2012
Mi, 18.01.2012
Aus der Einladung:
"im Dezember verstarb ein Filmemacher, der ganz
in unserem Sinne wirkte und daher schon ein oder
zwei Aufführungen beisteuern durfte: der ebenso
bizarr-kreativ wie ökonomisch unverantwortlich
handelnde Ken Russel. Da wir ja (zumindest in
Filmen) schon so manches gesehen haben, warteten
wir lieber ab, ob er es sich nicht doch noch
anders überlegt. Als knurrender Untoter tauchte er
aber nicht wieder auf, und daher ziehen wir nun
endgültig unseren Hut, und zwar mit
SALOMES LAST DANCE
GB 1988
Trashnite Mit-Kurator Frank hatte seinerzeit ein
ziemlich verblüffendes Kinoerlebnis, als er eine
Nachmittagsvorstellung im seligen "Broadway" Kino
besuchte (Kaiserstraße in OF, heute: Spielothek),
zugebenermaßen verlockt von einem selbst für das
bunte Broadway-Programm recht
lasziv-eigentümlichen Plakat, nur um dann 87
Minuten eines noch wesentlich surrealeren Werkes
durchzustaunen. Auch hier gilt wieder: so etwas
wird heut nicht mehr hergestellt, und einen
deutschen Kinostart (synchronisiert!) bekäme es
schon gar nicht. Halb Kammerspiel, halb schwüler
schwuler Fiebertraum, halb
christlich-fetischistische Römerorgie – da geht
keine Genre-Schublade mehr zu. Seinerzeit grandios
gefloppt, sowohl bei Kritik wie an der Kinokasse,
fand diese sehr, sehr bunt glitzernde Perle lange,
lange Jahre nicht den Weg auf DVD. Nunmehr aber
müssen wir doch nicht Jörgs olle (deutsche) VHS
vorführen, sondern bringen Euch den Genuss eines
endlich aufgetauchten Rips in der OV. Vorhang auf!
Und wo wir gerade so schön beim letzten sind,
schieben wir danach das allerletze rein, nämlich
ENDGAME
Italien 1983
Der Klappentext zeigt, wo es lang geht:
Das Unvorstellbare ist geschehen. Die
Atomkatastrophe hat den Globus verwüstet. Nur
wenige Menschen haben in New York überlebt. Haß
und Machtgier aber gibt es wie eh und je. Eine
neue Art von „Untermenschen" ist durch die
Strahlenschäden entstanden: DIE MUTANTEN. Sie
werden von den „Normalen" gehaßt und gnadenlos
gejagt. Die neuen Diktatoren stillen den Hunger
nach Gewalt durch das ENDGAME, eine Art von
mörderischem Gladiatorenkampf vor versteckten
Fernseh-kameras, bei der nur der Stärkste
überlebt. SHANNON ist der hohe Favorit und
vielfache Sieger. Aber heute trifft er auf den
fürchterlichen KARNACK...
Was die Klappe aber verschweigt ist, dass die
Regie keineswegs dem dort genannten "Steven
Benson" oblag, no sir, sondern niemand geringerem
als Joe D'Amato alias Aristide Massaccesi, seines
Zeichens einer der skrupelloseren unter den
italienischen Billigregisseuren. Wenn dann im Cast
noch Laura "in Black Emanuelle fast so gut wie
Emanuelle" Gemser, George "fraß seine eigenen
Eingeweide in Anthropophagus", Al "Szenenapplaus
in der letzten Trashnite in Voodoo Schreckensinsel
der Zombies" Cliver und Gordon "erlebte mehr als
einen Weltuntergang" Mitchell in der immer wieder
gern gesehenen italienischen Endzeit-Kiesgrube
schwerbewaffnet aufeinandertreffen, sollte klar
sein, dass ein eher unterhaltsamer Abend auf uns
wartet. Allerdings sollte man die Hinweise eines
Kritikerkollegen beherzigen: "...aber auch ein
Werk bei dem man bloß nicht mitdenken sollte."
Nie auf DVD erschienen, wir ziehen das
VHS-Orginal aus dem Schatzkästlein!
Wir freuen uns ganz besonders, dass wir diesmal
in der Ex-Cafete zur Gast sein dürfen, in der wir
früher so manches Filmchen wegguckten und auch
sonst so manches taten, das uns lachend vom Stuhl
kippen ließ. Word!"
Mi, 18.04.2012
Aus der Einladung:
"Liebe Filmfreundinnen,
liebe Schundfreunde,
am Mittwoch ist es endlich wieder so weit: das
neue Semesterprogramm an der HfG wird abgerundet
durch popkulturelle Sumpfblüten.
Diesmal wohl wieder im guten alten Raum 09, wie
immer um 19:45!
Da wir vergessen haben, rechtzeitig das neue
Semesterthema der Filmklasse nachzufragen,
entscheiden wir uns für einen Eröffnungsfilm, der
einfach ALLES bietet:
ENTHIRAN - The Robot
Indien 2010
Regie: S. Shankar
Der indische Superstar Rajinikanth gibt hier eine
Doppelrolle als Wissenschaftler und seine eigene
Schöpfung, den namensgebenden Blechbruder. Was im
einzelnen genau passiert, ist hier völlig egal -
allerdings hätte der gnadenlos quer aus der
Filmgeschichte zusammengeklaute Plot einen echten
Vorteil für jemanden, der sagen wir mal die
letzten 30 Jahre verschlafen hat und in 165
Minuten alles Verpasste zusammengucken möchte:
TERMINATOR 1-3, XANADU, MATRIX 1-3, IROBOT, TOTAL
RECALL, ROBOCOP 1-27, TRANSFORMERS und eigentlich
auch alles andere, in dem irgendwas morphte,
explodierte oder Sonnenbrillen trug. Umso
bizarrer, dass die Macher eine Plagiatsklage an
die Backe bekamen, aber nicht etwa aus Hollywood,
sondern von einem tamilischen Autor, dessen
Kurzgeschichte sie angeblich geklaut haben.
Auch das ist uns recht egal, viel mehr
beschäftigen wird die Frage, warum der
Hauptdarsteller so irritierend an eine Mischung
aus dem frühen Chow Yun Fat und dem späten Kim
Yong IL erinnert und dabei trotz seiner
irritierend speckig-roboterhaften Art vom
indischen Publikum als phantastischer Action- und
Charakterdarsteller bewundert wird; warum die
Filmmusik am zweiten Tag der Veröffentlichung die
Top 10 der Albumcharts in Australien erreichte,
warum ein Film, der in einer Tour mit massiver
Zerstörung und Geballer die Leinwand füllt, von
indischen Zeitungen als "super fun for the entire
family" eingeschätzt wird; und noch so manche
Frage mehr.
"The film has the best special effects ever seen
in an Indian film" - Aniruddha Guha (wer sich da
ein bisschen auskennt, ahnt das relativierende der
Aussage)
"Very Original" - Oliver "Ach Oliver" Stone
"A loud, overdramatic and exaggerated mess." -
Hindustan Times
Kommet und Staunet!
ps. Die einen werden es erleichtert als letztes
Bollwerk indischer Kulturidentität in einem
verdammten Sci-Fi-Action-Klon sehen, die anderen
mit Grausen registrieren: auch hier wird gesungen
und getanzt!
Nach dieser Achterbahnfahrt für Hirn und Auge
reißen wir konsequent das Steuer herum und treten
auf alle möglichen Bremsen: Budget, Effekte,
Drehorte, Erzählgeschwindigkeit, Filmformat,
Greenscreens, Spieldauer und sogar Anzahl der
Mitwirkenden:
KICKBOXER GLADIATOR
OT: Contemporary Gladiator aka Iron Thunder
USA 1989
Regie: Anthony "Amp" Elmore
Drehbuch: Anthony "Amp" Elmore
Hauptdarsteller: Anthony "Amp" Elmore
Produktion: Anthony "Amp" Elmore
Musik: Anthony "Amp" Elmore
Handlung: die Lebensgeschichte des Anthony "Amp"
Elmore!
Gern wird immer wieder von Independentfilmen
gesprochen, die mit ganz wenig Geld super wurden
und vielleicht sogar erfolgreich. Hier ist ein
Beispiel zu sehen, bei dem beides nicht geklappt
hat.
Anthony erzählt seinen Lebenslauf vom planlosen
Jugendlichen, der seinen Lebenssinn im Karate
findet, leider nach einer fiesen Enttäuschung
wieder verliert und glücklicherweise einen neuen
findet: im Kickboxen! Hier bringt er es (wie im
wirklichen Leben) bis zum Weltmeister, was er uns
mit vielen, vielen Archivaufnahmen alter Kämpfe
beweisen wird - die sind allerdings dergestalt,
dass man erstaunt annehmen möchte, dass in dieser
Sportart seinerzeit eine tägliche Handvoll Valium
zum Trainingsprogramm gehörte. Abgerundet wird
dieses unglaubliche Stück durch mimische
Darbietungen allerunterster Kajüte, geschuldet dem
Umstand, dass sich alle Beteiligten selbst spielen
- und zwar in jedem Lebensalter!
Eine neue Bestimmung als Filmemacher war Hr.
Elmore trotz der Gründung der
Produktionsgesellschaft "Contemporary Gladiators
Productions" (leider?) nicht gegeben, dafür eine
als Modedesigner und Museumsdirektor! Aber das ist
eine andere Geschichte...
Übrigens: Die Kamera führte Anthony nicht, aber
vielleicht wäre das sogar besser gewesen, denn was
Larry Ray Dunn hinter der Linse zusammenfilmte,
sieht erbärmlich aus – was aber auch daran liegen
mag, dass offensichtlich immer nur ein
Scheinwerfer zur Verfügung stand…
Bombe!
Natürlich in deutscher Synchro in Highlight Video
Qualität."
Leider schwächelte unser Publikum dergestalt,
dass wir den zweiten Film aus pädagogischen
Gründen ausfallen lassen mussten: "The Amp" sollte
niemand entkommen – also vertagten wir den zweiten
Film auf den nächsten Termin...
Mi, 23.05.2012
Aus der Einladung:
"Am Mittwoch ist es so weit: um 19:45 treffen wir
uns diesmal wieder in der alten Cafeteria der HfG
im dritten Stock! Wir freuen uns über diese
Einladung an einen ebenso historischen wie
aktuellen Ort, um gemeinsam dem Schund zu
huldigen. Oh ja.
Beim letzten Mal konnten wir fast (aber nur
fast!) einen historischen Minusrekord bei den
Besucherzahlen begehen, der uns auf eine fiese
Idee brachte: falls unser hochverehrtes Publikum
dachte, klammheimlich dem KICKBOX
GLADIATOR entgehen zu können, machen
wir diesem Plan einen Strich durch die Rechnung,
indem wir ihn diesmal WIEDER aufs Programm setzen,
und das machen wir so lange, bis mindestens zwei
Gäste durchhalten! Ein bisschen Zug und Strenge
muss sein, schließlich haben wir einen
Bildungsauftrag… So leicht kommt ihr uns nicht
davon.
Um vor diesem Meisterwerk unsere Gäste
entsprechend vorzubereiten, verpassen wir Euch
einen "Supertrip quer durchs Gehirn" (offizieller
Werbetext) mit den "Superheroes der übernächsten
Generation" (dito), und was könnte das anderes
sein als:
SONS OF STEEL
Australien 1989
von Gary L. Keady
Australien ist ein gelinde gesagt "schwieriges"
Feld, was filmische Qualität angeht, kommen doch
neben Mad "Hinter der Dönerkuppel" Max so
tilgenswerte Gestalten wie Yahoo Serious und
Crocodile Dundee aus dieser ehemaligen
Sträflingskolonie, bei der nie zufriedenstellend
geklärt werden konnte, wie sich die ganzen Typen
da unten eigentlich vermehren konnten. Der Anblick
von Ron Hartley, der als "Black Alice" einerseits
die Hauptrolle spielt und andererseits für den
Power-Metal-Soundtrack verantwortlich zeichnet,
lässt den Verdacht aufkommen, dass sich Männer
vielleicht einfach amöbenhaft teilen können, wenn
sie nur genug Steroide und so Zeugs schlucken…
Der eine oder andere obskure Streifen von down
under fand seinen Weg in die Trashnite ("Death
warmed up" aka "Robot Maniac", "Escape 2000", und
ein Ding in dem renitente Jugendliche in ein
Autokino-Gulag verfrachtet wurden, word! …), SONS
hebt sich allerdings in so ziemlich jeder Art und
Weise nicht nur von diesen, sondern auch allen
anderen Filmen ab, die wir so kennen. Und sei es
nur, weil das Genre des Sci-Fi-Metal-Musicals
nicht allzu viele Titel umfasst… Laut, dämlich,
prollig, bunt und nebenbei wird gezeigt, wie
Revolution geht. Brauchts noch mehr?
Come and see!"
Mi, 27.06.2012
Aus der Einladung:
"Ola,
genau eine Woche zu spät und – damit SYNC mit
unserer letzten Verschiebung – dürfen wir erneut,
erfreut und geehrt in die Ex-Cafete im dritten
Stock der HfG einladen. Gleich vorneweg: das
Warten hat sich gelohnt, denn insbesondere unser
erster Film
PUMA MAN
wird besser mit jeder Minute, die zwischen seiner
Entstehung im Jahre 1980 und dem Anschauen
vergangen ist – wenn das überhaupt noch möglich
ist.
Ein Streifen, der in der IMDB nur einen Stern
hat, ist immer ein Blick Wert, aber spätestens
wenn sich andeutet, dass der Oberschurke
reihenweise Leute aus dem Fenster wirft, um
rauszubekommen, welcher der von einem
übriggebliebenden Aztekenpriester gegen seinen
Willen rekrutierte "Puma Man" sein könnte (nur der
überlebt so was!), wird es Zeit sich die Sache
genauer anzuschauen. Bis zum Ende!
Das Genre der Superheldenfilme ist seit jeher von
mehr Downs als Ups gekennzeichnet, aber um eine
ähnlich windige Gurke zu produzieren brauchten
beispielsweise die Briten 7 Jahre länger
("Superman 4 – die Welt am Abgrund", anyone?), und
so sehen wir einen der seltenen Fälle, in denen
die Italienischen Filmschaffenden zeitlich die
Nase vorne hatten – und sei es auch nur im
Wettbewerb, den fragwürdigsten fliegenden
Capeträger aller Zeiten auf die Leinwand zu
bannen.
Verblüffend:
Unser Superheld ist mit allen Fähigkeiten eines
echten Pumas ausgestattet, inklusive der zu
Fliegen (lange! oft!).
Noch verblüffender:
Die Action Figures geben erstaunlich präzise die
schauspielerischen Fähigkeiten der Beteiligten
wieder:
http://www.figuronomy.com/customcon4/puma-man/index1.php
Total verblüffend:
Zu welchem Filmtitel gibt es schon ein
gleichnamiges Duftwässerchen, welches auf einer
Parfümbewertungsplattform eher schlecht
abschneidet, aber immer noch drei mal besser als
der Film selbst bei der International Movie
Database?
Uber-blüff:
Die vielleicht längste Review, die ich zu einem
unserer Programmpunkte je fand, fand ich zu PUMA
MAN:
http://www.agonybooth.com/recaps/The_Pumaman_1980.aspx?Page=1
"EVERYONE MUST SEE THIS MOVIE, IF YOU SEE ONE
MOVIE IN YOUR ENTIRE LIFE THIS IS THE ONE TO SEE!"
– D.Vader aus Ridgewood, New Jersey auf IMDB.
Was zeigt man nach PUMA MAN? Natürlich
ZEBRA MAN 2
von Takashi Miike
Japan 2010
Viel mehr muss man gar nicht sagen, außer
vielleicht zu zitieren:
"Im offiziellen Katalog der Filmfestspiele von
Venedig fiel der obligatorische Kommentar des
Regisseurs zu seinem Film äußerst knapp aus.
Takashi Miike gab den potentiellen Zuschauern von
„Zebraman 2" nur die Empfehlung, vor Filmbeginn
möglichst viel Bier zu konsumieren, um sich so
richtig gehen lassen zu können."
Pumahaft reißzähneknirschend bzw. zebraartig
wiederkäuend mussten wir diesmal kapitulieren vor
technischen Problemen mit einem Blu-Ray-Rip,
dessen Ton sich auf dem ollen Asta-G5 partout
nicht abspielen ließ - allerdings auch nicht auf
einem noch geschwindt herbeigezauberten
Studenten-Laptop. Fluch der modernen Technik! Das
sind die momente, in denen man sich ein leierndes
VHS Tape herbeiwünscht, dass sich noch irgendwie
abspielen lässt... Egal, die Stunde der Bewährung
führte zu einer weiteren Premiere: dem spontanen
Umschwenken auf ZEBRAMAN 1, der per Stream aus dem
Web auf die wackelige Cafetereia-Leinwand
gezaubert wurde. Dies allerdings zu bereits
deutlich vorgerückter Stunde, so dass die Schar
der Zuschauer durch einen Zweischichtbetrieb
ergänzt werden musste - ein Hoch auf die
Spätkommer!
Mi, 24.10.2012
Liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten
Schunds,
die Semesterferien sind zuende, und wir starten
mit neuer Energie! Dieses Mal wieder um 19:45 in
Raum 09 der HfG, mit brillianter Projektion und
der Aussicht auf eventuelle Gastspiele an anderen
Orten im Laufe der Wintersaison...
Los geht es mit
TETSUO - THE BULLET MAN
Japan 2009
Teil 3 einer "Serie", die mit einem berüchtigten
Undergroundhit im Jahre 1989 startete, dem
wesentlichen konventionelleren BODY HAMMER 1992
eine mäßige Fortsetzung und auch ein voläufiges
Ende erlebte. Kaum 20 Jahre später macht der
Regisseur erneutr an die Arbeit und die Aufgabe,
die berüchtigte "zoom&shake" Übelkeit wieder
herzustellen, die sich beim Betrachten des ersten
Teils fast unweigerlich einstellte. Einem
abgebrühteren Publikum (uns!) stehen neue
filmische Möglichkeiten gegenüber – wer behält die
Nase vorn? Der einstigen selbstquälerischen Härte
und grimmigen Ungeschliffenheit des
16mm-Experimentalfilms werden wir nicht wieder
begegnen, aber wie Hysterie, kranke Ideen und
Tempo sich aufs trefflichste verbinden lassen
weiss man in Nippon sicher noch…
Eine einzige Idee hingehen musste genügen, um die
Produktion unseres zweiten Films zu veranlassen:
REAL BULLETS
USA 1987
Regie: Lance Lindsay
Wenn man sowieso immer diese Stuntmen braucht, um
einen Actionfilm zu drehen, kann man sich da nicht
die teuren Schauspieler sparen, und anderen alles
spielen lassen?
Ja, kann man – das Ergebnis sieht aber
möglicherweise so aus wie REAL BULLETS und deshalb
ist die Idee nicht so richtig toll. Jedenfalls
nicht, wenn der Film auch nur einen Schuss Pulver
taugen soll, was er für die Trashnite aber am
Besten gerade nicht tut, weswegen wir REAL BULLETS
besonders gern zeigen! Wie auch immer, wir haben
es mit einem besonders schäbigen
Direct-to-Video-Produkt zu tun (aus einer Zeit,
als so etwas noch gab), welches durch die hilflose
deutsche Synchro für unsere Zwecke eher noch
gewinnt.
Fairerweise muss man auch die Assets des Filme
hervorheben: auch mit einem IQ im unteren
zweistelligen Bereich kann man der Handlung
noch folgen; die Schauspieler sind so zahlreich
und austauschbar, dass immer jemand zum Zwecke der
Kurzweil ins Gras beissen kann und es trotzdem
weitergehen kann; jeder Stunt, Trick und Kniff
wird so lang und breit erklärt und gezeigt, dass
wirklich jeder mitkommt und es kommt nicht diese
postmoderne Verwirrung auf, wer die Guten und wer
die Bösen sind.
Ganz erstaunlich: zu jedem flimmernden Mist gibt
es Unmengen an Informationen im Netz, nur zu REAL
BULLETS ist kaum etwas zu finden – wenig
überraschend ein Verriss!
http://movies.tvguide.com/real-bullets/review/127970
Umso lieber öffnen wir unser VHS-Archiv und
zaubern diese seltene Perle vor Eure geneigten
Augen. Beste Unterhaltung garantiert. Wort!
Frank & Jörg
Mi, 21.11.2012
Hochverehrtes Publikum,
damit Euch der trübe November nicht bereits in einen
ersten Winterschlaf versinken lässt, heizen wir Euch
ein mit einem höllischen Bessenheits-Doppelfeature!
Los geht es Old-Europe-School-Style aus der
Nachbarschaft der Vatikanstadt mit
THE ANTICHRIST (L'Antichristo)
Italien 1974
Regie: Alberto de Martino
Ganz klar im Fahrwasser des 73er Friedkin'schen
EXORZISTEN entstanden, zeigt Martino, was die
Italiener der 60er bis 80er perfekt beherrschten:
einen grade aufflackernden Trend ruckzuck
aufzugreifen und mit tolldreister Geschwindigkeit
Kopien und "Fortsetzungen" rauszuhauen, welche die
Originale in Sachen Schauwerten ebensooft über- wie
das eingesetzte Budget unterboten.
This movie gets two inverted crosses
up!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! (International
Movie Database)
Setzte Friedkin noch auf die Fallhöhe zwischen dem
putzigen Teenie Linda Blair und ihrem
schleimspeienden postpossessiven Alter Ego, so
startet Martino bereits mit einer reichlich
problembehafteten Protagonistin, deren Situation
sich in so explizit drastischer Weise verschärft,
dass zumindest den Zuschauern die Spucke wegbleibt.
Das komplette Euro-Sleaze-Programm inklusive
halluzinierter bunter (!) schwarzer Messen wird
aufgeboten, dabei bewahrt der Film doch eine
merkwürdig beklemmende Atmosphäre, die ihn
meilenweit über dutzende langweilige Klone ähnlicher
Thematik erhebt. Dazu tragen die hochperfomante
Hautdarstellerin ebenso bei wie die bemerkenswert
kompetente visuelle Crew und niemand geringerer als
der gute alte Morricone mit seinem Soundtrack. Wie
sehen die superbe Anchor-Bay-DVD in englischer
Fassung, unrated und uncut.
Kruzifixe und Weihwasser bitte selbst mitbringen!
”So Priest, why don’t you dip your limp bird into
the Holy Water”
Danach zappen wir 12 Jahre in die Zukunft und ein
paar tausend Kilometer weiter nach Osten zu
THE SEVENTH CURSE
Hongkong 1986
Regie: Egal
Eine Zeitlang galt Chow Yun Fat als der härteste
Shoot-Em-Up-Spezialist überhaupt, bis nach und nach
auch die vielen, vielen anderen Produktionen
herübersickerten, in denen Mr. HARDBOILED auch noch
so mitspielte. SEVENTH CURSE gehört sicher zu den
abseitigeren Abwegen, auf die er seinerzeit geriet,
und das gilt auch für die anderen Beteiligten
("Elvis Tsui", anyone?!). Eines schwer verdauliche,
aber umso staunender machende Mischung aus
Abenteuerfilm, Hongkong-Komödie, Liebesschmalz,
blutrünstigem Splatter, Kung-Fu, Horror und
haarsträubendem mystisch-medizinischem Schmarrn.
In kurzweiligen 81 Minuten passiert so allerhand –
glücklicherweise können wir die abgrundtief
schundige deutsche Fassung sehen, die einerseits ein
"Verstehen" der "Handlung" ermöglicht, andererseits
schon in sich einen Besuch unserer Veranstaltung
wert ist, wenn man auch nur das klitzekleinste
Interesse an menschlichem Scheitern hat.
Pflichtprogramm!
ACHTUNG: diese Trasnite findet eventuell in der
Kapelle (!) im Isenburger Schloss statt, in
Spuckweite der HfG. Eingang rechts vom Schlossplatz
aus gesehen. Wir schildern aus. Falls wir die Räume
doch nicht nutzen können, sehen wir uns wieder in
Raum 09 im Filmbereich.
See you!
Frank & Jörg
Mi, 19.12.2012
Liebe Leute,
Endspurt - und was für einer! Wir schnüren ein
explosives Weihnachtspäckchen. Auspacken dürft ihr
in der KAPELLE rechts unten im Isenburger Schloss ab
19:45.
Zwei mal erleben wir das Land der unbegrenzten
Unmöglichkeiten - und zwar tief in der Bredouille.
In
TROLL 2
können wir bestaunen was passiert, wenn ein kaum des
Englischen mächtiger, ohnehin nicht allzu begabter
italienischer Filmemacher nach Utah geht, um dort
einen Fantasy-Horrorfilm zu drehen. Ohne einen
einzigen Troll. Dafür mit Spezialeffekten von "Black
Emanuelle" Laura Gemser, die auch für die Kostüme
verantwortlich war, wofür sie ihre vorherigen eher
textilarmen Rollen vielleicht nicht unbedingt
qualifizierten...
Wer da schon leicht die Stirn runzelt, sollte sich
besser eine gute Antifaltencreme besorgen, denn es
kommt noch ärger, VIEL ärger.
Drehbuchidee: Goblins nehmen sich ein kleines
US-Provinzkaff vor. Vegetarische Goblins. Die ihre
Opfer erst in Gemüse verwandeln müssen, bevor sie
diese verputzen können. Ernst gemeint!
Aber: statt einem harten Horrorhit schufen die
Macher unfreiwillig eine neue Benchmark für die
Klassifizierung "schief gegangen". Oh ja.
Grüner Schweiss, Druiden mit Brillen, ein
ultrawichtiger "Stonehenge Magic Stone", Wurstbrote
als Waffen, Hauptdarsteller die 1500 Dollar Gage
erhalten – alle Unbegreiflichkeiten rund um dieses
Projekt von Claudio Fragasso (dem Genie hinter
"Hölle der Lebenden Toten") und seiner Freundin und
Drehbuchautorin Rossela Drudi aufzuzählen würde
jeden Rahmen sprengen, daher empfehlen wir
eigenäugige Zeugenschaft!
„Der Film sollte nicht lächerlich sein. Jeder
wollte einen großen Horrorfilm machen. Doch wir
versagten jämmerlich.“
Als hätte das Heim der Tapferen an all dem noch
nicht genug zu tragen, folgt eine weitere Plage
biblischen Ausmaßes in
INVASION USA
dortselbst, 1985
Wer bei TROLL 2 etwas die Orientierung verloren hat,
landet jetzt wieder auf dem harten Boden der
Tatsachen, dem von Chuck Norris mit einem Schritt
höchstpersönlich diamanthart gestampften!
Drehbuchidee: Russische Terroristen bedrohen
Florida, bis es Chuck Norris zu bunt wird. An
Weihnachten!
Lupenreine Paranoia-Action, auf der das
Schrott-Gütesiegel einer Golan-Glubus-Produktion aus
dem Hause Cannon (sic!) prangt. Wer sich schon immer
gefragt hat, warum es immer noch Chuck-Norris-Witze*
gibt wird hier aufgeklärt. Ein Testosteron- und
Pulverdampf-gesättigter Nobrainer allererster
Kajüte, don't miss!
"brutal, eindimensional, sadistisch"
Los Angeles Times
"ein enorm aufwendiger, aber dummer und
gefährlicher Film"
Multimedia
"ein abscheuliches Opus"
Variety
"Film ab!"
Frank & Jörg
ps. für Bewirtung ist Dank der 1a Infrastruktur der
Kapelle gesorgt!
*There is no chin behind Chuck Norris' beard. There
is only another fist.
Es gab 7 Trashnites in 2012!
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