachgebaut hat?
Nein?
Nun, EIT hat den Film komplett aus
Hundefilmschnipseln jedweder (!) Herkunft, Quelle
und Qualität nachgebaut.
Auch dieser exzentrische Unfug dauert in seiner
Windhundpsychotischen Raserei nicht allzu lange.
Auch egal, ein Tritt in die Eier dauert auch nicht
lange und wirkt trotzdem Stunden nach, DOG sei es
geklagt.
Reichlich Leckerlies und Dönerfleisch bereit halten
und Shisha aus Hundenapf basteln!
J+F+A
19 Uhr einmal scharf mit ALLEN
20 Uhr zweimal scharf mit ALLEM
21:15 Uhr Psychogassi
Sie, warum heißt dieses Gulasch eigentlich
„Türkisches Gulasch“? - Weil der Hund vom Koch
Sultan geheißen hat (Herbert Hiesel, toter
bayrischer Komiker)
Do, 12.08.2021
Sommerpause! Zumindest für die notorischen
Kuratoren. Wir werden aufs Trefflichste entlastet
durch Herrn T. mit einem Angebot, das wir weder
ablehnen konnten noch wollten:
Nach dem (manchmal) „SHAZAM!“ sagenden Supermann aus
dem türkischen Raum des Mittelmeers möchte ich den
Fokus auf einen zwielichtigen Supermann aus Italien
lenken. In den ersten Minuten wird klar das dieser
Held in Strumpfhosen einen gestörten moralischen
Kompass hat und das sein Kryptonit Frauen sind. Bei
der kleinen Recherche zum Film stiess ich auf einen
obskuren Aufsatz
zum Thema Supermann und Sex, mit dem hübschen Titel:
„Man of Steel, Woman of Kleenex“ in dem auf die
Gefahren für Lois Lane hingewiesen wird, sollte
diese sich auf Sex mit Supermann einlassen.
Aber zurück zu unserem Film dessen Originaltitel den
deutschen Verleiher wohl zu viel verraten haben,
„Come rubare la corona d’Inghliterra“ (Wie man die
Krone von England stiehlt)
Superman, Le Diabolique (Superman, der Böse)
so das der deutsche Verleih das daraus machte:
„ARGOMAN - Der phantastische Supermann“
Phantastisch sind dabei vor allem die Sets und die
Kostüme, aber das habt ihr sicher schon geahnt.
Also noch ein Blick auf das Plakat und Film ab.
See you!
B&F&J
Do, 19.08.2021
Howdy Folks,
Gleichzeitig Regisseur, Haupdarsteller, Scriptwriter
und-noch-einiges-mehr zu sein – so mancher konnte
der Versuchung nicht wiederstehen, und hat uns
wonnige Stunden beschert. Titanen der
Selbstüberschätzung wie Neil „DOUBLE DOWN“ Breen und
Tommy „THE ROOM“ Wiseau haben ihren festen Platz im
TMN Olymp, und könnte es sein, dass sich ihnen in
Kürze Steve Barkett zur Seite gesellen wird?
Schließlich beließ dieser es nicht bei genannten
Aufgaben, sondern schrieb auch noch die Romanvorlage
für EMPIRE OF THE DARK, gab den Cutter,
Producer, Stuntman und seinen eigenen Sohn als
Dreingabe, der wiederum sowohl schauspielerte wie
auch für Special Effects zuständig war. Die Ehefrau
konnte, soweit erkennbar, offenbar lediglich
bequatscht werden als Co-Produzentin zu fungieren,
während Grandma Barkett schicksalsergeben ihr Haus
als Drehort zur Verfügung stellte.
Ein herzerwärmendes Familienprojekt also, mit
ebensoviel Hingabe und Liebe zum Detail arrangiert
wie ein Barbecue für die besten Freunde. Und in der
Tat: nach viel Zeit am Grill mit reichlich Bierchen
sehen Steve & Christopher auch aus – was sie
nicht hindern wird, unter vollem Einsatz der
wohlgeformten Körper einem Satanistenkult zu zeigen,
was ein redlicher Redneck von sowas hält.
Aus jeder Einstellung quillt ein bis kurz vor die
Midlife Crisis verlängerter Spieltrieb, eine
geradezu überbordende Freude, statt mit
Actionfiguren mit sich selbst hantieren zu dürfen.
Freuen wir uns mit!
Überraschenderweise entschied sich Steve, den
Oberschurken nicht selbst zu spielen, sondern die
zweitbeste Wahl zu nehmen: Richard Harrison,
notorischen Regular in zahllosen Godfrey Ho Filmen.
Als naheliegende Konsequenz tauchen
Satanisten-Ninja-Hybride auf, die Gelegenheit geben,
allen eventuell zweifelnden Haushaltsangehörigen die
Notwendigkeit der Anschaffung eines
Conan-Merchandising-Schwerts zu belegen.
Addiert reichlich Matte Paintings,
Stop-Motion-Monster, leidlich navigierte Dialoge,
Flashbacks und Selbsttherapie durch Selbstjustiz,
und ihr habt noch ein paar Gründe mehr zum Schauen.
Wenn ihr sie denn braucht.
This is a combination of Heavy Metal Magazine and
Better Homes & Gardens.
See you!
F&J&A
Do, 26.08.2021
Ach Herr Sonny Shin’ichi Chiba,
jetzt hat dieses verflixte Virus also auch Sie
niedergestreckt.
Zu klein, um so richtig von Ihnen auf die Fresse zu
kriegen? Immerhin waren Sie schon 1965 Träger
des Schwarzen Gürtels und auch im Leben nicht grade
der zimperlichsten einer, etablierten Sie doch aus
Ärger über das Ihnen zu artifiziell und tänzerisch
dargebotene Karate und Kung Fu Ihrer filmischen
Zeitgenossen, einen weitaus dreckig- / roheren
Kampfstil, der Generationen von jungen Filmemachern
nachhaltig versaut bzw. inspiriert hat.
Jetzt also Endstation auf der Intensivstation in
Kisarazu.
Und wo sie in ihrem Leben nicht schon aufgeschlagen,
untergetaucht, durchgeprügelt, angeschossen und
immer immer vom Feind unterschätzt worden sind! Quer
durch Raum UND Zeit sind Sie mit uns gereist, kein
Hinterhof war Ihnen zu schmutzig, kein Meer zu Tief,
kein Dschungel zu grün, kein Planet zu weit, keine
Zeitreise zu umständlich und kein Genre zu abseitig.
Sie haben neben den größten und schäbigsten
Schauspielern gespielt, legendäre Filmreihen, ganz
großes Kino und unterirdischen Schund durch Ihre
bloße Anwesenheit aufgewertet, haben sich sozusagen
immer mit vollster Energie den Wolf gespielt!
Und genau deshalb kam es uns nur passend vor, in
Erinnerung an Ihr bewegendes Leben und ihren
unermüdlichen Kampf für die Unterhaltung Ihres
Publikums, den Film WOLF GUY auszuwählen, Ihnen zum
Gedenken und in Dankbarkeit, dass Sie waren wer Sie
waren und machten, was Sie machten.
Und wir dabei zusehen durften und dürfen.
WOLF GUY
Urufu gai: Moero ôkami-otoko
Japan 1975
R: Kazuhiko Yamaguchi
Es ist ziemlich schwierig, im unübersichtlichen
Oevre des Herren Chiba selig "den Besten" Film
auszumachen. Allzu vielschichtig waren seine Rollen
und gar zu unterschiedlich seine Filme. Eine ganze
Filmreihe müsste man dem umtriebigen Mann eigentlich
widmen und der ein oder andere Streifen hat ja auch
schon die ein oder andere Trashnite mit
fassungsloser, energetischer Rotzigkeit und
zauberhaft verspielter Macho-Romantik erhellt.
Zeitreise Action (TIME SLIP / SAMURAI G.I.), der
Klassiker THE STREETFIGHTER standen auf dem
Programm, und in der ein oder anderen Asia-Gurke
konnte man Ihn auch in Nebenrollen bewundern.
Was tun? Klar, einfach sich locker machen und den
irgendwie beknacktesten
Crime/Yakuza/Werewolf/Science
Fiction/Horror-Mashup-Streifen aus der Versenkung
zerren, dessen man habhaft werden kann. Also
anschnallen und diese Manga-Verfilmung von 1975 mit
der dem Anlass gebührenden Würde (Sake, Sushi,
Opiumderivate) genießen!
19 Uhr Leckerlies am Hundeplatz
20 Uhr Menschenfleisch im Wolfsgehege
J+F+A
===
Bescheidene Dreingabe:
HIGH-Q, SONNY
===
fünf hiebe, sieben,
fünf – ach silben wolltet ihr
wind trägt klage fort
===
man sah chuck zögern
sagen die alten, einmal
kein mal chiba-san
===
stehen im wege
zu lange gucken, oder falsch
zähne am boden
====
karate wozu
wolf ohne pelz voller wut
hat jeden gürtel
===
buntes nylonhemd
neunzehnhundertfünfundsiebzig
wer trug es enger?
===
morgensonne steigt
faust – auge – fuß – kiefer, oft
fällt blutig abendrot
===
schlagen zu schauen
wer hört die nasen brechen
fäuste wie regen
===
muntere quelle
oder stiller teich, vielfältig
verbluten feinde
===
"hattori hanzo"
quentin dollars eingesteckt
lachte jahrelang
===
Do, 02.09.2021
1984 Deutschland: Das Wasser wird vergiftet, und
zwar durch Menschs massive Vorliebe für P.C.P.
(Angeldust). Die fragwürdige Brühe gelangt in einen
Zoo, dessen Insassen sich daran gütlich tun und dann
konsequenterweise nicht mehr in den drögen Käfigen
und Gehegen verweilen wollen. Action wollen die
druffen Viecher, und deshalb geht die Partymeute in
die Stadt um mal was los zu machen.
Den Problemelefanten, Cheetas, Löwen, Tiger, Ratten
und Co. gönnt man natürlich auch nicht den kleinsten
Happen Spaß und ein Tierzüchter nebst
obligatorischer Reporterin machen sich auf, die
Rasselbande... naja, was eigentlich?
Wild Beasts – Die Bestien
Belve Feroci
Italien 1984
R.: Franco Prosperi
Franks Vornamensfetter Franco ist Vertreter des
notorischen „Mondo“-Genres, das überkandidelte
Ex-Dokumentarfilmer in den Siebzigern quasi aus
Selbstverteidigung gegen den fernsehbedingten
Jobverlust aus der Wiege zerrten.
Spekulative, zum großen Teil gefakete
Naturfilmexzesse, die unter einem hauchdünnen,
schlecht gewebten Schamstoff-Fetzchen
„Zivilisationskritik“, Blut, Gewalt, Bizarrerie und
jede Menge weiblicher Sekundärgeschlechtsteile auf
die Leinwand kübelten, buhlten um die Lira und
Deutschmarks der vom revoltieren und Zeugs nehmen
schon ganz schlapp und malle im Hirn seienden
Jugend, und auch der ein oder andere erzverklemmte
Kernspießer und mit Sicherheit jede zwielichtige
Figur im hinterletzten Bahnhofskino, konnten ihren
jeweiligen Level an Verklemmtheit, Nihilismus und
heimlicher Arschlochigkeit in den Machwerken
gespiegelt bewundern.
Nun, sowas geht natürlich auf Dauer nicht gut, die
Menschheit reifte und interessierte sich für andere
Dinge, und so versuchte sich Franco in den Achtziger
Jahren des letzten Jahrhunderts, auf die eigentlich
ebenfalls schon wieder verebbende
Nature-Horror-Welle aufzuspringen und krachte dabei
quer und solide mitten durch den brechenden
Wellenkanal.
Wie aus den Action und Horror-Produktionen dieser
wüsten Epoche gewöhnt, regiert hier die pure Lust an
Übertreibung, eine zappelige Düsterkamera, viel Blut
und Weichkram, talentbefreite Schauspieler:innen
zerren an den Neuronen. Ein launiger Unterton nebst
räudiger deutscher Synchro rundet die Sache ab.
Triggerwarnung:
Der Film bietet neben spassigen Tierpuppen zwar
leider auch echte Snuff-Szenen (mal wieder die armen
Ratzen, die dran glauben müssen, die anderen Viecher
massakrieren sich allerdings auch ab und an
untereinander...), aber die Menschlein kriegen dafür
auch mehr als tüchtig eingeschenkt...
Und hey, bedenkt man die Exzesse der momentanen
Wut-Tanz-Jugend und ihre Exzessive vertierung, ist
der Film doch eigentlich fast schon wieder aktuell!
Einwerfen, in die Stadt gehen und tierisches Chaos
entfesseln.
Damals wie Heute.
19 Uhr Vorglühen im Wildgehege
20 Uhr Ticket zur Großstadtdschungelhölle
See you!
J&F&A
Do, 09.09.2021
nach persönlicher Neigung wahlweise:
singen zu Schunkelmusik, als Büttenrede
halten oder deutschrappen
Es gibt Italo
nicht Normalo
reelen 80er Stoff
ohne Hasselhoff
Obwohl manche sagen
der Held würde tragen
wie David die Haare
der Rest eher so Hulk, gottbewahre
Diesmal nicht Endzeit
aber allemal endbreit
Er auf dem Schirm
und des Publikums Hirn
Hände aus Stahl
sind erste Wahl
wenn sie denn packen
die fettigen Spacken
Das wollen wir sehn!
(die Musik wird schon gehn)
Ist schließlich Martino
nicht Pasolino
Pasolini mein ich
der war es nich
Sergio hat das Ding gedreht
wusste immer wie es geht
Terminator für Lire
plus ein paar Biere
Und auch Blade Runner
kriegt noch unner
Bringt Cyborgs zum quatschen
und Komparsen klatschen
Sogar Eastman ist drin,
der George immerhin
Verschwitzt wie Ricardo
war nur nie da wo
der andere auflegt
weil er halt zuschlägt
Statt Platten zu drehn
ist er zu sehn
wie er krass armdrückt
und Trucker entzückt
"Ist das ne Gaybar?"
"Nee das wird schon klar"
wurde versichert
und heimlich gekichert
Was jetzt: Androiden
oder Redneks auf Steroiden?
Wie war die Handlung?
Warum riecht's hier nach Kuhdung?
Arizona ist groß
Was filmt man da bloß?
Pickups, Staub und nen Blechmann
der außer posen nicht viel kann?
Wie wär's noch mit Silva,
dem Henry, der will da
nicht fehlen am Schluss
sonst wär's ja Stuß
Für Euch entdeckt
nicht länger versteckt
HANDS OF STEEL
verspricht nicht zu viel
KAMPFMASCHINE DES TODES
was da alles los is
Der Held heisst Paco Queruak
ja genau, WTF.
See you!
F&J&A
Do, 16.09.2021
Liebe Gemeinde,
letzte Woche konnten wir in HANDS OF STEEL lernen,
wie sich einer benimmt, der zu nur noch 30% aus
menschlichem Material besteht. Komplett erhalten
bleiben die Fähigkeiten
- beleidigt zu sein
- zu transpirieren
- starr zu gucken
- mit wenigen Worten reichlich Quark abzusondern
- in engen Jeans umherzugehen.
Gut zu wissen!
Stets interessiert, unseren Horizont zu erweitern
(bzw. zu verbreitern), wenden wir uns nun der
naheliegenden Frage zu, welches Verhalten einer an
den Tag legt, der zu ZWEIHUNDERT Prozent aus Mensch
besteht. Zum Erkenntnisgewinn dient der SUPERSONIC
MAN, genauer: dessen Darstellung, die offenbar
nur mit ZWEI Schaupielern zu bewältigen war. Und
zwar einem mit, und einem ohne Schnorres. Warum es
nicht anders ging, stellt noch eines der kleineren
Rätsel dar, die dieser Film aufzugeben in der Lage
ist.
Im Jahr 1979 waren spanische Filmemacher fest
entschlossen, parallel zu ihren italienischen und
türkischen Kollegen mitzukassieren beim
Männer-an-Schnüren-Boom, den ein Jahr zuvor der
Richard-Donner-Schlag SUPERMAN eingeläutet hatte. Um
sicherzugehen, auch wirklich einen Erfolg zu landen,
entwickelten die Iberer den soliden Plan, das Beste
weiterer Kinohits in einer Art Paella fast – aber
eben nicht ganz – bis zur Unkenntlichkeit zu
zerschmurgeln: James-Bondereien, Lasergeballer im
Weltenraum, kindischen Humor, UFO-Encounter, you
name it.
Verantwortlich zeichnet Juan Piquer Simón, der Mann
mit der vermutlich größten
Geschwindigkeitsbandbreite der ganzen
Filmgeschichte: Acht Jahre nach dem
Überschallknaller bremste er runter auf
Monsterschneckentempo – wer neulich bei uns das
zweifelhafte Vergnügen hatte, dem MUERTE VISCOSA zu
begegnen, kann ahnen, was im Anflug ist.
Lang ist’s her. Zwei Dinge sind seitdem nicht mehr
aus der Welt zu bekommen: 1. Verfilmungen jedweden
Comicmaterials, (wobei SUPERSONIC MAN so
übermenschlich schnell war, dass es ihn bei
Filmstart noch gar nicht als Comicfigur gab) und 2.
Männer in Lycra (was sonntags pellwurstartig an
einem vorbeiradelt, möchte vllt. an Christopher
Reeve gemahnen, ist aber in der ästhetischen Wirkung
de facto näher an unserem dieswöchentlichen Film).
If you were a criminal, what would you find
scarier — a hero whose theme song is imposing
violins and stately trumpets or a crimefighter who
sounds like a ketamine-drizzled evening in a
Majorcan discotheque? The former superhero is
taking you to jail — you have no goddamn idea what
the latter's got planned.
Bonus: Deutsche Synchronfassung!
See you
F&J&A
Do, 23.09.2021
Die dritte Dimension – wer kennt sie nicht?
Bei dem letztes mal im Gespräch aufgetauchten
Unbehagen ob der erzählerisch-gestalterischen
Notwendigkeit und zielführenden ästhetischen
Gesamtausrichtung dieses eigentümlichen, mit
Nachdruck in unsere Kinos gepumpten Trends, muss die
Frage vielleicht anders formuliert werden: Was hat
die dritte Dimension eigentlich je für uns getan?
Diese immer mal wieder alle paar Jahrzehnte
aufpoppende cineastische Modeerscheinung konnte
bisher nur in sehr wenigen Ausnahmefällen
überzeugen. Es überwiegen die problematischen
Aspekte dieser Technologie im Bezug auf den
tatsächlichen Filmgenuss.
Ein muffelig- aufdringliche Ruch effekthascherischen
Originalitätsgetues haftet dem überwiegenden Teil
der Produktionen an wie der Fettfingerabdruck auf
der 3D-Brille.
Unser vorliegender Film
Spacehunter – Adventures in the Forbidden Zone
USA 1983
R.: Lamont „Immobilienmakler“ Johnson
ist da keine Ausnahme: Ein Rezensent beschreibt sein
Kinoerlebnis seinerzeit als eher durchwachsene
Erfahrung. Es sei ein wenig gewesen, als betrachte
man den Film durch die verschmutzte Scheibe eines
algendurchsetzten Aquariums. Wie viel angenehmer ist
es da, dass der Film vor nicht allzu langer Zeit als
aufgepeppte 2D-Blueray-Version in seiner vollen,
sonnendurchfluteten Pracht leidlich genießbar
gemacht resp. wiederveröffentlicht wurde. Und dieser
kleine dümmliche
SF-Mad-Max-Piraten-Western-Verschnitt versteht es
durchaus, in seiner unbedarften Zitierfreudigkeit so
viele Fässer bzw. Dosen gleichzeitig aufzumachen,
dass der eigentliche Produktionsgedanke, sich an den
grade mal wieder en voguen 3D Trend ran zu schmeißen
UND einen SF Film eine Woche vor dem dritten
Sternenkriegsfilm in die Kinos zu pumpen, vor dem
gut gelaunten Chaos zurücktritt und den Weg für ein
entspanntes „Ach was soll's, Bremsen los und Hirn
geparkt“ Filmguckerlebnis Platz macht.
Produktionsjahrkonform erwarten uns artig gebastelte
Raumschiffmodelle, überkandidelte Ramsch-Mad-Max
Sets, ein Schienensegelgschiff, Jeremy Irons im
wunderlichem Robotkleidchen, drei Damen in Nöten und
ein nerviges Teenagerroboterdings, das alles in
erfreulich zweidimensionaler Optik, die die
eindimensionalen Charaktere und die nulldimensionale
Handlung aufs schlüssigste einrahmen und abbilden.
See you!
J&F&A
Do, 30.09.2021
Liebe Gemeinde,
nach einigen ergötzlichen, aber auch recht leicht
verdaulichen futuristischen No-Brainern wird es mal
wieder Zeit, eure Toleranzgrenze im Training zu
halten. It's TMN-ODDBALL-Time!
So ziemlich alles wird anders als letzte Woche, aber
eine Überleitung haben wir für euch eingebaut:
Lumpen. Nicht solche auf zwei Beinen, sondern
beigesteuert von der Kostümabteilung. In
SPACEHUNTERS folgte das Fashion-Statement noch einer
gewissen inneren Logik („Molly“ Ringwald = Flasche
mit Stofffetzen dran), in BIZARRE nunmehr
gibt es keinen, aber wirklich gar keinen,
belastbaren Grund, warum der dargebotene erotische
Ringelreihen von einem Erzähler begleitet wird,
dessen Gewandung schon bessere Zeiten gesehen hat.
Schon sind wir mittendrin in einem höchst
eigenwilligen Werk von Anthony Balch, eines
Freigeistes, dessen Biografie so schillernd wie
bedauerlich kurz ist. Ausnahmsweise sei ein direkter
Abstecher zu Wikipedia
empfohlen, da selbst in enzyklopädisch-spröder
Kompaktheit genug Faszinierendes und Sympathisches
übrig bleibt, um die ODDBALL Wünschelrute voll
ausschlagen zu lassen.
Link gelesen? Nein? Dann bitte nachholen … und
willkommen zurück.
HORROR HOSPITAL haben wir 2008 gezeigt: ein
schundiges kleines Ding, so konventionell, wie
Anthony eben werden wollte. Am andern Ende seines
Spektrums liegen die Kooperationen mit William S.
Burroughs, und vielleicht seid ihr uns dankbar, dass
wir THE
CUT-UPS nicht als Vorfilm mit
Anwesenheitspflicht aufführen. (Wer den ohne Mogeln
komplett durchsitzt, bekommt TMN-Bonuspunkte, aber
vllt. auch einen kleinen Dachschaden.) Dass Mr.
Balch eigens Kinomanager wurde, um ein ahnungsloses
Publikum so etwas auszusetzen – Respekt.
Etwas subtiler, aber ebenso perfide war die
Strategie, eine der nächsten Eigenproduktionen als
SECRETS OF SEX zu vermarkten, in der Gewissheit,
dass allein durch den Titel im verklemmten England
des Jahres 1970 eine lukrative Anzahl Herren magisch
ins Kino gezogen würde. Mottengleich schwärmten sie
ins Verderben, zumindest wenn man schwerwiegende
Erektionsstörungen in Kombination mit akuter
Konfusion als solches versteht. Genial: da
seinerzeit keinerlei mediale Spoilergefahr bestand
und die schamerfüllte Raincoat Crowd sicher keine
warnenden Worte über das gerade Durchlittene
verlieren würde, konnte Anthony eine Weile damit
durchkommen. Und abkassieren.
Stellen wir uns die diebische Freude vor, die Mr.
Balch beim Zusammenrühren dieser subversiven
Stinkbombe empfunden haben mag. Und – falls er von
da oben zuschauen kann – sein breites Grinsen
darüber, dass sie bei aller Randständigkeit der
Nachwelt erhalten blieb. In top Qualität.
See you!
F&J&A
Do, 07.10.2021
Trashnight Oddball, nächste Runde.
The Color of Pomegranates
Նռան գույնը (Nran Guyne), Саят-Нова (Sayat Nova)
UdSSR (Armenien) 1969
R.: Sergei Paradschanow
Armenien: Wieder ein Neuzugang aus einem Filmland,
das bisher ein weißer Fleck auf der Trashmovienight
Weltkarte war.
(...ignorieren wir hier einmal keck, dass Armenien
1969 zur UdSSR gehörte, wir uns also technisch
betrachtet schon den ein oder anderen Film aus
„UdSSR-Land“ zu Gemüte führen durften. Auch der
Regisseur ist kein Armenier sonder waschechter
Georgier, eig. Georgische SSR, Transkaukasische
SFSR, Sowjetunion. Aber wir wollen ja nicht
Geographie und Politik, sondern Religions- und
Psychedelic - Abendschule betreiben!)
Regisseur Sergei Iossifowitsch Paradschanow
(gebürtig Sarkis Howsepi Paradschanian; armenisch
Սարգիս Հովսեփի Փարաջանյան; georgisch სერგეი (სერგო)
ფარაჯანოვი; russisch Сергей Иосифович Параджанов
lag Zeit seines Lebens im Dauerklinsch mit Zensoren,
Staatsapparaten und religiösen Institutionen. Seine
erste Ehefrau, die Tatarin Nigjar Kerimowa, bezahlte
die Unverschämtheit, sich mit einem Christen
eingelassen zu haben, mit Ihrem Leben, er selbst
verbrachte einige Jahre wegen des Straftatbestandes
„Homosexualität“ in Arbeitslagern und Gefängnissen.
Mehr unerfreuliche Details entnehme der geneigte
Leser (wie schon das letzte mal) diesem Link und
womöglich dem ein oder anderen schlauen Buch greiser
weiser Filmwissenschaftsautoren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sergei_Paradschanow
Statt uns hier mit den überschwänglichen Lobeshymnen
seiner Zeitgenossen Tarkowski, Antonioni, John Paul
Belmon... äh Jean-Luc Godard etc. pp. Zu
beschäftigen, möchten wir diesen Film eher in
unseren TMN Reigen außergewöhnlicher psychedelischer
Bilderexplosionen stellen: Ein paar Jährchen vor
Alejandro Jodorowskys vertrippten
Mystik-Seelenschlachtfeldern bebildert der Film in
bizarren Tableaus den Lebensweg des armenischen 18
Jahrhundert Musikers und Poeten Sayat Nova. An
beeindruckenden Originalschauplätzen in armenischen
Schlössern und Klöstern gedreht, erwartet uns ein
fast schon hypnotischer Blick in die mit Symbolen,
allerlei Bizarrerien und verklärter ornamentaler
Pracht reichlich gesegnete Metaphysik des christlich
geprägten Kaukasus. Präsentiert in einer
wunderschönen restaurierten Fassung, die wir
traditionsgemäß und bandbreitenhörig gnadenlos durch
die Unterwelt der Kompressionsalgorythmen hetzen,
erwartet uns ein Meilenstein der Filmgeschichte, an
dem sich bis zum heutigen Tag die Film- und
Popkultur großzügig bzw. unbescheiden abarbeitet.
Videos von REM, Lady Gaga, Madonna etc., der
nihilistische
Kitsch-Kunst-meets-Serienkiller-meets-SF-Quatschfilm
„The Cell“ bedienten sich hier ebenso dreist wie Ari
Asters schlingeriger Pagan Horror Film „Midsommar“
von 2019. Und auch uns ältlichen Video-Jockeys alter
Schule juckt es geradezu in den Fingern, sich hier
den einen oder anderen Loop zu eigen zu machen um
der zugedröhnten Feierbande endgültig die Netzhäute
in bunte RGB Schlacke zu verwandeln, Urheberrecht
hin oder her...).
Also nicht lange fackeln, eine große Schüssel
„Oblaten“ bereitgestellt, Lysergsäure in den
Messwein tröpfeln, „Weihrauchkanone“ auf Stufe 11
und kopfüber ins Weihwasserbecken gesprungen!
Und nicht vor lauter Bildern die MUSIK vergessen.
Trippy as Heaven and Hell.
19:00 Frühmesse
20:00 Spätfolgen
J+F+A
Do, 14.10.2021
Geneigtes Publikum,
derart tiefschürfend ging es letzte Woche im
Kaukasus zu, dass von diesem Gebirgszug kaum noch
was übrig ist. Um weitere geologische Umformungen zu
vermeiden und Euch vor dem nächsten „TMN Oddball“
Gelegenheit zum Durchatmen einzuräumen, begeben wir
uns ins Flachland des Anspruchs, oder ist es doch
eher eine Art Marianengraben?
Ach egal – AMERICAN HUNTER kommt aus
Indonesien, den Leading Man gibt Chris Mitchum, und
wir haben die ungeschnittene Fassung ausgebuddelt.
Das müsste eigentlich schon genügen, dennoch:
Kollegen, die fleißiger waren als wir diese Woche,
haben einige weitere Motivatoren genannt, die wir
uns ebenso schamlos zu nutze machen wie der Film
jede Action-Idee, die nicht zu teuer war.
The kind of film that really separates the
scholars from the pleasure seekers. By this I mean
that it is totally meaningless, yet yields great
rewards to anyone who comes to it unburdened by
demands for coherence, thematic content, or
character motivation.
(…)
In fact, so chaotic is the activity that
erupts around the microfilm that no one ever
manages to give us a satisfying explanation of
what is on it, other than a reference, in one
scene, to it's contents allowing its owner to "rob
and blow up Wall Street.“
(…)
As a director, Arizal trades a lot in the
lizard brain pleasures of seeing motor vehicles
where motor vehicles are manifestly not meant to
be.
(…)
Most of the car chases – which, I'm assuming,
were filmed without permits on the busy streets of
Jakarta – are markedly sedate, as if the
participants were driving their parents' cars. Of
course, this lethargy does not prevent these
chases from ending in cars going airborne and
erupting in flames. It should also be noted that a
lot of the machinegun fire on display is used
toward practical household ends, such as opening
drawers and cabinets.
(…)
Mitchum is, of course, one of the actor sons
of noir icon Robert Mitchum, and he bares a
striking resemblance to his dad – with one crucial
difference: While Mitchum senior's laconic
exterior tended to belie a smoldering inner
intensity, Mitchum the younger's laconic exterior
doesn't appear to belie much of anything beyond an
equally laconic interior.
See you!
F&J&A
Do, 21.10.2021
살인나비를 쫓는 여자 Salinnabileul ggotneun yeoja
Aka
KILLER BUTTERFLY
Aka
A Woman After a Killer Butterfly
Aka
Woman Chasing the Butterfly of Death
Süd Korea 1978
R.: Kim Ki-young
Todessehnsucht, Schicksal, Bestimmung, Freier Wille,
Skelette, heiße Brotteig-Spielchen, tödlicher
Orangensaft, Schmetterlingsmänner, viel
grübel-grübel und hader-hader, und die
obligatorische Tausendjährige Kannibalin. Themen,
die den brütenden jungen Menschen eben beschäftigen,
wenn er zwei, drei Sportzigaretten zuviel
geschmaucht und den Leckeren „Nokcha “ Tee mit dem
*hüstel* „falschen“ Zuckerwürfel gesüßt hat, während
er den Nietzsche-Philosophiereffarat-Abgabetermin
vertrödelt und sich über das Rückzahlen seines Bafög
sorgen zu machen beginnt, welches wiederum schon
längst restlos in Sportzigaretten, Tee und *hüstel*
Zucker investiert wurde.
1978 Zusammendeliriert vom seinerzeit sehr
erfolgreichen Regisseur Kim Ki-young, nach
Jahrzehnten endlich in einer Blue-Ray-Fassung
wiederveröffentlicht (die erstaunlich lausig
daherkommt, trotz 4K Scan vom wie es scheint leider
etwas verranzten Original-Negativ), erzählt der Film
die Geschichte eines gebeutelten depressiven
Student, der sich mit den „großen Fragen“, faselnden
Untoten und Menschenlebersüchtigen hotten Greisinnen
herumschlagen muß, M. Shymalanadingdong-mäßiges
Twisted Ending inklusive.
Süd Korea, ein Filmland, dessen sonderbar
überdreht-aggressiv daherkommenden
Primärfarben-Filmschnurren seit „Parasit“ und dieser
Tintenfischspiel-Show grade mal wieder schwer
angesagt ist, hat uns schon einige überraschende und
exzentrische Filme beschert: Ob spaßige
Alien-Folterei (Save the green Planet) oder der
grandios gescheiterte Versuch, der Matrix-Filmreihe
einen gleichwertigen, modernen Action-Film vor den
Bug zu semmeln, in dem die Geschichte eines
populären Cyberspace-Spieles erzählt wird, dessen
Ziel es ist (Achtung!) das Hans Christian
Andersen`sche Mädchen mit den Schwefelhölzern
erfrieren zu lassen (*) , hier gibt es immer
unterhaltsames und verstörendes zu entdecken.
Says Internet Person „David“: „A character tells
us the daughter is a "cold bitch." His phrase, not
mine. I'd be more diplomatic about it. She's
haughty and enigmatic and whiles away her days
painting in her jewel-toned bedroom (that might've
been borrowed from a Bava or Argento movie). She
wants very much to die—these people really should
start a club or something, y'know?—but she doesn't
want to die alone. Maybe this new guy in her life
will die with her...? It'd be like riding a tandem
bicycle into the great hereafter.
Nope. Now that she wants him to die, he's not
interested. I guess you have to be in the mood.“
Says Internet Person „Ryan“: „Despite all that
other weird shit the will to live still seems like
the antagonist at the end of all that“
19 Uhr Vorlesungsbeginn: Hedonismus 2
20 Uhr Studentenlotterleben: Existenzialismus 0,5
(*Nope. Wirklich kein Witz. Haben wir gezeigt. Und
um Gottes Willen, wer ihn nicht kennt: unbedingt
angucken! Gibts in „beschissen“ auf
https://www.youtube.com/watch?v=IeVQZHAiwsg und in
„super“ auf dem DVD-Wühltisch eures Vertrauens)
J+F+A
Do, 28.10.2021
Italien 1968. Olivenölfabrikantensorgen. Der
Sohnemann zeigt keinerlei Ambitionen, in die mit
Maßschuhen vorbereiteten Fußstapfen zu treten, ja
schlimmer noch: durchs schwingende London lässt er
sich treiben, fröhlich regredierend, bunt gewandet
und den Kopf angefüllt mit wabernden Lightshows,
Glückskeksweisheiten und Dudelmusik.
Anlass genug, eine Klamotte darüber zu drehen, wie
man den unwilligen Erben auf Spur zu bringen
versucht, samt albernen überkomplizierten
Verschwörungsplänen, knurrigen Papa-Pep-Talks,
Versuchungen aller – auch langbeiniger – Art,
angewandter „Psychologie“ etc pp.
Der gnädige Staub der Filmgeschichte hätte sich über
ein solches Filmchen gelegt, und wir würden am
Donnerstag was anderes schauen, wäre nicht
ausgerechnet Roberto Faenza mit der Regie beauftragt
worden. Eben jener Mann, dessen ein Jahr später
gedrehter H2S selbst abgebrühten Arthousecracks
Respekt abnötigt (und den wir natürlich schon
gezeigt haben). Hier nun sein Ersti, und wenn Debuts
normalerweise eine charmante Kombination aus
Überambition, erzählerischem Herummäandern und
handwerklicher Greenhornigkeit zu eigen ist,
atomisiert Faenza dieses Klischee mit einem dermaßen
souveränen Style, dass es eine Art hat.
Drollig-harmlose Anti-Establishment-Albernheiten
mutieren allmählich in morbide Zynismen, so dass man
eine tatsächliche Subversion in der vermeintlichen
entdecken kann. Wenn man denn will.
Alternativ lohnt auch ein interpretationsloses
Treibenlassen durch wundervolle Sets, die von extrem
gut gekleideten Personen bevölkert werden, darunter
Claudine Auger, kurz zuvor in FIREBALL zu sehen als
das, was seit 2021 nicht mehr als Bond-Girl
bezeichnet wird, sondern als Bond-Woman (wobei die
Frage wäre, ob eine solche ungefragte Zuschreibung
einer spezifischen geschlechtlichen Identität
zulässig ist, also besser: die kurz zuvor in
FIREBALL als Bond-Mensch:in zu sehen war, wobei dies
eine Reproduktion fragwürdiger Rollenhierarchien
sowie Homo-Sapiens-Zentrismus zu sein scheint, also
besser: die kurz zuvor in FIREBALL zu sehen war. Na,
geht doch).
Zu hören gibt es auch was, und zwar vom formidablen
Ennio.
Film ab! In glorious HD.
See you
F&J&A
(gegeben ward ESCALATION ohne Nennung des Titels in
der Einladung, um faule Voarbgucker auszubremsen)
Do, 04.11.2021
Caltiki, il mostro immortale
Caltiki – The Immortal Monster
Caltiki – Rätsel des Grauens (hm? Was? WAS?)
Italien 1959, R.:Riccardo Freda , Mario Bava
Italien ende der Fünfziger: Die Moderne bricht über
das europäische Kino herein. Fellini fabriziert
einen kleinen Skandal mit „La Dolce Vita“, Claude
Chabrol kontert das frivole Treiben der wuschigen
Italiener mit „Die Nachdenklichen“, ein gewisser
Herr Thiele (nicht Bernd sondern Rolf) versucht sich
schon mal am sperrig-depressivem Autorenfilm und
sorgt mit dem Alkoholikerinnen-Drama „Labyrinth“ für
gepflegte deutsch-schweizerische Tristess mit
„Anspruch“ und ohne scharf.
Mario „Planet der Vampire“ Bava und Riccardo „The
gay Swordsman“ Freda kümmert das alles herzlich
wenig. Sie wollen Liras, und zwar so schnell wie
möglich mit so wenig Aufwand wie nötig. Flugs wird
eine reichlich dünne Minestrone aus den Zutaten „The
Blob: Schrecken ohne Namen“ (USA 1958) und
Elementen, ja, ganzen Passagen der in England
leidlich erfolgreichen „Dr. Quatermass“
Scifi/Mysterium/Softcorehorror Filmserie, zusammen
gepanscht. Das Geld ist knapp, gespart wird an
Farbe, Schauspielern, Handlung.
Bava, eigentlich als Kameramann und
Spezialeffekt-Macher angeheuert, wird von seinem
Kumpel Riccardo, der irgendwie während des Drehs die
Lust verliert, unter dem fadenscheinigen Vorwand,
dessen (Bavas) „Weg ins Filmgeschäft ebnen“ zu
wollen, justamente auf den Regiestuhl gehievt.
Super-Mario legt sich mit Feuereifer ins Zeug und
während sich Riccardo lieber um seinen nächsten
grandiosen Flop „Das Schwert des roten Giganten“
kümmert (der so miserabel gerät, dass er sich
unverzüglich von dem kruden Machwerk distanziert und
lieber die wertige Maciste Sandalenfilmserie um zwei
Beiträgen bereichert), fertigt Bava Bavissimo einen
erstaunlich drastischen, mit liebevollen
selbstgemalten Matt- und Glasscheibenpaintings,
vorzüglich minimalistischen Kulissen und geradezu
rührenden Modell- und Monsterbasteleien
ausgestatteten Science Fiction / Horror-Retro
Schinken, der schon deutlich zeigt, wohin die
Heldenreise eines unserer
Lieblings-Italo-Trash-Regisseure führt. Zu clever um
töricht zu sein, zu verspielt um ernst genommen zu
werden, zu talentiert und stilsicher, zu arm, um
ganz oben mit zu spielen, am Ende von Größen wie
Ridley „Alien“ Scott beklaut. Einer von uns.
Gezeigt wird die dusselige englische Synchrofassung.
Ministrone mit Schweinefuß optional, Grappa und
Götterspeise mit Kick Pflicht.
19:00 Geblubber
20:00 Geblobber
J+F+A
Do, 11.11.2021
Liebe Gemeinde,
diesmal gibt es zunächst eine Info, was wir am
Donnerstag nicht sehen werden. Nämlich einen
spanischen Horrorfilm aus dem Jahr 1976, ¿Quién
puede matar a un niño? aka Who Can Kill a
Child.
Dessen grunddüstere und deprimierende Stimmung
allein würde uns nicht stoppen, denn es bliebe genug
Interessantes und Irritierendes zu entdecken, bis
hin zu Grobheiten, die selbst Dauergäste der
Trashnite noch überraschen könnten. Sogar drastische
Gewalt gegen Kinder wäre noch kein Ausschlussgrund,
wenn sie poppig überzeichnet, eindeutig inszeniert
ist und sich logisch aus einem Plot ergibt, in dem
der Nachwuchs eines idyllischen Urlaubsörtchens eine
Stufe ärger als in Village of The Damned
eskaliert und zur Lebensgefahr wird.
Jedoch: Showstopper ist das Intro des Films, das
sich Dokumentaraufnahmen bedient, welche die ganze
Verkommenheit der menschlichen Rasse zeigt,
insbesondere im Umgang mit Kindern. Ein, zwei der
Sequenzen wären mehr als genug, um jedem Menschen
mit Herz den Abend zu versauen, aber es wird
geschlagene siebeneinhalb Minuten durch die
Apokalyse geritten, und damit sind wir raus. Da
hilft kein ODDBALL-Label – sogar wir haben
einen Giftschrank, und dies ist ein Fall dafür.
Der deutsche Verleih damals sah es ähnlich,
entfernte das Ende gleich mit und transponierte das
leidlich entschärfte Elend per Synchro in sinnfreien
Sci-Fi-Stuß, aber den können wir uns auch sparen.
Damit stand die Frage im Raum: Was statt dessen?
Entschieden haben wir uns nicht für einen der
durchaus unterhaltsamen spanischen Zeitgenossen à la
Geisterschiff der schwimmenden Leichen,
sondern zappen übers Mittelmeer gen Osten zu
UNA LUCERTOLA CON LA PELLE DI DONNA
A Lizard in a Womans Skin
Nach langer Pause lassen wir mal wieder Lucio Fulci
ran. Und bevor sich Herrn Ritters Nackenhaare
aufstellen sei Entwarnung gegeben: Der Film datiert
von 1971 und damit rund 10 Jahre bevor sich unser
Mann mit ebenso billigen wie einfallslosen
Schlachtplatten im Stil von Ein Zombie hing am
Glockenseil ins Herz anspruchsarmer Gorehounds
metzelte. (Fairerweise sei gesagt, dass sogar das
uns manch erbaulichen Abend bescherte!)
Bevor Lucio in die Splatter-Sackgasse einbog, schuf
er mit LIZARD ein erfreulich schillerndes Werk, das
einerseits – als prägender Meilenstein des frühen
Giallo-Genres – allerlei psychologisch und
kriminologisch Spekulatives anzubieten hat,
andererseits aber nicht an Psychedelik, Sleaze und
Style spart.
Da geneigte Pubikum erwartet Kopfschüttel-Garantie
und üppige Optionen für Trink- und Paffspiele:
Pelzmäntel und hohe Stiefel als Trigger? Sexy
Rauchen? Dekadente Partypeople? Oder oder oder … bei
jedem neuen Track vom Enigmatischen Ennio?
Dem Anlass angemessen in visueller Spitzenqualität.
See you!
F&J&A
Do, 18.11.2021
The Ninth Configuration
a.k.a. Twinkle Twinkle „Killer“ Kane
USA 1980
Drehbuch / Regie: William Peter Blatty
Die Vorweihnachtszeit ist in „full swing“ y'all. Wir
nehmen dies zum Anlass, uns mit der brennend
aktuellen Frage zu beschäftigen: Existiert (der
biblische) Gott?
Okkult-Fachmann und profilierter
Schriftstellerscherzkeks William „A Shot in the
Dark“ Peter Blatty, Autor des berühmt-berüchtigten
Romans und Drehbuchs zum Kotz- und
Rumfluch-Spektakel „The Exorcist“, schwingt sich
höchstpersönlich in den heiligen Regiestuhl und geht
in seiner ersten Regiearbeit (bevor er sich dem
finalen dritten Teil seiner Exorcist-Trilogie
widmet) eben diesem theologischen Dauerbrenner-Thema
auf den Sack äh Grund.
Die Verfilmung seines Romans „Twinkle, Twinkle,
`Killer` Kane“ (erschienen 1966 als zweiter Teil
seiner „Faith Trilogy“, in überarbeiteter Form 1978
als „The Ninth Configuration“ neu publiziert) feuert
demgemäß auf mehr Zylindern, als es möglicherweise
sinnvoll oder angemessen wäre. Uns erwartet eine
erfrischend unbedarft zwischen Irrenhausgroteske,
Vietnamtrauma Aufarbeitung,
philosophisch-theologischem Diskurs und munterer
Mörderei herumeiernde Achterbahnfahrt quer durch
Kitsch, Kunst, Philosophie, Klamauk, Sinn und
Verstand, ein mit bizarren, fulminanten
surrealistischen Bildern und purem, hart an der
Grenze zur Infantilität schrammenden Schwachsinn
gespicktes Kleinod, dass, obschon mit diversen
Preisen ausgezeichnet, mittlerweile irgendwie in
Vergessenheit geraten ist.
Liegt es an dem Haufen „origineller“ Irrer wie Black
Superman und Co, deren Schilderung einem leidlich
aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts eher ein
verkniffenes, peinlich berührtes Grinsen abnötigt,
statt echte Begeisterung ob der
empathisch-humoristischen Darstellung psychischer
Krankheiten und bedrückender Posttraumatischer
Bewältigungsstrategien zu evozieren?
Könnte das fragwürdige Timing (nahezu sämtliche
Kritiker, auch die wohlwollenden, bemängeln, dass
der Film eigentlich erst
nach über einer halben Stunde beginnt, so richtig
Fahrt aufzunehmen), eine Rolle spielen? Oder erzeugt
der Umstand, dass der Film zum Teil von Pepsi Cola
finanziert wurde, einen gar zu seltsam klebrigen
Nachgeschmack auf unseren von beträufeltem Zucker
schon ganz wunden Trashmovie-Cineastenzungen? Liegt
es am überdrehten Übereifer des frisch geschlüpften
Middelaged - Jungregisseurs, dessen Herangehensweise
eher im wüsten Philosophie-Klamauk-Assoziationsmodus
verortet zu sein scheint denn im „klassischen“
Filmhandwerk? Oder ist das bestechend irritierende
Bar-Massacker inklusive überschminkten
Rocker-Overactoren und lausig sitzender
Langhaarperücken, eine Shakespear - Inszenierung mit
Hunden (!), eigentlich das ganze Durcheinander in
und um eine nicht grade hyperrealistisch
dargestellten Irrenanstalt, zuviel für den
kollektiven historisch-kritischen Filmbetrachter,
der sich von dieser „Offiziellen Fortsetzung“ des
„Exorcist“ (Blatty höchstselbst über seinen Film
resp. sein Buch) irgendwie Anderes erhofft hat?
Finden wir es heraus im Fegefeuer der
Trashmovienight!
J+F+A
19:00 Unheilige Kommunion
20:00 Heiligs Blechle
Do, 25.11.2021
Schon wiiiiieeeder was Italienisches aus den
70ern!
Hört das denn gar nicht auf!
Nein. Zumindest nicht, solange es noch Ungesehenes
und Unerhörtes zu entdecken gibt. Zumal, wenn es in
zum Niederknien herrlicher Qualität verfügbar ist.
Letzthin gönnten wir Euch Musterbeispiele für
vertrackte Krimis und politisch sendungsbewusste
Arthousereien, diesmal wenden wir uns einem weiteren
seinerzeit beliebten Genre zu. Das könnte ein
knallharter Bullenfilm sein, aber den Poliziotteschi
widmen wir bei Gelegenheit eine eigene Minireihe,
und an den vielen, vielen launigen Softsexkomödien
schleichen wir uns ebenfalls vorbei.
Statt dessen landen wir mitten in einem Sozialdrama
über orientierungslose, aber selbstverständlich
rebellierende Jugendliche. Der eine oder die andere
mag sich erinnern an SAN BABILA ORE 20: UN DELITTO
INUTILE, in dem Jungspunde sich angewidert von der
trostlosen Gegenwart des Jahres 1976 bevorzugt
rechtsextrem betätigten, um dem rußigen Alltag etwas
Pep zu verleihen. In ROMA DROGATA nun setzen sowohl
das Nachwuchsprekariat wie auch verweichlichte
Söhnchen aus gutem Hause auf die sinnstiftende
Wirkung von Haarwachstum, bunten Textildessins und
allerlei Substanzen, oder liebäugeln mit einem
Praktikum bei den Brigate Rosse.
Entstanden ist das ganze 1975 und wirkt damit etwas
aus der Zeit gefallen, gerade so, als ob es ca. 6
Jahre zu lange gedauert hat, die Produzenten
rumzukriegen endlich dieses Ding zu drehen.
Vielleicht aus diesem Grund scheinen die uns
präsentierten Outcasts und Hippies größtenteils
schon in den derangierten Zustand einer Art
Post-Afterhour abgerutscht zu sein. Die bleierne
Desillusion nach dem Sommer der Liebe könnte gut
getroffen sein, wenn, ja wenn in Roma Drogata nicht
weiter Tütchen und Päppchen konsumiert würden, als
wäre nicht längst der düstere Speed &
Heroin-Winter angebrochen.
Uns soll das jedoch äußerst recht sein, denn das
PingPong zwischen großzügig dargebotenen
Freie-Liebe-Happenings, wohlmeinender polizeilicher
Ermittlungsarbeit, Bodypainting und pädagogisch
wertvollem Anschauungsmaterial über schlechte Trips
garantiert ausreichende Schauwerte.
Zwischendurch gibt es jede Menge schäbiges
Zeitkolorit zu bestaunen – incl. unvermeidlicher
politischer Komplikationen – sowie einen Soundtrack,
der über weite Strecken aus einem (vermutlich
unfreiwilligen) Schwanengesang des 70er Rocks
besteht.
Arbeitsthese: Wer von den Komparsen die ersten zwei
Entziehungskuren überstanden hat, schnitt sich ein
Jahr später die Haare ab, kaufte sich eine Tube
Kleber zum Schnüffeln und lernte drei Akkorde.
Ein interessantes Ding zwischen den Zeiten.
See you!
F&J&A
Do, 02.12.2021
Wie sehr wählerische Geier das Aas umkreisen wir
pfiffigen TMN-Programmgestalter nun schon seit
geraumer Zeit den vergleichsweise (womit?)
anspruchsvollen, ja, komplexen Themenkadaver der
unterhaltsam-schlechten Synchronisationskunst
(zumeist) deutscher Machart.
Rainer Brandts berühmt-berüchtigte Ausflüge in den
psychedelisch-versoffenen Morast der (angeblich von
ihm selbst erfundenen und betitelten)
„Schnoddersynchro“ bzw. die oftmals nicht minder
unterhaltsamen Übersetzungs- und
Synchronisations-Eskapaden seiner Kollegen, sind uns
schon erfreulich häufig durch die Gehörgänge und
unter Auslassung des Großhirns direkt ins Zwerchfell
(und dann schnurstracks ins zotige Gewühl der
niederen und niedersten Spaßgedärme) gespült worden.
Aber die Suche nach expliziten Klassikern der
Quasselquatsch-Synchro gestaltet sich mitunter gar
nicht so unkompliziert: Oftmals weisen Filme neben
drei, vier erstaunlichen Redewendungen und
wunderlich Sprache gewordenen Hirnfürzen nur
angestrengtes, zwanghaftes Dummdeutschgesabbel der
Sorte auf, die nach spätestens drei Minuten eher
nervt, als dass sie zu unterhalten vermag. Da selten
hochkarätige Filmkunstwerke mit der profitablen
„Schnoddersynchro“ aufgewertet wurden, befinden sich
darüber hinaus viele Streifen im Niemandsland von
nicht-schlecht-genug bzw.
so-schlecht-dass-es-schon-wieder-schlecht-ist bzw.
einfach uninspiriert und
Totsterbenslangweiligen-Hausen an der Öd. Spencer /
Hill Filme? Toni Maroni? Celentano? Leider häufiger
enervierend und zäh als durchgängig verblüffend und
somit äh „gut“.
Und auch die strenge Fixierung auf Herrn Rainer „Die
Zwei“ Brandt ist nur bedingt zielführend, denn neben
Ihm gibt es durchaus noch andere
Synchronsprecher/Synchron Drehbuch Autören und
-Regissören (sic), die mit ähnlichem Schmiss,
manchmal gar im Tandem mit Herrn Brandt, sich
redlich Mühe beim Kalauern und wüst
herum-assoziieren gaben und respektabel
unterhaltsame Ergebnisse ablieferten.
Zum Glück beschränkt sich unsere Recherchetätigkeit
nicht nur auf das monkausale Abgrasen einer gewissen
hochkarätigen Filmsammelstelle, es wird auch durch
emsiges kreuzlesen diverser einschlägiger Webseiten,
dubiose Blogs / „Fach“buchkunde / oder von irgendwem
irgendwann irgendwo lallend im Assoziationspool des
klassischen unseriösen After-Hours-Smalltalk
Aufgeschnapptes, gewissenhaft ausgewertet und einer
langwierigen, kritischen Prüfung unterzogen...
Und siehe da: Der Held der Stunde heißt diesmal
nicht Rainer Brandt oder Karlheinz Brunnemann
sondern Michael Richter, Halbbruder von Ilja und
Janina Richter.
Dieser fähige Zeitgeselle (sic), dessen Repertoire
neben Dialogbüchern zu Woddy Allens Zweitling
„Bananas“, dem versauten Trickfilm „Tarzoon – die
Schande des Dschungels“ oder Schoten wie „Die
Weisskittel – Dümmer als der Arzt erlaubt“
überraschend auch Arbeiten zu Scorceses „Taxidriver“
und Scott/Tarantinos „True Romance“ aufweist, schoss
sich mit DAS SÖLDNERKOMMANDO (Hitsquad, USA
1981, R.: Patrick G. Donahue) nicht etwa ins Knie
sondern mittenmang in die allererste Liga der
Scheißdreck-Synchro-Helden und drückte dem kruden
Auf-Die-Fresse-SöldnerKillerRacheKungFu-blablabla-Film
seinen ganz eigenen Sprachstempel auf. Woraus sein
„Stempel“ genau geformt war und was exakt da ge- und
bestempelt wurde?
Finden wir es heraus!
Ach ja, zum Film wäre noch erwähnenswert: Cameron
Mitchell (Yay), Afrofrisuren, Pornosoundtrack,
Bodybuilder, Homophober Firlefanz, jeder kann
irgendwie Kung Fu, fast schon passable Action,
dämliche Handlung, saudämliche Plottwists, Vietnam
etc. pp.
In diesem Sinne:
„Du willst mir wohl einen gebrauchten Lutscher
ans Hemd kleben“
J+N+A
19:00 Uhr: Wir labern Kokolores
20:00 Uhr: Die labern Kokolores, Dolores!
Do, 09.12.2021
„Opa, erzähl uns noch mal von der Video Theke!“
„Videothek. Schon wieder? Na gut. Also eine
Videothek war so ein Laden…“
„Laden?“
„Ja, Laden, also Läden waren so Orte, da konnte man
hingehen um Sachen zu bekommen…“
„Warum hingehen?“
„Das war damals so, verdammt. Es gab noch kein
Internet, wo man alles bestellen konnte. Wenn man
was wollte, musste man hingehen, egal was für ein
Wetter war. Nix Lieferung. Aber man musste bis 22
Uhr da sein, sonst war der Laden zu.“
„Zu?“
„Das mit den Öffnungszeiten erklär ich ein anderes
Mal. Also die Videothek. Da konnte man Filme
ausleihen, um sie zuhause zu gucken.“
„Warum leihen? Man kann die doch streamen…“
„Nicht damals. Du musstest dir von einem nach Tabak
und Schweiß riechenden Mann die Kassette geben
lassen und die in Deinen Recorder zuhause schieben.“
„…“
„Kassetten waren Dinger, die waren so groß wie 12
iPhones.“
„Boa so groß. Da konnte man doch auch schon
unterwegs gucken…“
„Nee, die Kassette hatte keinen Screen. Nur ein Bild
vorne. Also nicht mal das, bei der Leihhülle … egal,
vergiss es. Da war nur der Film drauf. Einer. Wenn’s
gut lief – manchmal gabs auch Bandsalat.“
„Salat?“
„Das führt jetzt zu weit. Also, noch mal zur
Videothek: da gabs Hunderte von Filmen…“
„Wie bei Netflix.“
„Jein. Es waren Wände, vor denen man stand. Nix mit
Swipen. Man musste rumlaufen, aber besser nicht
überall hin. Und sich entscheiden, was man mit nach
Hause nimmt, denn jeder Film kostete vielleicht so 3
Mark am Tag…“
„Mark?“
„Ja, man musste für jeden Film bezahlen. Bar. Also
mit Stückchen Papier oder Metall, wenn man den
zurückbrachte.“
„Zurück?“
„Herrje, die Kassette war ja nur geliehen, hab ich
doch gesagt. Es sei denn, man kaufte eine auf dem
Ramschtisch … äh, so eine Art Black Friday. Nur im
Laden. Mit alten Tapes, die vielleicht schon
leierten und krisselten.“
„Krissel…“
„Wie diese scheiss Filter, nur in echt. Wenn ihr
Euch das auf TikTok länger als 15 Sekunden angucken
müsstet, würdet ihr durchbrennen. Was wollte ich
noch… ach ja: beim Ramschtisch war klar, das sind
oft die miesen Dinger, die keiner sehen will. Uns
war’s ja gerade recht, wir konnten dann unsere
Kumpels verblüffen mit so was wie GALAXY DESTROYER.
Ganz schlimmer Schund, 1986 gedreht von Brett Piper,
spielt in der Zukunft, also jetzt, nur dass die
anders dämlich aussieht, und ...“
„Opa, ich werd jetzt langsam müde…“
„Umso besser. Schlaft gut. Und ich zieh mir jetzt MUTANT
WAR rein, den 88er Nachfolger von GALAXY
DESTROYER, den gabs damals nicht in meiner
Videothek. Und schon gar nicht in HD.“
See you!
F&J&A
Do, 16.12.2021
„Schrille Nacht,
Eilige Nacht
Geld ist all',
Knochen kracht!“
NEW YORK NINJA
USA 1984 / 2021
Vorweihnachtszeit bedeutet für Viele (so auch uns
vom TMN Team): eifrig den Müll durchstöbern auf der
Suche nach passenden Geschenken für Freund und
Feind, aus Gründen fetischisierter oder ökonomisch
generierter Zwänge, aus Geldgier oder Geldabscheu
oder halt weil man im Moment nichts besseres mit
sich und der Welt anzufangen weiß.
Welche Gründe letztlich den Ausschlag zur Inspektion
der Müllbehältnisse, der Keller, des Nachlasses oder
der vollgemüllten Oberstübchen der bankrott
gegangenen Filmproduktionsfirma „21st Century“
gaben, wird sich mit etwas Glück nie hinreichend
klären lassen. Gewiss ist nur, dass Irgendwer
Irgendwann Irgendwo Irgendwie und Unnerum ein
kleines Häufchen Filmrollen (ohne Ton, ohne
beiliegendes Dialogskript, ohne Drehbuch, ohne
Zwiebel, mit Scharf) in den Händen hielt und der
Inhalt der Blechdosen vor einem sicheren Ende auf
der Müllhalde der Film-(und auch
sonstigen)Geschichte bewahrt wurde. Ruhm und Ehre
auf des FInders empathisches, gütiges Haupt!
Ersparen wir uns an dieser Stelle, all zu tief im
Internet zu kramen, um die halbgaren, halbwahren,
von ehrlicher Begeisterung für diesen Fund bis zur
unangenehm duttbezopften
Hippster-Hype-middleaged-Nerd-Schleimerei umflorten
G`schichtle, zu rekapitulieren.
Hier nur eine stichpunktartige Liste mit relevanten
Infos, die auch gerne übergesprungen werden können,
wenn man:frau.* unbefleckt und rein wie das
liebreizende Ding in der Krippe mit diesem
Ausnahmefilm konfrontiert werden möchte/n.
- 93 Minuten, gebacken aus 6-8 Stunden
ungeschnittenen Materials, ohne Ton und bar
jeglicher (!) Dokumentation, erhellender
Unterlagen oder sonstiger Hinweise jenseits der
unverschämt gut aussehenden Bilder, wie der
ganze Kram eigentlich gemeint war.
- Regisseur: John Liu (1984), Re-Regisseur
Kurtis M. Spieler (2021)
- 100 Dollar Special Effects Budget, fast alles
nur für die Maske des Bösewichtes draufgegangen.
Der Rest für 0,5 Gramm Speed und eine Tüte
Saurer Zungen?
- wunderbar restauriertes (weil ja quasi nie
geschnitten / benutztes) Material in den
bewährten Händen der Firma Vinegar Syndrome
(siehe u.A. letzter TMN Film)
- Neusynchro mit Stars und „Stars“, u.A.
- Don „The Dragon“ Wilson
- Michael „The Hills have Eyes“ Berryman
- Synthia „Rage and Honor 1-3“ Rothrock,
- Ginger „New Wave Hookers 6“ Lynn
- Linnea „Return of the Living Dead“ Quigley
- Der rühmliche Versuch, dem Original-Anspruch
dieser Mikro-Budget Produktion gerecht zu werden
und auf allzu viel herablassendes Herumblödeln
oder gar zu unfaire Schnitte zu verzichten. Die
Leute damals haben sich ja auch irgendwie Mühe
gegeben. Respekt, Biatches und Biatcheriche!
- Ninja-Kampfeier
- Eigentlich fast schon zu neu für die TMN,
wurde dieser Film im Oktober diesen Jahres
uraufgeführt und erhält einen kleinen Kinostart
– in 2022. Also Kommando Bimberle! Keiner sagt
was von unserer Zeitmaschine!
Das Trashfilmweihnachts-Elfenteam (unter rühmlicher
besonderer Erwähnung von Filmtipgeber und
Breitsteller Dr. Oliver Olivanowitsch Eikenstein)
freut sich mit euch auf „New York Ninja“.
19 Uhr „Auf die Fresse!“ (Worte)
20 Uhr „Halt die Fresse!“ (Taten)
J+O+F+A
Do, 23.12.2021
Kinder,
ihr dachtet wohl, ihr habt es für dieses Jahr
überstanden. Von wegen – es wird noch was
ausgepackt!
Aber weil ihr brav wart oder auch nicht, ersparen
wir Euch persönliche Begegnungen mit Ruten und
Säcken, nicht aber die mit gleich ZWEI Filmen. Wie
in der guten alten Zeit.
#1
Es ist schon so eine Sache mit diesem
Weihnachtspunsch: Einmal nicht recht aufgepasst und
Zack! Piment mit Peyotel verwechselt.
So oder so ähnlich lässt sich vielleicht der erste
Film resp. Die erste Scheibe unseres üppigen
Weihnachts-Satansbratens bzw. dessen Entstehung
erklären.
Aber die Welt ist groß, des Menschen Hirn bizarr und
Sitten und Gebräuche ändern sich gerne mal durch die
Zeiten und Räume unseres vertrackten Universums.
Womöglich war der Film
„Santa Claus “
a.k.a.
SANTA CLAUS VS. THE DEVIL
Mexico 1959
R.: Rene Cardona (Mexican Version)
Ken Smith (US Version)
zu seiner Zeit einfach nur ein harmloser,
phantasievoll und verspielt inszenierter Kinderfilm
von fröhlich-festlichem Charakter
liebevoll-schmunzlig von dem unauffällig und
Erzählonkelig tuenden Herrn Ken Smith leicht
umgeschnitten und mit exklusivem Voiceover versehen.
(Wir zeigen die US Version)
Womöglich war die immerhin knapp 2 Jahre nach dem
erfolgreichen Start des ersten menschengemachten
Satelliten entstandene mexikanische Produktion
einfach nur geboren aus kindlich naiver Begeisterung
für-, und Vorfreude auf eine aufregend futuristische
Welt voller neuer, unglaublicher technischer
Möglichkeiten, die moderne globalisierte Welt mehr
als nur vorausahnend, quasi ein Versuch, den
Schulterschluss zwischen althergebrachten
Erzähltraditionen und erfrischend utopischem
Modernitätsanspruch zu wagen?
Oder haben da zu viele Player zu sorglos von so
manchem genascht und im Wahn einen
„Weihnachtskinderfilm“ zusammendeliriert, der einen
derart fiebrigen Sog abstruser, verstörender Bilder
und Inhalte zur Folge hat, dass man selbst glaubt,
irgendwie beim krabbeln durch das Alice`sche
Hasenloch ziemlich falsch abgebogen zu sein?
- Was treibt Santa plötzlich im Weltraum?
Erderwärmung macht Nordpol unbewohnbar?
- Wo sind seine Elven? (...siehe Teil Zwei des
Doublefeatures, der natürlich auch mehr Fragen
aufwerfen als beantworten wird...)
- Ist Kinderarbeit cool, wenn sie unfreiwillig,
aber wenigstens fern unseres Planeten irgendwo
im fluffigen Nichts auf einem von allen guten
Geistern verlassenen Planetoiden mittenmang im
Weltall stattfindet?
- Ist der ganze Film J. Bezos Wunsch- oder
Fiebertraum?
- War die rassistische Darstellung besagter
multie-ethnischer Kindergruppen eigentlich
jemals NICHT rassistisch?
- Hat David Cronenberg seine
Bodyhorror/Mensch/Maschine/Neues Fleisch-Ideen
(Videodrom lässt grüßen) womöglich aus diesem
Film?
- Warum findet Unterteufel „Old Pitch“
ausgerechnet Schokoladeneis Scheiße?
- Merlin ist auch dabei? Gab es damals schon ein
mexikanisches Äquivalent zu „WT actual F dudes“?
¿Qué carajo, amigos?
- Hat Elon Santa Gates wirklich nur diesen schon
fast unheimlich zeitgemäßen Job, ununterbrochen
mit ekligem Hightech Kindern hinterher zu
spionieren?
- Ist nicht auch der Umstand, dass die
Helfershelfer des Satans riesige Probleme haben,
reiche Kids zum Bösen zu verführen, aber kaum
Schwierigkeiten haben, die Ärmsten der Armen zu
korrumpieren, ein irgendwie heutzutage
erstaunlich ehrliches nihilistisches Statement?
- Waren wirklich bewusstseinserweiternde oder
eher bewusstseinsverengende chemische
Verbindungen am Werk?
- Oder traten der aufrechte Regisseur und seine
Getreuen gar eine Zeitreise in unsere Gegenwart
an, die Menschen des 20. Jahrhunderts fraglos
ziemlich zerrüttet zurücklassen würden, ob in
Realiter oder nur der Phantasie?
Finden wir es heraus.
Intoxination ist einmal mehr Pflicht und angemessen
ratsam!
Rentier Neumann, übernehmen Sie!
J
#2
Billiger, warmer Fusel, an dem man sich erst
verbrennt und dann Sodbrennen holt. Dann leicht
angesoffen irgendwas fettiges, sehr ungesundes
reinschieben. Und weil's eh schon egal ist, ne
Zuckerwatte hinterher und noch einen Fusel. Oder
zwei. Die Nerven dünn geschliffen von aufdringlicher
Beleuchtung und Musik aus der Dose. Unangemessene
Gefühlsduseleien. Körper und Geist sturmreif
geschossen irgendeinen kitischigen Ramsch
mitgenommen, oder auch die falsche Person.
Hinterher: Reue und Selbstekel.
Wir ersparen Euch den Weg zum Weihnachtsmarkt, denn
ganz ähnliche Effekte lassen sich kostengünstig und
ohne kalte Füße erzielen mit
ELVES
USA, 1989
Einer der Filme, die die Menschheit spalten: In
jene, die ihn schätzen und den Rest, der ihn
verabscheut. Letztere Gruppe ist ganz, ganz
eindeutig in der Mehrheit, wobei Uneinigkeit
besteht, was die schäbigsten und schmierigsten
Aspekte an diesem Machwerk sind. Finden wir auch das
heraus!
F
Things I learned from Elves:
- Noah included elves on the Ark.
- Nazis believed in the existence of these
elves.
- If you talk to a total stranger about Elf
Sperm, your two young daughters will listen
attentively.
- (…)
See you!
Do, 30.12.2021
Liebe Gemeinde,
ein weiteres mal habt ihr Gelegenheit, die weltweit
einzig positive Auswirkung der Pandemie
mitzuerleben – die nunmehr seit 18 Monaten oder so
wöchentlich stattfindende Online-Trashnite!
Wir verabschieden das 2. Seuchenjahr mit einem
feinstaubfreien Feuerwerk, das zudem das
Gesundheitswesen nicht belasten wird, denn:
It's like no other movie ever made before. And
the machines we've built are extraordinary.
There's one other thing. Although there's a lot of
action, you don't see anyone get killed. I think
people are beginning to get sick of that kind of
thing.
Wie weise vorhergesehen, 1982! Danach war ja
wirklich Schluss mit sinnlosen Gewaltdarstellungen.
Der dafür verantwortliche filmhistorische
Meilenstein trägt den angemessenen Titel
MEGAFORCE
Nicht zu verwechseln mit DELTAFORCE – aber wer
braucht schon Chuck Norris, wenn er beegeehafte,
glitzergewandete, tiefgründig blickende Männer haben
kann, die Beachbuggys im Kreis fahren und Raketen
abfeuern? Wir nicht. Zumindet nicht diese Woche.
Einer der großen Flops der Filmgeschichte, trotz
pompöser Marketingkampagne. Vielleicht schwante den
Verantwortlichen etwas, denn das sich zu jener Zeit
allmählich etablierende 360-grad Merchandising wuchs
sich nicht zu Action-Figuren aus, sondern es reichte
nur zu einer etwas halbherzig promoteten „Hot
Wheels“ Miniserie. Wer allerdings einen original Megadestroyer
oder gar Tac-Com sein eigen nennt, ist nicht
nur glücklich dran, sondern darf auch noch das
dieswöchentliche Trink- und Paffspiel moderieren.
Besitznachweis vor der Kamera erforderlich!
Sollte sich kein Hot Wheel in Eurem Hausstand
finden, werden alternativ auch angemessene
Gewandungen akzeptiert – vielleicht entdeckt ihr in
einem Eurem Spandex-Overalls das entsprechende
Etikett? Denn The film had no credited costume
designer; all the clothes were designed by the toy
company Mattel.
Aber auch ganz ohne Paraphernalia erwartet uns ein
Filmerlebnis, das nach fast 40 Jahren noch für
Verblüffung sorgen kann. Die Handlung ist
bemerkenswert aktuell (den Weltfrieden gilt es zu
sichern, was nur vermittels einer fancy
internationalen Eingreiftruppe möglich ist), es gibt
unübersehbare Uneindeutigkeiten bezüglich der
sexuellen Orientierung (was jedoch keinem der
Beteiligten klar zu sein scheint), es werden
nagelneue Special-Effects-Techniken ausgetestet, um
zügig wieder von der Bildfläche zu verschwinden
(Introvision), und einmal mehr zeigte sich, dass man
zum Regieführen vllt. nicht einen Stuntman anheuern
sollte.
Genug der Worte – Goldregen und Danziger Goldwasser
in Griffweite bringen, Hirn aus und überrollen
lassen von der MEGAFORCE!
See you
F&J&A
Es gab 51 Trashnites in 2021!
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