2024
04.01.2024
Liebes TMN Publikum,
begrüßen wir das neue Jahr, wie es sich für eine
kleine Veranstaltungsreihe mir riesengroßer Klappe
gehört:
Mit einer herzlichen Salve aus dem liebevoll selbst
zusammengebastelten „Auf die Fresse-“Arsenal eines
leider schon 2022 verstorbenen kleinen Großmauls mit
ohne Geld und dafür Doppelt- und Dreifach-Trash-Herz
auf dem Rechten, ach was, auf allen Flecken!
Albert „Nemesis, Cyborg“ Pyun, Großmeister des gut
gelaunten Kickbox –
Bodybuilderinnen-Endzeit-Bauruinen-Schluderspektakels,
von dem wir schon so manchen Film begutachten
durften (siehe TMN Backlist), erzählt die Geschichte
eines sehr großmäuligen, sehr harten Cops,
der auf seinem Heimatplaneten als eine Mischung aus
Dirty Harry und Sledge Hammer für Recht und Rumms
und Unordnung sorgt und den es nach etwa der Hälfte
des immens kurzen (minus Abspann schlappe 75
Minuten) und mit durchaus ansehnlichen
Schlock-Science-Fiction Elementen vergleichsweise
großzügig bestückten Streifens auf unsere gute, alte
Muddä Erde verschlägt – und zwar in die
genreüblichen Abriss-Lagerhaushallen der Bronx.
Klitzekleines Problem: unsere Atmosphäre bzw. die
Schwerkraft und was weiß ich noch alles, jedenfalls:
SCIENCE!, wirken sich dergestalt auf den
Alien-Metabolismus unseren Superbullen aus, dass er
den Rest des Films als 30 Zentimeter kleines
Kerlchen durch diverse Schuttabladeplätze und
gammelige Kellergewölbe in irgendwelchen
Gottverlassenen Abbruchbezirken im Nirgendwo
stiefeln muss, dank seiner winzigen Superwumme aber
dennoch souverän und mit einer Freude an saublöden
Starke-Männer-Onelinern, immer über den Dingen
steht, selbst wenn er eindeutig unter ihnen
herum wuselt.
Es ist schon erstaunlich, wie fast schon meta
DOLLMAN
R.: Albert Pyun
USA 1991
daher kommt:
Albert Pyun, Azubi unter keinen geringeren als
Toshiro Mifune und Akira Korusawa, schaffte es, sich
in der Direct-To-Video und Schlockfilm-Welt seine
ganz eigene Nische einzurichten, und das sogar mit
beachtlichem finanziellen Erfolg.
So betrachtet könnte der kleine Action Hero, der es
all den Großen Arschgeigen der Welt mal so richtig
zeigt, auch eine Art Alter Ego des Regisseurs sein,
der gerne und erfreulich gut gelaunt mit der B und C
Garde Hollywoods munter einen Billigfilm nach dem
anderen herunterkurbelte und unbeirrt seinen
offenkundigen Vorlieben für muskelbepackte
mitteljunge Männer UND Frauen freien Lauf ließ.
Sicher, die Superwumme unseres Cops (die Kamera des
Regisseurs?) mag auf der „Erde“, also eine knappe
Gehminute außerhalb des Oberstübchens unseres Herren
Pyun, geradezu rührend winzig wirken, Löcher in den
Großfleischlern dieser Welt macht sie aber wie eine
ganz Große!
Nun, „deeper“ wird's heute nicht, und auf die
schlidderige Schiefebene, „13 inches...with an
attitude (Filmplakat Text)“ habe am Ende
irgend etwas mit Penissen zu tun, wollen wir erst
gar nicht eingehen – dafür ist ja unsere
traditionelle
Plakat-und-Filmstill-Verzier-Kunstkollaberation vor
und nach dem Screening da.
Wie es ein Du-Röhre-Kommentator so schön
formulierte:
„Maybe it's because I drank one too many wobbly
pops with my grandson, David, earlier but
roooooooooooooooooooooooooboy is this a good
movie. Brick knows how to get down. I wish I had
thirteen inches like him.“
Als verspätetes, kurzes Kontrabier aus der Filmdose,
ja, gar als sehr kurzer Kurzer mit mächtig
großem Badabumm, niemanden überfordernd und
gleichzeitig vom Trumpf des „Kleinen Mannes“ gegen
alles, was bähbäh ist, kündend: ein würdiger Auftakt
für die TMN 2024!
Mit der wunderliche Produktionsfirma FULL MOON und
ihrer das Marvel Cinematic Universum mindestens 30
Jahre vorwegnehmenden, vertüddelten
Post-Corman-Filmsalatpampe mit Scharf und sehr
scharf werden wir uns dieses Jahr noch etwas genauer
beschäftigen. Geduld. Bald sind neue Cats im Sack
:-)
Jetzt heißt es aber erst mal:
Peng!
Piuu!
Pyun!!!
19:00 Große Themen kleinreden
20:00 Kleine Shots mit großer Wirkung
J+F+A
11.01.2024
Dear All,
zunächst ein kulturgeschichtlicher Hinweis: Unsere
Playlist 2023 ist nun komplett online. In diesem
Zuge haben wir auch die komplette Playlist ergänzt
und dabei (unten in der Seite) eine Aufstellung der
Trashnites nach Jahren ergänzt. Dabei zeigte sich,
dass wir – anders als zuvor gezählt – doch schon über
400 Termine durchgezogen haben! Ein
ungefeiertes Jubiläum, aber egal – wir machen
einfach weiter, bis keiner mehr kann.
Also los!
Im aktuellen Online-Format wäre es eine Zumutung,
zwei Filme hintereinander zu schauen – wir haben es
getestet und leider verwerfen müssen. Dennoch denken
wir reflexartig in synergetischen Double Features,
und haben das Ziel nicht aufgegeben, diese
irgendwann wieder zu ermöglichen. In einem solchen
Szenario wäre der Schrumpfcop-Stuss der letzten
Woche ganz klar ein zweiter Film gewesen,
ebenso wie der dieswöchentliche ein erster.
Famose Querbezüge werden wir Live erörtern,
Stichworte seien vorab schon mal: a) zwei sehr
unterschiedliche Blicke auf das ästhetische
Potenzial New Yorker Architektur, b) Sonnenbrillen
wie sie gut aussehen, und c) setzen wir unseren
dystopisch gefärbten Sci-Fi-Run fort!
Allzu fern geht es diesmal nicht in die Zukunft –
grade weit genug, um bedenkliche
gesellschaftlich-mediale Entwicklungen zur giftigen
Blüte zu bringen.
Wer in jenen künftigen Tagen pleite ist, kann sich
für eine zynische, live übertragene
Unterhaltungsshow bewerben, die es zu überleben gilt
– alle anderen Mitspieler bleiben auf der Strecke.
Im Hintergrund ziehen rätselhafte Mächte die
Strippen und ... NEIN, wir geben nicht SQUID GAME,
weil es uns zu blöd ist, mittels hysterischen
Koreanern in Strampelanzügen abgestumpfte
Gen-Zettler beim Netflixen und Lieferando-Mampfen
vom TikTok-Second-Screen zurückzuholen (wofür dort
gleich in der ersten Runde ein Massaker mit ein paar
hundert Toten für nötig befunden wird – danke,
gerade kein Bedarf).
Wir Boomer denken, dass sich eine gute Story
manchmal auch mit weniger Leichen erzählen lässt und
zeigen zwecks Nachweis allen willigen Generationen
einen Film aus der schon fast mystischen Vorzeit, in
der Boomer gemacht wurden. Get your head
around that.
LA DECIMA VITTIMA (THE 10TH VICTIM) steht
allein schon deshalb an, weil Eurem Kurator F mal
wieder nach Macro-Dosing mit italienischem Style
zumute ist. Und giuro su dio, was fürs Auge
bekommen wir! Es ist einer jener Filme, in dem jede
einzelne Einstellung bellissimo aussieht,
sogar wenn Ursula „2x Bond Girl“ Andress und
Marcello „Das große Fressen“ Mastroianni
nicht im Bild sind.
Alle, die Freude an einer Tour de Force durch
pop-artige Sets haben, an Überstunden im
Kostüm-Department, tricky Gadgets, einem extrem gut
gelaunten Cast, vertrackt hotten Momenten und
Jet-Setting in der Pan-Am-Ära, kommen auf ihre
Kosten. Ganz unabhängig von der Auswahl der bei
Betrachtung angewendeten Konsummittel. Garantiert.
Wir verzichten auf die italienische Fassung, weil
das Lesen von Untertiteln schändlich vom
Sehvergnügen ablenken würde und seinerzeit sowieso
auch das Original nachvertont war. Dafür gibts eine
kristallklare Abtastung, und somit das zweitbest
Mögliche, solange sich eine äußerst wünschenswerte
Zelluloid-Wiederaufführung im Filmmuseum nicht
abzeichnet.
See you!
F&J&A
18.01.2024
Liebes hartgesottenes Publikum, liebe abgekochte
Zuschauer:innen
Obacht! Uffjepasst! Der Böse clevere Regisseur-Onkel
aus Fernost kommt auf einen Blut-Sake vorbei! Schon
einige Filme des ehemals eigentlich eine
Motorradrennfahrerkarriere anstrebenden wunderlichen
Herren habe wir uns im Rahmen (Ramen. Hehe.) dieser
Veranstaltung zu Gemüte führen dürfen.
Was er so Heute wohl macht?
Ganz klar, das gleiche wie immer:
Takashi Miike macht alles:
Von romantischen Komödien mit surrealem
Alptraum-Finale über Killer-Musicals, psychotisches
Delirium-Kino, seelenzerstörende Horror-Eskapaden,
seelenrettende Film-Wunder (The Birdpeople of China)
querfeldein durch die abstruse
Manga-Verfilmungs-Paralleldimension (die sich dem
westlichen Auge mitunter verzerrt darbieten mag,
sans popkulturellem Kontext), beknackte Western,
hoch- bis überambitionierte Samurai-Schinken, immer
wieder Yakuza-Direct-To-Video / DVD- Schlock,
aberwitzige TV Serien und die beschissensten
Kinderschundfilme aller Zeiten - es gibt eigentlich
kein Genre, dass der gute Mann in seiner
mittlerweile über hundert Filme währenden Karriere
nicht mit dem typischen Miike Touch äh „veredelt“
hätte, auf Gedeih und Verderb.
Denn so wie die besten seiner Beiträge beim Publikum
geradezu transzendente Momente evozieren können,
geht es, haut der manische Vielfilmer mal zielsicher
neben den Reis-und-Eingeweide-Boxsack, mit Karacho
in den Keller des unerträglichen, im schlimmsten
Fall: uninspiriert - belanglosen Schundbunkers UNTER
dem untersten Niveau.
Mittlerweile quillt das Internetz geradezu über vor
schlauen, weniger schlauen und saudummen Kommentaren
zu Werk und Wesen dieses Ausnahmeregisseurs, und
auch einen Haufen Bücher können sich interessierte
Menschen zu Gemüte führen. So sie der englischen
Sprache kundig sind empfehle ich übrigens das Buch
„Agitator: The Cinema of Takashi Miike“ von Tom Mes,
das zwar nur einen Teil des Schaffens unseres
umtriebigen Regisseurs abbildet (erschienen ist es
2004, auf dem ersten Höhepunkt der Miikeschen Sturm
– und – Drang - Phase; seit dem hat er über 40
weitere Regiearbeiten, die diversen Fernsehserien
NICHT mitgerechnet, abgeliefert), dafür aber in
kluger und kundiger Weise, gespickt mit Interviews,
die frühe, sehr produktive und außerordentlich wilde
Periode des Miikeschen Oevres vorzüglich beleuchtet.
Aber genug Cineastenscheiß:
Für uns von Interesse ist diesmal eher die bange
Frage: Kann
ICHI THE KILLER
Japan 2001
R.: Takashi Miike,
seinerzeit von eher unangenehmen (und mitunter –
Tatsache – etwas streng riechenden) Gore-Hounds als
„Brutalster Film aller Zeiten“ verbrämt, von der
Presse teils über den blutroten Klee gelobt oder
achtlos in die Mülltonne spekulativ-uninspirierter
shock-for-shocks sake-Tonne getreten, heute noch
bestehen, unterhalten, womöglich pointierte
Kommentare zu Themenkomplexen wie Voyeurismus (auch
und grade des Publikums), Konsequenzen rohen und
strunzdummen Arschlochverhaltens in einer
nihilistischen Welt voller sexuell hochgradig
fragwürdig aufgestellter Machtmänner, die sich
selbst hoffnungslos ausgeliefert sind und ihren
überbordenden Frust erbarmungslos an ihrer Umgebung
auslassen, vermitteln?
Ist es bei aller ästhetisch-dramaturgischen
Konsequenz nicht auch irgendwann mal gut mit der
extrem realistischen Darstellung von Gewalt gegen
schwächere, häufig weibliche, Personen, die in ihrer
Machart zwar sehr eindringlich die Folgen bestimmter
hochgradig problematischer psychologisch/sexueller
Dispositionen bzw. einfach nur strohdummer roher
Boshaftigkeit zeigt (und durchaus ein
schockierendes, legitimes Pendant zu der
übersexualisierten Kitsch-Gewalt, wie sie uns
Hollywood (True Romance anyone?) hemmungslos Jahr
ein, Jahr aus vor die Füße kübelt, bilden mag?),
selbiges aber mit einer Ausdauer und Beharrlichkeit
minutenlang zelebriert, dass der subversive Effekt
sich gleichsam wieder in eben jenem Voyeurismus
verliert, der doch eigentlich thematisiert und
angeklagt werden sollte? Ist das ganze Getue
womöglich nur ein einziger, langer, nihilistischer
Witz?
Nun, wir sind ja schon gemeinsam durch so einiges an
geschmacklichen Entgleisungen gewatet und zumindest
ein Drittel des Triumverates konnte sich beim
Sichten des ungeschnittenen, klasse remasterten
Films vor Begeisterung über dieses ruchlose,
schmutzige Energiebündel erst nach dreißig Minuten
losreißen und muss attestieren, dass das Wechselbad
der Gefühle, zwischen faszinierender, wahnwitziger
Kamera – und Tontechnik, exzellenter Schauspielerei,
stilsicherem japanischem Asso-Tony-Style, schon fast
Monty Pythonesken Blut und Innereiengepansche,
überraschend ruhigen, humorvollen Passagen,
ultrabeschissenen CG Effekten und dann wieder
ernsthaften Meditationen über sexuelle
(un)erfüllbarkeit, sado-masochistisches Verlangen,
nicht vorhandene heldenhafte Identifikationsfiguren
und mitunter extrem drastischem Hyperrealismus, auch
Jahrzehnte nach der ersten Sichtung wieder eine
aufwühlende Film-Erfahrung ist, die sich Freunde des
abseitigen und hrmmmmm speziellen Kinos auf keinen
Fall entgehen lassen sollten.
Nichtsdestotrotz: GROSSE TRIGGERWARNUNG – äußerst
fotorealistisch und unangenehm dargebotenen
Vergewaltigungsszenen, Geysire von Blut, neben denen
sich die Fontänen des Herren Okami ausnehmen wie
sanfte Rasensprenklereien, und sehr harte
(Fetisch-)Foltereien erwarten uns.
Muß jeder selber wissen.
Na denne:
J+F+A
19:00 Wir Fragen: Wo ist der Haken?
20:00 Hätten wir besser nicht gefragt...
25.01.2024
Liebe Hartgesottenste,
nachdem uns Miike einmal mehr gezeigt hat, wie
schwer eine Welt zu ertragen ist, in der es so gar
keine Sympathieträger gibt (außer vielleicht: dem
Prügeltod geweihte Kinder), freuen wir uns auf
entspannend klare Verhältnisse.
Einschränkend sei hinzugefügt: klar nach den
Maßstäben von Godfrey Ho, und das bedeutet
bekanntermaßen, es mit mindestens zwei
aufeinanderprallenden Filmwelten zu tun zu bekommen.
Eine davon eignet sich nur mäßig für tiefschürfende
Analysen (The other half of the movie is a about
a whole bunch of Asian people that are just
beating each other up for no reason, including a
tall guy with an eyepatch and a woman that looks
like a man. They have no real purpose in the
movie, and seem to just be thrown in), was der
in diesem Interview geschilderten Notwendigkeit
entsprang, wegen des Erfolgs (!) der Produktionen
möglichst schnell möglichst viele Filme rauszuhauen,
und dafür schlicht nicht alles selbst drehen zu
können. Wozu wurde der Schnitt erfunden?
Was aber – und damit kommen wir zum zweiten,
eigentlichen Ereignis – im anderen Teil des Films
geboten wird, ist selbst nach den Maßstäben von Ho
und Konsorten riskant angelegt. Reflexartig wurde
der 1989er BATMAN gekontert mit CATMAN, genauer U.S.
CATMAN: LETHAL TRACK. Dampft man das Vorbild auf
„Crimefighter mit Maske“ ein, kann man CATMAN nicht
vorwerfen, das Thema zu verfehlen. Aber alles
andere!
Oft kein Freund von Superlativen in Rezensionen von
Kollegen, kann Euer Kurator dieses mal der
Einschätzung von Tars Tarkas zustimmen:
Catman is quite simply the lamest hero to
ever grace the silver screen. Not that I think
these films ever were exhibited on a silver screen
anywhere, or even a copper screen, or a rust
screen.
Aber: er soll wohl der Gute sein!
Und der Oberschurke ist ebenfalls mit dankenswerter
Mühelosigkeit zu spotten – falls nicht an seinem
Gebaren als größenwahnsinniger
kruzifix-richtigrum-tragender Satanist und
Teilzeit-Russenspion, dann anhand seines äußerst
ungesund anmutenden, verschwitzten
Kokainistenteints. Oder einem Unterschurken-Briefing
à la
"Kill as many as possible, rob the poorest man
and fuck whatever moves.“
(This business model foreshadows the
organization's downfall. "Kill as many as
possible" and "fuck whatever moves" work well as
evil initiatives, and they're even largely
interchangeable, though transposing them might
result in lots of unproductive necrophilia.
However, the "rob the poorest man" objective can
lead only to insolvency, unless he's building some
doomsday machine that runs on peddler change and
fetid rags.)*
Mehr Informationen braucht es nicht an dieser Stelle
– außer vielleicht, dass wir einer der besterzählten
„Mann entdeckt seine neuen Superkräfte“-Szenen der
Filmgeschichte beiwohnen dürfen. Wer’s verpasst,
verpasst was.
See you
F&J&A
* Dank an Andrew "Garbage Day" Miller
01.02.2024
Liebe Gesellschafter des Abseitigen,
so einiges wurde euch in den letzten Veranstaltungen
an konfliktreichen Konstellationen zugemutet:
Supersadomaso vs. Superheulsuse, Superkater vs
Superschussel, und jetzt auch noch:
Superstreberinnen – unter sich!
Welcome to the Trashmovie-Fightclub!
Der heutige Kampf wird, von tatsächlich kosmischen
Mächten heraufbeschworen und tatkräftig angeheizt,
tief im Innern des Glitzerherzens eines japanischen
Schul-Dingens, genau genommen im muffelig nach
Schweiß und Prüfungsangst müffelnden
Sporthallen-bums einer japanischen Highschool,
ausgetragen.
Wir sind froh, nach dem fordernden letztwöchigen
Doppelschlag aus quasi-nihilistischem,
hyperkinetischem „Gute-Laune-Sado-Maso-Emo-Kino“
bzw. dem erstaunlich „...irgendwie aber auch
wirklich ALLES scheißegal!“-
Patchwork-Super-Miezekatze-un'-sei-Brudi-Unfug des
Herren Ho und seiner namenlosen, unfreiwilligen
Zuarbeiter, jetzt wieder einen eher
entzückend-bizarr-exzentrischen Streifen aus Japan
zu Gesicht zu bekommen, in dem es zwar auch
Protofaschismus, Außerirdische Manipulation,
Schwertkampf und PSY-Kriegsführung a'la „Scanners –
ihre Gedanken können töten“ hagelt, die
Protagonistin aber eine derart herzensgut-putzige
kleine japanische Schulstreberin ist, dass man ob
der Süße gewisser Szenen ernsthafte Bedenken
bezüglich des eigenen Blutzuckerspiegels bekommen
könnte.
Ist diese radikale Kehrtwende ganz ohne
Blutfontänen, Blaue-Bohnen-Graupelschauer und
Geschnetzeltes frisch vom Mensch, für uns
abgestumpftes Cinarchisten-Pack überhaupt noch von
Unterhaltungswert?
はい lautet die Antwort, wird das Fehlen
Genre-üblicher Gewaltexzesse doch mehr als
Aufgewogen durch die konsequent visuell-vertrippte
Bildsprache des mit beiden Beinen auch lange nach
seinen Filmhochschultagen fest im Experimentalfilm
stehenden Regisseurs Nobuhiko Obayashi (大林 宣彦), den
Freund des ausgelassenen-surrealistischen
Horrorvergnügens asiatischer Prägung für seinen
wunderlichen, Spukhaus-Streifen „Hausu“ in
wohlwollender Erinnerung haben dürften.
(Kurator J. hätte sein drittes Auge verwetten
wollen, dass diese 1977er Perle schon einmal im
Rahmen dieser Veranstaltung zum Besten gegeben
wurde, da aber bei einer eiligen Recherche weder ein
Eintrag in unserer sorgsam gepflegten Datenbank
(siehe unten) noch ein Erinnerungsfetzen im Brain
unseres Brains zutage förderten, liefern wir dieses
Kleinod kurzerhand später nach, versprochen.)
Jetzt jedoch heißt es, dem aktuellen Zeitgeist
(Antifa) und dem aktuellen Veranstaltungs-Subthema
(Über-und Unterschnittlich begabte Ausnahmepersonen
leisten Unter- und Überdurchschnittliches) Rechnung
zu tragen und einen kleinen Zeit- und Raum-Trip ins
Jahr 1981 zu wagen, mittenmang in eine japanische
Mittelschule, die deren Besucher:innen mangaesken
Klischee-Katalog entsprungen sein könnte, und
betrachten wir herzensgute und weniger gute Menschen
beim Kampf mit protofaschistischen außerirdischen
Dämonen, Kendo-Wettkämpfen und dem unbarmherzigen
Ringen mit und gegen die wildgewordenen
körpereigenen Hormone.
Das Ganze wird mit poppigen Bluescreen-Eskapaden und
psychedelischen Zeichentrick- bzw. Gesangseinschüben
gewürzt und am besten mit einem leckeren Sake mit
„Schuß“ genossen.
Kredenzt wird:
School in Crosshairs (ねらわれた学園 ) Nerawareta
gakuen
Japan 1981
R.: Nobuhiko Ôbayashi
人生はポニー牧場ではない!
19:00 Irdische Bierzeremoniegequassel
20:00 Außerirdische LS-Tee-Zeremonie
J+F+A
08.02.2024
Liebe Schicksalsgenossinnen und -genießer,
Euer Kurator war kurz davor, den Asia-Wahn der
letzten Wochen mit einer kalten Dusche spröder
Americana-Psychedelik zu kontern – konnte sich
jedoch dem ebenso dringlichen wie schlüssigen Appell
seines Kollegen J nicht verwehren, eher noch einen
draufzusetzen. Und im Sinne maximaler Abhärtung
nehmen wir Euch ernst und ran.
Wobei: Lupenrein asiatisch geht es doch nicht zu in
dieser Woche, sondern eher multikulturell. Wir sehen
zwar unseren allerersten in Malaysia (!)
produzierten Film, die Fäden gezogen hat jedoch ein
Ami, und die Crew ist regionaltypisch
zusammengepuzzelt: in der Malacca Strait blieben
schon immer jene hängen, denen auf dem Weg nach bzw.
von Ostasien Puste oder Geld ausging.
Unser Regisseur Donn Greer hat es rätselhafterweise
nicht zu einem Wikipedia-Eintrag geschafft, aber
eine kleine Anzahl äußerst zwielichtiger
Produktionen zur Filmgeschichte beigesteuert. Etwa
1968 Alice
in Acidland, die vorgeblich der Warnung vor
Drogen dienen sollte, aber de facto eine
schmuddelige kleine Exploitationgranate darstellt
(seinerzeit beliebter Dual-Use-Move verkrachter
Kreativer, um „Educational Film“-Fördermittel
abzugreifen). Bildungsarbeit par Excellence!
Weiter gings mit Heulern wie „The Jeckyll and Hide
Portfolio“ (a sex-soaked proto-slasher that feels
like it was created by cavemen who were: 1. Drunk,
and 2. Big fans of underground occult filmmaker
Kenneth Anger) und schamhaarsträubendem
Billoporn a la "The Goddaughter“.
1975 dann, vermutlich aus guten Gründen, Abreise gen
Osten. Ob der ruppige Wechsel von Zeit- und
Klimazone Mr. Greer hat mental entgleisen lassen,
ein tropisches Fieber Tribut forderte oder ein
kompletter Neustart der Karriere intendiert war –
wir können ihn nicht mehr fragen, denn seine Spuren
verlieren sich nach eben jenem Jahr und dem komplett
rätselhaften Werk
THE RARE BLUE APES OF CANNIBAL ISLE aka
PIRATES OF CANNIBAL ISLE aka MR. QUACK QUACK AND
CAP'N KROCK
Ein ganz erstaunliches Beispiel künstlerischer
Wandlungsfähigkeit! Bei Regisseuren konnten wir so
manches mal den Abstieg von Ambition zu
Ausziehereien bezeugen, selten hingegen ein
Umsatteln von Hardcore auf Kinderfilm. Donn scheute
diese Herausforderung nicht, konnte jedoch von einer
anderen Gewohnheit nicht lassen: den Film als eine
bedenklich potente Emulation veränderter
Bewusstseinszustände anzulegen. Kinder mag so etwas
weniger schrecken als Erwachsene, die versucht sein
werden, sich einen Reim zu machen auf
gedudelbegleitete Interaktionen starr blickender,
überdimensionierter, viktorianisch gewandeter
Falschfarbenprimaten.
Aufmerksamen Regulars könnten ICE CREAM BUNNY
Flashbacks schwanen – völlig zurecht, „Furry auf
rotem 1910er Oldtimer" inklusive. Beide Produktionen
entspringen einer Zwischenwelt, der nur ein kleines
Zeitfenster in der Kulturgeschichte beschieden war.
Umso schöner, dass die RARE BLUE APES quasi aus dem
Jenseits zurückkehren: Jahrzehnte war der Film in
den Tropen verschollen, um sich nun tiptop remastert
in unsere Playlist und den Olymp filmischer
Obskuritäten einzureihen.
See you!
F&J&A
15.02.2024
Liebe Gefährten (und gar selten: Gefährtinnen) auf
den verschlungenen Wegen durch die Filmgeschichte,
in eine merkwürdige Sphäre haben uns einige Beiträge
der letzten Wochen geführt. Eine ferne Vergangenheit
weht uns darin an, verstörende Kindheitserinnerungen
flackern auf, zur Avantgarde bereite Filmemacher
scheitern – heroisch bemüht – gleichzeitig an zuviel
und zuwenig. Zeugnis davon geben grobkörnige, teils
falsch belichtete, immer jedoch mit grimmiger
Entschlossenheit den schmalen Budgets abgerungene
Meter Filmmaterial.
Wir schließen den Kreis (vorerst) mit einem Titel,
der wie ein Echo – oder vielleicht auch:
komplementär – so manches Motiv noch einmal
aufgreift.
Die BLUE APES entstanden 1975, SANTA CLAUS AND THE
ICE CREAM BUNNY 1972, und MALATESTA'S CARNIVAL
OF BLOOD 1973. Letzterer ist kein Kinderfilm,
teilt aber mit den anderen eine merkwürdig karge
Ungeschliffenheit und den unbedingten Willen, eine
Welt abseits der alltäglichen Logik zu erschaffen.
In allen Fällen waren Schöpfer am Werk, die man nur
zu leicht als dilletierende Trottel abtun kann –
jedoch wird das weder den Personen noch den Filmen
wirklich gerecht. Vergegenwärtigt man sich nur
einige der enormen Herausforderungen, denen sich die
Macher gestellt haben (technisch: abendfüllende
Produktionen in Farbe; finanziell: auf knappste
Kante genäht; kulturell: gegen den Mainstream
rudernd), ist eher Respekt angemessen.
Dem malaiischen Eskapismus der BLUE APES stellen wir
ein fast archetypisch amerikanisches Topos
gegenüber, den Carnival. Jahrmärkte und
Vergnügungsparks hatten ganze Generationen geprägt
auf neonbunte Verheißung, auf Übermaß und Popcorn,
Drehorgelsound, Achterbahn, Attrappen – bis diese
schillernden Parallelwelten in der Wirtschaftskrise
der 70er reihenweise untergingen. So dient, nach der
todgeweihten Pirates World in Florida (in
welcher der ICE CREAM BUNNY hauste), diesmal der in
den letzten Zügen liegende Willow Grove
Amusement Park in Pennsylvania als Drehort.
Beide Male ist das Siechtum der Location nicht
Gegenstand des Films, eher wollte man dieses
überspielen. Keine Chance: das Morbide sickert
unweigerlich in jedes Bild und trägt zu einer
desperaten Atmosphäre bei, die noch lange nachhallt.
MALATESTA'S CARNIVAL blieb der einzige Spielfilm
sowohl des Drehbuchschreibers wie des Regisseurs.
Für manche Rezensenten im Web liegt die billige
„kein Wunder, völlig zurecht“ Pointe nahe, man kann
den Fakt aber auch anders lesen: dass sich die
Beiden vielleicht nicht kompromissbereit genug
zeigten, ihre Seele für TV-Produktionen oder Z-Ware
in Hollywood zu verschachern, und damit Weg waren
vom Fenster.
Der Regisseur brachte es nicht zu einem
Wikipedia-Eintrag, und teilt dieses Schicksal mit
dem Macher der BLUE APES. Seine einzig substanzielle
Lebensspur im Web ist der Nachruf
auf der Seite seines Krematoriums. In Zeiten der
informellen Überrepräsentation jedweden
Scheissdrecks geht das gradezu ans Herz. RIP
Christopher Eric Speeth.
Lassen wir uns von ihm posthum einladen auf eine
schwindelerregende Runde morsches Karusell,
psychotrope Zuckerwatte, Post-Hippie-Improtheater,
gnadenlosen O-Ton, Gnome, Gore, und Gustave Doré
(echt jetzt!).
Triggerwarnung: Bei Luftpolsterfolienphobie diesmal
aussetzen.
See you!
F&J&A
22.02.2024
Liebes Trashmovie-Chapter,
es ist nicht sicher, ob die Macher von „PSYCHOMANIA“
a.k.a. „The Death Wheelers“ die inherente
Subversivität des klassischen Bikerfilms US-scher
Prägung nicht verstehen konnten oder wollten.
Nach grade mal 6 rein britischen
Motorsport-Enthusiasten-gegen-Alles-und-Jeden-
Filmen lag es an Hammer-Film Veteran Don „Kiss of
Satan“ Sharp, das Thema mit erfreulicher
Exploitation Ausrichtung für die grade durch
aufmüpfige Frühsiebziger Filme vom Schlage eines
Uhrwerk Orange aufgeputschte Briten-Jugend
aufzubereiten. Schnell war eine illustre Schar
junger aufstrebender Discount-Droogies und
Schauspieler:innen jenseits ihres (mitunter
Oskar-preisgekrönten) Schaffenszenites, gefunden,
die in ein bizarr-psychedelisches Durcheinander aus
populären Pop- und Zeitgeist-Tropen gestürzt und mit
erfreulich hohem Schauwert von Kameramann Ted
“Sieben Null Null Sieben Filme!!!!!!!“ Moore in
Szene gesetzt wurden.
Wir bekommen es mit einer Biker-Gang namens „The
Living Dead“ zu tun, die sich größtenteils damit
beschäftigt, ihrer Ablehnung des Status Quo durch
allerlei antisoziale Aktivitäten zum Ausdruck zu
bringen und sonst eigentlich nicht viel mit ihrem
Leben anzustellen, außer mit erstaunlich
schwachbrüstigen Motorrädern in einer Art Stone
Hedge für Arme herum zu kurven und den
unbescholtenen Kleinbürgern massiv auf den Wecker zu
fallen. Das geschieht gerne in Zeitlupe, denn wenn
man zu sparsam für aufwändige Motorradstunts und zu
Geizig für Blut- und Goreeinlagen ist, hat man nicht
allzu viele Möglichkeiten, um auf Spielfilmlänge zu
kommen.
Als eines Tages der „Leader of the Posh-Pack“ das
Geheimnis des „ewigen Lebens“ lüftet, bietet sich
ihm und seinen Getreuen die einmalige Gelegenheit,
durch aktive lebensverkürzende Maßnahmen eben jenes
selbstgewählte destruktive Dasein über den Tod
hinaus ins Unendliche zu verlängern um – nun,
eigentlich genau so weiter zu machen wie bisher.
Und wer zahlt die Zeche? Natürlich der KLEINE MANN!
Inwiefern das Funky Mördertreiben unserer gut
gelaunten Mittelschichts-Schnullies (typische
britische Biker eben) irgendwo zwischen Night of the
living Dead, Clockwork Orange, Crowley affinem Pagan
/ Witchcraft / Satanismus-Hokuspokus und Hell's
Angels, ein wie auch immer gearteter Kommentar zu
Zeitgeist und Gesellschaftspolitik sein mag
(immerhin erklärte der Regisseur in einem Interview,
das Drehbuch sei von "two expatriate Communist
sympathisers" verfasst worden) werden wir im
Anschluss an das Screening gewisslich erörtern
können.
Jetzt jedenfalls heisst es: hurtig eine schöne Tasse
Tee mit Benzin und „Schuß“ gebrüht, Shots für das
sich aufdrängende Trinkspiel „Eine Kröte / Ein
Drink“ bereit gestellt und
PSYCHOMANIA
GB 1972
R.: Don Sharp
auf der TMN-Überholspur genießen.
J+F+A
„Exploitation films at their most vital, snatch
at whatever crumbs of contemporary culture still
glow with the embers of potential revenue, and are
traditionally slapped together with all the
finesse of a toddler’s mud pie. It’s what gives
them their charm.
Most likely, a casserole of disparate
ingredients tossed together with scant regard for
the final outcome will resemble the gelatinous
brown distemper of a thousand school-dinner
nightmares. Every now and then, though, you
accidentally make Blanquette d’Agneau à
l’Ancienne.“
(Cai Ross, Film Inquiry)
29.02.2024
Liebe Gemeinde,
an einem Tag, der uns vom stolpernden Kalender
geschenkt wird, sind ein paar herumstolpende Untote
doch gar nicht so unpassend.
Wie schon angekündigt: es lassen sich einige
Steilvorlagen aus letzter Woche ableiten, um
direktemang den dieswöchentlichen Titel
anzumoderieren.
- Reichhalige Dosis Britisches Provinzkolorit?
Wir pitchen die Looks von 1973 vs. 1974.
- Unbändiger Freiheitsdrang zwingt aufs Zweirad?
Unser neuer Protagonist weiss, wovon die Rede
ist.
- Jugendverachtende, abgehalfterte
Kleinstadtbullen ermitteln in Zeitlupe zu
mysteriösen Todesfällen? Einmal mehr.
- Geselliges Beisammensein in der Leichenhalle?
Darauf einen Double Shot Formalin.
- Dysfunktionale Beziehungen zwischen
großmäuligen blonden Wuschelköppen und
unheilahnenden rotblonden Damen? Check.
- Friedhofstourismus? Telefonieren in
schmierigen Pubs? Tankstellenbesuche? Gelaber in
vollgeruschelten Minimärkten? Yessir!
- THE LIVING DEAD Rockerclub? THE LIVING
DEAD AT MANCHESTER MORGUE!
Aber natürlich erwarten uns nicht nur Kongruenzen,
sondern auch erfrischende Kontraste:
- KEINE Kröten, aber Gekröse
- Hochtechnologie statt Schwarzmagie
- vom Abgesang auf Bikerfilme zur Frühform des
Eurosplatters
- ein Spanier auf dem Regiestuhl
- und die komplette Abwesenheit von Humor
jedweder Farbgebung.
Ganz nebenbei rufen wir eine neue Reihe ins Leben: TMN
FLASHBACK! , in der wir bewährte Klassiker
würdigen. Im vorliegenden Fall ist es eine
Wiederaufführung nach schlappen 24 Jahren (siehe Playlist
2000, seinerzeit in der deutschen Fassung als
INVASION DER ZOMBIES), die neben dem Fakt, dass
Eurer diesmaliger Kurator schlicht Lust hat „den
nochmal zu gucken“, durch das Upgrade von VHS
zur restaurierten Fassung gerechtfertigt ist. Und
ach, wie beschaulich, gradezu gemütlich es nach
heutigen Maßstäben in diesem einstigen Video Nasty
zugeht.
„Eine eklige Mischung aus Horrorelementen,
Kannibalismus, Kritik an Fortschrittsgläubigkeit
und Polizei; inhaltlich wie formal ohne jede
Qualität.“
– Lexikon des internationalen Films
Film ab!
F&J&A
19:00 Gammelfleisch ...
20:00 … Back for Good!
07.03.2024
Sehr geehrtes junggebliebenes
Cinerevolutzerschrägdenkkommitee,
die Siebziger, wie im letztwöchigen Film
eindrucksvoll demonstriert wurde, sahen die
unangepasste, moderne
Hedonistenlottervollfrisur-Jugend im Kampf gegen
die menschengemachte Hölle auf Erden letztlich am
Schweinesystem, verkörpert durch den großartig
bockig-spießigen Kommissar, mit Karacho scheitern
(und der kleinliche Racheakt unseres
Zottel-Wiedergängers ändert an den zu bemängelnden
bestehenden Verhältnissen schlechterdings gar
nichts mehr).
Typisch Siebziger-Politkater-Pessimismus und
Drogenentzugs-induzierte Todessehnsucht eben. Da
stellt sich dem gesetzten
Middelage-schon-alles-gesehen-habe-TMN-Menschen
natürlich die Frage, was denn ein paar Jahre
später die zwischen resignativer Y2k -
Post-9/11-Turbokapitalismus und fetischistischer
Kulturbesessenheit bitterlich in die Zwickmühle
geratene asiatische, genauer: Süd-Koreanische
Jugend, dem (Softcover-dekadenten) Dauerdiskurs
hinzuzufügen hatte:
Und da fällt Jang Joon-hwan schon in seinem
ersten Film so einiges ein.
In
SAVE THE GREEN PLANET
Süd Korea 2003,
R.: Jang Joon-hwan
haben wir es erneut mit einem eher quer als links
denkenden Jungmenschen zu tun, dessen verzweifelte
Erkenntnis, wer oder was nun eigentlich am
Gesamt-Dilemma der Welt schuld ist UND wie man das
ganze System auch ohne gesellschaftlichen bzw.
moralischen Rückhalt doch noch durch maximalen
persönlichen Einsatz vor sich selbst und den
Gefahren von ganz ganz weit Außen rechts (bzw.
links, oben, unten, hinten UND vorne) bewahren
kann, eine Kettenreaktion von mitunter
katastrophalen Entwicklungen in Gang setzt.
Ihr seht schon, liebe Gemeinde, wie wir uns hier
die allergrößte Mühe geben, jedwede Spoilerei zu
vermeiden, denn der Erstling des Herren Jang
Joon-hwan macht kein Fass, eher einen ganzen
Brauereikeller auf und hetzt seine
Protagonist:in:esse durch derart viele
exzessiv/überbordende Szenarien, bizarre
Plottwists und verstörende Action- und
Humoreinlagen, dass wir Euch das erfreuliche
Gefühl eines wohlig geistig-moralischen
Pop-Kulturschock-Deliriums in keinster Weise
schmälern wollen!
Die ganze, mit irritierend einfallsreicher
Grausamkeit und rücksichtsloser Verspieltheit bis
zum Bersten vollgestopfte Achterbahnfahrt bringt
es auf knappe 2 Stunden Laufzeit, und verrennt
sich der ungestüme Jungregisseur auch gerne mal in
(hochgradig unterhaltsame) erzählerische
Sackgassen, die durch beherztes Ignorieren so
mancher cineastischer (Verkehrs-) Regeln immer
wieder souverän verlassen werden, um die Erzählung
auf die aberwitzig schlingernde Spur zurück zu
führen, so haben wir es hier dennoch mit einem
rundum gelungenen, für das junge koreanische Kino
der frühen Nuller prägenden Erstling zu tun,
dessen ungebrochene Hingabe an das gewählte Thema
in seiner formalen Opulenz und kompromisslosen
manischen Härte zu bestechen weiß.
Verdammt, was HIER wieder los ist, war die
Reaktion eures Drittel-Kurators, als er das
wuselige Dvd-Ding seinerzeit in seiner ganzen
fremdartigen Pracht inmitten seines postmodern
ausgestatteten Wohnzimmer-Saustalls über den
Monitor flimmern sah.
Eine fiebrige
Horror-SF-Fantasy-Psychodrama-Action-Folterkommödie
mit exzentrischer Kameraarbeit und gut gelauntem
Bekenntnis zum "Viel hilft Viel" als Vehikel
benutzen, um erschreckend genau beobachtete,
wahnhafte Wutbürgerparanoikern gegen den hoch
realen Wahnsinn eines neoliberalen
Spätkapitalismus asiatischer Prägung in den Ring
zu werfen?
Well played, Frühnullerboy, well played.
Bevor also der erfolgsverwöhnte
Konsens-Künstler-Knilch Yorgos "Dogtooth"
Lanthimos mit seiner für dieses Jahr angekündigten
Neuverfilmung wieder einmal anschaulich
demonstriert, dass den modernen jungen
Bilderstürmern nichts, aber auch gar nichts
eigenes mehr einzufallen scheint, goutieren wir
die ursprüngliche, restaurierte Version der
schauerlichen Mär um einen missverstandenen
Sonderling, der bei dem Versuch, im Alleingang zu
retten, was schon lange unrettbar verloren ist,
über seine, die gesellschaftlichen und womöglich
unsere geschmacklichen Grenzen hinausgeht und
dabei im heimischen Keller eine ganz spezielle,
persönliche Höllenfahrt von buchstäblich
weltbewegender Tragweite durchlebt und durchleiden
lässt.
19:00 Grün grün grün sind alle unsre Kräutlein
20:00 Ach du grüne Neune!
J+F+A
14.03.2024
Ausgefallen
21.03.2024
Interviewer: Mario, Danke, dass Du Dir Zeit
nimmst für ein kleines Gespräch...
Regisseur: Ach, keine Ursache, ich hab grad nicht
so viel zu tun, die Revue zu Ostern haben wir fast
schon einstudiert, nur die Kostüme sollen wir noch
mal durchsprechen mit dem Boss, dem sind die zu
knapp… dabei bekommt jedes Engelchen drei Federn,
das ist doch mehr als genug…
I: Du bist also immer noch im
Unterhaltungsbusiness?
R: Ja klar, hier oben ist ja sonst nicht so viel
los, und man will sich ja nicht zu Tode langweilen
haha
I: Damit sind wir schon beim Thema: Wenn Du
gewusst hättest, dass Du 1977 das Zeitliche
segnest, hättest Du da trotzdem im Jahr davor
COME CANI ARRABBIATI gedreht?
R: Unbedingt! Vorher hab ich ja nur so läppische
Sexkomödien gemacht, da war mir sehr nach was
Anderem zumute.
I: Einem brutalen Krimi?
R: Mit ordentlich Titten natürlich!
I: Verstehe. Was hat Dich noch gereizt an dem
Projekt?
R: Über reiche Stinker mal richtig herzuziehen.
Dekadentes Pack! Pestbeulen! Man kann da gar nicht
übertreiben. Wir haben's ja versucht …
I: Die Oberschicht ist nicht die einzige, die
schlecht wegkommt im Film …
R: Das ganze korrupte Gesocks, das am Geldsack der
Bonzen hängt, die hirnlosen Spießer, die
kriechenden Schleimscheisser… und die Bullen haben
mich natürlich auch schon immer angekotzt.
I: Mit Recht und Ordnung klappts nicht so ganz
in CANI ARRABBIATI …
R: Haha wie solls auch, bei diesen Methoden!
I: Du meinst den berüchtigten Move mit der
„verdeckten Ermittlerin“ …
R: „Verdreckt" würde eher passen oder „gedeckt“
hehe
I: Lassen wir das, es gibt ja noch andere
interessante Aspekte in diesem Film.
R: Echt?
I: Ja, die politischen Anspielungen…
R: Ach, der kommunistische Aufmarsch … das war
eher ein Zufall … in Rom war eh jeden Tag ne Demo,
da haben wir einfach was gedreht, kostete ja nix …
und ein bisschen vor der Kamera zu posen hat denen
ganz gut gefallen. Die dachten wir sind von den
Nachrichten! Diese Trottel.
I: Du hat ja auch das Drehbuch geschrieben,
hattest Du denn irgendwelche Vorbilder im Kopf,
Kubrik vielleicht…
R: Nicht wirklich, CLOCKWORK war mir viel zu
langatmig, aber jetzt wo Du es sagst: in Cinecitta
haben wir uns einen Spaß gemacht aus einer Kopie
nur die guten Szenen zusammenzuschneiden, also die
mit den Droogs, zum Gucken bem Abhängen… das kann
schon einen gewissen Einfluss gehabt haben…
I: Vielen Dank Mario Imperoli, wir müssen nun
wieder aufbrechen…
R: Ich komm mit runter. Jede zweite Woche bin ich
beim Kollegen vom Boss im Untergeschoss, zweiter
Kreis. Ist so ein Deal. Die konnten sich nicht
entscheiden, wer für mich zuständig ist. Typisch –
Dicken machen, aber keine Eier...
F&J&A
28.03.2024
Liebe Gemeinde:
"Zum Glück spielt Herr Paxton Akkordeon."
flüstert irgend ein erschreckend schwitzender
Mann in die tiefschwarze Einsamkeit seiner eigenen
Seele. Alle, Alles und Jede:r ignorieren ihn und
denken sich ihren Teil.
Denk-Teile wie:
"...aber kann man realitätsverweigernden
Optimismus uramerikanischer Prägung tatsächlich
als Karriereschrittmacher und über- bis
durchdrehendes Erfolgsinstrument einsetzen?“
"Führt komplette Ignoranz der eigenen
Arbeitssituation und der persönlichen seelischen
Disposition wirklich zu Ruhm, Ehre, Erfolg und
Glück, wie es der kleine überdrehte
Akkordeon-Maniker unserem tröpfelnden Helden
einteufelt?"
Und unter wahren Sturzbächen aus Schweiß und
Teilnahmslosigkeit quält sich ein weiteres
Denk-Teilchen aus einer grotesken Nebenfigur,
genau genommen aus einem erstaunlichen
Gewebebatzen, der zur Unzeit am Unort (also frühe
90er / im Kino) still vor sich hin wuchert und
eigentlich mal von einem Facharzt unter die Lupe
genommen werden sollte: "Was passiert, wenn man
Bemerkungen wie "Arm dran" zu wörtlich nimmt?"
Paxton spielt auf - und schafft es, mit seiner
geradezu sagenhaft optimistischen Einstellung den
eigentlichen Hauptdarsteller des Films, einen
wirklich hundsmiserablen Standup-Comedian auf dem
Weg vom unbekannten Bühnen-Niemand zum vergessenen
unbekannten Bühnen-Niemand, durch mannigfaltige
Krisen (HustBODYHORRORhust) zu begleiten und
irgendwie die ganze tiefschwarze Show am laufen zu
halten und voran zu treiben, einem ungewissen Ziel
entgegen, dass nur "Erfolg" oder "Tod" heißen
kann.
All das geschieht in einer gruselig bunt-unbunten,
müll- und schweißgetränkten, womöglich
postapokalyptischen, mindestens aber direkt im
schwarzen Herzen des toten Auges eines teilnahmslos
und unbarmherzig wütenden Endzeit-Orkans
befindlichen Weltbühne, in der Geschmacksverirrung,
Resignation und jede Form von Wahnsinn,
Abartigkeiten und grandios beschissenem Humor
erlaubt, nay, Status Quo sind.Das Ganze trieft vor
mehr oder minder subtilen Gesellschaftskritteleien
und einer fast schon lynchianischen, verzerrten
melancholisch-depressiven Grundhaltung sowohl aller
Akteure und Nebendarsteller als auch der wunderbar
vollgemüllten Sets.Eine Hollywood- bzw.
Showgeschäft-als-Müllhalde- Allegorie, von und für
Müllmenschen, die allesamt schwitzen, als sei das
Fegefeuer einer an sich selbst erstickenden
Unterhaltungs- und Müllindustrie noch am Toben und
Wüten, während Jede und Jeder mit einem schweren
Anfall von emotionalem Implosions-Stuhlgang zu
kämpfen haben und dabei trotzdem das
zynisch-verzweifelte Lächeln nicht verlernt
haben.Aber der Weg von der Zivilisationsmüllkippe um
die Ecke in Richtung Ruhm, Erfolg und Segsualität
(sic) in einer mutmaßlich nur ein winzig kleines
bisschen aufgeräumteren Unterhaltungsindustrie, die
ihrerseits nur und nur Müll auszuscheiden scheint,
ist ein haariger, und der weltschlechteste
Standup-Comedian kann sich äh „glücklich“ schätzen,
den vage nekrophil veranlagten Akkordeorristen (sic)
und „late, very crazy Nicholas Cage“ - Vorwegnehmer
Paxton an seiner Seite zu haben, der mit unfassbar
nervtötendem Optimismus versucht, unserem Antihelden
mit Rat und Tat und einer flotten Akkordeon-Melodei
beim Absacken von ganz unten nach TIEFER als tief
beiseite zu stehen.Die zwei Müllmänner (Ja, es
handelt sich um Kollegen bei der Müllabfuhr) wühlen
nicht nur im Schmutz, sie produzieren ihn auch,
vollkommen bewusst- und erfolglos, was ihre Wünsche
und Träume angeht, aber mit einem heiligen Eifer,
der seinesgleichen sucht.Begleiten wir die Beiden
bei ihrer wundersamen Reise auf der Suche nach dem
ehrlichen, befreienden Lachen, das es der Menschheit
hoffentlich ermöglichen mag, Dreck, Lebensunlust,
Mutationen und Hektoliter von Schweiß einigermaßen
zu ertragen.Für wen war dieses kleine nihilistische
Ding eigentlich gemacht? Wer es sich wirklich
dreckig besorgen wollte, konnte sich dazumal mit
John Waters Filmen einen "schönen" Abend machen, und
Jörg Buttgereit stand für den offenen
Nekrophilantropen schon mit "Nekromantic" bereits
1988 auf der Matte. Uns sollen dergleichen Fragen
natürlich schnuzr sein, deshalb nicht lang
gefackelt, Heizung auf „Höllenfeuer“ gedreht, zwei,
drei Mülleimer in der Bude ausgekippt, das letzte,
aber wirklich ALLERletzte Gammelhühnchen aus dem
Kühlschrank gefischt und los geht
THE DARK BACKWARD
USA 1991
R: Adam Rifkin
J+F+A
04.04.2024
Geneigtes Publikum,
diesmal bietet die Einladung keine formalen
Experimente, keine Wortjonglagen oder sprachliche
Nachbildungen verworrener Gedankengänge. Und kurz
fällt sie aus, obendrein.
Warum? Aus Faulheit, und weil jener sehr
entgegenkommt, dass wir es mit einem japanischen
Sci-Fi-Gruselklassiker zu tun bekommen, der in
sich schon so stimmig und perfekt ist, dass es
keinen blendenden Zuckerguss oder Appetitanreger
braucht.
‘吸血鬼ゴケミドロ’ übersetzt sich wörtlich als Vampir-Schwätzer
ins Deutsche, was wohl umgehende, aber
glücklicherweise unberechtigte Befürchtungen vor
humorigem Asia-Schmarren triggern mag. Ohne
Anführungszeichen landet man bei einem latent
ratlos machenden Vampirgecko, weswegen wir
auf Nummer sicher gehen und zur Orientierung den
soliden englischen Verleihtitel an die Hand geben:
GOKÉ, BODY SNATCHER FROM HELL.
Tolles Ding! So gutaussehend, dass Quentin
Tarantino seine schmierigen Finger nicht von der
Eröffnungssequenz lassen konnte und diese
„liebevoll“ von seinen Lohnsklaven für KILL BILL
nachäffen ließ. Dafür kann GOKÉ aber nichts,
ebensowenig für eine ganze Reihe von weiteren
Deja-Vus, die einen beim Betrachten ereilen mögen:
mannigfaltig sind die vom Original „inspirierten“
Werke.
Ganz eigen und einzig bleibt aber die konsequent
bedrückende Atmosphäre, die GOKÉ durchzieht. Wer
mit dem Entstehungsjahr 1968 inutitiv Lässigkeit,
Lebensfreude, E-Gitarren und ein bissl naive
Protestkultur verbindet, wird sich wundern, was
den Japanern dazu eingefallen ist. Selten war bunt
so düster und düster so bunt.
Genug! Nur ein Wort noch: Pflichtprogramm.
See you
F&J&A
11.04.2024
Liebes, leidlich Fell-loses, Spezialpublikum:
Diesmal probieren wir ein erstaunliches
Schurkenstück: Es gilt, den letztwöchigen
hyper-nihilistischen
Vampire-aus-dem-Weltall-vs.-hochgradig
verkommen-beknackte hiesige, irdische
Möchtegern-Blutsauger:innen (egoman - zynisch -
trottelig- nihilistische Deppen allesamt) Film mit
etwas zu kontern, das das Gesehene zwar nicht ungesehen
machen kann, wird oder soll, zumindest aber
unseren derzeitigen Veranstaltungs-Programm-Trend
zu pessimistischen, sich
zeitgenössisch-gesellschaftskritisch gebenden
Zelluloid-Eskapaden hochspekulativer Natur (mit
oftmals blutigem Ausgang), etwas entgegensetzt,
das gleichzeitig als krasses Antidot und
metaphorisch verzerrter Spiegel verstanden werden
kann.
Wir kredenzen also diesmal indirekt vampirisches
Viehzeugs aus dem Weltall, das zwar diesmal
niemanden um die Ecke bringt (außer manfrau
erleidet einen Niedlichkeitsoverkill-bedingten
Hirnschlag bzw. diabetischen Schock - oder ist von
einem in naher Vergangenheit liegenden Film aus
unserem Oevre so nachhaltig traumatisiert, dass
das bloße Betrachten einer sprechenden
- Katze
seelische Wunden aufreißt, die noch lange nicht
vernarbt sind), ansonsten aber skrupellos eine
Bande von dusselig-possierlichen Wissenschaftlern
nach Herzenslust manipuliert und sich auch vom
Genre-üblichen kreuzdebil/paranoiden Militär nicht
im Mindesten einschüchtern oder seinem
gradlinigen, irgendwie mächtig egoistischem und
vage kapitalistischem Ziel abbringen lässt.
Desweiteren:
-
verwirrende, unglücklich gedehnte
Ausschweifungen in die Welt der Sportwetten
und des Glücksspiels, die in diesem für Kinder
konzipierten Disney-Film zwar eine Art
erzählerische Rechtfertigung vorgaukeln, aber
erneut eher die Frage nach den
Konsumgewohnheiten der Filmmacher aufwerfen.
(Wobei diesmal Beruhigungstabletten und
billiger Alkohol statt der womöglich
spannenderen Psychedelika, die im vorherigen
Film mutmaßlich am Start waren, in die
allerengste Auswahl kommen...)
-
(relativ konsequenzenfreie) ACTION – komplett
ohne Tote, Sinn und Verstand. Aber geil ey.
-
alles, was Kinder in den Augen ausgebrannter
TV-Serienroutiniers „Spaß“ machen müsste, ach
egal, hat noch wer Whiskey von der Tanke oder
wenigstens etwas Aspirin und die
Sportwettenbeilage der Tageszeitung?
-
Herrliche alte TV Serien-Stimmung, nicht
zuletzt dank des gehäuften Auftretens gewisser
Darsteller der damals immens populären und
grade ihr Serien-Finale erlebt habenden TV
Version des Altmann-Klassikers M.A.S.H.
-
Eine seit 20 Jahren nicht aus dem Gedächtnis
des Kurators J entschwinden wollende, das
bizarre Setup massiv nach vorne, schräg
seitwärts UND oben holende Synchro (Nope,
nicht Rainer B-Style, aber... na, ihr werdet
ja hören)
-
Das putzigste Raumschiff der SF-Geschichte
-
das putzigste „Alien“ der
Kinder-SF-Geschichte (Jep, ET, hässlicher
Schildkrötenzwerg mit dem Telefon-Fimmel,
nichts hast Du von deinem DIREKTEN Vorgänger
gelernt. Nur halt spannender zu erzählen und
DEUTLICH mehr Kasse zu machen. Looooser…)
-
die ekligste patriotische Szene der
Comedy-Geschichte
Gezeigt wird
Die Katze aus dem Weltraum
USA 1978
R.: Norman Tokar
19:00 Katzenartiges Gejammer im Chat
20:00 Katzenjammer FROM OUTER SPACE
J+F+A
18.04.2024
Hochverehrtes Publikum,
letzte Woche haben wir ein weiteres Schippchen auf
den Berg unserer Lebenserfahrung schaufeln können.
Gemahnte die KATZE AUS DEM WELTRAUM zunächst an die
Empfindung, mit einem Fuß in einem Näpfchen
angegammelten Billigfutters zu stehen, zeigte sich
dann doch zur allgemeinen Überraschung, dass die
geradezu narkotisierende Betulichkeit einer
fernsehserienartigen Spätsiebzigerangelegenheit von
Männern im besten Alter als durchaus wohltuend
goutiert werden kann.
Man könnte das Ruder nun mit harter Action
herumreißen, und ein klitzekleines bisschen tun wir
es auch, gemessen jedenfalls an den bescheidenen
Maßstäben des Jahres 1968. Na gut, hart nicht grade,
genau genommen ist die Action – ach, eigentlich
alles – am dieswöchentlichen Programmpunkt dermaßen
adrenalinfrei und harmlos verblödet, dass gerade
darin die – weitere behagliche Stunden versprechende
– Verbindung zwischen den beiden Werken liegt.
Die KATZE war ein verkapptes Dual Use Produkt, das
zwar halbherzig vorgab Kinderkokolores zu sein,
jedoch womöglich bereits zum Zeitpunkt der
Entstehung ebenso für ein eher als zwielichtig
einzuschätzendes Erwachsenenpublikum angelegt war.
SUPERARGO AND THE FACELESS GIANTS hingegen richtet
sich glasklar an das Kind im Manne, und sonst nichts
und niemand. An jenes Kind, das Herren in
Strampelanzügen als Identifikationsfiguren schätzt
und mit offenem, keksbekrümeltem Mund über Gadgets
staunt, die es sich zu Weihnachten wünschen könnte.
Und an jenen Manne, der selbst angesichts eines
bemerkenswert drögen Superhelden UND der Tatsache,
dass das Schurkenaufgebot weder FACELESS noch GIANT
ist, nicht sein Eintrittsgeld zurückverlangt.
Obwohl – vielleicht war doch auch hier das eine oder
andere Nischenpublikum adressiert, wer weiß – etwa
Wrestlerfilmfreunde mit Mexiko-Phobie, die sich an
diese spanisch-italienische Coproduktion halten
konnten, oder Nylonstrumpffetischisten, die das
Gewebe ausschließlich abseits der üblichen
Körperteile eingesetzt sehen mochten.
Fast überflüssig zu sagen, dass die SUPERARGO Serie
mit diesem zweiten Teil ein frühes Ende fand.
Geschuldet womöglich dem wichtigtuerischen, aber
letztlich substanzlosen Herumagieren eines komplett
un-erinnerbaren Superhelden, der über so ziemlich
garkeine Superkräfte verfügt, außer recht fesch
auszusehen – was dem ihn verkörpenden Giovanni
Cianfriglia sehr gegönnt sei, ebenso wie die
Tatsache, dass dieser immer noch unter uns weilt,
nach über 100 Filmen und 89 Lebensjahren. Auguri di
cuore, signore!
See you
F&J&A
ps. der rot gewandete 68er SUPERARGO ist
selbstverständlich nicht zu verwechseln mit dem eher
gilblichen 67er ARGOMAN, der im August 2021 bei uns
zu Gast war.
25.04.2024
Wo soll man da anfangen.
Beim GIGANTIC im Titel, das ein zartes Band zu
unseren (keineswegs gesichtslosen) Scheinriesen der
letzten Woche knüpft?
Bei einem nervigen Blag, das beklagenswert oft im
Bild sein wird und so eine Fortsetzung unserer losen
„Kinderfilm“ Reihe begründen könnte, würde
nicht allerhand Allerlei im restlichen Film diese
Zielgruppenausrichtung zunichte machen? Wobei: was
wissen wir schon, welchen Zumutungen man seine
Sprosse so ausgesetzt hat im HongKong der späten
80er?
Bei der SERPENT, die besser nur im Titel
herumschlängelt wäre, anstatt zeitweise von einer
bescheiden fähigen Effekt-Crew, dann wieder von
kompletten Hirnis ins unerbittliche Tageslicht
gesetzt zu werden?
Bei den bleichgesichtigen,
oversized-jogginganzug-gewandeten, nach der
Weltherrschaft greifenden Knallchargen, die nicht
nur so aussehen, als ob sie sich in einem
Film von Godfrey Ho blamieren, sondern auch genau
dies tun?
Noch mehr nervigen Blagen, die das vielleicht
dümmste und visuell unattraktivste Hobby der Welt
haben: mit Abfahrt-Trockenski auf trostlosen Wiesen
herumzuholpern?
Action, die von jemandem inszeniert wurde, der einen
kennt, dem mal jemand was aus einem John Woo Film
erzählt hat? Betrunken?
Einem Krisen-Lagezentrum, in dem anhand schepper
Pappmodelle lang und breit sinniert wird, welche
scheppen Pappmodelle in Kürze einer
herbeidramatisierten „Gefahr“ zum Opfer fallen
könnten?
Unvermittelt eingestreuten Söldnern, die irgendwo
irgendwas zu regeln meinen?
Militärs, die sich nicht entscheiden können, ob sie
sich mittels floral bedrucker Anzüge im urbanen
Umfeld „tarnen" wollen, oder doch eher mittels
leuchtend roter, überdimensionierter Barretts das
genaue Gegenteil?
Bei der Frage, warum von allen diskutablen
Attributen ausgerechnet der THUNDER der GIANTIC
SERPENT so bemerkenswert sei, dass er es in den
Titel schafft?
Der deutschen Synchro, mit der uns ein gütiger Gott
beschenkte?
Ach, es ist egal wo man anfängt – enden wird es in
Tränen. Glücklicherweise nicht unseren.
See you!
F&J&A
02.05.2024
Edle Ritter der Trashnightrunde,
bei unserer Treu', wir vermissen ihn, den Sir
George R. Romero!
Hat er sich auch im Herbst seines Schaffens durch
das "Verzweifelt seinem selbst ausgelösten Zombie
Trend Hinterherhecheln" (um wenigstens ein kleines
Stück vom lukrativen Blutkuchen und
Innereienauflauf abzubekommen) vollkommen im Sumpf
aus modernistisch-nihilistischem
Untoten-Schrottfilmen und falsch verstandenem
Found-Footage-Indy-Hype verirrt, so gehen doch
einige der besten und sonderbarsten Horrorfilme,
die wir euch in den letzten Jahren kredenzen
durften, auf seine Kappe.
Mit "Martin" verpasste er dem dahin siechenden
Vampir-Genre eine überraschend-verstörende
Frischzellenkur, die durchgedrehte
Virus-Patienten-Amok-Hysterie "Crazies" zeigt
lange vor "Neuneinhalb Wochen Später", wo der
pandemische Hammer hängt, und wer die (ersten
drei) "Living Dead"-Streifen immer noch nicht sah,
hat NIX gesehen und muss erst mal nachsitzen.
Umso verwunderlicher (und erfreulicher) der
Umstand, dass der Meister auch vor eher - hmmm -
skurrilen, relativ unblutigen Filmstoffen nicht
zurückschreckte und uns den besten "Artus und die
Hippie-Biker der Tafelrunde"
Schaustellexploitation Film bescherte, den das
Nischen-Genre "Anachronistischer
Historien-quatsch" zu bieten hat.
Aber keine modische Skepsis bitteschön: obschon
die wundersame Mär um eine Gruppe von
Mittelaltermarkt-Rollenspieler-Motorradenthusiastenfreaks,
die zur Belustigung des zahlungskräftigen
Publikums ganze Ritterturniere inklusive
Lanzengang auf Motorrädern auf die Hinterreifen
stellen (und die Artus-Nummer mitunter etwas gar
zu ernst nehmen, mit dramatischen Konsequenzen für
alle Beteiligten), eher in Richtung
melancholischer Charakter- und Gesellschaftsstudie
mit humorigem Einschlag tendiert, bekommen wir von
George natürlich trotzdem Aktion satt, inklusive
bösartiger Nazi-Bikergang, einigen verwegenen
Stunts und duften Charakteren wie dem
dauerbekifften "Merlin" (Performance Artist
Brother Blue) oder Tom "Feinstes
Blut-und-Schlambambes hausgemacht" Savini in der
Rolle des Ritter Morgan, mit einer
Powerperformance, die abgayed wie Schmitz Kater
(siehe GIF zwinkerzwinker).
Nach so vielen Filmen, die verschusselte
Jugendliche auf Motorrädern beim Treffen hoch
fragwürdiger, realitätsferner Lebensentscheidungen
zeigen, ist es jetzt mal an der Zeit,
verschusselte Jugendliche auf Motorrädern beim
Treffen hoch fragwürdiger, realitätsferner
Lebensentscheidungen zu zeigen, die KEINE
nihilistischen Arschlöcher oder hohldrehende
Dünnbrettbohrer mit Satansfimmel sind!
Oh, und auch wenn der Titel es vermuten lassen
könnte: Kein Hasselhoff oder Kitt weit und nur
Teile der Darstellerriege breit.
Bei unserer Kurittoren-Ehre!
Knightriders
USA 1981
R.: George R. Romero
19:00 Uhr Die Ritter der Schwafelrunde
20:00 Uhr Trashnightriders ftw
09.05.2024
Verehrte Connaisseurs & Connaisseuses,
wir werfen erstmal drei Schwergewichte in den
Ring, dann sehen wir weiter.
Beim Namen Jack Cardiff klingelt es nicht
zwangsläufig. Und vielleicht auch noch nicht, wenn
man erfährt, dass der Mann seit den 1940ern bei
Sachen wie Black Narcissus, The Red Shoes
und The African Queen hinter der Kamera
stand. Dass er aber einfach nicht aufhörte
weiterzukurbeln und schließlich auch weitere
hochkulturelle Werke wie Conan und Rambo
II auf seiner Liste hatte, verdient dann
doch ein respektvolles Augenbrauenheben. Nebenbei
fing er an, in einer wilden Mischung von Genres
Regie zu führen, und da sind wir beim
dieswöchentlichen Programmpunkt. Wer es schafft,
im selben Jahr einen knallharten, im Kongo
angesiedelten Söldnerstreifen zu inszenieren wie
auch ein teilweise in der deutschen Provinz
spielendes, sleazy
Bikerinnen-Arthouse-Psychogramm, der darf bei uns
antreten. Diesmal: mit letzterem.
Alain Delon wiederum kennt jede/r, auch
ohne auch nur eines der 48 (!) Bücher über ihn
gelesen zu haben, die allein Wikipedia führt.
Jenen Mann, dessen „sehr gut aussehen“ Bonus
sofort stark unter Druck geriet, wenn ihm ein
Lächeln durchrutschte. Konsequenterweise hat er
sich daher so lange als harten Hund verkauft, bis
er altersstarrsinnig scharf rechts abgebogen war
und sich vermittels einer imposanten, nur leider
illegalen Schusswaffensammlung in die Bredouille
brachte. Wir sehen ihn einmal mehr zeittypisch
herummackern – interessanterweise jedoch in einem
Outfit, das selbst einen Delon visuell ein wenig
kastriert.
Marianne Faithful war als Sängerin recht
erfolglos, und ab ca. 1964 leider derart damit
über- bzw. unterfordert, lediglich als
groupieartiges Anhängsel von diesem oder jenem
gelabelt zu werden, dass sie bereits 1968 – dem
Produktionsjahr unseres Titels – beim Kokain
angekommen war, um wenig später beim Heroin und
obdachlos auf den Straßen Londons zu landen.
Heutzutage wäre es vermutlich selbst zynischen
Dschungelcamp-Produzenten zu risky, ein derart
drogenverwüstetes, heiser gesoffenes Ex-Starlet zu
casten, aber 1979 gelang ihr etwas viel besseres:
das so ziemlich unwahrscheinlichste „Comeback“ der
Musikgeschichte. Das waren noch Zeiten, als sowas
ging, und ihr letztendlich das Leben rettete – bis
heute. Alles Gute, Ms. Faithful!
Das nicht grade selbstverständliche
Aufeinandertreffen dieser drei Charaktere
bescherte uns den sehr seltsamen GIRL ON A
MOTORCYCLE, dem man flugs etwas mehr
Reichweite zu verschaffen hoffte mit dem knackigen
Alternativtitel NAKED UNDER LEATHER.
Erinnert ihr Euch an die Motorräder der letzten
Woche? Und dass diese bei aller Allgegenwart doch
verblüffend beiläufig einfach da waren, um
sich draufzusetzen, aber sonst keine besondere
Aufmerksamkeit bekamen (ausser wenn sie nicht
ansprangen)?
Dem setzen wir nun einen nichtendenwollenden
Stream-Of-Consciousness-Monolog entgegen, in dem
so manch innige Verbindung zu diesem zwischen den
Schenkeln wummernden, hitzigen Ding beschworen
wird. Wie könnt es auch anders sein, wenn für das
Drehbuch ein verkrachter Poeten-Kumpel von Ezra
Pound und Ghandi verantwortlich ist, der
sich für den unehelichen Enkel des letzen
Bayrischen Prinzen hielt? Und dafür eine
Kurzgeschichte aus der Feder eines erotomanen
Surrealisten adaptierte?
Genug! Ladies and gentlemen, start your engines.
F&J&A
16.05.2024
Estimada comunidad,
Die Frau.
Unabhängige, starke Fraue.
Frau, die ein Doppelleben führt und neben ihrer
Beschäftigung als Luchadora, die im
Batwoman-Kostüm ihre Kämpfe bestreitet, den Rest
ihrer Zeit als Spezialsuperheldin im Batwomanbikini-Outfit
herumläuft (...ein Schelm, der da eine Verbindung
zwischen der Batfrau im Wrestlingring und der
Batfrau in geheimer Mission sieht).
So geht Geheimidentität....
Aber hey, die Männer (die durchaus eindrucksvoll
demonstrieren, dass sie in einer Gruppe Frauen,
die KEINE Superhelden-Cosplay-Klamotten sondern
nur ganz normale Bikinis tragen, UNMÖGLICH
auseinander halten können, aber zuversichtlich
sind, ihre Zielperson anhand des Autos, in das sie
steigen wird, identifizieren zu können...) sind
allesammt nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem
man Denker, Lenker und Reagenzglasschwenker
zusammennageln sollte.
Der Plot des wundersamen Batman (TV) meets The
Creature from the Black Lagoon –
Wreslingspektakels aus der Feder des uns durch
"Santa Claus (1959)" wohlbekannten Vielfilmers
René "Santo en El tesoro de Drácula" Cardona kommt
uns womöglich bekannt vor:
Erneut werden "starke Männer", diesmal Wrestler
statt Boxer entführt, um sie ihres Rückenmarks zu
erleichtern welches dringend zwecks Erzeugung
einer Armee aus Fischwesen, die dereinstens die
Meere beherrschen sollen (ääh...) benötigt wird,
oh, und außerdem braucht`s natürlich noch einen
Zeugungsakt mit einer wirklich, wirklich
starken Frau (ääähh....), um dem teuflischen Plan
den letzten Schliff zu verleihen..
Gute Idee, gute Idee. Wir brauchen also ein
Fischmannmonsterkostüm, ein wenig
Taucherausrüstung, puh, das kostet doch alles so
einiges, naja, wir können an den Sets sparen, das
kriegen wir schon hin.
Was kosten denn professionelle Wrestler, die man
als Gaststars...?
WAS?
Loco nenn ich das!
Wir stopfen einfach ein paar moppelige
Hinterletzte-Garde-Luchadores in unvorteilhafte
Glitzerhosen und bueno is'.
SO.
Sonst noch was?
Oh, die Actionfilmgucker der späten sechziger
Jahre fühlen sich bei so viel Frauenpower
irgendwie dann doch etwas eingeschüchtert?
Kein Problem. Wir bauen ein Ende ein, dass in
letzter Sekunde die eindrucksvollen Leistungen der
Protagonisten mit dem wohl billigsten
Herren/Klischeewitz der Sechziger (...okeee,
wahrscheinlich auch der 50er, 40er, siebziger,
achtziger, eigentlich "ever"...) komplett der
Lächerlichkeit preis gibt, damit die Macho-Grandes
zufrieden grienend das Kino verlassen kömmen.
Job done.
Hm?
Was denn noch?
Lizenzen? Wegen der Verwendung eines bis in die
letzte Fledermausohrenspitze getrademarketen
Franchise-Namens?
Hier?
In Acapulco?
Muuhahaha, Gringo, du gefällst mir. Du bringst
mich zum Lachen.
Die Deutschen finden, dass diese Batman-Sache aus
dem US Fernsehen dem Krautpublikum zu obskur ist?
Na, was kennen die Wurstländer denn eher so?
Dracula? Dann lass die doch ihren eigenen Titel
auf das Plakat patschen. Dracula passt ja
fledermässig auch einigermassen. Whatever.
Ich muß noch einen ganzen Haufen Quatsch- Filme
drehen, keine Zeit mehr.
¡ Me importa un bledo!
La mujer murciélago aka Batwomen
aka Draculas Tochter und Professor Satanas
Mexico 1968
R.: René Cardona
19:00 bad men
20:00 Fledermaus-Tacos mit Fischeinlage
J+F+A
23.05.2024
Liebe (Trauer-)Gemeinde,
am 9. Mai war es dann so weit für unseren
verehrten Herren Roger Corman, und er folgte
seiner berühmt-berüchtigten Produktionsfirma „New
Worlds“ in seine ganz persönliche „neue Welt“. 98
Jahre beglückten sie uns und die Welt mit ihren
Ergüssen, immerhin 19 Jahre länger als ihr
Lieblingsschauspieler David Carradine, dem schon
2009 die äh Puste ausging.
Ach, irgendwie werden wir den besessenen
Scheißdreckfilmer, Sparfuchs,
Schauspieler:innenschinder (gerne nahm es Herr
Corman mit der Sicherheit seiner Anbefohlenen
nicht so genau, und Knochenbrüche, Verwundungen
oder Fast-ertrinken waren bei seinen Filmen an der
Tagesordnung) und -entdecker (Nicholsons Jack,
Hoppers Dennis, Deniros Robert, die Liste der
Schauspielergrößen, die aus Cormans Talentschmiede
hervorbrachen ist lang) sowie Urvater des „New
American Cinema“ (aus seinem Stall galoppierten
dereinst wilde Regiehengste wie Copollas
Francisford und Scorceses Martin, aber auch
Genregrößen wie Dantes Joe oder Cammerons James
verdankten ihm ihre ersten Sporen oder so)
vermissen.
Keine obskuren Abenteuerfilme, rücksichtslos aus
anderen Filmen zusammengestückelte Cashgrabs oder
bizarre Psychedelicfilme mehr, verweht sind die
Trockeneisschwaden aus den vielen Poe'schen
Gruften und Kellergewölben, in die niemand mehr in
irgendwas eingemauert wird. Aber wenigstens auch
keine fragwürdigen Dreharbeiten, bei denen
vollgekokste und sturzbesoffene Stars (Carradine,
Jennings) entweder mit Gewalt davon abgehalten
werden müssen, sich stark alkoholisiert auf
leidlich futuristische Motorräder zu setzen
(dssssgeehtschon klakannichnochfaahn) oder auch
mal dem Regisseur (glücklicherweise in diesem,
unserem Fall NICHT Herr Corman persönlich sondern
Newcomer und einmal-Regisseur Nicholas Niciphor,
der allen Multitoxiker:innen am Set offenbar
immens auf die Nerven ging) das Nasenbein brechen.
Die guten alten wilden 70er sind nun endgültig
vorbei für Sie, Herr Corman, und wir... nun ja,
laden Sie ein, sich mit uns gemeinsam nochmal die
von ihnen produzierte, völlig versemmelte
„Fortsetzung“ ihres legendären Meisterwerkes Death
Race 2000 zu Gemüte zu führen, denn obschon sie
mit dem Endergebnis (sprich: der Kinokasse) nicht
besonders zufrieden waren, sei ihnen zum Trost
gesagt, dass der Film immerhin 3 Jahre vor dem Mad
Max: The Road Warrior schon die Blaupause für
unzählige Endzeitfilm-Epigonen lieferte, die uns
und viiiielen Freunden des gepflegten schlechten
Geschmacks ein wahres Füllhorn an Freud' und
Vergnügen beschert haben und bescheren. Wäre ihnen
nur noch ein wenig der satirischen Reststrahlung
des „Vorgängers“ und ein etwas unstressiger
Regisseur (der seinen Launen scheinbar lieber an
den erwähnten Multitoxiker:innen als am
Schneidetisch austobte) vergönnt gewesen, der
kleine Scheißfilm
DEATH SPORT aka Death Race 2050 aka Giganten
mit stählernen Fäusten
USA 1978
R: Allan Arkush, Nicholas Niciphor (als Henry
Suso) mit seinen fröhlichen Foltereien, dämlichen
Motorradstunts, windelbekleideten Helden,
jämmerlichen Warlord“Führern“ und
1-Dollar-Store-Mutant:innen und dem ganzen
unüberzeugendem Zukunfts-Endzeit-KIKmarkt-Look,
hätte sicherlich ein dankbareres Publikum
gefunden.
So bleibt ihnen nur, aus ihrem ewigen Schlaf
womöglich einen kurzen Moment zu uns hinunter zu
blinzeln (oder hinauf?) und dürfen getrost
feststellen: Die Trashmovienight wird auch ihre
lausigeren Filme – und natürlich sie selbst –
niemals vergessen.
Darauf ein wenig Chemie und Whiskey.
J+F+A
30.05.2024
„Wir können anfangen zu drehen! Ich hab die
Finanzierung!“
„Wow 150.000 Dollar!!“
„Naja… nicht ganz … aber es wird schon reichen…“
„100.000?“
„14.000.“
„…“
„Egal, wir müssen nur ein paar Szenen umschreiben,
dass sie nicht so aufwändig werden…“
„Oh, also kein Riesenrave als Location … eher so ein
kleines Festival?“
„Eine Bar muss reichen“
„Bar? Ein Rave in einer Bar?“
„Schau, die Technoleute sind sowieso eher
anstrengend, und man muss die ständig mit Drogen
füttern … also echten. Und das Budget reicht grade
für unsere.“
„Aber wir wollten doch ein psychedelisches
Elektromusikdrama machen? Wie soll das gehen?“
„Meine kleine Schwester hat doch diese Clique…“
„Was? Diese affigen
Pseudo-Wave-Neo-Punk-Goth-Irgendwas? Im Jahr 2017?
Wer glaubt, dass die live Dancetracks mixen und
komplexe Visionen haben in veränderten
Bewusstseinszuständen?“
„Man kann das ja ein bisschen anpassen … die könnten
stattdessen eine Band haben … und singen …“
„…“
„Hör zu, ich will ja nur unseren Film retten. Am
Schluss erinnern sich sowieso alle nur noch an die
Action. Ich hab schon mal 20 Liter Kunstblut
bestellt in China.“
„Was?“
„Ich weiss, Du wolltest eine deepe Story haben und
endlich mal richtig gute Tripsequenzen… aber ich bin
nicht sicher, ob die Leute das checken“
„Aber die geile Idee mit der neuen Droge!“
„Jaja, wie heisst das Zeug, Dingsbums, Tit… Tesa…“
„Theta. THETA, Mann! Ich habs Dir schon hundertmal
gesagt!"
„Stimmt, jaja, geiler Name. Aber das mit den
verchromten Pillen wär echt Aufwand und teuer…
vielleicht nehmen wir dafür einfach so Weingummis?“
„Was?“
„Ach das passt schon … und das ist ok mit mehr
Gewalt? Checkt jeder. Kommt immer gut.“
„Und noch ein paar nackte Schwänze oder was??“
„Ja mann, das könnte funktionieren!“
„Puhhh… aber das Dankeschön an Leary und Huxley und
Hunter S. Thompson lassen wir im Abspann?“
„Geht klar. Und an Hershell Gordon Lewis.“
„Hersh wer?“
„Du wirst schon sehen.“
F&J&A
(gegeben ward THE THETA GIRL)
PAUSE & Exkursion zu FURIOSA
13.06.2024
Liebe Gemeinderiche,
nachdem wir uns die letzte Zeit erfreulich oft mit
Frauen, die ihren äh „Mann stehen“ (und sehr vielen
Motorrädern) beschäftigt haben, gilt es nun, sich
fairer Weise ausnahmsweise wirklich nur ganz
sachlich-ironisch und selbstkritisch mit dem
Achtziger Jahre Männerbild auseinander zu setzen,
das viele von uns unbewusst oder (schmerzlich) bewusst
zu dem Haufen Weichlöcher-Jammerlappen gemacht hat,
welche die undemokra- äh undogmatische,
mittelrechtsunten-patriarchalische
Mehrheitsgesellschaft heute so Wort- und Tatenreich
bejammert, zum Wohle der gesellschaftlichen
Rechtsaussen-Ordnung, die sich, unpolitisch und
konsequent im politischen Naturalismus verankert,
endlichendlich wieder auf die Hintersackhaare stellt
und hoffentlich den bedauerlichen Trend zur freien
Wahl der eigenen (Gender) Identität stoppen, wenn
nicht umkehren könnte.
Verdammt, es muss doch möglich sein,
ölig-schwitzende Muskelsympathozottel und deren
nicht minder glitschig-haarige Counterparts beim
sich alle Knochen brechen und hardcore-Anschmusing
begutachten zu können, ohne dabei verschämt ein
spitzenbesetztes MAGA-Taschentüchlein über die
verräterische Beule in der Wildlederjeanshose zu
decken.
Zum Glück gibt es in
ROAD HOUSE
USA 1989
R.: ein Rowdie namens Rowdie
genügend schwächlich-sexye Schmachtmariechen, die
unser Patrick „Dirty broken Waves“ Swayze
alibimässig flach legen kann, damit Mann immer eine
Ausrede parat hat, wenn unbemerkt ein paar
schelmische Samentropfen aus der speckigen Hose
hervorsprudeln wie Fettketchupsoße aus dem
Vollfleischbürger-Burger.
Geil.
Es geht also in die achtzigerigsten Achtziger der
späten Achtzigerjahre. Gezeigt wird die Geschichte
eines Türstehers, des Besten natürlich (bis auf den
anderen „der Beste“, aber Details interessieren hier
weiß Gott nicht die Dünnschißbohne), der irgendwie
alles und jeden sanftmütig vollsülzt und
krankenhausreif (wenn's langt...) prügelt oder mit
kurzen und langen Gegenständen (Messern,
Billardqueues, seinen eigenen Stahlfäusten und
eigentlich allem, was Mann so zum penetrieren
gebrauchen kann, hüstel) in die Schranken oder
direkt vor die Höllenpforte weist.
Aber auch sonst ist der Karateka mit Uni-Abschluß
weit mehr als nur ein sportliches Kerlchen, dass auf
die Kacke haut – er QUATSCHT auch jede Menge Kacke
(der Streifen ist berüchtigt für seine endlos
debilen „Comebacks“ und „Oneliner“, ein Grund für
uns, gleich mal anhand der famosen deutschen
Synchronfassung zu überprüfen, wie wohl ein Satz wie
„I used to fuck guys like you in Prison“ für unsere
erst west-, dann gesamtdeutschen Ohren aufbereitet
wurde, im Jahr, als die Mauer fiel.
Leider nicht auf unsere Trommelfelle oder Sehnerven,
fürwahr, denn erspart bleiben uns deshalb auch
nicht:
- Gräßliche Frisuren galore
- V-Ausschnitte
- Verhauaufsmaul-Schitte
- Ölige Männer!
- Saufen!
- Bärte!
- „Vokuhila“ vs. „Voll Cool – he? Naa“.
- Auf die Fresse!
- Aufs Maul!
- Auf die Goschn!
- Wenns sein muss 50 mal.
- (minus) Zen-Philosophie („Be nice – until you
are not“)
- Auto, Häuser, Innendekor kabOOOOOM
- Schweiß!
- Blut!
- Knochenbrechen!
- Taxidermisten-Fu!
- Bürgerwehren!
- Kehlkopf-OPs - ohne Betäubung
- Soundtrack vom Hauptdarsteller Schweißsieg -
ohne Betäubung!
- 80er
- Achtziger
- AAAchziiiijer!
Dringende Empfehlung des Hauses: Betäubungsmittel
ALLER Art bereit halten! Zum breit halten!
J+F+A
19:00 Voll cool hier, Wa?
20:00 Fuck-kuhila
20.06.2024
Geneigtes Publikum,
das Kuratorenleben ist ein herausforderndes und
aufregendes.
Galt es in früheren Zeiten, bahnbrechende Double
Features auszubaldowern UND dabei die Semesterthemen
des Filmbereichs der HfG kongenial zu begleiten
(ohne allzusehr in den Verdacht zu geraten, per
mutwilliger Herleitung zu zeigen, was wir ohnehin
sehen wollten), so ist nunmehr unser selbst
gesetzter Anspruch: eine nicht endende, kunstvoll
ziselierte, eurer Persönlichkeitsentwicklung
umfassend dienliche Assoziationskette von Woche zu
Woche, von Film zu Film zu knüpfen.
Der Auswahlprozess dafür wurde über etliche Jahre
ebenso verschärft wie verfeinert; im Kuratorium
spart man nicht an filmtheoretischen
Infragestellungen und Kritik. Mehr als einmal wurde
in letzter Minute noch eine Kurskorrektur
vorgenommen, wenn in intensiven fachlichen
Diskussionen auch nur leiseste Zweifel aufkamen, ob
das erwogene Werk wirklich den bestmöglichen
Anschluss an das vorherige herstellen würde, um
deren Gemeinsamkeiten zu be- und unser Publikum (in
aller Bescheidenheit) zu erleuchten.
Um die Mühsal und profunde Solidität unserer
Entscheidungsfindung zu veranschaulichen, geben wir
Euch – exklusiv – eine vollständige Dokumentation an
die Hand, wie wir den Folgetitel zum zuletzt
goutierten spätachziger Prügelepos ROAD HOUSE
bestimmen konnten.
Von: Trashnite Official
Betreff: den gibts nächste woche!
Datum: 15. Juni 2024 um 21:04:55 MESZ
ARENA!
1989!
Haarspray!
Barfights!
Chunky Beef Guys!
Chunky Beef Gays!
All muscles, no brain!
In outa space, man!
geht klar?
Von: Winston Ritter
Betreff: Aw: den gibts nächste woche!
Datum: 15. Juni 2024 um 21:12:29 MESZ
Optimal alda!!!!!!
See you,
F&J&A
27.06.2024
Liebe Spochtsfreund:innen,
nach dem Ausflug in eine futuristische Welt, in der
ein junger Mann erst widerstrebend, dann mit vollem
Elan in das Spochtgeschäft einsteigt, und
dem Umstand Rechnung tragend, dass an unserem
gesegneten Donnerstags-Termin die emsigen,
hochbezahlten Ballkünstler, deren wüstes Treiben
hierzulande grade die Gemüter bewegt und die Lebern
anschwellen lässt, eine wohlverdiente Pause
einlegen, nutzen wir die Gelegenheit, uns anderen
spielerischen Formaten zuzuwenden.
Trashmovie-Style versteht sich.
Allzu weit tauchen wir diesmal nicht in die
Quatschfilm-Historie ein, nur schlappe zehn Jahre in
die (japanische) Vergangenheit führt uns der Weg:
Wir haben das seltsame Vergnügen, Partizipienten
eines hoch fragwürdigen
Kinderspiel-Brutalo-Update-Events beim spielen und
sterben zu betrachten, die problematischerweise:
*minderjährige Schulkinder sind
*nicht freiwillig an diesen an und für sich harmlos
daher kommenden Freizeitbeschäftigungen teilnehmen
*qoa Manga-induziertem Setting einigermaßen dusselig
und – für westliche Augen – mitunter hochgradig
nervtötend agieren und noch die einfachsten
Spielregeln (mit tödlichen Konsequenzen) versemmeln
*und schlicht und ergreifend (bis auf einige, seeehr
wenige Auserwählte) auf Verderb und Un-gedeih von
albernen, Gottgleichen Wesen zum Amüsement derselben
UND des Publikums einem gar zu frühen Ende entgegen
manipuliert werden.
Das mag die geneigte Zuschauerschaft mit Recht an
den Frühnuller-Schülerkillerabschlachtspass „Battle
Royal“ und all seine Epigonen gemahnen. Aber zum
Glück erwartet uns nicht irgend eine minderwertig
produzierte Fremdschäm-Gewaltorgie
humorlos-quasisadistisch-sensationalistischer
Machart, verzapft von untalentierten, knauserigen
Nichtskönnern, sondern ein leidlich günstig
produzierter, bis zum Rand mit abseitigen Ideen
vollgestopfter Horror / SF / Mangaesker
Riesenquatsch mit mindestens fünf Zungen in der
Backe und einer Wagenladung Salz zwecks besserem
Konsum des kunterbunten Asia-Schlock-Breichens
gewürztes, deliröses Spektakel von einem uns schon
mehrfach über den Weg gehoppelten Bizarro-Profi, der
hier zwar nicht sein psychedelisches Meisterwerk,
wohl aber ein erfreulich durchtriebenes
Dauerfeuerwerk an abseitigen Ideen mit viel Humor
und Liebe zum Pervertierten, abliefert bzw.
abfackelt.
Die Rede ist natürlich von TMN
Dauerehrengastregisseur Takashi Miike.
As the Gods will
Japan 2014
R.: Mihihihiiikes Takeshi
Die Verfilmung von 14 Kapiteln einer populären,
gleichnamigen Manga Serie, die als loser Ideengeber
Pate stand, beackert das schon als Subgenre zu
bezeichnende Feld des „Schüler:innen müssen für
irgendwelche dubiose Diktatoren / Gottheiten /
dämonischen Kräften mörderische Spiele absolvieren“.
Das ganze wird erfreulicherweise mit Takeshis Castle
artigen, japanischen Weirdo-Spielshow-Elementen
unterfüttert und bezaubernd mit hie und da
miserablen CG Kreationen, die es weiß Gott nicht auf
Realismus, dafür auf anarchisch daherkommenden Spaß
am Grotesk-bizarr-verspielten anlegen, angereichert.
Zwischen den Zeilen blitzt auch hier und da der
Miikesche Sinn für zarte Medien- und
Unterhaltungskritik auf, die gerne mitgenommen wird.
Darüber hinaus bietet der Film diverse
TMN-Publikums-Triggerpunkte (Yep, es kommt eine
Katze vor und die Fußballverächter müssen hinnehmen,
dass es zumindest einmal das Treten einer Dose nach
Bolzplatz-ohne-Lederball-Art zum zentralen Element
erhoben wird), also Obacht. Gewalt gegen männliche
und weibliche Teenager mögen auch nicht unbedingt
Jedermann:fraus Geschmack sein, aber hei, wir sind
mittlerweile ja so einiges gewohnt, und Herr Miike
nimmt selbst in den unangenehmsten Gewaltszenarien
immer auch noch das äääh komische Potential wahr,
welches sich aus der fast schon
Funpunk-nihilistischen Grundhaltung seines Films
bzw. dessen Vorlage quasi automatisch ergibt.
Ach, genug gebabbelt, wir Kinder aus Trashhausen an
der Quatsch haben uns ein wenig abseitige
Unterhaltung bestimmt mit Sicherheit auf jeden Fall
redlich verdient und sagen einfach: Lasst die Spiele
beginnen!
J+F+A
04.07.2024
Chers amis, chères amies,
statt eine Assoziationskette zu den
letztwöchentlichen „Zehn kleine Japanerlein“ des
Herrn Miike zu schmieden (genauer: zehn
Millionen toten Schulkindern, drunter wollte
er’s nicht machen), schalten wir um auf
Kontrastprogramm.
Dafür nehmen wir reichlich zeitlichen Abstand
(Zurückspulen von 2014 nach 1971), ebenso räumlichen
(8.000 km nach Kanada); wir wechseln das Genre (von
Metzelei zu Musicalkomödie), shiften von japanisch
OmU auf französisch OmU, verengen unser Gesichtsfeld
auf 4:3 und kleben ein dickes ODDBALL Label
auf das Ganze!
Wobei, jedwede Verbindung zwischen den beiden Werken
zu kappen gelingt uns dennoch nicht. Basierten
Miikes GODS auf einem Manga (wie gefühlt so ziemlich
alles in Nippon), so haben wir es auch diesmal mit
gedruckten Vorlagen zu tun: Schlimm schundigen
Spionage-Heftchen!
Bemerkenswerterweise existiert im Land des
Ahornsirups eine Behörde namens Office national
du film du Canada, deren offizielle Aufgabe es
ist, die kulturelle und gesellschaftliche
Darstellung des Landes zu fördern.
Darin gab (gibt?) es verbeamtete (!) Regisseure,
unter anderem einen Herrn Godbout, der für
vorliegende Angelegenheit verantwortlich
zeichnete. Inwiefern diese dem kanadischen Image
in der Welt dienlich war, sei dahingestellt.
IXE-13 würde in manchen Kreisen wohl als
„cineatische Kuriosität“ bezeichnet werden, in
anderen als unverschämte Zumutung, gar Nötigung zum
Fremdschämen – alles zu Recht. Wir erblicken ein
nervenzerrüttendes, in jeder Faser
70er-durchtränktes Potpourri aus abgrundtief
dämlichem Comedytruppenhumor, knalligen Looks,
verdächtig bekifft wirkenden Ideen und
„ironisch-satirischer“ Haltung zu Klerus,
Klischee-Kinesen und Kanonen. Nein, das würde man
heute nicht mehr so machen können, sollen und
wollen.
Mounties Python this ain’t. Trotzdem oder
grade deswegen: unverzichtbar auf unserer Playlist
und in Eurem Erfahrungsschatz. Que Dieu nous aide!
F&J&A
PAUSE am 11.07. und 18.07.
25.07.2024
Erst dachten wir:
Zwei Wochen ausgesetzt, da muss was GANZ
BESONDERES kommen! Wir haben so viele feine
Sammlerstückchen eingesammelt; Aha-Erlebnisse
induzierende, hart am Kunstwerk schrammende
Obskuritäten, schlicht: tolle Filme; einen davon
zeigen wir, nur welchen?
Dann dachten wir:
Fuck it.
Deswegen servieren wir diesmal amtlich klassischen
Trashnite-Scheissendreck, wie vor Urzeiten, in den
allerersten Jahren der TMN: Ein billig
zusammengeschustertes Gorefest, das dem späten Fulci
nicht peinlich gewesen wäre. In dem die Mimen und
Mimösen in jeder Hinsicht unterbelichtet sind und
sich so deppert ins Unheil manövrieren, dass es
Armando „Reitende Leichen“ de Ossorio zur Ehre
gereicht hätte. Ein mexikanisches Machwerk, das sich
alle Mühe gibt so zu tun, als sei es nördlich der
Grenze gedreht, por el amor de Dios. Mit einer
Story, die auf ein Mezcal-Etikett passen würde, ohne
das man vorher was wegradieren müsste. Mit
tiefsinnigen Erkenntnissen wie „It looks like a
basement!“.
Für alle, die RETURN OF THE LIVING DEAD nicht
nochmal gucken wollen. Prall gefüllt mit 80er Looks,
Attitüden und Moves, ganz ohne „cleveren“
Retro-Twist – weil echter Stoff from good ol’ 1989*
Besser als in mythischen VHS-Zeiten ist allerdings
die Qualität, in der wir GRAVE ROBBERS aka Ladrones
de Tumbas zum Besten geben. Die Helden von
Vinegar Syndrome haben sich einmal mehr die Mühe
gemacht, das bestmögliche Material aufzutreiben und
einen Top Job bezüglich Restauration abgeliefert.
Auf dass wir das ganze Gesabber, Gestammel und
Gestümper in voller Pracht und Widescreen genießen
können. For Better or Worse!
See you
F&J&A
* wer auf toupiertes Haar und stonewashed
Jeansjacken allergisch reagiert, sollte passende
Medikation bereithalten. Alle anderen auch.
01.08.2024
Urlaubszeit, liebes Publikum!
Zeit, sich mal nackig zu machen und auf idyllischen
kroatischen Inseln nach goldfarbenen
Außerirdischen zu spähen!
Zeit, sich mit seinen Hobbys (Science
Fiction Literatur verfassen und in die Realität
hinein zu phantasieren) zu beschäftigen, Zeit, an
sich harmlose MUMUs auf unerwartet gewaltbereite
Hochzeitsgesellschaften los zu lassen, Zeit,
einen Kaffee aus güldener Roboter:innen-Hand
zu genießen, Zeit, sich an fiebrigen Animationen
und unerhört schönen PIU PIUUU Augenlaser-Klängen
zu ergötzen.
Zeit für einen von einem offenbar tauben Krokodil
aufs formschönste restaurierten, vom
Essigsyndrom-Videokuriositäten-Label (dem wir so
manche wunderliche Restaurationsfassung dubioser
Filmkunst zu verdanken haben) famos produzierten und
von uns liebevoll kuratierten SF/nicht für Kinder
geeigneten
Kinderfilm/Mumumonstermovie/Animations/Satire/Fiebertraum
aus Kroatisch-Tschechischer Hand.
Zeit für große Augen und kleine Pupillen (oder
umgekehrt), Zeit für undurchsichtige
Balkan-Gesellschaftssatire, Zeit für einen
Hauptdarsteller, der irgendwie aus dem jungen David
Caradine und dem mittelalten Chuck Norris
zusammengetackert worden zu sein scheint, Zeit für
handwerklich meisterhaft gewirkte Effekte und
Kreaturen aus den bewährten Händen des renommierten
Trickfilmers Dusan Vukotic (der hier einen seiner
raren Realfilme vorlegt) und seines Kumpels, dem
unkaputtbaren Meister der surrealistischen
Pixeliationen und
Ton-Knete-Materialschredder-Animationsfilmorgien Jan
Svankmajer, der dieses Jahr seinen neunzigsten
Geburtstag begehen darf und immer noch aufrecht im
Regie-Sattel zu sitzen vermag.
Zeit für
Gosti iz galaksije
aka
Gäste aus der Galaxie
aka
VISITORS FROM THE ARKANA GALAXY
aka
Was zum F**k war denn da 1981 schon wieder in
Kroatien los???
Erklären Sie sich, Regisseur Vukotic!
Gönnt Euch, Schwestern und Brüder, gönnt Euch
korrekt! Rakija in die Birne, lecker
Tschechenbierchen hinterher, Chemische Nachbrenner
gezündet und ab in eine sehr eigenwillige
Frühachtziger-Phantasmagorie! Starke Stückchen für
Freche Früchtchen!
08.08.2024
Prompt:
Generiere ein Video von 104:58 min Länge im
Seitenverhältnis 4:3 das aussieht als wäre es ein
1989 in den USA von sich sehr schlau findenden
Filmstudenten mit wenig $ und zu vielen Ideen
produzierer Sci-Fi-Movie, mindestens so verwirrend
und überambitioniert wie tschechisch-kroatische
Koproduktionen etwa 8 Jahre früher, aber ohne
Nudisten am Strand, dafür mit Kritik am Kunstmarkt,
an Überwachungstechnologie, anonymem Großstadtleben,
Kapitalismus und Zahnhygiene. In Farbe. Erstelle und
verwende Amateurschauspieler, die jedwede
darstellerische Zurückhaltung vermissen lassen.
Zeige ausführlich, was Deine Computerkollegen
seinerzeit grafisch zu bieten hatten. Erzeuge das
Gefühl, dass die Macher sowohl sich wie auch eine
undurchsichtig „progressive“ inhaltliche Agenda
komplett und ohne jedwede Rücksicht auf
Befindlichkeiten der Zuschauer verwirklicht haben.
Mach es enervierend „independent“ und „eigenartig“.
Gib dem Ganzen einen „wir haben nach all den Jahren
jede erhaltene Szene
zusammengekratzt“-Directors-Cut-Vibe. Makeup ist
wichtiger als Musik: Gedudel reicht.
processing … processing …
See you!
F&J&A
(gegeben ward SPLIT)
PAUSE am 15.08.
22.08.2024
Dear all,
hätte man es ahnen können? Dass einer unserer
Kuratoren, kaum lässt man ihn damenbegleitet für ein
paar Tage in eine einsame Hütte fahren (zumindest
das zivilisationsnahe Pendant dazu), in nicht nur ein
Schlamassel gerät, sondern eine ganze Serie?
Glück im Unglück: immerhin reden wir nicht von
Dämonenflüchen, Zombieinvasion oder aufdringlichen
Nachbarfarmern mit kreativen Kochrezepten, sondern
„nur“ von Notfall-Zahnentfernung, Hexenschüssen (!)
und Brandblasen.
Zusichern musste sein Kollege, also mithin ich,
schnell ersatzweise etwas aufzutun, dass weder Hexen
noch flammende Inferni beinhaltet. Nach einem
empathischen Reflex samt Erwägung, ein möglichst
schonendes und schadensarmes Programm
zusammenzustellen, konnte jedoch die dem Drama
innewohnende Steilvorlage nicht übersehen werden.
Deswegen ziehen wir eine unserer untersten
Schubladen auf und ROCK’N’ROLL NIGHTMARE
hervor.
Reise in Ferienhaus! Damenbegleitung! Dämonenflüche!
Blondmähniger Hüne trotzt Unbill mannigfaltigster
Art! Canadian Powerrock straight from 1987!
Soundtrack:
- „We Live to Rock“
- „Energy“
- „Edge of Hell (Wildlife)“
- „Danger“
- „Live It Up“
- „Steal Your Thunder“
- „The Challenge“
- „Heads Will Turn“
- „Touch Me Feel Me“
- „Maybe It's Love“
You get the music.
Es sei inständig angeraten, sein Hirn vor Filmstart
an einem sicheren Ort zu deponieren und erst nach
den Schlusscredits wieder in Betrieb zu nehmen.
F&J&A
29.08.2024
Willkommen, liebe lauwarme Brüder:innen des
grenzwertigen Geschmacks,
zu einem cineastischen Trauerschmaus „...Zuckersoße
auf dem leckeren Schweinebraten...“ (Christian
Keßler: Willkommen in der Hölle. 2002, S. 44/45, die
Synchronarbeit von Synchro Dialogbuchautor, UND
Sprecher Rainer Brandt († 2024) recht abschätzig
aber auch treffend, kommentierend).
Vieles wäre über die profilierte „Sartana“-
Italowestern - Serie um einen plapperigen,
schlitzohrigen Antihelden mit flinkem Abzug-Finger
und noch flinkeren Pokerhändchen, zu schreiben, mehr
noch über den „Ur-Sartana“ Darsteller Giovanni
Garcovich a.k.a. Gianni Garko a.k.a. John Garko, der
in diesem vierten Film der Italowestern-Reihe (nach
einer kleinen Kreativ-pause) wieder in das
metrosexuelle Westchen des titel-gebenden
Halbhalunken schlüpfte (lange bevor er sich als Graf
Dracula (eigentlich ja „Stanislaus“...fragt
nicht...) durch Oberbayern durchknusperte (Graf
Dracula (beisst jetzt) in Oberbayern D. 1979).
Und hell and damnation, auch Regisseur Giuliano
Carnimeo a.k.a. Anthony Ascott a.k.a. Antony Ascot
a.k.a. Jules Harrison hätte es verdient, ausgiebig
für seine Arbeit an diesem Streifen und weiteren
filmischen Bankrotterklärungen, in denen sich die
Sartanas, Djangos, Ringos, Hallelujas, Irren Typen,
vielen Fäusten und flotten Teens tummeln durften
bzw. mussten, gewürdigt bzw. zur Rechenschaft
gezogen zu werden.
Aber Letztgenannter weilt seit 2016 nicht mehr unter
uns, Herr Garki hingegen ist einfach nicht tot zu
kriegen (wir sehen: wenn man nur genügend fast
unsterbliche, fragwürdige Helden verkörpert,
verkörpern sie einen offenbar zurück und man lebt
fast ewiglich... ;-) .
Rainer „Synchronlegende“ Brandt hingegen,
verantwortlich für das Synchro-Dialogdrehbuch
(zusammen mit seinem Best Buddy Brunnemann) und
Sprecher des Titel gebenden
Falschspieler-Baller-Blödels ist, nun ja, „...noch
warm und schon Sand drauf“ - und hat mit
seiner „Schnodder-Synchro“ bei den allermeisten von
uns derart bleibende Schä--- ich meine: Eindrücke
hinterlassen, dass wir aus Anlass seines Heimgangs
diesen kleinen, gar nicht mal sooo schlechten
Spaghetti-Stinker aus dem Jahre des Herren 1970
kredenzen, in denen sich Rainer und seine
Synchron-Spießgesellen mal so richtig austoben
durften.
Dem Anlass angemessen sparen wir uns eine
kostspielige Trauer-Blueray-Kopie des Films und
zeigen einfach die passable full HD DuRöhren-Version
(NICHT SCHUMMELN!!! Wer sich spoilert, den spoilert
das Leben!) in glorreicher
Knistarkrachknuschper-Nicht-Qualität, die aber weder
den irritierend zeitgemäß wirkenden Sprüchen (*),
noch der erstaunlich guten Western-Musik des
Morricone-Kumpels (bzw. zeitweilig sogar
Dirigenten!) Bruno Nicolai einen allzu abbrüchigen
Abbruch abbricht.
(*) Triggerwarnung. Wer in irgend einer Form etwas
mit dem jüngsten Terror-Akt in Solingen zu tun hatte
bzw. davon mehr als nur durch Medienschau betroffen
war und ist, den bitten wir, die 44 Jahre früher
entstandene Witzelei ob des im Rücken eines Mannes
steckenden Messers, nicht zu persönlich zu nehmen.
Brandt war seiner Zeit zwar mitunter weit voraus,
bei der angedeuteten Formulierung handelt es sich
allerdings um einen reinen, Zufallstreffer ohne Arg
und IS Bezug.
Versammeln wir uns also in der brütenden
Spätsommerhitze gemeinsam vor der Röhre und gedenken
wir eines Mannes, der buchstäblich Filmgeschichte
geschrieben hat und den wir, verflucht Halleluja,
Keule, vermissen werden.
Naja. Bis auf seinen latenten Rassismus, der
vielleicht, vielleicht auch nicht, dem Zeitgeist
geschuldet sein mag, der diese bizarren Filme nun
mal hervor gebracht hat.
Hmmm.
Und seine latente Homophobie...
Und das verquere Frauenbild...
...und...
Nein, Stop, nichts von alledem gehört hier her und
von den Schlechten redet man nicht tod.
Lieber:
Sackbrause und Milch vom Gnu eingeschenkt,
Speckbohnenfurz aus der Kackrinne posaunt,
Zigarrenförmige Kräuterzigarettlein zwischen die
Kauleisten ("rauch dass. Kannste besser kacken"),
tief Atem holen und sich in Rainers ganz spezieller
Version von „Buon funerale amigos… paga Sartana“
(Spanien / Italien 1970) suhlen wie ein fröhliches
Säuchen nach der Seuche.
J+F+A
05.09.2024
Dobrý večer,
allzuviel sollte man gar nicht mitteilen müssen, um
Euch den Mund wässrig zu machen und den Donnerstag
herbeisehen zu lassen: Es möge genügen, einen
weiteren Beitrag aus unserer jüngsten Reihe Tschechischer
Humor zum Nachdenken anzukündigen.
Und weil wir Verkettungen und Anschlüsse lieben, ist
es eine weitere Sci-Fi Komödie, diesmal ganz ohne
kroatische Kooperationseinflüsse. Es gibt den puren
Stoff – kompromisslos wie eine Eisdusche,
verabreicht von weißbekittelten Matronen in einem
gekachelten Keller in Karlovy Vary, gefolgt von
einer Flasche Becherovka auf Ex.
Dass heuer Science und Fiction
ungewöhnlicherweise nicht in künftige Äonen, sondern
die Vergangenheit führen, und zwar um in der
(mittlerweile historischen) Zukunft des Jahres 1999
eingetretenes Unheil rückwirkend ungeschehen zu
machen – das ist nur die erste Gehirnakrobatik, die
Euch bevorsteht.
Ganz nebenbei wird hochaktuelles Genderbending
betrieben – wenn auch unfreiwillig – und auch sonst
ist man seiner Zeit mächtig voraus. So gibt es etwa
die filmhistorisch erste Sichtung eines
Selfie-Sticks zu vermelden, und das im Jahre 1970!
Weitere interessante Konzepte wie einen Rasier-Bot
und (audio)verwanzte Katzen werden wir zu gegebener
Zeit diskutieren.
Eigentlich wollte man nach den Dreharbeiten 68
früher raus, leider rollte eine sowjetische
Geschichtskorrektur auf Panzerketten dazwischen.
Umso erfreulicher, dass der sehr, sehr seltsame I
KILLED EINSTEIN, GENTLEMEN auf welchen Wegen
auch immer erhalten und sogar veröffentlicht wurde.
Solcherlei kultureller Input mag zur heutigen,
notorisch liberalen tschechischen Gesetzgebung
beigetragen haben, die folgendes zur
Ordnungswidrigkeit verläppischt: Fünf
Hanfpflanzen oder 15,0 Gramm Marihuana, 40 Stück
Zauberpilze, 5,0 Gramm Haschisch, fünf LSD-Blotter
oder andere Materialien mit LSD, 1,5 Gramm Heroin,
1,0 Gramm Kokain und 2,0 Gramm Methamphetamin.
Sowie Schnaps und Pilsner ohne Limit, versteht sich.
Wir betonen für Donnerstag: alles kann, nichts muss.
F&J&A
12.09.2024
Liebe Alle.
Nach der stilistisch zwiespältigen
Zeitreise-Groteske der letzten Veranstaltung, die
sich nicht recht entscheiden konnte, ob sie nun
lieber eine gewitzte, semi-futuristische
Gesellschaftssatire, ein Kinderfilm, ein
Theaterstück oder eine wie üblich für Westmenschen
der 2020er Jahre leidlich schwierig zu dekodierende
Politfarce osteuropäischer Prägung sein wollte,
führen wir uns dieses mal eine sortenreine Science
Fiction G`schichte zu Gemüte, die sich zwar nicht
entscheiden konnte, ob sie einfach nur als
Alien-Clon, eine leidlich pfiffige Hard-SF-Kapriole
inklusive dubiosem Setdesign, eine
Spukhaus-Geschichte im Weltenraum oder eine schlecht
getarnte 80er Modenschau im damals aktuellen
Dauerweichzeichner-Look, rezipiert werden mochte,
dafür aber politsatirisch nahezu keinerlei
rätselhaftes, verwirrendes, schwer zu
entschlüsselndes, eher: gar nix zu bieten hat.
Der massive 1987er Kinoflop von Regisseur T.C. Blake
[Robert „Red Heat: Unschuld hinter Gittern“
Collector], der kurz nach der Uraufführung sang- und
klanglos aus den Kinos entschwand, glück- und
hoffnungslos eine Weile im Fegefeuer der
Videotheken-Zweitauswertung ein unrühmliches Dasein
fristete um schließlich dem cineastischen Vergessen
anheim zu fallen, basiert auf einer mittelmäßigen
Novella des ebensolchen Vielschreibers und „Game of
Thrones“ (resp. „A Song of Fire and Ice“) Verfassers
Schorsch „nicht Tolkien aber Terror und Titten“ R.
R. Martin. Und well, für Genreverhältnisse erwartet
uns tatsächlich eine nicht ganz so
schlampig-verblödete, beinahe schon originelle Geister
Im Weltall – Mär, die womöglich ihr Publikum
gefunden hätte, wäre da ein wenig mehr Geld in der
Kleingeldkasse, etwas weniger Haarspray und David
Hamilton Ultraweichzeichnerschnackes sowie deutlich
mehr Talent seitens Drehbuchautor, Regisseur und
Schauspieler:innen-Riege im Spiel gewesen.
Freuen wir uns auf hübsche Raumschiffe, 80er mäßige
Outerspace-Fits, possierliche
Raumschiffsinnenausstattung inklusive Betonwänden,
Industriegedöns, super-alten Computern, ausladenden
Säulen-Spa-Räumen (!) und noch so manch wunderlichen
quietschebunten Unfug mehr, während wir versuchen,
mehr schlecht als recht der nicht unwirren Handlung
voller Action, pseudophilosophischem Gequassel,
transgender-Clonereien und KI gesteuerten, äh,
„lebendigen“ Bordcomputern auf ihrer Mission, den
Menschen das Leben zur Hölle zu machen, zu folgen,
wohin auch immer.
Also hurtig zwei Döschen Haarspray inhaliert,
verspiegelte Sonnenbrille verkehrt herum aufgesetzt
und den Nachtfliegern des Raumschiffs „Nachtflieger“
auf ihrer Reise mit was achtziger-mäßigem
zugeprostet!
P.S.: Obzwar ein erfreulich achtziger-mäßig
synchronisierter Trailer im Netz zu finden ist,
blieben doch all unsere Bemühungen, eine Kopie mit
durchgängig deutscher Tonspur aufzutreiben, bisher
erfolglos. Liegt es an der Schwierigkeit, den immer
schlauer tuenden Suchmaschinen zu erklären, dass der
US-Film „Nightflyers“ auf Deutsch „Night
Flyer“ heißt, „The Night Flier“
wiederum eine der eher unbekannteren Stephen King
90er-Flops ist, die als „Der Nachtflieger“ in
ääääh die Nähe der deutschen Kinos kam und es
mittlerweile TV Adaptionen, Podcasts und
wahrscheinlich auch Sexspielzeuge gleichen Namens
quer durchs Netz und wieder zurück, zu vermelden
gibt?
Fragen über Fragen... Jedenfalls bleiben wir dran,
sind ja noch ein paar Stunden oder Minuten bis zum
Screening :-)
J+F+A
19.09.2024
ATLANTIS !
Aber nein, wir sehen nicht Luc Bessons Fischparade
von 1991, sondern Michael J. Murphys Opus Magnum aus
zufällig gleichem Jahr, mit zufällig gleichem Titel.
Jenen von Euch, die Michael wer? antworten –
also allen – sei eine erschöpfend
akribische Aufarbeitung seines wundersamen
Werdegangs und Werks an die Hand gegeben.
TLDR; er war einer jener von uns so geschätzten
Besessenen, deren Enthusiasmus fürs Filmemachen von
keinem noch so mikroskopischem Budget gebremst
werden konnte.
Zu unseren Gunsten! Bekommen wir doch exklusiven
Einblick in die Dekadenzphase der Atlantischen
Hochkultur, samt Gladiatorenkämpfen, Kristall-Magie,
Teleportation, Revolution, fortschrittlicher
Reproduktionsmedizin, ressourcenoptimiertem
Kostümdesign,
in-Gruppen-herumstehen-und-aufeinander-einreden,
sowie erstaunlich wenig Wasser.
Steigert es Eure Vorfreude, wenn ihr wisst, dass ein
Großteil dieses Monumentalfilms in der Garage von
Mr. Murphy gedreht wurde?
OK! Ein Großteil dieses Monumentalfilms wurde in der
Garage von Mr. Murphy gedreht!
Einen erfrischenden Twist erhält das Ganze durch den
Umstand, dass Mr. Murphy nicht in den US of A tätig
war, sondern in Good Ol’ England – nicht ganz
unpassend, sich diese epische Herausforderung mit
einem gewissen Odeur von Fish&Chips am Set
vorzustellen und den rosigen Teint mancher
Protagonisten der regelmäßigen Zufuhr gut gezapfter
Pints zuzuschlagen.
Wer fragt, wo der Anschluss zum 87er Film der
Vorwoche zu finden sei: unter anderem können wir dem
Verknallen umfangreicher Haarspray- und
Makeup-Restposten aus den 80ern beiwohnen. Und so
manch weitere Parallele zwischen „Luschen im All“
und „Nulpen im Bermudadreieck“ kann spätestens in
der gemeinsamen Nachlese ausgedeutet werden.
Hier haben wir den Fall, dass die Abtastung vom
Originalmaterial alle Unzulänglichkeiten sichtbar
macht, die seinerzeit für die Direct-To-Video
Veröffentlichung „egal“ schienen. Wobei: es zeigte
sich Mr. Murphy in Bezug auf das Geschaffene eher
stolz stolz als schuldbewusst – wurden doch gleich zwei
Making-Of produziert, für alle, die gar nicht genug
bekommen konnten von… von … na davon eben.
ps. Ausnahmsweise handelt es sich nicht um eine
Verfilmung von Tristan und Isolde, derer Mr.
Murphy über die Jahre nicht eine, nicht zwei,
sondern respektable drei schuf. Ein Mann mit starkem
Willen! Wollen wir mit?
See you
F&J&A
26.09.2024
Liebe Gemeinde,
bleiben wir noch ein Weilchen im außerordentlich
engen England und begeben uns nach den lehrreichen
Abstechern in die Garagen,
Pappmaché-Vulkaninselhöhlen und überschaubare
Kleinstsiedlungen (bestehend aus einer Hütte und so
sieben Gestalten) von (hüstel) "Atlantis", in die
Londoner Untergrundbahn, wo sich – erneut auf
engstem Raum, diesmal allerdings mit deutlich mehr
Budget und Finesse realisiert – ein
satanistisch-marsianisches Invasionsszenario
entfaltet, dass sowohl London im allgemeinen als
auch den energetischen Protagonisten Professor
Haber- äh Quatermass und seine Getreuen in
existenzialistischer Weise fordern wird.
Die schon Mitte der Fünfziger als TV Serie
gestartete Saga um den genialen
Raketenwissenschaftler und überzeugten Pazifisten
Quatermass, der eine gewisse charakterliche
Verwandtschaft zum berühmt-berüchtigten Detektiven
Holmes nicht leugnen kann, wurde mit Erfolg für die
Leinwand aufbereitet und wir haben das Vergnügen,
die 1967er Hammer Studios Verfilmung der 3.
TV-Staffel unter der Regie von Roy Ward Baker zu
verköstigen, die unter dem Serientitel "QUATERMASS
AND THE PIT" (aka DAS GRÜNE BLUT DER DÄMONEN -
QUATERMASS UND DAS PENDEL, FIVE MILLION YEARS TO
EARTH) und dank der gemeinschaftlichen Anstrengungen
einer ganzen Veteranen-Riege des oben erwähnten
legendären Hammer-Quatschfilmproduktionsbetriebes
realisiert und sogar recht erfolgreich im Kino
gespielt wurde.
Und alle Mars-Deibel nochmal, uns erwartet ein
lustig blubberndes Genre-Mischmasch-Zaubertränkchen
inklusive hocheffizientem Minimal-Setting,
ausladenden Overacting-Eskapaden,
pulpig-unbekümmmerten Story Wirrungen und Irrungen
(die nebenbei TMN best-of-10 shortlister "Lifeforce"
resp. Regisseur Tobe Hooper maßgeblich beeinflusst
haben sollen, manch eine:r redet gar unverhohlen von
"Neuverfilmung") sowie famosen
Elektronik-Soundeinlagen, die laut Interview mit dem
Komponisten Tristram ("The Ladykillers" OST) Cary
unter Anderem den geheimen Zweck verfolgten, die
ein/ oder andere Lautsprecherbox im ein oder anderen
Kino zur diebischen Freude des Komponisten an die
Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und darüber hinaus
zu strapazieren (*).
All` dass kommt erfreulich unbunt-bunt,
spektakulär-unterkühlt, unbekümmert und grüblerisch
daher, und auch die Special Effects Crew schafft es
mal wieder, Bilder von grotesk zwischen
beeindruckend-innovativ und geradezu rührend-naiv
und schluderiger hin und her taumelnder, visueller
Kraft, zu generieren, die uns über die volle Strecke
von 97 Minuten gewisslich den ein oder anderen Oha!
Moment bescheren werden.
j+f+a
(*) "(...) the main use of electronics in
Quatermass, I think, was the violent shaking,
vibrating sound that the "thing in the tunnel"
gave off ... It was not a terribly challenging
sound to do, though I never played it very loud
because I didn't want to destroy my speakers—I did
have hopes of destroying a few cinema loudspeaker
systems, though it never happened.“
03.10.2024
Liebe Zuschauernde,
auch heute ist die Zeit knapp, deswegen das Programm
in aller Kürze.
Nach unserer Besichtigungstour durch eine
problemgeplagte Londoner U-Bahn Station des Jahres
1967 denken wir: da geht noch was, untenrum.
Wer jetzt auf möchtegernstylischen Anspruchsmurks a
la Bessons SUBWAY hofft, dem sei gesagt: wir sinds!
Statt dessen haben wir eine weitere problemgeplagte
Londoner U-Bahn Station ausgebuddelt, diesmal des
Jahres 1972.
Und wer jetzt hoffen mag, dass es vllt. eine
betulich-angejahrte britische Komödie sein könnte,
dem sei erneut erwidert: wir sinds!
Wir absolvieren eine selbstgestellte Mini-Challenge,
nämlich jene, innerhalb des Mikro-Genres
"problemgeplagte Londoner U-Bahn Station“ den
letztwöchentlichen QUATERMASS hinsichtlich des
nihilistischen Bedrückungslevels nochmals zu unter-
bzw- überbieten, und zwar mit Anlauf.
Wappnet Euch für ein (in jeder Hinsicht)
außergewöhnlich finsteres Stück Zelluloid, bei dem
auch das Patentzezept aus QUATERMASS ("erst mal
einen Schnaps") nur noch bedingt hilft. Alternative
Bewältigungsansätze willkommen.
F&J&A
(gegeben ward RAW MEAT)
09.10.2024
Liebe Alle,
Un-Schnickschnurkel
Schnickschnurkel
Schnurkel -
was beschreibt das Gefühl, dass sich wie ein
wirklich hartnäckiger Schimmelfleck im zarten
Mauerwerk unseres von den Bierfesten, Katzen,
Rentieren, schwarzen Spinnen, Sadomaso-Killern und
marodierenden U-Bahn-Kannibalen etc. pp. schon
bedenklich brüchig gewordenen Seelenmauerwerks breit
gemacht hat?
Wer drauf kommt, hat sich was verdient! Wer nicht
drauf kommt - natürlich auch.
"HeissaJibbieundJuchhee!" hören wir Euch rufen. "Was
haben wir uns denn verdient?"
Nun, hier in der TMN-Sekte bekommt jede:r, was
er/sie/es verdient, und verdient wird, was Mensch
braucht. Um es mal frei nach KEOMA (dt. Synchro) zu
formulieren: "Wir sind freie Menschen! Und freie
Menschen brauchen NICHTS!"
Dennoch lautet die einhellige Meinung nicht nur des
Kuratoren-Triumvirates: gebraucht, benötigt, fast
schon ersehnt wird etwas heiteres, gewissermaßen
"upliftendes", Balsam für die doch recht
strapazierten Augen, Ohren und gemarterten Sinne und
Seelen ...
Mehr Farben, weniger Hardcore Depro-Tech,
stattdessen verblödeter 50er Jahre
Retro-futuristischer Zukunftsoptimismus, ganz ohne
übernatürlichen Firlefanz, dafür irritierend
religionskritisch, fortschrittsgläubig und ein
klitzewinzigkleinesminniebbesbissie rassistisch,
trotz für die damalige Zeit leidlich
fortschrittlichen Diversitäts-Ansätzen.
Begeben wir uns also aus den endlosen
Depressions-Röhren der mit dämonischen Marsianern
und schlecht gelaunten Kannibalen vollgestopften
Londoner U-Bahn in Retro-futuristische
Maniker-Röhren weit oberhalb aller Londons dieser
Erde, die, mal zu artigen Ringen geformt*, mal
elegant als schicke Rakete inklusive Flügeln (???)
lang gezogen, einem unter Amüsier- und Witzelsucht
leidenden Weltraummarine-Männer-Haufen** als Lebens-
Arbeits- und Freizeitraum dienen, in welchem man
über hochgradig klischeebeladene Akteure nach
Belieben rohe Scherze machen und sich auf deren
Kosten amüsieren kann, einem "Japaner" bei einem
hochgradig unsensiblen Monolog, der endlich klar
stellt, warum Japan sich im grade mal 10 Jahre
zurückliegenden 2. Weltkrieg so sehr für die -
falsche - Seite engagiert hat, lauschen mag***,
Vater-Sohn Beziehungsstreitereien beiwohnen darf und
so ziemlich allen Weltraumreise-Klischees begegnet,
die die Mittfünfziger so zu bieten hatten.
Wobei ein besonderes Augenmerk darauf liegen sollte,
dass spekulativer Alien-Kram und gar zu
esoterisch-phantastische Spinnereien hier in
keinster Weise Thema sind: schließlich bemühten die
Macher des Films George "Die Zeitschindemaschine"
Pal und sein Regisseur-Pal Byron "Man-Eater of
Kumaon" Haskin, niemand geringeres als Wernherrrrrrr
von sehr Braun und den äußerst renommierten
Space-Art-Künstler Chesley Bonestell, dessen
großartige Weltraumgemälde maßgeblich das Bild der
zukünftigen Raumfahrt der 50er und 60er Jahre
prägten und der schon den Pal / Byron Film "Die
Reise zum Mond" bzw. die Anfangssequenz des "Der
Krieg der Welten" Klassikers mit seiner schicken
Kunst aufwertete, als
wissenschaftlich-technisch-rassistische Berater.
So viel guter Wille hoppst uns von der Leinwand
endgegen, so viel erfreulich einfallsreiche und (wie
erwähnt später von Kubrik geklaute) "realistische"
Space-Konzepte in prächtigem Technicolor!
Aber auch soooo viele unsinnige Dialoge werden über
das arglose Publikum ausgekübelt, schäbige Witzchen
und dümmliche Drehbucheinfälle geben sich die
Celluloid-Klinke in die Hand, mäßig bis schlecht von
ebensolchen Schauspielern dargeboten, dass der Film
sang- und Klanglos an den Kinokassen scheiterte und
Herr Pal seine Pläne für eine Fortsetzung des
Klassikers "When Worlds Collide" begrub und
Jahrelang die Finger von SF-Stoffen lies...
Ganz klarer TMN Kandidat also:
The Conquest of Space / DIE EROBERUNG DES
WELTRAUMS
USA 1955,
R: Byron Haskin
Einflussreich und schief gegangen, atemberaubend
visionär und grenzdebil, religionskritisch und
Wissenschaftsfanatisch, divers und rassistisch
zugleich, Yin und Yang und Yuck. Und (Dank des
beträchtlichen Einsatzes von Co-Kurator Aminator) in
der schickesten, aktuellsten und dennoch mit hoch
amüsanter deutscher Tonspur ausgestatteten Version
für Euch dargeboten!
TMN-Herzelein, was wollt ihr mehr?
Richtig: NICHTS.
19:00 Geschichten von Heute
20:00 "Geschichten von Morgen - oder auch
Übermorgen..."****
J+A+F
Obacht, sehr sanfte, keine wichtigen
Handlungselemente betreffende Spoiler-Anmerkungen
unnerum!
*Stanlaurel Kubrick hat sich mehr als nur ein
Scheibchen vom Look der wunderschönen
Weltraumstation für seine eigene
2001-Doppelrad-Raumstation abgesäbelt. Und noch so
manches pfiffige Technik-Detailchen mehr äh
geliehen. Hier ein Link
zu einer flotten Bildgegenüberstellung
**Die einzigen Frauen, die ein bisschen
Leinwand-Zeit eingeräumt bekommen, sind Mutti
(rührend) und Nuttie (Marilyn Monroe-Verschnitt,
ihren Verlobten Astronauten-Scherzbold offenbar noch
während seines letzten Gespräches vor der
dramatisch-undramatischen Reise zum Mars quasi vor
laufender Kamera und Millionenpublikum betrügend
("...du treulose falsche Tomate!") und ein Haufen
Tänzerinnen, die kurzer Hand aus dem Bob Hope
Flop-Lustspiel "Here come the girls" importiert
wurden und samt und sonders nur auf dem modernen
Riesen-"Monitor" zur Belustigung des unangenehm
ralligen Männerhaufens singen und tanzen dürfen.
Ohne Credits im Abspann zu bekommen
selbstverständlich...
***wirklich abenteuerliche Thesen werden hier
aufgestellt, mein lieber Herr Gesangsverein! Dieser
Monolog ist in seiner hyper-rassistischen,
Geschichte gnadenlos zerklitternden Ernsthaftigkeit
fast schon ein dadaistischer Kurzfilm in sich!
Unnötig, zu erwähnen, dass der Japaner natürlich von
Benson "Charlie Chan`s Number Three Son Tommy" Fong,
einem in Californien geborenen Schauspieler
chinesischer Abstammung, gespielt wurde...
**** ...oder Sonntag viertel vor Fünf? Oder wann
auch immer!? Oh ja, das sind die ersten Worte, die
man im Film zu hören bekommt. Möglich, dass das
kryptische Raumpatrouille Orion Introgesülze "Was
heute noch wie ein Märchen klingt, kann Morgen
Wirklichkeit sein. Dies ist ein Märchen von
Übermorgen" hier seine Inspiration geschöpft hat.
17.10.2024
Liebe Frauchen und Herrchen und *chen.
Spekulatives und Spekulatius – all das hatten wir in
den letzten Wochen satt und werden es in den
kommenden Wochen wahrscheinlich satter haben, als
uns lieb ist: Gewisse Wahlparteien und ihre hündisch
ergebenen Anhänger- und Mitläufer:innen treiben
jenseits der großen Pfütze ihr Unwesen, und wer
nicht bellt, wenn der Orangene „Hund“ sagt, hat
genau so verloren wie „demjenigen“, der wo eben
nicht bellen tut oder gar, schlimmer, Maunzt.
Utopisch-technische Zukunft, dereinst von den
findigeren Autoren aus sämtlichen Ost, West, Süd und
Sonstwo-Blöcken als Mittel der kritischen
Gegenwartsbetrachtung und geistiges
Experimentierfeld für Uto- oder Dystopien jedweder
Couleur beschrieben, ist zur Spielwiese debiler
Vielgeldhaber verkommen, Nerd-Gegenwart mit
Robotern, Raketen, Selbstfahrautos und Steckern in
der Birne schlägt konstruktives Brainstorming mit
Laues-Lüftchen-Windstärke minus 17.
Ist es da ein Wunder, dass Kurator Brain sich
freiwillig für ein kurzes Weilchen aus dem
Real-World-Stress raus zieht und in der Meditation
nach Einklang, Sinn und Seelenfrieden sucht?
Gut für Ihn, höre ich Euch entnervt aufstöhnen, aber
was ist mit UNS? Den Unterhunden der Gesellschaft,
die nüscht anderes als die TMN zum immer wichtiger
werdenden Druckausgleich für den von Minute zu
Minute wahnsinniger werdenden Zeitgeist und seinem
hässlichen, humorlosen best Buddy „Alltag“,
haben?
Erster (von zwei) Vorschlägen (Nummero Zwo folgt
nächste Woche): Augen weit aufsperren und die
schiere Realität des amerikanischen Blicks AUF den
amerikanischen Blick AUF des Menschen besten Freund
bzw. seine gnadenlose Verwertbarkeit als Objekt des
Begehrens und Projektionsfläche, auf sich wirken
lassen.
Damit wir uns richtig verstehen: gespielt wird hier
kein Mondofilm, der Hundefriedhöfe und -Bordelle in
sensationalistischer Weise dem den Bahnhofskinos
erwachsen TMN-Millionenpublikum kredenzt (oder
besser: halbverdaut vor die Füße bricht).
Bei
BEST IN SHOW
USA 2000
R.: Christopher Haden-Guest, 5th Baron Haden-Guest
handelt es sich vielmehr um eine
sachlich-unaufgeregte filmische Dokumentation, die
den mitunter steinigen Weg verschiedener
Vierbeiniger Protagonisten und deren
Frau-Herr-*-chen auf das bez. kurz vor nämliches
Siegerpodest einer Hundeschau in Philadelphia
nachzeichnet. Die bizarre Mockumentary-Farce
ersonnen hat kein Geringerer als „This is Spinal Tap
(TMN Playlist April 2007)“ Autor und Darsteller
Christopher „Polizist in 'Ein Mann Sieht Rot'“
Guest, der mittlerweile so einige feine Fake-Dokus
auf dem Kerbholz hat und als eine Art graue Eminenz
dieses Hit-and-miss-Genres betrachtet werden darf
und als Bluthundbesitzer ebenfalls vor der Kamera zu
sehen ist.
Sehen wir ein Psychogramm oder ein Gramm Psycho?
Abwarten und Leckerlies bereit halten, die Katze
vorsichtshalber in eine gemütliche Mikrowelle
einsperren und eure devoten emotionalen
Unterstützungs-Cyniker von der TMN ihr warmes,
feines Häufchen machen lassen.
J+A+F
24.10.2024
Παιδιά της νύχτας - Kinder der Nacht,
nachdem der letztwöchige erbauliche
Hundeschau-Mokumentary-Vilm (sic*) uns evvektiv aus
den exestenzialistisch-depressiven Röhren
vergangener und zukünvtiger Jahre gevührt und bei
der Gelegenheit die vorherrschende Meinung, dass das
schlimmste Monster, die Wurzel allen Übels, immer
noch unangevochten der MENSCH sei, in all seinen
selbstvergessenen, narzistisch-neurotischen
Vacetten, einmal mehr eindrucksvoll untermauert hat,
sowie dem Umstand Rechnung tragend, dass Kurator
Brain aus seinem introspektivem Retreat
vergleichsweise unbeschadet zurückgekehrt ist,
reißen wir das Steuer erneut herum wie Odysseus
hochmotivierter Steuermann Go!disseus und
schauen gespannt gen Geburtsstätte der
abendländischen Philosophie, in der (wahrscheinlich
unbegründeten) Hovvnung, die Erben des Sokrates,
Alexis Sorbas und Versouvlakis oder so ähnlich,
mögen unserer Odyssee-esken Suche nach Erkenntnis,
Wahrheit und einem leidlich angenehmen, gangbaren
Wegen aus dem, aus ALLEN Schlamasseln, mit wertigen,
klassisch untervütterte Einlassungen um eine neue
Route bereichern.
Schön: Regisseur Yannis Veslemes ist sich mit seiner
Horror/Vantasy/makabren Komödie
Νορβηγία
aka NORWAY
Griechenland 2014
tatsächlich nicht zu vein, die grade wieder
hochaktuellen Themenkomplexe Unsterblichkeit,
Verantwortung, Sehnsucht, Hedonismus und Vaschismus,
in einen schmalen, knapp unter achtzig Minuten
unserer Auvmerksamkeit vordernden, obskuren und
überraschend buntblutigen Tanzvilm zu tackeln.
Vreuen wir uns also auv Alexis „Vampir-“ Zorbas den
Zweiten, der wie sein großer Cineastischer Vorgänger
ebenvalls irgendwie nicht mit dem Tanzen auvhören
kann (weil sonst sein Herz buchstäblich
stillsteht...ach, Metaphorik du Schelm!) und bei
seiner bizarren Reise durch ein exzentrisch
bebildertes Athen, respektive dessen Disco-Szene,
auv so manch menschengemachte Probleme und
schwierige Charaktere trivt, die den melancholischen
Marathon-Tänzer-Vampir einvach nicht zur (ewigen)
Ruhe kommen lassen. Aber der groovige Blutsauger mit
den weissesten Tanzmoves Griechenlands und dem Gemüt
eines Vinnischen Kaurismäki-Darstellers scheut auch
einen Abstecher in die uns mittlerweile gewisslich
ans Herz gewachsenen unterirdischen Röhren und
Schächte nicht, was bestimmt auch irgendwas deepes
zu bedeuten hat nichtwahr.
Positiver Trigger: Avicandos klassischer
Modelleisenbahnen werden genau so auv ihre Kosten
kommen wie Musikliebhaber, die bestimmt darauv
brennen, zu ervahren, was Regisseur und
Vilmkomponist in Personalunion vür eine Vorstellung
von leidlich zeitgenössischer 2014ner
Undergound-Disco griechischer Prägung, hat.
Also ran an den Raki, Indoor-Sonnenbrillen geputzt
und Zirtaki-Schuhe angezogen und geschwind wie ein
nackiger Olympionike in den Trasnight-Hades
eingetuned!
J+V+A
19:00 Philosophische Ergüsse
20:00 Vampirische Buntblutergüsse
(*) ...Opver der TMN-Recherche zur spätesten Stunde:
die Taste „ “ meines unglücklicher Weise von einer
umvallenden Biergetränk-Vlasche in Mitleidenschavt
gezogenen Keyboards, dass mich zwingt, den aus dem
mechanisch-elektrischem Gedächtniss der Tastatur
getilgten Buchstaben „“ durch ein energetisches „V“
zu ersetzen.
Und nein, Autokorrektur kommt nicht in Vrage. Keiner
mag Autos. KEINER! (mit brüderlichem Gruß an
Theoderkavve :-)
31.10.2024
Hochverehrtes Publikum,
zu den gediegensten Vorrechten unserer
freischaffenden Kuratiererei gehört es zu
entscheiden:
Welche Motive des vorwöchentlichen Programms setzen
wir fort?
Welche Anknüpfungspunkte ignorieren wir?
Und was provoziert uns, erfrischende Kontraste zu
setzen?
So sind die früheren Double Features zu einem
Endless Feature mutiert, das wir mit Freuden, aber
auch unerschrockener Leidensfähigkeit fortsetzen.
Denn: manches, was sich als gradezu zwingender
Anschluss darstellt, führt in die Abfallgrube
unserer Sammlung. Da müsst Ihr durch. Wir allerdings
auch.
Featurevergleich Kalenderwoche 43 vs. 44:
- Vampire?
Nope, aber valide klassischer Ersatz durch
Mumien und Zombies. It’s Halloween, ffs!
- Spielt in Griechenland, in „Athen“?
Wir buchen um auf eine kostengünstigere
Urlaubsdestination: französische Provinz.
- Verlebter, ungewaschener Säufer sitzt und
latscht herum und labert und labert?
Konter: Gepflegte mitteljunge Dame rennt herum
und schreit und schreit. In Gummistiefeln.
- Spielt 1984, ist aber 2014 gedreht?
Knapp vorbei: spielt und gedreht 1985.
- Erster Spielfilm des Regisseurs?
Letzter Spielfilm des Regisseurs.
- Irgendwas mit Nazis, weil irgendwas mit
Nazis geht immer, weil „krass“?
Check.
- Tiroler aus Norwegen?
Normannen aus der Normandie.
- 73 Minuten?
75 Minuten. (Gewinner bzgl. Zeitdehnungsfaktor
wird durch freiwillige Testpersonen ermittelt,
Hannes hat das letzte Wort)
- Trinkspiel: immer, wenn einer was trinkt.
Trinkspiel: immer, wenn eine nervig-dämliche
Katze zu sehen ist. Oder ein nervig-dämlicher
Rentner auf ein nervig-dämliches Pferd zielt und
nicht trifft. Oder beides. Prost.
- Blaue Ersatzflüssigkeit?
Blaue Ersatzflüssigkeit.
All das bekommt 2 von 10 Punkten bei
Schnittberichte.com. Muss man erst mal schaffen. DEVIL
STORY schaffts.
Praktischerweise können wir Euch einen Kommentar an
die Hand geben, der sich auch ohne
Französischkenntnisse erschließt: quel film! une
abyssale nullité!
See you
F&J&A
DISCLAIMER: Wir neigen zur Faulheit.
Die Playlist wird unregelmäßig ergänzt und ist daher
nie auf dem neuesten Stand.
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