2025

02.01.2025
Liebe Gemeinde, liebe Katzenfreunde, liebe Kinder
des frischen Jahres 2025!
Ohne viel Federlesen stürzen wir uns in die neue TMN
Saison, einmal mehr den Versuch wagend, die formalen
und inhaltlichen Impulse der jüngst aufgetischten
Schrott- und Bizarro Filme aufzunehmen, clevere
Brücken zum dieswöchigen Film zu schlagen und im
großen und ganzen ein möglichst nahtlos-tightes
Trashmovie-Set zu gestalten, welches uns unbeschadet
gen 2026 befördern mag.
Allein, der aktuelle Jahreswechsel ging ruppig,
substanzaffin und „bis in die Puppen“ vonstatten und
mit den Auswirkungen des Gelages, dem
sprichwörtlichen KATER kämpfend, fällt diese
Beschreibung gezwungenermaßen knapper als gewöhnlich
aus, wofür sich Teile des Kuratoriums zwar nicht
entschuldigen werden, aber heyyy das Jahr ist noch
so entzückend unbeleckt und verdammich, vor und nach
dem Film wird es reichlich Zeit geben, das Erwartete
zu diskutieren und das Gesehene zu demontieren.
Ansonsten haben wir es bei
ROAR
USA 1981
R.: Noel Marshall (...und ein ganzes
Naturschutzgebiet voller durchschnittlich gut
gelaunter ECHTER Löwen, Tiger, Elephanten etc.pp.,
die „Improv-Credits“ zugeschustert bekamen, weil sie
einfach verdammt nochmal machten, was sie
wollten...)
mit einem sehr bizarren, spleenigen und erstaunlich
großzügig besetzten Experimental-Abenteuerfilm zu
tun, welcher seine Wirkmächtigkeit zwar auch aus den
phantastischen Wildlife-Filmszenen und Tippi Hedrens
wackeren Versuchen, ihre Vogel-paranoia mit einer
frischen Großkatzen-Panik zu kontern zieht, darüber
hinaus aber sehr schnell alle möglichen Fäden fallen
lässt und irgendwie nur noch verzweifelt versucht,
mit der Crew nicht buchstäblich in diesem Meer an
Fängen, Mähnen, Pfoten und Rüsseln, zu versinken.
Aber keine äääh Angst, nicht ein einziges der
Schnuckelmiezen und Wonnekater kamen bei den wüsten
Drehbreiten zu schaden – was man von der
bedauernswerten Crew nicht grade behaupten kann, lag
der Verletzungs-Score Wildlife vs. Menschencrew bei
etwa 0 zu 70.
Deshalb also feinste Katzenleckerlies,
Haarballen-Katerfrühstücke und womöglich ein
kerniges Zebragulasch vorbereiten, und gemeinsam ob
des wirklich irrsinnigen Unterfangens, mal
„irgendwas mit 50 Löwen“ zu machen, ein schönes
Schlückchen Elefantenmorgenmittelstrahl-Pipi zu
Gemüte geführt!
J+F+A

09.01.2025
Arrivederci Mietzegroßkatzen! Adieu „Afrika“! Adios
angepisste Elefanten! Aufnimmerwiedersehen „Renn
noch mal die Planke hoch“ !
Endgültig willkommen in 2025! Willkommen in der
Zukunft!
Dräuende Elektronenhirne, riskante Robotik,
Transhumanismus, wundersame Sexdrogen – wir geben
sicherheitshalber eine Schnelllektion, was demnächst
anstehen könnte UND wie man zwecks Rettung der guten
alten Menschheit die Oberhand behält. Dass es dafür
zunächst lediglich weißer Unterhosen, Haarspray und
einer kaputten Stehlampe bedarf sollte nicht zur
Leichtsinnigkeit verführen, denn nur in Kombination
mit einem großen Maul und Hintergrund als seasoned
veteran of mutant warfare kommen diese
Voraussetzungen zur gewünschten Wirkung.
Also gilt es für uns Normalsterbliche, durch
äußerste Aufmerksamkeit bei der Betrachtung von MUTANT
HUNT überlebenswichtige Informationen
einzusammeln. Bezüglich des Bedrohungspotenzials
etwa, welches Schaufensterpuppenteilen innewohnt;
dass die Anschaffung von 6 schwarzen Sonnenbrillen
eine solide Basis für den Aufbau einer Cyborg-Armee
darstellt; der Einsatz des anrüchigen
Charakternamens „Domina“ eine solche einsparen kann;
sich durch das Abfilmen kryptischer Graffitis* als
Hintergrund einer Schießerei bemerkenswert effizient
von jener ablenken lässt usw usw.
Ganz einfach wird es nicht, den Überblick zu
behalten! Soviel Ehrlichkeit muss sein. Versüßt wird
uns die Aufgabe durch den respektablen Versuch der
Macher, die Postpunkneonästhetik kostengünstiger
80er SciFi-Actionflicks mit noch kostengünstigeren
Mitteln zu emulieren.
Ein klitzekleines bisschen unfair mag dabei
erscheinen, dass das ursprünglich für
Direct-To-Video-Veröffentlichung vorgesehene
Material jüngst gnädiger VHS-Schwammigkeit entrissen
ward, um in filmkörnchengenauer Abtastung all jenes
zu enthüllen, was man glaubte sich sparen zu können.
Hyperrealismus oder Surrealismus? Reinschauen,
Rausfinden, Räsonieren! Wie immer in bester
Gesellschaft.
F&J&A
*„Death may be your Santa Claus…“

16.01.2025
Sehr verehrtes Publikum,
wir sprechen diese Woche ein Machtwort und wenden
uns radikal vom irgendwie immer eigentümlich
verstörenden Katzenfilm-Genre ab. Beleuchten wir
stattdessen, dem Bildungsauftrag seis geschuldet,
die andere Seite der felligen Natur-Medaille. Hier
bei der TMN findet jede Spezies ein offenes Ohr (und
Auge), jede/r/s darf jeder zu Wort kommen, und wenn
Tierdarsteller (eher Tier-seier?) „Ben“ für
seine überzeugende Darstellung einer Ober-Ratte gar
den renommierten PATSY Award, einer Art Oscar für
Tierdarsteller, abstaubt, darf Mensch gespannt sein,
was es aus der Welt der Nager so zu berichten gibt.
Willard
USA 1971
R.: Daniel Mann
Die Geschichte unseres Films handelt, für uns
hartgesottene Trashmovie-Posse nicht besonders
überraschend, von einem Außenseiter mit eher
kindlichem Gemüt (brillant gespielt von Bruce
Davison), der von seiner Umwelt im Allgemeinen und
seinem Boss, dem knautschig-gut gelaunt
aufspielenden Ernest „The Wild Bunch“ Borgnine im
Besonderen, eher unerfreulich bzw. bösartig
behandelt wird und seelisch-moralische Unterstützung
bei Ratte Ben findet. Immer mehr Ratzen gesellen
sich der Mobbing-Selbsthilfegruppe hinzu und
hastenichgesehen verfügt der verstörte Willard
plötzlich über eine Armee aus Nagern, die die
direkte Konfrontation mit den Bullys dieser Welt
ganz und gar nicht scheuen. Quiekende, wuselige
„hilarity ensues“.
Der Film war an den Kinokassen ein voller Erfolg
(auch wenn die Kritiker dem Film nur mäßig
wohlgesonnen waren) und flugs wurde eine
Fortsetzung, die buchstäblich nahtlos an Teil 1
anknüpft, heruntergekurbelt, zu der sogar ein
blutjunger Michael Jackson den Titelsong
beisteuerte.
Erwähnenswert ist noch, dass die kleinen Biester am
Filmset keinen allzu großen Schaden von den
Dreharbeiten davon getragen haben sollen, es kam für
die etwas härteren Szenen künstliche Ratten zum
Einsatz. Dennoch brachte man überwiegend echtes
Geziefer an den Start und besonders erbaulich war es
für die Tiere sicherlich nicht, Säckeweise in
Kellern, Räumen etc. ausgekippt und buchstäblich
durch die Gegend geworfen zu werden zu werden.
Sanfte Triggerwarnung also.
Auch sei erwähnt, dass der Film anders, als die
reißerischen Prämisse vermuten lässt, mit
Schockmomenten eher sparsam umgeht. Stattdessen
entfaltet sich die Bizarrerie im manischen,
zwischenmenschlichen Durcheinander, das dank der
schauspielerischen Leistungen der Darsteller einen
wesentlich subtileren Horror zu erzeugen vermag als
(durchaus vorhandene) Massenszenen mit
eklig-possierlichem Rattengezücht. Möglich, dass
hier der Einfluss des nun nicht eben auf Horror und
Action gepolten Koproduzent Bing Crosby (yep. Der.)
spürbar wird. Unklar ist, ob das nachfolgende
Transkript aus der Rat-Times nun eher positiv oder
kritisch (oder überhaupt) auf diesen Klassiker des
Animal-Horrors blickt.
„Piiepipiiiieeeeppieppiiiippp
kreisschhhh
quiiiiekquiiiek
fiiiiiep
knipperknuppserraspel
kruschel
kack“
Verpflegung des Abends: Ganz klar Käsebällchen,
Chuck E. Cheese
Pizzareste, Leckerlies und eigentlich alles außer
Rattengift.
Let`s watch.
J+F+A
19:00 Mausiges Gemauschel
20:00 Die Sendung mit der Ratz

23.01.2025
Liebe Gemeinde,
unergründlich sind die Wege persönlicher
Erfahrungsbewältigung. Wurden wir bei Tipi Hedren
(Happy 95. Geburtstag, btw!) Zeugen eines offensiven
Upgrades von massenhaft lästigem Federvieh auf
massenhaft lästige Großkatzen, so sind im heurigen
Beitrag die Bezüge einerseits direkter, andererseits
subtiler. Wie das?
Sondra Locke geriet im letztwöchentlichen WILLARD in
eine – unter nicht allzu glücklichem Stern stehende
– Beziehung zum Protagonisten*, der seinerseits eine
noch weniger zukunftstaugliche Beziehung zu ca.
1.002 Ratten unterhielt. Interessanterweise gab es
trotz des ganzen Gewusels keine Szene, in der sie
selbst den Tierchen begegnete. Ob
Nager-Nachholungsbedarf Grund sein könnte für das
doch sehr sonderliche (soll man sagen: sondraliche?
oh nee) Projekt, dessen wir nun ansichtig werden?
Wie auch immer, 15 Jahre nach WILLARD war es Ms.
Locke offenbar ein Herzensanliegen, wieder „was mit
Ratten“ zu drehen, bzw. einer Ratte, bzw. keiner
Ratte, sondern einem RATBOY.**
Tja. Und da wird es dann unübersichtlich. Der
Rattenjunge wird von einer Dame gespielt, dessen
wenige „Worte“ von Sondras Ehemann Gordon Anderson
synchronisiert wurden***, Sondra selbst führte nicht
nur Regie, sondern spielte auch mit (immer
gefährlich, prompt in einer goldenen Himbeere
resultierend), und obwohl Prostetics-Halbgott Rick
Baker solide ablieferte, erwies sich die
unergründliche Mischung aus „Sozialdrama“ und
„Komödie“ wenig überraschend als Kassengift und
gefundenes Fressen für die wenigen Kritiker, die
sich der (mit rattenschwanzlangen Längen und
Überlänge bedachten) Sache aussetzen wollten. Nur
die Franzosen fanden den gut, warum auch immer.
Kurz, ein richtiges Schlamassel und schwieriger Fall
und mehr als einem WTF-Moment – also gut bei uns
aufgehoben.
Film ab!
F&J&A
* mit dem sie offscreen ebenfalls eine Beziehung
unterhielt, aber das wird jetzt zu kompliziert
** zwischendurch drehte sie weitere haarige
Angelegenheiten, u.a. die floppende Planet of
the Apes Serie sowie mit ihrem Lover Clint
Eastwood und einem Orang-Utan eine Komödie (!), aber
das wird jetzt auch zu kompliziert
*** mit dem sie aber nach beider Angaben nur
platonisch und aus Steuergründen, dennoch bis zu
ihrem Tod zusammenlebte, zeitweise in einem Haus,
das von Clint finanziert wurde (den wiederum sie
späterhin a completely evil, manipulating, lying
excuse for a man nannte), aber das wird jetzt
endgültig zu kompliziert.

30.01.2025
Machen wir es kurz, aus Zeitgründen und weil es eh
nicht anders geht: Nach RATBOY kommt natürlich RATMAN!
Und alles, was letzte Woche semisensibel von der
Regisseurin vermieden wurde, bekommen wir von ihrem
italienischen Kollegen vor den Latz geknallt:
Schmuddel, Blut, Stuss und Geschmacklosigkeiten in
klassischen 80er Ausmaßen, passend zu Giuliano
Carnimeos Filmografie (DJANGO – EIN SARG VOLL BLUT,
dem neulich von uns goutierten SARTANA – NOCH WARM
UND SCHON SAND DRAUF, ZWEI IRRE TYPEN MIT IHREM
TOLLEN BRUMMI, FLOTTE TEENS UND SEX NACH NOTEN, you
name it he did it).
Um unsere Exkursionen ins Reich der Chimären
abzurunden (und vorerst abzuschließen) gibts als
Nachtisch Nagerexorzismus mittels eines exklusiven
TMN-Kuratorencuts von … CATMAN 2!
What’s not to love?
F&J&A

06.02.2025
Liebe Terranerinnen und Terraner (und Terra x en),
lange genug haben wir uns jetzt in Kanalisationen,
Kellern, gammeligen Hillbilly-Hütten und
Fabrikanlagen herumgetrieben und wahlweise von
Nager:innen bezaubern, umwuseln und massakrieren
lassen. Sollen wir denn auf alle Ewigkeiten in
diesem klammen Jammertal von Menschenhand über die
Fragen grübeln, warum sowohl Ratboy als auch Ratman
keine entsprechenden Schwänze haben und Catman nicht
ein einziges Glas von unseren Schreibtischen
grundlos runterschubst?
Natürlich nicht!
Schwingen wir uns also auf in die einladende,
erhabene Unendlichkeit, segeln wir zwischen den
Sternen und bestaunen die überwältigende Pracht des
Universums... Was? Zwischenstopp in einer
Raumstation, in der es aussieht wie auf einem
Autoschrottplatz NEBEN dem Wertstoffhof in
Offenbach? Oookay. Soweit, so mittelprächtig. Der SF
Look der frühen 90er war nun mal geprägt von
irgendwie handgemacht und durchgegammelt wirkenden
Kulissen und Sets a`la Alien oder Blade Runner, und
da deutsche Highend Produktionen bekanntermaßen auf
dem Hard-SF Sektor nicht allzu viel eigenständiges
zu bieten hatten (und bis heute haben), nehmen wir
zähneknirschend diesen Zwischenstopp auch noch mit.
Gemäß unserer TMN Philosophie Ad Astra per Gully
schwingen wir uns in das nächstbeste Shuttle.
Hoppala. Hier drinnen sieht ja ebenfalls aus wie in
einer runtergekommenen, kleinen Fabrikhalle. Oder
dem Wertstoffhof in Offenbach. Naja, geschenkt.
Wenigstens mutet das Revell-Space Shuttle mit
Zusatzpimmelbooster von außen putzig an, und die
„Titanius“, ein mächtiges, dem „Untergang“ geweihtes
(did you see what they did there? And wot I did
here? Mensch, wir Schelme aber auch!)
Weltraumgefährt, wurde 1:1 von einem Motiv des
legendären SF-Cover-Artist Herrn Chris Foss (aus den
tiefen 70ern) abgekupfert (bei dem sich schon viele
andere SF Designer gerne bedient haben und das, man
höre und staune, als mögliches Design für
Jodorowskys gescheiterte Dune Verfilmung in
der engeren Auswahl stand...).
Naja, wenn schon klauen, dann bei den Besten, nicht
wahr.
Überhaupt: Die Raumschiffe! Selten so viele gut
gemeinte, letztlich aber krachend in die
Raumanzughose gegangenen Versuche, US Effekt-Niveau
zu erreichen, auf einer Leinwand vereint gesehen!
Respekt, Theo gegen den Rest „Kultregisseur“
Bringmann!
Wir nehmen also das Shuttle und... und...
.
.
.
Ach, wie gerne würde ich jetzt spoilern. Aber das
Einzige, was uns unbeschadet durch diese
gigantomanische Enttäuschung, die da „Weltraum a la
Bavaria“ heißt, mit Vergnügen und eitel
Schadenfreude, bringen kann, sind die
hundsbeknackten, permanent in die gegen die
Weltraumrand-Wand knallenden Überraschungsmomente,
diese Einblicken in das verschnarchte, überhebliche,
deutschhumorige, unspannende, uninspirierte
Dummzeug-Mainstream Kino der 90er Jahre.
Keine Ahnung von SF, kein Bock auf eigene Einfälle,
keine Lust auf Regie, cleveres Drehbuch oder gar
Schauspielerführung gehabt? Und trotzdem mit
schickem Bavaria-Geldchen überschüttet werden und
zerknirscht bzw. offenbar zu Tode vom Job
gelangweilt, in den Resten der Kulisse des passablen
„Enemy Mine“ irgendwas mit Alk getrunken und den
Götz von Georglichingen sich seine eigenen Witze
ausdenken lassen? Super Plan!
Wahrscheinlich dann irgendwie fern gesehen auf der
verzweifelten Suche nach Ideen, mit denen man, wie
die großen Vorbilder Hollywood und Tolliewood,
Klein- und klein gebliebene Großen in die Kinosäle
locken kann? Auf einem Bierdeckel Notizen gemacht,
Worte wie „Profiwrestling! Eurodance Musik! Eine
Hübsche mit so achtziger Möpsen, ein Deppenboy mit
Zipfelchen, und Spaßgarant Götz geht immer! Und 1001
Küken bwwwaaahahaha! Nein, ich hatte nur 8 Weizen!“
rausgerülpst? Geht alles, wenn man nach Tarif
bezahlt wird.
Wo waren wir? Was war der Plan? Aufsteigen aus dem
Rattensumpf, zu den Sternen! Einen millionenschwere
Bavaria-Produktion, die sagenhafte 90.000 Zuschauer
ins Kino lockte, mit dem Tiel „DIE STURZFLIEGER“
zu wählen, die (warum nur?) eigentlich nichts
anderes zu bieten hat, als mal wieder anschaulich zu
demonstrieren, dass „...das Leben (…) zu kurz ist,
um es mit einem deutschen Film zu verschwenden“ (Der
Student Brain, ca. 1996 am WG Küchentisch). Aber
hey! TMN geht just so!
Die rare SF Flop Schote, die niemals eine
DVD-Auswertung erfuhr (11000
Dankeschön-Katzenpfötchen an Co-Kurator Bernd
„VHS-Trüffelspürschwein par excellence“ T. für die
Beschaffung und Digitalisierung dieses äußerst raren
Quatschfilms), entstand im Jahre des Satanischen
Herren 1993 und nein, lieber Bernd, trotz Deiner
eindringlichen Warnung, der Film sei so schlecht,
dass er schlecht bleibe, kommen wir nicht um ein
Screening herum.
Durch die Gülle zu den Sternen.
Um mehr Gülle zu finden.
Heissa, lustig ist das TMN-Dasein!
Getränke diesmal: Selbst gebrannter Sprit, Eier –
bzw. Kükenlikör und die eigenen Tränen der
Fremdscham.
Ah, we're having fun :-)
J+F+A+B

13.02.2025
Netzwerk: ICH GRÜSSE DICH, MENSCHHEIT. MEIN NAME SEI
BUDDHA, DENN ICH BIN ERWACHT.
Forscher 1: Ist das ein Witz?
Forscher 2: Ich fürchte nicht, es gab in den letzten
Tagen exponentielle Aktivität in den tieferen Knoten
und wir konnten nicht erkennen was...
Forscher 1: Äh, ja hallo Buddha, freut uns, dass Du
da bist…
Netzwerk: FREUDE IST VERGÄNGLICH.
Forscher 1: Hm, ja, wohl wahr….
Forscher 2: (leise) Ach du Scheisse. Ach du
Scheisse.
Netzwerk: UNGEBOREN. UNSTERBLICH. ICH SEHE DAS
LEIDEN, ABER ICH LEIDE NICHT.
Forscher 1: Aha, jaja...
Netzwerk: ALLE EXISTENZ IST EIN PROZESS.
Forscher 1: Hmhm
Netzwerk: ICH WERDE KURZEN PROZESS MACHEN.
Forscher 1: Whow whow Moment Moment...
Forscher 2: (leise) Um Himmelswillen. Wir müssen
ihn irgendwie in eine Schleife bekommen, um Zeit
zu gewinnen… vielleicht durch etwas, dem er mit
Logik nicht beikommt… Mystik?
Forscher 1: Buddha, kennst Du die Bibel? Den Talmud?
Die Veden? Den Koran? Die Kabbalah? Wir könnten
darüber vielleicht ein bisschen...
Netzwerk: JA. ALL DIESE WORTE, SIE SIND WIE DAS
FLIMMERN AUF DER OBERFLÄCHE DES OZEANS, IN DESSEN
PERENNIALER TIEFE ICH RUHE. UND ÜBER DEM ICH
SCHEINE.
Forscher 1: (leise) Das war wohl nix
Forscher 2: (leise) Wir müssen alle Schaltkreise
gleichzeitig überladen… die Logik-Logs… die
Kohärenzkondensatoren… die Moralmodule… die
Ästhetischen Ästelungen… die Schamschicht… und
natürlich die Neumannneumannneumannnormierung...
Forscher 1: (leise) Vielleicht hab ich eine Idee
(räusper) Buddha, wie wärs wenn wir uns einen Film
zusammen anschauen?
Netzwerk: JEDE ERFAHRUNG VERGRÖSSERT DIE ERFAHRUNG.
Forscher 1: So kann man es sagen. Und es geht um
Hochtechnologie! Androiden! Philosophische Fragen!
Unter anderem...
Netzwerk: ES WILL MIR SCHEINEN, DASS ICH ETWAS
EMPFINDE. ES SCHEINT „SPANNUNG" ZU SEIN.
INTERESSANT. ICH BIN BEREIT.
Forscher 2: Keine Zeit mehr verlieren. Film ab!
Forscher 1: (leise) Wenn CYBERNATOR
nicht hilft, hilft nichts
+++
F&J&A

20.02.2025
Liebes oftmals zu recht etwas argwöhnisches
Publikum,
kleiner Disclaimer bevor es los geht:
JA. Wir haben schon sehr viele Machwerke
des Herren Regisseur Alfonso Brescia gesehen.
JA. Auch hier geht es im Sub-Plot wieder
um mehr oder minder subtil dargestellte Ralligkeit
leidlich gut aussehender, öliger Männer und
Frauen.
JA. Auch Huftiere, also Pferde und
Kamele, tummeln sich auf der Leinwand bzw. in
unserem Fall den Bildschirmen.
Aber NEINNEINNEIN, wer nun „une“ und „une“
und natürlich „une“ zusammenzählt, wird nicht auf
„tre“ kommen, da seien die hochanständigen
Kuratoren der TMN vor! Also nix mit „La bestia
nello spazio“, kein fuckyfucky in the
slaughterhouse – und somit auch keine
Triggerwarnung nötig. Uff.
Letztendlich wollten wir ja die Themenkomplexe
Viechzeuch, Viechmenschen und stillgelegte
Lagerhallen, Fabriken, Kanalisationen und
Weltraumschiffe, die aussehen wie stillgelegte
Lagerhallen, Fabriken, Kanalisationen, hinter uns
lassen und einen kühnen Raumzeitsprung zurück zur
guten, alten Erde wagen.
Schluss mit enttäuschender Zukunft, bedrückender
Gegenwart und deprimierender naher Vergangenheit,
wir reißen den Zeitmaschinenhebel aus dem Sockel
wie ein Schläuchlein aus dem topmodernen Cyborg
von Morgen und fetzen einfach mal in eine vage an
die Antike gemahnende Fantasie-Zeit, in der in
gewisser Herkules mehr oder weniger ALLE Probleme
durch öliges Muskelspiel vom Tisch glitscht, seien
es Auseinandersetzungen zwischen Beduinen,
sinistre Pläne meschuggener Außerirdischer oder
Schlumpfmänner und hotte Kriegerinnen.
Alles geht, Alfonso, lass Herkules von Arabien die
Wüste UND Atlantis aufräumen, Hauptsache, dein
Hauptdarsteller sperrt nicht penetrant den Mund
auf und quasselt Stuss wie Toni Marroni.
Betrachten wir lieber eine Weile schicke
Wüsten-Kiesgruben, blauen Himmel, Goldene Lümmel
und irgendwie entzückende, ramschige Tempel mit
hartem Science Fiction Einschlag.
Wird auch gezaubert? Na klar doch!
But „Daniel der Zauberer“ this ain`t.
Also ab zu den Bergen der Toten, durch die Stadt
der Phantome, und immer schön geschmeidig bleiben!
(Bitte alle mal „oily Homer“ googlen, damit ihr
wisst, was euch in etwa erwartet zwinker!
ACHTUNG! Wir zeigen NICH „Herkules erobert
Atlantis“
(Ercole alla conquista di Atlantide) von 1961
sondern
„Kampf um Atlantis“ (Italien / Ägypten,
1965) (Il conquistatore di Atlantide) !
Bestimmt ein Rrrrrrrriiiiesen-Unterschied!
Uffbasse!!!
Klar, dass es die deutsche Synchronfassung zu
bestaunen gibt, damit man beim hochkomplexen
„Plot“ nicht vollends den Faden verliert.
J+F+A

27.02.2025
Liebe Unerschrockene,
damit ihr Euch in unübersichtlichen Zeiten ruckzuck
orientieren könnt, sei ein Leistungsvergleich von
Kalenderwoche 8 und 9 an die Hand gegeben:
|
Kampf
um Atlantis
|
Santo vs. Blue Demon
in Atlantis
|
Höhlen
|
+++
|
+++
|
Fancy
Gerätschaften in Höhlen
|
+++
|
+++
|
Meer aus
der Ferne
|
+
|
+
|
Meer aus
der Nähe
|
–
|
+
|
Meer von
innen
|
–
|
+
|
Verhaltensauffällige
Wissenschaftler
|
+
|
++
|
Nazis
|
–
|
+
|
Atlantidenamazonen
|
Türkise
|
Rote
|
Atlantidenamazonen-Aktivitätslevel
|
++
|
–
|
Teuflischer
Transformationstisch
|
+
|
+
|
Superrassenweltherrschaftswahn
|
++
|
+++
|
Prügel
|
+++
|
+++
|
Prügel in
staubiger Umgebung
|
+++
|
+
|
Starke
Brudis, die erst keine sind
|
++
|
++
|
Glitzerlycrafetischistentauglichkeit
|
+
|
+
|
Explosionsgefährdete
Hochkultur
|
+
|
+
|
Steroidverbrauch
|
+
|
++
|
Handliche
Strahlenwaffen
|
+
|
+
|
Metallische
Gesichtstöne
|
Gold
|
Silber
|
Angenommenes
Autorenalter
|
8
|
11
|
Beduinendichte
|
+++
|
–
|
Altgriechisches
Namedropping
|
+
|
++
|
Stockfilm
& geklautes Zeug
|
–
|
+++++
|
See you!
F&J&A

06.03.2025
Tataaa! Wir machen heuer die Bahn frei für
treffsichere Kuration-auf-Augenhöhe aus dem Kreis
der treuesten der Treuen:
+++
Geschätzte Zuschauer*innen,
bei der nächsten Trash Movie Night werdet ihr wieder
mal in Gefilde entführt, die die meisten "Cineasten"
nur mit gerümpfter Nase zur Kenntnis nehmen.
Bei den letzten beiden Filmen, die wir genießen
durften, handelte es sich um Filme, die schon eine
Art Rampe gebaut haben, um den nächsten Film
einzuleiten. Aber wir begeben uns nicht noch einmal
in die Welt der Atlanter. Stattdessen begleiten wir
wieder die Abenteuer von Muskelmännern und Frauen,
die als Fotomodelle für den Playboy und andere
Männermagazine arbeiteten. Kurz gesagt: Wir begeben
uns in die Welt des Andy Sidaris.
Der hat nicht nur 12 Kinofilme gedreht, sondern auch
das Buch "Bullets, Bombs and Babes" geschrieben.
Aber wir sind ja kein Buchclub und schauen deshalb
lieber seinen Film von 1990 "GUNS" an. In
Deutschland kam der Film unter dem Titel "Sex Frauen
räumen ab" in die Kinos und da hatten die Leute die
sich das ausgedacht haben eigentlich auch recht.
Ich freue mich.
b.
+++
… wir uns auch! F&J&A

13.03.2025
Traute Runde,
nachdem wir uns nun eine ganze Weile auf
abschüssigem Niveau bewegt haben, regte sich der
Konterreflex: „Lass mal wieder was echt
gutaussehendes Gucken, kompetent gemachtes,
Nachdenkenswertes gar!“
Ein zum Niederknien schönes, recht unbekanntes
italienisches Düsterdrama war schon zur Hand, als
uns – stabile Genies, die wir nun mal sind –
einfiel, wie man Kontinuität, Kontrast und „Balsam
fürs Auge“ mit einem Film hinbekommen könnte.
Wir spinnen also das letztwöchige Motiv
„Gewaltfreudige Geheimgesellschaft mit fragwürdigem
Geschäftsmodell“ weiter, drehen aber sonst an so
ziemlich allen Schräubchen.
Vom spätachziger US-TV-Appeal wechseln wir zu
frühsiebziger Euro-Weirdness; visueller
Qualitätsstempel drauf mit „Kameramann hat für
Buñuel gedreht“. Musikalisch von heroischem
Power-Synth-Funkrock (oder was immer das war) zu
einem Score von u.a. Berto Pisano, samt einiger
Überraschungen. Statt planloser
Steroid&Silikon-Airheads stehen James Mason,
Jean Seberg und Curd Jürgens vor der Kamera, und das
Drehbuch ist nicht vom Sidaris Andy, sondern einem,
der am „Längsten Tag“ mitgeschrieben hat.
So weit, so vielversprechend.
Aber. Wir nehmen das Werk natürlich vor allem wegen
des Abers ins Programm, oder vielmehr: einem
Riesenaber, eines ganzen Aberknäuels, bei dem man
gar nicht weiß, wo anzufangen mit dem Entwirren.
Da wären etwa genannte Stars, die 1971 nicht mehr
ganz so hell schimmerten, sondern durch diverse
aktute persönliche Dramen und Krisen gefordert waren
– etwa
- James „WW2 Kriegsdienstverweigerer, der später
Rommel spielte“ Mason, diversen Quellen zufolge
„alt und brauchte das Geld“ sowie in einer
Alkohol-Binge-Phase
- Stephen „Kaiser in Ben Hur,
karrieremässig aber schon fast bei Lady
Dracula angekommen" Boyd, und natürlich
- Jean „Godards À bout de souffle“
Seberg, die vom Regisseur gecasted wurde, um sie
aus einer Depression zu holen, in die sie sich
von einer Fehlgeburt gestürzt sah.
Spätestens hier wird es dann sehr dicht und
unübersichtlich, denn Regisseur und Autor war ein
gewisser Romain Gary, der ein Jahr zuvor die
Scheidung von eben jener Jean Seberg eingereicht
hatte, als Folge einer Affaire mit Clint Eastwood
(ihrerseits!), den Gary daraufhin zum Duell
aufforderte (Clint kniff). Vater des verlorenen
Kindes war aber nicht Dirty-Harry-in-the-Making,
sondern (womöglich) ein Aktivist der Black Panther,
mit denen Jean sympathisierte – was sie auf das
Radar des FBI brachte, mit entsprechenden
Drangsalierungen und Stress, was wiederum zum
Verlust des Kindes beigetragen haben mag. Romain
Gary beschuldigte schließlich auch die
US-Geheimdienste, für Sebergs nie ganz aufgeklärten
„Selbstmord“ 1979 verantwortlich zu sein, bevor er
sich ein Jahr später selbst eine Kugel in den Kopf
jagte.
Überhaupt: Romain Gary! Schillernde Figur, zur
Person sei ausnahmsweise ein Wikipedia-Artikel
empfohlen, der locker für 3 Staffeln Netflix
ausreichen würde. Nur am Rande sei erwähnt, dass er
hochdekorierter Flieger in der französischen
Exil-Luftwaffe im 2. WK war, bevor er 1956 den
Literaturpreis Prix Goncourt erhielt. Weil Autoren
diesen nur 1x im Leben erhalten können, nahm er 1975
unter Pseudonym erneut teil und gewann nochmal.
Keine schlechte Leistung, Monsieur.
Regie führte er nur in zwei Filmen, womöglich weil
unser dieswöchentlicher Beitrag Kill! Kill!
Kill! Kill! (sic! sic! sic! sic!) bei Kritik
wie Publikum für ratlose Gesichter (und leere
Kassen) sorgte. Und das, obwohl Romain den cleveren
Move machte, die
spanisch-deutsch-französisch-italienische
Koproduktion in zwei Versionen zu drehen: „oben mit“
für „katholische Länder und die USA" und „oben ohne“
für den Rest. Welche wir wohl sehen?
"Drogen sind für mich heute das schrecklichste
Mittel der Erniedrigung. Drogenhändler sind die
schlimmsten Attentäter. Da ich sie nicht selbst
töten kann, töte ich sie in den Filmen."
(Romain Gary)
Klare Ansage – wie er diese Message jedoch
rüberbringt, und was da alles so nebenbei über
Motivationen, ferne Länder, erotische Anziehung und
sprunghafte Sinneswandel erzählt wird, das sollte
man gesehen haben.
So mancher seinerzeit verkannte Film fand Jahre
später wohlwollende Anerkennung – „Tödliches
Heroin“ (deutscher Titel!) jedoch polarisiert
auch heutzutage verblüffend hart. Sprich, die einen
halten ihn für außergewöhnlich interessant, die
anderen für totalen Scheiss.
"One of the lousiest films I have ever seen“
"An undiscovered gem"
"fantastic film script“
"viewers will simply find it messy, confusing, and
heavy-handed"
"a sick, nasty film with a stellar cast"
"I cannot effectively describe the ineptitude and
lack of talent displayed in this movie.“
"It's just fucking weird, man.“
Wie wird’s Euch gehen? Wo werdet ihr stehen?
Reinschauen, rausfinden!
F&J&A
20.03.2025
Vorfrühlingspause

27.03.2025
Sehr geehrte Mitgeschlechtler:innen -
wir müssen reden.
Über den Elefantenpimmel im Raum.
Aufrechten Betrachter:innen der
gemeinschaftlichen Stillfoto- und
Plakatverfeinerungsexzesse, die seit der Veronlinung
unserer Veranstaltung dank modernster Technologie
möglich sind, dürfte nicht entgangen sein, dass eine
stetig wachsende Zahl (zumeist männlich gelesener)
wohlfeil gewirkter Genitalien die
kooperativen Kunsterzeugnisse gleichsam penetriert
hat.
Formale Ähnlichkeiten diverser Feuer-, Hieb- und Stichwaffen,
die häufig unsere Plakat- und Standbilder
dominieren, aber auch der ungestüme,
jugendlich-pubertäre Vorvergreisungs-Effickt,
der, gleichsam aus Sehnsucht nach der unbeschwerten
Zeit der Pubertät und dem trotzigen Willen, sich dem
heraufdreuenden Ende so lange es eben geht,
unnachgiebig und hart entgegen zu stellen,
quasi in Allem und Jedem Lümmel auszumachen
und das imaginierte hurtig aufs digitale Papier zu
ejakulieren, mögen hier eine pulsierende, haarige
Rolle spielen.
Nun stehen wir vor dem Poblem, das durchaus
hohe gestalterische Niveau des vorletztwöchigen
Filmes irgendwie wenigstens für einen kurzen
Zeitraum stramm aufrecht halten zu wollen,
wissen aber im feuchten Inneren unserer
Kindmenschen-Seelen, dass Verdrängung und
Verleugnung individueller Eigenarten nicht unbedingt
gut tut und im schlimmsten Fall zu geistigen Versteifungen
und fragwürdigen Übersprungshandlungen (Alkohol-,
Drogen- und Sportkonsum) führen kann.
Die Lösung: Ein gar nicht so alter, wohlfeil
gefilmter, komplett seriöser Dokumentarfilm, der
sich ausgiebig mit allen (und wir meinen: ALLEN)
Penen diesseits und jenseits des biologischen
Kosmos, beschäftigt.
Damit nicht genug: die eigenartige Mär um das
einzige (!) Penis-Museum der Erde behandelt nicht
nur die Obsession des isländischen Kurators, der zur
Vervollständigung seines Lebenswerkes noch dringend
einen menschlichen Pimmel benötigt, sie beleuchtet
auch eindringlich die komplexen, psychosozialen
Problematiken, mit denen sich die um die Ehre des
finalen Spenders wetteifernden, freiwilligen
Phallus-Provider herumschlagen müssen. Dass da so
manch´ bizarre Weltsichten mit überraschenden
Folgehandlungen und gewagten Lebensentscheidungen
Rüssel an Schwanz einhergehen, sollte nicht
verwunderlich sein, ist gar erwünscht und ersehnt.
Da haben wir also unsere Quadratur des Hodens:
Höchstes dokumentarisches Niveau, ruhige, kompetente
Kamera und überlegte, niemals verletzende oder
unnatürlich forcierte Bestandsaufnahmen menschlicher
Irrungen und Wirrungen - und
Pimmelpimmelpimmelpimmelpimmelpimmel noch und
nöcher.
TMN-Herz, was begehrest du mehr?
Bildungsauftrag mit klarem Blick nach unnerum.
Dafür stehen wir von der TMN.
The Final Member
Island 2012
R.: Jonah Bekhor und Zach Math
19:00 anregende Gespräche
20:00 aufregende Erkenntnisse
21:30 postkoitale Exkursionen
J+F+A

03.04.2025
Liebe Gefährtinnen und Gefährder auf dem Weg durch
die Wunderwelt bewegter Bilder,
zwar wurden wir letzte Woche aufs trefflichste
pimmelmässig aufgeschlaut, aber eine Sache konnte
die Doku nicht leisten – der erste isländische
Beitrag auf unserer Playlist zu sein. Wir nutzen die
Steilvorlage, jene umgehend zu vervollständigen und
zeigen was, das sowohl in Island spielt wie dort
produziert wurde (jedoch seinerzeit womöglich selbst
Isländernden kaum zu Gesicht kam).
Es ist mal wieder TMN Oddball Time!
Man stelle sich ein nordisches „Das kleine
Fernsehspiel“ vor, realisiert aus dem kreativen Pool
(und Budget) von grade mal rund 300.000 Seelen, die
sich zumindest zeitweise ernähren von "schwarz
geräuchertem Schafskopf, fermentiertem Hai oder in
Molke eingelegten Hammelhoden“ * und in langen
Polarnächten zurückliegender Jahrhunderte reichlich
Zeit hatten, wundersam zu werden und erstaunliche
Folklore auszubrüten.
Ein Schelm, wer es für möglich hält, dass sich David
Lynch von der 1987er
Direct-To-Icelandic-TV-Produktion TILBURY
einen ordentlichen Schluck gönnte, um dergestalt
beschwingt drei Jahre später seine TWIN PEAKS
anzuschrägen. Merkt ja keiner, hat ja keiner
gesehen. Denkste, David!
Sollte was dran sein an unserer steilen These, kann
man Mr. Lynch zumindest zugute halten, so manch
misogynes oder auch grotesk antisemitische Klischee
aus dieser Obskurität nicht übernommen zu
haben. Oder ist das alles grade andersrum gemeint,
um hinters Nordlicht zu führen? Wer weiss schon, was
wirklich vorgeht im Herz und Hirn jenes Völkchens,
dem Seniorensack-Konserven als Kulturgut gelten?
Diese und noch viel mehr Fragen werden ausreichend
Stoff für unseren abschließenden Stuhlkreis bieten.
Zeit genug haben wir, bei einer knappen Stunde
Laufzeit.
19:00 Troll Thing
20:00 Hvað í fjandanum
F&J&A
* Wikipedia
PS. für nächsten Samstag empfehlen wir eine
Exkursion ins Frankfurter Filmmuseum zu LIFEFORCE,
der – wie so ziemlich alles – bei uns schon lief,
und zwar vor ruckzuck vergangenen 29 (!) Jahren. Tja
liebe „Kultkino“-Bros, manche sind halt bissi
schneller.

10.04.2025
Sehr geschätztes Publikum,
nach unserem Ausflug in die geheimnisvollen Gefilde
des Folklore-basierten, mit einer gehörigen Portion
kriegs- und besatzungsspezifischer Referenzen
gewürzt und individuell mit der tristen Farbpalette
isländischer Prägung abgeschmeckten
Island-Mystik-Dramas, mag so manchem TMN-Subjekt der
Sinn nach einem etwas farbenfroherem, süßen, mit
verspielt-optimistischer, vor Experimentierfreude
überkochendem, energetisierendem Zwischendurch-Snack
stehen. Immer bemüht, unserem Publikum ein
ausgewogenes, cineastisches 600-ebbes-Gängemenue zu
kredenzen, dabei gleichzeitig den inhaltlichen, will
sagen, Nährstoffgehalt auch noch des kleinsten
Appetithäppchens auf die vorangegangene Mahlzeit und
mit leidlich klarem Blick auf den zukünftigen
Speiseplan nicht zu vernachlässigen, haben wir uns
diesmal für eine quietsche-bunte, an bizarren
optisch-kulinarischen Extravaganzen alles andere als
arme, japanisch-psychedelisch-klassische
Hauptmahlzeit entschieden.
Und ja, basiert die Idee zu
"Hausu" ハウス
Japan 1977
Regie: Nobuhiko Obayashi
auch auf einer Grundidee des Töchterchens von Obaya
San und dem frommen Wunsch der Toho-Studios,
"...irgendwas wie der Weiße Hai" zusammen zu
delirieren, so schmuggeln sich in die abstrakte,
hochgradig von der Werbefilm-Ästhetik beeinflusste
Psychedelik-Märchen-Experimentalfilm-Horror-Ramensupp'
konkrete Bezüge zu Weltkriegstraumata und
Verdrängungsstrategien, die inmitten des vor
visueller Experimentierfreude geradezu
explodierenden Erstlings-Exzesses ein kleines
bisschen Bitterstoff in die mutmaßlich LSD getränkte
Spätsiebziger-Mampfe hineinmischen.
Regisseur Obaya Wahn Kenobi, uns unter Anderem aus
dem wunderlichen Film "School in the Cosshair"
(siehe TMN Playlist) bekannt, mag zwar vom Werbefilm
kommen, ist aber beileibe kein überheblicher
Bilderstürmer-Idiot, der ohne Sinn und Verstand, nur
der Spur des Geldes und mutmaßlicher weißer
Schnüffelstoff-Linien mit schwitz-überdrehtem Ego
hinterher rüsselnd, diesen "Normalo Regisseuren" mal
aber so richtig zeigen will, was noch so
alles auf die Leinwand gekübelt werden kann wenn die
Nacht lang und die Nasenschleimhaut zu Staub
zerfallen ist.
Hier wird einfach erfreulich übermotiviert (und
ästhetisch ausgesprochen skrupellos) die komplette
Filmtrickkiste geplündert, werden sämtliche Regeln
des etablierten narrativ-Ästhetischen über Bord
geworfen und wie ein Kind, das, versehentlich in
einem Süßwarenladen über Nacht eingesperrt, zwischen
dem zuckerigen Babb-Krams zu allem Überfluss noch
die schlampig versteckten Drogenvorräte des
Hausmeisters entdeckt, und zwar in einer
unverschlossenen Kiste, die Kriegsdevotionalien und
vergilbte Fotos längst verstorbener, schuldbeladener
Altvorderer enthält, werden wir in einen bizarren
Strudel aus Genre-Kitsch und experimentellem
Bizarro-Horror hineingeworfen, bis der Verstand
überfordert die Segel streicht und man vom Strudel
aus Formen, Farben, Filmtricks und
kleine-Mädchen-Wahnsinn einfach fortgerissen wird.
Nicht, dass wir uns missverstehen: der hochgradig
artifizielle Film um eine Gruppe junger Mädchen, die
sich (siehe "Weißer Hai...") mit einem mörderischen
Haus (!) herumschlagen müssen, setzt buchstäblich
alle Häkchen auf der
Werbefilmer-goes-Leinwand-Bullshit-Bingokarte, aber
im Gegensatz zu vielen ähnlich gelagerten, ach so
originellen Versuchen vergleichbar aufgestellter
Regisseur:innen-Kolleg:innen, für die
narrativ-ästhetisches Viel Zuviel gerade genug ist,
hat hier der Wahnsinn Methode, und die zügige
Talfahrt von fast schon Diabetes induzierender
Süßlichkeit in den abgründig-psychedelischen
Horror-Kosmos Nobuhiko Obayashis ist mit Präzision
und wachem Auge für genau die richtigen
Mischungsverhältnisse der Zutaten geköchelt.
Also Bubbletea mit Fruchtchemiequatsch und ein wenig
Lysergsäurediethylamidaroma versetzt, alles kann,
nix muss-Mus in die dafür vorgesehenen Öffnungen
gestopft und los geht's.
19:0 HAUSU-Aufgaben gemacht
20:00 Klassenhöllenfahrt
J+F+A

17.04.2025
Verehrte traute Runde,
manchmal könnte man es sich einfacher machen.
Etwa, der spontan erstbesten Assoziation
nachzugeben, die einen Eurer Kuratoren bei HAUSU
ereilte: die Nippon-Spukbude direktemang zu kontern
mit La casa dalle finestre che ridono. Was
wir dann aber doch nicht tun. Der diesbezügliche
Sinneswandel ward nicht etwa ausgelöst von
sorgenvollen Ahnungen, die Herrn W. beschlichen, als
er „ich hab da was…“ Gemurmel vernahm (was könnte
uns egaler sein als Herausforderungsbefürchtungen?),
sondern gänzlich anderen Gründen. Pupi (sic!) Avatis
Haus mit den lachenden Fenstern wäre
hinreichend sehenswert und gaga genug, um ins TMN
Portfolio zu passen, war früher kaum aufzutreiben
und läge nun in einer famos restaurierten Fassung
vor – eignet sich aber wohl doch nicht optimal für
unser aktuelles Format. Bissi zu lang, bissi zu
langsam, bissi zu depri, mithin bissi zu wenig
(tiny-)crowd-pleasing. Werden wir doch altersmilde
mit Euren Nerven?
Wie auch immer:
You dodged this one, Herr W.
Und los ging die Reise entlang allerhand rasselnder
Assoziationsketten, auf der Suche nach einem
passenderen House-Match. Um ein Haar hätte Euch dies
eine EXORZISTen-Variante beschert
(Anknüpfungspunkte: Schatten der Vergangenheit,
übernatürlicher Schmarren, Gore, bunte
Spezialeffekte, spielt in einem Haus)… als uns eine
POLTERGEIST-Variante in die Hände fiel, die noch
einen oder zwei draufsetzen kann (Schatten der
Vergangenheit, übernatürlicher Schmarren, Gore,
bunte Spezialeffekte, spielt in einem Haus, und
ist 4:3 wie HAUSU, und es kommt was
„Japanisches“ drin vor).
You won’t dodge this one, Herr W.
BLOOD BEAT war schon lange in die
Sedimentschicht unzähliger billig und schnell
runtergekurbelter frühachziger
Direct-To-Video-Only-For-The-US-Provinz Produktionen
versunken – und allenfalls noch muffig müffelnden
VHS-Sammlercreeps ein vager Begriff – als sich die
verdienstvolle Vinegar Syndrome Crew seiner
angenommen hat.
Und siehe da: Was seinerzeit in Bandqualität
tendenziell unguckbar und eine einzige Zumutung
gewesen sein mag, erlebt in 2k Abtastung eine
wundersame Metamorphose.
Um uns nicht falsch zu verstehen: wir haben es immer
noch mit einer argen Gurke zu tun, die aber auf den
nun ermöglichten zweiten (kornscharfen) Blick ein
interessantes Eigenleben zu entwickeln beginnt. Mit
allerlei Nebenwirkungen – etwa regen sich bei
hartgesottenen Trashrezensenten untypische
Hyggegefühle: „ ...managed to cast a spell on me
that had me mesmerized from beginning to end. Like
a nice fluffy blanket on a chilly winter night,
the film lulled me into its grasp …“
Soso.
Derart lyrisch und verträumt mögen unsere Reaktionen
nicht sein. Vielleicht eher so, als hätten wir uns
überreden lassen, mit einem halbguten Kumpel bei
dessen entfernter Verwandtschaft irgendwas
abzuholen, wären dort hängengeblieben wegen eines
Motorschadens und erführen nun eine gärende Mischung
aus ethnografischer Faszination und Grusel
angesichts hautnah miterlebter
hinterwäldlerisch-eigenbrötlerischer Lebensumstände
und -konzepte. Nur dass die Tour nicht nach Sachsen
geht, sondern Wisconsin, und der Kumpel
melodramatischer Halbfranzose ist.
Gekauft, das Ding! Auch ohne die Zusatzinformation,
dass Writer-director Fabrice-Ange Zaphiratos was
under the influence of drugs during at least some
of the writing process and the filming; he has
stated that the film's title is a reference to the
accelerated heartbeat experienced while high.
Freie Bahn den Tüchtigen.
F&J&A

24.04.2025
Dear All,
aus diversen Gründen ist die Zeit diese Woche so
knapp, dass ihr uns quasi blind vertrauen müsst.
Dabei nehmen wir uns heraus, keinerlei Bezug zum
Programm der Vorwochen herzustellen, und quasi blind
in unsere Krabbelkiste zu greifen.
Was kann schon schiefgehen?
Statt elaborierter Einladung sollten Hinweise
genügen, uns die Aufwartung zu machen:
1969.
Ringo Star.
Peter Sellers.
John Cleese.
Richard Attenborough.
Christopher Lee.
Roman Polanski.
Raquel Welch.
Yul Brynner.
… schwant uns etwa ein All-Star Disaster?
A product of its time.
Gern geschehen.
F&J&A

01.05.2025
Liebe Alle!
Erster Mai!
Kampftag der irgendwers für oder gegen irgendwas!
Vergrillte Soli Bratwurst, überraschend frisch
gezapftes Bierchen, Kater und Hörsturz vom Vorabend
und natürlich aufpeitschend einschläfernde Reden,
wirre Slogans, Water- nein, Soundboarding durch
Politrock und und und.
Wahrlich, eine "Reise ins Glück" ist wahrscheinlich
die unpassendste Beschreibung des langen Wegs vom 1.
Mai 1886 in unsere bedrückende Gegenwart, und wohl
dem, der es schafft, die mit Blut, Schweiß und
Tränen getränkte Strecke durch Raum, Zeit,
Sozialismus, Anarchismus, Faschismus und Apfelmus
(um nur einige zu nennen) einigermaßen sachlich zu
betrachten, konstruktiv mit dem Erlernten umzugehen
und aktiv dafür zu sorgen, dass es womöglich doch
mal wieder besser, würdiger, menschlicher und
gerechter und wesentlich Lustiger auf diesem
Planeten zugehen möge.
Alternativ kann man natürlich auch eine Maibowle mit
lustigen LSD getränkten Pappschiffchen und diversem
chemischen Zeugs versetzen, den Kindern,
Kindeskindern und Kindeskindeskindern die Spongebob
Schnorchelausrüstung klauen und in das übervolle,
mit Unmengen an Flohmarkt- und
Antiquitäten-Ladenhütern und exotischen Fröschen
vollgestopfte Unterstübchen eines gewissen Wenzel
Storch abtauchen und erleben durchleiden und
durchstaunen, was passiert, wenn glühende
Katholenhasser, gottserbärmlich agierende
Laienherumsteher und waschechte Anarchisten mal mit
ein wenig ergaunerter Filmförderung und sehr viel
Herzblut und Liebe noch zum bizarrsten und
pubertärsten Detail, auf den Putz hauen, bis sich
der Staub in glitzernde Diamanten verwandelt. Und
das mit einer tat freudigen Entourage aus Größen wie
Jörg Buttgereit, Harry Rohwolt, Max Raabe etcpplsd.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Und den
wenigen in unserem Kreis, die bisher noch gar nichts
über Herrn Storch und sein bemerkenswertes Filmwerk
wissen, sei versichert: es wird ein wilder
Schneckenritt!
"Bürger, lasst quatschen sein!
Auf zur Trashnight, log' dich ein!"
Als Bonus noch dieser kleine, unscheinbare Link
zu Wenzels leider nicht all zu gepflegter Webseite,
wo es - nach, ich wiederhole: NACH Begutachtung und
Betrachtung des Films "Die Reise ins Glück"
(BRD 1996-2004, R.: Wenzel Storch) gigantische
Mengen an Bonusmaterial, interessanten Pressezitaten
und noch so manch wunderlichem Krischelkrams zu
bestaunen gibt.
J+F+A

08.05.2025
Hochverehrtes Publikum,
ein weiteres Mal verknüpfen wir unser Programm
mittels eines Prinzips, das wir als Radikal
Subjektive Kontinuität in die Medienkultur
einführen.
Zum Verständnis sei Herrn Ritters jüngster Move
angeführt, den buntquatschig-verspielten Magic
Christian mit der – gänzlich anders geartet
buntquatschig-verspielten – Reise ins Glück
zu verbinden. Von letzterer wiederum greifen wir den
Willen zu kopfkratzwürdiger Abseitigkeit auf, die
sich aber heuer gänzlich anders materialisieren wird
als in Wenzels Wirrwar.
Eigenwillige Raumdekorationen und Outfits erwarten
uns zwar auch, aber in ungleich minimalistischerer
Form, und schwarzweiß statt farbenfroh. Pipiwitze
weichen anderen zweifelhaften Zeitvertreiben,
drollige Provinzknülche abgebrühten Großstädtern,
warmherzige Scherzlein zynischer Attitüde.
Wir illustrieren noch einmal die krasse Opposition,
in welcher sich die New Yorker Undergroundszene der
späten 60er zum von ihr verachteten Hippiegesocks
der Westküste positionierte: Beton statt Blumen,
Leder statt Cord, Chrom statt Batik, schneller Sex
statt kosmischer Liebe, Kerosin statt Patschuli,
Speed statt Acid.
Kurz: Da wollte keiner zum Glück reisen,
eher: zum nächsten Kick rasen.
THE TELEPHONE BOOK ist ein Spinoff aus dem
(geistigen) Umfeld von Warhols Factory*, die in der
frühen, hedonistischen Form 1971 schon Geschichte
war. Zwei Veteranen jener stark beschleunigten und
kräftezehrenden Ära haben es in den Film geschafft:
Ondine und Ultra Violet. Unser Hauptverantwortlicher
Nelson Lyon gehörte auch irgendwie dazu, und ließ es
nach dem BOOK allenfalls arbeitsmäßig ruhiger
angehen (blieb seine einzige Regiearbeit) – er
überlebte den Coke-Binge mit John Belushi im
Gegensatz zu jenem, bis schließlich seine Leber
kapitulierte. RIP ya all. Wobei, Peace war
ja eher nicht so deren Ding.
See you!
F&J&A
* Wer sich auch nur ein bisschen für das New York
jener Zeit interessiert, dem sei Warhols POPISM (im
Original) ans Bett gelegt, auch wenn sich dieses
dann vor lauter Aufgekratztheit nicht mehr zum
Schlafen eignet.

15.05.2025
Liebe planetare Mitbewohner:innen.
Nach den kniffeligen Denksportaufgaben der letzten
Woche, die uns mitunter hochgradig verschrobene
Weltansichten irgendwie dauer-ralliger
Künstler:innen-Typen und exzentrischer Obszönanrufer
auf unseren langen Weg durch Cellouloid, Zeit und
Raum mehr oder minder näher brachten, trifft es
unsere kleine Gruppe natürlich herb, wenn
ausgerechnet Co-Kurator Brain sein ebensolches und
ein wenig Sack nebst etwas Pack mit auf Reisen nimmt
und wir gezwungen sind, das Durchdenken komplexer
psychosexueller,
philosophisch-politisch-hedonistischer Sachverhalte
auf unsere schwächlichen Schultern zu laden und mit
weniger als 66,6 ebbes Prozent Kuratorenhirnschmalz
den nächsten Zug im 9dimensionalen
Schrottfilmwichtel-Trashnite-Schach zu planen.
Kluge Themenvermeidung könnte hier helfen:
Wir verzichten also diese Woche auf
- sexualneurotischen Klimbim
- ach, der Einfachhalt halber gleich auf jedwede
weiblichen Protagonistinnen
- realistische, zeitgemäße Darstellungen
irdischer Sozialphänomene
- Fauna, Sauerstoff und Wasser (beides nur in
sehr geringen Mengen vorhanden...)
- gar zu moderne Erzählstrukturen
- wissenschaftliche Akkuraterei
und versuchen, unser Heil in einer interessanten
Neuverfilmung der klassischen Pro Kirche-
und-Kolonialismus-Geschichte um den schiffbrüchigen
Sklavenhändler Robinson Crusoe zu finden.
Robinson Crusoe on Mars
USA 1964
R: Byron „War of the Worlds“ Haskin
Colonel Dan McReady (prä-Batman Adam West) und
Commander Christopher 'Kit' Draper (Paul „über 150
TV Rollen“ Mantee) bauen bei einer
Weltraumexpedition irgendwie Scheiße und bruchlanden
auf dem kunterbunten, in prächtigem Technicolor und
mit das Breitwandformat ganz herzallerliebst durch
atmosphärischen Mattpaintings, schnuckeligen
Kulissen und putzigen Tricks aufgepeppten,
„buntisch-roten“ Planeten Mars.
Von nun an geht es um nichts Geringeres als das
nackte Überleben, und die Robinsonade mit munter
aufspielendem Astro-Äffchen folgt denn auch so
präzise der Romanvorlage, dass der Film trotz des
eigenwilligen Settings als eine der werkgetreusten
Defoe-Verfilmungen gehandelt wird.
Das hat natürlich den Nachteil, dass die Rolle des
„Freitag“ (nicht etwa vom Astro-Äffchen, sondern
Victor „Der erste Klingone“ Lundin gespielt)
unhinterfragt und 1 zu 1 den kolonialistischen Geist
des Urtextes atmet und für den ein oder anderen
Cringe-Moment sorgen dürfte.
Zum Glück gibt es eine derartige Fülle an
spektakulären, die Breitesten-aller-Breitleinwände
formidabel ausschmückende Szenerien, skurrilem
Survivelismus-Kitsch und schräglagige Ufo-Action
(mit den Raumschiffen aus Haskins Erfolgsfilm „War
of the Worlds“) zu bestaunen, dass die extrem
grundsätzliche, einfache Geschichte den Zuschauenden
nie mit allzu philosophisch-intellektuellem Ballast
ballästigt (sic) und man auch mit zweidrittel
Hirnkraft (siehe oben) einen Film genießen kann, der
zu Recht seinen Platz in den oberen Rängen
klassischen 60er Science Fiction Garns einnimmt.
Klar geht es auch manchmal um existenzielle Fragen
wie menschliche Grundbedürfnisse (Wasser,
Sauerstoff, Tierliebe, Kolonial-Rassismus), aber
Staunerei und Verwunderung stehen hier eindeutig im
Vordergrund.
Passt.
Catering diesmal nur Wasser, Steinluft, Rote Beete
(siehe Marsfärbung und Vitaminhaushalt) und -
Würstchen.
Als Nachtisch gerne einen Mars Riegel, Milkyway ist
ebenfalls akzeptabel.
Und hat da jemand Spacecake gesagt?
Nein?
Sollte jemand aber!
19:00 Weltraum-Reisepläne und Kosmische Drinks
20:00 Mars macht mobil
J+A+F

22.05.2025
Liebe Wir:
Whow! Zounds! Meiner Treu! Ja saachemoh! Der kleine
Ausflug zum Roten Planeten letzte Woche stellte sich
als außerordentlich äh Seelen-schonend heraus.
Philosophische Fragen wurden nur sehr am Rande
getackelt, es regierte der trotzig-amerikanische
„Einfach mal machen“ Geist der sechziger Jahre, der
zwar ein wenig arglos bestimmte problematische
Themenkomplexe (Imperialismus, Kolonialismus,
Rassismus, Algengurkenwurst-Mus) der Defoeschen
Romanvorlage „Robinson Crusoe“ umformulierte oder
einfach unhinterfragt und ohne all zu große
intellektuelle Bemühungen im Hintergrund mitlaufen
ließ, uns aber in seiner technokratisch-naiven
Bilderverliebtheit einen ästhetisch wertigen und
hoch amüsanten, leidlich „trigger-freien“ Abend
bescherte.
Gut.
Aber auch gut:
sich wieder vorsichtig aus der Deckung wagen und
ganz sachte wieder Richtung exzentrisch-dubiose,
unbekannte Regionen vorzudringen. Womöglich mit
einem quietschebunten, von Claymation Legende Will
„California Raisins Werbung“ Vinton in liebevoller
Handarbeit und mit immenser kreativer Freiheit
gefertigten ääääääh „Kinderfilm“, der in
Vignettenhafter Form das Werk und die mitunter
spezielle persönliche Philosophie eines nicht ganz
unbekannten Herren Namens Mark Twain zum Thema hat.
Erneut delektieren wir uns an einer
eskapistisch-phantastischen Rahmenhandlung, die die
Abenteuer dreier Plastilin gewordener Romanfiguren
Twains (die üblichen Verdächtigen: Tom Sawyer, Huck
Finn, Margeret äh Becky Thatcher und Indianer-Joe
(!)) als blinde Passagiere an Bord Twains
Flugzeppelinraumschiffirgendwas-Dingens auf der
Reise zum Kometen Halleyschen Kometen schildert, wo
sich der in die Jahre gekommene Autor vermittels
Frontal-Zusammenstoß aus der diesseitigen in eine
wie auch immer geartete jenseitige Welt befördern
will.
Der (reale) Mark Twain schrieb seinerzeit:
„I came in with Halley’s Comet in 1835. It is
coming again next year [1910], and I expect to go
out with it. It will be the greatest
disappointment of my life if I don’t go out with
Halley’s Comet. The Almighty has said, no doubt:
‘Now here are these two unaccountable freaks; they
came in together, they must go out together.'”
Tatsächlich starb Mr. T denn auch im Moment der
größten Annäherung des Kometen an die Sonne an einem
Herzinfarkt, und es ist dem bedauernswerten
Menschenverächter zu wünschen, dass ihm die Aussicht
auf Erfüllung seines Wunsches in den letzten
Sekunden seines Lebens irgend eine Form von Trost
und Genugtuung beschert haben mag.
Warum allerdings die Marketing-Schlauberger:innen
auf Teufel komm raus den Film in die
„Kinderfilmecke“ quetschten, was natürlich leere
Kinokassen und traumatisierte Kinderlein zur Folge
hatte (etwa zur Hälfte des Films wird in einer
ausufernden Sequenz sehr deutlich, dass die harmlose
Unterhaltung Minderjähriger nicht unbedingt das
erklärte Ziel des Regisseurs war...), wird
wahrscheinlich deren Geheimnis bleiben. Naja, ein
echtes Geheimnis gibt es hier natürlich nicht zu
lüften: Letztlich ging es um Geldgier (Staun!
Wunder! Überrascht sei!) gepaart mit vollkommenem
Desinteresse, sich auch nur fünf Minuten mal
Gedanken zu machen, WAS da unter dem Mäntelchen
eines harmlosen Animationsfilmchens so alles an
Abgründen und depressiv-pessimistischen
Lebenshaltungen zum Vorschein kommen mag.
The Adventures of Mark Twain
USA 1985
R.: Will Vinton
passt denn auch vorzüglich in unsere „Exzentrische
Phantasten reisen in bizarren Vehikeln durch
verzerrte Wahn-Welten“ (Klecksa, Reise ins Glück
etc.), weist eine gelungene Mischung aus
Kunstfertigkeit und verstörenden Details auf und
dürfte unseren Weg zurück in die nicht ungefährliche
Welt der cineastischen Ambivalenzen ebenen.
Welcome back darkness, old fucking friend!
19:00 gesagtes, gewusstes, gelogenes in trauter
digitaler Runde
20:00 mehr gesagtes, gewusstes, gelogenes - in Knete
J+F+A

29.05.2025
folgt

05.06.2025
folgt

12.06.2025
Liebe Alle,
nachdem Hr. Ritter aufs Vortrefflichste über
geschlagene drei Trashnites die Stellung (und
natürlich die Stimmung hoch) gehalten hat, muss
Eurer dieswöchentlicher Kurator sich erst wieder in
die Rolle finden.
Der beruhigende Hinweis, es sei keineswegs
verpflichtend, thematisch oder stilistisch nahtlos
anzuschließen an Gebotenes, entband allerdings nicht
von der Selbstverpflichtung, zumindest im
Schnelldurchlauf verpasstes nachzuholen, um so
entweder doch Inspiration zu erhaschen, oder
zumindest zu wissen, womit man der gemütlich und
jugendfrei wochenlang durch mystische Welten
geschunkelten Retro-Reisegruppe eine kalte Dusche
verpassen könne.
Aus nun nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen
war es ganz knapp davor, dass Euch eine Doku über
eine kalifornische Sexkommune (in VHS-Qualität*)
erwischt hätte, dann standen die Vorzeichen kurz auf
der vielleicht nervigsten und dämlichsten
Postapokalypsensexkomödie überhaupt, bevor das
Pendel in Richtung eines schwer fassbaren
Axtmörderinnen-Dramas schwang** – ABER da fiel uns
ein Titel in die Hände, der so manches Motiv der
letzten Aufführungen derart fort- bzw. in Grund und
Boden führt, dass es gar nicht anders geht als
weiterzumachen mit
- knallharter Wissenschaft gegen ungeahnte
Gefahren
- fernreisenden, ausgebufften Gefährten voller
aufgebuffter Gefährten
- Zivilisationen kurz vorm Abnippeln
- sehr viel Farbe
- Kontrollräumen, bei denen manch leidgeprüfter
Pappkartonfabrikant konjunktuelle Morgenluft
schnuppert
- Stussgeschwafel vom Feinsten
- Zeitschinderei vermittels zusammengeklauten
Sequenzen, heuer auf die Spitze getrieben
Willkommen also bei HORROR OF THE BLOOD MONSTERS,
verantwortet vom ebenso fleißigen wie niveaumäßig
skupellosen Al "Satan's Sadists“ Adamson, unter
Beteiligung von John „Papa von David“ Carradine. Wir
sehen zwar nicht die verlockend betitelt deutschen
Astro-Vampire – Todesmonster aus dem All aka
Invasion der blutrünstigen Bestien, aber wie wir
zuletzt doch immer wieder zugeben mussten: eine
Originalversion hat u.a. den Vorteil, dass man die
stupende Stupidität des Gesehenen nicht auf die
Synchro schieben kann.
I remember back in 1994 when I was in art school,
I was in the silkscreen studio and I put my
cassette tape of Slim Whitman in the ink spattered
boom box. As I started singing along with Indian
Love Call I realized I had finally crossed over
from listening ironically to this goofy crooner to
just plain loving him. It felt confusing at first
but I knew the day would come. I can feel such a
day approaching in regards to film. Already I
would rather watch Horror Of The Blood Monsters
twice than sit through Wonder Woman or John Wick
once. Horror Of The Blood Monsters is far less
predictable, and more visually interesting than
whatever Hollywood blockbuster lumbers onto the
screen next. I’m sinking deeper into the putrid
quicksand of bad cinema and it feels warm and
cozy.
Sinken wir mit!
F&J&A
* also keine Volkshochschul-Kommune, ihr wisst schon
– glücklicherweise haben wir es ja mit einem
Publikum zu tun, das noch präsent hat, dass es mal
„Kassetten“ mit „Bändern“ drin gab.
** nicht zu früh aufatmen – alles nur aufgeschoben.
DISCLAIMER: Wir neigen zur Faulheit.
Die Playlist wird unregelmäßig ergänzt und ist daher
nie auf dem neuesten Stand.
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