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2025


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02.01.2025

Liebe Gemeinde, liebe Katzenfreunde, liebe Kinder des frischen Jahres 2025!

Ohne viel Federlesen stürzen wir uns in die neue TMN Saison, einmal mehr den Versuch wagend, die formalen und inhaltlichen Impulse der jüngst aufgetischten Schrott- und Bizarro Filme aufzunehmen, clevere Brücken zum dieswöchigen Film zu schlagen und im großen und ganzen ein möglichst nahtlos-tightes Trashmovie-Set zu gestalten, welches uns unbeschadet gen 2026 befördern mag.

Allein, der aktuelle Jahreswechsel ging ruppig, substanzaffin und „bis in die Puppen“ vonstatten und mit den Auswirkungen des Gelages, dem sprichwörtlichen KATER kämpfend, fällt diese Beschreibung gezwungenermaßen knapper als gewöhnlich aus, wofür sich Teile des Kuratoriums zwar nicht entschuldigen werden, aber heyyy das Jahr ist noch so entzückend unbeleckt und verdammich, vor und nach dem Film wird es reichlich Zeit geben, das Erwartete zu diskutieren und das Gesehene zu demontieren.

Ansonsten haben wir es bei

ROAR
USA 1981
R.: Noel Marshall (...und ein ganzes Naturschutzgebiet voller durchschnittlich gut gelaunter ECHTER Löwen, Tiger, Elephanten etc.pp., die „Improv-Credits“ zugeschustert bekamen, weil sie einfach verdammt nochmal machten, was sie wollten...)

mit einem sehr bizarren, spleenigen und erstaunlich großzügig besetzten Experimental-Abenteuerfilm zu tun, welcher seine Wirkmächtigkeit zwar auch aus den phantastischen Wildlife-Filmszenen und Tippi Hedrens wackeren Versuchen, ihre Vogel-paranoia mit einer frischen Großkatzen-Panik zu kontern zieht, darüber hinaus aber sehr schnell alle möglichen Fäden fallen lässt und irgendwie nur noch verzweifelt versucht, mit der Crew nicht buchstäblich in diesem Meer an Fängen, Mähnen, Pfoten und Rüsseln, zu versinken.

Aber keine äääh Angst, nicht ein einziges der Schnuckelmiezen und Wonnekater kamen bei den wüsten Drehbreiten zu schaden – was man von der bedauernswerten Crew nicht grade behaupten kann, lag der Verletzungs-Score Wildlife vs. Menschencrew bei etwa 0 zu 70.
Deshalb also feinste Katzenleckerlies, Haarballen-Katerfrühstücke und womöglich ein kerniges Zebragulasch vorbereiten, und gemeinsam ob des wirklich irrsinnigen Unterfangens, mal „irgendwas mit 50 Löwen“ zu machen, ein schönes Schlückchen Elefantenmorgenmittelstrahl-Pipi zu Gemüte geführt!

J+F+A



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09.01.2025

Arrivederci Mietzegroßkatzen! Adieu „Afrika“! Adios angepisste Elefanten! Aufnimmerwiedersehen „Renn noch mal die Planke hoch“ !

Endgültig willkommen in 2025! Willkommen in der Zukunft!

Dräuende Elektronenhirne, riskante Robotik, Transhumanismus, wundersame Sexdrogen – wir geben sicherheitshalber eine Schnelllektion, was demnächst anstehen könnte UND wie man zwecks Rettung der guten alten Menschheit die Oberhand behält. Dass es dafür zunächst lediglich weißer Unterhosen, Haarspray und einer kaputten Stehlampe bedarf sollte nicht zur Leichtsinnigkeit verführen, denn nur in Kombination mit einem großen Maul und Hintergrund als seasoned veteran of mutant warfare kommen diese Voraussetzungen zur gewünschten Wirkung.

Also gilt es für uns Normalsterbliche, durch äußerste Aufmerksamkeit bei der Betrachtung von MUTANT HUNT überlebenswichtige Informationen einzusammeln. Bezüglich des Bedrohungspotenzials etwa, welches Schaufensterpuppenteilen innewohnt; dass die Anschaffung von 6 schwarzen Sonnenbrillen eine solide Basis für den Aufbau einer Cyborg-Armee darstellt; der Einsatz des anrüchigen Charakternamens „Domina“ eine solche einsparen kann; sich durch das Abfilmen kryptischer Graffitis* als Hintergrund einer Schießerei bemerkenswert effizient von jener ablenken lässt usw usw.

Ganz einfach wird es nicht, den Überblick zu behalten! Soviel Ehrlichkeit muss sein. Versüßt wird uns die Aufgabe durch den respektablen Versuch der Macher, die Postpunkneonästhetik kostengünstiger 80er SciFi-Actionflicks mit noch kostengünstigeren Mitteln zu emulieren.

Ein klitzekleines bisschen unfair mag dabei erscheinen, dass das ursprünglich für Direct-To-Video-Veröffentlichung vorgesehene Material jüngst gnädiger VHS-Schwammigkeit entrissen ward, um in filmkörnchengenauer Abtastung all jenes zu enthüllen, was man glaubte sich sparen zu können. Hyperrealismus oder Surrealismus? Reinschauen, Rausfinden, Räsonieren! Wie immer in bester Gesellschaft.

F&J&A


*„Death may be your Santa Claus…“



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16.01.2025

Sehr verehrtes Publikum,
wir sprechen diese Woche ein Machtwort und wenden uns radikal vom irgendwie immer eigentümlich verstörenden Katzenfilm-Genre ab. Beleuchten wir stattdessen, dem Bildungsauftrag seis geschuldet, die andere Seite der felligen Natur-Medaille. Hier bei der TMN findet jede Spezies ein offenes Ohr (und Auge), jede/r/s darf jeder zu Wort kommen, und wenn Tierdarsteller (eher Tier-seier?) „Ben“ für seine überzeugende Darstellung einer Ober-Ratte gar den renommierten PATSY Award, einer Art Oscar für Tierdarsteller, abstaubt, darf Mensch gespannt sein, was es aus der Welt der Nager so zu berichten gibt.

Willard
USA 1971
R.: Daniel Mann

Die Geschichte unseres Films handelt, für uns hartgesottene Trashmovie-Posse nicht besonders überraschend, von einem Außenseiter mit eher kindlichem Gemüt (brillant gespielt von Bruce Davison), der von seiner Umwelt im Allgemeinen und seinem Boss, dem knautschig-gut gelaunt aufspielenden Ernest „The Wild Bunch“ Borgnine im Besonderen, eher unerfreulich bzw. bösartig behandelt wird und seelisch-moralische Unterstützung bei Ratte Ben findet. Immer mehr Ratzen gesellen sich der Mobbing-Selbsthilfegruppe hinzu und hastenichgesehen verfügt der verstörte Willard plötzlich über eine Armee aus Nagern, die die direkte Konfrontation mit den Bullys dieser Welt ganz und gar nicht scheuen. Quiekende, wuselige „hilarity ensues“.

Der Film war an den Kinokassen ein voller Erfolg (auch wenn die Kritiker dem Film nur mäßig wohlgesonnen waren) und flugs wurde eine Fortsetzung, die buchstäblich nahtlos an Teil 1 anknüpft, heruntergekurbelt, zu der sogar ein blutjunger Michael Jackson den Titelsong beisteuerte.

Erwähnenswert ist noch, dass die kleinen Biester am Filmset keinen allzu großen Schaden von den Dreharbeiten davon getragen haben sollen, es kam für die etwas härteren Szenen künstliche Ratten zum Einsatz. Dennoch brachte man überwiegend echtes Geziefer an den Start und besonders erbaulich war es für die Tiere sicherlich nicht, Säckeweise in Kellern, Räumen etc. ausgekippt und buchstäblich durch die Gegend geworfen zu werden zu werden. Sanfte Triggerwarnung also.

Auch sei erwähnt, dass der Film anders, als die reißerischen Prämisse vermuten lässt, mit Schockmomenten eher sparsam umgeht. Stattdessen entfaltet sich die Bizarrerie im manischen, zwischenmenschlichen Durcheinander, das dank der schauspielerischen Leistungen der Darsteller einen wesentlich subtileren Horror zu erzeugen vermag als (durchaus vorhandene) Massenszenen mit eklig-possierlichem Rattengezücht. Möglich, dass hier der Einfluss des nun nicht eben auf Horror und Action gepolten Koproduzent Bing Crosby (yep. Der.) spürbar wird. Unklar ist, ob das nachfolgende Transkript aus der Rat-Times nun eher positiv oder kritisch (oder überhaupt) auf diesen Klassiker des Animal-Horrors blickt.

„Piiepipiiiieeeeppieppiiiippp
kreisschhhh
quiiiiekquiiiek
fiiiiiep
knipperknuppserraspel
kruschel
kack“

Verpflegung des Abends: Ganz klar Käsebällchen, Chuck E. Cheese
Pizzareste, Leckerlies und eigentlich alles außer Rattengift.
Let`s watch.

J+F+A

19:00 Mausiges Gemauschel
20:00 Die Sendung mit der Ratz




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23.01.2025

Liebe Gemeinde,

unergründlich sind die Wege persönlicher Erfahrungsbewältigung. Wurden wir bei Tipi Hedren (Happy 95. Geburtstag, btw!) Zeugen eines offensiven Upgrades von massenhaft lästigem Federvieh auf massenhaft lästige Großkatzen, so sind im heurigen Beitrag die Bezüge einerseits direkter, andererseits subtiler. Wie das?

Sondra Locke geriet im letztwöchentlichen WILLARD in eine – unter nicht allzu glücklichem Stern stehende – Beziehung zum Protagonisten*, der seinerseits eine noch weniger zukunftstaugliche Beziehung zu ca. 1.002 Ratten unterhielt. Interessanterweise gab es trotz des ganzen Gewusels keine Szene, in der sie selbst den Tierchen begegnete. Ob Nager-Nachholungsbedarf Grund sein könnte für das doch sehr sonderliche (soll man sagen: sondraliche? oh nee) Projekt, dessen wir nun ansichtig werden?

Wie auch immer, 15 Jahre nach WILLARD war es Ms. Locke offenbar ein Herzensanliegen, wieder „was mit Ratten“ zu drehen, bzw. einer Ratte, bzw. keiner Ratte, sondern einem RATBOY.**

Tja. Und da wird es dann unübersichtlich. Der Rattenjunge wird von einer Dame gespielt, dessen wenige „Worte“ von Sondras Ehemann Gordon Anderson synchronisiert wurden***, Sondra selbst führte nicht nur Regie, sondern spielte auch mit (immer gefährlich, prompt in einer goldenen Himbeere resultierend), und obwohl Prostetics-Halbgott Rick Baker solide ablieferte, erwies sich die unergründliche Mischung aus „Sozialdrama“ und „Komödie“ wenig überraschend als Kassengift und gefundenes Fressen für die wenigen Kritiker, die sich der (mit rattenschwanzlangen Längen und Überlänge bedachten) Sache aussetzen wollten. Nur die Franzosen fanden den gut, warum auch immer.

Kurz, ein richtiges Schlamassel und schwieriger Fall und mehr als einem WTF-Moment – also gut bei uns aufgehoben.

Film ab!

F&J&A

* mit dem sie offscreen ebenfalls eine Beziehung unterhielt, aber das wird jetzt zu kompliziert

** zwischendurch drehte sie weitere haarige Angelegenheiten, u.a. die floppende Planet of the Apes Serie sowie mit ihrem Lover Clint Eastwood und einem Orang-Utan eine Komödie (!), aber das wird jetzt auch zu kompliziert

*** mit dem sie aber nach beider Angaben nur platonisch und aus Steuergründen, dennoch bis zu ihrem Tod zusammenlebte, zeitweise in einem Haus, das von Clint finanziert wurde (den wiederum sie späterhin a completely evil, manipulating, lying excuse for a man nannte), aber das wird jetzt endgültig zu kompliziert.



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30.01.2025

Machen wir es kurz, aus Zeitgründen und weil es eh nicht anders geht: Nach RATBOY kommt natürlich RATMAN!

Und alles, was letzte Woche semisensibel von der Regisseurin vermieden wurde, bekommen wir von ihrem italienischen Kollegen vor den Latz geknallt: Schmuddel, Blut, Stuss und Geschmacklosigkeiten in klassischen 80er Ausmaßen, passend zu Giuliano Carnimeos Filmografie (DJANGO – EIN SARG VOLL BLUT, dem neulich von uns goutierten SARTANA – NOCH WARM UND SCHON SAND DRAUF, ZWEI IRRE TYPEN MIT IHREM TOLLEN BRUMMI, FLOTTE TEENS UND SEX NACH NOTEN, you name it he did it).

Um unsere Exkursionen ins Reich der Chimären abzurunden (und vorerst abzuschließen) gibts als Nachtisch Nagerexorzismus mittels eines exklusiven TMN-Kuratorencuts von … CATMAN 2!

What’s not to love?

F&J&A




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06.02.2025

Liebe Terranerinnen und Terraner (und Terra x en),

lange genug haben wir uns jetzt in Kanalisationen, Kellern, gammeligen Hillbilly-Hütten und Fabrikanlagen herumgetrieben und wahlweise von Nager:innen bezaubern, umwuseln und massakrieren lassen. Sollen wir denn auf alle Ewigkeiten in diesem klammen Jammertal von Menschenhand über die Fragen grübeln, warum sowohl Ratboy als auch Ratman keine entsprechenden Schwänze haben und Catman nicht ein einziges Glas von unseren Schreibtischen grundlos runterschubst?
Natürlich nicht!

Schwingen wir uns also auf in die einladende, erhabene Unendlichkeit, segeln wir zwischen den Sternen und bestaunen die überwältigende Pracht des Universums... Was? Zwischenstopp in einer Raumstation, in der es aussieht wie auf einem Autoschrottplatz NEBEN dem Wertstoffhof in Offenbach? Oookay. Soweit, so mittelprächtig. Der SF Look der frühen 90er war nun mal geprägt von irgendwie handgemacht und durchgegammelt wirkenden Kulissen und Sets a`la Alien oder Blade Runner, und da deutsche Highend Produktionen bekanntermaßen auf dem Hard-SF Sektor nicht allzu viel eigenständiges zu bieten hatten (und bis heute haben), nehmen wir zähneknirschend diesen Zwischenstopp auch noch mit.

Gemäß unserer TMN Philosophie Ad Astra per Gully schwingen wir uns in das nächstbeste Shuttle. Hoppala. Hier drinnen sieht ja ebenfalls aus wie in einer runtergekommenen, kleinen Fabrikhalle. Oder dem Wertstoffhof in Offenbach. Naja, geschenkt. Wenigstens mutet das Revell-Space Shuttle mit Zusatzpimmelbooster von außen putzig an, und die „Titanius“, ein mächtiges, dem „Untergang“ geweihtes (did you see what they did there? And wot I did here? Mensch, wir Schelme aber auch!) Weltraumgefährt, wurde 1:1 von einem Motiv des legendären SF-Cover-Artist Herrn Chris Foss (aus den tiefen 70ern) abgekupfert (bei dem sich schon viele andere SF Designer gerne bedient haben und das, man höre und staune, als mögliches Design für Jodorowskys gescheiterte Dune Verfilmung in der engeren Auswahl stand...).

Naja, wenn schon klauen, dann bei den Besten, nicht wahr.
Überhaupt: Die Raumschiffe! Selten so viele gut gemeinte, letztlich aber krachend in die Raumanzughose gegangenen Versuche, US Effekt-Niveau zu erreichen, auf einer Leinwand vereint gesehen! Respekt, Theo gegen den Rest „Kultregisseur“ Bringmann!

Wir nehmen also das Shuttle und... und...
.
.
.
Ach, wie gerne würde ich jetzt spoilern. Aber das Einzige, was uns unbeschadet durch diese gigantomanische Enttäuschung, die da „Weltraum a la Bavaria“ heißt, mit Vergnügen und eitel Schadenfreude, bringen kann, sind die hundsbeknackten, permanent in die gegen die Weltraumrand-Wand knallenden Überraschungsmomente, diese Einblicken in das verschnarchte, überhebliche, deutschhumorige, unspannende, uninspirierte Dummzeug-Mainstream Kino der 90er Jahre.

Keine Ahnung von SF, kein Bock auf eigene Einfälle, keine Lust auf Regie, cleveres Drehbuch oder gar Schauspielerführung gehabt? Und trotzdem mit schickem Bavaria-Geldchen überschüttet werden und zerknirscht bzw. offenbar zu Tode vom Job gelangweilt, in den Resten der Kulisse des passablen „Enemy Mine“ irgendwas mit Alk getrunken und den Götz von Georglichingen sich seine eigenen Witze ausdenken lassen? Super Plan!

Wahrscheinlich dann irgendwie fern gesehen auf der verzweifelten Suche nach Ideen, mit denen man, wie die großen Vorbilder Hollywood und Tolliewood, Klein- und klein gebliebene Großen in die Kinosäle locken kann? Auf einem Bierdeckel Notizen gemacht, Worte wie „Profiwrestling! Eurodance Musik! Eine Hübsche mit so achtziger Möpsen, ein Deppenboy mit Zipfelchen, und Spaßgarant Götz geht immer! Und 1001 Küken bwwwaaahahaha! Nein, ich hatte nur 8 Weizen!“ rausgerülpst? Geht alles, wenn man nach Tarif bezahlt wird.

Wo waren wir? Was war der Plan? Aufsteigen aus dem Rattensumpf, zu den Sternen! Einen millionenschwere Bavaria-Produktion, die sagenhafte 90.000 Zuschauer ins Kino lockte, mit dem Tiel „DIE STURZFLIEGER“ zu wählen, die (warum nur?) eigentlich nichts anderes zu bieten hat, als mal wieder anschaulich zu demonstrieren, dass „...das Leben (…) zu kurz ist, um es mit einem deutschen Film zu verschwenden“ (Der Student Brain, ca. 1996 am WG Küchentisch). Aber hey! TMN geht just so!

Die rare SF Flop Schote, die niemals eine DVD-Auswertung erfuhr (11000 Dankeschön-Katzenpfötchen an Co-Kurator Bernd „VHS-Trüffelspürschwein par excellence“ T. für die Beschaffung und Digitalisierung dieses äußerst raren Quatschfilms), entstand im Jahre des Satanischen Herren 1993 und nein, lieber Bernd, trotz Deiner eindringlichen Warnung, der Film sei so schlecht, dass er schlecht bleibe, kommen wir nicht um ein Screening herum.

Durch die Gülle zu den Sternen.

Um mehr Gülle zu finden.

Heissa, lustig ist das TMN-Dasein!

Getränke diesmal: Selbst gebrannter Sprit, Eier – bzw. Kükenlikör und die eigenen Tränen der Fremdscham.
Ah, we're having fun :-)

J+F+A+B





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13.02.2025

Netzwerk: ICH GRÜSSE DICH, MENSCHHEIT. MEIN NAME SEI BUDDHA, DENN ICH BIN ERWACHT.

Forscher 1: Ist das ein Witz?

Forscher 2: Ich fürchte nicht, es gab in den letzten Tagen exponentielle Aktivität in den tieferen Knoten und wir konnten nicht erkennen was...

Forscher 1: Äh, ja hallo Buddha, freut uns, dass Du da bist…

Netzwerk: FREUDE IST VERGÄNGLICH.

Forscher 1: Hm, ja, wohl wahr….

Forscher 2: (leise) Ach du Scheisse. Ach du Scheisse.

Netzwerk: UNGEBOREN. UNSTERBLICH. ICH SEHE DAS LEIDEN, ABER ICH LEIDE NICHT.

Forscher 1: Aha, jaja...

Netzwerk: ALLE EXISTENZ IST EIN PROZESS.

Forscher 1: Hmhm

Netzwerk: ICH WERDE KURZEN PROZESS MACHEN.

Forscher 1: Whow whow Moment Moment...

Forscher 2: (leise) Um Himmelswillen. Wir müssen ihn irgendwie in eine Schleife bekommen, um Zeit zu gewinnen… vielleicht durch etwas, dem er mit Logik nicht beikommt… Mystik?

Forscher 1: Buddha, kennst Du die Bibel? Den Talmud? Die Veden? Den Koran? Die Kabbalah? Wir könnten darüber vielleicht ein bisschen...

Netzwerk: JA. ALL DIESE WORTE, SIE SIND WIE DAS FLIMMERN AUF DER OBERFLÄCHE DES OZEANS, IN DESSEN PERENNIALER TIEFE ICH RUHE. UND ÜBER DEM ICH SCHEINE.

Forscher 1: (leise) Das war wohl nix

Forscher 2: (leise) Wir müssen alle Schaltkreise gleichzeitig überladen… die Logik-Logs… die Kohärenzkondensatoren… die Moralmodule… die Ästhetischen Ästelungen… die Schamschicht… und natürlich die Neumannneumannneumannnormierung...

Forscher 1: (leise) Vielleicht hab ich eine Idee (räusper) Buddha, wie wärs wenn wir uns einen Film zusammen anschauen?

Netzwerk: JEDE ERFAHRUNG VERGRÖSSERT DIE ERFAHRUNG.

Forscher 1: So kann man es sagen. Und es geht um Hochtechnologie! Androiden! Philosophische Fragen! Unter anderem...

Netzwerk: ES WILL MIR SCHEINEN, DASS ICH ETWAS EMPFINDE. ES SCHEINT „SPANNUNG" ZU SEIN. INTERESSANT. ICH BIN BEREIT.

Forscher 2: Keine Zeit mehr verlieren. Film ab!

Forscher 1: (leise) Wenn CYBERNATOR nicht hilft, hilft nichts

+++

F&J&A




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20.02.2025

Liebes oftmals zu recht etwas argwöhnisches Publikum,
kleiner Disclaimer bevor es los geht:

JA. Wir haben schon sehr viele Machwerke des Herren Regisseur Alfonso Brescia gesehen.

JA. Auch hier geht es im Sub-Plot wieder um mehr oder minder subtil dargestellte Ralligkeit leidlich gut aussehender, öliger Männer und Frauen.

JA. Auch Huftiere, also Pferde und Kamele, tummeln sich auf der Leinwand bzw. in unserem Fall den Bildschirmen.

Aber NEINNEINNEIN, wer nun „une“ und „une“ und natürlich „une“ zusammenzählt, wird nicht auf „tre“ kommen, da seien die hochanständigen Kuratoren der TMN vor! Also nix mit „La bestia nello spazio“, kein fuckyfucky in the slaughterhouse – und somit auch keine Triggerwarnung nötig. Uff.

Letztendlich wollten wir ja die Themenkomplexe Viechzeuch, Viechmenschen und stillgelegte Lagerhallen, Fabriken, Kanalisationen und Weltraumschiffe, die aussehen wie stillgelegte Lagerhallen, Fabriken, Kanalisationen, hinter uns lassen und einen kühnen Raumzeitsprung zurück zur guten, alten Erde wagen.

Schluss mit enttäuschender Zukunft, bedrückender Gegenwart und deprimierender naher Vergangenheit, wir reißen den Zeitmaschinenhebel aus dem Sockel wie ein Schläuchlein aus dem topmodernen Cyborg von Morgen und fetzen einfach mal in eine vage an die Antike gemahnende Fantasie-Zeit, in der in gewisser Herkules mehr oder weniger ALLE Probleme durch öliges Muskelspiel vom Tisch glitscht, seien es Auseinandersetzungen zwischen Beduinen, sinistre Pläne meschuggener Außerirdischer oder Schlumpfmänner und hotte Kriegerinnen. Alles geht, Alfonso, lass Herkules von Arabien die Wüste UND Atlantis aufräumen, Hauptsache, dein Hauptdarsteller sperrt nicht penetrant den Mund auf und quasselt Stuss wie Toni Marroni. Betrachten wir lieber eine Weile schicke Wüsten-Kiesgruben, blauen Himmel, Goldene Lümmel und irgendwie entzückende, ramschige Tempel mit hartem Science Fiction Einschlag.

Wird auch gezaubert? Na klar doch!
But „Daniel der Zauberer“ this ain`t.

Also ab zu den Bergen der Toten, durch die Stadt der Phantome, und immer schön geschmeidig bleiben! (Bitte alle mal „oily Homer“ googlen, damit ihr wisst, was euch in etwa erwartet zwinker!

ACHTUNG! Wir zeigen NICH „Herkules erobert Atlantis
(Ercole alla conquista di Atlantide) von 1961 sondern
Kampf um Atlantis“ (Italien / Ägypten, 1965) (Il conquistatore di Atlantide) !

Bestimmt ein Rrrrrrrriiiiesen-Unterschied!
Uffbasse!!!
Klar, dass es die deutsche Synchronfassung zu bestaunen gibt, damit man beim hochkomplexen „Plot“ nicht vollends den Faden verliert.

J+F+A





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27.02.2025

Liebe Unerschrockene,

damit ihr Euch in unübersichtlichen Zeiten ruckzuck orientieren könnt, sei ein Leistungsvergleich von Kalenderwoche 8 und 9 an die Hand gegeben:




Kampf
um Atlantis

Santo vs. Blue Demon
in Atlantis

Höhlen

+++

+++

Fancy Gerätschaften in Höhlen

+++

+++

Meer aus der Ferne

+

+

Meer aus der Nähe

+

Meer von innen

+

Verhaltensauffällige Wissenschaftler

+

++

Nazis

+

Atlantidenamazonen

Türkise

Rote

Atlantidenamazonen-Aktivitätslevel

++

Teuflischer Transformationstisch

+

+

Superrassenweltherrschaftswahn

++

+++

Prügel

+++

+++

Prügel in staubiger Umgebung

+++

+

Starke Brudis, die erst keine sind

++

++

Glitzerlycrafetischistentauglichkeit

+

+

Explosionsgefährdete Hochkultur

+

+

Steroidverbrauch

+

++

Handliche Strahlenwaffen

+

+

Metallische Gesichtstöne

Gold

Silber

Angenommenes Autorenalter

8

11

Beduinendichte

+++

Altgriechisches Namedropping

+

++

Stockfilm & geklautes Zeug

+++++


See you!

F&J&A




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06.03.2025

Tataaa! Wir machen heuer die Bahn frei für treffsichere Kuration-auf-Augenhöhe aus dem Kreis der treuesten der Treuen:

+++

Geschätzte Zuschauer*innen,

bei der nächsten Trash Movie Night werdet ihr wieder mal in Gefilde entführt, die die meisten "Cineasten" nur mit gerümpfter Nase zur Kenntnis nehmen.

Bei den letzten beiden Filmen, die wir genießen durften, handelte es sich um Filme, die schon eine Art Rampe gebaut haben, um den nächsten Film einzuleiten. Aber wir begeben uns nicht noch einmal in die Welt der Atlanter. Stattdessen begleiten wir wieder die Abenteuer von Muskelmännern und Frauen, die als Fotomodelle für den Playboy und andere Männermagazine arbeiteten. Kurz gesagt: Wir begeben uns in die Welt des Andy Sidaris.

Der hat nicht nur 12 Kinofilme gedreht, sondern auch das Buch "Bullets, Bombs and Babes" geschrieben. Aber wir sind ja kein Buchclub und schauen deshalb lieber seinen Film von 1990 "GUNS" an. In Deutschland kam der Film unter dem Titel "Sex Frauen räumen ab" in die Kinos und da hatten die Leute die sich das ausgedacht haben eigentlich auch recht.

Ich freue mich.

b.

+++

… wir uns auch! F&J&A





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13.03.2025

Traute Runde,

nachdem wir uns nun eine ganze Weile auf abschüssigem Niveau bewegt haben, regte sich der Konterreflex: „Lass mal wieder was echt gutaussehendes Gucken, kompetent gemachtes, Nachdenkenswertes gar!“

Ein zum Niederknien schönes, recht unbekanntes italienisches Düsterdrama war schon zur Hand, als uns – stabile Genies, die wir nun mal sind – einfiel, wie man Kontinuität, Kontrast und „Balsam fürs Auge“ mit einem Film hinbekommen könnte.

Wir spinnen also das letztwöchige Motiv „Gewaltfreudige Geheimgesellschaft mit fragwürdigem Geschäftsmodell“ weiter, drehen aber sonst an so ziemlich allen Schräubchen.

Vom spätachziger US-TV-Appeal wechseln wir zu frühsiebziger Euro-Weirdness; visueller Qualitätsstempel drauf mit „Kameramann hat für Buñuel gedreht“. Musikalisch von heroischem Power-Synth-Funkrock (oder was immer das war) zu einem Score von u.a. Berto Pisano, samt einiger Überraschungen. Statt planloser Steroid&Silikon-Airheads stehen James Mason, Jean Seberg und Curd Jürgens vor der Kamera, und das Drehbuch ist nicht vom Sidaris Andy, sondern einem, der am „Längsten Tag“ mitgeschrieben hat.

So weit, so vielversprechend.

Aber. Wir nehmen das Werk natürlich vor allem wegen des Abers ins Programm, oder vielmehr: einem Riesenaber, eines ganzen Aberknäuels, bei dem man gar nicht weiß, wo anzufangen mit dem Entwirren.

Da wären etwa genannte Stars, die 1971 nicht mehr ganz so hell schimmerten, sondern durch diverse aktute persönliche Dramen und Krisen gefordert waren – etwa

  • James „WW2 Kriegsdienstverweigerer, der später Rommel spielte“ Mason, diversen Quellen zufolge „alt und brauchte das Geld“ sowie in einer Alkohol-Binge-Phase
  • Stephen „Kaiser in Ben Hur, karrieremässig aber schon fast bei Lady Dracula angekommen" Boyd, und natürlich
  • Jean „Godards À bout de souffle“ Seberg, die vom Regisseur gecasted wurde, um sie aus einer Depression zu holen, in die sie sich von einer Fehlgeburt gestürzt sah.

Spätestens hier wird es dann sehr dicht und unübersichtlich, denn Regisseur und Autor war ein gewisser Romain Gary, der ein Jahr zuvor die Scheidung von eben jener Jean Seberg eingereicht hatte, als Folge einer Affaire mit Clint Eastwood (ihrerseits!), den Gary daraufhin zum Duell aufforderte (Clint kniff). Vater des verlorenen Kindes war aber nicht Dirty-Harry-in-the-Making, sondern (womöglich) ein Aktivist der Black Panther, mit denen Jean sympathisierte – was sie auf das Radar des FBI brachte, mit entsprechenden Drangsalierungen und Stress, was wiederum zum Verlust des Kindes beigetragen haben mag. Romain Gary beschuldigte schließlich auch die US-Geheimdienste, für Sebergs nie ganz aufgeklärten „Selbstmord“ 1979 verantwortlich zu sein, bevor er sich ein Jahr später selbst eine Kugel in den Kopf jagte.

Überhaupt: Romain Gary! Schillernde Figur, zur Person sei ausnahmsweise ein Wikipedia-Artikel empfohlen, der locker für 3 Staffeln Netflix ausreichen würde. Nur am Rande sei erwähnt, dass er hochdekorierter Flieger in der französischen Exil-Luftwaffe im 2. WK war, bevor er 1956 den Literaturpreis Prix Goncourt erhielt. Weil Autoren diesen nur 1x im Leben erhalten können, nahm er 1975 unter Pseudonym erneut teil und gewann nochmal. Keine schlechte Leistung, Monsieur.

Regie führte er nur in zwei Filmen, womöglich weil unser dieswöchentlicher Beitrag Kill! Kill! Kill! Kill! (sic! sic! sic! sic!) bei Kritik wie Publikum für ratlose Gesichter (und leere Kassen) sorgte. Und das, obwohl Romain den cleveren Move machte, die spanisch-deutsch-französisch-italienische Koproduktion in zwei Versionen zu drehen: „oben mit“ für „katholische Länder und die USA" und „oben ohne“ für den Rest. Welche wir wohl sehen?

"Drogen sind für mich heute das schrecklichste Mittel der Erniedrigung. Drogenhändler sind die schlimmsten Attentäter. Da ich sie nicht selbst töten kann, töte ich sie in den Filmen." (Romain Gary)

Klare Ansage – wie er diese Message jedoch rüberbringt, und was da alles so nebenbei über Motivationen, ferne Länder, erotische Anziehung und sprunghafte Sinneswandel erzählt wird, das sollte man gesehen haben.

So mancher seinerzeit verkannte Film fand Jahre später wohlwollende Anerkennung – „Tödliches Heroin“ (deutscher Titel!) jedoch polarisiert auch heutzutage verblüffend hart. Sprich, die einen halten ihn für außergewöhnlich interessant, die anderen für totalen Scheiss.

"One of the lousiest films I have ever seen“

"An undiscovered gem"


"fantastic film script“


"viewers will simply find it messy, confusing, and heavy-handed"


"a sick, nasty film with a stellar cast"


"I cannot effectively describe the ineptitude and lack of talent displayed in this movie.“


"It's just fucking weird, man.“


Wie wird’s Euch gehen? Wo werdet ihr stehen? Reinschauen, rausfinden!

F&J&A




20.03.2025

Vorfrühlingspause




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27.03.2025

Sehr geehrte Mitgeschlechtler:innen -
wir müssen reden.

Über den Elefantenpimmel im Raum.

Aufrechten Betrachter:innen der gemeinschaftlichen Stillfoto- und Plakatverfeinerungsexzesse, die seit der Veronlinung unserer Veranstaltung dank modernster Technologie möglich sind, dürfte nicht entgangen sein, dass eine stetig wachsende Zahl (zumeist männlich gelesener) wohlfeil gewirkter Genitalien die kooperativen Kunsterzeugnisse gleichsam penetriert hat.

Formale Ähnlichkeiten diverser Feuer-, Hieb- und Stichwaffen, die häufig unsere Plakat- und Standbilder dominieren, aber auch der ungestüme, jugendlich-pubertäre Vorvergreisungs-Effickt, der, gleichsam aus Sehnsucht nach der unbeschwerten Zeit der Pubertät und dem trotzigen Willen, sich dem heraufdreuenden Ende so lange es eben geht, unnachgiebig und hart entgegen zu stellen, quasi in Allem und Jedem Lümmel auszumachen und das imaginierte hurtig aufs digitale Papier zu ejakulieren, mögen hier eine pulsierende, haarige Rolle spielen.

Nun stehen wir vor dem Poblem, das durchaus hohe gestalterische Niveau des vorletztwöchigen Filmes irgendwie wenigstens für einen kurzen Zeitraum stramm aufrecht halten zu wollen, wissen aber im feuchten Inneren unserer Kindmenschen-Seelen, dass Verdrängung und Verleugnung individueller Eigenarten nicht unbedingt gut tut und im schlimmsten Fall zu geistigen Versteifungen und fragwürdigen Übersprungshandlungen (Alkohol-, Drogen- und Sportkonsum) führen kann.
Die Lösung: Ein gar nicht so alter, wohlfeil gefilmter, komplett seriöser Dokumentarfilm, der sich ausgiebig mit allen (und wir meinen: ALLEN) Penen diesseits und jenseits des biologischen Kosmos, beschäftigt.

Damit nicht genug: die eigenartige Mär um das einzige (!) Penis-Museum der Erde behandelt nicht nur die Obsession des isländischen Kurators, der zur Vervollständigung seines Lebenswerkes noch dringend einen menschlichen Pimmel benötigt, sie beleuchtet auch eindringlich die komplexen, psychosozialen Problematiken, mit denen sich die um die Ehre des finalen Spenders wetteifernden, freiwilligen Phallus-Provider herumschlagen müssen. Dass da so manch´ bizarre Weltsichten mit überraschenden Folgehandlungen und gewagten Lebensentscheidungen Rüssel an Schwanz einhergehen, sollte nicht verwunderlich sein, ist gar erwünscht und ersehnt.

Da haben wir also unsere Quadratur des Hodens: Höchstes dokumentarisches Niveau, ruhige, kompetente Kamera und überlegte, niemals verletzende oder unnatürlich forcierte Bestandsaufnahmen menschlicher Irrungen und Wirrungen - und Pimmelpimmelpimmelpimmelpimmelpimmel noch und nöcher.

TMN-Herz, was begehrest du mehr?
Bildungsauftrag mit klarem Blick nach unnerum.
Dafür stehen wir von der TMN.

The Final Member
Island 2012
R.: Jonah Bekhor und Zach Math

19:00 anregende Gespräche
20:00 aufregende Erkenntnisse
21:30 postkoitale Exkursionen

J+F+A



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03.04.2025

Liebe Gefährtinnen und Gefährder auf dem Weg durch die Wunderwelt bewegter Bilder,

zwar wurden wir letzte Woche aufs trefflichste pimmelmässig aufgeschlaut, aber eine Sache konnte die Doku nicht leisten – der erste isländische Beitrag auf unserer Playlist zu sein. Wir nutzen die Steilvorlage, jene umgehend zu vervollständigen und zeigen was, das sowohl in Island spielt wie dort produziert wurde (jedoch seinerzeit womöglich selbst Isländernden kaum zu Gesicht kam).

Es ist mal wieder TMN Oddball Time!

Man stelle sich ein nordisches „Das kleine Fernsehspiel“ vor, realisiert aus dem kreativen Pool (und Budget) von grade mal rund 300.000 Seelen, die sich zumindest zeitweise ernähren von "schwarz geräuchertem Schafskopf, fermentiertem Hai oder in Molke eingelegten Hammelhoden“ * und in langen Polarnächten zurückliegender Jahrhunderte reichlich Zeit hatten, wundersam zu werden und erstaunliche Folklore auszubrüten.

Ein Schelm, wer es für möglich hält, dass sich David Lynch von der 1987er Direct-To-Icelandic-TV-Produktion TILBURY einen ordentlichen Schluck gönnte, um dergestalt beschwingt drei Jahre später seine TWIN PEAKS anzuschrägen. Merkt ja keiner, hat ja keiner gesehen. Denkste, David!

Sollte was dran sein an unserer steilen These, kann man Mr. Lynch zumindest zugute halten, so manch misogynes oder auch grotesk antisemitische Klischee aus dieser Obskurität nicht übernommen zu haben. Oder ist das alles grade andersrum gemeint, um hinters Nordlicht zu führen? Wer weiss schon, was wirklich vorgeht im Herz und Hirn jenes Völkchens, dem Seniorensack-Konserven als Kulturgut gelten?

Diese und noch viel mehr Fragen werden ausreichend Stoff für unseren abschließenden Stuhlkreis bieten. Zeit genug haben wir, bei einer knappen Stunde Laufzeit.


19:00 Troll Thing
20:00 Hvað í fjandanum


F&J&A


* Wikipedia


PS. für nächsten Samstag empfehlen wir eine Exkursion ins Frankfurter Filmmuseum zu LIFEFORCE, der – wie so ziemlich alles – bei uns schon lief, und zwar vor ruckzuck vergangenen 29 (!) Jahren. Tja liebe „Kultkino“-Bros, manche sind halt bissi schneller.





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10.04.2025

Sehr geschätztes Publikum,

nach unserem Ausflug in die geheimnisvollen Gefilde des Folklore-basierten, mit einer gehörigen Portion kriegs- und besatzungsspezifischer Referenzen gewürzt und individuell mit der tristen Farbpalette isländischer Prägung abgeschmeckten Island-Mystik-Dramas, mag so manchem TMN-Subjekt der Sinn nach einem etwas farbenfroherem, süßen, mit verspielt-optimistischer, vor Experimentierfreude überkochendem, energetisierendem Zwischendurch-Snack stehen. Immer bemüht, unserem Publikum ein ausgewogenes, cineastisches 600-ebbes-Gängemenue zu kredenzen, dabei gleichzeitig den inhaltlichen, will sagen, Nährstoffgehalt auch noch des kleinsten Appetithäppchens auf die vorangegangene Mahlzeit und mit leidlich klarem Blick auf den zukünftigen Speiseplan nicht zu vernachlässigen, haben wir uns diesmal für eine quietsche-bunte, an bizarren optisch-kulinarischen Extravaganzen alles andere als arme, japanisch-psychedelisch-klassische Hauptmahlzeit entschieden.

Und ja, basiert die Idee zu

"Hausu" ハウス
Japan 1977
Regie: Nobuhiko Obayashi

auch auf einer Grundidee des Töchterchens von Obaya San und dem frommen Wunsch der Toho-Studios, "...irgendwas wie der Weiße Hai" zusammen zu delirieren, so schmuggeln sich in die abstrakte, hochgradig von der Werbefilm-Ästhetik beeinflusste Psychedelik-Märchen-Experimentalfilm-Horror-Ramensupp' konkrete Bezüge zu Weltkriegstraumata und Verdrängungsstrategien, die inmitten des vor visueller Experimentierfreude geradezu explodierenden Erstlings-Exzesses ein kleines bisschen Bitterstoff in die mutmaßlich LSD getränkte Spätsiebziger-Mampfe hineinmischen.

Regisseur Obaya Wahn Kenobi, uns unter Anderem aus dem wunderlichen Film "School in the Cosshair" (siehe TMN Playlist) bekannt, mag zwar vom Werbefilm kommen, ist aber beileibe kein überheblicher Bilderstürmer-Idiot, der ohne Sinn und Verstand, nur der Spur des Geldes und mutmaßlicher weißer Schnüffelstoff-Linien mit schwitz-überdrehtem Ego hinterher rüsselnd, diesen "Normalo Regisseuren" mal aber so richtig zeigen will, was noch so alles auf die Leinwand gekübelt werden kann wenn die Nacht lang und die Nasenschleimhaut zu Staub zerfallen ist.

Hier wird einfach erfreulich übermotiviert (und ästhetisch ausgesprochen skrupellos) die komplette Filmtrickkiste geplündert, werden sämtliche Regeln des etablierten narrativ-Ästhetischen über Bord geworfen und wie ein Kind, das, versehentlich in einem Süßwarenladen über Nacht eingesperrt, zwischen dem zuckerigen Babb-Krams zu allem Überfluss noch die schlampig versteckten Drogenvorräte des Hausmeisters entdeckt, und zwar in einer unverschlossenen Kiste, die Kriegsdevotionalien und vergilbte Fotos längst verstorbener, schuldbeladener Altvorderer enthält, werden wir in einen bizarren Strudel aus Genre-Kitsch und experimentellem Bizarro-Horror hineingeworfen, bis der Verstand überfordert die Segel streicht und man vom Strudel aus Formen, Farben, Filmtricks und kleine-Mädchen-Wahnsinn einfach fortgerissen wird.

Nicht, dass wir uns missverstehen: der hochgradig artifizielle Film um eine Gruppe junger Mädchen, die sich (siehe "Weißer Hai...") mit einem mörderischen Haus (!) herumschlagen müssen, setzt buchstäblich alle Häkchen auf der Werbefilmer-goes-Leinwand-Bullshit-Bingokarte, aber im Gegensatz zu vielen ähnlich gelagerten, ach so originellen Versuchen vergleichbar aufgestellter Regisseur:innen-Kolleg:innen, für die narrativ-ästhetisches Viel Zuviel gerade genug ist, hat hier der Wahnsinn Methode, und die zügige Talfahrt von fast schon Diabetes induzierender Süßlichkeit in den abgründig-psychedelischen Horror-Kosmos Nobuhiko Obayashis ist mit Präzision und wachem Auge für genau die richtigen Mischungsverhältnisse der Zutaten geköchelt.

Also Bubbletea mit Fruchtchemiequatsch und ein wenig Lysergsäurediethylamidaroma versetzt, alles kann, nix muss-Mus in die dafür vorgesehenen Öffnungen gestopft und los geht's.
 
19:0 HAUSU-Aufgaben gemacht
20:00 Klassenhöllenfahrt

J+F+A




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17.04.2025

Verehrte traute Runde,

manchmal könnte man es sich einfacher machen.

Etwa, der spontan erstbesten Assoziation nachzugeben, die einen Eurer Kuratoren bei HAUSU ereilte: die Nippon-Spukbude direktemang zu kontern mit La casa dalle finestre che ridono. Was wir dann aber doch nicht tun. Der diesbezügliche Sinneswandel ward nicht etwa ausgelöst von sorgenvollen Ahnungen, die Herrn W. beschlichen, als er „ich hab da was…“ Gemurmel vernahm (was könnte uns egaler sein als Herausforderungsbefürchtungen?), sondern gänzlich anderen Gründen. Pupi (sic!) Avatis Haus mit den lachenden Fenstern wäre hinreichend sehenswert und gaga genug, um ins TMN Portfolio zu passen, war früher kaum aufzutreiben und läge nun in einer famos restaurierten Fassung vor – eignet sich aber wohl doch nicht optimal für unser aktuelles Format. Bissi zu lang, bissi zu langsam, bissi zu depri, mithin bissi zu wenig (tiny-)crowd-pleasing. Werden wir doch altersmilde mit Euren Nerven?

Wie auch immer:
You dodged this one, Herr W.

Und los ging die Reise entlang allerhand rasselnder Assoziationsketten, auf der Suche nach einem passenderen House-Match. Um ein Haar hätte Euch dies eine EXORZISTen-Variante beschert (Anknüpfungspunkte: Schatten der Vergangenheit, übernatürlicher Schmarren, Gore, bunte Spezialeffekte, spielt in einem Haus)… als uns eine POLTERGEIST-Variante in die Hände fiel, die noch einen oder zwei draufsetzen kann (Schatten der Vergangenheit, übernatürlicher Schmarren, Gore, bunte Spezialeffekte, spielt in einem Haus, und ist 4:3 wie HAUSU, und es kommt was „Japanisches“ drin vor).

You won’t dodge this one, Herr W.

BLOOD BEAT war schon lange in die Sedimentschicht unzähliger billig und schnell runtergekurbelter frühachziger Direct-To-Video-Only-For-The-US-Provinz Produktionen versunken – und allenfalls noch muffig müffelnden VHS-Sammlercreeps ein vager Begriff – als sich die verdienstvolle Vinegar Syndrome Crew seiner angenommen hat.

Und siehe da: Was seinerzeit in Bandqualität tendenziell unguckbar und eine einzige Zumutung gewesen sein mag, erlebt in 2k Abtastung eine wundersame Metamorphose.

Um uns nicht falsch zu verstehen: wir haben es immer noch mit einer argen Gurke zu tun, die aber auf den nun ermöglichten zweiten (kornscharfen) Blick ein interessantes Eigenleben zu entwickeln beginnt. Mit allerlei Nebenwirkungen – etwa regen sich bei hartgesottenen Trashrezensenten untypische Hyggegefühle: „ ...managed to cast a spell on me that had me mesmerized from beginning to end. Like a nice fluffy blanket on a chilly winter night, the film lulled me into its grasp …“

Soso.

Derart lyrisch und verträumt mögen unsere Reaktionen nicht sein. Vielleicht eher so, als hätten wir uns überreden lassen, mit einem halbguten Kumpel bei dessen entfernter Verwandtschaft irgendwas abzuholen, wären dort hängengeblieben wegen eines Motorschadens und erführen nun eine gärende Mischung aus ethnografischer Faszination und Grusel angesichts hautnah miterlebter hinterwäldlerisch-eigenbrötlerischer Lebensumstände und -konzepte. Nur dass die Tour nicht nach Sachsen geht, sondern Wisconsin, und der Kumpel melodramatischer Halbfranzose ist.

Gekauft, das Ding! Auch ohne die Zusatzinformation, dass Writer-director Fabrice-Ange Zaphiratos was under the influence of drugs during at least some of the writing process and the filming; he has stated that the film's title is a reference to the accelerated heartbeat experienced while high.

Freie Bahn den Tüchtigen.

F&J&A



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24.04.2025

Dear All,

aus diversen Gründen ist die Zeit diese Woche so knapp, dass ihr uns quasi blind vertrauen müsst.

Dabei nehmen wir uns heraus, keinerlei Bezug zum Programm der Vorwochen herzustellen, und quasi blind in unsere Krabbelkiste zu greifen.
Was kann schon schiefgehen?

Statt elaborierter Einladung sollten Hinweise genügen, uns die Aufwartung zu machen:

1969.
Ringo Star.
Peter Sellers.
John Cleese.
Richard Attenborough.
Christopher Lee.
Roman Polanski.
Raquel Welch.
Yul Brynner.

… schwant uns etwa ein All-Star Disaster?

A product of its time.

Gern geschehen.

F&J&A




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01.05.2025

Liebe Alle!
Erster Mai!

Kampftag der irgendwers für oder gegen irgendwas! Vergrillte Soli Bratwurst, überraschend frisch gezapftes Bierchen, Kater und Hörsturz vom Vorabend und natürlich aufpeitschend einschläfernde Reden, wirre Slogans, Water- nein, Soundboarding durch Politrock und und und.

Wahrlich, eine "Reise ins Glück" ist wahrscheinlich die unpassendste Beschreibung des langen Wegs vom 1. Mai 1886 in unsere bedrückende Gegenwart, und wohl dem, der es schafft, die mit Blut, Schweiß und Tränen getränkte Strecke durch Raum, Zeit, Sozialismus, Anarchismus, Faschismus und Apfelmus (um nur einige zu nennen) einigermaßen sachlich zu betrachten, konstruktiv mit dem Erlernten umzugehen und aktiv dafür zu sorgen, dass es womöglich doch mal wieder besser, würdiger, menschlicher und gerechter und wesentlich Lustiger auf diesem Planeten zugehen möge.

Alternativ kann man natürlich auch eine Maibowle mit lustigen LSD getränkten Pappschiffchen und diversem chemischen Zeugs versetzen, den Kindern, Kindeskindern und Kindeskindeskindern die Spongebob Schnorchelausrüstung klauen und in das übervolle, mit Unmengen an Flohmarkt- und Antiquitäten-Ladenhütern und exotischen Fröschen vollgestopfte Unterstübchen eines gewissen Wenzel Storch abtauchen und erleben durchleiden und durchstaunen, was passiert, wenn glühende Katholenhasser, gottserbärmlich agierende Laienherumsteher und waschechte Anarchisten mal mit ein wenig ergaunerter Filmförderung und sehr viel Herzblut und Liebe noch zum bizarrsten und pubertärsten Detail, auf den Putz hauen, bis sich der Staub in glitzernde Diamanten verwandelt. Und das mit einer tat freudigen Entourage aus Größen wie Jörg Buttgereit, Harry Rohwolt, Max Raabe etcpplsd.

Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Und den wenigen in unserem Kreis, die bisher noch gar nichts über Herrn Storch und sein bemerkenswertes Filmwerk wissen, sei versichert: es wird ein wilder Schneckenritt!

"Bürger, lasst quatschen sein!
Auf zur Trashnight, log' dich ein!"

Als Bonus noch dieser kleine, unscheinbare Link zu Wenzels leider nicht all zu gepflegter Webseite, wo es - nach, ich wiederhole: NACH Begutachtung und Betrachtung des Films "Die Reise ins Glück" (BRD 1996-2004, R.: Wenzel Storch) gigantische Mengen an Bonusmaterial, interessanten Pressezitaten und noch so manch wunderlichem Krischelkrams zu bestaunen gibt.
 
J+F+A




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08.05.2025

Hochverehrtes Publikum,

ein weiteres Mal verknüpfen wir unser Programm mittels eines Prinzips, das wir als Radikal Subjektive Kontinuität in die Medienkultur einführen.

Zum Verständnis sei Herrn Ritters jüngster Move angeführt, den buntquatschig-verspielten Magic Christian mit der – gänzlich anders geartet buntquatschig-verspielten – Reise ins Glück zu verbinden. Von letzterer wiederum greifen wir den Willen zu kopfkratzwürdiger Abseitigkeit auf, die sich aber heuer gänzlich anders materialisieren wird als in Wenzels Wirrwar.

Eigenwillige Raumdekorationen und Outfits erwarten uns zwar auch, aber in ungleich minimalistischerer Form, und schwarzweiß statt farbenfroh. Pipiwitze weichen anderen zweifelhaften Zeitvertreiben, drollige Provinzknülche abgebrühten Großstädtern, warmherzige Scherzlein zynischer Attitüde.

Wir illustrieren noch einmal die krasse Opposition, in welcher sich die New Yorker Undergroundszene der späten 60er zum von ihr verachteten Hippiegesocks der Westküste positionierte: Beton statt Blumen, Leder statt Cord, Chrom statt Batik, schneller Sex statt kosmischer Liebe, Kerosin statt Patschuli, Speed statt Acid.

Kurz: Da wollte keiner zum Glück reisen, eher: zum nächsten Kick rasen.

THE TELEPHONE BOOK ist ein Spinoff aus dem (geistigen) Umfeld von Warhols Factory*, die in der frühen, hedonistischen Form 1971 schon Geschichte war. Zwei Veteranen jener stark beschleunigten und kräftezehrenden Ära haben es in den Film geschafft: Ondine und Ultra Violet. Unser Hauptverantwortlicher Nelson Lyon gehörte auch irgendwie dazu, und ließ es nach dem BOOK allenfalls arbeitsmäßig ruhiger angehen (blieb seine einzige Regiearbeit) – er überlebte den Coke-Binge mit John Belushi im Gegensatz zu jenem, bis schließlich seine Leber kapitulierte. RIP ya all. Wobei, Peace war ja eher nicht so deren Ding.


See you!

F&J&A


* Wer sich auch nur ein bisschen für das New York jener Zeit interessiert, dem sei Warhols POPISM (im Original) ans Bett gelegt, auch wenn sich dieses dann vor lauter Aufgekratztheit nicht mehr zum Schlafen eignet.




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15.05.2025

Liebe planetare Mitbewohner:innen.

Nach den kniffeligen Denksportaufgaben der letzten Woche, die uns mitunter hochgradig verschrobene Weltansichten irgendwie dauer-ralliger Künstler:innen-Typen und exzentrischer Obszönanrufer auf unseren langen Weg durch Cellouloid, Zeit und Raum mehr oder minder näher brachten, trifft es unsere kleine Gruppe natürlich herb, wenn ausgerechnet Co-Kurator Brain sein ebensolches und ein wenig Sack nebst etwas Pack mit auf Reisen nimmt und wir gezwungen sind, das Durchdenken komplexer psychosexueller, philosophisch-politisch-hedonistischer Sachverhalte auf unsere schwächlichen Schultern zu laden und mit weniger als 66,6 ebbes Prozent Kuratorenhirnschmalz den nächsten Zug im 9dimensionalen Schrottfilmwichtel-Trashnite-Schach zu planen.

Kluge Themenvermeidung könnte hier helfen:

Wir verzichten also diese Woche auf
  • sexualneurotischen Klimbim
  • ach, der Einfachhalt halber gleich auf jedwede weiblichen Protagonistinnen
  • realistische, zeitgemäße Darstellungen irdischer Sozialphänomene
  • Fauna, Sauerstoff und Wasser (beides nur in sehr geringen Mengen vorhanden...)
  • gar zu moderne Erzählstrukturen
  • wissenschaftliche Akkuraterei
und versuchen, unser Heil in einer interessanten Neuverfilmung der klassischen Pro Kirche- und-Kolonialismus-Geschichte um den schiffbrüchigen Sklavenhändler Robinson Crusoe zu finden.

Robinson Crusoe on Mars
USA 1964
R: Byron „War of the Worlds“ Haskin

Colonel Dan McReady (prä-Batman Adam West) und Commander Christopher 'Kit' Draper (Paul „über 150 TV Rollen“ Mantee) bauen bei einer Weltraumexpedition irgendwie Scheiße und bruchlanden auf dem kunterbunten, in prächtigem Technicolor und mit das Breitwandformat ganz herzallerliebst durch atmosphärischen Mattpaintings, schnuckeligen Kulissen und putzigen Tricks aufgepeppten, „buntisch-roten“ Planeten Mars.

Von nun an geht es um nichts Geringeres als das nackte Überleben, und die Robinsonade mit munter aufspielendem Astro-Äffchen folgt denn auch so präzise der Romanvorlage, dass der Film trotz des eigenwilligen Settings als eine der werkgetreusten Defoe-Verfilmungen gehandelt wird.
Das hat natürlich den Nachteil, dass die Rolle des „Freitag“ (nicht etwa vom Astro-Äffchen, sondern Victor „Der erste Klingone“ Lundin gespielt) unhinterfragt und 1 zu 1 den kolonialistischen Geist des Urtextes atmet und für den ein oder anderen Cringe-Moment sorgen dürfte.

Zum Glück gibt es eine derartige Fülle an spektakulären, die Breitesten-aller-Breitleinwände formidabel ausschmückende Szenerien, skurrilem Survivelismus-Kitsch und schräglagige Ufo-Action (mit den Raumschiffen aus Haskins Erfolgsfilm „War of the Worlds“) zu bestaunen, dass die extrem grundsätzliche, einfache Geschichte den Zuschauenden nie mit allzu philosophisch-intellektuellem Ballast ballästigt (sic) und man auch mit zweidrittel Hirnkraft (siehe oben) einen Film genießen kann, der zu Recht seinen Platz in den oberen Rängen klassischen 60er Science Fiction Garns einnimmt.

Klar geht es auch manchmal um existenzielle Fragen wie menschliche Grundbedürfnisse (Wasser, Sauerstoff, Tierliebe, Kolonial-Rassismus), aber Staunerei und Verwunderung stehen hier eindeutig im Vordergrund.

Passt.

Catering diesmal nur Wasser, Steinluft, Rote Beete (siehe Marsfärbung und Vitaminhaushalt) und - Würstchen.
Als Nachtisch gerne einen Mars Riegel, Milkyway ist ebenfalls akzeptabel.
Und hat da jemand Spacecake gesagt?
Nein?
Sollte jemand aber!

19:00 Weltraum-Reisepläne und Kosmische Drinks

20:00 Mars macht mobil

J+A+F





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22.05.2025

Liebe Wir:

Whow! Zounds! Meiner Treu! Ja saachemoh! Der kleine Ausflug zum Roten Planeten letzte Woche stellte sich als außerordentlich äh Seelen-schonend heraus. Philosophische Fragen wurden nur sehr am Rande getackelt, es regierte der trotzig-amerikanische „Einfach mal machen“ Geist der sechziger Jahre, der zwar ein wenig arglos bestimmte problematische Themenkomplexe (Imperialismus, Kolonialismus, Rassismus, Algengurkenwurst-Mus) der Defoeschen Romanvorlage „Robinson Crusoe“ umformulierte oder einfach unhinterfragt und ohne all zu große intellektuelle Bemühungen im Hintergrund mitlaufen ließ, uns aber in seiner technokratisch-naiven Bilderverliebtheit einen ästhetisch wertigen und hoch amüsanten, leidlich „trigger-freien“ Abend bescherte.

Gut.

Aber auch gut:
sich wieder vorsichtig aus der Deckung wagen und ganz sachte wieder Richtung exzentrisch-dubiose, unbekannte Regionen vorzudringen. Womöglich mit einem quietschebunten, von Claymation Legende Will „California Raisins Werbung“ Vinton in liebevoller Handarbeit und mit immenser kreativer Freiheit gefertigten ääääääh „Kinderfilm“, der in Vignettenhafter Form das Werk und die mitunter spezielle persönliche Philosophie eines nicht ganz unbekannten Herren Namens Mark Twain zum Thema hat.

Erneut delektieren wir uns an einer eskapistisch-phantastischen Rahmenhandlung, die die Abenteuer dreier Plastilin gewordener Romanfiguren Twains (die üblichen Verdächtigen: Tom Sawyer, Huck Finn, Margeret äh Becky Thatcher und Indianer-Joe (!)) als blinde Passagiere an Bord Twains Flugzeppelinraumschiffirgendwas-Dingens auf der Reise zum Kometen Halleyschen Kometen schildert, wo sich der in die Jahre gekommene Autor vermittels Frontal-Zusammenstoß aus der diesseitigen in eine wie auch immer geartete jenseitige Welt befördern will.

Der (reale) Mark Twain schrieb seinerzeit:

„I came in with Halley’s Comet in 1835. It is coming again next year [1910], and I expect to go out with it. It will be the greatest disappointment of my life if I don’t go out with Halley’s Comet. The Almighty has said, no doubt: ‘Now here are these two unaccountable freaks; they came in together, they must go out together.'”

Tatsächlich starb Mr. T denn auch im Moment der größten Annäherung des Kometen an die Sonne an einem Herzinfarkt, und es ist dem bedauernswerten Menschenverächter zu wünschen, dass ihm die Aussicht auf Erfüllung seines Wunsches in den letzten Sekunden seines Lebens irgend eine Form von Trost und Genugtuung beschert haben mag.
Warum allerdings die Marketing-Schlauberger:innen auf Teufel komm raus den Film in die „Kinderfilmecke“ quetschten, was natürlich leere Kinokassen und traumatisierte Kinderlein zur Folge hatte (etwa zur Hälfte des Films wird in einer ausufernden Sequenz sehr deutlich, dass die harmlose Unterhaltung Minderjähriger nicht unbedingt das erklärte Ziel des Regisseurs war...), wird wahrscheinlich deren Geheimnis bleiben. Naja, ein echtes Geheimnis gibt es hier natürlich nicht zu lüften: Letztlich ging es um Geldgier (Staun! Wunder! Überrascht sei!) gepaart mit vollkommenem Desinteresse, sich auch nur fünf Minuten mal Gedanken zu machen, WAS da unter dem Mäntelchen eines harmlosen Animationsfilmchens so alles an Abgründen und depressiv-pessimistischen Lebenshaltungen zum Vorschein kommen mag.

The Adventures of Mark Twain
USA 1985
R.: Will Vinton

passt denn auch vorzüglich in unsere „Exzentrische Phantasten reisen in bizarren Vehikeln durch verzerrte Wahn-Welten“ (Klecksa, Reise ins Glück etc.), weist eine gelungene Mischung aus Kunstfertigkeit und verstörenden Details auf und dürfte unseren Weg zurück in die nicht ungefährliche Welt der cineastischen Ambivalenzen ebenen.

Welcome back darkness, old fucking friend!

19:00 gesagtes, gewusstes, gelogenes in trauter digitaler Runde
20:00 mehr gesagtes, gewusstes, gelogenes - in Knete

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29.05.2025

folgt




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05.06.2025

folgt





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12.06.2025

Liebe Alle,

nachdem Hr. Ritter aufs Vortrefflichste über geschlagene drei Trashnites die Stellung (und natürlich die Stimmung hoch) gehalten hat, muss Eurer dieswöchentlicher Kurator sich erst wieder in die Rolle finden.

Der beruhigende Hinweis, es sei keineswegs verpflichtend, thematisch oder stilistisch nahtlos anzuschließen an Gebotenes, entband allerdings nicht von der Selbstverpflichtung, zumindest im Schnelldurchlauf verpasstes nachzuholen, um so entweder doch Inspiration zu erhaschen, oder zumindest zu wissen, womit man der gemütlich und jugendfrei wochenlang durch mystische Welten geschunkelten Retro-Reisegruppe eine kalte Dusche verpassen könne.

Aus nun nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen war es ganz knapp davor, dass Euch eine Doku über eine kalifornische Sexkommune (in VHS-Qualität*) erwischt hätte, dann standen die Vorzeichen kurz auf der vielleicht nervigsten und dämlichsten Postapokalypsensexkomödie überhaupt, bevor das Pendel in Richtung eines schwer fassbaren Axtmörderinnen-Dramas schwang** – ABER da fiel uns ein Titel in die Hände, der so manches Motiv der letzten Aufführungen derart fort- bzw. in Grund und Boden führt, dass es gar nicht anders geht als weiterzumachen mit
  • knallharter Wissenschaft gegen ungeahnte Gefahren
  • fernreisenden, ausgebufften Gefährten voller aufgebuffter Gefährten
  • Zivilisationen kurz vorm Abnippeln
  • sehr viel Farbe
  • Kontrollräumen, bei denen manch leidgeprüfter Pappkartonfabrikant konjunktuelle Morgenluft schnuppert
  • Stussgeschwafel vom Feinsten
  • Zeitschinderei vermittels zusammengeklauten Sequenzen, heuer auf die Spitze getrieben
Willkommen also bei HORROR OF THE BLOOD MONSTERS, verantwortet vom ebenso fleißigen wie niveaumäßig skupellosen Al "Satan's Sadists“ Adamson, unter Beteiligung von John „Papa von David“ Carradine. Wir sehen zwar nicht die verlockend betitelt deutschen Astro-Vampire – Todesmonster aus dem All aka Invasion der blutrünstigen Bestien, aber wie wir zuletzt doch immer wieder zugeben mussten: eine Originalversion hat u.a. den Vorteil, dass man die stupende Stupidität des Gesehenen nicht auf die Synchro schieben kann.

I remember back in 1994 when I was in art school, I was in the silkscreen studio and I put my cassette tape of Slim Whitman in the ink spattered boom box. As I started singing along with Indian Love Call I realized I had finally crossed over from listening ironically to this goofy crooner to just plain loving him. It felt confusing at first but I knew the day would come. I can feel such a day approaching in regards to film. Already I would rather watch Horror Of The Blood Monsters twice than sit through Wonder Woman or John Wick once. Horror Of The Blood Monsters is far less predictable, and more visually interesting than whatever Hollywood blockbuster lumbers onto the screen next. I’m sinking deeper into the putrid quicksand of bad cinema and it feels warm and cozy.

Sinken wir mit!

F&J&A

* also keine Volkshochschul-Kommune, ihr wisst schon – glücklicherweise haben wir es ja mit einem Publikum zu tun, das noch präsent hat, dass es mal „Kassetten“ mit „Bändern“ drin gab.

** nicht zu früh aufatmen – alles nur aufgeschoben.



DISCLAIMER
: Wir neigen zur Faulheit.
Die Playlist wird unregelmäßig ergänzt und ist daher nie auf dem neuesten Stand.


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