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2022


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06.01.2022

Nach dem die flamboyante Megaforce-Spezialeinheit letzte Woche anschaulich demonstriert hat, wie reine Männertruppen internationaler Prägung mit spitzbübischem Lächeln auf den Lippen und kindgerechten Gadgets zwischen und unter den Popobacken, querfeldein durch wüste Wüsten und noch wüstere Plots manövrierend, für irgendwas ähnliches wie eine hoffnungsvolle Global-Utopie einzustehen imstande sind, wenden wir uns nun einem eher faschistoid-retrofuturistischem Justiz- und Regierungsmodell britischer Prägung zu.

DREDD
GB 2012
R.: Travis / Garland

Basierend auf der in England seit den Siebzigern sehr erfolgreichen Comicserie um einen gewissen Joseph „Joe“ Dredd , der in einer dystopischen, von Megacitys (gigantischen, stadtstaat-artigen Wohnblocks inmitten verstrahlt/verseuchtem und von Mutanten durchwimmelten Ödlandes) und allgemeiner Hoffnungslosigkeit dominierten, quasi-faschistischen Zukunftswelt mit allerlei Kolleg:innen mehr oder weniger für „Recht“ und „Ordnung“ sorgt, erzählt der Film die Geschichte zweier Judges, die ihren Status als als Judikative und Exekutive in Personalunion rechts schaffend nutzen, um exzessiv krawallig gegen nicht minder rabaukige Gegnerschar:innen vorzugehen.

Joseph kann Motorrad und Superpimmelwumme (die bzw. der im Comic lustiger weise „Lawgiver“ heißt und aber auch wirklich NUR von SEINEM / IHREM Judge bedient werden kann! Wo kämen wir da auch hin...), Judge Anderson kann Psi, Telepathie und sexy aufs Maul.

Nach der ersten Verfilmung des Stoffes in den 90ern mit dem zerdetschten Boxsoldaten Arnold äh Sylvester Stallionini oder so, mit der Co-Erfinder und Haupttexter der Comicserie John Wagner nicht besonders zufrieden war, schickten sich 2012 Herr Pete „Omagh“ Travis und, nachdem Pete irgendwie mit irgendwem irgendwo warumauchimmer kreativen Stress bekam und hinschmiss, Drehbuchautor Alex „The Beach“ Garland an, diesmal mit Herrn Wagner als Berater, ein adäquatere Verfilmung des Stoffes zu realisieren. (Alex holte die Faschokartoffeln scheinbar derart souverän aus dem postapokalyptischen Feuer, dass ihn Dredd-Darsteller Karl Urban in einem Interview als den eigentlichen Regisseur bezeichnete.)

Begleiten wir also den grimmen Schlagmichtot Dredd und seine bezaubernde Rookie-Richterin Schlagmichauchtotaberetwasgefühliger Anderson durch das digital aufgepeppte Kappstadt, diverse zum zerballern gut geeignete Bauruinen und gimmelige Hinterhöfe und holen wir noch ein bisschen Sylvesterfeuerwerk nach, während wir, sorgenvoll immer wieder an die real existierende Faschisierung der Weltgemeinschaft gemahnt, den beiden irgendwie nur halbherzig zujubeln können. Ein Mann wie ein Stahlpimmel, der grimmig Recht spricht und aburteilt, eine Frau, deren Empathiefähigkeit zu einer Art PSI-Telepatie-Superkraft hochgejuckelt wird, ein 200 Stockwerke hoher Wolkenkratzerstadtstaat voller Junkies, brutaler Gangster.innen und quietschebunte Slowmo-Glitzer-Drogeneffekte, was will man mehr?
(Höchstens noch mal irgendwann „The Raid“ von 2011 gucken, wo ebenfalls ein Bulle in einem Hochhaus aufräumt. Gemein geklaut haben die Briten aber nicht, Gareth Evans' Indonesisch-Walisischer Auf-die-Fresse-Streifen weist zwar große formale Ähnlichkeiten mit Dredd auf, weil sich jener aber auf zwei wesentlich ältere Comicstrips bezieht und die Produktion von Dredd schon im Jahr 2006 ihren Anfang nahm, wollen wir mal nicht so sein...)

Film 3d.
Wir nix.
Wir 2d.
Gut.
Grunz.

„Willkommen“ in 2022!

““““Willkommen“““““ in der Zukunft!

J+F+A



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13.01.2022

„Wenn das Ei gackert, legt es noch lange kein Huhn“

Diese „Indonesische Weisheit“, oberflächlich betrachtet sinnbefreit, bei näherer Untersuchung von zwingender Belanglosigkeit und nachdenklich stimmender Faktenarmut geprägt, soll hier nicht weiter in Tiefe, Quere und Breite erörtert werden.

Dennoch („dennoch“? Wtf dude? Wtaf!) möchten wir den aktuellen „Männer regeln / in der Regel / mit höchstem / Testo-Steron-Pegel“-Block um einen weiteren Film aufstocken, der das „auf-die Fresse-Kino“ in den 10nern dieses blütenfrischen Jahrtausends um einen formidablen Neuzugang bereichert hat. Außerdem schließt er nahtlos an das letztwöchige Grunz-und-Grimmigkeit-Seminar Dredd 2.0 an, nimmt es thematisch streng genommen sogar vorweg, obzwar die Diskrepanz zwischen Veröffentlichungsdatum (Dredd 2012, Raid 2011) und Produktionszeitraum (Dredd ab 2006, Raid etwas später) nur mittelbar auf eine direkte Beeinflussung oder gar Plagiatsabsichten schließen lässt.

Nun ist der Kern der Geschichte (sehr kompetente Elite-Ordnungshüter bringen Unterweltboss zur Strecke und ballern und hauen eine drastische Überzahl von Schergen in Sack und Asche) nicht gerade von Homerscher Epik und Dostojewskischer Menschenseelenkenntnis durchdrungen. Eher gemahnt die ununterbrochene Aneinanderreihung zwischenmenschlicher Gewaltexzesse und allgemeiner Grobheiten an die „Handlung“ etwa 8734 Video- und Computerspiele und ungezählte Schundromane der letzten 17.000 Dekaden. (...wie das Internet sicherlich belegen kann, sind Höhlenmalereien überliefert, die bildnerisch eben jene Szenen um NukNok und seine getreuen Jäger abbilden, die einer Bande von Säbelzahntigern welche sich in einem Mammut verschanzt haben, mit Faustkeilen und Maschinenpistolen gegen jede Chance den Gar aus machen. Google it, Gang! UggNuggh!)

THE RAID (Serbuan Maut),
a.k.a. The Raid:Redemption
Indonesien 2011
R: Gareth Evans

Da verschlägt es also einen walisischen Herren namens Gareth Evans nach Indonesien, er lernt Sitten, Gebräuche und so neue alte Schlagmichtot-Kampftechniken (Silat anyone?) kennen und denkt sich: " Toll, sieht alles irgendwie gröber und härter aus als dieses Tunt-Fu, Knochen sind hier billig und Stuntmen:women-Gewerkschaften nur eine Art westlicher Fiebertraum, da dreh ich doch rasch einen entspannenden Klopper mit Kumpel und Esia-Telekom-Fahrer bzw. Silatlehrer Iko Uwais, verhelfe ihm zu Weltruhm, dem „Plügel, Dlesche, Lote Ohlen"-Genre (siehe TMN 0.1)“ zu erneuter Aufmerksamkeit und mir selbst zu diversen Film- und TV-Serienjobs (Gangs of London) daheim in der „Zivilisation“".
(Naja, grade entnehme ich der allwissenden Müllhalde, dass The Raid auf Netflix neu aufgebrüht wird, unter Beteiligung von Herrn Evans, Michael „Robopatriotfaschist oh gesundheit“ Bay und Patrick „erfolgreicher Nichtskönner“ Hughes.
Soviel zu „Zivilisation“...

Lieber schnell das Original gucken, bevor einem mal wieder die erbarmungslose Geld-Maschine in die Suppe kotzt und man sich plötzlich sehr müde fühlt und lieber um den hiesigen Bioladen als um Mainstream-Schnickfuck kümmert...)

Klingt wieder nach einem „Typischen Jungsfilm“ (Antje M.H.), aber da unser Brain den Krawall der letzten Woche dank seines Engagements für besagtes lokales Biolädchen verpasst hat und wir unbedingt verhindern müssen, dass er zu einem weichlichen Körnermüsliezottel verkommt, gibt es jetzt quasi als glorreichen Abschluss unserer inoffiziellen Männer-Trilogie und Testosauffrischungsboostershot so viel MANN auf die Netzhaut, dass beep beep beeeeep beeeeeep eierstöcke beepbeeeeeep samenundmuskelfrbeeeep

beepveganodervaginbeepBlutblutblutbeeeeeeeeeeeeeepdrogenmixmesserblutbeeeeeeeeeep.

(im Interesse des Autoren wurden einzelne anstößige oder nicht mehr zeitgemäße Worte und Formulierungen freiwillig ausgebleeeeeeeept. Uff. Hätte schwer in die Hose gehen können, der Text. Glück gehabt! Danke, tapferer Hirnrest! Darauf ein Tütchen?)

J&F&A

19 Uhr Diskussionsrunde zur Wohnraumsituation in urbanen Niederpreisliegenschaften im asiatischen Raum unter Berücksichtigung schwacher einkommensstrukturaler und prekär motivierter illegaler Aktivitäten in und um das Objekt.

20 Uhr Verdammt! Die Bullen! Wir müssenbeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeep



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20.01.2022

Hochverehrtes Publikum,

in den letzten beiden Wochen erlebten wir Personen, die hochmotiviert hoch hinaus wollten, um in irgendwelchen Oberstübchen für Ordnung zu sorgen. Katzenjammer auf allen Ebenen und aus allen Rohren war die Folge, sowie teil-digitale Kollateralschäden, die eine Kleinstadt entvölkert hätten.

Nun gehen wir die Sache anders an: Nehmen wir Menschen, die schon ganz oben angekommen sind und keinen Job zu erledigen haben. Zwar einem kleinen Mord hier und da nicht abgeneigt sind, aber naturalmente darauf bedacht, dass man unter sich bleibt. Auch sonst ist so ziemlich alles anders als zuletzt: statt in dystopische Megacities geht’s in eine analoge Villa mit Meerblick (die eher gediegen ausgebreitet als hochgestapelt ist), kein „verprügelter-Loser-mit-Hautkrankheiten-Look“ weit und breit, statt Schimmel findet sich poppige Kunst an den Wänden. Mann und Frau hat Zeit dekorativ herumzuliegen und sich auch sonst den Freuden des Lebens zu widmen: Drinks, Rauchen, Tanzen, Poussieren und natürlich: Pläne zu schmieden, wie man an eine milliardenschwere Geheimformel kommt.

It’s Giallo Time.

5 BAMBOLE PER LA LUNA D'AGOSTO
Five Dolls for an August Moon
Italien 1970

Nun gibt es jene, die FIVE DOLLS für einen eher schwachen Mario Bava halten, dies aber vor allem vor dem Hintergrund einer unflexiblen Erwartungshaltung: Blutige Seide wenige Jahre zuvor sei doch so stilprägend für das Genre gewesen: etwa das Einführen schwarzer Lederhandschuhe, die bei expliziten Morden assistieren (hier: hellgraue); der 71er Blutrausch des Satans weise kreativeres Aus-dem-Leben-Scheiden auf; und mehr solcherlei Wehklagen. Geargwohnt wurde, Hr. Bava sei jemandem einen Gefallen schuldig gewesen und habe rasch ein vermasseltes Projekt retten müssen und FIVE DOLLS daher nur ein „halber“ Bava.

Völlig außer acht gerät dabei, dass Bava selbst halb ohnmächtig Dinge zaubern konnte, die andere zu ihren Sternstunden zählen würden – etwa, innerhalb von 2 Tagen nach dem Briefing eine Crew zusammenzustellen, mit dem Dreh zu starten und dabei nicht ein Bild zu verkacken. Bavas Markenzeichen ist eben nicht sicker Signature Bodycount, sondern Klasse. Er konnte alles 10x besser aussehen lassen als in echt, aus Pappe und fürs halbe Geld. Mit seinem langjährigen Kamera-Bro Antonio Rinaldi gerät jeder Blumentopf zur  Augenweide, wobei es in FIVE DOLLS viel besseres zu zeigen gibt: Tolle Klamotten mit Edwige Fenech drin etwa.

Edwige war in desorientierend vielen Giallos zu sehen, sowie in haarsträubenden Sexkomödien (zugegebenermaßen passend zu ihrer stets phänomenal auftoupierten Mähne). Mein Verdacht wäre, dass sie mit einer Klassifizierung als Top-Hottie dieser Ära nicht hadern würde, ja vllt sogar beleidigt wäre, spräche man ihr jenes ab. Immerhin wirkte sie stets sehr fine damit, jedem, jeder und allem auf der Leinwand und im echten Leben den Kopf zu verdrehen. Diese Fähigkeit versetzte sie auch in die Lage, Quentin Tarantino zu veranlassen, sich einmal mehr als den kompletten Volltrottel zu outen, zu dem er nun mal nach Pulp verkommen ist. Im jämmerlichen Bemühen, allerlei „Tribute“ in seinen Filmen unterzubringen und „clevere Insider-Anspielungen“, mit denen er seine Fanboys bei der schmierigen Stange zu halten versucht, benannte er einen Character in seinem überflüssigen Castellari-Rippoff Basterds „Ed Fenech“. Sagenhafte Idee, Quentin! Obwohl es nicht die geringste Korrelation zwischen der ehemals französischen, aktuell italienischen und stets üppigen Edwige (oder deren maltesich-sizilianischen Wurzeln) und einem eindimensionalen englischen Offizier gab (irgendwie Old Europe halt), versuchte Quentin offenbar, ein Quäntchen Drive-by-Effekt zu generieren, indem er Ms. Fenech zu Promotion-Events einludt. Mit Schampus und Gala hatte Edwige nie ein Problem und war dabei. Damit allerdings kollabierte Quentins überzogenes Karma-Konto endgültig: die Pressefotos zeigen ihn als formlosen Creep, während Edwige eines der wenigen Wesen auf diesem Planeten zu sein scheint, das sogar nach massiven Beauty-OPs fantastico aussieht. Und deren Credibilty durch einen solchen Quatsch keinen Kratzer bekommt. Chapeau!

Es gibt natürlich noch mehr schauspielendes Personal in Five Dolls, über das auch zu berichten wäre: eine waschechte Jetset-Adlige von Fürstenberg, ein Bond Girl und natürlich auch kernige Kerle – es muss schließlich ein Plot absolviert werden, dessen Agatha-Christie-Archetyp wohl kaum noch als „10 Little Indians“ bezeichnet werden sollte, auch wenn „One Indian, One Chinese, One North-African, One Southeast-Asian, One Inuit, One Indegenious Australian, One Sub-Saharan-African, One Caucasian, One Japanese, One Native American“ etwas sperrig scheint und für die Südamerikaner kein Slot mehr frei wäre.

Unbedingt erwähnt werden sollte noch der Soundtrack, für den Piero Umiliani verantwortlich zeichnete. Ein ganz kleines bisschen fragt man sich schon, ob Zeit war ihm das Drehbuch zukommen zu lassen, oder falls nicht, doch zumindest ein kurzes Telefonat ihn in Kenntnis hätte setzen können, dass gar nicht so wenig gestorben werden würde zu seinem Score. Vielleicht hat man auch, und sowohl seine wie auch Bavas Entscheidung war in ihrer Radikalität volle Absicht: selten sah man Unheil sich so beschwingt vertont entfalten.

Jedoch: Dass hier kein Unfall vorliegt, sondern Umiliani es einfach faustdick hinter den Ohren hatte, scheint plausibel, hört man die Vocal Version des Themes (die in einem giallo-würdigen Twist ausgerechnet nicht im Film zu hören ist): ist doch da völlig unerwartet einer der tückischsten Ohrwürmer der Musikgeschichte eingeschmuggelt: Viva la Sauna Sverige. Wer glaubt, diesen Titel nicht zu kennen, liegt voll daneben: In FIVE DOLLS funkelt eine Variante von Mah-Nà Mah-Nà auf, welches von Umiliani für den Mondo-Film Schweden – Hölle oder Paradies? komponiert und erst später unter seinem notorischen Titel zum popkulturellen Wiedergänger wurde. All das ist rätselhaft und womöglich so tiefgründig wie auch der Titel unseres Films. Wer ein neues Hobby sucht, kann sich am Entschlüsseln der Zusammenhänge zwischen Giallo-Titeln und dem, was auf der Leinwand zu sehen ist, versuchen. Never ending fun.

Zu alledem sehen wir eine zum Heulen schöne neue HD Abtastung.

I could go on and on – aber wir belassen es bei einem lässigen...

See you!

F&J&A




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27.01.2022

O LUCKY MAN
GB 1973
R.: Lindsay Anderson
(Britannia Trilogie Part 2)

Was wäre, wenn ein junger Mann namens Travis, der im (irgendwann schon mal in der TMN gezeigten) Revoluzzer – meets – Unimassacker - Feelgood-Film „if...“ von Lindsay Anderson, nach seiner zünftigen, besagten Film abschließenden Amok-Ballerei, mittlerweile feststellen musste, dass das bloße Abknallen der ungeliebten korrupten Autoritätsfiguren irgendwie nicht als gesellschaftlicher Gegenentwurf fruchtet, weil einfach nie genug Munition zum Beseitigen aller Arschlöcher dieser Welt mit den begrenzten Mitteln wild um sich graduierender Studierender zu erwerben ist und die ganze Sache auch sonst irgendwie nicht so recht durchdacht daherkommt?

Travis, gespielt von Malcolm McDowell, schmeißt in dieser „Fortsetzung“ des Anderson-Klassickers (Teil Zwo seiner „Britannia-Trilogie“) seine Black Panther-Poster mitsamt der Studentisch - antikapitalistischen Gesinnung auf den Müllhaufen der Geschichte und arbeitet eine Weile in einer Kaffeefabrik. Es half Malcolm „Alex Droog“ McDowell gewisslich, dass er selber einige Jahre in einer solchen Fabrik geschuftet hat. Ursprünglich sollten seine Erfahrungen gar die Basis des ersten Drehbuchentwurfs zu „Oh Lucky Man“ gebildet haben, McDowells Gebräu war Herrn Anderson dann aber wohl etwas zu dünn und er legte selber Hand an.

„If you can`t beat `em, join `em“ ist fortan Travis Devise und „Karriere“ heißt jetzt der Weg jenseits des „Karl mag's – Che GueJava-MalcolminthemiddleX-HohoHo-Chi-Minh-Pfades“, den unser wackerer Overactor beherzt querfeldein durch ein surrealistisches, wirres und irgendwie fast schon rührend verschusseltes 70er England (und ebbes weiter nach Afrika), einschlägt. Auf dem verknotetem Pfad nach „ganz oben“ (wie wir aufgeklärten Zeitgenossen:innen des 23. Jahrhunderts wissen, das neue „ganz unten“ - oder schlimmeres) begibt er sich auf eine zunehmend surrealistischer werdende Reise durch den realen und psychologischen Kosmos Britanniens und des siechen spätkolonialistischen Westens der 70er Jahre.

Und genau hier fangen die Probleme an. (Aber hey, wäre es ein „guter“ Film, wozu sollten wir ihn dann in der Trashnight zeigen?) Der überambitionierte Film will irgendwie alles auf einmal sein. Alle paar Minuten wird ein neues Fass Kritik aufgemacht, mal überschäumend psychedelisch und opulent, mal schal wie eine auf weiche Kekse gekippte Limo aus den Sechzigern.

Kritik an Allem und Jedem und irgendwie Kapitalisten fies finden? Glaubt nicht, dass die einfachen Menschen auf der Straße nur ein Jota besser sind als die Fetten Bosse da oben. Psychologie und Wissenschaft im Dienste der Menschheit? Wer den Eierköpfen traut, ist selber Schuld. Männer? Frauen? Liebe? Da lachen doch die Hühner! Religion? Schlimmer als Opium! Opium? Schlimmer Marxismus. Marxismus? Kälter als Kaffee im Hospiz. Oder so.

Was Herr Anderson nun eigentlich will oder nicht, es bleibt dem Betrachter größtenteils verborgen. Aber auf sehr unterhaltsame Art, mit einer zum Teil mehrere Rollen spielenden Oldschool-Schauspielerklicke (unter Beteiligung nicht weniger Clockwork Orange-Alumni) und einem sehr gut gelaunte blutjungen McDowell.

Ich hatte das fragwürdige Vergnügen, den Film als reichlich junger Mensch quasi halb zufällig im TV entdecken zu dürfen. Er wurde unter anderem als „Fantasy Kommödie“ gehandelt, ich dachte mir nur: Fantasy! Nicht so geil wie Science Fiction, aber man nimmt ja, was man kriegt...

Ach, meine lieben Droogies, wie ermattete und perplexte mich das Gesehene – und irgendwie war ich dennoch glücklich, genug von all dem erfasst zu haben, um ein klitzewinzig kleines bisschen besser zu begreifen, warum alleallealle Menschenwesen der (westlichen) Welt irgendwie entweder gutmütige Deppen oder scheißige Deppen oder nichtsnutzige Deppen oder scheinheilige egoistische Deppen oder jede nur erdenkliche Art Deppen sind und man seine Ansprüche getrost einige Umdrehungen runterschrauben kann.

Alan Price und Band, die quasi als Griechischer Chor ab und zu in einem Studio klampfend und siebziegerlnd das Gesehene kommentieren, um sich auf irgend einer der vielen Meta-Ebenen dann sogar in die sich immer weiter auflösende Handlung zu mogeln, wollte ursprünglich mit Anderson eine Tour-Doku drehen; gelandet sind die wackeren Zottelmusiker stattdessen in dieser völlig aus dem Ruder gelaufenen, wild auf alles und jeden eindreschenden Sozialsatire ohne Ziel und Zweck, die auch gut und gerne als Bekenntnis zum „Scheißegalismus“ („Bleibt halt cool und irgendwie gesund, bevor ihr sterbt, mehr gibt’s net“ hjr) verstanden werden kann. Und grade diese Botschaft aus einem nicht minder turbulenten, vergangenen Jahrzehnt, scheint mir die heutige Zeit gar nicht so schlecht abzubilden und zu kommentieren.

Ein Film, der heute verständlicher ist als damals, weil wir die seltsamen Übersteigerungen, das fast schon pompös- und aufdringlich-besserwisserische Getue bei gleichzeitiger Weigerung, dann auch mal Buddha bei die Fische zu geben bzw. IG Farben zu bekennen, eben nicht als schwarze Fantasy - Kommödie sondern seltsam vertraute Zustandsbeschreibung (und somit recht dicht an unserer eigenen bizarren Lebenswirklichkeit andockend), begreifen können. Und hey, mit „meta“ süßen wir heutzutage unseren Kaffee, das haut uns nun wirklich nicht mehr vom Sockel wie seinerzeit Juniors Zuckerwürfel die Omama.

19:00 Tagesaktuelle Tea-Time
20:00 Hoppla, „aus versehen“ die Zuckerwürfel vertauscht?

ACHTUNG! Film hat Überlänge. Aber weil diese Briten gar fürchterlich nuscheln, gibt es englische Untertitel als Bonus-Keks. Keine Pause!

J+F+A




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03.02.2022

Hochverehrtes Publikum,

noch rechtzeitig haben wir bemerkt: unser Barbarenbarometer ist gefährlich abgefallen – höchste Zeit, Fell und Keulen nachzulegen.

Davon finden wir reichlich in CONQUEST, auch wenn man manchmal ziemlich genau hinschauen muss, um überhaupt irgendwas zu erkennen. Nein, kein jämmerlicher VHS-Rip kann verantwortlich gemacht werden, sondern die eigenartige Konsequenz, mit der Lucio Fulci diesen Streifen in diffusen Zwischenwelten angesiedelt hat – es ist nie ganz hell, aber auch nicht komplett dunkel; es gibt Kleidung, aber eher wenig; dafür reichlich Landschaft, jedoch von bemerkenswerter Banalität; Bronze-Tech ist angesagt, was gelegentliches Lasern nicht ausschließt; alles ist in Farbe, dabei völlig ausgelaugt; eine italienische Produktion ist es, in der auch Mexikaner herumgepfuscht haben; es wird in Sandalen herumgewatschelt, aber zu grellem Synthie-Score; es geht grob und explizit zu, aber über allem und jedem und jeder liegt ein dubioser Bilitis-Filter.

Dass man dennoch im Barbarenland verortet bleibt, dafür sorgen die Dialoge: beim Versuch zu ermitteln, ob wir gerade den richtigen Audio-Track codieren, mussten wir an ca. 10 Stellen zappen – bei den ersten neun ward nur Grunzen, Stöhnen oder Schreien gegeben.

Was den Herrn Fulci bewogen hat, seine 1983 bereits in Schlussfahrt Richtung Jammertal befindliche Karriere mit einem weiteren Genre kollidieren zu lassen, werden wir nicht mehr erfahren. Vielleicht war es ein verwegener Versuch, nicht nur für seine Horrorsplattereien in den Jahren zuvor in Erinnerung zu bleiben, die ihm zwar einerseits ein bescheidenes Auskommen, anderseits aber die glühende Zuneigung einer Zielgruppe bescherten, mit der man auf keiner einsamen Insel stranden möchte.

Wenn dies sein Plan war, ging er in beide Richtungen schief: in CONQUEST werden immer noch genügend anatomische Gemeinheiten präsentiert, um ein „Prädikat Wertvoll“ zu verhindern, andererseits wurden Gorehounds nicht mit der erforderlichen Dosissteigerung ggü. dem Haus an der Friedhofsmauer et al. versorgt.

Ein Film, der nicht so recht weiß, wohin mit sich selbst, unbeholfen hierhin und dorthin tapst, dabei eine Menge Zeit und Mutanten und Schurken totschlägt. Inhaltlich wird erwartungsgemäß Kokolores erzählt, womit man heutzutage vielleicht etwas vorsichtiger umgehen würde – es fände sich ja ruckzuck eine Telegram-Gruppe, die das alles plausibel und megawichtig und für unterschlagene frühgeschichtlich-bare Münze* hielte.

Für eine valide Einschätzung muss man diesmal keine bloggenden Kollegen bemühen, es genügen die drei Einträge in der Sektion „Kritik“ der deutschen Wikipedia:

„Lucio Fulcis neuer Großauftrag für die Schlachthäuser in der Umgebung von Cinecittà.“
– Hahn, Jansen, Stresau: Lexikon des Fantasy-Films

„Trotz kunstvoll arrangierter Naturaufnahmen ein Film der übelsten Sorte, in dem in nahezu jeder Szene gemordet und geprügelt wird.“
– Lexikon des internationalen Films

„Fachleute werden sofort die sehnsüchtige, fast liebevolle Art wiedererkennen, mit denen Fulci alle Arten der Verwesung vorführt.“
– Monthly Film Bulletin

Film ab!

F&J&A

*Reichsmark versteht sich



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10.02.2022

Geneigtes Publikum,

ein gutes Jahr gaben wir Euch Gelegenheit, DOUBLE DOWN zu verarbeiten. Manche konnten dieses Werk wohl erfolgreich verdrängen, andere mögen noch schwer daran tragen.

Um alle wieder auf den gleichen Pegel zu bringen, füllen wir ein Fäßchen Gülle nach – nach dem Erstling kommt der zweite Streich aus dem Hause Breen. Ach was Haus – ein Palast wär noch zu wenig, ein Kontinent zu eng, erst ein Sonnensystem mag grad so reichen, um das Ego des Meisters unterzubringen.

Wer auch immer versucht, sich dem Phänomen Neil Breen zu nähern, weiss sich bald nicht anders zu helfen, als mit allen möglichen psycho-pathologischen Zuschreibungen um sich zu werfen, auf dass man diesen Irren möglichst auf sicherer Distanz halte. Kniffligerweise ist es genau der narzisstische Größenwahn, der Breen so relevant macht – er kann als lebender Beweis dafür gelten, dass man sich nur genug selbstüberschätzen muss, um groß rauszukommen, und damit als direkter Vorläufer von Trump. Beide haben irgendwas mit Immobilien gemacht und damit genug Geld zusammengeschachert, um ihr megalomanisches Ding durchzuziehen. Aber man muss anerkennen: Neil war ein paar Jahre früher am Ziel – zweiter Film 8 Jahre vor Donalds erster Präsidentschaft.

Ob es nun unser Glück oder Pech ist, dass Mr. Breen kein Interesse am höchsten Amt hatte und es attraktiver fand, gleich mit der Rolle des Erlösers höchstselbst zu liebäugeln, ist noch nicht abschließend geklärt. Dennoch hat es einen gewissen Reiz, sich – unter sicheren Laborbedingungen – die kollektiv narkotische Wirkung und Bedeutungsscheinschwangerschaft eines Präsidenten Breen auszumalen.

Männern dieses Formats scheint es inhärent, multidisziplinär zu agieren – der eine als gewissenloser Geschäftsmann, Trash-TV-Ikone, cholerischer Oberkommandierender, sexistischer Rüpel, notorischer Lügner, korrupter Machtpolitiker, bildungsferne Ökokatastrophe etc.; der andere als Drehbuchautor, Regisseur, Casting Agent, Kameramann, Oberbeleuchter, Stunt Koordinator, Cutter, SFX-Mann, Ausstatter, Produzent, Haardesigner und natürlich: sexy Leading Man.

In einem Aspekt sind die Herren völlig kongruent: Mit unerschütterlicher Vehemenz und ohne jede Selbstironie Dinge zu tun, welche alle, die noch ihre drei Groschen beieinander haben, in schiere Fassungslosigkeit versetzen.

Was konkret erwartet uns also? Man könnte argumentieren, dass Breen bei seinem Zweitling bereits Kompromisse ans Studiosystem machte, indem er das Catering nicht mehr selbst besorgte (ihr erinnert Euch? Dosenthunfisch?), aber das ist ein Ablenkungsmanöver. Breen all over the place: Ein feuchter Traum für Stockfetischisten (wir sprechen von Video und Audio); die größe Dichte von Wüstenschwenks, die jemals in diesem Universum realisiert wurde; innovative Stigmata, bei denen die Nägel offenbar rein, aber nicht durch gehen; Puppen, die Babys darstellen sollen und Puppenköpfe, die weiss-der-Teufel-was darstellen sollen; Dialoge, die Tommy „Wiseau?!?“ kaum fesselnder hinbekommen hätte; exakt zwei Rollen für schwarze Schauspieler (Gang-Thug & krimineller Politiker); Zwillinge, die sich nicht ähnlich sehen; allerlei Wunder mehr – und üppig Zeit zum Nachdenken.

As an aspiring filmmaker and film student, I can appreciate just how hard it is to write, produce, direct, cater, and star in an eighty-six-minute film.
On the other hand, Neil Breen should not be allowed anywhere near a video camera.

See you!
F&J&A

(geben ward I AM HERE ... NOW)




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18.02.2022

Liebe Genossen:innen:

Kalter Krieg oder heißer Kaffee?

Wir von der Trashmovienight kennen die Antwort. Aber wir leben ja auch im aufgeklärten Jahr 2022. Alle Kriege gehören der Vergangenheit an, die Welt wird von fähigen Allround-Genies wie Neil Jeezus Breen verschussel...- äh verteidigt. Atombomben oder sonstige Mordwerkzeuge sind also komplett unnötig und werden dementsprechend bestimmt gar nicht mehr hergestellt. Juchhe.

Was uns da so alles erspart bleibt, schildert der dieswöchige Film

S-a furat o bomba
Die gestohlene Bombe,
Rumänien 1961,
Regie Ion Popescu-Gopo.


Vielleicht als kleine Wiedergutmachung für den Sitzfleisch-Hornhaut provozierenden, extrem langen Film über „Lucky-Mann“ McDowell bzw. den um einiges kürzeren, aber irgendwie auch vielvielviel längeren Film „Jesus Breenius Turnberg weiß, kann, macht ALLES besser!“, begleiten wir diesmal einen grundanständigen, ahnungslosen Nichtskönner eine gute Stunde bei seinen Bestrebungen, einen geheimnisvollen Koffer dem rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben.

Verdammt, wir wollen nur euer Bestes, deshalb verzichten wir sogar auf Farbe oder Dialoge! Die surrealistische Kalter Kriegs / Agenten / SciFi / Romcom / Slapstick-Schote aus Gheorghe Gheorghiu-Dejs Rumänien (bis zu Ceaușescus Aufstieg zum Ersten Sekretär des ZK der PMR waren noch knapp 4 Jahre Zeit, in denen er als „ZK-Sekretär für Organisationsfragen“ für Stimmung sorgte), wurde vom Trickfilmpionier und Disney-Konterrevolutionär Ion Popescu-Gopo als einer seiner wenigen Realfilme inszeniert.

Sicher, hier regiert klimabedingt eine gewisse vorsichtig-betuliche Umständlichkeit beim tackeln brisanter Themen wie eben des kalten Krieges, der Angst vor dem letzten Atombombenknall, dem allgegenwärtigen Misstrauen westlich geprägter Korruption und der generell für uns glückliche 2022-Westler-Kinder undurchsichtigen Strukturen des Rumänischen Alltags des Jahres 1961, aber hey, uns erwarten jede Menge Ballereien, heiße Clubbingszenen, rasante Actioneinlagen, Mobster, Militärs, eigentlich alles, was das Trashmovieherz begehrt.

Seid gespannt, rät fürsorglich aber auch nachdrücklich das TMN ZK.

„Fun Fact“ aus dem lebendigen Buch des Wissens, Wikipedia:

„Ion Popescu-Gopo died in Bucharest on 29 November 1989, just weeks before the Romanian Revolution. He suffered a heart attack while trying to push his car, stuck in snow, into his garage. His death was the first step into the downfall of the Romanian animation studios Animafilm, which later suffered from financial issues after the 1989 revolution.“

Was? 74 Minuten sind Euch nun wieder zu kurz?

Keine Angst, ein kleines Schmankerl für die unersättlichen Genossen.innen gibt es noch in Form einer soeben aufwändig digital restaurierten filmischen Überraschung aus der Offenbacher Filmpropagandaschmiede HfG, vorzüglich besetzt mit zwei uns wohlbekannten Größen der sachlich-konkreten Hyperrealisschauschpielschule, die unter der gestrengen aber kompetenten Regie einer herrausragenden Genossin ihr didaktisch-schauspielerisches Talent zur allgemeinen Erweiterung unseres lokalen Horizontes nachdrücklich unter Beweis stellen. Mit scharf.

19 Uhr Bombenstimmung
20 Uhr Stimmungsbomben

Danach: Aufklärung der Massen
J+F+A

(Zugabe waren GUT SCHMECKT MUSS SEIN von Sabrina Dörr sowie GEMEINSCHAFTLICHES WOHNEN von Christoph Nogay)




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24.02.2022

BRD, 1984. Ungemütlicher Ort. Man befindet sich in jener Zukunft, die Punks schon abgeschrieben hatten, bevor sie so beschissen wurde wie sie nun mal ist. Alte Nazis, neue Lügen, Plastik, Retortenleben, Komaarbeiten, Konsumsiechen, Verzweiflungssaufen im Überwachungsstaat, und als wär’s nicht schon schlimm genug: zu all dem läuft Fahrstuhlmusik!

Es hilft nur noch Vorneverteidigung: voller Angriff – den ganzen Dreck, der sich immer höher türmt, abfackeln bevor er alles erstickt. Losloslos, Action, inhaltlich ist sowieso alles klar!

Es war die wundersame Zeit, als junge Leute unter Druck und mit apokalytischen Zukunftsaussichten gleichzeitig illusionslos, hyperaktiv, paranoid, lebensgierig, todessüchtig und wutentbrannt waren, statt FDP zu wählen. Nicht in ETF einzahlten, sondern Musik und krankes Zeugs machten, auf das noch keiner gekommen war. Tritte in die Eier wurden nicht als NFT geminted, sondern kostenlos verteilt.

Alte Zöpfe und lange Haare: abgeschnitten. Im Zweifelsfall lieber was kaputt machen als ganz lassen. Dennoch: Kollaborationen mit weißen alten Männern waren drin. Wenn jene heroinsüchtige, waffenvernarrte Schwule mit abwegigen Manipulationstheorien waren und chronisch auf Krawall gebürstet.

So ungefähr ist das fröhliche Mindset, dem unser diesmaliger Programmpunkt entspringt.

DECODER sieht aus und hört sich an wie eine ungesunde Party, auf der Christiane F., der Throbbing Gristle Frontmann und einer von den Einstürzenden Neubauten auf Metall rumhämmern und aneinander vorbeischreien, während William Borroughs im Hintergrund mit schnarrender Stimme Zynismen reisst und sich einen Schuss setzt. Das liegt daran, dass es ziemlich genau so ist. Die wollen nicht spielen, die beißen.

Ein kleines, dreckiges, hoffnungslos überambitioniertes und unterfinanziertes Zeitdokument und genau deshalb ein ODDBALL, den wir uns gönnen bevor er 40 Jahre alt wird und zuhause rausfliegt, der Penner.

Wenn anschließend Euer Hirn noch nicht komplett kurzgeschlossen ist, gibt es noch eine wundersame 10minütige Dokumentation über ein paar Italiener, die seinerzeit von dieser teutonischen Dystopie dermaßen beeindruckt waren, dass sie diese ein paar Jährchen später in Second Life nachgestellt haben. Kannste Dir nicht ausdenken.

Also: Glotzen, ihr Schweine!

F&J&A




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03.03.2022

Liebe Trashmoviepeoplez,

auch irgendwie gestresst? Vom Hier und Jetzt, vom unermüdlichen quälenden Gang durch die turbulenten Weltgeschehnisse, dem großen immer gleichen Nichts entgegen? Sehnt Ihr Euch nicht auch nach Besseren Zeiten zurück? In ein anderes Jahr, wo alles noch supitollitolli, optimistisch, leicht verpeilt und summa summarum zehntausendmal besser war?

Wir von der TMN scheuen weder Mühen noch … na gut, weder Mühen, Euch diesen Wunsch nach einer Zeitreise in eine glückselige Vergangenheit zu erfüllen.

Unsere Mittel sind leider knapp und unsere gammelige Zeitmaschine nur sehr bedingt für längere Reisen zu gebrauchen, deshalb langt es nur für einen sportlich kurzen Trip in das wonnige Jahr 2021, als ja alles bekanntermaßen besser war, der Mond besiedelt, die Amüsierdamen in den Mondsaloons leicht und farbenfroh beschürzt, die Raumanzüge selbstbewusst quer über die Farbpalette durchgegendert und verwegene Prospektoren und skrupellosen Mondrinderbarone – äh – naja, das übliche geldgierige Gesocks, noch so richtig verwegene Prospektoren und übles Geldgieriges Gesocks waren.

Hier sausen unermesslich wertvolle Asteroiden querfeldein durch das erstaunlich vollgestopfte „Nichts“, hier rauchen die Colts – buchstäblich – auf einem Mond, der wirklich nur ab und an so viel Anstand hat, wenigstens so zu tun, als ob Gravitation oder das Fehlen derselben in irgend einem wie auch immer gearteten Zusammenhang zum Physikalischen Universum stünden, es wimmelt von wirklich ganz herzallerliebsten Raumstationen (Sydneyoper auf dem Mond anyone?) und possierlichen Fahr- und Fluggeräten. Die oben schon erwähnte Mondsaloonbar inklusive psychedelisch angehauchter Tanzgruppe und viel Mondwhiskey lädt ein, nur allzu verständlichen Frust, etwa, wie unser Held, nach einem stattlichen Marsabenteuer (off screen) wieder auf den Erdenmond (relativ on screen) runtergesackt zu sein, vergessen zu machen.

Überhaupt lugen so viele zauberhafte swinging sixtys Details um jede Ecke der liebevoll ausstaffierten Mondphantasmagorie dass man fast den Eindruck gewinnen könnte, nicht im Jahr 2021 sondern 1969 in einem eher günstigen Filmset der legendären Hammer Filmstudios gewissen Filmschaffenden bei dem irgendwie leicht in die unstabile Seitenlage geratenen Plan beizuwohnen, im Jahr der echten Mondlandung einen Spielfilm zu kredenzen, der einfach fröhlich auf die realen Fernsehbilder eines der grötßen Menschheitsabenteuer pfeift und lieber einen in vielerlei Hinsicht beknackten Mondwestern zusammendeliriert, für den sich dann konsequenter Weise irgendwie niemand so richtig interessierte.

Wem nun langsam der Verdacht kommt, dass unsere „Zeitmaschine“ auch eher verdächtig einer Bong ähnelt als einem technologischem Wunderwerk aus irgend einem verschusselten Phantasielabor dubioser High (sic) Techniker, könnte auf der rechten Spur sein. Andererseits: Die Mondlandung wurde ja bekanntermaßen auch von einem britischen Filmemacher (hustKubrikhust) insziniert und uns ist im Moment ohnehin alles Mögliche möglich und ziemlich scheißegal, deshalb einfach mal zurücklehnen, Sixtys-Smarties, Rauchwerk und Feuerwasser zurechtgelegt, um sich eine schöne Drönung Moon Zero Two ins Hirn zu strahlen, damit endlich mal, wenigstens für ein paar dutzend Minuten, etwas anderes unsere Sinne vereinnahmt als die schreckliche Kacke, die uns grade auf allen Kanälen vor den Latz geknallt wird.

MOON ZERO TWO

GB 1969
R.: Roy Ward Baker

19:00 Startvorbereitung, Countdown, aufsatteln
20:00 Giddyup up and away!

J+F+A

ps.: random musictip yall




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10.03.2022

Hochverehrtes Publikum,

nun haben ja nicht alle unserer Stammgäste und -zuschauerinnen eine waschechte HfG-Biografie auf dem Kerbholz, aber durch unser Programm unvermeidlicherweise eine nicht immer unanstrengende Seh- und Denkschule absolviert. Aus dieser in vielen Stunden erarbeiteten gemeinsamen Perspektive lassen sich Sachverhalte beleuchten, die keine Hochwissenschaft durchdringen könnte. Etwa die Fragestellung, wie sich wohl Offenbacher Filmstudenten der 90er einen 80er Jahre Diplomfilm der Kollegen in München vorgestellt hätten.

Thesenhafterweise etwa so: Schnösel aus besserem Hause (ausschließlich Männer) sind erst kürzlich den krachledernen Hosen entwachsen und geben sich angepunkt, obwohl sie genetisch unzweifelhaft Popper sind. Dabei bleiben sie filmstilistisch und politisch unverdächtig genug, um dicke Fördertöpfe anzapfen und damit bereits vor Beginn ihrer aalglatten Karriere in Farbe und 35mm drehen zu können. Als Simulation sozialer Kompetenzen wird ein „Gemeinschaftswerk“ produziert, in dem der Abschied von der eigenen, nicht annähernd ausgelebten, aber als progressiv verklärten „Jugend“ zelebriert wird. Dabei bedient man sich einer vorgeblich gesellschaftskritischen Attitude, die hinreichend diffus bleibt, um keinem wehzutun. „Authentizität“ wird erzielt durch das Casten luftig bekleideter, medienprominenter Drogensüchtiger, wobei natürlich keinesfalls voyeuristische Mitnahmeeffekte beabsichtigt sind. Die kreuzspießige, muffige Führerstadt wird mangels echter Grittyness zur verruchten Metropole umdekoriert, um einen Rahmen für Handlungsfetzen zu bieten, die ebenso pathetisch konstruiert wie verachtenswert weinerlich sind. Mühsam wird mit einigen betont kantigen Tracks (die nie im Bajuwarischen hätten entstehen können) kaschiert, dass Spider Murphy Gang der schlüssigere Soundtrack gewesen wäre. All das ermöglicht den Absolventen einen reibungslosen Übergang in den mittelklassigen Mainstream, und wird flugs mit zahlreichen Aufträgen honoriert – Polizeirufe für die einen, Manta Manta für den anderen.

Ist es so? Oder sind die imaginierten HfGler der 90er schwer belastet von substanzlosen Vorurteilen? Gar schlicht nur neidisch auf maßgeschneiderte Bundfaltenhosen und Maßkrüge voll Kokain?

Ihr entscheidet! Hierfür gilt es einzutauchen in die NEONSTADT, den nächsten Flashback in unserer Miniserie „Bundesdeutsche Peinlichkeiten der frühen 80er“.

See you!

F&J&A




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17.03.2022

Ist wirklich, liebe Freunde:innen filmischer Extravaganzas,

„Alles Fürchterlich“?

Von der Gegenwart schweigen wir jetzt mal einen Moment, aber das Treiben diverser Filmstudenten:innen, deren Ergüsse wir in den letzten Sessions goutieren durften, lässt bei aller bunter Verspielt und Verspultheit zumindest den Schluss zu, das schon immer so einiges im Argen lag und liegt und liegen wird, aber trotzdem oder gerade deshalb auch sehr vieles dafür spricht, dass die vielen Irrungen und Wirrungen von Lebensgefühligkeit, dubiosen Modenarreteien und allgemeinem zielos-haedonistischem Getue ganz und gar nicht fürchterlich, eher das genaue Gegenteil davon bedeuten, waren, sind und hoffentlich auch noch lange sein werden.

Realität ist eben nicht nur, was sie ist, sondern auch, was man aus ihr in ihr macht.
Die große HfG Antwort-Show auf die Münchner, Berliner und sonstigen frisch geschlüpften Kreativneurotiker der letzten TMN Wochenschauen, steht schon in den Startlöchern bzw. wird eifrig gesichtet und konvertiert, aber aus gegebenem Anlass (und weil ein paar Player aus unserer Hochschulvergangenheit nicht anwesend sein können, um uns in Persona mit wichtigen und unterhaltsamen Input, Anekdoten und fadenscheinigen Rechtfertigungsversuchen zu den jeweiligen Filmen zu beglücken), zeigen wir heute ein Spezialprogramm, das sowohl mit der TMN im allgemeinen, als auch deren Akteuren im Spezielleren und möglichen Schwestern und Brüdern im Geiste jenseits des großen Teiches im Allgemeinsten, zu tun hat.

EVERYTHING IS TERRIBLE: THE MOVIE
und
Selektiertes aus den Schatzkämmerchen der HfG Filmklassen, subjektiv und ein wenig egozentrisch von einem gewissen 55 jährigen Kurator handverlesen.

Die überbordende Bilderflut darf bei aller Respektlosigkeit in Form und Inhalt, mit ein wenig Augenzwinkern und von nervös rauchigem Husten begleitet, als große Liebeserklärung an das Abseitige, an die Zauberkraft der Montage und die ästhetische Freude am Missverständnis, dem Fehler, dem Irrtum und dem ganzen Schlambambes, der bilderflutigen Hemmungs- und Respektlosigkeit von wüst zusammenassoziiertem Bewegbilderwahnsinn, verstanden werden.
 
Lasst Euch überraschen!*
 
19 Uhr: Alle so: Wir könnten das Paradies sein (Glugger, Dampf)
20 Uhr: Auch Alle so: Doch wir sind: Die Hölle. (Gröhl! Jubel! Prost!)
 
J+F+A

* Gegeben ward ein HERRJÖRGRITTER SPECIAL (rapid eye groovement, Jaques et Cornele, jack not Jack Pilot, terrible dream, Fake fact File three 1-3, techitechitekkyskapypopo Show 2.0)




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24.03.2022

Tja Leute,

die 80er sind noch nicht vorbei. Einen haben wir noch. Nach unseren Ausflügen nach Hamburg (DECODER, dytopische Paranoia) und München (NEONSTADT, filmemachende Nabelschau) müssen wir natürlich noch in die Mauerstadt. Seinerzeit wär es vielleicht auf DER EINBETONIERTE ENGLÄNDER als Titel rausgelaufen, aber in 2015 wurde es dann

B-MOVIE: LUST & SOUND IN WEST-BERLIN 1979–1989

Egal – wichtiger ist, dass uns eine verdammt elegante Überleitung gelingt vom letztwöchentlichen Found-Footage-Massaker. Auch dieses Mal erwartet uns ein Stakkato von Material aus unterschiedlichsten Quellen, nicht nur Terrible, sondern auch hypernervös, hyperaktiv, hyperkreativ, autoagressiv depressiv, mit gespikten Haaren oder gleich ohne, vollgedröhnt und die Kerze an drei Enden angezündet. Dabei gelingt das Kunststück, gleichzeitig merkwürdig uplifting zu sein – könnte daran liegen, dass wir einer semi-fiktiven Biografie folgen, einer Art Independent-Version historisierenden Event-Fernsehens.

Allerdings: Hier malt die Erinnerung nicht mit goldenem Pinsel, sondern die Macher feuern eine Schrotflinte auf eine Kiste voller Goldlack-Sprühdosen ab. Aber hey – die dürfen das, denn der Ich-Erzähler war dabei, ja ist dabei, sowohl in historischem Material wie auch auf neu gedrehtem vermittels eines proper Lookalike, und in diesem Durcheinander verliert man schließlich komplett den Überblick. Fast wie auf einer guten Party. Und wie dort ist es ein bisschen übersteuert, ein bisschen zu voll mit interessanten Leuten, ein bisschen too much, zu großmäulig und zu euphorisch, aber scheiss drauf, für heute.

See you!

F&J&A



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31.03.2022

Hochverehrtes Publikum,

auf verschlungenen Wegen hangeln wir uns weiter durch einen dampfenden Dschungel voll prallem Leben, wimmelnder Found Footage, spekulativer Zeitgeistanalyse, Mansplaining-Voiceovern und allerlei Lebenskonzepten, die zwar IRL ins evolutionäre Off führten, mit zunehmender zeitlicher Distanz aber umso erinnerungswürdiger scheinen.

War unser Programm letzter Woche noch gesprenkelt mit subkulturellem Herumrandalieren (welches sich posthum zum zivlisatorischen Meilenstein verklären ließ), wird in dieser Woche der letzte Niveaustöpsel gezogen und das Auditorium mit unverdünntem Schund, Sleaze und Schwachsinn geflutet.

DAS IST AMERIKA, Teil 1 ist ein später, aber mustergültiger Mondo-Film, also in jenem Genre verortet, das unter dem Vorwand dokumentarischer Aufklärung ziemlich genau das Gegenteil leistete. So unterschiedlich die verantwortlichen Crews und Ursprungsländer waren, so sehr man abseitigste Themengebiete ausdeutete (Mondo Freudo, anyone?), gab es doch Gemeinsamkeiten zwischen all diesen Produktionen: Authentizität war fakultativ, Sex, Crime und Gewalt hingegen obligatorisch, das Draufhalten auf ahnungs- und hilflose Personen üblich und eine zynische, auf maximales Aktivierungsniveau zielende Grundhaltung sowieso.

Daher sei gleich angemerkt, dass wir uns und Euch keine der wirklich üblen Shockumentaries zumuten. Die machen keinen Spaß. Also wirklich gar keinen.

DAS IST AMERIKA hingegen hat zwar einige Grobheiten aufzuweisen, spielt seine Stärken jedoch überwiegend auf andere Art aus – es schmuddelt nach Kräften und ist somit TMN-relevant. Dabei filmhistorisch schillernd wie eine Schmeissfliege: niemals remastered, nur auf einem russischen (!) Server in voller Länge im Netz zu finden, und selbst zum Regisseur lassen sich nur dünnste Spuren eruieren.

Die schöpferische Kraft jenes Romano Vanderbes scheint sich in drei AMERICA EXPOSED Filmen weitestgehend erschöpft zu haben, und man könnte fast vermuten, dass wir es mit einem Pseudonym zu tun hätten, wenn Pseudonyme Töchter haben könnten, die in haargenau einem Film mitspielen, den sich ihr Pseudonymvater ausgedacht und produziert hat.

Pädagogische Empfehlung - Wir raten ab.
www.filmdienst.de

Wir haben einiges an Mühen auf uns genommen, um dieses von 1977 datierende Sammlerstückchen für Euch aufzubereiten, und zwar in der unbezahlbaren deutschen Synchro, welche nicht mal die Russen haben. Erstmals in der TMN in voller Länge, nachdem wir vor schlappen 19 Jahren ein Potpourri aus Teil 1-3 im Hauptzollamt (!) in Ffm aufführten.

Es ist Zeit für die ganze Wahrheit.

Seid ihr Reiche Ranchers genug?

F&J&A





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07.04.2022

Von Tag zu Woche höher geschätztes, strapazierfähiges Publikum:

Bleiben wir einfach unten im Sumpf des wissentlichen Ignorierens, exploitistischem Habitus und kostengünstigem Leckmich-Filmemachertums. Auch der dieswöchige Film ist ein mit rostiger Heckenschere und ranzigem Pferdeleim zusammengestümpertes Zelluloid-Ungetüm, dass sich zwar nicht erdreistet, auch nur im entferntesten irgend etwas mit den realen Zuständen unseres an realen Missständen reichen Planeten zu tun haben zu wollen, aber dennoch mit gutem Gewissen als anschauliches Beispiel für real existierende Skrupellosigkeit im Umgang mit Material, Menschen, Publikum und Zeitgeist zwecks Mehrung der Kokain-Portokasse windiger Produzenten durchgehen kann. Ein garstiges geistiges Geschwist (sic) der beknackten Letztwochenfilme ist

NIGHT TRAIN TO TERROR
(USA 1985, Regie: drei arme Schweine, Drehbuch: Herr Yordan, Schnitt: irgend ein verkokster Praktikant?)

allemal.

Wie schon so häufig, hatte irgend ein seelenloser Produzent aus Langeweile und Geldgier die Idee, tief ins Fahrwasser eines aktuellen Filmtrends einzutauchen. Und zwar dort, wo es am brackigsten ist. Es galt, ohne allzu großes Engagement, Kosten, Geschmack und Skrupel drei Filme, die damals einfach zu beschissen zum auch nur Fertigstellen waren, aus den Studioarchiven zu fischen und, aufgepeppt mit einer „Rahmenhandlung“ und fetziger 80er Popmusik („Darf nix kosten! Lassen wir den Rahmenhandlungsdrehbuchschreiber-Sohnemann einfach mit ein paar Freunden ein einziges Lied wieder und wieder vor sich hin jaulen, das kommt bestimmt gut an bei der MTV-Generation“), zu einem trendigen Anthalogiefilm-Klon a`la „Creepshow“ oder „Unheimliche Schattenlichter“ zu verhackstücken.

Und die triefäugigen Jungmenschen des Jahres 1985 staunten denn auch nicht schlecht, als sie die Geschichte von Gott und „Lu Sifer“ (warum darf eigentlich Gott Gott heißen und Luzifer muss als Lu Sifer herumwursteln?) vorgesetzt bekamen, die in einem magischen Zug durch das Weltall rasen und drei bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Kurzversionen nicht zuende produzierter Horrorschlockfilme angucken, um zu beurteilen, welche der gemeuchelten Seelen nun in den Himmel oder in den Trump-Tower gehört, während ununterbrochen eine quatschig posende achtziger „Band“ immer das gleiche Lied durch die Eisenbahnwaggons (die verdächtig nach schlecht dekorierten Wohnräumen aussehen) plärrt und Teenager-relevante Meta-Statements zum besten gibt. „Everybody has got something to do – everybody but you!“ Damit kann nur das Kinopublikum gemeint sein. Immerhin bietet der schwer verdauliche Resteeintopf einiges, was das Herz des gepflegten Trashkonsumenten höher schlagen lassen dürfte: verworrene Handlung, sadistische Foltereien, Naziunfug, Satanisten, Neumanneumanneumann-Momente galore, Knetmonsterspinnen, Modelleisenbahnen, wirres found footage Jahrmarktzeugs: You name it.

Der Vater des Bandleaders, wie oben schon erwähnt als Drehbuchautor für die Gott / Lu Sifer Zwischensequenzen verantwortlich, ein gewisser Herr Yordan, ist übrigens ebenfalls eine durchaus schillernd bis schattige Figur! Von den Dutzenden von Drehbüchern und Story-Ideen, die er vorgeblich in seiner immerhin 52 Jahre umspannenden Karriere verfasst habe, scheint nämlich ein gerüttelt Maß nicht auf seinem kreativen Mist gewachsen zu sein. Das lag einerseits daran, dass er in der McCarthy-Ära als Strohmann Skripts von auf der schwarzen Arbeitsverbotsliste stehenden Autoren unter seinem Namen veröffentlichte und an den Produzenten“Mensch“ brachte (was recht Ehrenwert war, denkt man an die sprichwörtliche Hexenjagd, der seinerzeit unter Kommunismus-verdacht stehende Autoren:innen ausgesetzt waren), er allerdings andererseits auch schon deutlich vor Beginn des fröhlichen Kommunistenjagdzeitalters gerne mal die ein oder andere Idee „aufschnappte“ oder sich unverdiente Credits zuschusterte und gerne als Skript-Doktor vielen Drehbüchern den „letzten Schliff“ verpasste – um dann gleich die Kredits als Drehbuchautor einzukassieren. Wikipedia tratsch gut gelaunt:

"A common anecdote in Hollywood was that he hired someone else to go through law school for him using his name to get the degree without having to do any of the work, however Yordan himself denied it."

Machen wir uns also gemeinsam auf zur philosophisch-religiösen Popreise im Star-very-very-light-Express zwischen Himmel, Hölle und MTV-Klappsmühle!

J+F+A

19:00 Uhr Bahnsteigtickets kaufen
20:00 Uhr beliebige Tickets einwerfen




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14.04.2022

Allerwertestes Publikum,

unwiderstehlich ist die Verlockung, anlässlich von DAS IST AMERIKA, Teil 2 die kürzeste Einladung aller Zeiten abzuliefern:

(....) rattenvertilgende Stadtstreicher in der Kanalisation Manhattans und eine genüßlich Blutwürmer verzehrende Mittelstandsfamilie gehören zu den Schock-Höhepunkten dieser angeblichen Dokumentation im Stil der "Mondo Cane"-Filme, unterlegt von einem verlogen moralisierenden Kommentar.

Wir raten ab.
www.filmdienst.de


Wir nicht!
See you

F&J&A





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21.04.2022

Drogi Zgromadzeniu,
gute Güte, mittlerweile ist unsere kleine Veranstaltung so „Lowbrow“, dass ein wenig „Highbrow“ Entertainment geraten scheint, um zu vermeiden, dass sich unsere Augenbrauen komplett mit den Schamhaaren jedweden Geschlechtes verheddern. Allzu viel Hoffnung auf eine Zeitenwende hin in die luftigen Gefilde der Hochkunst möchten wir allerdings schon im Vorfeld der Veranstaltung zerschmettert wissen. Natürlich geht es demnächst wieder im Kamikazesturzflug zurück in den Sumpf, schließlich kommen wir nicht zum allwöchentlichen Arthouseseminar zusammen sondern dürfen uns mit Fug und Recht als Schlammtaucher der abseitigen Kino-Künste verstehen. Teil 3 von „Das ist Amerika“ guckt sich schließlich nicht von alleine. Und wenn ich an das brachial beschissene Country-Musical "The Howling 7" denke, dass uns womöglich noch bevorsteht... brrr. Alptraumhafte Aussichten, wohin der gequälte Geist und das trottelige Auge auch schweifen.

Deshalb also: Tief Luft geholt, die Zeit und Logik einfach mal links liegen lassen und die volle Aufmerksamkeit auf Herrn Has und Herrn Schulz gelenkt, zwei Experten in Sachen Traum, Surrealismus, Oedipalparanoia, jiddischem Mystizismus und typisch osteuropäisch undurchsichtiger Polit-was-weiß-ich-denn-krittelei mit sardonisch-nihilistischem Einschlag und radikaler Bilder(oy)gevalt (sic).

Sanatorium pod klepsydrą (etwa „Das Sanatorium der Sanduhr“), vom offensichtlich komplett überforderten deutschen Filmverleih als Das Sanatorium zur Todesanzeige in die Kinos gebracht, gilt als einer der bedeutendsten Film, die unser Nachbarland Polen (neben weniger bekannten Klassikern wie „Women of Mafia 2“ um nur einen zu nennen), auf das 1973 noch nicht ganz aus dem Drogendelirium der Hippiezeit aufgewachte Kinopublikum los lies. Weil das surrealistische Epos um einen Kindmann, der seinem sterbenden Vater in einem strickt nach Traumlogik und zirkulärem Stream-of-Uncounciesness erbauten Sanatorium einen letzten Besuch abstatten will und sich dabei heillos in Erinnerungsfragmenten und antilogischen, amorph fließenden Situationsszenarien verliert, den polnischen Regierungs-Antisemiten gar zu semitisch und Systemkritisch erschien, wurden die Filmrollen kurzerhand falsch beschriftet und auf diesem Wege nach Cannes geschmuggelt, was Ingrid Bergmans Jury mit dem „Preis der Jury“ belohnten und dem Regisseur ein acht, neunjähriges Berufsverbot einbrachte.

Viel wurden über den ausgebildeten Maler und Regisseur Wojciech Jerzy Has und den Autoren der dem psychedelisch – surrealistischen Epos zu Grunde liegenden Geschichten Bruno Schulz, von Berufeneren zu Papier gebracht, weshalb wir uns Abrisse der faszinierenden Biographien der beiden Tausendsasser einfach mal schenken und lieber einige „random qoutes“ von anderen, willkürlich aus dem pseudoneuronalen Internetzwerk gefischten Knülch:Innen ohne großes Ziel und klaren Zweck zitieren wollen.

Dem Film angemessen verzichten wir auf Zuordenbarkeit in Form von Autor:Innen Nennung oder gar Quellenangabenfirlefanz.

Stochert doch selber mal ein wenig in der Allwissenden Müllhalde, ihr seid alt genug, sapperlot.

„I am not responsible for my dreams''

Has that poster got you by the balls?

Crow frozen in flight; Józef spying on Józef; eyeballs under the bed

nonsensical, pseudo-philosophical dialogue delivered in a maddeningly childish way

The Hourglass Sanatorium is one of those persistently dreamlike movies which you must surrender to, rather than fighting.

It is exactly my brand of pretentious artsy fartsy bullshit. It feels like reading Alice and Wonderland while having a stroke. Cinema baby!

far too many gratuitous shots of half-naked women conjure up an image of a director more lecherous than respectful

NowakNowakNowak

Kompletter Wirrsinn

Let a blind conductor be your guide inside a crumbling hospital whose rooms hold wonder after wonder.
 
I'm sorry, what?

J+F+A

19:00 Notaufnahme
20:00 Vollnarkose




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28.04.2022

Liebe Bildungsfernreisende,

und noch einmal geht es über den Atlantik und zurück in der Zeit.

DAS IST AMERIKA, Teil 3
wurde erst 1990 – also mehr als zehn Jahre nach den ersten Exkursionen – produziert, aber es ist wundersamerweise so, als sei kein Tag vergangen. Das Team um Romano Vanderbes war möglicherweise irgendwo in einer Kokainlawine verschüttet und somit bestens konserviert, hat sich nun freigeschnuppt und macht einfach weiter. Sogar der schlimme Pseudopunk Titeltrack ist der Gleiche!

Vielleicht war es aber auch einfach so, dass mit dem Niedergang der Bahnhofskinos bzw. der 42.-Straße-Grindhouses schlicht der Markt für schmuddeligen Schwachsinn schwand und das für Nr. 3 bereits gedrehte Material um ein Haar im Orkus verlorengegangen wäre. Jedoch: mit den beginnenden 90ern fand man sich in der unerwartet glücklichen Lage, dass ein unersättlicher Direct-To-Video-Markt so ziemlich alles aufsog, was lieferbar war. Und Romano konnte liefern!

In der VHS Kassette fand sich noch die Schnittliste von 2003 , die uns seinerzeit dazu diente, die „besten“ Szenen zu identifizieren. Trotz weitgehend unleserlicher Handschrift finden sich Stichworte wie Bettlerschule, Prügelbar, Rentnerkarate, Knastgroupies, Killerschule, Klu Klux Kids, was bewährtes Niveau erwarten lässt.

Wie bei den anderen Teilen ersparen wir Euch keine einzige Episode, denn auch die läppischsten Schwindeleien sind mittlerweile zu Zeitkoloritdokumentationen der unfreiwilligen Art gereift. Obendrein haben wir die 99 Minuten lange 18er Version zur Hand, nicht die schlappe 79-Minuten-Fassung für minderjährige Schwächling(e)/*_:innen – The Bigger, The Better!

Eine immer verlässliche Quelle für filmtheoretisch fundierte Analysen und virtuose Sprachfiguren war das Fachmagazin VideoMarkt, dessen Einschätzung wir Euch zum Geleit mitgeben möchten:

Bilder aus Amerika: im Lande der naiven Freien, offensiv Tapferen und krankhaft Verklemmten ist die Attraktivität der Extreme weit stärker ausgeprägt, als derzeit hierzulande. Die Aktivitäten des faschistoiden Ku-Klux-Klan, der Schick ungewöhnlicher Gaumenfreunden, die Faszination und der exzessive Gebrauch von Waffen, Sex, Macho-Riten und der alltägliche Terror, das medial erfahrbare Kaleidoskop Amerika ist auch ein komprimiertes Video-Erlebnis.

Auf zum gemütlichen Dekomprimieren!

F&J&A





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05.05.2022

Liebe Trasmoouuuououououuuuouuuuuviemenschen und Tierchen,
an diesem Punkt in unserer renommierten Veranstaltungsreihe ist es schon fast euphemistisch, von „freiem Fall“ durch den dreidimensionalen Raum des kinematografischen Realitätswahrnehmungskosmos zu sprechen. Vielmehr schlingern wir durch eine Art Quantenschaumbad aus gezielter Realitätsverweigerung, -verbiegung und -zertrümmerung (Das war fucking Amerika, Herr Breens verstörende Erlösungsfantasien, kunstvoll und untertitelbefreit dargebotene, surrealistisch-träumerische Polit-Phantasmagorien polnischster Machart etc. pp.).

Gehen wir also beherzt ins Detail und begutachten diesmal ein ganz entzückend missratenes Bläschen dieses faszinierend irrelevanten Unterhaltungsgeblubbers irgendwo zwischen lustloser Genreverweigerung, verworrenen Spezialinteressen und kompletter Kapitulation jedweder künstlerischer Ambitionen und stürzen uns in die bizarre Paralleldimension des Herren Clive Turner.

The Howling VII – New Moon Rising
a.k.a. Das Tier ist zurück, USA 1995

Im Jahre des fidelen Zombiehippies 1981 legte Joe Dante mit „The Howling“, mal wieder zielsicher und inhaltsgetreu als „Das Tier“ übersetzt und in die deutschen Kinos gepumpt, einen fetzigen, sehr günstig produzierten postmodernen Werwolfschlocker vor, der bei einem Einsatz von 1 Mio schlappen Dollars beachtliche 17-ebbes Millionen erwirtschaftete und sich als augenzwinkernder Innovator des Genres in die verlümmelten Herzen der zwischen Koks, Kiff und Medienkonsum herumeiernden Jugend schlich.

Klar, dass das Konzept, so wenig Geld wie nötig auszugeben, ein wenig Blut, billige Maskeraden und den ein oder andere blitzende Busen nebst eher lauen Witzchen zusammenzufilmen und die trübe Zelluloid Brühe in schneller Folge in die Kinos, dann ohne Umweg direkt die Videotheken zu kippen, eine sichere Sache und der schnörkellos direkte Weg in den filmischen Abgrund war. Irgendwann, in Teil 3 der Serie, tauchte zum ersten mal der Name Clive Turner im Abspann auf. Der junge Mann, seinerzeit als Location Manager angeheuert, produziert ein Jahr später Lawnmower Man 2: Beyond Cyberspace und fühlte sich daraufhin berufen, Teil 4, 5 und 7 der mittlerweile schon leidlich vor die Hunde gekommenen Werwolframschereie nicht nur zu schreiben, sondern auch die Regie, die Produktion und den Schnitt zu übernehmen, um im vorläufigen Tiefpunkt seines nur sehr wohlwollend als „filmisches Schaffen“ zu bezeichnenden Getues und Gemaches, sogar selbst vor die Kamera zu treten.

Während nun durchaus Beispiele für immerhin leidlich motivierte und aus dem richtigen Blickwinkel (nämlich auf Augenhöhe im Morast) betrachtet sogar irgendwie interessante Film-Egomanen (*hustBREENhust*) auch in unser Schrottfilm Oevre um einige Schmodderperlen bereichert haben, liegt der Fall Turner ein wenig komplizierter unter den runtergeklappten Kinnladen der fassungslosen Betrachter:innen.

Dieser Tausendsassa schaffte nämlich das Kunststück, einen Werwolf Film zustande zu bringen, der bis auf wenige Sekunden (!) gänzlich auf Werewölfe verzichtet. Kompensiert wird dieser Mangel durch großzügig bei sich selbst geklaute „Handlungs-“ und Wolfs-Subjektive-Schnippsel aus den beiden Vorgängerfilme – und irritierend viel live dargebotene Countrymusik, die der Regisseur nicht müde wird, in der einzigen nennenswerten Location des Films (einer der trostlosesten Bars der Filmgeschichte, wo sich Aso und Asonette gute Nacht sagen und offensichtlich die tatsächlichen Stammgäste des echten Etablissements ihre drögen Sätze aufsagen müssen), wieder und wieder einzustreuen. Die gequält dreinblickenden Normalos vom untersten Ende des sozialen Spektrums versuchen nicht mal, ihr „Bestes“ zu geben, um sich mutmaßlich ihr Gehalt in Form von dünnem Bierchen und Gehirnzellen zersetzenden Schnäpschen zu verdienen, während der Regisseur einen beschissenen gespielten Sketch nach dem anderen zu inszenieren versucht, dabei ungesund, zottelig und schmierig grinsend irgendwie rumsteht, um uns die Zeit zwischen den Liveauftritten der Countryband und den vollkommen undurchsichtigen Handlungsfragmenten vollends zu versauen.
 
Warum um Himmels willen dreht jemand nicht einen, sondern DREI Werwolf Filme, der nicht das geringste Interesse an diesem Genre, ja, am Horrergenre im allgemeinen, zu haben scheint? Finden wir es heraus in dieser ganz speziellen Trash-Absonderlichkeit, die, wie mittlerweile üblich, mehr Parallelen zu den Vorgängerfilmen unserer mit Schallgeschwindigkeit fröhlich in den Abgrund sausenden kleinen Veranstaltungsreihe aufweist, als es einem lieb ist, und nebenbei bemerkt in einer gammeligen Umzugskiste auf dem Sperrmüll unweit des W7 Ateliers im schönen Offenbach am Main entdeckt, gerettet, gerippt und inklusive deutscher Schundsynchro den geneigten Trashkonsumenten kredenzt wurde und wird.
 
Getränkeauswahl diesmal ganz klar:
Alles.
Billig und viel.
 
Kleines WIKI / Filmdienst Bonuszitat:
Der Filmdienst urteilte, der Film biete „planlose Ausleuchtung und [...] miserablen Ton“ und „Leerlauf“, die gesamte Produktion grenze an „groben Unfug“
 
In diesem Sinne, liebe Welpen:innen!
 
19:00 Wolfsgeheule
20:00 Countrygejaule
 
J+F+A





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12.05.2022

Geehrtes Publikum,

wir reden nicht lang um den heissen Brei herum: Unser Hauptdarsteller ist 83cm groß.

Ihr würdet uns sicher zutrauen, diesen Fakt als Anlass für allerlei billige Wortspielereien im Rahmen dieser Einladung zu nehmen, aber selbst wir sind gelegentlich für Überraschungen gut – und lassen es einfach.

Zeitgemäße Reaktionen auf das rund 40 Jahre alte High Concept „Kleinwüchsige Bond-Kopie“ liegen irgendwo im Bereich zwischen „wir müssen reden“, „Freakshow, geht gar nicht“ und „Anzeige ist raus“. Nun könnte man – und wir tun es – dagegenhalten: Ganz, ganz viel der tagesaktuellen vorgeblichen Sensibilität ist einfach nur nebelkerzige Pseudosolidarität mit marginalisierten Gruppen. Hollywood hat in einen shitstormparanoiden Wokeness-Simulationsmodus geschaltet, der (keine 50 Jahre nach den ersten, zwischenzeitlich vergessenen Blaxploitation-Moves) sich mittlerweile so weit wähnt, dunkelhäutige Identifikations-Figuren anzubieten – aber sexy sollen sie schon sein. Und/oder irgendwie weiblich, sonstwie „divers“, vielleicht sogar ein bisschen genderdiffus oder mit einer modischen psychischen Diagnose, aber doch bitte figurbetont gekleidet und ohne Akne. Ohne Sprachfehler, dicke Brille oder fetten Arsch. In der Marketingabteilung entworfene menschliche Starbucksdeko, hippe Phrasen droppend, smart frisiert, irgendwie „modern“ und recyclingfähig.

Auftritt Weng Weng!

Heutzutage hätte er vielleicht die Chance, in einem Anspruchsdrama zur Betroffenheitsproduktion beitragen zu dürfen. Jedoch: Als Actionstar? Womanizer? Martial Artist? Mit einer Knarre ballernd, so groß wie er selbst? Ernst gemeint? No way.

Und damit purzeln wir in die wunderbare Welt des phillipinischen Actionkrawalls, in der so einiges möglich ist, eben unter anderem, dass Empowerment stattfindet, ohne dass irgendjemand Aufhebens darum macht. Verblüffender noch als der Umstand, dass es diesen Film überhaupt gibt, ist, dass er es sich nicht einfach macht: FOR Y'UR HEIGHT ONLY ist eben gerade keine Klamotte auf Kosten eines drolligen kleinen Kerlchens.

Vielleicht hat keiner drüber nachgedacht, vielleicht war es volle Absicht: der Film kickt Erwartungshaltungen quer durch den Raum. Auch völlig nüchtern sieht man zwei Sachen gleichzeitig: Dass Weng Wengs Körpergröße unübersehbar relevant ist, und gleichzeitig total unwichtig. Da sitzt einer am Tisch, über den er kaum drüber schauen kann, aber es ist eben so, und warum sollte er nicht trotzdem normalen Agentenstuss erzählen?

Klamauk- und Kanonenfutter sind so ziemlich alle ausser ihm, Handicaps werden zu Assets: wer nicht ans Kinn kommt, nimmt die Eier. Zupass kommt Weng Weng dabei das Kampfkunsttraining, das er IRL seit seinen Jugendtagen absolvierte. Krasse Herausforderung: es gibt keine Stuntmänner unter einem Meter! Also alles selbst drehen. Wenn keine Zeit ist, ein Trampolin aufzubauen, lässt man sich eben ins Set werfen, fuck it.

Weng Weng war für ein paar Jahre ein Star auf den Philippinen, bis er – wie viele Kleinwüchsige – früh verstarb. Vom Publikum innig geliebt, vielleicht weil er eben nicht als bedauernswertes Symbol für Unzulänglichkeit und Einschränkung gelesen wurde, sondern als einer, der trotz widrigster Umstände sein Ding durchzieht. Der als in Armut aufwachsendes Kind Actionfilme super findet, und gegen jede Wahrscheinlichkeit später selbst auf der großen Leinwand Arsch tritt. Und einen Hit landet.

Nun ist unser Format immer noch die Trashnite, und wäre FOR Y'UR HEIGHT ONLY nur ein Lehrstück über Respekt wo man keinen vermutet, wären wir nicht zuständig. Aber erfreulicherweise ist der Film einerseits eine ziemlich straighte Agentengeschichte, andererseits komplett gaga und voll gehirnerschütternder Details, die wir keinesfalls verpassen wollen: Schmierigstes spätsiebziger Manila-Locationflair mit schmetterlingskragigen Nyltesthemden, viertklassige Schufte, die nur sprechen können wenn sie eine Kippe im Mundwinkel haben, alle sind hinter der „N-Bombe“ her, ansteigende Spannung für eine Erklärung des fehlenden O im Titel, und natürlich: eine Agentenausrüstung der abseitigeren Sorte*.

See you!

F&J&A


*Anyway, unlike James Bond, Weng Weng gets his assignment and his gadgets from the same guy, presumably because the Filipino Secret Service can't afford to have two separate guys do this, or perhaps because there are not enough letters in Tagalog to support having both an M and a Q.

The M and Q guy, like all the characters in the movie, speaks in 1930's American gangster slang, and he gives the l'il guy his gizmos with some interesting twists. And, bizarrely enough, he keeps complimenting 00 on his listening skills.

First, there is a radio controlled hat which looks just like one of those red, white and blue trimmed straw boaters that they wear on the floor of political conventions. Well, the "secret" agent looks mighty dapper in this, let me tell you. There isn't any explanation of why a secret agent would need a radio controlled Maurice Chevalier hat, but the bad guys seem to be deathly afraid of it. Perhaps there is the ever-present fear that he might break into "Thank Heaven for Little Girls" in his squeaky voice. Of course, if that was the plan, the Agency could have saved a few bucks, since this tactic would be just as effective with a non remote controlled hat.

Then there is a fountain pen which kills. "Of course. It isn't any good if you need to write with it, but we can't have everything."

Then there is a ring which can detect poison. It is made out of gold because the service couldn't afford platinum. Times are tough at The Secret Agency. They couldn't afford any marketing guys to create a catchy name for them, so they're just The Secret Agency.

Luckily, the bad guys are no better off, and have to drive Volkswagens. This is only one sign that their Evil Organization isn't doing that well. I'm pretty sure it's because their plan is to sell heroin to every sandbox and kindergarten in the country. Well, that's certainly evil enough, but it doesn't sound real profitable. I'm not sure if the little 1979 Filipino kindergarten kids had all that much disposable income, so Evil Organization's gross sales must be pretty low, and I think they can forget about floating that IPO. Either that, or the bad guys have priced the heroin so low that they can't make a profit from it. Either way, it isn't much of a plan.




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19.05.2022

Heilig`s Blechle, liebe Gemeinde,

in unserer nervenaufreibenden Höllenfahrt durch die Filmgeschichte haben wir nun schon so manch menschengemachte Erlösungsfantasie, messiaskomplex beladene Hyperkreativität, eloquente Weltenretterei mit Schuhgröße 12 und surrealistische Weltverdrehunge mit Kragenweite 69 dank des Wunders der Filmtraumamaschine in unsere unschuldigen Seelentempel geblasen bekommen.

Aber, wie es so schön heißt: Da geht noch was. Besonders, wenn wir in dem nicht enden wollenden aderartigen Geflecht aus Sinn-Strömen und Unsinn-Kloaken immer noch Ecken entdecken können, die - zumindest von unserer Seite aus – bisher geradezu sträflich vernachlässigt wurden. Deshalb Hammer, Nägel, MP und Zeitmaschine eingepackt und hinein in die außergewöhnliche Welt des Sacrokinos. (Keine Ahnung, ob man das Genre des christlichen Propagandaspielfilms so nennt, aber wir nehmen uns mal die Freiheit, den durchaus gängigen Begriff des „Sacropop“ hier zu unseren Gunsten zu adaptieren. Wer nun nicht weiß, wovon wir jetzt schon wieder faseln: https://de.wikipedia.org/wiki/Sacropop).
Sicher, der ein oder andere Streifen mit klassisch christlich-indoktrinatorischem Ansatz ist uns in den letzten Jahren schon untergekommen. Die eigentlichen, oftmals bis an die Schmerzgrenze dilettantisch inszenierten und von geradezu Diabetes indizierender Süßlichkeit und zivilisationsfernen göttlichen Rachephantasien strotzenden Bibel – Moral – und Gruselgeschichten direkt aus dem Bibelbelt und seinen metasthasisch anmutenden Einzugsgebieten, haben wir uns bisher (womöglich aus gutem Grund) erspart.
Trotzdem oder gerade deswegen ist es uns eine, nunja, „Freude“, Euch ein Beispiel des seltsamen Christenkintop-Genres vorzustellen, dass dann doch so bizarr, verdreht, meschugge, unglaublich, unfasslich und unverblümt rassistisch bzw. islamophob daherkommt, dass wir uns genötigt sehen, auch diesen „furchtbaren Acker“ (sic) zu durchwühlen um mit den eigenen ungläubigen Augen zu bestaunen, was das Salz der Erde (DER MEENSCH!!!) so im Jahre 2020 trieb und bis heute treibt, wenn der Geist seines Herren ihn übermann:fraut und er zur schärfsten Waffe in seinem Arsenal, der Filmkamera, greift. Analog zu den „heilsamen“ Realitäts-Checks (hustdirtygrandpahust) vergangener Veranstaltungen präsentieren wir, ach was, gebenedeien wir Euch mit

Assassin 33 A.D.
US wo sonst A 2020
R./D.:Jim Carroll

Erzählt bzw. wirr über die Leinwand ausgekübelt wird die bizarre Geschichte einer Handvoll Physikstudenten, die bei ihrem Bestreben, einen Materietransmitter     zu erfinden, zufällig eine Zeitmaschine zustande bringen (auch wenn man bei dem überheblichen Studenten:Innen Haufen eher daran zweifeln mag, dass sie auch nur den Briefumschlag Ihres Studentloan / Bafög-Antrags zugeleckt bekommen). Das ruft muslimische Terroristen auf den Plan, die ihre Chance sehen, durch ein Attentat auf keinen Geringeren als Herren Jesus C. den Jihadistischen Endsieg zu ercheaten.
 
Hilarity ensues.

Welcher Engel Herrn Carroll geritten hat, diesen von Sekunde zu Sekunde undurchsichtiger werdenden Zeitreise-Action-Schmarrem nicht nur zu schreiben und zu verfilmen, sondern gleich auch noch ein Jahr später einen Director's Cut hinterher zu schieben, in dem ein „Twisted Ending“ angetackert wurde, dass auf eine Fortsetzung nach Ausbruch des Armageddons hoffen lässt – wer kann das sagen? Der Mann, der 2004 den Flop „Evil behind you“ als Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler in den Sand gesetzt hat, fand seine eigentliche Berufung ein Jahrzehnt später als Regisseur und Moderator des Reality-TV-Formats „Marriage Boot Camp: Reality Stars“ und setzte gleich danach noch eine weitere Duftmarke im Pfuhl der Realitätszerstörungsfernsehwelt mit „Poker Night in America“.
Hmmm: HEILIGER Bund der Ehe? HOCH Pokern? Konfuse Zusammenhänge knüpfen und minderbemittelte „Reality-Stars“ durch stümperhaft inszenierte Scheinrealitäten hetzen? Eigentlich ist es (beim Licht einer brennenden Kirche betrachtet) nicht im geringsten verwunderlich, das so wer (womöglich um sehr reale Poker-Schulden zu begleichen?) ein solches Garn aus dem Anus wickelt und mit seinem Drehbuch bzw. Film versucht, den Dollar-stärksten Markt anzuzapfen, den Amerika zu bieten hat, nämlich den der Christenheit, der man scheinbar ja absolut alles verkaufen kann, wenn sie einem das Geld nicht gleich freiwillig vor die Füße kübelt...

(Die linksversifften Quengelmarxistenscherzkekse vom Chapo Trap House sind schon dabei, alles in Ihrer Macht stehende zu versuchen, dass diese Fortsetzung per Kickstarterei irgendwann das Licht der müden Augen der Welt erblickt – also ein hoffnungsloses Unterfangen ;-) )

Tauchen wir also in ein zum fremdschämen geradezu einladenden toxischen Weihwassertümpel von einem Film, der, glaubt man dem Trailer, „Winner of more than 50 international screenplay awards“ zu sein vorgibt. Nun, wer's glaubt, wird selig, und wem der Glaube nicht reicht, dem sei die großzügige Nutzung von weinartigem und weihrauchähnlichem Substrat ans Herz bzw. schwarze Seelchen gelegt, „Seeligkeit“ garantiert.

J+F+A

19:00 Abendmahl und Räucherzeremonie
20:00 Kugeln für J.C.

RUNTERSCROLLEN FÜR POSTERERSCHEINUNG



26.05.2022

Träshnite am 26. Mai als EXKURSION

Wir starten um 15 Uhr mit dem BierBongBollerwagen an der HfG … ach nee, doch nicht. Aber ausnahmsweise machen wir tatsächlich zum ersten Mal seit 30 Monaten oder so kein Online-Format, sondern einen unserer seltenen, aber denkwürdigen Ausflüge in die Kinowelt.

Tribut wird diesmal der Nipponconnection gezollt, und auch noch dem Herrn Miike, der unfreiwilliger- und unbezahlterweise schon diverse TMN Programmpunkte beisteuern durfte.

Wer kann, sei dabei – es gibt noch Karten.

(Gegeben ward The Mole Song: Final )

See you!

F&J&A





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02.06.2022

Geschätztes Publikum,

ganz kurz waren wir davor, den Niveauregler wieder etwas nach oben zu schieben, da erreicht uns aus dem (korrekterweise ungegenderten) Kuratorenvorstand das imperative Briefing:

Ich sach nur: kompromissloser Wahnsinn!!!!!!

Und wer sind wir, dagegenzuhalten? Also schnell wieder ins Vorratsschränkchen mit Arthouseabsonderlichkeiten, in denen Michel Piccoli über Dillingers Revolver brütet, trümmerdeutschen Seins-Fiktionen von 1948, klassenbewusstem Prä-Bärchen-Frühwerk von Tinto Brass und heraus mit einer Trash-Trailer-Tour-de-Force. Denn was garantiert mehr kompromissloser Wahnsinn (sick) als einer unserer üblichen Filme? Annähernd 50 davon!

Ein Kokolores-Konglomerat, das ergänzend zu den kulturanthropologischen Lehrfilmen der letzten Zeit weitere Erläuterungen gibt, was die Hirne in den US of A in den 60er und 70er Jahren so nachhaltig zerrüttet hat. Neben schäbigsten einheimischen Produktionen waren auch ausgewählter Euro-Sleaze und allerlei Importirrsinn beteiligt, was uns nur recht sein kann.

Naheliegendstes Trink- und Paffspiel ist natürlich: ein Hit bei jedem Film, der schon in der Trashnite lief. Bei hinreichender Konstitution zu ergänzen um: bei jedem Untoten, jedem Schreckensschrei, jedem verlorengegangenen Kleidungsstück, jeder Drogeneskapade… you name it, you do it.

Und wenn das alles überstanden ist, haben wir erstens vermutlich ein paar neue Titel auf der Wishlist sowie zweitens die Frage vor uns: für wie viele Abende galt das Briefing eigentlich?

Kommse rein, findense heraus!

see you

F&J&A





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09.06.2022

Liebe Gaymeinde,

hach, herrlich ist`s hier unten im Cellouloid-Morast. Nach der inspirierenden Trailershow der letzten Woche fiel uns spät, aber nicht ZU spät auf, dass wir natürlich als Menschen von Welt dem „Pride Month June“ die TMN Behandlung angedeihen lassen sollten, wollen, dürfen, müssen. Unser heutiger Film bricht, ach was, pulverisiert denn auch eine „Lanze“ für die LGBTQ+etcpp Community, ohne dass wir uns allzu weit aus dem bizarren Niveau-Loch, in welches wir uns die letzten Wochen freiwillig und ohne Unterhosen hineingebuddelt haben, herauswagen müssen. Inspiriert vom Trailer-Exzess der letzten Veranstaltung geben wir deshalb

PINK ANGELS
USA 1972
R: Larry G. Brown

eine Gay / Trans / Exploitation-Bikerschote, die einmal mehr sämtliche nur erdenklichen Filmbetrachter.innen* Lager in kunterbunte, disparate Meinungs-Pfürzchen zerstäubt.

Manche berichten, der Trailer sei das Sehenswehrteste an dieser „Komödie“, die eindeutig versucht, aus dem seinerzeit ausgesprochen en voguen Easy Rider Hype Profit zu schlagen und durch die ach so originelle Wendung, den kern-machoistischen Bikerhabitus in nicht minder pubertärer Fasson „humoristisch-ironisch“ zu unterwandern und bloß zu stellen, hilf- und ziellos Klischees gegen Klischees aufeinander hetzt, quasi Killerpudel in den Hahnenkampf-Ring wirft, weil es eben die erste UND die dümmste Idee ist, die dem zweifelsfreien Tatmensch-Sleaze-Produzenten der Siebziger in das verballerte Gehirn gekommen sein mag. Dann gibt es aber auch eine Menge Rezensenten.innen und Kommentarist*innen, die erstaunt attestieren, dass der beknackte Streifen deutlich besser und interessanter anzusehen sei, als es seine tapsig homophob daherkommende Grundhaltung vermuten ließe.

Für uns mit schon so manch brackigen Wässerchen und schlimmeren Flüssigkeiten gewaschene TMN-Spezialisten gibt es jedenfalls nichts zu befürchten. Alles, was uns in dieser dubiosen „Lehrveranstaltung“ lieb geworden ist, wird in der ein oder anderen Form auf den glühenden Auspuff gehäuft und zwischen roh und verbrannt grade so auf den schmutzigen Teller geklatscht.

Wir bekommen undurchsichtige Handlungsstränge, fehlgeleitete humoristische Eskapaden, 70er Jahre Flair, hübsch anzusehende Z-Klasse Locations, Schweiß, Öl, Make-Up, Schmutz, Schund, Schwachsinn und jede Menge Cringe-Momente in schmalen 80 Minuten vor die Linse genudelt und gepudelt, es gibt falsche Bärte und extrem schieflagige Moralgebilde zu bestaunen, Motorräder und unpassende Gewalteinlagen in einem komplett nuancenfreien Gaysploitation-Sittengeschmiere, das einem mit Sicherheit von nahezu jedem nur erdenklichen queer-kontextuellen Gender-Plenum der Welt eine womöglich verdiente Tracht Prügel einbrächte, wagte Mensch es, dergleichen haarsträubenden Käsekuchenquark heutzutage auch nur als Filmidee zu pitchen.

Also rein ins kleine rosa Laibchen, falschen Bart angeklebt, mit Eau de Petroleum überschütten, das hoch-frisierte PUCH-Mofa mit Regenbogen-Glitzer besprühet und ab zur Trashmovienight!

19:00 Aufdonnern
20:00 Abstrapsen

J+F+A

Zugehörige "Kunst" aus dem Chat:

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16.06.2022

Geneigtes Publikum,

Schön war’s im Sumpf der Gurkentrailer, und – davon angeregt – gar lustvoll anzusehen, wie Mäßigbegabte mit dem Komplettverfehlen der Schnapsidee „Tuntige Rocker“ aus der Kurve flogen.

Dergestalt haben wir in nur zwei Wochen rund 50 komprimierte Exkursionen in die Wunderwelt der Exploitationfilme absolviert – und trotzdem noch nicht alles gesehen. Darum lassen wir nicht locker und ergänzen auf das Trefflichste, mit

ATTRACTION aka NEROSUBIANCO
von Tinto Brass, Italien 1969

Dabei entfernen wir uns nullkommagarnicht von den zwielichtigen Verwertungswegen und sexuell notständigen Zielgruppen der letzten Wochen – ganz im Gegenteil. Denn was in Europa als ambitioniertes Kunstkino startete, wurde flugs für wenig Geld vom amerikanischen Schmuddelmogul Radley Metzger angekauft und unter dem sensiblen und erbaulichen Titel THE ARTFUL PENETRATION OF BARBARA in natürlich nur die allerseriösesten Lichtspielhäuser vermittelt. Einmal mehr kann man nur vermuten, was dieses psychedelische Experiment bei jenen Herren anrichtete, die sich eigentlich nur ein gemütliches Stündchen im Kino gönnen wollten.

Vorabinformationen über Handlung und Botschaften? Wären möglich, aber ungefähr so sinnig wie die Vorgänge in einem Kaleidoskop nachzuerzählen, oder das, was es zu sehen gab, wenn man ca. 1970 seinen acidbetankten Kopf in den Abfalleimer eines Schneideraums gesteckt hätte. Zusammen mit fünf bunten Glühbirnen. Unter Strom.
 
Es helfen nur die guten alten Ratschläge: Versuch es nicht aufzuhalten, dann wirds stressig. Lass Dich ein, dann lässt es Dich vielleicht irgendwann wieder raus. Oder vielmehr: das, was zwischenzeitlich aus Dir geworden ist. Grow with the flow!

F&J&A





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23.06.2022

Sehr geehrte Zuschauer:innenschaft, liebe Kinderlein,

wir alle haben das schon einmal erlebt: nichtsahnend der Geburt harrend, trifft ein Meteor die eigene königliche Mutter und schon findet sich Mensch in einer Art ekliger Fleischbohne ins Leben geworfen. Vati König ist nicht amüsiert und verfrachtet uns Problemfleischbohne Moses-Style in den schloßnahen Fluß, um seinen fragwürdigen Staatsgeschäften ungestört und ohne quälendes Suchen nach einem integrativen Hortplatz nachzugehen.

So treibt Fleischböhnchen dann eine Weile vor sich hin, wird von einer hungrigen (und einen bis in die innere Immigration treibend unkomischen) Zwergenschar direkt aus dem Fluss auf den Mittagstisch verfrachtet, die eine:n dann aus dem Fleischbohnengefängnis rausschlitzen und lieber was anderes essen. 17 Jahre füttern nun die sieben Kleinwüchsigen und ihre bizarren Freunde eine:n bis zur Geschlechtsreife durch. Derweil haben zwei Zauberer:innen:whatever es auf Königsdaddys Reich abgesehen und zu allem Überfluss wird man/frau/*/Ex-Bohne irgendwie gefunden, gehirngewaschen und soll nun einen der Zauberer heiraten. Zum Glück gibt es einen feschen Schwertschwingerburschen, der sich sofort auf die Suche nach irgendwelchem Zauberschwert- und Zubehör-Zeugs macht, um eine:n wenigstens aus der Traufe (Zauberboomergemahl, eklig) wieder in den Regen (übermotiviertes, glischiges Bengelchen mit „Zauberschwert“: fragwürdig) zu befördern.

Kennen wir alle, wie geschrieben.

Oder haben wir das alles nur geträumt? Auf einer chemiedurchtränkten Afterhour halb besinnungslos und voll druff vor dem Fernseher zusammendeliriert?
Was zum Deibel geschieht hier? Und: hat noch wer was zu knabbern?

Oh, alles klar: wir betrachten

Thrilling Bloody Sword
Taiwan 1981
R/D.: Hsin-Yi Chang

Dieser außerordentlich selten gezeigte Taiwanesische Märchenfilm, hier in einer glorreich zerkratzten Originalfassung mit eingebrannten Untertiteln zu bestaunen, macht es uns wirklich nicht leicht, zwischen gelebter psychedelischer Wirklichkeit und vom Zahn nicht nur der Zeit gnadenlos zernagten Erinnerungsfetzen an gefühlt ein Dutzend bekannter Filmstoffe und -Plots zu unterscheiden. Moses / Schneewittchen / Masters of the Universe / Flash Gordon / Clash of the Titans / Der Dieb von Bagdad etc.pp., hier regiert schierer, manischer Zitat-Zwang. Ein unverfrorener Monster / Horror / Märchen-Reigen wie eine Kinderfernsehnachmittagsprogramm-Binge-Session auf DMT. Auch akustisch wird hier geklaut, was die Plattensammlung des Tontechnikers hergibt: Space Battleship Yamato, Kampfstern Galactica, Der elektrische Reiter (Yep. Soundtrackschnippsel aus Sydney Pollacks „Electric Horseman“. Fragt nicht...), Funk-Klassiker (“For the Love of Money” von den The O’Jays) plärren fröhlich durcheinander, völlig egal, kostet nix, nehmen wir.

Wirklich verwunderlich ist diese Vorgehensweise nicht, ist der Regisseur / Drehbuch“Autor“ kein Geringerer als Taiwan-Karatefilmer-Legende und Bruce-Ploitation-Veteran Hsin-Yi Chang, Regisseur und Autor von beispielsweise:

Abschied von der Todeskralle
18 Kämpfer aus Bronze
Drei wild wie der Teufel
Tschang Fu - Der Todeshammer
Der grösste Schlag der Todeskralle
Karato - Der Todesstoss
Schlitzauge sei wachsam
Das Todescamp der Shaolin
Donnerfaust und Tigerkralle
Geheimkommando D-E-A-T-H - Lady Ninja,

um nur einen Bruchteil seines filmischen Schaffens (nämlich den mit den saublödesten deutschen Übersetzungstiteln) zu erwähnen.

Wir beschweren uns nicht, sondern stürzen mittenmang in die quietsche-bunte Wahnwelt aus unfassbar putzigen und bizarren Pappmaché / Gummimonsterhorden (fliegendes Gebiss anyone?), vertrippten Studiohintergrundgemälden, over- und underactenden Knallchargen und laserig-leuchtenden Spezialeffekten, alle ausgedacht, alles handgemacht, alles ohne jede Skrupel auf die Leinwand gebracht und auf unsere Netzhaut gekracht.

Kam Euch der verdrogt-versexte Tinto Bras Pseudopolit-Softcore Streifen vom letzten Happening irgendwie traumartig und leicht psychedelisch vor?

Dann nehmt mal nicht ne halbe, sondern die zehnfache Dosis von diesem feinen Stöffchen aus Taiwan bzw. Taiwahn (sic), Jahrgang 1981. Weniger Sexualneurose, dafür um so mehr Augsburger Puppenkisten-Psychose.

Vetraut uns. Bzw, wie im vor sich hin flimmernden GIF so schön untertitelt:

„Not on your life should you usurp the Trash Movie Night“.

19:00 Gespräche am langen, ruhigen Digital-Fluß
20:00 Hysterie in den Acid-Märchen Stromschnellen

J+F+A




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30.06.2022

Wertes Publikum,

Untote und Wiedergänger haben wir schon reichlich gesichtet in unserer dekadenlangen Geschichte, und in letzter Zeit sogar einen neuen Typen: Filme, die in den 80ern derart rasch und unmissverständlich gescheitert waren, dass sie unmittelbar von jedweder Bildfläche und Leinwand verschwanden – um gegen alle Wahrscheinlichkeiten viiiiiel später wieder aufzutauchen und in ein bizarres zweites Leben zu starten.

Unsere Regulars wissen, was wir meinen: den kürzlich bewunderten NEW YORK NINJA etwa. In diesem Fall war es sogar so, dass der Film seinerzeit nicht mal fertiggestellt wurde und so genaugenommen gar keine Chance hatte zu floppen.

Im dieswöchentlichen Fall der MIAMI CONNECTION hingegen hat sich das Drama vollumfänglich abgespielt, inklusive „von seinem Werk überzeugter Produzent ruiniert sich finanziell in der sicheren Überzeugung, einen Blockbuster rauszubringen“ und Fehlstart in 8 Kinos in Orlando sowie in der BRD, of all places. "The Orlando Sentinel called it the worst film of 1988."

Wollte man, dann könnte man entschuldigend anführen, dass der Produzent eigentlich gar keiner war, sondern vom „Regisseur“ dazu überredet wurde einer zu werden, nachdem dieser jenen in einer Talkshow gesehen hatte, wie jener ein Buch über TeakWonDo vorstellte. Die Entwicklung des Drehbuchs fand in Rekordzeit statt (während der „Regisseur“ die Talkshow schaute), was wenig überraschend zu suboptimalen Ergebnissen führte. Dass der über Nacht vom Buchautoren zum Produzenten gewordene Young Kun Kim vom Filmgeschäft keinerlei Ahnung hatte, wurde nicht als Hindernis gesehen, dass er auch Co-Regie und Hauptrolle übernehmen könne sowie für die Finanzierung aufkommen.

Am vorläufigen Ende der Geschichte (also 1988) waren eine Million Dollar Produktionskosten futsch, Kims Kampfsportschule verpfändet, jede Menge Ego eingeäschert und kein Vertrieb gefunden: Every distribution company rejected it after screening and said to me, 'Don't waste your time. Just throw it away; it is trash.'

Zu unserem Glück erwarb ein Filmvorführer im Jahre 2009 eine 35mm Kopie für 50$ bei Ebay, ließ ihn probeweise in einem Kino laufen und der Rest ist Geschichte, bzw. eine Art Happy End mit restaurierem Re-Release und – anders als bei NEW YORK NINJA – sogar einem mit dem Schicksal versöhnten Kim, der zwar die ersten Anfragen nach Veröffentlichungsrechten als schlechten Scherz weggedrückt, dann aber doch mal zurückgerufen hatte.

Bereit für ein "cocaine-war-rock-ninja-motorcycle-gang film, with aspirations of being an action-adventure musical“ ?

Wer denn sonst, was denn sonst?

See you!
F&J&A




Sommerpause



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14.07.2022

Sie behaupten, Nukie ist ein Kinderfilm.
Aber behaupten kann bekanntlich Jedermensch alles Mögliche.
Und wie die Elternteile unter unserem geneigten Publikum sicherlich schon längst wissen:
Traue keinem Kinderfilm! Hier lauert im besten Fall der Wahnsinn, im schlimmsten das pure fassungslose Grauen!

NUKIE
Südafrika 1983
R.: Sias Odendaal/Michael Pakleppa
ist auf den ersten Blick nur ein weiterer Anwärter auf den Titel lausigster E.T. Ripoff aller Zeiten (es wird gemunkelt, eine türkische Verfilmung des „Extraterrestrischen Tränentiers“ (MAD) diese fragwürdige Ehre verdient. Unsere Recherche-Einheit ist schon an der Arbeit...).

Allerdings haben Neuer-Deutscher-Autorenfilmer-und-immer-irgendwie-bei-den-Herzogs-und-Fassbinders-dieser-Welt-Dabeiseier Pakleppa und sein südafrikanischer Wenigdreher-Spezie Odendaal eine solche ungenießbare Doppelgurke in den zentralafrikanischen Sand gesemmelt, dass sich das halbe Internet schon seit Jahren an gerade dieser Schlock-Schote irgendwie abarbeiten muss.

Höchste Zeit, unsererseits mal zu schauen, was sich da im kargen afrikanischen Busch so herumtreibt (eigentlich sieht man da nur Steppe, aber da der Trailer vollmundig einen „Jungle“ herbei phantasiert, wollen wir es mal nicht so genau nehmen).

Zwei außerirdische Leuchballtidioten, die einfach mal so aus Scheiß durchs All rasen, schaffen es, eine Bruchlandung auf unserem Bruchplaneten hinzulegen.

Das eine Wesen, Miko, wird sofort von den Top-Hightechspezialistenm der „Space Foundation“ einkassiert und eine fröhlich-laszive Folterorgie beginnt. Das ganze Unternehmen, in irgend einem unscheinbaren Hinterzimmer eines wahrscheinlich heimlich gefilmten Bürohauses auf gefühlten acht Quadratmetern untergebracht, ist vollgestopft mit der unsinnigsten Technik und dem dubiosesten Computer der südafrikanischen Filmgeschichte.
Menschen quatschen Sinnloses oder Offensichtliches quer und durcheinander, seltsam passiv-agressives Verhalten bestimmt den Institutsalttag und irgendwann lernen wir, dass es den anderen Alien-Deppen Nukie nach Afrika verschlagen hat. Charles Manson wird auf Bergungsmission geschickt.

Nukie nun wiederum versucht, mit Hilfe von zwei reizenden schwarzen Stammeskindern und seiner Begabung, mit größtenteils desinteressierten Tieren zu sprechen und alles mögliche, niedlich Rotz und Stuss absondernd, zu zerdeppern oder erstarren lassen zu können, nach Amerika zu gelangen um seinen Bruder erst eine rein und den ganzen Knilch dann raus zu hauen.

Irgendwie eskaliert alles, das auftauchen eines gewissen versoffenen „Corporals“ und einer manischen Nonne tun alles, die groteske Situation zusätzlich zu verkomplizieren.

Ganz klar: Ein Fall für uns Profischeißdreckgucker von der TMN, die schon so manch grauselig anzusehendes Alienmonstergummisabbermischmaschzeugs, hölzernste Schauspieler auf verlorenem Posten und fragwürdige Twists and Turns überstanden haben, um an den Punkt zu gelangen, an dem wir nun schon geraume Zeit weilen: Ganz gaaanz unten.

Stellen wir uns also beherzt und bedruddelt unter Anderem folgenden Denksportaufgaben:
  • Was müssen Außerirdische anstellen, wenn sie einfach nur schlafen wollen? Ein Tip: Elektrodisco scheint zu helfen. Und Pyrotechnik. Und noch so manches mehr.
  • Sind sprechende Affen allegorisch oder arschlochig? Allegoranguthan? Arschpanse?
  • Wie weit kann, wie weit darf weiß-christlich angetünchter Rassissmus gehen?
  • Können Computer lieben? Und wenn nicht, wie bringt man es ihnen bei? Und wenn man es mit drei Tastendrückern geschafft hat, wie wird man das rallige Ding wieder los?
  • Was zum F*** soll das ganze unselige Machwerk um der Liebe Christie willen Kindern mit auf den Weg geben?

J+F+A

19:00 Reflektionen zu All und Welt, zivilisatorische Abenddämmerung
20:00 Schwarzer Kontinent, schwarzes Bier, schwärzeste Nacht





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21.07.2022

„Hallo! Heute ist Ihr Glückstag! Ich befinde mich in einer Qualifizierungsmaßnahme zur*zum Wunscherfüllungsfee*erich und darf Ihnen drei Wünsche erfüllen!“

„Wow. Und der Glitzer in Ihrem Vollbart steht für das Sternchen?“

„Ähhh…“

„Wobei, stop. Die Beantwortung der Frage könnte bereits als erster Wunsch gelten. Der ist aber: Verhinderung des Weltuntergangs.“

„Ich fürchte, das ist leiiiider etwas zu allgemein formuliert.“

„Ok, ich präzisiere: Dauerhafter Frieden auf Erden; Wiederherstellung und Erhalt der Biosphäre in gesunder Fülle; und ein von Weisheit und Glück durchsonntes Leben in Würde für alle Wesen.“

„Das sind aber mehr als drei Wünsche…“

„Moment, Sie hatten den ersten Wunsch lediglich als zu allgemein formuliert bezeichnet, was durch nachgereichte Informationen adressiert wurde. Den Wunsch selbst hatten Sie nicht abgelehnt.“

„Puh, so was haben wir noch nicht besprochen im Unterricht und ich muss erst mal…“

„Wir können es auch anders machen: Wir nehmen einfach zwei Wünsche dafür. Deal?“

„Ja gut, das müsste gehen… Und der dritte?“

„Wir haben bald wieder Filmabend und schon so ziemlich alles gesehen. Daher wünsche ich mir: Einen irischen Martial-Arts-Film, der von einem 19jährigen Van-Damme-und-Seagal-Apologeten gedreht wird in der Annahme, dass damit Connections zu asiatischen Filmproduzenten zustande kommen und diese in eine Actionstarkarriere münden, ungeachtet der Tatsache, dass das Budget des Films aus der Spende einer Rechtsanwältin besteht, die im Gegenzug eine Nebenrolle erhält, was einen Dreh auf Hi-8 ermöglichen würde, wenn nicht die Kamera nach einigen Drehtagen kaputtginge und seitens des hochzeitsvideoerfahrenen Kameramanns ein Downgrade auf S-VHS erforderlich macht, was aber weder die im Werbetext – aus mehreren Gründen durchaus diskussionswürdig – als „Hot Babe“ gelabelte Darstellerin noch das Boyzone-Überbleibsel Mikey Graham abhalten kann, an der Seite mehrerer recht siech wirkender, aber dennoch als tuffe Drogenbosse gecasteter Einwohner eben jenes Provinzstädtchens zu agieren, dessen künftige Beherrschung Gegenstand eines Kickboxturniers wird, das in einem sehr dunklen und sehr kleinen Keller sehr lange dauert und in weitere Ereignisse mündet, von denen der unvermittelte Auftritt eines Mannes mit einem Cowboyhut in einer Outdoor-Badewanne zu den nachvollziehbareren zählt. Um es nicht zu aufwändig zu gestalten, dürfen die Akteure bei der obligatorischen Kneipenschlägerei darauf achten, bloss nichts kaputt zu machen und die einzige Szene mit einem crashenden Auto muss nicht geplant sein, sondern darf auf unvollkommener Beherrschung rollenden Materials beruhen. Machbar, oder?“

„Wir sind dran.“

„Cool. Bis morgen!“

F&J&A


Sommerpause



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04.08.2022

Signore e signori,

in den Urlaub nach Italien können wir leider nicht einladen, aber immerhin in italienische Hirne der späten 70er Jahre. Eher abgelegenen Seitenwindungen (vielleicht auch von etwas zu viel Spiaggia e Sole beeinträchtigen Arealen) scheint die Idee für unseren dieswöchentlichen Beitrag zu entstammen. Denn üblicherweise hatten Italo-Produzenten einen zwar schlichten, aber effizienten Riecher, internationale Trends und Erfolge quasi noch in the making zu spotten und flugs allerlei billige Klone zusammenzuschustern, um möglichst viele Lire in die eigene Tasche umzuleiten. Die Ergebnisse haben uns schon manch erbauliche Stunde beschert.

Was jedoch die Verantwortlichen von IL GIGANTE DEL 20º SECOLO bewogen haben mag, ausgerechnet in einer Nische zu wildern, in dem selbst Hollywood auschließlich Flops zustande brachte, wird sich wohl nie aufklären lassen. Die Rede ist vom „Bigfoot“-Genre, das prozentual mehr Karrieren zerstört hat als jedes andere (wir reden von 56 Filmen, die bei Wikipedia erfasst sind, und die zugehörige Anzahl Kritiken, die noch als „Mitleidiges Wohlwollen“ durchgehen, könnte ein Hochalpinist an den abgefrorenen Fingern einer Hand abzählen).

Die noch glaubwürdigste Erklärung für diesen riskanten Ausflug in dünne Höhenluft war der damals in den USA laufende Streit um die Rechte an KING KONG, welcher die Veröffentlichung eines Nachfolgers des 76er Remakes verzögerte. Statt einen toten Affen wiederzubeleben, sah man es in Italien als cleveren Twist des Konzepts „Großes Ding mit Haaren dran“, einen tiefgefrorenen Yeti ins Spiel zu bringen. Leider 10 Jahre zu früh für einen PR-Stunt mit Reinhold Messner, da dieser erst 87 im Wissenschaftsformat „Wetten Dass“ der staunenden Fachwelt von seiner Sichtung des Gletscherzottels berichtete.

Einem recht hilflosen Bemühen um Exotik muss Neufundland statt Tibet genügen, da unser Film – vermutlich im Sinne irgendwelcher Steuerabschreibungen oder zu erbringender Gefälligkeiten – als Kanadische Koproduktion realisiert wurde. Immerhin: das Drehbuch könnte eine interessante Fußnote zur Geschichte des Marketings beitragen, findet sich darin doch erst- und letztmalig die Idee, ein grunzendes Dingsbums zum Markenzeichen eines Internationalen Konzerns zu machen. Wobei grundsätzlich die Notwendigkeit eines Brand Refreshs hier nicht von der Hand zu weisen ist, gemahnt doch das vorherige Logo an einen germanischen 30er-Jahre-Retroclub, wenn auch mit Glitzer dran.

Unnötig zu sagen, dass uns eine valide Gurke erwartet, in der auch mäßigbegabte Mimen ihre Chance bekamen, vermeintliche Crowdpleaser in Form von Kindern, Hunden und Humorversuchen eingebaut wurden, und Special Effects Leute herausfinden durften, was alles nicht funktioniert.

Erstaunlich – wenn auch nicht auf der Leinwand thematisiert – ist die Vita der Hauptdarstellerin, die hier einerseits im Alter von 17 Jahren ihr Debut gab, andererseits aber bereits mit 2 Kindern geschieden war. Etwas absehbarer das Schicksal des vom Bigfoot-Fluch getroffenen Regisseurs: Cinecitta verzichtete für die restlichen seiner 41 Lebensjahre auf dessen Expertise.

Gerade drum: Höchste Zeit, Respekt zu zollen!

F&J&A

19:00 YETI ON THE ROCKS (Dolomiti, Haarwuchsmittel, Limoncello)

20:00 CANADIAN GODFATHER (Rasierwasser, Schmalz, Kunstschnee), danach Bernadiner das Fässchen klauen, Schneebrett über Apres-Ski-Hütte lostreten, sich im Hochgebirge verlaufen und 5.000 Jahre später für Staunen sorgen




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11.08.2022

Liebes altes Fleisch,
sehr geschätztes Publikum.

Was soll Mensch in den letzten paar Jährchen, die uns noch bis zur großen Roboterrevolte vergönnt sein mögen, sacktief in Schweiß und Flutwasser watend, umschwirrt von tödlichen Drohnen und ausgedörrt von der heißen Luft, mit der die Massenmedien uns Tag ein, Tag aus die wenigen verbliebenen Gehirnzellen rösten, sich noch gönnen, um die letzten Tage vor dem anstehenden Mensch-Maschine-Massaker einigermaßen entspannt über die Bühne zu bringen?

Wir Trashmovienightler kenne die Antwort:
Beim Warten auf den nächsten Gurkenfilm von hohem Anspruch und niedrigem Niveau Hedonismus und Klugscheißerei zelebrieren, bei anregendem Substanz- und bewußtseinsverengendem Flüssigkeitskonsum sorglose Sarkasmen und überraschenden Off-Topic Ansichten via wackeliger Hochtechnologie austauschen – und dann, ab und an, mit ein wenig Erstaunen und einem gerüttelt Maß an Respekt resümieren, dass auch in den untersten, hintersten Region jedweden Genres der 7000 höllischen Kinozirkel mitunter Klarsicht, Originalität und versteckte Qualitäten zu entdecken sind, für die sich der rigorose Verzicht auf echte soziale Kontakte bei angenehmer Abendstimmung in dieser Dings, äh, „Natur“ dann doch irgendwie lohnt.

Nehmen wir nicht eine halbe, sondern die volle 1984-Hightech-Dystopie-Dröhnung:

RUNAWAY
a.k.a. Spinnen des Todes
USA 1984
D./R Michael „Jurassic Westworld Todesstaub“ Crichton

Tom „Magnum P.I.“ (oder „Magnum A.I.“, wie ein gewitzter Internet-Mensch treffsicher kommentierte), komplett mit stattlichem Schnorres, ist ein Spezialbulle für aus dem Ruder laufende Roboter der Arbeits – und Haushaltswelt. Der ruhige, irgendwie untypisch bieder daherkommende Beamte fürs Urbantechnologische, bekommt es im Rahmen seiner Tätigkeit mit diversen Maschinchen zu tun, die ihren Besitzer:innen im besten Fall schwer auf die Nerven, im schlimmsten Fall über deren Leichen gehen.

Verschärft wird die Situation durch keinen Geringeren als KISS Frontmann Gene Simmons, der, ausgestattet mit lustigen Killer-Gadgets, souverän overactend sein eigenes mörderisches Süppchen köchelt und die ohnehin marode erscheinende Welt der defekten Arbeits- und Haushaltsgeräte durch verwerfliche Trickserei völlig aus den Angeln zu heben droht. Auch nicht hilfreich: die Höhenängste unseres so gar nicht Magnumesk daherkommenden schauspielerischen Tiefstaplers Seleck.

Mittendrin statt nur dabei: Cynthia Rhodes (Flashdance, Dirty Dancing, Staying Alive) als Bullette und Kirstie Louise Alley (Star Trek: Der Zorn des Khan, Cheers). Es dominieren erstaunlich trist-farblose 80er Sets, gewohnt zufriedenstellende 80er-Frisuren, besinnungslos lärmende Synthesizer-Flirrereien von einem, der es eigentlich hätte besser wissen müssen (Jerry Das Omen Goldsmith) und ein gar nicht so neonbunter Strauß an utopisch-phantastischen Einfällen, die in der Tat heute aktueller und glaubwürdiger rüberkommen, als 1984, da ein schlacksiger SF-Nerd irgendwie entsetzt ob der Profanität der dargestellten Robotik, eher underwhelmed aus dem Kino geschlurft kam und noch vor sich hinmurmelte, „Star Wars war aber besser...“

Es mag an seiner eher dümmlich-dünnen blonden Popelbremse gelegen haben (#Schnauzbartneid!), an den wesentlich futuristisch-modischer daherkommenden Zukunftsvisionen vom Schlage Bladerunner, Alien und Star Trek, dass ihm nicht im Traum eingefallen wäre, Drohnen, Industrieroboter, smarte Munition und nervtötende „K.I.“-Haushaltsklugscheißermaschinen namens „Louise“ könnten mehrere Jahrzehnte später in verblüffender formaler Ähnlichkeit die Wegbegleiter der Menschheit, zumal der technologisch gepolten, sein.

Aber gerade dieser unspektakulär nüchterne Blick ohne Roboschickimicki-Bling-Blang, den uns Herr Crichton da auftischt, wirkt heute, fast vierzig Jahre später, so beklemmend aktuell, dass wir mit beklommener Freude einen Blick in unsere vergangene Zukunft werfen und später mit gutem Gewissen werden sagen können: Siri hat mit Alexa Roomba zu einer Todesmaschine umfunktioniert? Und Elon Bezos hat auch seine Griffel im Spiel? War doch klar ey. Als ich meinen ersten Schnauzbart hatte, gab's da so einen Film...

19:00 Roomba Roomba Roomba
20:00 Töt-terroröööt

J+N (+A im Urlaubsmodus)




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18.08.2022

„Alter, haste was gefunden? Ich bin da hinten alle Regale durch, da ist nix was wir nicht schon ausgeliehen ham … SCARFACE würde ich ja noch mal gucken, aber der ist immer weg hier in Offenbach. Oder geklaut, was weiss ich. Jedenfalls ist der Hänger für das Tape nie da.“

„Ich bin so breit, ich hab erst die eine Reihe hier geschafft … Hatten wir LETHAL WEAPON 3 schon?“

„Mann da ist doch nur Mainstream Scheiss, Du musst unten gucken, da steht das gute Zeug… Was’n das hier? NINJA ZOMBIE?“

„Klingt geil...“

„Weiss nicht... wie das schon aussieht… was steht da drauf?“

Sie befinden sich in einer parallelen Realität, in der dieser Film tatsächlich veröffentlicht wurde, in Ihrem Fall sogar auf Video in der BRD. In der echten Welt hingegen fand sich kein Vertrieb, bis zur Wiederentdeckung des Originalmaterials im Jahr 2018.

„Also ist das Seins Fiktschn oder was, wir haben doch erst äh 1992...“

„Ich checks auch nicht, was ist denn das für ein Klappentext?“

Hätte seinerzeit eine größere Nachfrage für auf Super8 gedrehte Amateurfilme aus Chicago bestanden, wäre für den Regisseur Mark Bessenger eine Kickstart-Karriere a la Sam Raimi möglich gewesen, inklusive eines Big Budget Remakes des eigenen Erstlings. Statt dessen drehte er im gleichen Jahr noch eine schwule Romanze (die ebenfalls nicht veröffentlicht wurde) und machte eine cinematografische Pause von 24 Jahren, um dann abgelegene TV-Formate zu etablieren, etwa Dokumentarfilme über Dämmerungen auf Friedhöfen sowie im Jahr 2022 die GAYLIENS Serie.

„GAYLIENS? Steht der nicht da drüben ab 18…“

„Ey, wo guckst DU denn rum?“

„Ich mein ja nur… was machen wir jetzt? Die anderen warten die ganze Zeit auf uns und die Pizza ist bestimmt schon da.“

„Auf geht's, wir nehmen das Ding, und wenns nur ist um die Jungs zu schocken hehe. Ausserdem blicken die eh nicht mehr durch mittlerweile. Ist ja auch im Angebot. Eine Mark.“

„Mach Du, ich hol noch schnell Chips und Bier vom Kiosk. Bis gleich.“

„Bis gleich. Denk an Papers.“

F&J


Sommerpause


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01.09.2022

Liebe Gemeinde,

nun haben wir schon wirklich tief gegraben in der Filmgeschichte, um in vergangenen Trashnites unseren gemeinsamen Horizont – gar unser kollektives Hirnkasterl – zu erweitern, zu dehnen bis es bedenklich knarrte, dann das gemarterte Bewusstsein implodieren lassen in ein schwarzes Loch aus Wahnwitz, nur um seine mehrdimensionale Wiedergeburt einzuleiten und uns in der darauffolgenden Woche neuen Prüfungen auszusetzen.

Aber selbst für derart gestählte Geister gibt es Dinge, die sind schwer zu fassen.

Dabei gilt: Fürchtet Euch nicht! Der Regisseur unseres dieswöchentlichen Weltwunders nimmt Euch an die Hand, in einem der 39 Filme, bei denen er zwischen 1969 und 2019 Regie führte (auf Basis eines seiner 30 Drehbücher), wenn auch nicht als Schauspieler – das war er in 75 anderen.

Ihr erinnert Euch an die CLONES OF BRUCE LEE? Eine volle Filmlänge brauchte es zwar, aber dann war das Konzept von ∞ Bruces, die in nichtendenwollenden Konstellationen gegeneinander antraten, uns in weichgeprügeltes Fleisch und Kunstblut übergegangen.

Die nächste mentale Challenge ist nun, mit nur einem Bruce auszukommen, diesen aber mit einer schier unüberschaubaren Menge von Sidekicks und Endbossen konfrontiert zu sehen. Damit es nicht beim reinen Durchnummerieren derselben bleibt, wird uns als Gedächtnisstütze an die Hand gegeben, dass wir alle schon kennen. Ob das Auftreten hongkongesker Ausgaben von Dracula, Emanuelle, dem „One Armed Swordsman“, dem Paten (und einigen mehr, Trinkspiel!) jedoch dienlich sein wird den Überblick zu behalten, oder ob dies, zusammen mit Leanings wie dem, dass Leichen Dauerständer haben können, eher alarmierend nahe an einen zerebralen Meltdown führt – nun, genau das werden wir mit den Tapfersten der Tapferen rausbekommen: Euch.

19:00 Abfahrt in die Hölle
20:00 So habt ihr Euch die nicht vorgestellt

See you

F&J




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08.09.2022

Unsterbliches Publikum!

Nachdem wir nun letzte Woche einem Haufen prügelwütiger Alle-Ausser-Elvis-Impersonatoren beim sich Verkloppen zuschauen durften wäre es doch interessant, einen Film zu sehen, der als zweiter Teil eines immens erfolgreich gestarteten und in aberwitzigem Tempo vor die Hunde gekommenen Franchise wirkt, als würden mäßig begabte Laiendarsteller versuchen, mehr schlecht als recht ikonische Darsteller eines weitaus besseren älteren Films zu imitieren. Eine interessante Leistung, wenn man bedenkt, dass Teil zwei vom selben Regisseur und Drehbuchautor und mit den selben überbezahlten Starschauspielern des ersten Teils daherkommt.
Schauspieler, erkenne dich selbst...

Highlander II: The Renegade Version
DeutschländerVollhorstsynchro
D/R:Russell Mulcahy
USA/Frankreich/Argentinien 1991, 1995 & 2004

Sicher, der australische Videoclip-Veteran Russell Mulcahy (Video killed the Radiostar anyone?) dessen famosen Aussisploitation-Schweineamokfilm Razorback uns schon vor geraumer Zeit vergnügliche WTF Momente beschert hat, bekam diesmal einen richtig großen Batzen Geld auf die Hand um die Fortsetzung seines zweiten und mit Abstand erfolgreichsten Films „High Lander – es kann nur einer bauen“ in die Kinos zu bugsieren.

Es reichte nicht nur für deutlich aufwändigere SF Sets, auch Zardoz Connery und Christopher Lambraten waren unter anderem wieder am Start. Aber wie setzt man einen komplett auserzählten Stoff (Prämisse: Es kann nur einen geben – am Ende gibt es nur noch Einen. Käse gegessen, Knutschibussi, The End) für ein zappelig nach neuem „Kult“ wühlendes Frühneunzigertrüffelschweinjungendlichen:innenpublikum fort?

Nun, die ganze deprimierende Geschichte möge sich das geneigte Publikum mit etwas Eigeninitiative auf Seiten wie Schnittberichte, Wiki und sonstwo zusammensuchen. Hier nur die groben Grundzüge des Desasters:

  • Doppelt so hohes Budget wie Teil eins, Originalcrew am Start
  • Die Idee, man könne ja in Argentinien drehen, weil noch billiger
  • Chaos und Inflation in nämlichem Argentinien (prügelt sich justament mit England, explodierende Kosten)
  • Vertragliche Verpflichtungen, irgendwie einen fertigen Film abliefern, sonst Strafe
  • Geldgeber schnappen sich den halbfertigen Film, sperren Regisseur und Produzenten aus, hacken den Film eigenmächtig irgendwie zusammen und delirieren eine haarsträubende SF-Story herbei, in der behauptet wird, die ganze Highlander-Nummer auf der Erde sei von Außerirdischen vom Planeten „Zeist“ initiiert, „Es kann nur einen geben“ sei also hinfällig, weil auf dieser anderen Welt noch massig Knülche wie uns Christopher herumrennen und noch so mancher unübersichtlicher Quatsch mehr (z.B. wurden zwei separate Fightszenen gegen unterschiedliche Gegner zu einer einzigen kondensiert, was nahezu vollständig unverständliches Durcheinander herbeiführt und womöglich dadaistischen Unterhaltungs- ansonsten allerdings keinerlei erzählerisch-ästhetischen Nährwert mehr hat).

Resultat: Regisseur verlässt nach 15 Minuten die Uraufführung (und darf sich nicht mal als „Alan Smithee“ aus den Credits hinausstehlen, weil er nicht in der richtigen Gewerkschaft sitzt), der Film spielt TROTZDEM mehr als das Doppelte des ersten Teils ein und beweist, dass Geldgeber fern jeder kreativen Kompetenz eben doch im neoliberalen Turbokapitalismus das letzte Wort und RECHT haben.

Uff.

Einige Jahre später darf der gebeutelte Russell Mulcahy dann wieder ran, neues Geld taucht auf und er fertigt erst eine, dann noch eine neue Schnittfassung des Films (mit aufgepimpten Spezialeffekten und komplett ohne „Zeist“ Gesabbel sowie der ein oder anderen frisch gedrehten Zusatzszene) an. Da mittlerweile derart viele Versionen weltweit existieren (jedes Land und jeder Fernsehsender der Erde scheint irgendwie Szenen neu geordnet, gekürzt, gerupft, eingelegt und verfleischwolft zu haben), beginnt in den 2000ern die Internetgemeinde einen „Ultimativen Schnitt“ aus allen möglichen und unmöglichen Verwertungsformen zusammenzukloppen.
Well, mehr zu diesem überambinionierten Filmschnitt zu Babel auf der allwissenden Müllhalde.

Welche Version zum Teufel führen wir uns also zu Gemüt?

Es wäre natürlich verlockend, den original-Kino-Clusterfuckup zu verköstigen, aber da wir ja mittlerweile eine gewisse Vorliebe für ulkige Deutschsynchro herausgebildet haben und eben diese Urfassung nicht so leicht zu beschaffen war, betrachten wir die sog. „Renegade“ Version, allerdings in weitgehender deutschen Fassung (durch nicht synchronisierte Zusatzszenen ergänzt).

Hammers dann endlich?

Leider nein, denn diese Version ist wiederum die konfuseste der Directors Cut Fassungen, und zwar eben WEGEN der aus dem Originalfilm übernommenen deutschen Synchro-Elemente: Wie erwähnt verzichtet die „Renegade“ Version kluger Weise auf den ganzen Planeten Zeist-Qatsch und siedelt die Geschehnisse in der Vergangenheit unseres eigenen Planeten an. Eine Neusynchronisation fand aber nicht statt und deutsche Synchronstudios sind nicht die aufmerksamsten oder interessiertesten auf diesem Planeten. Also plappert ein Off-Text Erklärbär weiterhin munter vom „Planeten Zeist vor 500 Jahren“, die Untertitel sprudeln nur so vor Fehlern und wieder einmal schaffen es unsere Landsleute, die eigentlich stringentere Handlung beherzt in die Untiefen des WTF Sumpfes zu treten. Fies für die Filmemacher. Gut für uns.

Hui, fast nichts über den Film an sich geschrieben, aber der Text hier wird ohnehin zu lang und deshalb: Freut euch auf sehr ausladend beknackte Action, achtziger Jahre Getue, Neon, wundervoll unüberzeugende Punk-Highlander und über zwei Stunden beruhigend blaudunkles SF-Gespinne. Alles weitere bei den einleitenden Worten und in der Nachbesprechung.

19:00 Let`s get High, Ländler!
20:00 Deutschländersynchronwürstchenbude stürmen.

J+F+A




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15.09.2022

Liebe Gemeinde des letzten Bildersturzflugkultes,

nachdem uns die Crew des 2007 gegründeten TV-Mashup-Kunststudentenhaufens „Everything Is Terrible“ schon so manch verwirrend-katharsische Stunden beschert hat, ist es nun an der Zeit, noch etwas tiefer in der Vergangenheit nach den Wurzeln des merkwürdigen alte-VHS-Tapes-durchforsten-und-frenetisch-zusammenzuschnippeln-semi-Fetisch-Genres zu buddeln.

Wir stoppen im Jahr 1996, wo der Kanadier Derrick Beckles, vorgeblich unter dem Einfluss diverser starker „Painkiller“ stehend, auf den äh „Gedanken“ kommt,     seine bisher nur zum eigenen und dem Vergnügen seiner Highschool-Buddys zusammengeschnittenen Late-Night-TV- Informercials, schundigen TV Shows und irgendwie allem, was ihm in seinem verschrobenen Jungstudentenhirn interessant vorkam, thematisch zu ordnen und in etwa 73 Minuten langen Compilations auf DVD zu veröffentlichen und in die Welt zu senden.

A self-described, "slutty distributor of heavenly crap", Beckles calls the creation of TV Carnage his "way of screaming at the world", weiß wikipedia via Geek Monthly zu berichten.
Die sehr grob komprimierten, grottigen VHS-Scheißdreck-TV-Ära-Compilations ebneten ihm den Weg zu lukrativen Jobs (unter Anderem ist er Mitbegründer von Vice TV und hat schon mehrere Serien im US-Hardcore-Stoner-Kanal Adult Swim auf dem Kerbholz).

Also nicht lange gefackelt, lieber einen abfackeln zu:

WHEN TV ATTACKS
USA/Div etwa 1996
Edited by Derrick Beckles
J+F+A



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22.09.2022

Dear all,

warum in die Ferne schweifen, wenn hinreichend Schund in unmittelbarer Nachbarschaft verortet ist?

Reflexhaft mag man bei „Trash“ an Italien denken, Hongkong oder ein ganzes Lagerhaus voll US-Produktionen – dabei war man in deutschprachigen Landen nicht weniger bemüht, die Niveaulatte niedrig zu halten.

ZWEI NASEN TANKEN SUPER?
00 SEX AM WOLFGANGSEE?
AUCH FUMMELN WILL GELERNT SEIN?
SUNSHINE REGGAE AUF IBIZA?
LIEBESGRÜSSE AUS DER LEDERHOSE?
ZÄRTLICHE CHAOTEN 2?
DIE NACKTEN SUPERHEXEN VOM RIO AMORE?
LASS JUCKEN KUMPEL – DAS BULLENKLOSTER?
BOHR WEITER, KUMPEL?
DIE SCHULMÄDCHEN AM TREFFPUNKT ZOO?
oder lieber
JUNGFRAU UNTER KANNIBALEN?
DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN?
SADOMANIA – HÖLLE DER LUST?
KALT WIE EIS – ICH SPUCK AUF DEINE KNOCHEN?
DIE SÄGE DES TODES?

Was eine veritable Playlist für die nächsten Monate ergeben könnte, ist nur ein Teil der Produktionen aus dem Hause LISA FILM, von denen wir – dann doch wenig überraschend – sogar schon mal was im Programm hatten, und zwar die mustergültige Vollgurke ASTARON – BRUT DES SCHRECKENS. Kurzer Szenenapplaus für eine so konsequent spekulative Produktpalette. Es steht der Verdacht im Raum, dass dies die einzige Produktionsfirma sein könnte, die nie ein „Prädikat Wertvoll“ kassiert hat.

In unserem Bestreben, Abseitiges zutage zu fördern, haben wir also für Euch letzthin diesen Misthaufen durchsucht, und dabei eine rostige gebrauchte Nadel gefunden: FRANKFURT KAISERSTRASSE von 1981. Ein Sozialdrama aufklärerischster Art, wie man sich denken kann. Im verdienstvollen Bestreben, die halbstarke Jugend vor allerlei Gefahren der Großstadt zu warnen, mussten natürlich Kompromisse gemacht werden: etwa die Action nicht zu kurz kommen zu lassen, damit keiner abspringt.

Pflichtprogram für alle im Rhein-Main Gebiet aufgewachsenen, zumal für die Altergruppe der meisten unserer Regulars, aber natürlich auch für alle anderen: wurde doch aus produktionstechnischen Gründen manche Szene aus anderen Städten eingeschmuggelt (Trink- und Paffspiel, die zu spotten? Vorteil Maja: München ist dabei!), und überhaupt gibt’s dermaßen Zeitkolorit in jederlei Hinsicht zu sehen, dass allen kontemporären 80er-Style-Zitierenden Hören und Sehen vergeht.

Apropos Hören: auf O-Ton müssen wir leider weitgehend verzichten, da aus unerfindlichen Gründen schon zum Start des Films deutsche Schauspieler deutsch nachsynchronisiert wurden – einerseits schade, andererseits beschert es uns solides Voice-Overacting.

Viel mehr Werberummel braucht’s an dieser Stelle nicht: Ein dolles Ding und wahrscheinlich der zweite reguläre Streifen in unserem Programm, der on Location in der Bembelstadt runtergekurbelt wurde, nach diesem Italo-Schlock im Zoo, dessen Namen mir gerade nicht einfällt. Wir rekonstruieren in trauter Runde!

19:00 Schläächt Geschwätz
20:00 Ferz mit Kricke




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22.09.2022

Disclaimer: TMN HARDCORE


„Sehr geehrte Zuschauer, wir begrüßen Sie zu einer neuen Folge von GHOST HUSTLERS, einer Folge, die Geschichte schreiben wird, denn erstmals berichten wir nicht ÜBER, sondern LIVE AUS einem Spukhaus. Es ist der 29. September 1987, wir befinden uns in Chicago, und das Gebäude, das wir in wenigen Minuten – kurz vor Beginn der Geisterstunde – betreten werden, hat die zuletzt hier lebende Familie so verstört, dass diese sich weigerte, auch nur eine Stunde länger dort zu verweilen, geschweige denn eine weitere Nacht. Begonnen haben die erschütternden Ereignisse offenbar kurz nachdem ein gewisser Chester Novell Turner einige Reparaturarbeiten am Haus ausführte.

Wir haben eines der talentiertesten Medien kontaktiert, das wir im Zuge unser bisherigen Recherchen kennenlernen durften und erhielten beunruhigende Auskünfte: Im Jahr 1992 werde sich die Meldung verbreiten, Turner sei bei einem rätselhaften Autounfall ums Leben gekommen. Im Jahr 2003 werde jener Mann identifiziert, der in unserem gegenwärtigen 1987 eine Morderie in Los Angeles gestartet habe, der bis 1998 mindestens 15 Frauen zum Opfer fallen würden: Chester Turner. Dieser 2007 zum Tode Verurteile sei jedoch nicht identisch mit Chester „Novell“ Turner, dessen Unfall eine Fehlinformation gewesen sei und dieser quicklebendig, jedoch schwer zu lokalisieren. Erst im Jahr 2013 würde ein gewisser Louis Justin, ein Film-Aficionado, Turner ausfindig machen auf der Suche nach dem Urheber der Direct-To-Video Produktion BLACK DEVIL DOLL FROM HELL, die zu dieser Zeit, unbemerkt von Turner, mythenhaften Status erreicht haben würde.

Stimmt all das, betreten wir nun die letzte bekannte Wirkungsstätte von „Novell“ Turner, der neben seinen handwerklichen Tätigkeiten offenbar 1982 jenen BLACK DEVIL DOLL FROM HELL als ersten und bisher einzigen Film produzierte, über den wir nur in Erfahrung bringen konnten, dass er von dem mittlerweile kollabierten Label „Hollywood Home Theater“ an Videotheken vertrieben wurde. Unser Medium informiert uns, dass in der Zukunft Titel von diesem Label – und insbesondere DEVIL DOLL – zu Sammlerstücken avancieren werden, wobei wir dieser Information mit Vorbehalt begegnen, da der Sammlermarkt in Zusammenhang stehe mit einem Niedergang der Videokassette. Und es ist wohl kaum vorstellbar, dass in der Zukunft niemand mehr aufgezeichnete Filme sehen will, oder? Aber vielleicht wird dann alles Live sein, wie unsere heutige Show, verehrtes Publikum!

Wir befinden uns nun im geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer, in dem uns keine Gastgeber begrüßen, da die ehemaligen Bewohner – wie schon berichtet – unwiderruflich auf und davon sind. Just hier soll Chester Novell Turner während der Abwesenheit seiner Auftraggeber einige Tage gearbeitet haben, wobei unklar ist, was er verändert haben könnte, um solch verheerenden übernatürlichen Effekte zu erzielen… Oder ist Turner gar nicht der Urheber des Schreckens?

Bisher ist alles unauffällig, wobei die Stille beginnt an unseren Nerven… Hoppla! Soeben ist eine Fernbedienung vom Couchtisch gefallen, und ich bin mir sicher, dass ich diese nicht mit dem Mikrofonkabel berührt habe! Ein Zeichen aus der Zwischenwelt? Eben schlägt es Mitternacht und wir nehmen die Herausforderung an: Einschalten, Starten!

Sie sehen den Videorekorder laufen, und was ist DAS?? „This Film is dedicated to the memory of Chester N. Turner SR“ – kann das sein? Was geht hier vor? Was sind das für Klänge, Gesänge? Nicht von dieser Welt, das ist sicher … „Chester Novel Turners…“ Oh oh oh werden wir nun den berüchtigten BLACK DEVIL DOLL FROM HELL sehen? Ist es das, was die Familie fast in den Wahnsinn trieb?? Aber irgendetwas stimmt nicht, nun müsste der Titel kommen, wir sehen jedoch verstörende Art Brut und eine grauenhafte Szene, die uns den Text TALES FROM THE QUADEAD ZONE lesen lässt, also den Titel eines Filmes, den es noch nicht gibt, dann eine Abfolge von Namen – darunter zahlreiche Turners, vielfach „Novell“ Turner selbst – es ist entsetzlich, wie ein Irrwisch ist er mal hier, mal da, zuständig für alles: Musik, Effekte, Schnitt, Drehbuch, wieviele Doppelgänger hat dieser Mann?!? Und jetzt, was müssen wir sehen? Den Raum, in dem wir gerade sind, und ich kann nicht beschreiben, was sich grauenvolles auf dem Bildschirm abspielt, ja dort wo ich gerade stehe abgespielt haben muss …

RAUS HIER, RAUS, BEVOR ES ZU SPÄ





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06.10.2022

Liebe Filmanglubscherschaar!

Es gibt viele Gründe, ins Bett zu steigen:Müdigkeit, Doofheit, Langeweile, Trotz, Hunger, Verwirrtheit, Gewaltbereitschaft, koitaler Defizitausgleich, Hunger, Appetit, Spiel-und Videofilmsucht, Hunger etc. PP.

Soweit alles klar.

Aber:
Denkt irgend jemand denn auch an die Kinder – äh, das Bett?
Ständig hoppst wer weiß wer oder was in einen hinein, da sausen Dämonen, bumswilliges Junggemüse, dubioses Verbrecherpack und irgendwelche Künstler:innen rein und raus, Jahrhunderte lang, verdammt, da ist es doch nur allzu verständlich, wenn Bett den Kanal bzw. die Matratze irgendwann voll hat und... aber seht selbst!

Sehen?
Was denn sehen, oh quasseliger Kurator?
Na, selbstverständlich


Death Bed: The Bed That Eats
USA 1972/77
R.: George Barry

Verweilen wir noch ein Weilchen im quasi-episodisch aufbereiteten „Ungruselige Gruselschocker-Genre“ von erfrischend untalentierten Ein-Mann-Filmemacherarmeen.

Diesmal bekommen wir es mit einem Film zu tun, der (wie einige der vorangegangenen Werke) beinahe nicht das Licht der Welt bzw. die fassungslosen Pupillen irgend eines Publikums, erblickt hätte. Wie so oft wollte den komischen Streifen kein Kinoverleih auch nur mit der Bettpfanne anfassen. Verübeln kann man es den Geschäftsleuten schwerlich:
Das Erst- UND Letztlingswerk des Herren Barry scheint sich nie so recht entscheiden zu wollen, ob es nun ein origineller Horror- oder ein selbstironischer Arthouse-Film seinen möchte. Alberne Ironie, bedrückende Erotikansätze und spekulativ-verschusselte Gewaltszenen in surrealistisch-arthousiger low-budget- Überheblichkeit dargeboten, sind nicht grade die Mischung, mit der Blöcke gebusted werden.

Schlecht für den Regisseur, der nicht mal genug Geld auf dem Konto hatte, um wenigstens einem Direct to Video Vertrieb, der ihm anbot, den Film auf VHS heraus zu bringen, eine angeforderte vollständige Kopie inklusive Abspann zukommen zu lassen. Die Erstellung eines solchen hätte Barry 3000 Dollar gekostet. Bekommen hätte er für die VHS-Video-Rechte 1000 Dollar. Herr Barry war zwar kein all zu talentierter Regisseur bzw. Autor, aber Grundrechenarten schien er im Gegensatz zum filmischen Handwerk durchaus zu beherrschen.

Der „Deal“ war also vom Tisch, und wäre nicht durch verschlungene Pfade eine Raubkopie in die Welt entschlüpft, die dem ahnungslosen Herrn Barry, der nach der traumatischen Erfahrung in der Filmwelt nie wieder einen Film machen wollte und sollte, eine Art schleichenden Kultstatus bescherte, niemand hätte den schusseligen Arthousehorrorcampquatsch mit dem spoilerigsten Titel der Filmgeschichte, je zu sehen bekommen.

Gut für uns?
Finden wir es heraus!
Hier noch ein paar munterere Bonusmeinungen aus der allwissenden Müllhalde.

„This movie is like what would happen if they paid Yoko Ono & Bjork to co-create the world's longest and most cacophonous Fanta commercial.“

„Seriously, we'd love to know what the director's vision was for Death Bed. Did he stumble upon a script written in tongues in a flesh-bound ancient tome that would consume his soul and murder his sweet old granny unless he shot a painful trainwreck of a feature film with it? Did somebody bet him 50 bucks that he couldn't convince anyone to appear in a movie about a killer bed that gives away the entire plot in its own title, and he didn't give a shit about anything beyond that? Or the worst possibility of all, did he actually think this was a legitimate work of art or high-concept parody?“

„...you have to overlook all its faults and just go with it and enjoy this whimsical drug induced nightmare"

J+F+A




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13.10.2022

((ACHTUNG!!!!!

Die digitalen Verlockungen der allwissenden Müllhalde sind groß, das ist bekannt. Deshalb hier der vollkommen ernst gemeinte Aufruf an Euch, Euch
NICHT ZU SPOILERN.
Nach der Vorführung wird es Zeit geben, voll in die Welt dies dieswöchigen kleinen Flimmerbilder-Exkurses bzw. der Entstehungs – und vor allem:         Rezeptionsgeschichte des zu bestaunenden Werkes, einzutauchen. Gönnt Euch ein paar Stunden der Unwissenheit, schlau sein mit der Gnade des Klugscheißer-Weltgewebes, dafür ist noch genügend Zeit.

Eure TMN Crew.))


Liebe Filmbegeisterten Adrenalin-Junkies.innen der TMN,

wir brauchen Beruhigung, soviel ist klar.

Überall Geister und Dämonen, nervenzerfetzende Action und dramatische Netzhautfeidliche Bilder! Und das so kurz vor „Hallo Wien“!
Eine gewisse Entschleunigung tut Not. Deshalb gibt es diesmal eines der beruhigendsten, leichtfüßig-unspektakulärsten Bewegtbildformate, die wir, trotz gewisser Widerstände seitens der radikaleren Elemente des Triumpherates, aber getrieben von empathietröpfelnder Sorge um Euer geistiges und körperliches Wohl, liebes Publikum, aufspüren konnten:

Britisches Fernsehen der frühen Neunzigerjahre.

Ghostwatch
BBC 1992
R.: Lesley Manning

Genießen wir eine wonniglich elegant-sarkastische, großherzig unterkühlte Fernsehsondersendung der BBC aus dem Jahre 1991, die anlässlich des auch damals schon anstehenden Halloween-Festes von authentisch abgehangenen BBC-Fernseh-Routiniers und Moderatoren:innen produziert wurde, und die sich – nicht ganz ernst gemeint (winkwink notchnotch) – mit dem Problem eines gewissen, vorgeblich von Spuk und Poltergeisterei (hihi) heimgesuchten, kleinen britischen Hauses bzw. dessen Bewohner (hoho), beschäftigt.

Der unterhaltsamen, aufgeklärten Spaßbereitschaft des Unterfangens angemessen erwarten uns launige vor-Ort-Moderationen, Interviews, ja, sogar die Zuschauer dürfen (bzw. durften) live im Studio anrufen um ihre Lieblings-Geister-Heimsuchungs-Gruselgeschichten dem zurückhaltend gut gelaunten Moderatoren:innen Team und der interessierten Zuschauerschaft zu kredenzen.

Einfach mal in den gemütlich verwaschenen Brit-TV-Bildern einer längst vergangenen TV Ära schwelgen und entspannenden, harmlos-freundlichen Grusel zur besten Post-Tea-Time genießen.

Denn jeder und jedem am Fernsehapparat und im Studio ist ja klar, dass es so etwas wie „Geister“ nicht gibt. Dafür bürgen die tatsächlichen authentischen TV-Größen der BBC Michael Parkingson, Sarah Greene, Mike Smith und Craig Charles, die im authentischen Studio routiniert und (zumindest 1992 „live“) durch die unterhaltsame Sendung führen.

Was kann schief gehen?

Was kann schief gehen?
Was kann schief gehen?

Was kann schief gehen?
Was kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehenWas kann schief gehen

Was
.
….




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20.10.2022

Liebe Liebsten:innen Publizuschauer:innen.

Nach dem kontroversen superslow-burner Mokumentary-Marathon von letzter Woche legen wir mal einen Zahn zu.

Ach was, wir legen ALLE Zähne zu und tauchen ein in die wundervolle, logikbefreite 80er Mashup-Hongkong-Splatter-Prügelzauberballeraufdiefresse-Welt des Herren Lam Ngai Kai (藍乃才), a.k.a. Nam Lai Choi, Nam Nai Choi, Simon Nam oder wie auch immer.

The Seventh Curse‘原振俠與衛斯理’
HK 1986
R.: ...irgendwas irgendwer Lam (siehe unten)...

Chow „Hard Boiled“ Yun-Fat und Maggie „Maggi“ Cheung schludern sich gut gelaunt und leicht betüddelt vom Star-sein durch – ja, durch was eigentlich? Nami, Mastermind hinter dem Anwärter auf den Thron des splatterigsten Splatterfilms „Story 0f Ricky“, den wir bisher in der Trashnite goutieren durften, manscht aufs Geratewohl sechs bis zehn Genres zusammen und semmelt eine Cop-/Indiana Jones-/Alien-/Predator-/Martial Arts-/Geisterbrühein die HK-Kino-Bowl, die, sagen wir, ohne unnötigen Umweg am Gehirn vorbei, nährstoffarme und doch freudenreiche knappe neunzig Minuten durchs alberne Bauchgedärm durchrasselt. Ach, glückliches Hongkong-New Wave-Stuss-Kino der Achtziger! Kindersaftpressen, garstigen Babymonstern, peinlichen Poolpartys, jede Menge Gummi, Latex, Gekröse und Panzerfaustgeballer (Klar: Kung- und Wirefu gibt es natürlich auch, da lässt sich der ehemalige Fight-Choreograph Nam nicht lumpen...) und hastdunichtgesehen sind die knapp 90 überbunten Minuten schon rum, ohne dass man von so was spießigem wie Kohärenz, erzählerischem Anspruch, gar Einsichten in fernöstliche Mythologie oder dergleichen behelligt zu werden

Triggerwarnung: HK-Humor. Ihr wisst wahrscheinlich schon, was das bedeuten kann...

Nuff said.
Let's Loll.

19:00 Uhr Kinderschokoriegel mit Stäbchen
20:00 Uhr Kinderpresssäftchen und Panzerfaust-Shots.
 
J+F+A




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27.10.2022

Liebe Gemeinde,

genug von Geistergeschichten? Erschöpft von Direct-To-Video-and-straight-to-the-Trashcan-Obskuritäten und TV-Experimenten? Halbwegs wieder angekommen in vertrauteren Gefilden dank Hr. Ritters klassisch-übernatürlicher Kung-Fu-Klopperei der letzten Woche? Geneigt, auf der kuschligen Retro-Couch zu verweilen? Wie wär’s mit einem Giallo?

Wobei: wie gemütlich kann man es sich machen bei einem Genre, bei dem sich fast schon per defintionem auf der Leinwand ein geradezu zwanghafter Drang von Regisseuren und Drehbuchverantwortenden materialisiert, zu desorientieren, mit Roten Heringen um sich zu werfen und allerlei abseitige Ideen zusammenzurühren, für die sich sonst kein Platz finden ließ? Aber hey, ihr kriegt das schon hin.

Somit kommt Paolo Cavara ins Spiel, den kaum jemand kennt, obwohl er es schaffte, in seinem nur 9 Filme umfassenden Oeuvre Dramen, Kriegsfilme, Western und Komödien unterzubringen, nebenbei ein ganzes Genre zu erfinden (als Co-Initiator und Kameramann von Mondo Cane), um dann flugs dessen Fragwürdigkeit in einer stilistisch anspruchsvollen Selbstreflektion aufzuarbeiten. Und eben zwei Gialli zu drehen, die es in sich haben.

Wir sehen

E TANTA PAURA, grob zu übersetzen mit „Und Reichlich Angst“, was dem deutschen Verleih nicht gewinnversprechend genug erschienen sein mag, entschied man sich hierzulande doch für den Titel MAGNUM 45, obwohl es weit und breit weder eine entsprechende Schusswaffe, noch ein großes Eis am Stiel oder eine Single mit passenden RPM und auch keinen suizidalen Führer im Bunker zu sehen gibt oder sonst etwas, das inhaltliche Herleitungen ermöglichen würde. Von solcherlei künstlerischer Freiheit offenbar beschwingt, warf man den Film in Schweden als BLOODY PEANUTS auf einen möglicherweise überforderten Videomarkt. Überflüssig zu sagen, dass so ziemlich alles in TANTA PAURA vorkommt, außer Hülsenfrüchte.

Aber allzuviel Zeit bleibt uns ohnehin nicht, über Marketing-Moves nachzudenken, geraten wir doch ruckzuck in ein solch vielschichtiges Durcheinander, dass selbst nach Giallo-Maßstäben innerhalb von spätestens 20 Minuten der Überblick-Zeiger im roten Bereich ist. Kein Grund zur Sorge: mangelnde Kohärenz wird durch optische Schauwerte aller Art mehr als wettgemacht. Wir sind schließlich im Italien der 1970er Jahre! Für ungehinderte Sicht verzichten wir auf Originalversion mit Untertiteln und nehmen die deutsche Synchro. Was zunächst als Wermutstropfen erscheint – das launige Gequatsche des Commissario – stellt sich beim Umschalten auf die OV verblüffenderweise als gerechtfertigt heraus, wird doch im Original ebenfalls nonstop hyperaktiver Stuss in nervig-ironisierendem Tonfall erzählt. Eines der wenigen Rätsel, die sich auflösen lassen: war doch am Drehbuch ein Komödienfachmann beteiligt und der Plan offensichtlich, die harten Thrilleraspekte und steile sozialkritische Thesen durch flachen Humor kontrastierend zu steigern – gewagt, wie so einiges, das uns erwartet. Eine Erfahrung, nicht unähnlich der Bestellung einer Pizza Surprise, die geheimnisvoll aussieht wie eine Calzone, nach Hawaii riecht und in der Wirkung unkalkulierbar ist wie eine Frutti Di Mare vom mit 2 Sterne bewerteten Lieferdienst am Rande der Stadt.

Braucht noch jemand Argumente zum Beiwohnen? Ihr bekommt einen Schauspieler geboten, der so ziemlich alles von Bonanza bis Alien abgehakt hat, einen anderen, der von 1951 bis 2015 vor der Kamera stand, einen Dritten, der sich u.v.a. mit Auch Arbeit kann von Übel sein, Knallt das Monstrum auf die Titelseite!, Salon Kitty, Mannaja - Das Beil des Todes, Jäger der Apokalypse und Caligula seine Brötchen verdiente, sowie eine auch für Analphabeten als weiblich zu lesende Bond-Person.

See you!

F&J&A




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03.11.2022

DIE 13 BESTEN WESTERNWITZE
  1. Zwei Hippies kommen in einen Saloon.
  2. Ein Drehbuchschreiber plant einen Western mit Brigitte Bardot und Bob Dylan in den Hauptrollen. Das klappt nicht. Der Film wird trotzdem schlimm.
  3. Wie trainieren die schnellsten Revolverhelden? An Schlagzeugen.
  4. Nenne die besten literarischen Inspirationen für ein Western Drehbuch.
    Korrekte Antwort: Siddhartha und Narziß und Goldmund.
  5. Wie kannst Du 1.435.000,00 Dollar auf Nimmerwiedersehen verschwinden lassen?
    Indem Du einen psychedelischen Western produzierst.
  6. Ein Cowboy findet einen Revolver in der Wüste. Das freut ihn, da er vorher keinen hatte.
  7. Was ist der Unterschied zwischen einem Western und Miami Vice?
    In Miami Vice spielt Don Johnson keinen Schmied.
  8. George Harrison und John Lennon meditieren in Indien um die Wette. Ein staunender Zeuge hat die Idee, dass man darauf einen Western aufbauen könnte. Genauso wird’s gemacht.
  9. Wenn einem Bonanza zu hektisch ist – gibt es einen Western, den man schauen kann? Ja.
  10. Man kann einen Western auch so drehen, dass man an Barebacking denkt, obwohl alle auf Sätteln sitzen.
  11. Ein Regisseur will seinen Western zu etwas besonderem machen und heuert eine bekiffte Rockband an für den Soundtrack. Dann ist er unsicher, ob das reicht und er heuert noch eine bekiffte Rockband an für den Soundtrack. Nicht überzeugt, ob das genügt, heuert er noch eine bekiffte Rockband an für den Soundtrack. Und sicherheitshalber heuert er noch eine bekiffte Rockband an für den Soundtrack. Um wirklich alles einzutüten, filmt er alle.
  12. Wieviele Indianerüberfälle braucht man, damit ein Western peinlich wird? Gar keine.
  13. John Wayne, Clint Eastwood und James Coburn treffen Sam Peckinpah. Der schlägt ihnen vor, einen Western zu drehen. Wayne will jeden Tag eine Flasche Whisky vor der Kamera austrinken. Darf er. Er sagt zu. Clint will einen Blinden spielen, der 8 Marshalls umlegt. Peckinpah schreibt seine Rolle passend um. Clint sagt zu. Coburn will eine Szene mit einer Stampede. Er bekommt nur einen Tornado angeboten, zögert und sagt dann zu. Wir sehen einen anderen Film.

Howdy Folks

F&J&A

(gegeben ward ZACHARIAH)



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10.11.2022

Hochgeschätztes Publikum,

wir freuen uns auf einen unserer unregelmäßigen Gastkuratoren-Beiträge, diesmal von Herrn Thiele. Zusätzliches Sahnehäubchen ist, dass es sich um einen weiteren Film jenes Regisseurs handelt, der uns im Oktober 2014 den seltsamsten erotischen Hühnerfarm-Thriller unserer bisherigen Playlist bescherte und daher deliröse Kost erwarten lässt...

See you,

F&B&J&A

+++

"Nach dem schönen Zachariah der letzten Woche musste ich direkt im Anschluss ein weiteres Mal Giulio Questis: „Se sei vivo spara“ (Was wohl korrekt übersetzt "Wenn du noch lebst, schieß." heißt) schauen. Warum wird sich jetzt der eine oder die andere Fragen. Darauf gibt es mindestens zwei Antworten. Zunächst einmal weil der gute Don Johnson aus Zachariah sehr stark einer Bande von Cowboys ähnelt die in Questis Film auftauchen. (Siehe: Bild 01 / Bild 02) 

Dann ist es aber auch das surreale was die Filme verbindet. Dort die Kulissen und Kameraperspektiven, hier die überdrehte Handlung und Gewalt. Den „Se sei vivo spara“ ist, wie der Kritiker Thomas Groh schrieb:

„Eine Ode an die Gewalt und die Niedertracht oder auch: Film als Exorzismus. Zwei Jahre lang kämpfte Questi im Zweiten Weltkrieg mit den Partisanen gegen die Faschisten. Die seelischen Wunden aus diesen Erfahrungen treibt er sich mit diesem fahrig-wuchtigen Film, seinem Debüt, gewissermaßen selbst aus, gerade so, als jagte er die eigenen Bilder im Kopf wie ein Maschinengewehr auf die Leinwand.“

Das der deutsche Verleih der Zeit den Film mit dem Titel „Töte, Django“ bzw. Django – Leck Staub von meinem Colt.“ bedachte, obwohl niemand in diesem Film Django heißt ist natürlich klar. Das ich deswegen den Film auf italienisch mit englischen Untertiteln mit euch gucken möchte eine gute Entscheidung, denn auch die englische Synchronisation ist sagen wir mal fragwürdig.

Noch ein paar letzte Worte zu Questi dem Regisseur des Films dieser Woche. 3 lange Filme drehte er in seiner Karriere was nicht besonders viel ist wenn man bedenkt das er zwischen 1949 und 2011 Filme arbeitete. Zwischen 1949 und 1965 war er an Episodenfilmen beteiligt und drehte Kurzfilme, nach 1972 arbeitete er für das Fernsehen. Davon ist nur sein Debütfilm ein Western.

Ach ja und bevor wir dann den Film schauen noch eine Warnung vor dem Blut. Es ist sehr kunstblut-rot und fließt reichlich."

19:00 Die Geisterreiter der Sierra Offenbach
20:00 Questi – Seine Eiswürfel waren aus Blei





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17.11.2022

Dear All,

nach zwei Western klopfen wir uns den Staub aus den Klamotten, lassen die vierzigschüssigen Colts auskühlen und wenden uns einer bunten, aufregenden und modebewussten Zukunft zu. Wobei wir das unaufwändig und elegant umsetzen können, indem wir ggü. letzter Woche weder das Land (Italien) noch das Jahr (1966) wechseln, sondern nur das Genre.

Kurzer Exkurs: Schnittmenge unserer letzten beiden italienischen Beiträge war der geradezu fanatische Wille, übliche Leading-Man-Klischees zu dekonstruieren. Der Commissario aus E TANTA PAURA war bei Licht besehen ein totaler Loser, überfordert nicht nur von seiner polyamourösen Gespielin-of-Colour, ach eigentlich von allem dem er begegnete, bis hin zum Plot, der ihm am Ende vom Schurken erklärt werden musste. Der Pistolero aus SE SEI VIVO SPARA bekam auch nichts recht gebacken: konnte er doch weder den Selbstmord seines einzigen Fans verhindern, noch den Feuertod seiner einzigen Fanin (nicht dass er auch nur Anstalten gemacht hätte, es zu versuchen), bekam weder Gold noch Städtchen in den Griff und klappte bei der lächerlichsten Folter der Filmgeschichte subito wimmernd zusammen. Hochinteressante Werke also, mit einem gewissen subversiv-erzählerischen Anspruch – mit dem wir Euch dieses Mal nicht belasten.

2+5: MISSIONE HYDRA (sic!) wurde seinerzeit von der Kritik ebenso ungnädig behandelt wie die beiden vorgenannten Titel: Eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte sei das, billige Produktionsstandards wurden beklagt, möbelhafte Schauspieler, man habe schon besseres gesehen von dem Regisseur*, der mit HERCULES eine Dekade zuvor das Sandalenfilmgenre losgetreten habe und allerlei Dinge mehr, die uns noch nie abgeschreckt haben.

Denn was gibt es jenseits banaler Bewertungsstandards alles zu entdecken! Professores, die ohne jede Not mit mittelalten Mimen besetzt werden, nur um sie mühsam älter schminken zu müssen; fortschrittlichste Alien-Technologie, die es ermöglicht im Weltraum ohne Helme zu agieren (und damit Props zu sparen); rund 10 Darsteller in Gorillakostümen, die keine Gorillas darstellen; Theremin-Überdosen; Menschen beim Durchleben von geklauten Sequenzen aus japanischen Monsterfilmen; mehr Pappe als in einer Recyclinganlage; den vielleicht heftigsten und omnipräsentesten Lack-und-Nylonfetisch außerhalb eines Schmuddelfilms; und ganz, ganz viel toller Stuß, der erzählt wird – formidablerweise in deutscher Synchro.

Wir scheuen wie üblich Kosten, aber keine Mühen und zeigen Euch eine Weltpremiere in Form einer selbstgebastelten Fassung, welche gleich zwei Eröffungssequenzen zum Besten gibt: Die sachliche deutsche sowie das Original, dessen Inhalt in keinerlei Beziehung zur weiteren Handlung steht, aber so manches Eiskonfekt zum Schmelzen gebracht haben dürfte.

It’s as close as you can easily come to eavesdropping on the fever dreams of a hyperactive twelve-year-old who just spent a day home sick with pneumonia binging on third-season 60’s “Star Trek” episodes and sneaking peeks at his big sister’s lingerie catalogs.

Countdown!

See you

F&J&A


*nein, in diesem Fall ausnahmsweise nicht unser hochgeschätzter Antonio Margheriti, der aber auch Herculesfilme drehte. Es ist kompliziert.





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24.11.2022

Ach, Bella Italia, verweilen wir in diesen nasskalten Herbstzeiten doch noch ein wenig in Dir!

Genießen wir die gestenreiche, schlagfertig-schlitzohrige Hemdsärmeligkeit deiner Ordnungskräfte, namentlich der Polizeitruppe um „Superbullen“ Tomas Milian, der offenbar seinen Job im staubigen Westen als mäßig erfolgreicher Pistolero mit Transpirationsproblem (siehe vorletzte Woche) gegen den glamourösen Job eines Autobahnundercover-Bullen eingetauscht hat.

Das Schlitzohr vom Highway 101
Delitto sull'autostrada
Italien 1982
R.: Bruno Corbucci

Bruno Corbucci, der kleine Bruder von Sergio „Django“ Corbucci, Vielfilmer und im Italowestern ebenso souverän und teichrallenhaft agil sich bewegend wie im Poliziotteschi - Genre, kurbelt mit dem ihm eigenen angekokst fidelem Desinteresse den 9ten Teil der Saga um den römischen „Blue Jeans Cop“ Nico Giraldi runter, erwartungsgemäß ohne allzu stringentes Handlungs- oder Spannungskonzept und mit Doppelzentnern italienischen „Humors“ überwürzt, wie wir ihn sattsam aus seinen Spencer / Hill / Celentano - Machwerken kennen. Viel Familie, viel Machismo, überraschend wenig Dresche, und die damals bekannte Sängerin Viola Valentino darf auch mal ran und in einer entzückenden Italo-Disco einen Song Contest bestreiten. Wir haben das Vergnügen, die 13 Minuten längere uncut Edition zu bestaunen, in der uns der komplette Song inklusive unsäglichem Gitarrensolo und noch so einige “inhaltliche“ Szenen, die es damals nicht in die deutsche Verleihversion geschafft haben, kredenzt werden.

Diese übrigens im italienischen „Originale“, was insofern erwähnenswert ist, als wir natürlich die grenzdebile DEUTSCHE SYNCHROFASSUNG von Labersack Brandt und seinem Team aus wiederum eher verkifft / versoffenen Kolleg:innen (als „Toni Marroni“ hören wir Sprecher Thomas Danneberg) durchstehen müssen. Die, well, „fehlenden“ Teile wurden enfach im italienischen belassen und reingebetscht wie wir Filmprofis sagen.
Nico Giraldi (oder eben, haha, Toni Marroni, manchmal sogar Toni Makkaroni, weil Deutschhumor mitunter sogar den italienischen, wenn nicht gar den HK-Humor souverän mit Rassismus und misogyn-homophobem Scheißdreck locker unterbietet), seinerzeit vom Unterweltganoven in die Ränge der Ordnungshüter       gewechselt, „ermittelt“ im Lastwagenfahrer Milieu, wo es eine Welle „gradezu genialer“ (O-Ton ), von der Polizei „fast unmöglich“ aufzuklärender Überfallserien auf unbescholtene Eurotrucksimulator 2 äh Brummiefahrer aufzuklären gilt. Klar, schon schwierig (kleiner Spoiler aus den ersten Minuten des Films!), gegen Ganoven anzukommen, deren „geniale Pläne“ unter anderem darin bestehen, einen sehr großen Stein von einer Brücke auf einen Laster zu schmeißen und dann mit gezogener Waffe fröhlich drauf los zu rauben. IN SKIMASKEN!!! Nie gesehen! Teuflisch genial!!11!11!

Die in Italien erfolgreiche Serie verdankte ihren Charme unter anderem dem Umstand, dass der Ex-Gauner in hartem Rom-Gossen-Slang vor sich hin prollt, quasi den Asso-Schimanski von der Leine lässt und für die Zeit wirklich erstaunlich verfilzt, versifft und irgendwie hoch orientierungslos zwischen Familienliebe und -verachtung durch diese bizarre Undercover-Schrulle herumtaumelt. Kriegen wir allerdings in der deutschen Synchro (siehe oben) volles Brötchen NICHT mit, was sich da an eventuellen Feinheiten in den Originbadialogen tummeln mag, da sei die deutsche Synchro vor!

Und genau das ist auch der Grund, warum wir von der TMN ausgerechnet mit Teil 9 in diese eher zu vernachlässigende Serie einsteigen: Sicher, es gibt weitaus bessere, actionlastigere und (schluck) kompetenter synchronisierte Poliziotteschi zu bestaunen und für uns womöglich noch zu entdecken. Harte, gewalttätige Bullenfilme mit Arbeitereinschlag? Gerne.

Diese seltsame Mischung aus (budgetbegründetem) „Realismus“ in der Schilderung der Lastwagenfahrer-Realität des Italiens der frühen 80er Jahre  jedenfalls, die absonderlich ausführlichen Schilderungen des chaotischen Familienalltags unseres Helden, das komplett aus dem Ruder- und den schmalzigen Familie-über-alles-Duktus permanent unterlaufendes Ultramachogehabe des witzelsüchtigen Zausels im Arbeiteroverall entfalten jedoch eine sehr spezielle eigene, nunja, Qualität, die zwar weit hinter den ins design-surrealistische Farben-und Formenspektakel so mancher TMN Klassiker abdriftenden Italo-Styler Streifen der sechziger und siebziger Jahre zurück bleiben muss, aber eine ganz andere Art filmischer Parallelwelt generiert, die zwar nicht wie der LSD-Traum eines Topdesigners aus den Sechzigern daher kommt, dem verkaterten Fieberwahn eines mutmaßlich ausgebrannten achtziger Ex-Studentenrevoluzzers mit ambitionslos-abgeschmacktem Softcore-Scheißegal-ismus, der mittlerweile für Geld wirklich alles macht, aber erstaunlich verstörende Cringe-Momente und Staun-Wunder-Fremdschäm Eindrücke abringen kann.

Außerdem lockt das Thema Lastwagenfahrerprobleme besonders ein Mitglied des Kuratoren-Trios (dem mit der Eurotrucker-Schirmmütze) und hey, wir machen das hier ja nicht nur zu eurem, sondern auch zu unserem Vergnügen.

In diesem Sinne:

„Volltanken aber nicht vollpinkeln!“

19 Uhr Lustwagenfahrerkaffeekränzchen im Truckstop
20 Uhr Eurotruck Simulator Italia 2.0 lets play





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01.12.2022

Euch war nach Prügel zumute. Recht genaue Vorstellungen wurden formuliert: Schlüsselbeine sollten zu Bruch gehen (beidseitig), mindestens eine ausgekugelte Schulter haben wir noch notiert, und irgendwas mit Halswirbelsäule wollte man sehen, tendenziell wohl auch eher unangenehmes.

Die Erklärung liegt in unserer Auswahl der letzten Woche. Obwohl angekündigt, dass es für einen italienischen Bullenfilm aus den 70ern doch eher untertourig zugehen würde (Kindergeburtstag inklusive), mussten wir doch mit einer gewissen kognitiven Dissonanz klarkommen: statt harter Action eher haarige Clowns, statt crashender Verfolgungsjagden gemächliches Rollen über jede einzelne Autostrada südlich der Alpen, statt scheppernder Barfights Gesangsturniere mit ca. 2 konkurrierenden Acts auf Möbelhausjubiläumsniveau.

Und das war toll! So toll, dass die Befürchtungen von Herrn Ritter („wird hoffentlich nicht ein zweites Bierfest“) nicht eintraten bzw. irgendwie doch eintraten, denn insbesondere unser BEERFEST-Initiator Hr. Weber äußerte im Laufe des Abends mit zunehmender Bestimmtheit den Wunsch, auch die anderen ca. 11 Teile der Schmierige-Laberbullen-Saga des Herrn Milian in unserer trauten Runde aufgeführt zu sehen. Woran im Laufe des Abends sich verdichtende herbstliche Nebelschwaden ihren Anteil gehabt haben mögen, aber egal: da kommt noch was auf Euch zu.

Zwischenzeitlich bringen wir – wie eingeleitet, ebenfalls auf Publikumswunsch – erst mal Euren Krawallhaushalt wieder auf Vordermensch. Glücklicherweise können wir dies durch eine geeignete Filmauswahl besorgen und müssen nicht in real life aktiv werden.

Wir haben eine Weile abgewogen und waren kurz vor einer Wiederaufführung eines splatterigen Hongkonger Knastepos (nach zügig vergangenen 25 Jahren), entschieden uns dann aber für einen noch ungesehenen Karate-Flick, der deutlich mehr fürs Auge bietet.

Merkt Euch schon mal für Party Smalltalk:
Erinnern Sie sich an das Kung Fu Triple Feature in TRUE ROMANCE? Nach THE STREETFIGHTER und RETURN OF THE STREETFIGHTER läuft dort mitnichten der offizielle dritte Teil der Reihe, STREETFIGHTERS LAST REVENGE, sondern SISTER STREETFIGHTER.

In diesem Jahr verabschiedeten wir den verstorbenen Sonny „Streetfighter“ Chiba mit WOLF GUY, von dem wir diese Woche nur noch einen Marketing-Nachhall ohne echte Screentime mitnehmen. Egal! Denn SISTER STREETFIGHTER macht alles richtig, was man von einem Spin-Off erhoffen kann: einen markanten neuen Character (die SISTER eben), Fokus auf die spekulativeren Aspekte des Originals (mehr Prügel, mehr Gemeinheiten, mehr zu beseitigende Baddies), einen hauchdünnen Plot, mehr Reißzooms, kurz: den respektablen Ansatz, mit kleinerem Budget noch einen draufzusetzen. Auch von der SISTER gab es mehrere Teile, und vllt. spendieren wir Euch demnächst ein Double Feature „Dumpfbulle gegen tuffe Kellnerin“, mit jeweils dem zweiten Teil der Reihen. Ist ja bald Weihnachten.

Zugegebenermaßen können wir nicht garantieren, dass die o.g. anatomische Checkliste exakt erfüllt wird, aber: bei allem was da so zu Schaden kommt, ist eigentlich davon auszugehen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Was gilt es noch zu wissen? Vielleicht, das unsere seinerzeit (und knapp 5 Jahrzehnte später offenbar immer noch) ziemlich fitte Protagonistin mittlerweile recht, äh, eigenständige florale Dekorationen sowie Workshops im Blumenstecken anbietet. Nachdenkenswerterweise unter dem Label „Love & Fight Flower Arrangement“. Wundersames, tiefgründiges Japan.


See you!

F&J&A




Dear All,
wg. schwerwiegender Weihnachtsfeierverpflichtungen des Kuratoriums pausieren wir für eine Woche. Schont Eure Schundsynapsen, ab nächster Woche sind sie wieder gefordert. Und wie.



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15.12.2022

Liebes Trashnite-Rabauk:innen Chapter, Liebe Sportfreund:innen!

Ach Brian Bosworth, was hast Du für eine wunderliche Karriere hinter dir! Dein Haarstil: „radical“. Deine große Klappe: immens. Dein Schalk: im Nacken. Als überambitionierter und aufmüpfiger Football-Spieler flogst du aus so mancher Mannschaft und Draft-Runde, immer gut für ein paar flapsige Sprüche und spaßige Finten. Du lerntest in den Fabrikhallen von General Motors Oklahoma, wie man Metallteile so gewitzt in von dir zusammengeschraubten Automobilen versteckt, dass sie ein unidentifizierbares Klackern erzeugen, was so manchen Neuwagenbesitzer in den Wahnsinn getrieben haben mag.

"If you own a Celebrity or Century made in 1985 in Oklahoma City, that car is (messed up) if I had anything to do with it". In addition, he claimed that each bolt carried a note that said: "Aha! You found me!" and said, "I love the thought of people going absolutely crazy, saying "Where is that ... rattle coming from?"'
Sports Illustrated magazine's 1986 fall football issue

So trugen dereinst leidenschaftliche Anhänger der Denver Broncos, erbost ob einiger frecher Bemerkungen, die du über deren Mannschaftscoach vom Stapel gelassen hattest, 10.000 T-Shirts mit der Aufschrift "What's a Boz Worth? Nothing", nicht ahnend, dass du die 15 Dollar teuren Leibchen durch deine Company selbst hast herstellen lassen. Den Spießern der „National Collegiate Athletic Association“, die deine Freude an Anabolika partout nicht teilen wollten, zeigtest du vermittels eines im Television getragenen T-Shirts mit der Aufschrift "NCAA: National Communists Against Athletes", wo Hammer und Sichel hängen. Du erstrittest vor Gericht das Recht, als Linebacker ein Jersey mit einer Nummer in den „40ern“ zu tragen, was vorher bei Todesstrafe von der NFL verboten war.

Durchaus erstaunlich, dass du nach dem verletzungsbedingten Ende deiner kurzen Karriere in deinem ersten abendverwüstenden Spielfilm „Stone Cold“ dem T-Shirt an sich offenbar den Krieg erklärtest um stattdessen deinen Ana-Booah-Lecker Body lieber in ein feine Jeanes / Lederwestchen oder gleich garnix zu hüllen. Aber hey, die Achtziger waren grade vorbei und eingeölte Männer mit Möpsen so groß wie kahlgeschorene Bernhardienerwelpen waren in keinster Weise irgendwie auch nur annähernd „gay“ konnotiert. Nope. COOL waren die schwitzigen Waschbrettbuben, und wenn man dann noch ein baumeliges Ohrringchen am Ohr trug und einen Hausleguan als Pussyersatz sein eigen nannte, sollte doch jeder Zweifel an der Maskulinität des Protagonisten ausgemerzt sein. Wenigstens deiner radikal-bescheuerte-Frisuren-Neigung gingst du weiterhin mit vollem Eifer nach und brachtest es zu einer der schaurig schönsten Vokuhila-Strähnchen-Haupthaarkatastrophen diesseits und jenseits des großen, ach was, ALLER Wasser.

Stone Cold
USA 1991
R.: Craig R. „Action Jackson“ Baxley

Begleiten wir Dich nun auf deiner Heldenreise als hoch inkompetenter Cop im Zwangsdiensturlaub, der unter dem Decknamen „Stone“(*) einer Rockerbande beitritt, um mehr schlecht als recht ein dubioses Polit-Attentat zu vereiteln, mit mächtig viel Motorrad-Macho-Biker-Brimborium und einem Finale, dass irgendwie einer „6th of January - gone - right“- Parallelwelt entsprungen zu sein scheint und die Frage aufwirft, wie die reale Geschichte wohl verlaufen wäre, wenn die Quanon-Wahlschlappen-Waschlappen bei ihrem peinlichen Umsturzversuch vor wenigen Jahren sich von diesem dummdreisten Actionspektakel mehr Tips und Anregungen geholt hätten...
Hier jedenfalls herrscht ein erfreulich postmodernes Geben und Nehmen, Zitieren und Inspirieren.

Die Eröffnungssequenz des Films zum Beispiel nimmt sich frech nahezu jede Kameraeinstellung aus dem kurz zuvor erschienenen Stallone (...auch nicht gay, ernsthaft!) Vehikel „City Cobra“ als Vorlage, zitiert großzügig „Die Hard", gegeben wird wiederum eine Motorvehikel-vs.-Hubschrauber-Szene, die so manchen Actionregisseur späterer Jahre zu überkandidelten Bummsfallera-Eskapaden inspirierte.

Nichts ist sicher, alles ist egal, wenn Haare, Benzin, Blut und Öl flankiert von erstaunlich überpünktlichen Explosionen über die Leinwand respektive unsere Endgerätmonitore schwappen, da sei „A-Team“ Regisseur Craig R. Baxley vor.

Nachdem sich die einzige auftreibbare deutsch synchronisierte Fassung dieses haarig-saftigen Testosteron-und-Benzin Schinkens als leider gekürzt erwies, kredenzen wir euch die nun die wesentlich gewalttätigere Originalversion und denken uns unseren Deutschklamauk-Teil.

J+F+A

19:00 Small talk im Friseur-Salon der verlorenen Strähnchen
20:00 Big talk auf haarigen Feuerstühlen

(*) Achtung! Trotz der offensichtlichen Namensgleichheit und gewissen Ähnlichkeiten im soziokulturellen Umgang mit marginalisierten motorisierten Zweirad-Enthusiasten hat der Film nichts mit „Stone“ zu schaffen.





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22.12.2022

Man kennt das, unter guten Freunden: „was soll der Stress, wir schenken uns nichts…“

Dieses Jahr gilt: Wir schenken EUCH nichts.

Denn es wird gnadenlos aufgeführt und durchgezogen, mit Weihnachtsbezug, und möglicherweise einem Niveau noch unter dem in 2020 gegebenen Rentierding. Betroffene wissen, was wir meinen.

Nun gibt es keine objektiven Maßstäbe, ein Elend gegen das andere zu pitchen, zumal wenn sie von so unterschiedlichen Prämissen ausgehen: statt schollenverbundenem Huftierfarmtreiben werden diesmal kosmische Bezüge in Anschlag gebracht, statt Outdoor gibt es sehr, sehr viel Indoor, und zwar der allerelendsten Zersiedelte-US-Vorstadt-Normcore-Art; die Musik ist nicht selbst gesungen, sondern Gedudel vom Walmart-Wühltisch; Spezialeffekte werden nicht mit Hilfe von Hochprozentigem vom Regisseur gone Santa Claus höchstselbst herbeideliriert, sondern für ihre (selbst Vierjährige kaum überzeugende) Jämmerlichkeit mussten nerdhafte Dritte mit einem Kasperletick bemüht werden, und statt einem größenwahnsinnigen Regisseur, Produzenten und Schauspieler bekommen wir es mit zwei Brüdern zu tun, die ihr vermeintlich Bestes geben.

Bei allen differenzierenden Faktoren gibt es aber auch Ähnlichkeiten zwischen unseren Weihnachtsüberraschungen, for better or worse: Auch dieses abendfüllende Ereignis ward dereinst auf VHS gedreht, und dem – inklusiverweise hinfällige Familienmitglieder nicht unberücksichtigend lassenden – Casting kann man auch in diesem Fall nicht vorwerfen, stereotype Beautyklischees zu replizieren. Beileibe nicht.

Als Bonus gibt es –  im Fall der TMN-Teilnahme des Künstlers – einen Vorfilm, der rein gar nichts mit dem Hauptprogramm zu tun hat, gottseidank.

19:00 Warm anziehen, Beruhigungsgrog, Räuchermännchen machen
19:45 Stille Nacht
20:00 Schlittenfahrt in die Schundhölle

See you!
F&J&A

(gegeben ward FEEDERS 2, nicht jedoch "Presseclub" von Frank Bubenzer wg. Nichtteilnahme des Künstlers)




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28.12.2022

Dear all,

ein weiteres Online-Jahr geht zuende, in dem wir nur wenige Wochen ausgesetzt haben. What a ride! Herzlichen Dank an unsere notorischen Regulars und natürlich auch die Zaungäste, von denen wir offenbar einige bereits mit einer einzigen Veranstaltung vergrault haben. Tja, so kann’s gehen und ändern werden wir nichts, schon gar nicht im Sinne eines inhaltlich und formal niedrigschwelligeren Angebots.

Denn es gibt noch abseitige Schätze zu heben, wie wir in 2023 eindrücklich demonstrieren werden. Wenn’s nach unserem Vorratskämmerchen ginge, könnte das Jahr hundert Wochen haben…

Das Aktuelle lassen wir jedoch versöhnlich und besinnlich ausklingen, ganz im Sinne von „zurück zu den Wurzeln“. Es erwartet Euch eine klassische Hong-Kong-Kung-Fu-Klopperei aus dem Hause Shaw.

RENDEZVOUS WITH DEATH
bietet keine Möglichkeit zur Analyse glaubwürdiger Kampfkünste, sondern aus Sofaperspektive unanstrengendes „Ballett mit Blut“ bzw. Himbeersirup und auch sonst poppigsten Farben, pappigsten Sets, wurschtester Handlung, fragwürdigen Waffen-Pitchs (was ist stärker: Schirm oder Fächer?) und schlampiger Synchro, leider auf Englisch, da wir Euch die famose HD-Abtastung bieten möchten. In einer besseren Welt gäbe es die mit deutscher Tonspur, denn

"Der Todestempel des Shaolin" wurde in Deutschlands Bahnhofskinos zu Heiligabend 1982 gestartet.

Da wir keine Zeitreise -40 Jahre organisieren können, müsst ihr Euch den müffelnden Kinosaal dazudenken. Mehr Denken ist dann nicht notwendig – das haben Kritiker für Euch erledigt, um zu Urteilen zu kommen, die uns ganz sicher nicht abschrecken werden.

The cast got inflated needlessly, I think just to boost the body count, and even on its own merits this was ruined by killing almost all the extra people at once in a huge battle which was pretty good-looking but impossible to follow.

So?

Endspurt!

See you
F&J&A






Es gab 48 Trashnites in 2022!


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