2022
06.01.2022
Nach dem die flamboyante Megaforce-Spezialeinheit
letzte Woche anschaulich demonstriert hat, wie
reine Männertruppen internationaler Prägung mit
spitzbübischem Lächeln auf den Lippen und
kindgerechten Gadgets zwischen und unter den
Popobacken, querfeldein durch wüste Wüsten und
noch wüstere Plots manövrierend, für irgendwas
ähnliches wie eine hoffnungsvolle Global-Utopie
einzustehen imstande sind, wenden wir uns nun
einem eher faschistoid-retrofuturistischem Justiz-
und Regierungsmodell britischer Prägung zu.
DREDD
GB 2012
R.: Travis / Garland
Basierend auf der in England seit den Siebzigern
sehr erfolgreichen Comicserie um einen gewissen
Joseph „Joe“ Dredd , der in einer dystopischen,
von Megacitys (gigantischen, stadtstaat-artigen
Wohnblocks inmitten verstrahlt/verseuchtem und von
Mutanten durchwimmelten Ödlandes) und allgemeiner
Hoffnungslosigkeit dominierten,
quasi-faschistischen Zukunftswelt mit allerlei
Kolleg:innen mehr oder weniger für „Recht“ und
„Ordnung“ sorgt, erzählt der Film die Geschichte
zweier Judges, die ihren Status als als Judikative
und Exekutive in Personalunion rechts schaffend
nutzen, um exzessiv krawallig gegen nicht minder
rabaukige Gegnerschar:innen vorzugehen.
Joseph kann Motorrad und Superpimmelwumme (die
bzw. der im Comic lustiger weise „Lawgiver“ heißt
und aber auch wirklich NUR von SEINEM / IHREM
Judge bedient werden kann! Wo kämen wir da auch
hin...), Judge Anderson kann Psi, Telepathie und
sexy aufs Maul.
Nach der ersten Verfilmung des Stoffes in den
90ern mit dem zerdetschten Boxsoldaten Arnold äh
Sylvester Stallionini oder so, mit der Co-Erfinder
und Haupttexter der Comicserie John Wagner nicht
besonders zufrieden war, schickten sich 2012 Herr
Pete „Omagh“ Travis und, nachdem Pete irgendwie
mit irgendwem irgendwo warumauchimmer kreativen
Stress bekam und hinschmiss, Drehbuchautor Alex
„The Beach“ Garland an, diesmal mit Herrn Wagner
als Berater, ein adäquatere Verfilmung des Stoffes
zu realisieren. (Alex holte die Faschokartoffeln
scheinbar derart souverän aus dem
postapokalyptischen Feuer, dass ihn
Dredd-Darsteller Karl Urban in einem Interview als
den eigentlichen Regisseur bezeichnete.)
Begleiten wir also den grimmen Schlagmichtot Dredd
und seine bezaubernde Rookie-Richterin
Schlagmichauchtotaberetwasgefühliger Anderson
durch das digital aufgepeppte Kappstadt, diverse
zum zerballern gut geeignete Bauruinen und
gimmelige Hinterhöfe und holen wir noch ein
bisschen Sylvesterfeuerwerk nach, während wir,
sorgenvoll immer wieder an die real existierende
Faschisierung der Weltgemeinschaft gemahnt, den
beiden irgendwie nur halbherzig zujubeln können.
Ein Mann wie ein Stahlpimmel, der grimmig Recht
spricht und aburteilt, eine Frau, deren
Empathiefähigkeit zu einer Art
PSI-Telepatie-Superkraft hochgejuckelt wird, ein
200 Stockwerke hoher Wolkenkratzerstadtstaat
voller Junkies, brutaler Gangster.innen und
quietschebunte Slowmo-Glitzer-Drogeneffekte, was
will man mehr?
(Höchstens noch mal irgendwann „The Raid“ von 2011
gucken, wo ebenfalls ein Bulle in einem Hochhaus
aufräumt. Gemein geklaut haben die Briten aber
nicht, Gareth Evans' Indonesisch-Walisischer
Auf-die-Fresse-Streifen weist zwar große formale
Ähnlichkeiten mit Dredd auf, weil sich jener aber
auf zwei wesentlich ältere Comicstrips bezieht und
die Produktion von Dredd schon im Jahr 2006 ihren
Anfang nahm, wollen wir mal nicht so sein...)
Film 3d.
Wir nix.
Wir 2d.
Gut.
Grunz.
„Willkommen“ in 2022!
““““Willkommen“““““ in der Zukunft!
J+F+A
13.01.2022
„Wenn das Ei gackert, legt es noch lange kein
Huhn“
Diese „Indonesische Weisheit“, oberflächlich
betrachtet sinnbefreit, bei näherer Untersuchung von
zwingender Belanglosigkeit und nachdenklich
stimmender Faktenarmut geprägt, soll hier nicht
weiter in Tiefe, Quere und Breite erörtert werden.
Dennoch („dennoch“? Wtf dude? Wtaf!) möchten wir den
aktuellen „Männer regeln / in der Regel / mit
höchstem / Testo-Steron-Pegel“-Block um einen
weiteren Film aufstocken, der das „auf-die
Fresse-Kino“ in den 10nern dieses blütenfrischen
Jahrtausends um einen formidablen Neuzugang
bereichert hat. Außerdem schließt er nahtlos an das
letztwöchige Grunz-und-Grimmigkeit-Seminar Dredd 2.0
an, nimmt es thematisch streng genommen sogar
vorweg, obzwar die Diskrepanz zwischen
Veröffentlichungsdatum (Dredd 2012, Raid 2011) und
Produktionszeitraum (Dredd ab 2006, Raid etwas
später) nur mittelbar auf eine direkte Beeinflussung
oder gar Plagiatsabsichten schließen lässt.
Nun ist der Kern der Geschichte (sehr kompetente
Elite-Ordnungshüter bringen Unterweltboss zur
Strecke und ballern und hauen eine drastische
Überzahl von Schergen in Sack und Asche) nicht
gerade von Homerscher Epik und Dostojewskischer
Menschenseelenkenntnis durchdrungen. Eher gemahnt
die ununterbrochene Aneinanderreihung
zwischenmenschlicher Gewaltexzesse und allgemeiner
Grobheiten an die „Handlung“ etwa 8734 Video- und
Computerspiele und ungezählte Schundromane der
letzten 17.000 Dekaden. (...wie das Internet
sicherlich belegen kann, sind Höhlenmalereien
überliefert, die bildnerisch eben jene Szenen um
NukNok und seine getreuen Jäger abbilden, die einer
Bande von Säbelzahntigern welche sich in
einem Mammut verschanzt haben, mit Faustkeilen und
Maschinenpistolen gegen jede Chance den Gar aus
machen. Google it, Gang! UggNuggh!)
THE RAID (Serbuan Maut),
a.k.a. The Raid:Redemption
Indonesien 2011
R: Gareth Evans
Da verschlägt es also einen walisischen Herren
namens Gareth Evans nach Indonesien, er lernt
Sitten, Gebräuche und so neue alte
Schlagmichtot-Kampftechniken (Silat anyone?) kennen
und denkt sich: " Toll, sieht alles irgendwie gröber
und härter aus als dieses Tunt-Fu, Knochen sind hier
billig und Stuntmen:women-Gewerkschaften nur eine
Art westlicher Fiebertraum, da dreh ich doch rasch
einen entspannenden Klopper mit Kumpel und
Esia-Telekom-Fahrer bzw. Silatlehrer Iko Uwais,
verhelfe ihm zu Weltruhm, dem „Plügel, Dlesche, Lote
Ohlen"-Genre (siehe TMN 0.1)“ zu erneuter
Aufmerksamkeit und mir selbst zu diversen Film- und
TV-Serienjobs (Gangs of London) daheim in der
„Zivilisation“".
(Naja, grade entnehme ich der allwissenden
Müllhalde, dass The Raid auf Netflix neu aufgebrüht
wird, unter Beteiligung von Herrn Evans, Michael
„Robopatriotfaschist oh gesundheit“ Bay und Patrick
„erfolgreicher Nichtskönner“ Hughes.
Soviel zu „Zivilisation“...
Lieber schnell das Original gucken, bevor einem mal
wieder die erbarmungslose Geld-Maschine in die Suppe
kotzt und man sich plötzlich sehr müde fühlt und
lieber um den hiesigen Bioladen als um
Mainstream-Schnickfuck kümmert...)
Klingt wieder nach einem „Typischen Jungsfilm“
(Antje M.H.), aber da unser Brain den Krawall der
letzten Woche dank seines Engagements für besagtes
lokales Biolädchen verpasst hat und wir unbedingt
verhindern müssen, dass er zu einem weichlichen
Körnermüsliezottel verkommt, gibt es jetzt quasi als
glorreichen Abschluss unserer inoffiziellen
Männer-Trilogie und Testosauffrischungsboostershot
so viel MANN auf die Netzhaut, dass beep beep
beeeeep beeeeeep eierstöcke beepbeeeeeep
samenundmuskelfrbeeeep
beepveganodervaginbeepBlutblutblutbeeeeeeeeeeeeeepdrogenmixmesserblutbeeeeeeeeeep.
(im Interesse des Autoren wurden einzelne anstößige
oder nicht mehr zeitgemäße Worte und Formulierungen
freiwillig ausgebleeeeeeeept. Uff. Hätte schwer in
die Hose gehen können, der Text. Glück gehabt!
Danke, tapferer Hirnrest! Darauf ein Tütchen?)
J&F&A
19 Uhr Diskussionsrunde zur Wohnraumsituation in
urbanen Niederpreisliegenschaften im asiatischen
Raum unter Berücksichtigung schwacher
einkommensstrukturaler und prekär motivierter
illegaler Aktivitäten in und um das Objekt.
20 Uhr Verdammt! Die Bullen! Wir
müssenbeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeep
20.01.2022
Hochverehrtes Publikum,
in den letzten beiden Wochen erlebten wir Personen,
die hochmotiviert hoch hinaus wollten, um in
irgendwelchen Oberstübchen für Ordnung zu sorgen.
Katzenjammer auf allen Ebenen und aus allen Rohren
war die Folge, sowie teil-digitale
Kollateralschäden, die eine Kleinstadt entvölkert
hätten.
Nun gehen wir die Sache anders an: Nehmen wir
Menschen, die schon ganz oben angekommen sind und
keinen Job zu erledigen haben. Zwar einem kleinen
Mord hier und da nicht abgeneigt sind, aber naturalmente
darauf bedacht, dass man unter sich bleibt. Auch
sonst ist so ziemlich alles anders als zuletzt:
statt in dystopische Megacities geht’s in eine
analoge Villa mit Meerblick (die eher gediegen
ausgebreitet als hochgestapelt ist), kein
„verprügelter-Loser-mit-Hautkrankheiten-Look“ weit
und breit, statt Schimmel findet sich poppige Kunst
an den Wänden. Mann und Frau hat Zeit dekorativ
herumzuliegen und sich auch sonst den Freuden des
Lebens zu widmen: Drinks, Rauchen, Tanzen,
Poussieren und natürlich: Pläne zu schmieden, wie
man an eine milliardenschwere Geheimformel kommt.
It’s Giallo Time.
5 BAMBOLE PER LA LUNA D'AGOSTO
Five Dolls for an August Moon
Italien 1970
Nun gibt es jene, die FIVE DOLLS für einen eher
schwachen Mario Bava halten, dies aber vor allem vor
dem Hintergrund einer unflexiblen Erwartungshaltung:
Blutige Seide wenige Jahre zuvor sei doch so
stilprägend für das Genre gewesen: etwa das
Einführen schwarzer Lederhandschuhe, die bei
expliziten Morden assistieren (hier: hellgraue); der
71er Blutrausch des Satans weise kreativeres
Aus-dem-Leben-Scheiden auf; und mehr solcherlei
Wehklagen. Geargwohnt wurde, Hr. Bava sei jemandem
einen Gefallen schuldig gewesen und habe rasch ein
vermasseltes Projekt retten müssen und FIVE DOLLS
daher nur ein „halber“ Bava.
Völlig außer acht gerät dabei, dass Bava selbst halb
ohnmächtig Dinge zaubern konnte, die andere zu ihren
Sternstunden zählen würden – etwa, innerhalb von 2
Tagen nach dem Briefing eine Crew zusammenzustellen,
mit dem Dreh zu starten und dabei nicht ein
Bild zu verkacken. Bavas Markenzeichen ist eben
nicht sicker Signature Bodycount, sondern Klasse. Er
konnte alles 10x besser aussehen lassen als in echt,
aus Pappe und fürs halbe Geld. Mit seinem
langjährigen Kamera-Bro Antonio Rinaldi gerät jeder
Blumentopf zur Augenweide, wobei es in FIVE
DOLLS viel besseres zu zeigen gibt: Tolle Klamotten
mit Edwige Fenech drin etwa.
Edwige war in desorientierend vielen Giallos zu
sehen, sowie in haarsträubenden Sexkomödien
(zugegebenermaßen passend zu ihrer stets phänomenal
auftoupierten Mähne). Mein Verdacht wäre, dass sie
mit einer Klassifizierung als Top-Hottie
dieser Ära nicht hadern würde, ja vllt sogar
beleidigt wäre, spräche man ihr jenes ab. Immerhin
wirkte sie stets sehr fine damit, jedem,
jeder und allem auf der Leinwand und im echten Leben
den Kopf zu verdrehen. Diese Fähigkeit versetzte sie
auch in die Lage, Quentin Tarantino zu veranlassen,
sich einmal mehr als den kompletten Volltrottel zu
outen, zu dem er nun mal nach Pulp verkommen
ist. Im jämmerlichen Bemühen, allerlei „Tribute“ in
seinen Filmen unterzubringen und „clevere
Insider-Anspielungen“, mit denen er seine Fanboys
bei der schmierigen Stange zu halten versucht,
benannte er einen Character in seinem überflüssigen
Castellari-Rippoff Basterds „Ed Fenech“.
Sagenhafte Idee, Quentin! Obwohl es nicht die
geringste Korrelation zwischen der ehemals
französischen, aktuell italienischen und stets
üppigen Edwige (oder deren maltesich-sizilianischen
Wurzeln) und einem eindimensionalen englischen
Offizier gab (irgendwie Old Europe halt), versuchte
Quentin offenbar, ein Quäntchen Drive-by-Effekt zu
generieren, indem er Ms. Fenech zu Promotion-Events
einludt. Mit Schampus und Gala hatte Edwige nie ein
Problem und war dabei. Damit allerdings kollabierte
Quentins überzogenes Karma-Konto endgültig: die
Pressefotos zeigen ihn als formlosen Creep, während
Edwige eines der wenigen Wesen auf diesem Planeten
zu sein scheint, das sogar nach massiven Beauty-OPs
fantastico aussieht. Und deren Credibilty
durch einen solchen Quatsch keinen Kratzer bekommt.
Chapeau!
Es gibt natürlich noch mehr schauspielendes Personal
in Five Dolls, über das auch zu berichten wäre: eine
waschechte Jetset-Adlige von Fürstenberg,
ein Bond Girl und natürlich auch kernige Kerle – es
muss schließlich ein Plot absolviert werden, dessen
Agatha-Christie-Archetyp wohl kaum noch als „10
Little Indians“ bezeichnet werden sollte, auch
wenn „One Indian, One Chinese, One
North-African, One Southeast-Asian, One Inuit, One
Indegenious Australian, One Sub-Saharan-African,
One Caucasian, One Japanese, One Native American“
etwas sperrig scheint und für die Südamerikaner
kein Slot mehr frei wäre.
Unbedingt erwähnt werden sollte noch der Soundtrack,
für den Piero Umiliani verantwortlich zeichnete. Ein
ganz kleines bisschen fragt man sich schon, ob Zeit
war ihm das Drehbuch zukommen zu lassen, oder falls
nicht, doch zumindest ein kurzes Telefonat ihn in
Kenntnis hätte setzen können, dass gar nicht
so wenig gestorben werden würde zu seinem Score.
Vielleicht hat man auch, und sowohl seine wie auch
Bavas Entscheidung war in ihrer Radikalität volle
Absicht: selten sah man Unheil sich so beschwingt
vertont entfalten.
Jedoch: Dass hier kein Unfall vorliegt, sondern
Umiliani es einfach faustdick hinter den Ohren
hatte, scheint plausibel, hört man die Vocal Version
des Themes (die in einem giallo-würdigen Twist
ausgerechnet nicht im Film zu hören ist):
ist doch da völlig unerwartet einer der tückischsten
Ohrwürmer der Musikgeschichte eingeschmuggelt: Viva
la Sauna Sverige. Wer glaubt, diesen Titel
nicht zu kennen, liegt voll daneben: In FIVE DOLLS
funkelt eine Variante von Mah-Nà Mah-Nà auf,
welches von Umiliani für den Mondo-Film Schweden
– Hölle oder Paradies? komponiert und erst
später unter seinem notorischen Titel zum
popkulturellen Wiedergänger wurde. All das ist
rätselhaft und womöglich so tiefgründig wie auch der
Titel unseres Films. Wer ein neues Hobby sucht, kann
sich am Entschlüsseln der Zusammenhänge zwischen
Giallo-Titeln und dem, was auf der Leinwand zu sehen
ist, versuchen. Never ending fun.
Zu alledem sehen wir eine zum Heulen schöne neue HD
Abtastung.
I could go on and on – aber wir belassen es bei
einem lässigen...
See you!
F&J&A
27.01.2022
O LUCKY MAN
GB 1973
R.: Lindsay Anderson
(Britannia Trilogie Part 2)
Was wäre, wenn ein junger Mann namens Travis, der im
(irgendwann schon mal in der TMN gezeigten)
Revoluzzer – meets – Unimassacker - Feelgood-Film
„if...“ von Lindsay Anderson, nach seiner zünftigen,
besagten Film abschließenden Amok-Ballerei,
mittlerweile feststellen musste, dass das bloße
Abknallen der ungeliebten korrupten
Autoritätsfiguren irgendwie nicht als
gesellschaftlicher Gegenentwurf fruchtet, weil
einfach nie genug Munition zum Beseitigen aller
Arschlöcher dieser Welt mit den begrenzten Mitteln
wild um sich graduierender Studierender zu erwerben
ist und die ganze Sache auch sonst irgendwie nicht
so recht durchdacht daherkommt?
Travis, gespielt von Malcolm McDowell, schmeißt in
dieser „Fortsetzung“ des Anderson-Klassickers (Teil
Zwo seiner „Britannia-Trilogie“) seine Black
Panther-Poster mitsamt der Studentisch -
antikapitalistischen Gesinnung auf den Müllhaufen
der Geschichte und arbeitet eine Weile in einer
Kaffeefabrik. Es half Malcolm „Alex Droog“ McDowell
gewisslich, dass er selber einige Jahre in einer
solchen Fabrik geschuftet hat. Ursprünglich sollten
seine Erfahrungen gar die Basis des ersten
Drehbuchentwurfs zu „Oh Lucky Man“ gebildet haben,
McDowells Gebräu war Herrn Anderson dann aber wohl
etwas zu dünn und er legte selber Hand an.
„If you can`t beat `em, join `em“ ist fortan Travis
Devise und „Karriere“ heißt jetzt der Weg jenseits
des „Karl mag's – Che
GueJava-MalcolminthemiddleX-HohoHo-Chi-Minh-Pfades“,
den unser wackerer Overactor beherzt querfeldein
durch ein surrealistisches, wirres und irgendwie
fast schon rührend verschusseltes 70er England (und
ebbes weiter nach Afrika), einschlägt. Auf dem
verknotetem Pfad nach „ganz oben“ (wie wir
aufgeklärten Zeitgenossen:innen des 23. Jahrhunderts
wissen, das neue „ganz unten“ - oder schlimmeres)
begibt er sich auf eine zunehmend surrealistischer
werdende Reise durch den realen und psychologischen
Kosmos Britanniens und des siechen
spätkolonialistischen Westens der 70er Jahre.
Und genau hier fangen die Probleme an. (Aber hey,
wäre es ein „guter“ Film, wozu sollten wir ihn dann
in der Trashnight zeigen?) Der überambitionierte
Film will irgendwie alles auf einmal sein. Alle paar
Minuten wird ein neues Fass Kritik aufgemacht, mal
überschäumend psychedelisch und opulent, mal schal
wie eine auf weiche Kekse gekippte Limo aus den
Sechzigern.
Kritik an Allem und Jedem und irgendwie Kapitalisten
fies finden? Glaubt nicht, dass die einfachen
Menschen auf der Straße nur ein Jota besser sind als
die Fetten Bosse da oben. Psychologie und
Wissenschaft im Dienste der Menschheit? Wer den
Eierköpfen traut, ist selber Schuld. Männer? Frauen?
Liebe? Da lachen doch die Hühner! Religion?
Schlimmer als Opium! Opium? Schlimmer Marxismus.
Marxismus? Kälter als Kaffee im Hospiz. Oder so.
Was Herr Anderson nun eigentlich will oder nicht, es
bleibt dem Betrachter größtenteils verborgen. Aber
auf sehr unterhaltsame Art, mit einer zum Teil
mehrere Rollen spielenden
Oldschool-Schauspielerklicke (unter Beteiligung
nicht weniger Clockwork Orange-Alumni) und einem
sehr gut gelaunte blutjungen McDowell.
Ich hatte das fragwürdige Vergnügen, den Film als
reichlich junger Mensch quasi halb zufällig im TV
entdecken zu dürfen. Er wurde unter anderem als
„Fantasy Kommödie“ gehandelt, ich dachte mir nur:
Fantasy! Nicht so geil wie Science Fiction, aber man
nimmt ja, was man kriegt...
Ach, meine lieben Droogies, wie ermattete und
perplexte mich das Gesehene – und irgendwie war ich
dennoch glücklich, genug von all dem erfasst zu
haben, um ein klitzewinzig kleines bisschen besser
zu begreifen, warum alleallealle Menschenwesen der
(westlichen) Welt irgendwie entweder gutmütige
Deppen oder scheißige Deppen oder nichtsnutzige
Deppen oder scheinheilige egoistische Deppen oder
jede nur erdenkliche Art Deppen sind und man seine
Ansprüche getrost einige Umdrehungen runterschrauben
kann.
Alan Price und Band, die quasi als Griechischer Chor
ab und zu in einem Studio klampfend und
siebziegerlnd das Gesehene kommentieren, um sich auf
irgend einer der vielen Meta-Ebenen dann sogar in
die sich immer weiter auflösende Handlung zu mogeln,
wollte ursprünglich mit Anderson eine Tour-Doku
drehen; gelandet sind die wackeren Zottelmusiker
stattdessen in dieser völlig aus dem Ruder
gelaufenen, wild auf alles und jeden eindreschenden
Sozialsatire ohne Ziel und Zweck, die auch gut und
gerne als Bekenntnis zum „Scheißegalismus“ („Bleibt
halt cool und irgendwie gesund, bevor ihr sterbt,
mehr gibt’s net“ hjr) verstanden werden kann. Und
grade diese Botschaft aus einem nicht minder
turbulenten, vergangenen Jahrzehnt, scheint mir die
heutige Zeit gar nicht so schlecht abzubilden und zu
kommentieren.
Ein Film, der heute verständlicher ist als damals,
weil wir die seltsamen Übersteigerungen, das fast
schon pompös- und aufdringlich-besserwisserische
Getue bei gleichzeitiger Weigerung, dann auch mal
Buddha bei die Fische zu geben bzw. IG Farben zu
bekennen, eben nicht als schwarze Fantasy - Kommödie
sondern seltsam vertraute Zustandsbeschreibung (und
somit recht dicht an unserer eigenen bizarren
Lebenswirklichkeit andockend), begreifen können. Und
hey, mit „meta“ süßen wir heutzutage unseren Kaffee,
das haut uns nun wirklich nicht mehr vom Sockel wie
seinerzeit Juniors Zuckerwürfel die Omama.
19:00 Tagesaktuelle Tea-Time
20:00 Hoppla, „aus versehen“ die Zuckerwürfel
vertauscht?
ACHTUNG! Film hat Überlänge. Aber weil diese Briten
gar fürchterlich nuscheln, gibt es englische
Untertitel als Bonus-Keks. Keine Pause!
J+F+A
03.02.2022
Hochverehrtes Publikum,
noch rechtzeitig haben wir bemerkt: unser
Barbarenbarometer ist gefährlich abgefallen –
höchste Zeit, Fell und Keulen nachzulegen.
Davon finden wir reichlich in CONQUEST, auch
wenn man manchmal ziemlich genau hinschauen muss, um
überhaupt irgendwas zu erkennen. Nein, kein
jämmerlicher VHS-Rip kann verantwortlich gemacht
werden, sondern die eigenartige Konsequenz, mit der
Lucio Fulci diesen Streifen in diffusen
Zwischenwelten angesiedelt hat – es ist nie ganz
hell, aber auch nicht komplett dunkel; es gibt
Kleidung, aber eher wenig; dafür reichlich
Landschaft, jedoch von bemerkenswerter Banalität;
Bronze-Tech ist angesagt, was gelegentliches Lasern
nicht ausschließt; alles ist in Farbe, dabei völlig
ausgelaugt; eine italienische Produktion ist es, in
der auch Mexikaner herumgepfuscht haben; es wird in
Sandalen herumgewatschelt, aber zu grellem
Synthie-Score; es geht grob und explizit zu, aber
über allem und jedem und jeder liegt ein dubioser Bilitis-Filter.
Dass man dennoch im Barbarenland verortet bleibt,
dafür sorgen die Dialoge: beim Versuch zu ermitteln,
ob wir gerade den richtigen Audio-Track codieren,
mussten wir an ca. 10 Stellen zappen – bei den
ersten neun ward nur Grunzen, Stöhnen oder Schreien
gegeben.
Was den Herrn Fulci bewogen hat, seine 1983 bereits
in Schlussfahrt Richtung Jammertal befindliche
Karriere mit einem weiteren Genre kollidieren zu
lassen, werden wir nicht mehr erfahren. Vielleicht
war es ein verwegener Versuch, nicht nur für seine
Horrorsplattereien in den Jahren zuvor in Erinnerung
zu bleiben, die ihm zwar einerseits ein bescheidenes
Auskommen, anderseits aber die glühende Zuneigung
einer Zielgruppe bescherten, mit der man auf keiner
einsamen Insel stranden möchte.
Wenn dies sein Plan war, ging er in beide Richtungen
schief: in CONQUEST werden immer noch genügend
anatomische Gemeinheiten präsentiert, um ein
„Prädikat Wertvoll“ zu verhindern, andererseits
wurden Gorehounds nicht mit der erforderlichen
Dosissteigerung ggü. dem Haus an der
Friedhofsmauer et al. versorgt.
Ein Film, der nicht so recht weiß, wohin mit sich
selbst, unbeholfen hierhin und dorthin tapst, dabei
eine Menge Zeit und Mutanten und Schurken
totschlägt. Inhaltlich wird erwartungsgemäß
Kokolores erzählt, womit man heutzutage vielleicht
etwas vorsichtiger umgehen würde – es fände sich ja
ruckzuck eine Telegram-Gruppe, die das alles
plausibel und megawichtig und für unterschlagene
frühgeschichtlich-bare Münze* hielte.
Für eine valide Einschätzung muss man diesmal keine
bloggenden Kollegen bemühen, es genügen die drei
Einträge in der Sektion „Kritik“ der deutschen
Wikipedia:
„Lucio Fulcis neuer Großauftrag für die
Schlachthäuser in der Umgebung von Cinecittà.“
– Hahn, Jansen, Stresau: Lexikon des Fantasy-Films
„Trotz kunstvoll arrangierter Naturaufnahmen ein
Film der übelsten Sorte, in dem in nahezu jeder
Szene gemordet und geprügelt wird.“
– Lexikon des internationalen Films
„Fachleute werden sofort die sehnsüchtige, fast
liebevolle Art wiedererkennen, mit denen Fulci
alle Arten der Verwesung vorführt.“
– Monthly Film Bulletin
Film ab!
F&J&A
*Reichsmark versteht sich
10.02.2022
Geneigtes Publikum,
ein gutes Jahr gaben wir Euch Gelegenheit, DOUBLE
DOWN zu verarbeiten. Manche konnten dieses Werk wohl
erfolgreich verdrängen, andere mögen noch schwer
daran tragen.
Um alle wieder auf den gleichen Pegel zu bringen,
füllen wir ein Fäßchen Gülle nach – nach dem
Erstling kommt der zweite Streich aus dem Hause
Breen. Ach was Haus – ein Palast wär noch zu wenig,
ein Kontinent zu eng, erst ein Sonnensystem mag grad
so reichen, um das Ego des Meisters unterzubringen.
Wer auch immer versucht, sich dem Phänomen Neil
Breen zu nähern, weiss sich bald nicht anders zu
helfen, als mit allen möglichen
psycho-pathologischen Zuschreibungen um sich zu
werfen, auf dass man diesen Irren möglichst auf
sicherer Distanz halte. Kniffligerweise ist es genau
der narzisstische Größenwahn, der Breen so relevant
macht – er kann als lebender Beweis dafür gelten,
dass man sich nur genug selbstüberschätzen muss, um
groß rauszukommen, und damit als direkter Vorläufer
von Trump. Beide haben irgendwas mit Immobilien
gemacht und damit genug Geld zusammengeschachert, um
ihr megalomanisches Ding durchzuziehen. Aber man
muss anerkennen: Neil war ein paar Jahre früher am
Ziel – zweiter Film 8 Jahre vor Donalds erster
Präsidentschaft.
Ob es nun unser Glück oder Pech ist, dass Mr. Breen
kein Interesse am höchsten Amt hatte und es
attraktiver fand, gleich mit der Rolle des Erlösers
höchstselbst zu liebäugeln, ist noch nicht
abschließend geklärt. Dennoch hat es einen gewissen
Reiz, sich – unter sicheren Laborbedingungen – die
kollektiv narkotische Wirkung und
Bedeutungsscheinschwangerschaft eines Präsidenten
Breen auszumalen.
Männern dieses Formats scheint es inhärent,
multidisziplinär zu agieren – der eine als
gewissenloser Geschäftsmann, Trash-TV-Ikone,
cholerischer Oberkommandierender, sexistischer
Rüpel, notorischer Lügner, korrupter Machtpolitiker,
bildungsferne Ökokatastrophe etc.; der andere als
Drehbuchautor, Regisseur, Casting Agent, Kameramann,
Oberbeleuchter, Stunt Koordinator, Cutter, SFX-Mann,
Ausstatter, Produzent, Haardesigner und natürlich:
sexy Leading Man.
In einem Aspekt sind die Herren völlig kongruent:
Mit unerschütterlicher Vehemenz und ohne jede
Selbstironie Dinge zu tun, welche alle, die noch
ihre drei Groschen beieinander haben, in schiere
Fassungslosigkeit versetzen.
Was konkret erwartet uns also? Man könnte
argumentieren, dass Breen bei seinem Zweitling
bereits Kompromisse ans Studiosystem machte, indem
er das Catering nicht mehr selbst besorgte (ihr
erinnert Euch? Dosenthunfisch?), aber das ist ein
Ablenkungsmanöver. Breen all over the place: Ein
feuchter Traum für Stockfetischisten (wir sprechen
von Video und Audio); die größe Dichte von
Wüstenschwenks, die jemals in diesem Universum
realisiert wurde; innovative Stigmata, bei denen die
Nägel offenbar rein, aber nicht durch
gehen; Puppen, die Babys darstellen sollen und
Puppenköpfe, die weiss-der-Teufel-was darstellen
sollen; Dialoge, die Tommy „Wiseau?!?“ kaum
fesselnder hinbekommen hätte; exakt zwei Rollen für
schwarze Schauspieler (Gang-Thug & krimineller
Politiker); Zwillinge, die sich nicht ähnlich sehen;
allerlei Wunder mehr – und üppig Zeit zum
Nachdenken.
As an aspiring filmmaker and film student, I can
appreciate just how hard it is to write, produce,
direct, cater, and star in an eighty-six-minute
film.
On the other hand, Neil Breen should not be
allowed anywhere near a video camera.
See you!
F&J&A
(geben ward I AM HERE ... NOW)
18.02.2022
Liebe Genossen:innen:
Kalter Krieg oder heißer Kaffee?
Wir von der Trashmovienight kennen die Antwort. Aber
wir leben ja auch im aufgeklärten Jahr 2022. Alle
Kriege gehören der Vergangenheit an, die Welt wird
von fähigen Allround-Genies wie Neil Jeezus Breen
verschussel...- äh verteidigt. Atombomben oder
sonstige Mordwerkzeuge sind also komplett unnötig
und werden dementsprechend bestimmt gar nicht mehr
hergestellt. Juchhe.
Was uns da so alles erspart bleibt, schildert der
dieswöchige Film
S-a furat o bomba
Die gestohlene Bombe,
Rumänien 1961,
Regie Ion Popescu-Gopo.
Vielleicht als kleine Wiedergutmachung für den
Sitzfleisch-Hornhaut provozierenden, extrem langen
Film über „Lucky-Mann“ McDowell bzw. den um einiges
kürzeren, aber irgendwie auch vielvielviel
längeren Film „Jesus Breenius Turnberg weiß,
kann, macht ALLES besser!“, begleiten wir diesmal
einen grundanständigen, ahnungslosen Nichtskönner
eine gute Stunde bei seinen Bestrebungen, einen
geheimnisvollen Koffer dem rechtmäßigen Besitzer
zurück zu geben.
Verdammt, wir wollen nur euer Bestes, deshalb
verzichten wir sogar auf Farbe oder Dialoge! Die
surrealistische Kalter Kriegs / Agenten / SciFi /
Romcom / Slapstick-Schote aus Gheorghe
Gheorghiu-Dejs Rumänien (bis zu Ceaușescus Aufstieg
zum Ersten Sekretär des ZK der PMR waren noch knapp
4 Jahre Zeit, in denen er als „ZK-Sekretär für
Organisationsfragen“ für Stimmung sorgte), wurde vom
Trickfilmpionier und Disney-Konterrevolutionär Ion
Popescu-Gopo als einer seiner wenigen Realfilme
inszeniert.
Sicher, hier regiert klimabedingt eine gewisse
vorsichtig-betuliche Umständlichkeit beim tackeln
brisanter Themen wie eben des kalten Krieges, der
Angst vor dem letzten Atombombenknall, dem
allgegenwärtigen Misstrauen westlich geprägter
Korruption und der generell für uns glückliche
2022-Westler-Kinder undurchsichtigen Strukturen des
Rumänischen Alltags des Jahres 1961, aber hey, uns
erwarten jede Menge Ballereien, heiße
Clubbingszenen, rasante Actioneinlagen, Mobster,
Militärs, eigentlich alles, was das Trashmovieherz
begehrt.
Seid gespannt, rät fürsorglich aber auch
nachdrücklich das TMN ZK.
„Fun Fact“ aus dem lebendigen Buch des Wissens,
Wikipedia:
„Ion Popescu-Gopo died in Bucharest on 29
November 1989, just weeks before the Romanian
Revolution. He suffered a heart attack while
trying to push his car, stuck in snow, into his
garage. His death was the first step into the
downfall of the Romanian animation studios
Animafilm, which later suffered from financial
issues after the 1989 revolution.“
Was? 74 Minuten sind Euch nun wieder zu kurz?
Keine Angst, ein kleines Schmankerl für die
unersättlichen Genossen.innen gibt es noch in Form
einer soeben aufwändig digital restaurierten
filmischen Überraschung aus der Offenbacher
Filmpropagandaschmiede HfG, vorzüglich besetzt mit
zwei uns wohlbekannten Größen der sachlich-konkreten
Hyperrealisschauschpielschule, die unter der
gestrengen aber kompetenten Regie einer
herrausragenden Genossin ihr
didaktisch-schauspielerisches Talent zur allgemeinen
Erweiterung unseres lokalen Horizontes nachdrücklich
unter Beweis stellen. Mit scharf.
19 Uhr Bombenstimmung
20 Uhr Stimmungsbomben
Danach: Aufklärung der Massen
J+F+A
(Zugabe waren GUT SCHMECKT MUSS SEIN von Sabrina
Dörr sowie GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN von Christoph
Nogay)
24.02.2022
BRD, 1984. Ungemütlicher Ort. Man befindet sich in
jener Zukunft, die Punks schon abgeschrieben hatten,
bevor sie so beschissen wurde wie sie nun mal ist.
Alte Nazis, neue Lügen, Plastik, Retortenleben,
Komaarbeiten, Konsumsiechen, Verzweiflungssaufen im
Überwachungsstaat, und als wär’s nicht schon schlimm
genug: zu all dem läuft Fahrstuhlmusik!
Es hilft nur noch Vorneverteidigung: voller Angriff
– den ganzen Dreck, der sich immer höher türmt,
abfackeln bevor er alles erstickt. Losloslos,
Action, inhaltlich ist sowieso alles klar!
Es war die wundersame Zeit, als junge Leute unter
Druck und mit apokalytischen Zukunftsaussichten
gleichzeitig illusionslos, hyperaktiv, paranoid,
lebensgierig, todessüchtig und wutentbrannt waren,
statt FDP zu wählen. Nicht in ETF einzahlten,
sondern Musik und krankes Zeugs machten, auf das
noch keiner gekommen war. Tritte in die Eier wurden
nicht als NFT geminted, sondern kostenlos verteilt.
Alte Zöpfe und lange Haare: abgeschnitten. Im
Zweifelsfall lieber was kaputt machen als ganz
lassen. Dennoch: Kollaborationen mit weißen alten
Männern waren drin. Wenn jene heroinsüchtige,
waffenvernarrte Schwule mit abwegigen
Manipulationstheorien waren und chronisch auf
Krawall gebürstet.
So ungefähr ist das fröhliche Mindset, dem unser
diesmaliger Programmpunkt entspringt.
DECODER sieht aus und hört sich an wie eine
ungesunde Party, auf der Christiane F., der
Throbbing Gristle Frontmann und einer von den
Einstürzenden Neubauten auf Metall rumhämmern und
aneinander vorbeischreien, während William Borroughs
im Hintergrund mit schnarrender Stimme Zynismen
reisst und sich einen Schuss setzt. Das liegt daran,
dass es ziemlich genau so ist. Die wollen nicht
spielen, die beißen.
Ein kleines, dreckiges, hoffnungslos
überambitioniertes und unterfinanziertes
Zeitdokument und genau deshalb ein ODDBALL, den wir
uns gönnen bevor er 40 Jahre alt wird und zuhause
rausfliegt, der Penner.
Wenn anschließend Euer Hirn noch nicht komplett
kurzgeschlossen ist, gibt es noch eine wundersame
10minütige Dokumentation über ein paar Italiener,
die seinerzeit von dieser teutonischen Dystopie
dermaßen beeindruckt waren, dass sie diese ein paar
Jährchen später in Second Life nachgestellt
haben. Kannste Dir nicht ausdenken.
Also: Glotzen, ihr Schweine!
F&J&A
03.03.2022
Liebe Trashmoviepeoplez,
auch irgendwie gestresst? Vom Hier und Jetzt, vom
unermüdlichen quälenden Gang durch die turbulenten
Weltgeschehnisse, dem großen immer gleichen Nichts
entgegen? Sehnt Ihr Euch nicht auch nach Besseren
Zeiten zurück? In ein anderes Jahr, wo alles noch
supitollitolli, optimistisch, leicht verpeilt und
summa summarum zehntausendmal besser war?
Wir von der TMN scheuen weder Mühen noch … na gut,
weder Mühen, Euch diesen Wunsch nach einer Zeitreise
in eine glückselige Vergangenheit zu erfüllen.
Unsere Mittel sind leider knapp und unsere gammelige
Zeitmaschine nur sehr bedingt für längere Reisen zu
gebrauchen, deshalb langt es nur für einen sportlich
kurzen Trip in das wonnige Jahr 2021, als ja alles
bekanntermaßen besser war, der Mond besiedelt, die
Amüsierdamen in den Mondsaloons leicht und
farbenfroh beschürzt, die Raumanzüge selbstbewusst
quer über die Farbpalette durchgegendert und
verwegene Prospektoren und skrupellosen
Mondrinderbarone – äh – naja, das übliche
geldgierige Gesocks, noch so richtig verwegene
Prospektoren und übles Geldgieriges Gesocks waren.
Hier sausen unermesslich wertvolle Asteroiden
querfeldein durch das erstaunlich vollgestopfte
„Nichts“, hier rauchen die Colts – buchstäblich –
auf einem Mond, der wirklich nur ab und an so viel
Anstand hat, wenigstens so zu tun, als ob
Gravitation oder das Fehlen derselben in irgend
einem wie auch immer gearteten Zusammenhang zum
Physikalischen Universum stünden, es wimmelt von
wirklich ganz herzallerliebsten Raumstationen
(Sydneyoper auf dem Mond anyone?) und possierlichen
Fahr- und Fluggeräten. Die oben schon erwähnte
Mondsaloonbar inklusive psychedelisch angehauchter
Tanzgruppe und viel Mondwhiskey lädt ein, nur allzu
verständlichen Frust, etwa, wie unser Held, nach
einem stattlichen Marsabenteuer (off screen) wieder
auf den Erdenmond (relativ on screen) runtergesackt
zu sein, vergessen zu machen.
Überhaupt lugen so viele zauberhafte swinging sixtys
Details um jede Ecke der liebevoll ausstaffierten
Mondphantasmagorie dass man fast den Eindruck
gewinnen könnte, nicht im Jahr 2021 sondern 1969 in
einem eher günstigen Filmset der legendären Hammer
Filmstudios gewissen Filmschaffenden bei dem
irgendwie leicht in die unstabile Seitenlage
geratenen Plan beizuwohnen, im Jahr der echten
Mondlandung einen Spielfilm zu kredenzen, der
einfach fröhlich auf die realen Fernsehbilder eines
der grötßen Menschheitsabenteuer pfeift und lieber
einen in vielerlei Hinsicht beknackten Mondwestern
zusammendeliriert, für den sich dann konsequenter
Weise irgendwie niemand so richtig interessierte.
Wem nun langsam der Verdacht kommt, dass unsere
„Zeitmaschine“ auch eher verdächtig einer Bong
ähnelt als einem technologischem Wunderwerk aus
irgend einem verschusselten Phantasielabor dubioser
High (sic) Techniker, könnte auf der rechten Spur
sein. Andererseits: Die Mondlandung wurde ja
bekanntermaßen auch von einem britischen Filmemacher
(hustKubrikhust) insziniert und uns ist im Moment
ohnehin alles Mögliche möglich und ziemlich
scheißegal, deshalb einfach mal zurücklehnen,
Sixtys-Smarties, Rauchwerk und Feuerwasser
zurechtgelegt, um sich eine schöne Drönung Moon Zero
Two ins Hirn zu strahlen, damit endlich mal,
wenigstens für ein paar dutzend Minuten, etwas
anderes unsere Sinne vereinnahmt als die
schreckliche Kacke, die uns grade auf allen Kanälen
vor den Latz geknallt wird.
MOON ZERO TWO
GB 1969
R.: Roy Ward Baker
19:00 Startvorbereitung, Countdown, aufsatteln
20:00 Giddyup up and away!
J+F+A
ps.: random
musictip yall
10.03.2022
Hochverehrtes Publikum,
nun haben ja nicht alle unserer Stammgäste und
-zuschauerinnen eine waschechte HfG-Biografie auf
dem Kerbholz, aber durch unser Programm
unvermeidlicherweise eine nicht immer unanstrengende
Seh- und Denkschule absolviert. Aus dieser in vielen
Stunden erarbeiteten gemeinsamen Perspektive lassen
sich Sachverhalte beleuchten, die keine
Hochwissenschaft durchdringen könnte. Etwa die
Fragestellung, wie sich wohl Offenbacher
Filmstudenten der 90er einen 80er Jahre Diplomfilm
der Kollegen in München vorgestellt hätten.
Thesenhafterweise etwa so: Schnösel aus besserem
Hause (ausschließlich Männer) sind erst kürzlich den
krachledernen Hosen entwachsen und geben sich
angepunkt, obwohl sie genetisch unzweifelhaft Popper
sind. Dabei bleiben sie filmstilistisch und
politisch unverdächtig genug, um dicke Fördertöpfe
anzapfen und damit bereits vor Beginn ihrer
aalglatten Karriere in Farbe und 35mm drehen zu
können. Als Simulation sozialer Kompetenzen wird ein
„Gemeinschaftswerk“ produziert, in dem der Abschied
von der eigenen, nicht annähernd ausgelebten, aber
als progressiv verklärten „Jugend“ zelebriert wird.
Dabei bedient man sich einer vorgeblich
gesellschaftskritischen Attitude, die hinreichend
diffus bleibt, um keinem wehzutun. „Authentizität“
wird erzielt durch das Casten luftig bekleideter,
medienprominenter Drogensüchtiger, wobei natürlich
keinesfalls voyeuristische Mitnahmeeffekte
beabsichtigt sind. Die kreuzspießige, muffige
Führerstadt wird mangels echter Grittyness zur
verruchten Metropole umdekoriert, um einen Rahmen
für Handlungsfetzen zu bieten, die ebenso pathetisch
konstruiert wie verachtenswert weinerlich sind.
Mühsam wird mit einigen betont kantigen Tracks (die
nie im Bajuwarischen hätten entstehen können)
kaschiert, dass Spider Murphy Gang der schlüssigere
Soundtrack gewesen wäre. All das ermöglicht den
Absolventen einen reibungslosen Übergang in den
mittelklassigen Mainstream, und wird flugs mit
zahlreichen Aufträgen honoriert – Polizeirufe für
die einen, Manta Manta für den anderen.
Ist es so? Oder sind die imaginierten HfGler der
90er schwer belastet von substanzlosen Vorurteilen?
Gar schlicht nur neidisch auf maßgeschneiderte
Bundfaltenhosen und Maßkrüge voll Kokain?
Ihr entscheidet! Hierfür gilt es einzutauchen in die
NEONSTADT, den nächsten Flashback in unserer
Miniserie „Bundesdeutsche Peinlichkeiten der frühen
80er“.
See you!
F&J&A
17.03.2022
Ist wirklich, liebe Freunde:innen filmischer
Extravaganzas,
„Alles Fürchterlich“?
Von der Gegenwart schweigen wir jetzt mal einen
Moment, aber das Treiben diverser
Filmstudenten:innen, deren Ergüsse wir in den
letzten Sessions goutieren durften, lässt bei aller
bunter Verspielt und Verspultheit zumindest den
Schluss zu, das schon immer so einiges im Argen lag
und liegt und liegen wird, aber trotzdem oder gerade
deshalb auch sehr vieles dafür spricht, dass die
vielen Irrungen und Wirrungen von
Lebensgefühligkeit, dubiosen Modenarreteien und
allgemeinem zielos-haedonistischem Getue ganz und
gar nicht fürchterlich, eher das genaue Gegenteil
davon bedeuten, waren, sind und hoffentlich auch
noch lange sein werden.
Realität ist eben nicht nur, was sie ist, sondern
auch, was man aus ihr in ihr macht.
Die große HfG Antwort-Show auf die Münchner,
Berliner und sonstigen frisch geschlüpften
Kreativneurotiker der letzten TMN Wochenschauen,
steht schon in den Startlöchern bzw. wird eifrig
gesichtet und konvertiert, aber aus gegebenem Anlass
(und weil ein paar Player aus unserer
Hochschulvergangenheit nicht anwesend sein können,
um uns in Persona mit wichtigen und unterhaltsamen
Input, Anekdoten und fadenscheinigen
Rechtfertigungsversuchen zu den jeweiligen Filmen zu
beglücken), zeigen wir heute ein Spezialprogramm,
das sowohl mit der TMN im allgemeinen, als auch
deren Akteuren im Spezielleren und möglichen
Schwestern und Brüdern im Geiste jenseits des großen
Teiches im Allgemeinsten, zu tun hat.
EVERYTHING IS TERRIBLE: THE MOVIE
und
Selektiertes aus den Schatzkämmerchen der HfG
Filmklassen, subjektiv und ein wenig
egozentrisch von einem gewissen 55 jährigen Kurator
handverlesen.
Die überbordende Bilderflut darf bei aller
Respektlosigkeit in Form und Inhalt, mit ein wenig
Augenzwinkern und von nervös rauchigem Husten
begleitet, als große Liebeserklärung an das
Abseitige, an die Zauberkraft der Montage und die
ästhetische Freude am Missverständnis, dem Fehler,
dem Irrtum und dem ganzen Schlambambes, der
bilderflutigen Hemmungs- und Respektlosigkeit von
wüst zusammenassoziiertem Bewegbilderwahnsinn,
verstanden werden.
Lasst Euch überraschen!*
19 Uhr: Alle so: Wir könnten das Paradies sein
(Glugger, Dampf)
20 Uhr: Auch Alle so: Doch wir sind: Die Hölle.
(Gröhl! Jubel! Prost!)
J+F+A
* Gegeben ward ein HERRJÖRGRITTER SPECIAL
(rapid eye groovement, Jaques et Cornele, jack not
Jack Pilot, terrible dream, Fake fact File three
1-3, techitechitekkyskapypopo Show 2.0)
24.03.2022
Tja Leute,
die 80er sind noch nicht vorbei. Einen haben wir
noch. Nach unseren Ausflügen nach Hamburg (DECODER,
dytopische Paranoia) und München (NEONSTADT,
filmemachende Nabelschau) müssen wir natürlich noch
in die Mauerstadt. Seinerzeit wär es vielleicht auf
DER EINBETONIERTE ENGLÄNDER als Titel rausgelaufen,
aber in 2015 wurde es dann
B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST-BERLIN
1979–1989
Egal – wichtiger ist, dass uns eine verdammt
elegante Überleitung gelingt vom letztwöchentlichen
Found-Footage-Massaker. Auch dieses Mal erwartet uns
ein Stakkato von Material aus unterschiedlichsten
Quellen, nicht nur Terrible, sondern auch
hypernervös, hyperaktiv, hyperkreativ, autoagressiv
depressiv, mit gespikten Haaren oder gleich ohne,
vollgedröhnt und die Kerze an drei Enden angezündet.
Dabei gelingt das Kunststück, gleichzeitig
merkwürdig uplifting zu sein – könnte daran
liegen, dass wir einer semi-fiktiven Biografie
folgen, einer Art Independent-Version
historisierenden Event-Fernsehens.
Allerdings: Hier malt die Erinnerung nicht mit
goldenem Pinsel, sondern die Macher feuern eine
Schrotflinte auf eine Kiste voller
Goldlack-Sprühdosen ab. Aber hey – die dürfen das,
denn der Ich-Erzähler war dabei, ja ist
dabei, sowohl in historischem Material wie auch auf
neu gedrehtem vermittels eines proper
Lookalike, und in diesem Durcheinander verliert man
schließlich komplett den Überblick. Fast wie auf
einer guten Party. Und wie dort ist es ein bisschen
übersteuert, ein bisschen zu voll mit interessanten
Leuten, ein bisschen too much, zu großmäulig
und zu euphorisch, aber scheiss drauf, für heute.
See you!
F&J&A
31.03.2022
Hochverehrtes Publikum,
auf verschlungenen Wegen hangeln wir uns weiter
durch einen dampfenden Dschungel voll prallem Leben,
wimmelnder Found Footage, spekulativer
Zeitgeistanalyse, Mansplaining-Voiceovern und
allerlei Lebenskonzepten, die zwar IRL ins
evolutionäre Off führten, mit zunehmender zeitlicher
Distanz aber umso erinnerungswürdiger scheinen.
War unser Programm letzter Woche noch gesprenkelt
mit subkulturellem Herumrandalieren (welches sich
posthum zum zivlisatorischen Meilenstein verklären
ließ), wird in dieser Woche der letzte Niveaustöpsel
gezogen und das Auditorium mit unverdünntem Schund,
Sleaze und Schwachsinn geflutet.
DAS IST AMERIKA, Teil 1 ist ein später, aber
mustergültiger Mondo-Film, also in jenem
Genre verortet, das unter dem Vorwand
dokumentarischer Aufklärung ziemlich genau das
Gegenteil leistete. So unterschiedlich die
verantwortlichen Crews und Ursprungsländer waren, so
sehr man abseitigste Themengebiete ausdeutete (Mondo
Freudo, anyone?), gab es doch Gemeinsamkeiten
zwischen all diesen Produktionen: Authentizität war
fakultativ, Sex, Crime und Gewalt hingegen
obligatorisch, das Draufhalten auf ahnungs- und
hilflose Personen üblich und eine zynische, auf
maximales Aktivierungsniveau zielende Grundhaltung
sowieso.
Daher sei gleich angemerkt, dass wir uns und Euch
keine der wirklich üblen Shockumentaries
zumuten. Die machen keinen Spaß. Also wirklich gar
keinen.
DAS IST AMERIKA hingegen hat zwar einige Grobheiten
aufzuweisen, spielt seine Stärken jedoch überwiegend
auf andere Art aus – es schmuddelt nach Kräften und
ist somit TMN-relevant. Dabei filmhistorisch
schillernd wie eine Schmeissfliege: niemals
remastered, nur auf einem russischen (!) Server in
voller Länge im Netz zu finden, und selbst zum
Regisseur lassen sich nur dünnste Spuren eruieren.
Die schöpferische Kraft jenes Romano Vanderbes
scheint sich in drei AMERICA EXPOSED Filmen
weitestgehend erschöpft zu haben, und man könnte
fast vermuten, dass wir es mit einem Pseudonym zu
tun hätten, wenn Pseudonyme Töchter haben könnten,
die in haargenau einem Film mitspielen, den sich ihr
Pseudonymvater ausgedacht und produziert hat.
Pädagogische Empfehlung - Wir raten ab.
www.filmdienst.de
Wir haben einiges an Mühen auf uns genommen, um
dieses von 1977 datierende Sammlerstückchen für Euch
aufzubereiten, und zwar in der unbezahlbaren
deutschen Synchro, welche nicht mal die Russen
haben. Erstmals in der TMN in voller Länge, nachdem
wir vor schlappen 19 Jahren ein Potpourri
aus Teil 1-3 im Hauptzollamt (!) in Ffm
aufführten.
Es ist Zeit für die ganze Wahrheit.
Seid ihr Reiche Ranchers genug?
F&J&A
07.04.2022
Von Tag zu Woche höher geschätztes,
strapazierfähiges Publikum:
Bleiben wir einfach unten im Sumpf des wissentlichen
Ignorierens, exploitistischem Habitus und
kostengünstigem Leckmich-Filmemachertums. Auch der
dieswöchige Film ist ein mit rostiger Heckenschere
und ranzigem Pferdeleim zusammengestümpertes
Zelluloid-Ungetüm, dass sich zwar nicht erdreistet,
auch nur im entferntesten irgend etwas mit den
realen Zuständen unseres an realen Missständen
reichen Planeten zu tun haben zu wollen, aber
dennoch mit gutem Gewissen als anschauliches
Beispiel für real existierende Skrupellosigkeit im
Umgang mit Material, Menschen, Publikum und
Zeitgeist zwecks Mehrung der Kokain-Portokasse
windiger Produzenten durchgehen kann. Ein garstiges
geistiges Geschwist (sic) der beknackten
Letztwochenfilme ist
NIGHT TRAIN TO TERROR
(USA 1985, Regie: drei arme Schweine, Drehbuch: Herr
Yordan, Schnitt: irgend ein verkokster Praktikant?)
allemal.
Wie schon so häufig, hatte irgend ein seelenloser
Produzent aus Langeweile und Geldgier die Idee, tief
ins Fahrwasser eines aktuellen Filmtrends
einzutauchen. Und zwar dort, wo es am brackigsten
ist. Es galt, ohne allzu großes Engagement, Kosten,
Geschmack und Skrupel drei Filme, die damals einfach
zu beschissen zum auch nur Fertigstellen
waren, aus den Studioarchiven zu fischen und,
aufgepeppt mit einer „Rahmenhandlung“ und fetziger
80er Popmusik („Darf nix kosten! Lassen wir den
Rahmenhandlungsdrehbuchschreiber-Sohnemann einfach
mit ein paar Freunden ein einziges Lied wieder und
wieder vor sich hin jaulen, das kommt bestimmt gut
an bei der MTV-Generation“), zu einem trendigen
Anthalogiefilm-Klon a`la „Creepshow“ oder
„Unheimliche Schattenlichter“ zu verhackstücken.
Und die triefäugigen Jungmenschen des Jahres 1985
staunten denn auch nicht schlecht, als sie die
Geschichte von Gott und „Lu Sifer“ (warum darf
eigentlich Gott Gott heißen und Luzifer muss als Lu
Sifer herumwursteln?) vorgesetzt bekamen, die in
einem magischen Zug durch das Weltall rasen und drei
bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Kurzversionen
nicht zuende produzierter Horrorschlockfilme
angucken, um zu beurteilen, welche der gemeuchelten
Seelen nun in den Himmel oder in den Trump-Tower
gehört, während ununterbrochen eine quatschig
posende achtziger „Band“ immer das gleiche Lied
durch die Eisenbahnwaggons (die verdächtig nach
schlecht dekorierten Wohnräumen aussehen) plärrt und
Teenager-relevante Meta-Statements zum besten gibt.
„Everybody has got something to do – everybody but
you!“ Damit kann nur das Kinopublikum gemeint sein.
Immerhin bietet der schwer verdauliche Resteeintopf
einiges, was das Herz des gepflegten
Trashkonsumenten höher schlagen lassen dürfte:
verworrene Handlung, sadistische Foltereien,
Naziunfug, Satanisten, Neumanneumanneumann-Momente
galore, Knetmonsterspinnen, Modelleisenbahnen,
wirres found footage Jahrmarktzeugs: You name it.
Der Vater des Bandleaders, wie oben schon erwähnt
als Drehbuchautor für die Gott / Lu Sifer
Zwischensequenzen verantwortlich, ein gewisser Herr
Yordan, ist übrigens ebenfalls eine durchaus
schillernd bis schattige Figur! Von den Dutzenden
von Drehbüchern und Story-Ideen, die er vorgeblich
in seiner immerhin 52 Jahre umspannenden Karriere
verfasst habe, scheint nämlich ein gerüttelt Maß
nicht auf seinem kreativen Mist gewachsen zu sein.
Das lag einerseits daran, dass er in der
McCarthy-Ära als Strohmann Skripts von auf der
schwarzen Arbeitsverbotsliste stehenden Autoren
unter seinem Namen veröffentlichte und an den
Produzenten“Mensch“ brachte (was recht Ehrenwert
war, denkt man an die sprichwörtliche Hexenjagd, der
seinerzeit unter Kommunismus-verdacht stehende
Autoren:innen ausgesetzt waren), er allerdings
andererseits auch schon deutlich vor Beginn des
fröhlichen Kommunistenjagdzeitalters gerne mal die
ein oder andere Idee „aufschnappte“ oder sich
unverdiente Credits zuschusterte und gerne als
Skript-Doktor vielen Drehbüchern den „letzten
Schliff“ verpasste – um dann gleich die Kredits als
Drehbuchautor einzukassieren. Wikipedia tratsch gut
gelaunt:
"A common anecdote in Hollywood was that he hired
someone else to go through law school for him
using his name to get the degree without having to
do any of the work, however Yordan himself denied
it."
Machen wir uns also gemeinsam auf zur
philosophisch-religiösen Popreise im
Star-very-very-light-Express zwischen Himmel, Hölle
und MTV-Klappsmühle!
J+F+A
19:00 Uhr Bahnsteigtickets kaufen
20:00 Uhr beliebige Tickets einwerfen
14.04.2022
Allerwertestes Publikum,
unwiderstehlich ist die Verlockung, anlässlich von DAS
IST AMERIKA, Teil 2 die kürzeste Einladung
aller Zeiten abzuliefern:
(....) rattenvertilgende Stadtstreicher in der
Kanalisation Manhattans und eine genüßlich
Blutwürmer verzehrende Mittelstandsfamilie gehören
zu den Schock-Höhepunkten dieser angeblichen
Dokumentation im Stil der "Mondo Cane"-Filme,
unterlegt von einem verlogen moralisierenden
Kommentar.
Wir raten ab.
www.filmdienst.de
Wir nicht!
See you
F&J&A
21.04.2022
Drogi Zgromadzeniu,
gute Güte, mittlerweile ist unsere kleine
Veranstaltung so „Lowbrow“, dass ein wenig
„Highbrow“ Entertainment geraten scheint, um zu
vermeiden, dass sich unsere Augenbrauen komplett mit
den Schamhaaren jedweden Geschlechtes verheddern.
Allzu viel Hoffnung auf eine Zeitenwende hin in die
luftigen Gefilde der Hochkunst möchten wir
allerdings schon im Vorfeld der Veranstaltung
zerschmettert wissen. Natürlich geht es demnächst
wieder im Kamikazesturzflug zurück in den Sumpf,
schließlich kommen wir nicht zum allwöchentlichen
Arthouseseminar zusammen sondern dürfen uns mit Fug
und Recht als Schlammtaucher der abseitigen
Kino-Künste verstehen. Teil 3 von „Das ist Amerika“
guckt sich schließlich nicht von alleine. Und wenn
ich an das brachial beschissene Country-Musical "The
Howling 7" denke, dass uns womöglich noch
bevorsteht... brrr. Alptraumhafte Aussichten, wohin
der gequälte Geist und das trottelige Auge auch
schweifen.
Deshalb also: Tief Luft geholt, die Zeit und Logik
einfach mal links liegen lassen und die volle
Aufmerksamkeit auf Herrn Has und Herrn Schulz
gelenkt, zwei Experten in Sachen Traum,
Surrealismus, Oedipalparanoia, jiddischem
Mystizismus und typisch osteuropäisch
undurchsichtiger Polit-was-weiß-ich-denn-krittelei
mit sardonisch-nihilistischem Einschlag und
radikaler Bilder(oy)gevalt (sic).
Sanatorium pod klepsydrą (etwa „Das
Sanatorium der Sanduhr“), vom offensichtlich
komplett überforderten deutschen Filmverleih als Das
Sanatorium zur Todesanzeige in die Kinos
gebracht, gilt als einer der bedeutendsten Film, die
unser Nachbarland Polen (neben weniger bekannten
Klassikern wie „Women of Mafia 2“ um nur einen zu
nennen), auf das 1973 noch nicht ganz aus dem
Drogendelirium der Hippiezeit aufgewachte
Kinopublikum los lies. Weil das surrealistische Epos
um einen Kindmann, der seinem sterbenden Vater in
einem strickt nach Traumlogik und zirkulärem
Stream-of-Uncounciesness erbauten Sanatorium einen
letzten Besuch abstatten will und sich dabei heillos
in Erinnerungsfragmenten und antilogischen, amorph
fließenden Situationsszenarien verliert, den
polnischen Regierungs-Antisemiten gar zu semitisch
und Systemkritisch erschien, wurden die Filmrollen
kurzerhand falsch beschriftet und auf diesem Wege
nach Cannes geschmuggelt, was Ingrid Bergmans Jury
mit dem „Preis der Jury“ belohnten und dem Regisseur
ein acht, neunjähriges Berufsverbot einbrachte.
Viel wurden über den ausgebildeten Maler und
Regisseur Wojciech Jerzy Has und den Autoren der dem
psychedelisch – surrealistischen Epos zu Grunde
liegenden Geschichten Bruno Schulz, von Berufeneren
zu Papier gebracht, weshalb wir uns Abrisse der
faszinierenden Biographien der beiden Tausendsasser
einfach mal schenken und lieber einige „random
qoutes“ von anderen, willkürlich aus dem
pseudoneuronalen Internetzwerk gefischten
Knülch:Innen ohne großes Ziel und klaren Zweck
zitieren wollen.
Dem Film angemessen verzichten wir auf
Zuordenbarkeit in Form von Autor:Innen Nennung oder
gar Quellenangabenfirlefanz.
Stochert doch selber mal ein wenig in der
Allwissenden Müllhalde, ihr seid alt genug,
sapperlot.
„I am not responsible for my dreams''
Has that poster got you by the balls?
Crow frozen in flight; Józef spying on Józef;
eyeballs under the bed
nonsensical, pseudo-philosophical dialogue
delivered in a maddeningly childish way
The Hourglass Sanatorium is one of those
persistently dreamlike movies which you must
surrender to, rather than fighting.
It is exactly my brand of pretentious artsy
fartsy bullshit. It feels like reading Alice and
Wonderland while having a stroke. Cinema baby!
far too many gratuitous shots of half-naked
women conjure up an image of a director more
lecherous than respectful
NowakNowakNowak
Kompletter Wirrsinn
Let a blind conductor be your guide inside a
crumbling hospital whose rooms hold wonder after
wonder.
I'm sorry, what?
J+F+A
19:00 Notaufnahme
20:00 Vollnarkose
28.04.2022
Liebe Bildungsfernreisende,
und noch einmal geht es über den Atlantik und zurück
in der Zeit.
DAS IST AMERIKA, Teil 3
wurde erst 1990 – also mehr als zehn Jahre nach den
ersten Exkursionen – produziert, aber es ist
wundersamerweise so, als sei kein Tag vergangen. Das
Team um Romano Vanderbes war möglicherweise irgendwo
in einer Kokainlawine verschüttet und somit bestens
konserviert, hat sich nun freigeschnuppt und macht
einfach weiter. Sogar der schlimme Pseudopunk
Titeltrack ist der Gleiche!
Vielleicht war es aber auch einfach so, dass mit dem
Niedergang der Bahnhofskinos bzw. der
42.-Straße-Grindhouses schlicht der Markt für
schmuddeligen Schwachsinn schwand und das für Nr. 3
bereits gedrehte Material um ein Haar im Orkus
verlorengegangen wäre. Jedoch: mit den beginnenden
90ern fand man sich in der unerwartet glücklichen
Lage, dass ein unersättlicher Direct-To-Video-Markt
so ziemlich alles aufsog, was lieferbar war. Und
Romano konnte liefern!
In der VHS Kassette fand sich noch die Schnittliste
von 2003 , die uns seinerzeit dazu diente, die
„besten“ Szenen zu identifizieren. Trotz weitgehend
unleserlicher Handschrift finden sich Stichworte wie
Bettlerschule, Prügelbar, Rentnerkarate,
Knastgroupies, Killerschule, Klu Klux Kids, was
bewährtes Niveau erwarten lässt.
Wie bei den anderen Teilen ersparen wir Euch keine
einzige Episode, denn auch die läppischsten
Schwindeleien sind mittlerweile zu
Zeitkoloritdokumentationen der unfreiwilligen Art
gereift. Obendrein haben wir die 99 Minuten lange
18er Version zur Hand, nicht die schlappe
79-Minuten-Fassung für minderjährige
Schwächling(e)/*_:innen – The Bigger, The Better!
Eine immer verlässliche Quelle für filmtheoretisch
fundierte Analysen und virtuose Sprachfiguren war
das Fachmagazin VideoMarkt, dessen Einschätzung wir
Euch zum Geleit mitgeben möchten:
Bilder aus Amerika: im Lande der naiven Freien,
offensiv Tapferen und krankhaft Verklemmten ist
die Attraktivität der Extreme weit stärker
ausgeprägt, als derzeit hierzulande. Die
Aktivitäten des faschistoiden Ku-Klux-Klan, der
Schick ungewöhnlicher Gaumenfreunden, die
Faszination und der exzessive Gebrauch von Waffen,
Sex, Macho-Riten und der alltägliche Terror, das
medial erfahrbare Kaleidoskop Amerika ist auch ein
komprimiertes Video-Erlebnis.
Auf zum gemütlichen Dekomprimieren!
F&J&A
05.05.2022
Liebe Trasmoouuuououououuuuouuuuuviemenschen und
Tierchen,
an diesem Punkt in unserer renommierten
Veranstaltungsreihe ist es schon fast euphemistisch,
von „freiem Fall“ durch den dreidimensionalen Raum
des kinematografischen Realitätswahrnehmungskosmos
zu sprechen. Vielmehr schlingern wir durch eine Art
Quantenschaumbad aus gezielter
Realitätsverweigerung, -verbiegung und
-zertrümmerung (Das war fucking Amerika, Herr Breens
verstörende Erlösungsfantasien, kunstvoll und
untertitelbefreit dargebotene,
surrealistisch-träumerische Polit-Phantasmagorien
polnischster Machart etc. pp.).
Gehen wir also beherzt ins Detail und begutachten
diesmal ein ganz entzückend missratenes Bläschen
dieses faszinierend irrelevanten
Unterhaltungsgeblubbers irgendwo zwischen lustloser
Genreverweigerung, verworrenen Spezialinteressen und
kompletter Kapitulation jedweder künstlerischer
Ambitionen und stürzen uns in die bizarre
Paralleldimension des Herren Clive Turner.
The Howling VII – New Moon Rising
a.k.a. Das Tier ist zurück, USA 1995
Im Jahre des fidelen Zombiehippies 1981 legte Joe
Dante mit „The Howling“, mal wieder zielsicher und
inhaltsgetreu als „Das Tier“ übersetzt und in die
deutschen Kinos gepumpt, einen fetzigen, sehr
günstig produzierten postmodernen Werwolfschlocker
vor, der bei einem Einsatz von 1 Mio schlappen
Dollars beachtliche 17-ebbes Millionen
erwirtschaftete und sich als augenzwinkernder
Innovator des Genres in die verlümmelten Herzen der
zwischen Koks, Kiff und Medienkonsum herumeiernden
Jugend schlich.
Klar, dass das Konzept, so wenig Geld wie nötig
auszugeben, ein wenig Blut, billige Maskeraden und
den ein oder andere blitzende Busen nebst eher lauen
Witzchen zusammenzufilmen und die trübe Zelluloid
Brühe in schneller Folge in die Kinos, dann ohne
Umweg direkt die Videotheken zu kippen, eine sichere
Sache und der schnörkellos direkte Weg in den
filmischen Abgrund war. Irgendwann, in Teil 3 der
Serie, tauchte zum ersten mal der Name Clive Turner
im Abspann auf. Der junge Mann, seinerzeit als
Location Manager angeheuert, produziert ein Jahr
später Lawnmower Man 2: Beyond Cyberspace und fühlte
sich daraufhin berufen, Teil 4, 5 und 7 der
mittlerweile schon leidlich vor die Hunde gekommenen
Werwolframschereie nicht nur zu schreiben, sondern
auch die Regie, die Produktion und den Schnitt zu
übernehmen, um im vorläufigen Tiefpunkt seines nur
sehr wohlwollend als „filmisches Schaffen“ zu
bezeichnenden Getues und Gemaches, sogar selbst vor
die Kamera zu treten.
Während nun durchaus Beispiele für immerhin leidlich
motivierte und aus dem richtigen Blickwinkel
(nämlich auf Augenhöhe im Morast) betrachtet sogar
irgendwie interessante Film-Egomanen
(*hustBREENhust*) auch in unser Schrottfilm Oevre um
einige Schmodderperlen bereichert haben, liegt der
Fall Turner ein wenig komplizierter unter den
runtergeklappten Kinnladen der fassungslosen
Betrachter:innen.
Dieser Tausendsassa schaffte nämlich das Kunststück,
einen Werwolf Film zustande zu bringen, der bis auf
wenige Sekunden (!) gänzlich auf Werewölfe
verzichtet. Kompensiert wird dieser Mangel durch
großzügig bei sich selbst geklaute „Handlungs-“ und
Wolfs-Subjektive-Schnippsel aus den beiden
Vorgängerfilme – und irritierend viel live
dargebotene Countrymusik, die der Regisseur nicht
müde wird, in der einzigen nennenswerten Location
des Films (einer der trostlosesten Bars der
Filmgeschichte, wo sich Aso und Asonette gute Nacht
sagen und offensichtlich die tatsächlichen
Stammgäste des echten Etablissements ihre drögen
Sätze aufsagen müssen), wieder und wieder
einzustreuen. Die gequält dreinblickenden Normalos
vom untersten Ende des sozialen Spektrums versuchen
nicht mal, ihr „Bestes“ zu geben, um sich mutmaßlich
ihr Gehalt in Form von dünnem Bierchen und
Gehirnzellen zersetzenden Schnäpschen zu verdienen,
während der Regisseur einen beschissenen gespielten
Sketch nach dem anderen zu inszenieren versucht,
dabei ungesund, zottelig und schmierig grinsend
irgendwie rumsteht, um uns die Zeit zwischen den
Liveauftritten der Countryband und den vollkommen
undurchsichtigen Handlungsfragmenten vollends zu
versauen.
Warum um Himmels willen dreht jemand nicht einen,
sondern DREI Werwolf Filme, der nicht das geringste
Interesse an diesem Genre, ja, am Horrergenre im
allgemeinen, zu haben scheint? Finden wir es heraus
in dieser ganz speziellen Trash-Absonderlichkeit,
die, wie mittlerweile üblich, mehr Parallelen zu den
Vorgängerfilmen unserer mit Schallgeschwindigkeit
fröhlich in den Abgrund sausenden kleinen
Veranstaltungsreihe aufweist, als es einem lieb ist,
und nebenbei bemerkt in einer gammeligen Umzugskiste
auf dem Sperrmüll unweit des W7 Ateliers im schönen
Offenbach am Main entdeckt, gerettet, gerippt und
inklusive deutscher Schundsynchro den geneigten
Trashkonsumenten kredenzt wurde und wird.
Getränkeauswahl diesmal ganz klar:
Alles.
Billig und viel.
Kleines WIKI / Filmdienst Bonuszitat:
Der Filmdienst urteilte, der Film biete „planlose
Ausleuchtung und [...] miserablen Ton“ und „Leerlauf“,
die gesamte Produktion grenze an „groben Unfug“
In diesem Sinne, liebe Welpen:innen!
19:00 Wolfsgeheule
20:00 Countrygejaule
J+F+A
12.05.2022
Geehrtes Publikum,
wir reden nicht lang um den heissen Brei herum:
Unser Hauptdarsteller ist 83cm groß.
Ihr würdet uns sicher zutrauen, diesen Fakt als
Anlass für allerlei billige Wortspielereien im
Rahmen dieser Einladung zu nehmen, aber selbst wir
sind gelegentlich für Überraschungen gut – und
lassen es einfach.
Zeitgemäße Reaktionen auf das rund 40 Jahre alte
High Concept „Kleinwüchsige Bond-Kopie“ liegen
irgendwo im Bereich zwischen „wir müssen reden“,
„Freakshow, geht gar nicht“ und „Anzeige ist raus“.
Nun könnte man – und wir tun es – dagegenhalten:
Ganz, ganz viel der tagesaktuellen vorgeblichen
Sensibilität ist einfach nur nebelkerzige
Pseudosolidarität mit marginalisierten Gruppen.
Hollywood hat in einen shitstormparanoiden
Wokeness-Simulationsmodus geschaltet, der (keine 50
Jahre nach den ersten, zwischenzeitlich vergessenen
Blaxploitation-Moves) sich mittlerweile so weit
wähnt, dunkelhäutige Identifikations-Figuren
anzubieten – aber sexy sollen sie schon sein.
Und/oder irgendwie weiblich, sonstwie „divers“,
vielleicht sogar ein bisschen genderdiffus oder mit
einer modischen psychischen Diagnose, aber doch
bitte figurbetont gekleidet und ohne Akne. Ohne
Sprachfehler, dicke Brille oder fetten Arsch. In der
Marketingabteilung entworfene menschliche
Starbucksdeko, hippe Phrasen droppend, smart
frisiert, irgendwie „modern“ und recyclingfähig.
Auftritt Weng Weng!
Heutzutage hätte er vielleicht die Chance, in einem
Anspruchsdrama zur Betroffenheitsproduktion
beitragen zu dürfen. Jedoch: Als Actionstar?
Womanizer? Martial Artist? Mit einer Knarre
ballernd, so groß wie er selbst? Ernst gemeint? No
way.
Und damit purzeln wir in die wunderbare Welt des
phillipinischen Actionkrawalls, in der so einiges
möglich ist, eben unter anderem, dass Empowerment
stattfindet, ohne dass irgendjemand Aufhebens darum
macht. Verblüffender noch als der Umstand, dass es
diesen Film überhaupt gibt, ist, dass er es sich nicht
einfach macht: FOR Y'UR HEIGHT ONLY ist eben
gerade keine Klamotte auf Kosten eines
drolligen kleinen Kerlchens.
Vielleicht hat keiner drüber nachgedacht, vielleicht
war es volle Absicht: der Film kickt
Erwartungshaltungen quer durch den Raum. Auch völlig
nüchtern sieht man zwei Sachen gleichzeitig: Dass
Weng Wengs Körpergröße unübersehbar relevant ist,
und gleichzeitig total unwichtig. Da sitzt einer am
Tisch, über den er kaum drüber schauen kann, aber es
ist eben so, und warum sollte er nicht trotzdem
normalen Agentenstuss erzählen?
Klamauk- und Kanonenfutter sind so ziemlich alle
ausser ihm, Handicaps werden zu Assets: wer nicht
ans Kinn kommt, nimmt die Eier. Zupass kommt Weng
Weng dabei das Kampfkunsttraining, das er IRL seit
seinen Jugendtagen absolvierte. Krasse
Herausforderung: es gibt keine Stuntmänner unter
einem Meter! Also alles selbst drehen. Wenn keine
Zeit ist, ein Trampolin aufzubauen, lässt man sich
eben ins Set werfen, fuck it.
Weng Weng war für ein paar Jahre ein Star auf den
Philippinen, bis er – wie viele Kleinwüchsige – früh
verstarb. Vom Publikum innig geliebt, vielleicht
weil er eben nicht als bedauernswertes Symbol für
Unzulänglichkeit und Einschränkung gelesen wurde,
sondern als einer, der trotz widrigster Umstände
sein Ding durchzieht. Der als in Armut aufwachsendes
Kind Actionfilme super findet, und gegen jede
Wahrscheinlichkeit später selbst auf der großen
Leinwand Arsch tritt. Und einen Hit landet.
Nun ist unser Format immer noch die Trashnite, und
wäre FOR Y'UR HEIGHT ONLY nur ein Lehrstück über
Respekt wo man keinen vermutet, wären wir nicht
zuständig. Aber erfreulicherweise ist der Film
einerseits eine ziemlich straighte
Agentengeschichte, andererseits komplett gaga und
voll gehirnerschütternder Details, die wir
keinesfalls verpassen wollen: Schmierigstes
spätsiebziger Manila-Locationflair mit
schmetterlingskragigen Nyltesthemden, viertklassige
Schufte, die nur sprechen können wenn sie eine Kippe
im Mundwinkel haben, alle sind hinter der „N-Bombe“
her, ansteigende Spannung für eine Erklärung des
fehlenden O im Titel, und natürlich: eine
Agentenausrüstung der abseitigeren Sorte*.
See you!
F&J&A
*Anyway, unlike James Bond, Weng Weng gets his
assignment and his gadgets from the same guy,
presumably because the Filipino Secret Service
can't afford to have two separate guys do this, or
perhaps because there are not enough letters in
Tagalog to support having both an M and a Q.
The M and Q guy, like all the characters in
the movie, speaks in 1930's American gangster
slang, and he gives the l'il guy his gizmos with
some interesting twists. And, bizarrely enough, he
keeps complimenting 00 on his listening skills.
First, there is a radio controlled hat which
looks just like one of those red, white and blue
trimmed straw boaters that they wear on the floor
of political conventions. Well, the "secret" agent
looks mighty dapper in this, let me tell you.
There isn't any explanation of why a secret agent
would need a radio controlled Maurice Chevalier
hat, but the bad guys seem to be deathly afraid of
it. Perhaps there is the ever-present fear that he
might break into "Thank Heaven for Little Girls"
in his squeaky voice. Of course, if that was the
plan, the Agency could have saved a few bucks,
since this tactic would be just as effective with
a non remote controlled hat.
Then there is a fountain pen which kills. "Of
course. It isn't any good if you need to write
with it, but we can't have everything."
Then there is a ring which can detect poison.
It is made out of gold because the service
couldn't afford platinum. Times are tough at The
Secret Agency. They couldn't afford any marketing
guys to create a catchy name for them, so they're
just The Secret Agency.
Luckily, the bad guys are no better off, and
have to drive Volkswagens. This is only one sign
that their Evil Organization isn't doing that
well. I'm pretty sure it's because their plan is
to sell heroin to every sandbox and kindergarten
in the country. Well, that's certainly evil
enough, but it doesn't sound real profitable. I'm
not sure if the little 1979 Filipino kindergarten
kids had all that much disposable income, so Evil
Organization's gross sales must be pretty low, and
I think they can forget about floating that IPO.
Either that, or the bad guys have priced the
heroin so low that they can't make a profit from
it. Either way, it isn't much of a plan.
19.05.2022
Heilig`s Blechle, liebe Gemeinde,
in unserer nervenaufreibenden Höllenfahrt durch die
Filmgeschichte haben wir nun schon so manch
menschengemachte Erlösungsfantasie, messiaskomplex
beladene Hyperkreativität, eloquente Weltenretterei
mit Schuhgröße 12 und surrealistische
Weltverdrehunge mit Kragenweite 69 dank des Wunders
der Filmtraumamaschine in unsere unschuldigen
Seelentempel geblasen bekommen.
Aber, wie es so schön heißt: Da geht noch was.
Besonders, wenn wir in dem nicht enden wollenden
aderartigen Geflecht aus Sinn-Strömen und
Unsinn-Kloaken immer noch Ecken entdecken können,
die - zumindest von unserer Seite aus – bisher
geradezu sträflich vernachlässigt wurden. Deshalb
Hammer, Nägel, MP und Zeitmaschine eingepackt und
hinein in die außergewöhnliche Welt des Sacrokinos.
(Keine Ahnung, ob man das Genre des christlichen
Propagandaspielfilms so nennt, aber wir nehmen uns
mal die Freiheit, den durchaus gängigen Begriff des
„Sacropop“ hier zu unseren Gunsten zu adaptieren.
Wer nun nicht weiß, wovon wir jetzt schon wieder
faseln: https://de.wikipedia.org/wiki/Sacropop).
Sicher, der ein oder andere Streifen mit klassisch
christlich-indoktrinatorischem Ansatz ist uns in den
letzten Jahren schon untergekommen. Die
eigentlichen, oftmals bis an die Schmerzgrenze
dilettantisch inszenierten und von geradezu Diabetes
indizierender Süßlichkeit und zivilisationsfernen
göttlichen Rachephantasien strotzenden Bibel – Moral
– und Gruselgeschichten direkt aus dem Bibelbelt und
seinen metasthasisch anmutenden Einzugsgebieten,
haben wir uns bisher (womöglich aus gutem Grund)
erspart.
Trotzdem oder gerade deswegen ist es uns eine,
nunja, „Freude“, Euch ein Beispiel des seltsamen
Christenkintop-Genres vorzustellen, dass dann doch
so bizarr, verdreht, meschugge, unglaublich,
unfasslich und unverblümt rassistisch bzw.
islamophob daherkommt, dass wir uns genötigt sehen,
auch diesen „furchtbaren Acker“ (sic) zu durchwühlen
um mit den eigenen ungläubigen Augen zu bestaunen,
was das Salz der Erde (DER MEENSCH!!!) so im Jahre
2020 trieb und bis heute treibt, wenn der Geist
seines Herren ihn übermann:fraut und er zur
schärfsten Waffe in seinem Arsenal, der Filmkamera,
greift. Analog zu den „heilsamen“ Realitäts-Checks
(hustdirtygrandpahust) vergangener Veranstaltungen
präsentieren wir, ach was, gebenedeien wir Euch mit
Assassin 33 A.D.
US wo sonst A 2020
R./D.:Jim Carroll
Erzählt bzw. wirr über die Leinwand ausgekübelt wird
die bizarre Geschichte einer Handvoll
Physikstudenten, die bei ihrem Bestreben, einen
Materietransmitter zu
erfinden, zufällig eine Zeitmaschine zustande
bringen (auch wenn man bei dem überheblichen
Studenten:Innen Haufen eher daran zweifeln mag, dass
sie auch nur den Briefumschlag Ihres Studentloan /
Bafög-Antrags zugeleckt bekommen). Das ruft
muslimische Terroristen auf den Plan, die ihre
Chance sehen, durch ein Attentat auf keinen
Geringeren als Herren Jesus C. den Jihadistischen
Endsieg zu ercheaten.
Hilarity ensues.
Welcher Engel Herrn Carroll geritten hat, diesen von
Sekunde zu Sekunde undurchsichtiger werdenden
Zeitreise-Action-Schmarrem nicht nur zu schreiben
und zu verfilmen, sondern gleich auch noch ein Jahr
später einen Director's Cut hinterher zu schieben,
in dem ein „Twisted Ending“ angetackert wurde, dass
auf eine Fortsetzung nach Ausbruch des Armageddons
hoffen lässt – wer kann das sagen? Der Mann, der
2004 den Flop „Evil behind you“ als Regisseur,
Drehbuchautor und Schauspieler in den Sand gesetzt
hat, fand seine eigentliche Berufung ein Jahrzehnt
später als Regisseur und Moderator des
Reality-TV-Formats „Marriage Boot Camp: Reality
Stars“ und setzte gleich danach noch eine weitere
Duftmarke im Pfuhl der
Realitätszerstörungsfernsehwelt mit „Poker Night in
America“.
Hmmm: HEILIGER Bund der Ehe? HOCH Pokern? Konfuse
Zusammenhänge knüpfen und minderbemittelte
„Reality-Stars“ durch stümperhaft inszenierte
Scheinrealitäten hetzen? Eigentlich ist es (beim
Licht einer brennenden Kirche betrachtet) nicht im
geringsten verwunderlich, das so wer (womöglich um
sehr reale Poker-Schulden zu begleichen?) ein
solches Garn aus dem Anus wickelt und mit seinem
Drehbuch bzw. Film versucht, den Dollar-stärksten
Markt anzuzapfen, den Amerika zu bieten hat, nämlich
den der Christenheit, der man scheinbar ja absolut
alles verkaufen kann, wenn sie einem das Geld nicht
gleich freiwillig vor die Füße kübelt...
(Die linksversifften Quengelmarxistenscherzkekse vom
Chapo Trap House sind schon dabei, alles in Ihrer
Macht stehende zu versuchen, dass diese Fortsetzung
per Kickstarterei irgendwann das Licht der müden
Augen der Welt erblickt – also ein hoffnungsloses
Unterfangen ;-) )
Tauchen wir also in ein zum fremdschämen geradezu
einladenden toxischen Weihwassertümpel von einem
Film, der, glaubt man dem Trailer, „Winner of more
than 50 international screenplay awards“ zu sein
vorgibt. Nun, wer's glaubt, wird selig, und wem der
Glaube nicht reicht, dem sei die großzügige Nutzung
von weinartigem und weihrauchähnlichem Substrat ans
Herz bzw. schwarze Seelchen gelegt, „Seeligkeit“
garantiert.
J+F+A
19:00 Abendmahl und Räucherzeremonie
20:00 Kugeln für J.C.
RUNTERSCROLLEN FÜR POSTERERSCHEINUNG
26.05.2022
Träshnite am 26. Mai als EXKURSION
Wir starten um 15 Uhr mit dem BierBongBollerwagen an
der HfG … ach nee, doch nicht. Aber ausnahmsweise
machen wir tatsächlich zum ersten Mal seit 30
Monaten oder so kein Online-Format, sondern einen
unserer seltenen, aber denkwürdigen Ausflüge in die
Kinowelt.
Tribut wird diesmal der Nipponconnection gezollt,
und auch noch dem Herrn Miike, der unfreiwilliger-
und unbezahlterweise schon diverse TMN
Programmpunkte beisteuern durfte.
Wer kann, sei dabei – es gibt noch Karten.
(Gegeben ward The
Mole Song: Final )
See you!
F&J&A
02.06.2022
Geschätztes Publikum,
ganz kurz waren wir davor, den Niveauregler wieder
etwas nach oben zu schieben, da erreicht uns aus dem
(korrekterweise ungegenderten) Kuratorenvorstand das
imperative Briefing:
Ich sach nur: kompromissloser Wahnsinn!!!!!!
Und wer sind wir, dagegenzuhalten? Also schnell
wieder ins Vorratsschränkchen mit
Arthouseabsonderlichkeiten, in denen Michel Piccoli
über Dillingers Revolver brütet, trümmerdeutschen
Seins-Fiktionen von 1948, klassenbewusstem
Prä-Bärchen-Frühwerk von Tinto Brass und heraus mit
einer Trash-Trailer-Tour-de-Force. Denn was
garantiert mehr kompromissloser Wahnsinn (sick) als
einer unserer üblichen Filme? Annähernd 50 davon!
Ein Kokolores-Konglomerat, das ergänzend zu den
kulturanthropologischen Lehrfilmen der letzten Zeit
weitere Erläuterungen gibt, was die Hirne in den US
of A in den 60er und 70er Jahren so nachhaltig
zerrüttet hat. Neben schäbigsten einheimischen
Produktionen waren auch ausgewählter Euro-Sleaze und
allerlei Importirrsinn beteiligt, was uns nur recht
sein kann.
Naheliegendstes Trink- und Paffspiel ist natürlich:
ein Hit bei jedem Film, der schon in der Trashnite
lief. Bei hinreichender Konstitution zu ergänzen um:
bei jedem Untoten, jedem Schreckensschrei, jedem
verlorengegangenen Kleidungsstück, jeder
Drogeneskapade… you name it, you do it.
Und wenn das alles überstanden ist, haben wir
erstens vermutlich ein paar neue Titel auf der
Wishlist sowie zweitens die Frage vor uns: für wie
viele Abende galt das Briefing eigentlich?
Kommse rein, findense heraus!
see you
F&J&A
09.06.2022
Liebe Gaymeinde,
hach, herrlich ist`s hier unten im
Cellouloid-Morast. Nach der inspirierenden
Trailershow der letzten Woche fiel uns spät, aber
nicht ZU spät auf, dass wir natürlich als Menschen
von Welt dem „Pride Month June“ die TMN Behandlung
angedeihen lassen sollten, wollen, dürfen, müssen.
Unser heutiger Film bricht, ach was, pulverisiert
denn auch eine „Lanze“ für die LGBTQ+etcpp
Community, ohne dass wir uns allzu weit aus dem
bizarren Niveau-Loch, in welches wir uns die letzten
Wochen freiwillig und ohne Unterhosen
hineingebuddelt haben, herauswagen müssen.
Inspiriert vom Trailer-Exzess der letzten
Veranstaltung geben wir deshalb
PINK ANGELS
USA 1972
R: Larry G. Brown
eine Gay / Trans / Exploitation-Bikerschote, die
einmal mehr sämtliche nur erdenklichen
Filmbetrachter.innen* Lager in kunterbunte,
disparate Meinungs-Pfürzchen zerstäubt.
Manche berichten, der Trailer sei das
Sehenswehrteste an dieser „Komödie“, die eindeutig
versucht, aus dem seinerzeit ausgesprochen en voguen
Easy Rider Hype Profit zu schlagen und durch
die ach so originelle Wendung, den
kern-machoistischen Bikerhabitus in nicht minder
pubertärer Fasson „humoristisch-ironisch“ zu
unterwandern und bloß zu stellen, hilf- und ziellos
Klischees gegen Klischees aufeinander hetzt, quasi
Killerpudel in den Hahnenkampf-Ring wirft, weil es
eben die erste UND die dümmste Idee ist, die dem
zweifelsfreien Tatmensch-Sleaze-Produzenten der
Siebziger in das verballerte Gehirn gekommen sein
mag. Dann gibt es aber auch eine Menge
Rezensenten.innen und Kommentarist*innen, die
erstaunt attestieren, dass der beknackte Streifen
deutlich besser und interessanter anzusehen sei, als
es seine tapsig homophob daherkommende Grundhaltung
vermuten ließe.
Für uns mit schon so manch brackigen Wässerchen und
schlimmeren Flüssigkeiten gewaschene
TMN-Spezialisten gibt es jedenfalls nichts zu
befürchten. Alles, was uns in dieser dubiosen
„Lehrveranstaltung“ lieb geworden ist, wird in der
ein oder anderen Form auf den glühenden Auspuff
gehäuft und zwischen roh und verbrannt grade so auf
den schmutzigen Teller geklatscht.
Wir bekommen undurchsichtige Handlungsstränge,
fehlgeleitete humoristische Eskapaden, 70er Jahre
Flair, hübsch anzusehende Z-Klasse Locations,
Schweiß, Öl, Make-Up, Schmutz, Schund, Schwachsinn
und jede Menge Cringe-Momente in schmalen 80 Minuten
vor die Linse genudelt und gepudelt, es gibt falsche
Bärte und extrem schieflagige Moralgebilde zu
bestaunen, Motorräder und unpassende Gewalteinlagen
in einem komplett nuancenfreien
Gaysploitation-Sittengeschmiere, das einem mit
Sicherheit von nahezu jedem nur erdenklichen
queer-kontextuellen Gender-Plenum der Welt eine
womöglich verdiente Tracht Prügel einbrächte, wagte
Mensch es, dergleichen haarsträubenden
Käsekuchenquark heutzutage auch nur als Filmidee zu
pitchen.
Also rein ins kleine rosa Laibchen, falschen Bart
angeklebt, mit Eau de Petroleum überschütten, das
hoch-frisierte PUCH-Mofa mit Regenbogen-Glitzer
besprühet und ab zur Trashmovienight!
19:00 Aufdonnern
20:00 Abstrapsen
J+F+A
Zugehörige "Kunst" aus dem Chat:
16.06.2022
Geneigtes Publikum,
Schön war’s im Sumpf der Gurkentrailer, und – davon
angeregt – gar lustvoll anzusehen, wie Mäßigbegabte
mit dem Komplettverfehlen der Schnapsidee „Tuntige
Rocker“ aus der Kurve flogen.
Dergestalt haben wir in nur zwei Wochen rund 50
komprimierte Exkursionen in die Wunderwelt der
Exploitationfilme absolviert – und trotzdem noch
nicht alles gesehen. Darum lassen wir nicht locker
und ergänzen auf das Trefflichste, mit
ATTRACTION aka NEROSUBIANCO
von Tinto Brass, Italien 1969
Dabei entfernen wir uns nullkommagarnicht von den
zwielichtigen Verwertungswegen und sexuell
notständigen Zielgruppen der letzten Wochen – ganz
im Gegenteil. Denn was in Europa als ambitioniertes
Kunstkino startete, wurde flugs für wenig Geld vom
amerikanischen Schmuddelmogul Radley Metzger
angekauft und unter dem sensiblen und erbaulichen
Titel THE ARTFUL PENETRATION OF BARBARA in natürlich
nur die allerseriösesten Lichtspielhäuser
vermittelt. Einmal mehr kann man nur vermuten, was
dieses psychedelische Experiment bei jenen Herren
anrichtete, die sich eigentlich nur ein gemütliches
Stündchen im Kino gönnen wollten.
Vorabinformationen über Handlung und Botschaften?
Wären möglich, aber ungefähr so sinnig wie die
Vorgänge in einem Kaleidoskop nachzuerzählen, oder
das, was es zu sehen gab, wenn man ca. 1970 seinen
acidbetankten Kopf in den Abfalleimer eines
Schneideraums gesteckt hätte. Zusammen mit fünf
bunten Glühbirnen. Unter Strom.
Es helfen nur die guten alten Ratschläge: Versuch es
nicht aufzuhalten, dann wirds stressig. Lass Dich
ein, dann lässt es Dich vielleicht irgendwann wieder
raus. Oder vielmehr: das, was zwischenzeitlich aus
Dir geworden ist. Grow with the flow!
F&J&A
23.06.2022
Sehr geehrte Zuschauer:innenschaft, liebe
Kinderlein,
wir alle haben das schon einmal erlebt: nichtsahnend
der Geburt harrend, trifft ein Meteor die eigene
königliche Mutter und schon findet sich Mensch in
einer Art ekliger Fleischbohne ins Leben geworfen.
Vati König ist nicht amüsiert und verfrachtet uns
Problemfleischbohne Moses-Style in den schloßnahen
Fluß, um seinen fragwürdigen Staatsgeschäften
ungestört und ohne quälendes Suchen nach einem
integrativen Hortplatz nachzugehen.
So treibt Fleischböhnchen dann eine Weile vor sich
hin, wird von einer hungrigen (und einen bis in die
innere Immigration treibend unkomischen)
Zwergenschar direkt aus dem Fluss auf den
Mittagstisch verfrachtet, die eine:n dann aus dem
Fleischbohnengefängnis rausschlitzen und lieber was
anderes essen. 17 Jahre füttern nun die sieben
Kleinwüchsigen und ihre bizarren Freunde eine:n bis
zur Geschlechtsreife durch. Derweil haben zwei
Zauberer:innen:whatever es auf Königsdaddys Reich
abgesehen und zu allem Überfluss wird
man/frau/*/Ex-Bohne irgendwie gefunden,
gehirngewaschen und soll nun einen der Zauberer
heiraten. Zum Glück gibt es einen feschen
Schwertschwingerburschen, der sich sofort auf die
Suche nach irgendwelchem Zauberschwert- und
Zubehör-Zeugs macht, um eine:n wenigstens aus der
Traufe (Zauberboomergemahl, eklig) wieder in den
Regen (übermotiviertes, glischiges Bengelchen mit
„Zauberschwert“: fragwürdig) zu befördern.
Kennen wir alle, wie geschrieben.
Oder haben wir das alles nur geträumt? Auf einer
chemiedurchtränkten Afterhour halb besinnungslos und
voll druff vor dem Fernseher zusammendeliriert?
Was zum Deibel geschieht hier? Und: hat noch wer was
zu knabbern?
Oh, alles klar: wir betrachten
Thrilling Bloody Sword
Taiwan 1981
R/D.: Hsin-Yi Chang
Dieser außerordentlich selten gezeigte Taiwanesische
Märchenfilm, hier in einer glorreich zerkratzten
Originalfassung mit eingebrannten Untertiteln zu
bestaunen, macht es uns wirklich nicht leicht,
zwischen gelebter psychedelischer Wirklichkeit und
vom Zahn nicht nur der Zeit gnadenlos zernagten
Erinnerungsfetzen an gefühlt ein Dutzend bekannter
Filmstoffe und -Plots zu unterscheiden. Moses /
Schneewittchen / Masters of the Universe / Flash
Gordon / Clash of the Titans / Der Dieb von Bagdad
etc.pp., hier regiert schierer, manischer
Zitat-Zwang. Ein unverfrorener Monster / Horror /
Märchen-Reigen wie eine
Kinderfernsehnachmittagsprogramm-Binge-Session auf
DMT. Auch akustisch wird hier geklaut, was die
Plattensammlung des Tontechnikers hergibt: Space
Battleship Yamato, Kampfstern Galactica, Der
elektrische Reiter (Yep. Soundtrackschnippsel aus
Sydney Pollacks „Electric Horseman“. Fragt
nicht...), Funk-Klassiker (“For the Love of Money”
von den The O’Jays) plärren fröhlich durcheinander,
völlig egal, kostet nix, nehmen wir.
Wirklich verwunderlich ist diese Vorgehensweise
nicht, ist der Regisseur / Drehbuch“Autor“ kein
Geringerer als Taiwan-Karatefilmer-Legende und
Bruce-Ploitation-Veteran Hsin-Yi Chang, Regisseur
und Autor von beispielsweise:
Abschied von der Todeskralle
18 Kämpfer aus Bronze
Drei wild wie der Teufel
Tschang Fu - Der Todeshammer
Der grösste Schlag der Todeskralle
Karato - Der Todesstoss
Schlitzauge sei wachsam
Das Todescamp der Shaolin
Donnerfaust und Tigerkralle
Geheimkommando D-E-A-T-H - Lady Ninja,
um nur einen Bruchteil seines filmischen Schaffens
(nämlich den mit den saublödesten deutschen
Übersetzungstiteln) zu erwähnen.
Wir beschweren uns nicht, sondern stürzen mittenmang
in die quietsche-bunte Wahnwelt aus unfassbar
putzigen und bizarren Pappmaché / Gummimonsterhorden
(fliegendes Gebiss anyone?), vertrippten
Studiohintergrundgemälden, over- und underactenden
Knallchargen und laserig-leuchtenden
Spezialeffekten, alle ausgedacht, alles handgemacht,
alles ohne jede Skrupel auf die Leinwand gebracht
und auf unsere Netzhaut gekracht.
Kam Euch der verdrogt-versexte Tinto Bras
Pseudopolit-Softcore Streifen vom letzten Happening
irgendwie traumartig und leicht psychedelisch vor?
Dann nehmt mal nicht ne halbe, sondern die zehnfache
Dosis von diesem feinen Stöffchen aus Taiwan bzw.
Taiwahn (sic), Jahrgang 1981. Weniger Sexualneurose,
dafür um so mehr Augsburger Puppenkisten-Psychose.
Vetraut uns. Bzw, wie im vor sich hin flimmernden
GIF so schön untertitelt:
„Not on your life should you usurp the Trash
Movie Night“.
19:00 Gespräche am langen, ruhigen Digital-Fluß
20:00 Hysterie in den Acid-Märchen Stromschnellen
J+F+A
30.06.2022
Wertes Publikum,
Untote und Wiedergänger haben wir schon reichlich
gesichtet in unserer dekadenlangen Geschichte, und
in letzter Zeit sogar einen neuen Typen: Filme, die
in den 80ern derart rasch und unmissverständlich
gescheitert waren, dass sie unmittelbar von jedweder
Bildfläche und Leinwand verschwanden – um gegen alle
Wahrscheinlichkeiten viiiiiel später wieder
aufzutauchen und in ein bizarres zweites Leben zu
starten.
Unsere Regulars wissen, was wir meinen: den kürzlich
bewunderten NEW YORK NINJA etwa. In diesem Fall war
es sogar so, dass der Film seinerzeit nicht mal
fertiggestellt wurde und so genaugenommen gar keine
Chance hatte zu floppen.
Im dieswöchentlichen Fall der MIAMI CONNECTION
hingegen hat sich das Drama vollumfänglich
abgespielt, inklusive „von seinem Werk überzeugter
Produzent ruiniert sich finanziell in der sicheren
Überzeugung, einen Blockbuster rauszubringen“ und
Fehlstart in 8 Kinos in Orlando sowie in der BRD, of
all places. "The Orlando Sentinel called it the
worst film of 1988."
Wollte man, dann könnte man entschuldigend anführen,
dass der Produzent eigentlich gar keiner war,
sondern vom „Regisseur“ dazu überredet wurde einer
zu werden, nachdem dieser jenen in einer Talkshow
gesehen hatte, wie jener ein Buch über TeakWonDo
vorstellte. Die Entwicklung des Drehbuchs fand in
Rekordzeit statt (während der „Regisseur“ die
Talkshow schaute), was wenig überraschend zu
suboptimalen Ergebnissen führte. Dass der über Nacht
vom Buchautoren zum Produzenten gewordene Young Kun
Kim vom Filmgeschäft keinerlei Ahnung hatte, wurde
nicht als Hindernis gesehen, dass er auch Co-Regie
und Hauptrolle übernehmen könne sowie für die
Finanzierung aufkommen.
Am vorläufigen Ende der Geschichte (also 1988) waren
eine Million Dollar Produktionskosten futsch, Kims
Kampfsportschule verpfändet, jede Menge Ego
eingeäschert und kein Vertrieb gefunden: Every
distribution company rejected it after screening
and said to me, 'Don't waste your time. Just throw
it away; it is trash.'
Zu unserem Glück erwarb ein Filmvorführer im Jahre
2009 eine 35mm Kopie für 50$ bei Ebay, ließ ihn
probeweise in einem Kino laufen und der Rest ist
Geschichte, bzw. eine Art Happy End mit restaurierem
Re-Release und – anders als bei NEW YORK NINJA –
sogar einem mit dem Schicksal versöhnten Kim, der
zwar die ersten Anfragen nach
Veröffentlichungsrechten als schlechten Scherz
weggedrückt, dann aber doch mal zurückgerufen hatte.
Bereit für ein "cocaine-war-rock-ninja-motorcycle-gang
film, with aspirations of being an
action-adventure musical“ ?
Wer denn sonst, was denn sonst?
See you!
F&J&A
Sommerpause
14.07.2022
Sie behaupten, Nukie ist ein Kinderfilm.
Aber behaupten kann bekanntlich Jedermensch alles
Mögliche.
Und wie die Elternteile unter unserem geneigten
Publikum sicherlich schon längst wissen:
Traue keinem Kinderfilm! Hier lauert im besten Fall
der Wahnsinn, im schlimmsten das pure fassungslose
Grauen!
NUKIE
Südafrika 1983
R.: Sias Odendaal/Michael Pakleppa
ist auf den ersten Blick nur ein weiterer Anwärter
auf den Titel lausigster E.T. Ripoff aller Zeiten
(es wird gemunkelt, eine türkische Verfilmung des
„Extraterrestrischen Tränentiers“ (MAD) diese
fragwürdige Ehre verdient. Unsere Recherche-Einheit
ist schon an der Arbeit...).
Allerdings haben
Neuer-Deutscher-Autorenfilmer-und-immer-irgendwie-bei-den-Herzogs-und-Fassbinders-dieser-Welt-Dabeiseier
Pakleppa und sein südafrikanischer
Wenigdreher-Spezie Odendaal eine solche ungenießbare
Doppelgurke in den zentralafrikanischen Sand
gesemmelt, dass sich das halbe Internet schon seit
Jahren an gerade dieser Schlock-Schote irgendwie
abarbeiten muss.
Höchste Zeit, unsererseits mal zu schauen, was sich
da im kargen afrikanischen Busch so herumtreibt
(eigentlich sieht man da nur Steppe, aber da der
Trailer vollmundig einen „Jungle“ herbei
phantasiert, wollen wir es mal nicht so genau
nehmen).
Zwei außerirdische Leuchballtidioten, die einfach
mal so aus Scheiß durchs All rasen, schaffen es,
eine Bruchlandung auf unserem Bruchplaneten
hinzulegen.
Das eine Wesen, Miko, wird sofort von den
Top-Hightechspezialistenm der „Space Foundation“
einkassiert und eine fröhlich-laszive Folterorgie
beginnt. Das ganze Unternehmen, in irgend einem
unscheinbaren Hinterzimmer eines wahrscheinlich
heimlich gefilmten Bürohauses auf gefühlten acht
Quadratmetern untergebracht, ist vollgestopft mit
der unsinnigsten Technik und dem dubiosesten
Computer der südafrikanischen Filmgeschichte.
Menschen quatschen Sinnloses oder Offensichtliches
quer und durcheinander, seltsam passiv-agressives
Verhalten bestimmt den Institutsalttag und
irgendwann lernen wir, dass es den anderen
Alien-Deppen Nukie nach Afrika verschlagen hat.
Charles Manson wird auf Bergungsmission geschickt.
Nukie nun wiederum versucht, mit Hilfe von zwei
reizenden schwarzen Stammeskindern und seiner
Begabung, mit größtenteils desinteressierten Tieren
zu sprechen und alles mögliche, niedlich Rotz und
Stuss absondernd, zu zerdeppern oder erstarren
lassen zu können, nach Amerika zu gelangen um seinen
Bruder erst eine rein und den ganzen Knilch dann
raus zu hauen.
Irgendwie eskaliert alles, das auftauchen eines
gewissen versoffenen „Corporals“ und einer manischen
Nonne tun alles, die groteske Situation zusätzlich
zu verkomplizieren.
Ganz klar: Ein Fall für uns Profischeißdreckgucker
von der TMN, die schon so manch grauselig
anzusehendes Alienmonstergummisabbermischmaschzeugs,
hölzernste Schauspieler auf verlorenem Posten und
fragwürdige Twists and Turns überstanden haben, um
an den Punkt zu gelangen, an dem wir nun schon
geraume Zeit weilen: Ganz gaaanz unten.
Stellen wir uns also beherzt und bedruddelt unter
Anderem folgenden Denksportaufgaben:
- Was müssen Außerirdische anstellen, wenn sie
einfach nur schlafen wollen? Ein Tip:
Elektrodisco scheint zu helfen. Und Pyrotechnik.
Und noch so manches mehr.
- Sind sprechende Affen allegorisch oder
arschlochig? Allegoranguthan? Arschpanse?
- Wie weit kann, wie weit darf weiß-christlich
angetünchter Rassissmus gehen?
- Können Computer lieben? Und wenn nicht, wie
bringt man es ihnen bei? Und wenn man es mit
drei Tastendrückern geschafft hat, wie wird man
das rallige Ding wieder los?
- Was zum F*** soll das ganze unselige Machwerk
um der Liebe Christie willen Kindern mit auf den
Weg geben?
J+F+A
19:00 Reflektionen zu All und Welt, zivilisatorische
Abenddämmerung
20:00 Schwarzer Kontinent, schwarzes Bier,
schwärzeste Nacht
21.07.2022
„Hallo! Heute ist Ihr Glückstag! Ich befinde mich in
einer Qualifizierungsmaßnahme zur*zum
Wunscherfüllungsfee*erich und darf Ihnen drei
Wünsche erfüllen!“
„Wow. Und der Glitzer in Ihrem Vollbart steht für
das Sternchen?“
„Ähhh…“
„Wobei, stop. Die Beantwortung der Frage könnte
bereits als erster Wunsch gelten. Der ist aber: Verhinderung
des Weltuntergangs.“
„Ich fürchte, das ist leiiiider etwas zu allgemein
formuliert.“
„Ok, ich präzisiere: Dauerhafter Frieden auf
Erden; Wiederherstellung und Erhalt der Biosphäre
in gesunder Fülle; und ein von Weisheit und Glück
durchsonntes Leben in Würde für alle Wesen.“
„Das sind aber mehr als drei Wünsche…“
„Moment, Sie hatten den ersten Wunsch lediglich als
zu allgemein formuliert bezeichnet, was durch
nachgereichte Informationen adressiert wurde. Den
Wunsch selbst hatten Sie nicht abgelehnt.“
„Puh, so was haben wir noch nicht besprochen im
Unterricht und ich muss erst mal…“
„Wir können es auch anders machen: Wir nehmen
einfach zwei Wünsche dafür. Deal?“
„Ja gut, das müsste gehen… Und der dritte?“
„Wir haben bald wieder Filmabend und schon so
ziemlich alles gesehen. Daher wünsche ich mir: Einen
irischen Martial-Arts-Film, der von einem 19jährigen
Van-Damme-und-Seagal-Apologeten gedreht wird in der
Annahme, dass damit Connections zu asiatischen
Filmproduzenten zustande kommen und diese in eine
Actionstarkarriere münden, ungeachtet der Tatsache,
dass das Budget des Films aus der Spende einer
Rechtsanwältin besteht, die im Gegenzug eine
Nebenrolle erhält, was einen Dreh auf Hi-8
ermöglichen würde, wenn nicht die Kamera nach
einigen Drehtagen kaputtginge und seitens des
hochzeitsvideoerfahrenen Kameramanns ein Downgrade
auf S-VHS erforderlich macht, was aber weder die im
Werbetext – aus mehreren Gründen durchaus
diskussionswürdig – als „Hot Babe“ gelabelte
Darstellerin noch das Boyzone-Überbleibsel
Mikey Graham abhalten kann, an der Seite mehrerer
recht siech wirkender, aber dennoch als tuffe
Drogenbosse gecasteter Einwohner eben jenes
Provinzstädtchens zu agieren, dessen künftige
Beherrschung Gegenstand eines Kickboxturniers wird,
das in einem sehr dunklen und sehr kleinen Keller
sehr lange dauert und in weitere Ereignisse mündet,
von denen der unvermittelte Auftritt eines Mannes
mit einem Cowboyhut in einer Outdoor-Badewanne zu
den nachvollziehbareren zählt. Um es nicht zu
aufwändig zu gestalten, dürfen die Akteure bei der
obligatorischen Kneipenschlägerei darauf achten,
bloss nichts kaputt zu machen und die einzige Szene
mit einem crashenden Auto muss nicht geplant sein,
sondern darf auf unvollkommener Beherrschung
rollenden Materials beruhen. Machbar, oder?“
„Wir sind dran.“
„Cool. Bis morgen!“
F&J&A
Sommerpause
04.08.2022
Signore e signori,
in den Urlaub nach Italien können wir leider nicht
einladen, aber immerhin in italienische Hirne der
späten 70er Jahre. Eher abgelegenen Seitenwindungen
(vielleicht auch von etwas zu viel Spiaggia e
Sole beeinträchtigen Arealen) scheint die Idee
für unseren dieswöchentlichen Beitrag zu entstammen.
Denn üblicherweise hatten Italo-Produzenten einen
zwar schlichten, aber effizienten Riecher,
internationale Trends und Erfolge quasi noch in
the making zu spotten und flugs allerlei
billige Klone zusammenzuschustern, um möglichst
viele Lire in die eigene Tasche umzuleiten. Die
Ergebnisse haben uns schon manch erbauliche Stunde
beschert.
Was jedoch die Verantwortlichen von IL GIGANTE DEL
20º SECOLO bewogen haben mag, ausgerechnet in einer
Nische zu wildern, in dem selbst Hollywood
auschließlich Flops zustande brachte, wird sich wohl
nie aufklären lassen. Die Rede ist vom
„Bigfoot“-Genre, das prozentual mehr Karrieren
zerstört hat als jedes andere (wir reden von 56
Filmen, die bei Wikipedia erfasst sind, und die
zugehörige Anzahl Kritiken, die noch als
„Mitleidiges Wohlwollen“ durchgehen, könnte ein
Hochalpinist an den abgefrorenen Fingern einer Hand
abzählen).
Die noch glaubwürdigste Erklärung für diesen
riskanten Ausflug in dünne Höhenluft war der damals
in den USA laufende Streit um die Rechte an KING
KONG, welcher die Veröffentlichung eines Nachfolgers
des 76er Remakes verzögerte. Statt einen toten Affen
wiederzubeleben, sah man es in Italien als cleveren
Twist des Konzepts „Großes Ding mit Haaren dran“,
einen tiefgefrorenen Yeti ins Spiel zu bringen.
Leider 10 Jahre zu früh für einen PR-Stunt mit
Reinhold Messner, da dieser erst 87 im
Wissenschaftsformat „Wetten Dass“ der staunenden
Fachwelt von seiner Sichtung des Gletscherzottels
berichtete.
Einem recht hilflosen Bemühen um Exotik muss
Neufundland statt Tibet genügen, da unser Film –
vermutlich im Sinne irgendwelcher
Steuerabschreibungen oder zu erbringender
Gefälligkeiten – als Kanadische Koproduktion
realisiert wurde. Immerhin: das Drehbuch könnte eine
interessante Fußnote zur Geschichte des Marketings
beitragen, findet sich darin doch erst- und
letztmalig die Idee, ein grunzendes Dingsbums zum
Markenzeichen eines Internationalen Konzerns zu
machen. Wobei grundsätzlich die Notwendigkeit eines
Brand Refreshs hier nicht von der Hand zu
weisen ist, gemahnt doch das vorherige Logo an einen
germanischen 30er-Jahre-Retroclub, wenn auch mit
Glitzer dran.
Unnötig zu sagen, dass uns eine valide Gurke
erwartet, in der auch mäßigbegabte Mimen ihre Chance
bekamen, vermeintliche Crowdpleaser in Form von
Kindern, Hunden und Humorversuchen eingebaut wurden,
und Special Effects Leute herausfinden durften, was
alles nicht funktioniert.
Erstaunlich – wenn auch nicht auf der Leinwand
thematisiert – ist die Vita der Hauptdarstellerin,
die hier einerseits im Alter von 17 Jahren ihr Debut
gab, andererseits aber bereits mit 2 Kindern
geschieden war. Etwas absehbarer das Schicksal des
vom Bigfoot-Fluch getroffenen Regisseurs: Cinecitta
verzichtete für die restlichen seiner 41 Lebensjahre
auf dessen Expertise.
Gerade drum: Höchste Zeit, Respekt zu zollen!
F&J&A
19:00 YETI ON THE ROCKS (Dolomiti, Haarwuchsmittel,
Limoncello)
20:00 CANADIAN GODFATHER (Rasierwasser, Schmalz,
Kunstschnee), danach Bernadiner das Fässchen klauen,
Schneebrett über Apres-Ski-Hütte lostreten, sich im
Hochgebirge verlaufen und 5.000 Jahre später für
Staunen sorgen
11.08.2022
Liebes altes Fleisch,
sehr geschätztes Publikum.
Was soll Mensch in den letzten paar Jährchen, die
uns noch bis zur großen Roboterrevolte vergönnt sein
mögen, sacktief in Schweiß und Flutwasser watend,
umschwirrt von tödlichen Drohnen und ausgedörrt von
der heißen Luft, mit der die Massenmedien uns Tag
ein, Tag aus die wenigen verbliebenen Gehirnzellen
rösten, sich noch gönnen, um die letzten Tage vor
dem anstehenden Mensch-Maschine-Massaker
einigermaßen entspannt über die Bühne zu bringen?
Wir Trashmovienightler kenne die Antwort:
Beim Warten auf den nächsten Gurkenfilm von hohem
Anspruch und niedrigem Niveau Hedonismus und
Klugscheißerei zelebrieren, bei anregendem Substanz-
und bewußtseinsverengendem Flüssigkeitskonsum
sorglose Sarkasmen und überraschenden Off-Topic
Ansichten via wackeliger Hochtechnologie austauschen
– und dann, ab und an, mit ein wenig Erstaunen und
einem gerüttelt Maß an Respekt resümieren, dass auch
in den untersten, hintersten Region jedweden Genres
der 7000 höllischen Kinozirkel mitunter Klarsicht,
Originalität und versteckte Qualitäten zu entdecken
sind, für die sich der rigorose Verzicht auf echte
soziale Kontakte bei angenehmer Abendstimmung in
dieser Dings, äh, „Natur“ dann doch irgendwie lohnt.
Nehmen wir nicht eine halbe, sondern die volle
1984-Hightech-Dystopie-Dröhnung:
RUNAWAY
a.k.a. Spinnen des Todes
USA 1984
D./R Michael „Jurassic Westworld Todesstaub“ Crichton
Tom „Magnum P.I.“ (oder „Magnum A.I.“, wie ein
gewitzter Internet-Mensch treffsicher kommentierte),
komplett mit stattlichem Schnorres, ist ein
Spezialbulle für aus dem Ruder laufende Roboter der
Arbeits – und Haushaltswelt. Der ruhige, irgendwie
untypisch bieder daherkommende Beamte fürs
Urbantechnologische, bekommt es im Rahmen seiner
Tätigkeit mit diversen Maschinchen zu tun, die ihren
Besitzer:innen im besten Fall schwer auf die Nerven,
im schlimmsten Fall über deren Leichen gehen.
Verschärft wird die Situation durch keinen
Geringeren als KISS Frontmann Gene Simmons, der,
ausgestattet mit lustigen Killer-Gadgets, souverän
overactend sein eigenes mörderisches Süppchen
köchelt und die ohnehin marode erscheinende Welt der
defekten Arbeits- und Haushaltsgeräte durch
verwerfliche Trickserei völlig aus den Angeln zu
heben droht. Auch nicht hilfreich: die Höhenängste
unseres so gar nicht Magnumesk daherkommenden
schauspielerischen Tiefstaplers Seleck.
Mittendrin statt nur dabei: Cynthia Rhodes (Flashdance,
Dirty Dancing, Staying Alive) als Bullette und
Kirstie Louise Alley (Star Trek: Der Zorn des
Khan, Cheers). Es dominieren erstaunlich
trist-farblose 80er Sets, gewohnt zufriedenstellende
80er-Frisuren, besinnungslos lärmende
Synthesizer-Flirrereien von einem, der es eigentlich
hätte besser wissen müssen (Jerry Das Omen
Goldsmith) und ein gar nicht so neonbunter Strauß an
utopisch-phantastischen Einfällen, die in der Tat
heute aktueller und glaubwürdiger rüberkommen, als
1984, da ein schlacksiger SF-Nerd irgendwie entsetzt
ob der Profanität der dargestellten Robotik, eher
underwhelmed aus dem Kino geschlurft kam und noch
vor sich hinmurmelte, „Star Wars war aber
besser...“
Es mag an seiner eher dümmlich-dünnen blonden
Popelbremse gelegen haben (#Schnauzbartneid!), an
den wesentlich futuristisch-modischer daherkommenden
Zukunftsvisionen vom Schlage Bladerunner, Alien
und Star Trek, dass ihm nicht im Traum
eingefallen wäre, Drohnen, Industrieroboter, smarte
Munition und nervtötende
„K.I.“-Haushaltsklugscheißermaschinen namens
„Louise“ könnten mehrere Jahrzehnte später in
verblüffender formaler Ähnlichkeit die Wegbegleiter
der Menschheit, zumal der technologisch gepolten,
sein.
Aber gerade dieser unspektakulär nüchterne Blick
ohne Roboschickimicki-Bling-Blang, den uns Herr
Crichton da auftischt, wirkt heute, fast vierzig
Jahre später, so beklemmend aktuell, dass wir mit
beklommener Freude einen Blick in unsere vergangene
Zukunft werfen und später mit gutem Gewissen werden
sagen können: Siri hat mit Alexa Roomba zu einer
Todesmaschine umfunktioniert? Und Elon Bezos hat
auch seine Griffel im Spiel? War doch klar ey. Als
ich meinen ersten Schnauzbart hatte, gab's da so
einen Film...
19:00 Roomba Roomba Roomba
20:00 Töt-terroröööt
J+N (+A im Urlaubsmodus)
18.08.2022
„Alter, haste was gefunden? Ich bin da hinten alle
Regale durch, da ist nix was wir nicht schon
ausgeliehen ham … SCARFACE würde ich ja noch mal
gucken, aber der ist immer weg hier in Offenbach.
Oder geklaut, was weiss ich. Jedenfalls ist der
Hänger für das Tape nie da.“
„Ich bin so breit, ich hab erst die eine Reihe hier
geschafft … Hatten wir LETHAL WEAPON 3 schon?“
„Mann da ist doch nur Mainstream Scheiss, Du musst
unten gucken, da steht das gute Zeug… Was’n das
hier? NINJA ZOMBIE?“
„Klingt geil...“
„Weiss nicht... wie das schon aussieht… was steht da
drauf?“
Sie befinden sich in einer parallelen Realität,
in der dieser Film tatsächlich veröffentlicht
wurde, in Ihrem Fall sogar auf Video in der BRD.
In der echten Welt hingegen fand sich kein
Vertrieb, bis zur Wiederentdeckung des
Originalmaterials im Jahr 2018.
„Also ist das Seins Fiktschn oder was, wir haben
doch erst äh 1992...“
„Ich checks auch nicht, was ist denn das für ein
Klappentext?“
Hätte seinerzeit eine größere Nachfrage für auf
Super8 gedrehte Amateurfilme aus Chicago
bestanden, wäre für den Regisseur Mark Bessenger
eine Kickstart-Karriere a la Sam Raimi möglich
gewesen, inklusive eines Big Budget Remakes des
eigenen Erstlings. Statt dessen drehte er im
gleichen Jahr noch eine schwule Romanze (die
ebenfalls nicht veröffentlicht wurde) und machte
eine cinematografische Pause von 24 Jahren, um
dann abgelegene TV-Formate zu etablieren, etwa
Dokumentarfilme über Dämmerungen auf Friedhöfen
sowie im Jahr 2022 die GAYLIENS Serie.
„GAYLIENS? Steht der nicht da drüben ab 18…“
„Ey, wo guckst DU denn rum?“
„Ich mein ja nur… was machen wir jetzt? Die anderen
warten die ganze Zeit auf uns und die Pizza ist
bestimmt schon da.“
„Auf geht's, wir nehmen das Ding, und wenns nur ist
um die Jungs zu schocken hehe. Ausserdem blicken die
eh nicht mehr durch mittlerweile. Ist ja auch im
Angebot. Eine Mark.“
„Mach Du, ich hol noch schnell Chips und Bier vom
Kiosk. Bis gleich.“
„Bis gleich. Denk an Papers.“
F&J
Sommerpause
01.09.2022
Liebe Gemeinde,
nun haben wir schon wirklich tief gegraben in der
Filmgeschichte, um in vergangenen Trashnites unseren
gemeinsamen Horizont – gar unser kollektives
Hirnkasterl – zu erweitern, zu dehnen bis es
bedenklich knarrte, dann das gemarterte Bewusstsein
implodieren lassen in ein schwarzes Loch aus
Wahnwitz, nur um seine mehrdimensionale Wiedergeburt
einzuleiten und uns in der darauffolgenden Woche
neuen Prüfungen auszusetzen.
Aber selbst für derart gestählte Geister gibt es
Dinge, die sind schwer zu fassen.
Dabei gilt: Fürchtet Euch nicht! Der Regisseur
unseres dieswöchentlichen Weltwunders nimmt Euch an
die Hand, in einem der 39 Filme, bei denen er
zwischen 1969 und 2019 Regie führte (auf Basis eines
seiner 30 Drehbücher), wenn auch nicht als
Schauspieler – das war er in 75 anderen.
Ihr erinnert Euch an die CLONES OF BRUCE LEE? Eine
volle Filmlänge brauchte es zwar, aber dann war das
Konzept von ∞ Bruces, die in nichtendenwollenden
Konstellationen gegeneinander antraten, uns in
weichgeprügeltes Fleisch und Kunstblut übergegangen.
Die nächste mentale Challenge ist nun, mit nur einem
Bruce auszukommen, diesen aber mit einer schier
unüberschaubaren Menge von Sidekicks und Endbossen
konfrontiert zu sehen. Damit es nicht beim reinen
Durchnummerieren derselben bleibt, wird uns als
Gedächtnisstütze an die Hand gegeben, dass wir
alle schon kennen. Ob das Auftreten
hongkongesker Ausgaben von Dracula, Emanuelle, dem
„One Armed Swordsman“, dem Paten (und einigen mehr,
Trinkspiel!) jedoch dienlich sein wird den Überblick
zu behalten, oder ob dies, zusammen mit Leanings wie
dem, dass Leichen Dauerständer haben können, eher
alarmierend nahe an einen zerebralen Meltdown führt
– nun, genau das werden wir mit den Tapfersten der
Tapferen rausbekommen: Euch.
19:00 Abfahrt in die Hölle
20:00 So habt ihr Euch die nicht vorgestellt
See you
F&J
08.09.2022
Unsterbliches Publikum!
Nachdem wir nun letzte Woche einem Haufen
prügelwütiger Alle-Ausser-Elvis-Impersonatoren beim
sich Verkloppen zuschauen durften wäre es doch
interessant, einen Film zu sehen, der als zweiter
Teil eines immens erfolgreich gestarteten und in
aberwitzigem Tempo vor die Hunde gekommenen
Franchise wirkt, als würden mäßig begabte
Laiendarsteller versuchen, mehr schlecht als recht
ikonische Darsteller eines weitaus besseren älteren
Films zu imitieren. Eine interessante Leistung, wenn
man bedenkt, dass Teil zwei vom selben Regisseur und
Drehbuchautor und mit den selben überbezahlten
Starschauspielern des ersten Teils daherkommt.
Schauspieler, erkenne dich selbst...
Highlander II: The Renegade Version
DeutschländerVollhorstsynchro
D/R:Russell Mulcahy
USA/Frankreich/Argentinien 1991, 1995 & 2004
Sicher, der australische Videoclip-Veteran Russell
Mulcahy (Video killed the Radiostar anyone?)
dessen famosen Aussisploitation-Schweineamokfilm Razorback
uns schon vor geraumer Zeit vergnügliche WTF Momente
beschert hat, bekam diesmal einen richtig großen
Batzen Geld auf die Hand um die Fortsetzung seines
zweiten und mit Abstand erfolgreichsten Films „High
Lander – es kann nur einer bauen“ in die Kinos zu
bugsieren.
Es reichte nicht nur für deutlich aufwändigere SF
Sets, auch Zardoz Connery und Christopher
Lambraten waren unter anderem wieder am Start. Aber
wie setzt man einen komplett auserzählten Stoff
(Prämisse: Es kann nur einen geben – am Ende gibt es
nur noch Einen. Käse gegessen, Knutschibussi, The
End) für ein zappelig nach neuem „Kult“ wühlendes
Frühneunzigertrüffelschweinjungendlichen:innenpublikum
fort?
Nun, die ganze deprimierende Geschichte möge sich
das geneigte Publikum mit etwas Eigeninitiative auf
Seiten wie Schnittberichte, Wiki und sonstwo
zusammensuchen. Hier nur die groben Grundzüge des
Desasters:
- Doppelt so hohes Budget wie Teil eins,
Originalcrew am Start
- Die Idee, man könne ja in Argentinien drehen,
weil noch billiger
- Chaos und Inflation in nämlichem Argentinien
(prügelt sich justament mit England,
explodierende Kosten)
- Vertragliche Verpflichtungen, irgendwie einen
fertigen Film abliefern, sonst Strafe
- Geldgeber schnappen sich den halbfertigen
Film, sperren Regisseur und Produzenten aus,
hacken den Film eigenmächtig irgendwie zusammen
und delirieren eine haarsträubende SF-Story
herbei, in der behauptet wird, die ganze
Highlander-Nummer auf der Erde sei von
Außerirdischen vom Planeten „Zeist“ initiiert,
„Es kann nur einen geben“ sei also hinfällig,
weil auf dieser anderen Welt noch massig Knülche
wie uns Christopher herumrennen und noch so
mancher unübersichtlicher Quatsch mehr (z.B.
wurden zwei separate Fightszenen gegen
unterschiedliche Gegner zu einer einzigen
kondensiert, was nahezu vollständig
unverständliches Durcheinander herbeiführt und
womöglich dadaistischen Unterhaltungs- ansonsten
allerdings keinerlei erzählerisch-ästhetischen
Nährwert mehr hat).
Resultat: Regisseur verlässt nach 15 Minuten die
Uraufführung (und darf sich nicht mal als „Alan
Smithee“ aus den Credits hinausstehlen, weil er
nicht in der richtigen Gewerkschaft sitzt), der Film
spielt TROTZDEM mehr als das Doppelte des ersten
Teils ein und beweist, dass Geldgeber fern jeder
kreativen Kompetenz eben doch im neoliberalen
Turbokapitalismus das letzte Wort und RECHT haben.
Uff.
Einige Jahre später darf der gebeutelte Russell
Mulcahy dann wieder ran, neues Geld taucht auf und
er fertigt erst eine, dann noch eine neue
Schnittfassung des Films (mit aufgepimpten
Spezialeffekten und komplett ohne „Zeist“ Gesabbel
sowie der ein oder anderen frisch gedrehten
Zusatzszene) an. Da mittlerweile derart viele
Versionen weltweit existieren (jedes Land und jeder
Fernsehsender der Erde scheint irgendwie Szenen neu
geordnet, gekürzt, gerupft, eingelegt und
verfleischwolft zu haben), beginnt in den 2000ern
die Internetgemeinde einen „Ultimativen Schnitt“ aus
allen möglichen und unmöglichen Verwertungsformen
zusammenzukloppen.
Well, mehr zu diesem überambinionierten Filmschnitt
zu Babel auf der allwissenden Müllhalde.
Welche Version zum Teufel führen wir uns also zu
Gemüt?
Es wäre natürlich verlockend, den
original-Kino-Clusterfuckup zu verköstigen, aber da
wir ja mittlerweile eine gewisse Vorliebe für ulkige
Deutschsynchro herausgebildet haben und eben diese
Urfassung nicht so leicht zu beschaffen war,
betrachten wir die sog. „Renegade“ Version,
allerdings in weitgehender deutschen Fassung (durch
nicht synchronisierte Zusatzszenen ergänzt).
Hammers dann endlich?
Leider nein, denn diese Version ist wiederum die
konfuseste der Directors Cut Fassungen, und zwar
eben WEGEN der aus dem Originalfilm übernommenen
deutschen Synchro-Elemente: Wie erwähnt verzichtet
die „Renegade“ Version kluger Weise auf den ganzen
Planeten Zeist-Qatsch und siedelt die Geschehnisse
in der Vergangenheit unseres eigenen Planeten an.
Eine Neusynchronisation fand aber nicht statt und
deutsche Synchronstudios sind nicht die
aufmerksamsten oder interessiertesten auf diesem
Planeten. Also plappert ein Off-Text Erklärbär
weiterhin munter vom „Planeten Zeist vor 500
Jahren“, die Untertitel sprudeln nur so vor Fehlern
und wieder einmal schaffen es unsere Landsleute, die
eigentlich stringentere Handlung beherzt in die
Untiefen des WTF Sumpfes zu treten. Fies für die
Filmemacher. Gut für uns.
Hui, fast nichts über den Film an sich geschrieben,
aber der Text hier wird ohnehin zu lang und deshalb:
Freut euch auf sehr ausladend beknackte Action,
achtziger Jahre Getue, Neon, wundervoll
unüberzeugende Punk-Highlander und über zwei Stunden
beruhigend blaudunkles SF-Gespinne. Alles weitere
bei den einleitenden Worten und in der
Nachbesprechung.
19:00 Let`s get High, Ländler!
20:00 Deutschländersynchronwürstchenbude stürmen.
J+F+A
15.09.2022
Liebe Gemeinde des letzten Bildersturzflugkultes,
nachdem uns die Crew des 2007 gegründeten
TV-Mashup-Kunststudentenhaufens „Everything Is
Terrible“ schon so manch verwirrend-katharsische
Stunden beschert hat, ist es nun an der Zeit, noch
etwas tiefer in der Vergangenheit nach den Wurzeln
des merkwürdigen
alte-VHS-Tapes-durchforsten-und-frenetisch-zusammenzuschnippeln-semi-Fetisch-Genres
zu buddeln.
Wir stoppen im Jahr 1996, wo der Kanadier Derrick
Beckles, vorgeblich unter dem Einfluss diverser
starker „Painkiller“ stehend, auf den äh „Gedanken“
kommt, seine bisher nur zum
eigenen und dem Vergnügen seiner Highschool-Buddys
zusammengeschnittenen Late-Night-TV- Informercials,
schundigen TV Shows und irgendwie allem, was ihm in
seinem verschrobenen Jungstudentenhirn interessant
vorkam, thematisch zu ordnen und in etwa 73 Minuten
langen Compilations auf DVD zu veröffentlichen und
in die Welt zu senden.
A self-described, "slutty distributor of heavenly
crap", Beckles calls the creation of TV Carnage
his "way of screaming at the world", weiß
wikipedia via Geek Monthly zu berichten.
Die sehr grob komprimierten, grottigen
VHS-Scheißdreck-TV-Ära-Compilations ebneten ihm den
Weg zu lukrativen Jobs (unter Anderem ist er
Mitbegründer von Vice TV und hat schon mehrere
Serien im US-Hardcore-Stoner-Kanal Adult Swim auf
dem Kerbholz).
Also nicht lange gefackelt, lieber einen abfackeln
zu:
WHEN TV ATTACKS
USA/Div etwa 1996
Edited by Derrick Beckles
J+F+A
22.09.2022
Dear all,
warum in die Ferne schweifen, wenn hinreichend
Schund in unmittelbarer Nachbarschaft verortet ist?
Reflexhaft mag man bei „Trash“ an Italien denken,
Hongkong oder ein ganzes Lagerhaus voll
US-Produktionen – dabei war man in deutschprachigen
Landen nicht weniger bemüht, die Niveaulatte niedrig
zu halten.
ZWEI NASEN TANKEN SUPER?
00 SEX AM WOLFGANGSEE?
AUCH FUMMELN WILL GELERNT SEIN?
SUNSHINE REGGAE AUF IBIZA?
LIEBESGRÜSSE AUS DER LEDERHOSE?
ZÄRTLICHE CHAOTEN 2?
DIE NACKTEN SUPERHEXEN VOM RIO AMORE?
LASS JUCKEN KUMPEL – DAS BULLENKLOSTER?
BOHR WEITER, KUMPEL?
DIE SCHULMÄDCHEN AM TREFFPUNKT ZOO?
oder lieber
JUNGFRAU UNTER KANNIBALEN?
DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN?
SADOMANIA – HÖLLE DER LUST?
KALT WIE EIS – ICH SPUCK AUF DEINE KNOCHEN?
DIE SÄGE DES TODES?
Was eine veritable Playlist für die nächsten Monate
ergeben könnte, ist nur ein Teil der
Produktionen aus dem Hause LISA FILM, von denen wir
– dann doch wenig überraschend – sogar schon mal was
im Programm hatten, und zwar die mustergültige
Vollgurke ASTARON – BRUT DES SCHRECKENS. Kurzer
Szenenapplaus für eine so konsequent spekulative
Produktpalette. Es steht der Verdacht im Raum, dass
dies die einzige Produktionsfirma sein könnte, die
nie ein „Prädikat Wertvoll“ kassiert hat.
In unserem Bestreben, Abseitiges zutage zu fördern,
haben wir also für Euch letzthin diesen Misthaufen
durchsucht, und dabei eine rostige gebrauchte Nadel
gefunden: FRANKFURT KAISERSTRASSE von 1981.
Ein Sozialdrama aufklärerischster Art, wie man sich
denken kann. Im verdienstvollen Bestreben, die
halbstarke Jugend vor allerlei Gefahren der
Großstadt zu warnen, mussten natürlich Kompromisse
gemacht werden: etwa die Action nicht zu kurz kommen
zu lassen, damit keiner abspringt.
Pflichtprogram für alle im Rhein-Main Gebiet
aufgewachsenen, zumal für die Altergruppe der
meisten unserer Regulars, aber natürlich auch für
alle anderen: wurde doch aus produktionstechnischen
Gründen manche Szene aus anderen Städten
eingeschmuggelt (Trink- und Paffspiel, die zu
spotten? Vorteil Maja: München ist dabei!), und
überhaupt gibt’s dermaßen Zeitkolorit in jederlei
Hinsicht zu sehen, dass allen kontemporären
80er-Style-Zitierenden Hören und Sehen vergeht.
Apropos Hören: auf O-Ton müssen wir leider
weitgehend verzichten, da aus unerfindlichen Gründen
schon zum Start des Films deutsche Schauspieler
deutsch nachsynchronisiert wurden – einerseits
schade, andererseits beschert es uns solides
Voice-Overacting.
Viel mehr Werberummel braucht’s an dieser Stelle
nicht: Ein dolles Ding und wahrscheinlich der zweite
reguläre Streifen in unserem Programm, der on
Location in der Bembelstadt runtergekurbelt wurde,
nach diesem Italo-Schlock im Zoo, dessen Namen mir
gerade nicht einfällt. Wir rekonstruieren in trauter
Runde!
19:00 Schläächt Geschwätz
20:00 Ferz mit Kricke
22.09.2022
Disclaimer: TMN HARDCORE
„Sehr geehrte Zuschauer, wir begrüßen Sie zu einer
neuen Folge von GHOST HUSTLERS, einer Folge, die
Geschichte schreiben wird, denn erstmals berichten
wir nicht ÜBER, sondern LIVE AUS einem Spukhaus. Es
ist der 29. September 1987, wir befinden uns in
Chicago, und das Gebäude, das wir in wenigen Minuten
– kurz vor Beginn der Geisterstunde – betreten
werden, hat die zuletzt hier lebende Familie so
verstört, dass diese sich weigerte, auch nur eine
Stunde länger dort zu verweilen, geschweige denn
eine weitere Nacht. Begonnen haben die
erschütternden Ereignisse offenbar kurz nachdem ein
gewisser Chester Novell Turner einige
Reparaturarbeiten am Haus ausführte.
Wir haben eines der talentiertesten Medien
kontaktiert, das wir im Zuge unser bisherigen
Recherchen kennenlernen durften und erhielten
beunruhigende Auskünfte: Im Jahr 1992 werde sich die
Meldung verbreiten, Turner sei bei einem
rätselhaften Autounfall ums Leben gekommen. Im Jahr
2003 werde jener Mann identifiziert, der in unserem
gegenwärtigen 1987 eine Morderie in Los Angeles
gestartet habe, der bis 1998 mindestens 15 Frauen
zum Opfer fallen würden: Chester Turner. Dieser 2007
zum Tode Verurteile sei jedoch nicht
identisch mit Chester „Novell“ Turner, dessen Unfall
eine Fehlinformation gewesen sei und dieser
quicklebendig, jedoch schwer zu lokalisieren. Erst
im Jahr 2013 würde ein gewisser Louis Justin, ein
Film-Aficionado, Turner ausfindig machen auf der
Suche nach dem Urheber der Direct-To-Video
Produktion BLACK DEVIL DOLL FROM HELL, die zu dieser
Zeit, unbemerkt von Turner, mythenhaften Status
erreicht haben würde.
Stimmt all das, betreten wir nun die letzte bekannte
Wirkungsstätte von „Novell“ Turner, der neben seinen
handwerklichen Tätigkeiten offenbar 1982 jenen BLACK
DEVIL DOLL FROM HELL als ersten und bisher einzigen
Film produzierte, über den wir nur in Erfahrung
bringen konnten, dass er von dem mittlerweile
kollabierten Label „Hollywood Home Theater“ an
Videotheken vertrieben wurde. Unser Medium
informiert uns, dass in der Zukunft Titel von diesem
Label – und insbesondere DEVIL DOLL – zu
Sammlerstücken avancieren werden, wobei wir dieser
Information mit Vorbehalt begegnen, da der
Sammlermarkt in Zusammenhang stehe mit einem
Niedergang der Videokassette. Und es ist wohl kaum
vorstellbar, dass in der Zukunft niemand mehr
aufgezeichnete Filme sehen will, oder? Aber
vielleicht wird dann alles Live sein, wie unsere
heutige Show, verehrtes Publikum!
Wir befinden uns nun im geschmackvoll eingerichteten
Wohnzimmer, in dem uns keine Gastgeber begrüßen, da
die ehemaligen Bewohner – wie schon berichtet –
unwiderruflich auf und davon sind. Just hier soll
Chester Novell Turner während der Abwesenheit seiner
Auftraggeber einige Tage gearbeitet haben, wobei
unklar ist, was er verändert haben könnte, um solch
verheerenden übernatürlichen Effekte zu erzielen…
Oder ist Turner gar nicht der Urheber des
Schreckens?
Bisher ist alles unauffällig, wobei die Stille
beginnt an unseren Nerven… Hoppla! Soeben ist eine
Fernbedienung vom Couchtisch gefallen, und ich bin
mir sicher, dass ich diese nicht mit dem
Mikrofonkabel berührt habe! Ein Zeichen aus der
Zwischenwelt? Eben schlägt es Mitternacht und wir
nehmen die Herausforderung an: Einschalten, Starten!
Sie sehen den Videorekorder laufen, und was ist
DAS?? „This Film is dedicated to the memory of
Chester N. Turner SR“ – kann das sein? Was
geht hier vor? Was sind das für Klänge, Gesänge?
Nicht von dieser Welt, das ist sicher … „Chester
Novel Turners…“ Oh oh oh werden wir nun den
berüchtigten BLACK DEVIL DOLL FROM HELL sehen? Ist
es das, was die Familie fast in den Wahnsinn trieb??
Aber irgendetwas stimmt nicht, nun müsste der Titel
kommen, wir sehen jedoch verstörende Art Brut und
eine grauenhafte Szene, die uns den Text TALES FROM
THE QUADEAD ZONE lesen lässt, also den Titel
eines Filmes, den es noch nicht gibt, dann
eine Abfolge von Namen – darunter zahlreiche
Turners, vielfach „Novell“ Turner selbst – es ist
entsetzlich, wie ein Irrwisch ist er mal hier, mal
da, zuständig für alles: Musik, Effekte, Schnitt,
Drehbuch, wieviele Doppelgänger hat dieser Mann?!?
Und jetzt, was müssen wir sehen? Den Raum, in
dem wir gerade sind, und ich kann nicht
beschreiben, was sich grauenvolles auf dem
Bildschirm abspielt, ja dort wo ich gerade stehe
abgespielt haben muss …
RAUS HIER, RAUS, BEVOR ES ZU SPÄ
06.10.2022
Liebe Filmanglubscherschaar!
Es gibt viele Gründe, ins Bett zu steigen:Müdigkeit,
Doofheit, Langeweile, Trotz, Hunger, Verwirrtheit,
Gewaltbereitschaft, koitaler Defizitausgleich,
Hunger, Appetit, Spiel-und Videofilmsucht, Hunger
etc. PP.
Soweit alles klar.
Aber:
Denkt irgend jemand denn auch an die Kinder – äh,
das Bett?
Ständig hoppst wer weiß wer oder was in einen
hinein, da sausen Dämonen, bumswilliges Junggemüse,
dubioses Verbrecherpack und irgendwelche
Künstler:innen rein und raus, Jahrhunderte lang,
verdammt, da ist es doch nur allzu verständlich,
wenn Bett den Kanal bzw. die Matratze irgendwann
voll hat und... aber seht selbst!
Sehen?
Was denn sehen, oh quasseliger Kurator?
Na, selbstverständlich
Death Bed: The Bed That Eats
USA 1972/77
R.: George Barry
Verweilen wir noch ein Weilchen im quasi-episodisch
aufbereiteten „Ungruselige Gruselschocker-Genre“ von
erfrischend untalentierten
Ein-Mann-Filmemacherarmeen.
Diesmal bekommen wir es mit einem Film zu tun, der
(wie einige der vorangegangenen Werke) beinahe nicht
das Licht der Welt bzw. die fassungslosen Pupillen
irgend eines Publikums, erblickt hätte. Wie so oft
wollte den komischen Streifen kein Kinoverleih auch
nur mit der Bettpfanne anfassen. Verübeln kann man
es den Geschäftsleuten schwerlich:
Das Erst- UND Letztlingswerk des Herren Barry
scheint sich nie so recht entscheiden zu wollen, ob
es nun ein origineller Horror- oder ein
selbstironischer Arthouse-Film seinen möchte.
Alberne Ironie, bedrückende Erotikansätze und
spekulativ-verschusselte Gewaltszenen in
surrealistisch-arthousiger low-budget-
Überheblichkeit dargeboten, sind nicht grade die
Mischung, mit der Blöcke gebusted werden.
Schlecht für den Regisseur, der nicht mal genug Geld
auf dem Konto hatte, um wenigstens einem Direct to
Video Vertrieb, der ihm anbot, den Film auf VHS
heraus zu bringen, eine angeforderte vollständige
Kopie inklusive Abspann zukommen zu lassen. Die
Erstellung eines solchen hätte Barry 3000 Dollar
gekostet. Bekommen hätte er für die VHS-Video-Rechte
1000 Dollar. Herr Barry war zwar kein all zu
talentierter Regisseur bzw. Autor, aber
Grundrechenarten schien er im Gegensatz zum
filmischen Handwerk durchaus zu beherrschen.
Der „Deal“ war also vom Tisch, und wäre nicht durch
verschlungene Pfade eine Raubkopie in die Welt
entschlüpft, die dem ahnungslosen Herrn Barry, der
nach der traumatischen Erfahrung in der Filmwelt nie
wieder einen Film machen wollte und sollte, eine Art
schleichenden Kultstatus bescherte, niemand hätte
den schusseligen Arthousehorrorcampquatsch mit dem
spoilerigsten Titel der Filmgeschichte, je zu sehen
bekommen.
Gut für uns?
Finden wir es heraus!
Hier noch ein paar munterere Bonusmeinungen aus der
allwissenden Müllhalde.
„This movie is like what would happen if they
paid Yoko Ono & Bjork to co-create the world's
longest and most cacophonous Fanta commercial.“
„Seriously, we'd love to know what the
director's vision was for Death Bed. Did he
stumble upon a script written in tongues in a
flesh-bound ancient tome that would consume his
soul and murder his sweet old granny unless he
shot a painful trainwreck of a feature film with
it? Did somebody bet him 50 bucks that he couldn't
convince anyone to appear in a movie about a
killer bed that gives away the entire plot in its
own title, and he didn't give a shit about
anything beyond that? Or the worst possibility of
all, did he actually think this was a legitimate
work of art or high-concept parody?“
„...you have to overlook all its faults and
just go with it and enjoy this whimsical drug
induced nightmare"
J+F+A
13.10.2022
((ACHTUNG!!!!!
Die digitalen Verlockungen der allwissenden
Müllhalde sind groß, das ist bekannt. Deshalb hier
der vollkommen ernst gemeinte Aufruf an Euch, Euch
NICHT ZU SPOILERN.
Nach der Vorführung wird es Zeit geben, voll in die
Welt dies dieswöchigen kleinen
Flimmerbilder-Exkurses bzw. der Entstehungs – und
vor
allem:
Rezeptionsgeschichte des zu bestaunenden Werkes,
einzutauchen. Gönnt Euch ein paar Stunden der
Unwissenheit, schlau sein mit der Gnade des
Klugscheißer-Weltgewebes, dafür ist noch genügend
Zeit.
Eure TMN Crew.))
Liebe Filmbegeisterten Adrenalin-Junkies.innen der
TMN,
wir brauchen Beruhigung, soviel ist klar.
Überall Geister und Dämonen, nervenzerfetzende
Action und dramatische Netzhautfeidliche Bilder! Und
das so kurz vor „Hallo Wien“!
Eine gewisse Entschleunigung tut Not. Deshalb gibt
es diesmal eines der beruhigendsten,
leichtfüßig-unspektakulärsten Bewegtbildformate, die
wir, trotz gewisser Widerstände seitens der
radikaleren Elemente des Triumpherates, aber
getrieben von empathietröpfelnder Sorge um Euer
geistiges und körperliches Wohl, liebes Publikum,
aufspüren konnten:
Britisches Fernsehen der frühen Neunzigerjahre.
Ghostwatch
BBC 1992
R.: Lesley Manning
Genießen wir eine wonniglich elegant-sarkastische,
großherzig unterkühlte Fernsehsondersendung der BBC
aus dem Jahre 1991, die anlässlich des auch damals
schon anstehenden Halloween-Festes von authentisch
abgehangenen BBC-Fernseh-Routiniers und
Moderatoren:innen produziert wurde, und die sich –
nicht ganz ernst gemeint (winkwink notchnotch) – mit
dem Problem eines gewissen, vorgeblich von Spuk und
Poltergeisterei (hihi) heimgesuchten, kleinen
britischen Hauses bzw. dessen Bewohner (hoho),
beschäftigt.
Der unterhaltsamen, aufgeklärten Spaßbereitschaft
des Unterfangens angemessen erwarten uns launige
vor-Ort-Moderationen, Interviews, ja, sogar die
Zuschauer dürfen (bzw. durften) live im Studio
anrufen um ihre
Lieblings-Geister-Heimsuchungs-Gruselgeschichten dem
zurückhaltend gut gelaunten Moderatoren:innen Team
und der interessierten Zuschauerschaft zu kredenzen.
Einfach mal in den gemütlich verwaschenen
Brit-TV-Bildern einer längst vergangenen TV Ära
schwelgen und entspannenden, harmlos-freundlichen
Grusel zur besten Post-Tea-Time genießen.
Denn jeder und jedem am Fernsehapparat und im Studio
ist ja klar, dass es so etwas wie „Geister“ nicht
gibt. Dafür bürgen die tatsächlichen authentischen
TV-Größen der BBC Michael Parkingson, Sarah Greene,
Mike Smith und Craig Charles, die im authentischen
Studio routiniert und (zumindest 1992 „live“) durch
die unterhaltsame Sendung führen.
Was kann schief gehen?
Was kann schief gehen?
Was kann schief gehen?
Was kann schief gehen?
Was kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann
schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief
gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas
kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann
schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief
gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas
kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann
schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief
gehenWas kann schief gehen
Was
.
….
20.10.2022
Liebe Liebsten:innen Publizuschauer:innen.
Nach dem kontroversen superslow-burner
Mokumentary-Marathon von letzter Woche legen wir mal
einen Zahn zu.
Ach was, wir legen ALLE Zähne zu und tauchen ein in
die wundervolle, logikbefreite 80er
Mashup-Hongkong-Splatter-Prügelzauberballeraufdiefresse-Welt
des Herren Lam Ngai Kai (藍乃才), a.k.a. Nam Lai Choi,
Nam Nai Choi, Simon Nam oder wie auch immer.
The Seventh Curse‘原振俠與衛斯理’
HK 1986
R.: ...irgendwas irgendwer Lam (siehe unten)...
Chow „Hard Boiled“ Yun-Fat und Maggie „Maggi“ Cheung
schludern sich gut gelaunt und leicht betüddelt vom
Star-sein durch – ja, durch was eigentlich? Nami,
Mastermind hinter dem Anwärter auf den Thron des
splatterigsten Splatterfilms „Story 0f Ricky“, den
wir bisher in der Trashnite goutieren durften,
manscht aufs Geratewohl sechs bis zehn Genres
zusammen und semmelt eine Cop-/Indiana
Jones-/Alien-/Predator-/Martial Arts-/Geisterbrühein
die HK-Kino-Bowl, die, sagen wir, ohne unnötigen
Umweg am Gehirn vorbei, nährstoffarme und doch
freudenreiche knappe neunzig Minuten durchs alberne
Bauchgedärm durchrasselt. Ach, glückliches
Hongkong-New Wave-Stuss-Kino der Achtziger!
Kindersaftpressen, garstigen Babymonstern,
peinlichen Poolpartys, jede Menge Gummi, Latex,
Gekröse und Panzerfaustgeballer (Klar: Kung- und
Wirefu gibt es natürlich auch, da lässt sich der
ehemalige Fight-Choreograph Nam nicht lumpen...) und
hastdunichtgesehen sind die knapp 90 überbunten
Minuten schon rum, ohne dass man von so was
spießigem wie Kohärenz, erzählerischem Anspruch, gar
Einsichten in fernöstliche Mythologie oder
dergleichen behelligt zu werden
Triggerwarnung: HK-Humor. Ihr wisst wahrscheinlich
schon, was das bedeuten kann...
Nuff said.
Let's Loll.
19:00 Uhr Kinderschokoriegel mit Stäbchen
20:00 Uhr Kinderpresssäftchen und Panzerfaust-Shots.
J+F+A
27.10.2022
Liebe Gemeinde,
genug von Geistergeschichten? Erschöpft von Direct-To-Video-and-straight-to-the-Trashcan-Obskuritäten
und TV-Experimenten? Halbwegs wieder angekommen in
vertrauteren Gefilden dank Hr. Ritters
klassisch-übernatürlicher Kung-Fu-Klopperei der
letzten Woche? Geneigt, auf der kuschligen
Retro-Couch zu verweilen? Wie wär’s mit einem
Giallo?
Wobei: wie gemütlich kann man es sich machen bei
einem Genre, bei dem sich fast schon per defintionem
auf der Leinwand ein geradezu zwanghafter Drang von
Regisseuren und Drehbuchverantwortenden
materialisiert, zu desorientieren, mit Roten
Heringen um sich zu werfen und allerlei abseitige
Ideen zusammenzurühren, für die sich sonst kein
Platz finden ließ? Aber hey, ihr kriegt das schon
hin.
Somit kommt Paolo Cavara ins Spiel, den kaum jemand
kennt, obwohl er es schaffte, in seinem nur 9 Filme
umfassenden Oeuvre Dramen, Kriegsfilme, Western und
Komödien unterzubringen, nebenbei ein ganzes Genre
zu erfinden (als Co-Initiator und Kameramann von Mondo
Cane), um dann flugs dessen Fragwürdigkeit in
einer stilistisch anspruchsvollen Selbstreflektion
aufzuarbeiten. Und eben zwei Gialli zu drehen, die
es in sich haben.
Wir sehen
E TANTA PAURA, grob zu übersetzen mit „Und
Reichlich Angst“, was dem deutschen Verleih nicht
gewinnversprechend genug erschienen sein mag,
entschied man sich hierzulande doch für den Titel MAGNUM
45, obwohl es weit und breit weder eine
entsprechende Schusswaffe, noch ein großes Eis am
Stiel oder eine Single mit passenden RPM und auch
keinen suizidalen Führer im Bunker zu sehen gibt
oder sonst etwas, das inhaltliche Herleitungen
ermöglichen würde. Von solcherlei künstlerischer
Freiheit offenbar beschwingt, warf man den Film in
Schweden als BLOODY PEANUTS auf einen möglicherweise
überforderten Videomarkt. Überflüssig zu sagen, dass
so ziemlich alles in TANTA PAURA vorkommt, außer
Hülsenfrüchte.
Aber allzuviel Zeit bleibt uns ohnehin nicht, über
Marketing-Moves nachzudenken, geraten wir doch
ruckzuck in ein solch vielschichtiges Durcheinander,
dass selbst nach Giallo-Maßstäben innerhalb von
spätestens 20 Minuten der Überblick-Zeiger im roten
Bereich ist. Kein Grund zur Sorge: mangelnde
Kohärenz wird durch optische Schauwerte aller Art
mehr als wettgemacht. Wir sind schließlich im
Italien der 1970er Jahre! Für ungehinderte Sicht
verzichten wir auf Originalversion mit Untertiteln
und nehmen die deutsche Synchro. Was zunächst als
Wermutstropfen erscheint – das launige Gequatsche
des Commissario – stellt sich beim Umschalten auf
die OV verblüffenderweise als gerechtfertigt heraus,
wird doch im Original ebenfalls nonstop
hyperaktiver Stuss in nervig-ironisierendem Tonfall
erzählt. Eines der wenigen Rätsel, die sich auflösen
lassen: war doch am Drehbuch ein Komödienfachmann
beteiligt und der Plan offensichtlich, die harten
Thrilleraspekte und steile sozialkritische Thesen
durch flachen Humor kontrastierend zu steigern –
gewagt, wie so einiges, das uns erwartet. Eine
Erfahrung, nicht unähnlich der Bestellung einer
Pizza Surprise, die geheimnisvoll aussieht wie eine
Calzone, nach Hawaii riecht und in der Wirkung
unkalkulierbar ist wie eine Frutti Di Mare vom mit 2
Sterne bewerteten Lieferdienst am Rande der Stadt.
Braucht noch jemand Argumente zum Beiwohnen? Ihr
bekommt einen Schauspieler geboten, der so ziemlich
alles von Bonanza bis Alien abgehakt
hat, einen anderen, der von 1951 bis 2015 vor der
Kamera stand, einen Dritten, der sich u.v.a. mit Auch
Arbeit kann von Übel sein, Knallt das Monstrum auf
die Titelseite!, Salon Kitty, Mannaja - Das Beil
des Todes, Jäger der Apokalypse und Caligula
seine Brötchen verdiente, sowie eine auch für
Analphabeten als weiblich zu lesende Bond-Person.
See you!
F&J&A
03.11.2022
DIE 13 BESTEN WESTERNWITZE
- Zwei Hippies kommen in einen Saloon.
- Ein Drehbuchschreiber plant einen Western mit
Brigitte Bardot und Bob Dylan in den
Hauptrollen. Das klappt nicht. Der Film wird
trotzdem schlimm.
- Wie trainieren die schnellsten Revolverhelden?
An Schlagzeugen.
- Nenne die besten literarischen Inspirationen
für ein Western Drehbuch.
Korrekte Antwort: Siddhartha und Narziß
und Goldmund.
- Wie kannst Du 1.435.000,00 Dollar auf
Nimmerwiedersehen verschwinden lassen?
Indem Du einen psychedelischen Western
produzierst.
- Ein Cowboy findet einen Revolver in der Wüste.
Das freut ihn, da er vorher keinen hatte.
- Was ist der Unterschied zwischen einem Western
und Miami Vice?
In Miami Vice spielt Don Johnson keinen Schmied.
- George Harrison und John Lennon meditieren in
Indien um die Wette. Ein staunender Zeuge hat
die Idee, dass man darauf einen Western aufbauen
könnte. Genauso wird’s gemacht.
- Wenn einem Bonanza zu hektisch ist – gibt es
einen Western, den man schauen kann? Ja.
- Man kann einen Western auch so drehen, dass
man an Barebacking denkt, obwohl alle auf
Sätteln sitzen.
- Ein Regisseur will seinen Western zu etwas
besonderem machen und heuert eine bekiffte
Rockband an für den Soundtrack. Dann ist er
unsicher, ob das reicht und er heuert noch eine
bekiffte Rockband an für den Soundtrack. Nicht
überzeugt, ob das genügt, heuert er noch
eine bekiffte Rockband an für den Soundtrack.
Und sicherheitshalber heuert er noch eine
bekiffte Rockband an für den Soundtrack. Um
wirklich alles einzutüten, filmt er alle.
- Wieviele Indianerüberfälle braucht man, damit
ein Western peinlich wird? Gar keine.
- John Wayne, Clint Eastwood und James Coburn
treffen Sam Peckinpah. Der schlägt ihnen vor,
einen Western zu drehen. Wayne will jeden Tag
eine Flasche Whisky vor der Kamera austrinken.
Darf er. Er sagt zu. Clint will einen Blinden
spielen, der 8 Marshalls umlegt. Peckinpah
schreibt seine Rolle passend um. Clint sagt zu.
Coburn will eine Szene mit einer Stampede. Er
bekommt nur einen Tornado angeboten, zögert und
sagt dann zu. Wir sehen einen anderen Film.
Howdy Folks
F&J&A
(gegeben ward ZACHARIAH)
10.11.2022
Hochgeschätztes Publikum,
wir freuen uns auf einen unserer unregelmäßigen
Gastkuratoren-Beiträge, diesmal von Herrn Thiele.
Zusätzliches Sahnehäubchen ist, dass es sich um
einen weiteren Film jenes Regisseurs handelt, der
uns im Oktober 2014 den seltsamsten erotischen
Hühnerfarm-Thriller unserer bisherigen Playlist
bescherte und daher deliröse Kost erwarten lässt...
See you,
F&B&J&A
+++
"Nach dem schönen Zachariah der letzten Woche musste
ich direkt im Anschluss ein weiteres Mal Giulio
Questis: „Se sei vivo spara“ (Was wohl
korrekt übersetzt "Wenn du noch lebst, schieß."
heißt) schauen. Warum wird sich jetzt der eine oder
die andere Fragen. Darauf gibt es mindestens zwei
Antworten. Zunächst einmal weil der gute Don Johnson
aus Zachariah sehr stark einer Bande von Cowboys
ähnelt die in Questis Film auftauchen. (Siehe: Bild
01 / Bild 02)
Dann ist es aber auch das surreale was die Filme
verbindet. Dort die Kulissen und Kameraperspektiven,
hier die überdrehte Handlung und Gewalt. Den „Se sei
vivo spara“ ist, wie der Kritiker Thomas Groh
schrieb:
„Eine Ode an die Gewalt und die Niedertracht oder
auch: Film als Exorzismus. Zwei Jahre lang kämpfte
Questi im Zweiten Weltkrieg mit den Partisanen
gegen die Faschisten. Die seelischen Wunden aus
diesen Erfahrungen treibt er sich mit diesem
fahrig-wuchtigen Film, seinem Debüt, gewissermaßen
selbst aus, gerade so, als jagte er die eigenen
Bilder im Kopf wie ein Maschinengewehr auf die
Leinwand.“
Das der deutsche Verleih der Zeit den Film mit dem
Titel „Töte, Django“ bzw. „Django –
Leck Staub von meinem Colt.“ bedachte,
obwohl niemand in diesem Film Django heißt ist
natürlich klar. Das ich deswegen den Film auf
italienisch mit englischen Untertiteln mit euch
gucken möchte eine gute Entscheidung, denn auch die
englische Synchronisation ist sagen wir mal
fragwürdig.
Noch ein paar letzte Worte zu Questi dem Regisseur
des Films dieser Woche. 3 lange Filme drehte er in
seiner Karriere was nicht besonders viel ist wenn
man bedenkt das er zwischen 1949 und 2011 Filme
arbeitete. Zwischen 1949 und 1965 war er an
Episodenfilmen beteiligt und drehte Kurzfilme, nach
1972 arbeitete er für das Fernsehen. Davon ist nur
sein Debütfilm ein Western.
Ach ja und bevor wir dann den Film schauen noch eine
Warnung vor dem Blut. Es ist sehr kunstblut-rot und
fließt reichlich."
19:00 Die Geisterreiter der Sierra Offenbach
20:00 Questi – Seine Eiswürfel waren aus Blei
17.11.2022
Dear All,
nach zwei Western klopfen wir uns den Staub aus den
Klamotten, lassen die vierzigschüssigen Colts
auskühlen und wenden uns einer bunten, aufregenden
und modebewussten Zukunft zu. Wobei wir das
unaufwändig und elegant umsetzen können, indem wir
ggü. letzter Woche weder das Land (Italien) noch das
Jahr (1966) wechseln, sondern nur das Genre.
Kurzer Exkurs: Schnittmenge unserer letzten beiden
italienischen Beiträge war der geradezu fanatische
Wille, übliche Leading-Man-Klischees zu
dekonstruieren. Der Commissario aus E TANTA
PAURA war bei Licht besehen ein totaler Loser,
überfordert nicht nur von seiner polyamourösen
Gespielin-of-Colour, ach eigentlich von allem dem er
begegnete, bis hin zum Plot, der ihm am Ende vom
Schurken erklärt werden musste. Der Pistolero aus SE
SEI VIVO SPARA bekam auch nichts recht gebacken:
konnte er doch weder den Selbstmord seines einzigen
Fans verhindern, noch den Feuertod seiner einzigen
Fanin (nicht dass er auch nur Anstalten
gemacht hätte, es zu versuchen), bekam weder Gold
noch Städtchen in den Griff und klappte bei der
lächerlichsten Folter der Filmgeschichte subito
wimmernd zusammen. Hochinteressante Werke also, mit
einem gewissen subversiv-erzählerischen Anspruch –
mit dem wir Euch dieses Mal nicht belasten.
2+5: MISSIONE HYDRA (sic!) wurde seinerzeit
von der Kritik ebenso ungnädig behandelt wie die
beiden vorgenannten Titel: Eine an den Haaren
herbeigezogene Geschichte sei das, billige
Produktionsstandards wurden beklagt, möbelhafte
Schauspieler, man habe schon besseres gesehen von
dem Regisseur*, der mit HERCULES eine Dekade zuvor
das Sandalenfilmgenre losgetreten habe und allerlei
Dinge mehr, die uns noch nie abgeschreckt haben.
Denn was gibt es jenseits banaler
Bewertungsstandards alles zu entdecken! Professores,
die ohne jede Not mit mittelalten Mimen besetzt
werden, nur um sie mühsam älter schminken zu müssen;
fortschrittlichste Alien-Technologie, die es
ermöglicht im Weltraum ohne Helme zu agieren (und
damit Props zu sparen); rund 10 Darsteller in
Gorillakostümen, die keine Gorillas darstellen;
Theremin-Überdosen; Menschen beim Durchleben von
geklauten Sequenzen aus japanischen Monsterfilmen;
mehr Pappe als in einer Recyclinganlage; den
vielleicht heftigsten und omnipräsentesten
Lack-und-Nylonfetisch außerhalb eines
Schmuddelfilms; und ganz, ganz viel toller Stuß, der
erzählt wird – formidablerweise in deutscher
Synchro.
Wir scheuen wie üblich Kosten, aber keine Mühen und
zeigen Euch eine Weltpremiere in Form einer
selbstgebastelten Fassung, welche gleich zwei
Eröffungssequenzen zum Besten gibt: Die sachliche
deutsche sowie das Original, dessen Inhalt in keinerlei
Beziehung zur weiteren Handlung steht, aber so
manches Eiskonfekt zum Schmelzen gebracht haben
dürfte.
It’s as close as you can easily come to
eavesdropping on the fever dreams of a hyperactive
twelve-year-old who just spent a day home sick
with pneumonia binging on third-season 60’s “Star
Trek” episodes and sneaking peeks at his big
sister’s lingerie catalogs.
Countdown!
See you
F&J&A
*nein, in diesem Fall ausnahmsweise nicht
unser hochgeschätzter Antonio Margheriti, der aber
auch Herculesfilme drehte. Es ist kompliziert.
24.11.2022
Ach, Bella Italia, verweilen wir in diesen
nasskalten Herbstzeiten doch noch ein wenig in Dir!
Genießen wir die gestenreiche,
schlagfertig-schlitzohrige Hemdsärmeligkeit deiner
Ordnungskräfte, namentlich der Polizeitruppe um
„Superbullen“ Tomas Milian, der offenbar seinen Job
im staubigen Westen als mäßig erfolgreicher
Pistolero mit Transpirationsproblem (siehe vorletzte
Woche) gegen den glamourösen Job eines
Autobahnundercover-Bullen eingetauscht hat.
Das Schlitzohr vom Highway 101
Delitto sull'autostrada
Italien 1982
R.: Bruno Corbucci
Bruno Corbucci, der kleine Bruder von Sergio
„Django“ Corbucci, Vielfilmer und im Italowestern
ebenso souverän und teichrallenhaft agil sich
bewegend wie im Poliziotteschi - Genre, kurbelt mit
dem ihm eigenen angekokst fidelem Desinteresse den
9ten Teil der Saga um den römischen „Blue Jeans Cop“
Nico Giraldi runter, erwartungsgemäß ohne allzu
stringentes Handlungs- oder Spannungskonzept und mit
Doppelzentnern italienischen „Humors“ überwürzt, wie
wir ihn sattsam aus seinen Spencer / Hill /
Celentano - Machwerken kennen. Viel Familie, viel
Machismo, überraschend wenig Dresche, und die damals
bekannte Sängerin Viola Valentino darf auch mal ran
und in einer entzückenden Italo-Disco einen Song
Contest bestreiten. Wir haben das Vergnügen, die 13
Minuten längere uncut Edition zu bestaunen, in der
uns der komplette Song inklusive unsäglichem
Gitarrensolo und noch so einige “inhaltliche“
Szenen, die es damals nicht in die deutsche
Verleihversion geschafft haben, kredenzt werden.
Diese übrigens im italienischen „Originale“, was
insofern erwähnenswert ist, als wir natürlich die
grenzdebile DEUTSCHE SYNCHROFASSUNG von Labersack
Brandt und seinem Team aus wiederum eher verkifft /
versoffenen Kolleg:innen (als „Toni Marroni“ hören
wir Sprecher Thomas Danneberg) durchstehen müssen.
Die, well, „fehlenden“ Teile wurden enfach im
italienischen belassen und reingebetscht wie wir
Filmprofis sagen.
Nico Giraldi (oder eben, haha, Toni Marroni,
manchmal sogar Toni Makkaroni, weil Deutschhumor
mitunter sogar den italienischen, wenn nicht gar den
HK-Humor souverän mit Rassismus und
misogyn-homophobem Scheißdreck locker unterbietet),
seinerzeit vom Unterweltganoven in die Ränge der
Ordnungshüter
gewechselt, „ermittelt“ im Lastwagenfahrer Milieu,
wo es eine Welle „gradezu genialer“ (O-Ton ), von
der Polizei „fast unmöglich“ aufzuklärender
Überfallserien auf unbescholtene Eurotrucksimulator
2 äh Brummiefahrer aufzuklären gilt. Klar, schon
schwierig (kleiner Spoiler aus den ersten Minuten
des Films!), gegen Ganoven anzukommen, deren
„geniale Pläne“ unter anderem darin bestehen, einen
sehr großen Stein von einer Brücke auf einen Laster
zu schmeißen und dann mit gezogener Waffe fröhlich
drauf los zu rauben. IN SKIMASKEN!!! Nie gesehen!
Teuflisch genial!!11!11!
Die in Italien erfolgreiche Serie verdankte ihren
Charme unter anderem dem Umstand, dass der Ex-Gauner
in hartem Rom-Gossen-Slang vor sich hin prollt,
quasi den Asso-Schimanski von der Leine lässt und
für die Zeit wirklich erstaunlich verfilzt, versifft
und irgendwie hoch orientierungslos zwischen
Familienliebe und -verachtung durch diese bizarre
Undercover-Schrulle herumtaumelt. Kriegen wir
allerdings in der deutschen Synchro (siehe oben)
volles Brötchen NICHT mit, was sich da an
eventuellen Feinheiten in den Originbadialogen
tummeln mag, da sei die deutsche Synchro vor!
Und genau das ist auch der Grund, warum wir von der
TMN ausgerechnet mit Teil 9 in diese eher zu
vernachlässigende Serie einsteigen: Sicher, es gibt
weitaus bessere, actionlastigere und (schluck)
kompetenter synchronisierte Poliziotteschi zu
bestaunen und für uns womöglich noch zu entdecken.
Harte, gewalttätige Bullenfilme mit
Arbeitereinschlag? Gerne.
Diese seltsame Mischung aus (budgetbegründetem)
„Realismus“ in der Schilderung der
Lastwagenfahrer-Realität des Italiens der frühen
80er Jahre jedenfalls, die absonderlich
ausführlichen Schilderungen des chaotischen
Familienalltags unseres Helden, das komplett aus dem
Ruder- und den schmalzigen Familie-über-alles-Duktus
permanent unterlaufendes Ultramachogehabe des
witzelsüchtigen Zausels im Arbeiteroverall entfalten
jedoch eine sehr spezielle eigene, nunja, Qualität,
die zwar weit hinter den ins design-surrealistische
Farben-und Formenspektakel so mancher TMN Klassiker
abdriftenden Italo-Styler Streifen der sechziger und
siebziger Jahre zurück bleiben muss, aber eine ganz
andere Art filmischer Parallelwelt generiert, die
zwar nicht wie der LSD-Traum eines Topdesigners aus
den Sechzigern daher kommt, dem verkaterten
Fieberwahn eines mutmaßlich ausgebrannten achtziger
Ex-Studentenrevoluzzers mit
ambitionslos-abgeschmacktem
Softcore-Scheißegal-ismus, der mittlerweile für Geld
wirklich alles macht, aber erstaunlich verstörende
Cringe-Momente und Staun-Wunder-Fremdschäm Eindrücke
abringen kann.
Außerdem lockt das Thema Lastwagenfahrerprobleme
besonders ein Mitglied des Kuratoren-Trios (dem mit
der Eurotrucker-Schirmmütze) und hey, wir machen das
hier ja nicht nur zu eurem, sondern auch zu unserem
Vergnügen.
In diesem Sinne:
„Volltanken aber nicht vollpinkeln!“
19 Uhr Lustwagenfahrerkaffeekränzchen im Truckstop
20 Uhr Eurotruck Simulator Italia 2.0 lets play
01.12.2022
Euch war nach Prügel zumute. Recht genaue
Vorstellungen wurden formuliert: Schlüsselbeine
sollten zu Bruch gehen (beidseitig), mindestens eine
ausgekugelte Schulter haben wir noch notiert, und
irgendwas mit Halswirbelsäule wollte man sehen,
tendenziell wohl auch eher unangenehmes.
Die Erklärung liegt in unserer Auswahl der letzten
Woche. Obwohl angekündigt, dass es für einen
italienischen Bullenfilm aus den 70ern doch eher
untertourig zugehen würde (Kindergeburtstag
inklusive), mussten wir doch mit einer gewissen
kognitiven Dissonanz klarkommen: statt harter Action
eher haarige Clowns, statt crashender
Verfolgungsjagden gemächliches Rollen über jede
einzelne Autostrada südlich der Alpen, statt
scheppernder Barfights Gesangsturniere mit ca. 2
konkurrierenden Acts auf Möbelhausjubiläumsniveau.
Und das war toll! So toll, dass die Befürchtungen
von Herrn Ritter („wird hoffentlich nicht ein
zweites Bierfest“) nicht eintraten bzw.
irgendwie doch eintraten, denn insbesondere unser
BEERFEST-Initiator Hr. Weber äußerte im Laufe des
Abends mit zunehmender Bestimmtheit den Wunsch, auch
die anderen ca. 11 Teile der
Schmierige-Laberbullen-Saga des Herrn Milian in
unserer trauten Runde aufgeführt zu sehen. Woran im
Laufe des Abends sich verdichtende herbstliche
Nebelschwaden ihren Anteil gehabt haben mögen, aber
egal: da kommt noch was auf Euch zu.
Zwischenzeitlich bringen wir – wie eingeleitet,
ebenfalls auf Publikumswunsch – erst mal Euren
Krawallhaushalt wieder auf Vordermensch.
Glücklicherweise können wir dies durch eine
geeignete Filmauswahl besorgen und müssen nicht in
real life aktiv werden.
Wir haben eine Weile abgewogen und waren kurz vor
einer Wiederaufführung eines splatterigen Hongkonger
Knastepos (nach zügig vergangenen 25 Jahren),
entschieden uns dann aber für einen noch ungesehenen
Karate-Flick, der deutlich mehr fürs Auge bietet.
Merkt Euch schon mal für Party Smalltalk:
Erinnern Sie sich an das Kung Fu Triple Feature
in TRUE ROMANCE? Nach THE STREETFIGHTER und RETURN
OF THE STREETFIGHTER läuft dort mitnichten der
offizielle dritte Teil der Reihe, STREETFIGHTERS
LAST REVENGE, sondern SISTER STREETFIGHTER.
In diesem Jahr verabschiedeten wir den verstorbenen
Sonny „Streetfighter“ Chiba mit WOLF GUY, von dem
wir diese Woche nur noch einen Marketing-Nachhall
ohne echte Screentime mitnehmen. Egal! Denn SISTER
STREETFIGHTER macht alles richtig, was man von
einem Spin-Off erhoffen kann: einen markanten neuen
Character (die SISTER eben), Fokus auf die
spekulativeren Aspekte des Originals (mehr Prügel,
mehr Gemeinheiten, mehr zu beseitigende Baddies),
einen hauchdünnen Plot, mehr Reißzooms, kurz: den
respektablen Ansatz, mit kleinerem Budget noch einen
draufzusetzen. Auch von der SISTER gab es mehrere
Teile, und vllt. spendieren wir Euch demnächst ein
Double Feature „Dumpfbulle gegen tuffe Kellnerin“,
mit jeweils dem zweiten Teil der Reihen. Ist ja bald
Weihnachten.
Zugegebenermaßen können wir nicht garantieren, dass
die o.g. anatomische Checkliste exakt erfüllt wird,
aber: bei allem was da so zu Schaden kommt, ist
eigentlich davon auszugehen. Der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
Was gilt es noch zu wissen? Vielleicht, das unsere
seinerzeit (und knapp 5 Jahrzehnte später offenbar
immer noch) ziemlich fitte Protagonistin
mittlerweile recht, äh, eigenständige florale
Dekorationen sowie Workshops im Blumenstecken
anbietet. Nachdenkenswerterweise unter dem Label „Love
& Fight Flower Arrangement“. Wundersames,
tiefgründiges Japan.
See you!
F&J&A
Dear All,
wg. schwerwiegender Weihnachtsfeierverpflichtungen
des Kuratoriums pausieren wir für eine Woche. Schont
Eure Schundsynapsen, ab nächster Woche sind sie
wieder gefordert. Und wie.
15.12.2022
Liebes Trashnite-Rabauk:innen Chapter, Liebe
Sportfreund:innen!
Ach Brian Bosworth, was hast Du für eine wunderliche
Karriere hinter dir! Dein Haarstil: „radical“. Deine
große Klappe: immens. Dein Schalk: im Nacken. Als
überambitionierter und aufmüpfiger Football-Spieler
flogst du aus so mancher Mannschaft und Draft-Runde,
immer gut für ein paar flapsige Sprüche und spaßige
Finten. Du lerntest in den Fabrikhallen von General
Motors Oklahoma, wie man Metallteile so gewitzt in
von dir zusammengeschraubten Automobilen versteckt,
dass sie ein unidentifizierbares Klackern erzeugen,
was so manchen Neuwagenbesitzer in den Wahnsinn
getrieben haben mag.
"If you own a Celebrity or Century made in 1985
in Oklahoma City, that car is (messed up) if I had
anything to do with it". In addition, he claimed
that each bolt carried a note that said: "Aha! You
found me!" and said, "I love the thought of people
going absolutely crazy, saying "Where is that ...
rattle coming from?"'
Sports Illustrated magazine's 1986 fall
football issue
So trugen dereinst leidenschaftliche Anhänger der
Denver Broncos, erbost ob einiger frecher
Bemerkungen, die du über deren Mannschaftscoach vom
Stapel gelassen hattest, 10.000 T-Shirts mit der
Aufschrift "What's a Boz Worth? Nothing", nicht
ahnend, dass du die 15 Dollar teuren Leibchen durch
deine Company selbst hast herstellen lassen. Den
Spießern der „National Collegiate Athletic
Association“, die deine Freude an Anabolika partout
nicht teilen wollten, zeigtest du vermittels eines
im Television getragenen T-Shirts mit der Aufschrift
"NCAA: National Communists Against Athletes", wo
Hammer und Sichel hängen. Du erstrittest vor Gericht
das Recht, als Linebacker ein Jersey mit einer
Nummer in den „40ern“ zu tragen, was vorher bei
Todesstrafe von der NFL verboten war.
Durchaus erstaunlich, dass du nach dem
verletzungsbedingten Ende deiner kurzen Karriere in
deinem ersten abendverwüstenden Spielfilm „Stone
Cold“ dem T-Shirt an sich offenbar den Krieg
erklärtest um stattdessen deinen Ana-Booah-Lecker
Body lieber in ein feine Jeanes / Lederwestchen oder
gleich garnix zu hüllen. Aber hey, die Achtziger
waren grade vorbei und eingeölte Männer mit Möpsen
so groß wie kahlgeschorene Bernhardienerwelpen waren
in keinster Weise irgendwie auch nur annähernd „gay“
konnotiert. Nope. COOL waren die schwitzigen
Waschbrettbuben, und wenn man dann noch ein
baumeliges Ohrringchen am Ohr trug und einen
Hausleguan als Pussyersatz sein eigen nannte, sollte
doch jeder Zweifel an der Maskulinität des
Protagonisten ausgemerzt sein. Wenigstens deiner
radikal-bescheuerte-Frisuren-Neigung gingst du
weiterhin mit vollem Eifer nach und brachtest es zu
einer der schaurig schönsten
Vokuhila-Strähnchen-Haupthaarkatastrophen diesseits
und jenseits des großen, ach was, ALLER Wasser.
Stone Cold
USA 1991
R.: Craig R. „Action Jackson“ Baxley
Begleiten wir Dich nun auf deiner Heldenreise als
hoch inkompetenter Cop im Zwangsdiensturlaub, der
unter dem Decknamen „Stone“(*) einer Rockerbande
beitritt, um mehr schlecht als recht ein dubioses
Polit-Attentat zu vereiteln, mit mächtig viel
Motorrad-Macho-Biker-Brimborium und einem Finale,
dass irgendwie einer „6th of January - gone -
right“- Parallelwelt entsprungen zu sein scheint und
die Frage aufwirft, wie die reale Geschichte wohl
verlaufen wäre, wenn die
Quanon-Wahlschlappen-Waschlappen bei ihrem
peinlichen Umsturzversuch vor wenigen Jahren sich
von diesem dummdreisten Actionspektakel mehr Tips
und Anregungen geholt hätten...
Hier jedenfalls herrscht ein erfreulich postmodernes
Geben und Nehmen, Zitieren und Inspirieren.
Die Eröffnungssequenz des Films zum Beispiel nimmt
sich frech nahezu jede Kameraeinstellung aus dem
kurz zuvor erschienenen Stallone (...auch nicht gay,
ernsthaft!) Vehikel „City Cobra“ als Vorlage,
zitiert großzügig „Die Hard", gegeben wird wiederum
eine Motorvehikel-vs.-Hubschrauber-Szene, die so
manchen Actionregisseur späterer Jahre zu
überkandidelten Bummsfallera-Eskapaden inspirierte.
Nichts ist sicher, alles ist egal, wenn Haare,
Benzin, Blut und Öl flankiert von erstaunlich
überpünktlichen Explosionen über die Leinwand
respektive unsere Endgerätmonitore schwappen, da sei
„A-Team“ Regisseur Craig R. Baxley vor.
Nachdem sich die einzige auftreibbare deutsch
synchronisierte Fassung dieses haarig-saftigen
Testosteron-und-Benzin Schinkens als leider gekürzt
erwies, kredenzen wir euch die nun die wesentlich
gewalttätigere Originalversion und denken uns
unseren Deutschklamauk-Teil.
J+F+A
19:00 Small talk im Friseur-Salon der verlorenen
Strähnchen
20:00 Big talk auf haarigen Feuerstühlen
(*) Achtung! Trotz der offensichtlichen
Namensgleichheit und gewissen Ähnlichkeiten im
soziokulturellen Umgang mit marginalisierten
motorisierten Zweirad-Enthusiasten hat der Film
nichts mit „Stone“
zu schaffen.
22.12.2022
Man kennt das, unter guten Freunden: „was soll der
Stress, wir schenken uns nichts…“
Dieses Jahr gilt: Wir schenken EUCH nichts.
Denn es wird gnadenlos aufgeführt und durchgezogen,
mit Weihnachtsbezug, und möglicherweise einem Niveau
noch unter dem in 2020 gegebenen Rentierding.
Betroffene wissen, was wir meinen.
Nun gibt es keine objektiven Maßstäbe, ein Elend
gegen das andere zu pitchen, zumal wenn sie von so
unterschiedlichen Prämissen ausgehen: statt
schollenverbundenem Huftierfarmtreiben werden
diesmal kosmische Bezüge in Anschlag gebracht, statt
Outdoor gibt es sehr, sehr viel Indoor, und zwar der
allerelendsten Zersiedelte-US-Vorstadt-Normcore-Art;
die Musik ist nicht selbst gesungen, sondern Gedudel
vom Walmart-Wühltisch; Spezialeffekte werden nicht
mit Hilfe von Hochprozentigem vom Regisseur gone
Santa Claus höchstselbst herbeideliriert, sondern
für ihre (selbst Vierjährige kaum überzeugende)
Jämmerlichkeit mussten nerdhafte Dritte mit einem
Kasperletick bemüht werden, und statt einem
größenwahnsinnigen Regisseur, Produzenten und
Schauspieler bekommen wir es mit zwei Brüdern zu
tun, die ihr vermeintlich Bestes geben.
Bei allen differenzierenden Faktoren gibt es aber
auch Ähnlichkeiten zwischen unseren
Weihnachtsüberraschungen, for better or worse: Auch
dieses abendfüllende Ereignis ward dereinst auf VHS
gedreht, und dem – inklusiverweise hinfällige
Familienmitglieder nicht unberücksichtigend
lassenden – Casting kann man auch in diesem Fall
nicht vorwerfen, stereotype Beautyklischees zu
replizieren. Beileibe nicht.
Als Bonus gibt es – im Fall der TMN-Teilnahme
des Künstlers – einen Vorfilm, der rein gar nichts
mit dem Hauptprogramm zu tun hat, gottseidank.
19:00 Warm anziehen, Beruhigungsgrog,
Räuchermännchen machen
19:45 Stille Nacht
20:00 Schlittenfahrt in die Schundhölle
See you!
F&J&A
(gegeben ward FEEDERS 2, nicht jedoch
"Presseclub" von Frank Bubenzer wg. Nichtteilnahme
des Künstlers)
28.12.2022
Dear all,
ein weiteres Online-Jahr geht zuende, in dem wir nur
wenige Wochen ausgesetzt haben. What a ride!
Herzlichen Dank an unsere notorischen Regulars und
natürlich auch die Zaungäste, von denen wir offenbar
einige bereits mit einer einzigen Veranstaltung
vergrault haben. Tja, so kann’s gehen und ändern
werden wir nichts, schon gar nicht im Sinne eines
inhaltlich und formal niedrigschwelligeren Angebots.
Denn es gibt noch abseitige Schätze zu heben, wie
wir in 2023 eindrücklich demonstrieren werden.
Wenn’s nach unserem Vorratskämmerchen ginge, könnte
das Jahr hundert Wochen haben…
Das Aktuelle lassen wir jedoch versöhnlich und
besinnlich ausklingen, ganz im Sinne von „zurück zu
den Wurzeln“. Es erwartet Euch eine klassische
Hong-Kong-Kung-Fu-Klopperei aus dem Hause Shaw.
RENDEZVOUS WITH DEATH
bietet keine Möglichkeit zur Analyse glaubwürdiger
Kampfkünste, sondern aus Sofaperspektive
unanstrengendes „Ballett mit Blut“ bzw. Himbeersirup
und auch sonst poppigsten Farben, pappigsten Sets,
wurschtester Handlung, fragwürdigen Waffen-Pitchs
(was ist stärker: Schirm oder Fächer?) und
schlampiger Synchro, leider auf Englisch, da wir
Euch die famose HD-Abtastung bieten möchten. In
einer besseren Welt gäbe es die mit deutscher
Tonspur, denn
"Der Todestempel des Shaolin" wurde in
Deutschlands Bahnhofskinos zu Heiligabend 1982
gestartet.
Da wir keine Zeitreise -40 Jahre organisieren
können, müsst ihr Euch den müffelnden Kinosaal
dazudenken. Mehr Denken ist dann nicht notwendig –
das haben Kritiker für Euch erledigt, um zu Urteilen
zu kommen, die uns ganz sicher nicht abschrecken
werden.
The cast got inflated needlessly, I think just to
boost the body count, and even on its own merits
this was ruined by killing almost all the extra
people at once in a huge battle which was pretty
good-looking but impossible to follow.
So?
Endspurt!
See you
F&J&A
Es gab 48 Trashnites in 2022!
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